Ausgesetzt - und ich fand dich: Mami Classic 55 – Familienroman
Von Susanne Svanberg
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Ein roter Sportwagen stoppte neben Alexandra Schönauer. Sie drehte nur kurz den Kopf zu Seite und ging dann unbeirrt weiter. Sie kannte das Auto, kannte den Fahrer, wollte aber nichts mit ihm zu tun haben. Zielstrebig bewegte sie sich mit dem Kinderbuggy dem Eingang des Parks zu. Im Buggy saß ihr jetzt elf Monate alter Sohn Julian. Er war ein drolliger kleiner Kerl mit dicken Pausbäckchen und großen blauen Kulleraugen. Ihn interessierte das schnittige Cabrio viel mehr. »Au-Auto«, machte er seine Mami aufmerksam und deutete mit kurzen Fingerchen auf das imponierende Gefährt. Der Fahrer ließ es verkehrswidrig im Schrittempo rollen und beugte sich aus dem heruntergekurbelten Fenster. Daß andere Verkehrsteilnehmer hinter ihm hupten, schien ihn nicht zu stören. »Hallo Alexandra! Schön, dich zu sehen. Siehst fabelhaft aus.« »Hallo«, erwiderte die junge Frau, und aus ihrer Stimme war die Ablehnung herauszuhören. Unwillkürlich ging sie etwas schneller. »Was ist, möchtest du nicht einsteigen? Wir machen eine kleine Spritztour. Ich halte da vorn auf dem Parkplatz.«
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Ausgesetzt - und ich fand dich - Susanne Svanberg
Mami Classic
– 55 –
Ausgesetzt - und ich fand dich
Susanne Svanberg
Ein roter Sportwagen stoppte neben Alexandra Schönauer. Sie drehte nur kurz den Kopf zu Seite und ging dann unbeirrt weiter. Sie kannte das Auto, kannte den Fahrer, wollte aber nichts mit ihm zu tun haben. Zielstrebig bewegte sie sich mit dem Kinderbuggy dem Eingang des Parks zu. Im Buggy saß ihr jetzt elf Monate alter Sohn Julian. Er war ein drolliger kleiner Kerl mit dicken Pausbäckchen und großen blauen Kulleraugen.
Ihn interessierte das schnittige Cabrio viel mehr. »Au-Auto«, machte er seine Mami aufmerksam und deutete mit kurzen Fingerchen auf das imponierende Gefährt.
Der Fahrer ließ es verkehrswidrig im Schrittempo rollen und beugte sich aus dem heruntergekurbelten Fenster. Daß andere Verkehrsteilnehmer hinter ihm hupten, schien ihn nicht zu stören.
»Hallo Alexandra! Schön, dich zu sehen. Siehst fabelhaft aus.«
»Hallo«, erwiderte die junge Frau, und aus ihrer Stimme war die Ablehnung herauszuhören. Unwillkürlich ging sie etwas schneller.
»Was ist, möchtest du nicht einsteigen? Wir machen eine kleine Spritztour. Ich halte da vorn auf dem Parkplatz.« Arne Korowski fuhr mit aufheulendem Motor davon, denn hinter ihm stockte der Verkehr.
Er war ein selbstbewußter junger Mann, der nicht nur sehr gut aussah, sondern auch seit drei Jahren ein eigenes Unternehmen hatte. Er verkaufte Autos einer italienischen Nobelmarke und verdiente sehr gut damit.
Alexandra hatte ihm damals geholfen, das Geschäft aufzubauen. Sie war seine Angestellte, aber sie sah nie zur Uhr. Sie arbeitete nicht nur abends, sondern sonntags für ihn, wurde seine engste Vertraute.
Jetzt hätte sie die Begegnung gerne vermieden und ging deshalb einen anderen Weg, so, als hätte sie die Aufforderung nicht gehört.
Julian war ein bißchen enttäuscht und beugte sich weit aus seinem Sitz, um dem roten Auto nachzusehen. Dabei zog er einen Schmollmund und protestierte in seinem Babykauderwelsch. »Da – da Auto!«
Alexandra, sonst eine sehr liebevolle, aufmerksame junge Mutter, nahm die Äußerung ihres kleinen Sohnes nicht zur Kenntnis. Sie ging immer schneller, wußte aber, daß sie Arne nicht entfliehen konnte, denn er gehörte zu den Menschen, die ihre Wünsche rücksichtslos durchsetzten.
Kaum hatten sie den Eingang des Parks erreicht, kam ihnen Arne auch schon mit langen Schritten nach. »So lauf’ doch nicht weg! Was soll das Versteckspiel? Wenn ich dich anrufe, nimmst du nicht ab, wenn ich an deiner Wohnung klingle, öffnest du nicht. Das ist doch keine Lösung. Du kannst mir nicht ständig ausweichen.«
Arnes braune Augen sahen Alexandra vorwurfsvoll an. Alles in allem bot er das Bild des erfolgreichen Jungunternehmers. Teuer und modisch gekleidet, gepflegt von den durch einen bekannten Haarkünstler gestylten dunklen Locken bis zu den sorgfältig gefeilten Fingernägeln. Arne besaß jenen Charme, mit dem sich bei Frauen alles erreichen ließ. Auch Alexandra hatte sich seiner dunklen Stimme, seinem jungenhaften Lächeln und dem Strahlen seiner schönen Augen nicht entziehen können.
Doch das war vorbei. Bei ihr zog Arnes Masche schon lange nicht mehr. »Zwischen uns ist es aus, warum akzeptierst du das nicht?« fragte sie im Weitergehen.
»Weil das überhaupt nicht sein kann.« Arne blieb an Alexandras Seite und mußte ungewohnt lange Schritte machen, um ihr Tempo übernehmen zu können. »Wir haben ein Kind«, erinnerte Arne und sah flüchtig auf den kleinen Julian. Das Baby war ausgesprochen
hübsch, sah gesund und intelligent aus, doch er konnte trotzdem gar nichts damit anfangen. Mit Kindern hatte er sich nie befaßt und gedachte es auch nicht zu tun. Daß er den kleinen Sohn nicht gewollt hatte, behielt er allerdings für sich.
»Du irrst dich«, erklärte Alexandra hastig. Sie wollte, daß sich Arne so rasch wie möglich wieder zurückzog. »Julian ist ganz allein mein Kind. Er trägt meinen Namen, ich sorge für ihn. Ich habe nie irgendwelche Forderungen an dich gestellt.«
Arne faßte nach dem Schiebegriff des Kinderwagens, hielt ihn fest und zwang die junge Mutter so zum Stehenbleiben.
»Das ist doch Quatsch. Der Kleine hat auch einen Vater, und der bin ich.« Arne Korowski lachte Alexandra gewinnend an. Es war die Geste, mit der er gewöhnlich bei allen Frauen erfolgreich war.
Doch bei Alexandra kam er nicht an. »Woher willst du das wissen?« fragte sie aggressiv.
»Weil wir damals sehr glücklich miteinander waren. Und das könnten wir wieder sein, wenn du dich nicht so merkwürdig verhalten würdest.« Jetzt war Arne doch ein wenig verunsichert. Er hatte Alexandra Schönauer unterschätzt. Ein Fehler, den er inzwischen sehr bereute.
»Das hat dich aber damals nicht daran gehindert, nebenbei auch noch ein Verhältnis mit einer anderen zu haben«, warf Alexandra ihrem Gesprächspartner vor.
Arne machte eine hilflose Geste. »Ein bedauerlicher Ausrutscher. Es wird nicht mehr vorkommen, das schwöre ich dir.« Zur Bekräftigung seiner Aussage hob Arne drei Finger.
Das sah so komisch aus, daß der kleine Julian, der die Erwachsenen aufmerksam beobachtete, quietschend lachte.
Seine Mami erheiterte dieses Gespräch weniger. Sie fühlte sich gestreßt. Es war ein heißer, schwüler Sommertag, der auch jetzt am Abend kaum abkühlte. Um das Kind nicht den sengenden Sonnenstrahlen auszusetzen, hatte Alexandra bis jetzt mit dem täglichen Spaziergang gewartet. Hätte sie geahnt, daß sie ihren früheren Chef treffen würde, wäre sie einen anderen Weg gegangen. Sie wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben, dieser Entschluß war endgültig.
»Was du mir auch versprichst, ich kann dir nicht mehr vertrauen. Gib dir keine Mühe, es ist sinnlos.« Alexandra wäre gerne weitergegangen, doch Korowski hielt noch immer den Kinderwagen fest. Mit einer resignierenden Bewegung wischte sich die junge Frau den Schweiß von der Stirn. Sie empfand die Schwüle wie eine schwere Last.
»Hör zu«, sagte Arne eindringlich, »ich liebe dich, habe nie eine andere geliebt. Das mit Yvonne war doch nur ein bedeutungsloser Flirt. Ich habe es dir schon hundertmal versichert. Wann glaubst du es endlich?«
»Nie! Ich…« Alexandra wurde von einem gewaltigen Donnerschlag unterbrochen, der so unerwartet kam, daß sie erschrocken zusammenzuckte. Ich lasse mich nur einmal belügen, hatte sie sagen wollen, doch das blieb unausgesprochen, denn Julian begann ängstlich zu jammern. Sofort wandte sich Alexandra ihm zu, nahm ihn hoch und drückte ihn beruhigend an sich. »Hab keine Angst. Das ist nur ein Gewitter und geht schnell vorbei.« Sanft strich Alexandra dem Baby die blonden Haare aus der erhitzten Stirn und schaukelte das Kind sanft auf ihren Armen.
Doch sie hatte sich getäuscht. Es war kein Gewitter, das sich da anbahnte, sondern ein regelrechtes Unwetter mit Sturmböen, Hagelschlag und gewaltigen Regengüssen.
Alexandra, Arne und der kleine Julian flüchteten ins Restaurant des Stadtparks, wo sie vor den Naturgewalten sicher waren.
*
Zwei Stunden mußte Alexandra ausharren, dann ließ das Unwetter nach. Längst war Julian zufrieden in ihren Armen eingeschlafen. Er merkte nichts von den starken Regenfällen, die aufs Dach des Restaurants prasselten, die Straßen überschwemmten und den See des Stadtgartens zum Überlaufen brachten.
Die meisten Gäste des Restaurants schauten besorgt dem tobenden Unwetter zu, kaum jemand unterhielt sich. Auch Arne gab seine Versuche auf, denn Alexandra wandte sich von ihm ab.
»Du bist besorgt wegen des Hauses, das dir deine Oma vermacht hat, nicht wahr?« erkundigte sich Arne später scheinheilig. Dieses Haus war es, über das er eigentlich mit Alexandra reden wollte. Es lag unmittelbar im Zentrum, sehr verkehrsgünstig, für eine Zweigniederlassung wie geschaffen. Doch bevor er seine Absicht verriet, wollte er das Vertrauen der jungen Frau zurückerobern.
»Ja. Ich wohne nicht nur dort, ich lebe auch davon.« Nervös trat