Heimkehr nach Elmswood
Von Cheryl St.John
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Über dieses E-Book
"Da ist eine hübsche Frau, Dad", bemerkt der siebenjährige Jamie - und Nick muss seinem Sohn zustimmen: Ryanne zieht ihn magisch an. Und sie ist nach Elmswood zurückgekehrt! Kann Nick seine Traumfrau überzeugen, bei ihm und seinem Sohn Jamie zu bleiben - für immer?
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Buchvorschau
Heimkehr nach Elmswood - Cheryl St.John
IMPRESSUM
Heimkehr nach Elmswood erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2002 by Cheryl Ludwigs
Originaltitel: „Nick all Night"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1363 - 1363 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Xinia Picado Maagh-Katzwinkel
Umschlagsmotive: tatyana_k/Fotolia
Veröffentlicht im ePub Format in 03/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733776763
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Nick Sinclair hielt die Luft an, presste sich eng an die Wand und glitt lautlos in das Schlafzimmer, wobei er seine Smith und Wesson fest in beiden Händen hielt. „Keine Bewegung!"
Der darauf folgende markerschütternde Schrei ließ ihn so zusammenzucken, dass er die Waffe beinahe fallen ließ, aber er blickte weiterhin unverwandt auf die Person, die sich in dem Zimmer befand.
Eine gut gebaute Blondine in einem Unterhemd, das ihr nicht mal bis zum Nabel reichte, ansonsten nur mit einem winzigen Slip bekleidet, hatte den Wäschestapel fallen gelassen, den sie auf dem Arm trug, bevor sie sich zu Nick umdrehte und ihn anstarrte.
Sie hatte die schmalste Taille und die längsten Beine, die er je gesehen hatte. Unter dem knappen Hemd zeichneten sich kleine feste Brüste ab. Das Haar hatte sie hochgesteckt, sodass es ihr an einer Seite in wilden Locken ins Gesicht fiel. Mit weit geöffneten blauen Augen starrte sie ihn ängstlich an.
Die Augen von Ryanne Whitaker.
Ryanne lebte schon viele Jahre in Kalifornien, und ihre Mutter, der das Haus gehörte, wohnte jetzt in Arizona. Als er das Licht und die Musik bemerkt hatte, war er davon ausgegangen, dass Jugendliche in das Nachbarhaus eingebrochen waren.
Jetzt ließ er die Waffe sinken. „Ryanne?"
Verwirrt schaute sie ihn an. „Nick?, frage sie, als sie ihn erkannt hatte. „Was machst du denn hier?
„Ich dachte, es hätte jemand eingebrochen, denn deine Mutter ruft immer an, bevor sie herkommt."
Sofort veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. „Wie bist du ins Haus gekommen?"
„Ich habe einen Schlüssel."
„Mom hat dir einen Schlüssel gegeben?"
Er nickte. „Ich kümmere mich für sie um das Haus."
„Du kommst also einfach herein und schaust dich um, wenn dir danach zumute ist?"
„Nein! Ich dachte, du wärest ein Einbrecher. Hier in Elmwood gibt es zwar nicht viele Einbrüche, aber in letzter Zeit haben einige Jugendliche in leer stehenden Häusern Partys gefeiert."
„Deshalb dieses Theater mit der Waffe", bemerkte sie trocken.
Schon immer war es ihr gelungen, ihm das Gefühl zu vermitteln, der Idiot zu sein. „Hätte ich geahnt, dass du hier bist, dann hätte ich mir keine Sorgen gemacht."
„Ich wusste nicht, dass ich meine Ankunft anmelden muss. Außerdem halte ich es nicht für illegal, meine eigene Unterwäsche in meinen eigenen Schrank einzuräumen."
„Bist du allein hier?"
Von Evelyn wusste er, dass Ryanne verheiratet war, aber ihr Mann schien sie nie nach Hause zu begleiten. Trotzdem konnte der Typ irgendwo sein. Der Glückliche!
Als sie seinen forschenden Blick bemerkte, hielt sie sich einen seidenen Morgenmantel vor den fantastischen Körper. „Keine Komplizen dabei. Nur ich."
„Wo ist dein Mann?"
Ryanne versteifte sich und runzelte die Stirn. „Da du jetzt weißt, dass ich das Haus nicht ausrauben will, könntest du eigentlich gehen."
Nick blickte kurz an seiner kurzärmeligen Kaki-Uniform herunter. Er hatte einen Moment lang überlegt, ob er seine Waffe mitnehmen sollte, aber die Jugendlichen nahmen ihn eher ernst, wenn er sie bei sich trug. Schließlich gehörte eine Waffe zu seiner Dienstausrüstung.
Er steckte den Revolver weg. „Was machst du hier?"
Seit sie weggezogen war, war Ryanne äußerst selten nach Elmwood gekommen. Und immer nur an Feiertagen.
„Das Haus gehört meiner Mutter. Ich muss dir also nicht erklären, warum ich hier bin."
„Nein, das musst du nicht. Ich bin nur neugierig."
Er machte Anstalten zu gehen, und sie folgte ihm, während sie den Morgenmantel anzog. Ironischerweise hatte er erst vor einer Stunde an seine unerfüllten sexuellen Bedürfnisse gedacht, als er in seinem Zimmer stand und nach draußen geblickt hatte. Ein alleinerziehender Vater in einer Kleinstadt hatte nicht viele Möglichkeiten, das Problem diskret anzugehen. Und nach dieser Begegnung würde er heute Nacht erst recht nicht einschlafen können.
Ryanne zog den Gürtel fest, aber Nick konnte nicht vergessen, was er gerade unter dem glänzenden Stoff gesehen hatte. Ob er das je vergessen könnte? Er drehte sich um und ging die Treppe hinunter, wobei er sich jetzt keine Mühe gab, leise zu sein.
„Ich nehme an, es gibt noch mehr ahnungslose Frauen, die du in deinem Nachtdienst erschrecken kannst. Lass dich nicht aufhalten."
Das Haus sah immer noch so aus wie vor dreißig Jahren. Dieselben Bilder im Treppenhaus, dieselben antiken Möbel und die Spitzengardinen. „Ich bin nicht im Dienst."
„Nun, ich wette, du bist ein richtiger Held, wenn du Dienst hast."
Er hatte die Tür schon geöffnet, aber er drehte sich noch mal kurz um. „Sieh mal, Rye, ich habe Licht gesehen. Dann habe ich Fenster und Türen überprüft. Ich hörte Musik, und ich hatte einen Schlüssel, also bin ich in das Haus gegangen. So sollten aufmerksame Nachbarn sich verhalten. Ich war vorsichtig und habe meine Arbeit gemacht. Dabei habe ich dich nun mal in Unterwäsche gesehen. Entschuldige also bitte."
„Schon geschehen."
„Gut."
„Gute Nacht."
„Gute Nacht."
Sie schlug die Tür zu, und er hörte, wie sie die Kette vorlegte.
Undankbare, reizbare, verwirrende Frau. Früher waren sie sich so nah gewesen wie Geschwister. Das hatte ihm zwar nicht ganz gepasst, aber es war angenehm gewesen. Freunde … Doch sie hatte etwas aus sich machen wollen. Sie hatte ein Stipendium für Stanford bekommen, war weg aus Elmwood und hatte nie mehr zurückgeschaut.
Deshalb war es merkwürdig, dass sie jetzt ohne ihre Mutter in der Stadt war. Um ihre Mutter zu besuchen, hätte sie nach Arizona reisen müssen. Die Kisten, die er im Esszimmer gesehen hatte, schienen nicht nur für einen Kurzbesuch gedacht zu sein. Es sah eher so aus, als ob sie einziehen wollte.
Ryanne blickte auf die Kartons und überlegte, ob sie noch einen weiteren die Treppe nach oben tragen konnte. Eigentlich hatten sich in ihrem bisherigen Leben ohnehin nur äußerst wenige Besitztümer angesammelt. Aber sie hatte fast den ganzen Rest verkaufen müssen, um das Finanzamt zufriedenzustellen.
Wenn sie an einen anderen Ort gehen könnte, hätte sie das getan. Doch nur hier konnte sie mietfrei wohnen und versuchen, ihr Leben in die Hand zu nehmen und einen Job zu finden.
Mit den gesprächigen, neugierigen, biederen Bewohnern der Stadt hatte sie schon gerechnet. Aber ausgerechnet Nick musste als Erster seine Nase in ihre Angelegenheiten stecken!
Nick Sinclair, der Sheriff. Sie hatte zwar von seinem Amt gewusst, aber ihn noch nie bei der Arbeit gesehen. In all den Jahren war sie ihm fast nie über den Weg gelaufen. Jetzt war er ein Mann, und er sah fantastisch aus. Beim Anblick seiner schwarzen Haare und der dunklen Augen musste eine Frau sich geradezu zwangsläufig fragen, wie es sich wohl anfühlte, von diesen Lippen geküsst zu werden.
Ryanne hielt inne. Wie konnte sie nur so von Nick denken? Sie war einfach zu lange unterwegs gewesen und hatte nicht genug geschlafen. Einsamkeit und mangelnder Schlaf konnten einen Menschen verrückt machen.
Während sie sich selbst bemitleidete, liefen ihr einige Tränen über das Gesicht, die sie jedoch schnell wieder wegwischte. Wer hätte gedacht, dass sie, Ryanne Davidson, irgendwann gezwungen sein würde, ins Haus ihrer Mutter zu fahren, in die Stadt, aus der sie immer nur fliehen wollte. Ihre Mutter wusste, dass sie eine Weile hier leben wollte, aber sie kannte keine Einzelheiten. Ryanne hatte einfach noch nicht den Mut gehabt, ihr Versagen einzugestehen.
Ärgerlich hob sie einen Karton und ging zur Treppe. Niemand sollte von ihrer Demütigung erfahren, dafür würde sie sorgen. Wenn jemand herausfand, dass ihr feiner untreuer Exmann Gelder aus der gemeinsamen Firma gestohlen hatte und verschwunden war, dann würde sie von allen ausgelacht werden.
Den Karton stellte sie neben das Bett, machte das Licht aus und starrte aus dem Fenster. Erst nachdem Mason untergetaucht war, hatte sie erfahren, dass er nie Steuern bezahlt hatte. In ihrer Werbeagentur war er für die Buchhaltung zuständig gewesen. Sie hatte sich um Kunden, neue Aufträge und das Personal gekümmert. Wenn sie von seinem Betrug geahnt hätte, hätte sie sich einigen Kummer ersparen können. Aber sie hatte keinen Anlass zu glauben, dass nicht alles perfekt war.
Sie hatten viel Geld verdient. Ihre Agentur genoss einen guten Ruf, und sie konnten viele Aufträge hereinholen. Bei ihrer Arbeit hatten sie und Mason mehr Erfolg als in ihrer Ehe. Als sie von seinen diversen Affären erfahren hatte, war sie jedoch nicht am Boden zerstört gewesen, sondern hatte sich nur geärgert. Sie hatten weiter miteinander gearbeitet, aber Ryanne hatte angefangen, von Scheidung zu sprechen.
Kurz darauf hatte er Firmenschecks eingelöst und war verschwunden. Vergeblich hatte Ryanne Geld, das sie im Grunde gar nicht hatte, dazu ausgegeben, um ihn aufzuspüren. Die Detektive gingen davon aus, dass er das Land verlassen hatte, und sie konnten weiter nichts unternehmen. Die Scheidung wurde unangefochten ausgesprochen, aber dann hatte das Finanzamt sich gemeldet.
Ryanne schaute in die Dunkelheit und bemerkte das Nachbarhaus. Hinten war eine Veranda angebaut, die früher nicht da gewesen war. Außerdem war die Doppelgarage neu. Als junges Mädchen hatte sie oft aus diesem Fenster geschaut und sich gefragt, wie die Welt außerhalb von Elmwood wohl aussah und wie sie ihren Weg machen würde.
Nun, sie hatte alles verloren.
Ryanne öffnete das Fenster, damit etwas frische Luft in das warme, feuchte Zimmer gelangen konnte.
Wie lange würde es wohl dauern, bis sie eine Stelle fand, wo sie so viel verdiente, dass sie ihre Schulden begleichen konnte?
Den Behörden war es ebenfalls nicht gelungen, Mason zu finden. Also gab es nur noch sie. Nach drei Monaten hatten die Finanzbehörden zusätzlich Mahngebühren und Zinsen erhoben, die die ursprüngliche Steuerschuld mehr als verdoppelten. Sie hatte das Unternehmen und alles, bis auf ihr Auto verkauft, denn um eine neue Wohnung und einen Job zu finden, musste man mobil sein.
Das Gefühl des Verlustes und des Versagens lastete auf Ryanne schwerer als die Hitze. Warum war sie ausgerechnet hier in Iowa gelandet? Auf der Fahrt hierhin hatte sie mehrmals überlegt, an einen Ort zu gehen, wo sie niemanden kannte. Aber wie und womit? Unter neuem Namen? Wie bekam man einen Führerschein und eine Sozialversicherungsnummer mit neuem Namen?
Sie war nicht Mason. Ihren Verpflichtungen musste sie nachkommen, und zwar ohne kriminelle Handlungen. Warum war sie nur so dumm gewesen, ihm zu vertrauen? Außerdem wollte sie nicht ständig ängstlich über die Schulter zurückschauen und damit rechnen müssen, dass die Steuerbehörden sie auffinden würden.
Also hatte sie weitergemacht und einen Ort gesucht, an dem sie sich wieder neu orientieren konnte. Der letzte Ort, an dem sie sein wollte, war andererseits der einzige Ort, der zur Verfügung stand. Jetzt war sie hier, aber es gefiel ihr nicht. Außerdem bräuchte sie nicht freundlich zu den Nachbarn zu sein, selbst wenn ihr Nachbar Nick Sinclair war und sie ihn nicht nett behandelt hatte. Sobald sie einen Job hätte, wäre sie wieder weg.
Um etwas Besseres zu finden.
Ryanne nahm die Tagesdecke ab und legte sich auf ihr altes Bett. Wie oft hatte sie schon hier gelegen und sich etwas Besseres gewünscht? Aber das Schicksal hatte es anders gemeint. War sie wirklich zu jemandem unfreundlich gewesen, der es nur