Das Kind der anderen: Mami Classic 14 – Familienroman
Von Susanne Svanberg
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Über dieses E-Book
Die Maschine nach Frankfurt landete pünktlich. Die ersten Passagiere, die zur Paßkontrolle kamen, waren Geschäftsleute in grauen Anzügen, den schmalen Aktenkoffer in der Hand. Dazwischen waren einige dunkelhäutige Araber in ihren langen weißen Gewändern, die schwarzen Haare unter der Kafiya, einem weißen Tuch, das von einer dicken schwarzen Kordel gehalten wurde, verborgen. Jede ihrer Bewegungen drückte Stolz und Selbstbewußtsein aus. Touristen schlossen sich den vor den beiden Abfertigungsschaltern Wartenden an. Sie waren dem naßkalten Winterwetter in Deutschland entflohen, um am Arabischen Golf sommerliche Temperaturen zu genießen. Schon in der Halle des Flughafens war die angehende Wärme zu spüren. Unter all diesen Leuten fiel Martina sofort auf. Sie war eine entzückende junge Frau mit langen mittelblonden Haaren, keß zerzaust. Eine äußerst aufregende Figur zeichnete sich unter ihren Jeans und der lose darüber getragenen Karobluse ab. Suchend sah sie zur Glaswand, hinter der Freunde und Bekannte die Ankommenden erwarteten. Karl Steinhaus kannte die Frau seines jüngeren Kollegen nur von Fotos. Trotzdem wußte er sofort: das war sie. Er empfand bei ihrem Anblick ein leises Kribbeln in den Handflächen. Eine Empfindung, die er seit jener Zeit, in der er seine Frau kennenlernte, nie mehr verspürte. Zaghaft hob er die Hand und winkte. Es war ihm klar, daß dies unsinnig war, denn Martina Langer kannte ihn nicht. Sie erwartete, daß ihr Mann sie abholte. Die Beamten der Vereinigten Arabischen Emirate arbeiteten mit einer peniblen Genauigkeit. Es dauerte einige Minuten, bis sie jeden Paß durchgeblättert und geprüft hatten.
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Buchvorschau
Das Kind der anderen - Susanne Svanberg
Leseprobe:
Der zweite Ring
LeseprobeLars stürzte zur Fahrertür seines Wagens und riss sie auf. Bevor er sich ins Auto werfen konnte, hielt Arne ihn zurück.
»Ich fahre«, sagte der junge Bergquist so bestimmt, dass Lars gar nicht erst auf die Idee kam, ihm zu widersprechen. Außerdem wusste er selbst, dass er in seiner momentanen Gefühlslage alles andere als ein guter und vor allem sicherer Fahrer war. Wie sollte er auch? Seine Wenke war verschwunden! Entführt! Karl Aresson hatte sie ihm entrissen! Dieser verschrobene Einsiedler, bei dem Wenke nach ihrem Schiffbruch gestrandet war und vier endlos lange Tage aushalten musste. Er hatte sie wieder in seine Gewalt gebracht! Und irgendwo da draußen fuhr er jetzt mit ihr, auf der Flucht vor seinen Verfolgern…
»Du kennst den Weg zu dieser Landzunge?«, fragte Erik Hellström. Er wollte es sich nicht nehmen lassen, bei der Suche nach seiner Schwester mitzumachen, und hatte auf der Rückbank Platz genommen.
Lars nickte. »Ja, wir brauchen nur Richtung Norden zu fahren, immer der Küstenlinie entlang. In spätestens zwei Stunden müssten wir sie erreicht haben.«
Und dort, da war sich Lars ganz sicher, würde er Wenke aus Karls Händen befreien. Wie hatten sie sich nur so in ihm täuschen können? Obwohl – Lars hatte dieses ungute Gefühl, das bei dem Gedanken an Karl in ihm aufkam, nie verlassen. Deshalb hatte er sogar seinen Freund Magnus Freiberg gebeten, sich diesen Kauz noch einmal näher anzusehen. Doch Magnus hatte schnell Entwarnung gegeben. Als einen harmlosen Spinner hatte er Karl beschrieben, der zwar total vernarrt in Wenke sei, von dem aber keine Gefahr ausginge.
Lars schnaubte auf und schlug mit der Faust frustriert gegen die Beifahrertür. Die beunruhigten Blicke seiner Mitstreiter interessierten ihn nicht.
»Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich hätte sie nicht eine Sekunde aus den Augen lassen dürfen! Das ist alles meine Schuld!«
»Hör auf damit!«, blaffte ihn Erik an. »Du weißt, dass das Unsinn ist! Niemand konnte ahnen, dass das passieren würde. Sei lieber froh, dass Tante Greta das Nummernschild am Wagen ausmachen konnte und wir dadurch erfahren haben, dass es Karl war. Ansonsten wären wir und die Polizei noch völlig ahnungslos.«
Mami Classic
– 14 –
Das Kind der anderen
Susanne Svanberg
Die Maschine nach Frankfurt landete pünktlich. Die ersten Passagiere, die zur Paßkontrolle kamen, waren Geschäftsleute in grauen Anzügen, den schmalen Aktenkoffer in der Hand. Dazwischen waren einige dunkelhäutige Araber in ihren langen weißen Gewändern, die schwarzen Haare unter der Kafiya, einem weißen Tuch, das von einer dicken schwarzen Kordel gehalten wurde, verborgen. Jede ihrer Bewegungen drückte Stolz und Selbstbewußtsein aus.
Touristen schlossen sich den vor den beiden Abfertigungsschaltern Wartenden an. Sie waren dem naßkalten Winterwetter in Deutschland entflohen, um am Arabischen Golf sommerliche Temperaturen zu genießen. Schon in der Halle des Flughafens war die angehende Wärme zu spüren.
Unter all diesen Leuten fiel Martina sofort auf. Sie war eine entzückende junge Frau mit langen mittelblonden Haaren, keß zerzaust. Eine äußerst aufregende Figur zeichnete sich unter ihren Jeans und der lose darüber getragenen Karobluse ab. Suchend sah sie zur Glaswand, hinter der Freunde und Bekannte die Ankommenden erwarteten.
Karl Steinhaus kannte die Frau seines jüngeren Kollegen nur von Fotos. Trotzdem wußte er sofort: das war sie. Er empfand bei ihrem Anblick ein leises Kribbeln in den Handflächen. Eine Empfindung, die er seit jener Zeit, in der er seine Frau kennenlernte, nie mehr verspürte. Zaghaft hob er die Hand und winkte. Es war ihm klar, daß dies unsinnig war, denn Martina Langer kannte ihn nicht. Sie erwartete, daß ihr Mann sie abholte.
Die Beamten der Vereinigten Arabischen Emirate arbeiteten mit einer peniblen Genauigkeit. Es dauerte einige Minuten, bis sie jeden Paß durchgeblättert und geprüft hatten. So verging ziemlich viel Zeit, bis Martina an die Reihe kam. Zeit, die Karl nutzte, um die hübsche Frau seines Freundes zu beobachten. Sie gefiel ihm sehr, aber es war ihm auch klar, daß sie für ihn tabu war. Er war kein Typ, der bei Frauen so gut ankam wie sein Freund Bernd. Weder besaß er seine imponierende Größe, noch sein markantes Äußeres. Karls Statur war eher zierlich, und daran änderte auch das allabendliche Muskeltraining im Fitneßcenter nichts. Sein Gesicht war sympathisch, aber wenig ausdrucksvoll, und um seine schmalen Lippen war stets ein unsicheres,verlegen wirkendes Lächeln.
Das zeigte er auch, als er Martina gegenübertrat.
»Frau Langer?« fragte er höflich. Es klang, als wolle er sich für seine Zudringlichkeit entschuldigen.
Martina nickte befremdet und musterte Karl skeptisch.
Er stellte sich hastig vor. »Ihr Mann hat mich gebeten, Sie am Flughafen abzuholen. Er ist leider verhindert. Scheich Maktoum Bin Rashid al Maktoum will ausgerechnet heute den kürzlich fertiggestellten Abschnitt der Meerentsalzungsanlagen besichtigen. Einen so wichtigen Termin kann Bernd nicht versäumen. Schließlich ist er Chefingenieur. Auf einen kleinen Techniker wie mich kann man dagegen verzichten.« Karl zuckte mit gespieltem Bedauern die Achseln und wußte nicht, wie ungeheuer sympathisch er in diesem Moment wirkte.
»Dann sind Sie also der Freund, von dem mir Bernd schon so oft am Telefon erzählt hat.« Martina reichte Karl lachend die Hand. Sie hatte Respekt vor Steinhaus, denn Bernd hatte immer wieder erwähnt, daß er ein besonders tüchtiger Mann war. Wenn es technische Probleme zu lösen gab, war Karl Steinhaus unentbehrlich. »Danke, daß Sie Ihren freien Nachmittag für mich opfern. Ihre Frau wird nicht begeistert sein.« Martinas jugendliches Gesicht wirkte bekümmert. Sie besaß durch ihren Beruf als Journalistin ein gutes Gefühl für Menschen und wußte längst, daß Bernd seinen Freund so geschickt ausnutzte, daß dieser es nicht einmal bemerkte. Dem stets strahlenden Sonnyboy Bernd fiel so etwas leicht. Mit seinem unbeschwerten, fröhlichen Lachen erreichte er jedes Ziel.
Wenn Martina an ihren Mann dachte, fühlte sie ein schmerzhaftes Ziehen in der Herzgegend. Sie liebte ihn, litt sehr unter der Trennung. Dennoch konnte sie sich nicht entschließen, ihm nach Abu Dhabi zu folgen.
Karl begleitete Martina zur Gepäckausgabe und trug ihren Koffer zu seinem Wagen, der auf dem Parkplatz neben dem Flughafengebäude stand.
Erst als sie auf der breiten, mehrspurigen Straße in Richtung Stadt fuhren, kam Karl auf Martinas Äußerung zurück. »Ich habe hier niemand«, bekannte er offen. »Meine Ehe wurde schon vor zwei Jahren geschieden, weil meine Frau einen anderen besseren fand.«
Über dieses Kapital seines Lebens sprach Karl nicht gern, doch diesmal war es ihm geradezu ein Bedürfnis. Martina sollte wissen, daß sie jederzeit zu ihm kommen konnte. Vielleicht, sogar wahrscheinlich, war das in den nächsten Tagen sehr wichtig für sie. Karl sah besorgt hinüber. Von den Problemen, die sie hier erwarteten, ahnte Martina mit Sicherheit nichts. Selbstverständlich würde er nicht darüber reden. Das war Bernds Angelegenheit.
»Das tut mir leid«, murmelte Martina mitfühlend. »Sicher sind Sie deshalb hier.« Martina sah sich interessiert um. Zu beiden Seiten der Straße waren gepflegte Grünanlagen, die der hohen Temperaturen wegen wohl ständig bewässert werden mußten.
»Stimmt genau.« Karl nickte mehrmals. »Damals wurden in unserer Firma Leute gesucht, die sich für fünf Jahre nach hier verpflichten sollten.
Mich hielt nichts mehr zu Hause, und ich muß sagen, ich habe den Entschluß nie bereut. Die Arbeitsbedingungen sind gut, wir sind ein nettes Team. Zur Freizeitgestaltung gibt es alles, was man sich nur wünschen kann. Segeltörns, Angel- und Tauchsport, Golf, Pferde- und Kamelritte, Wüstentouren, Motorsegler. Die Liste ist endlos lang. Meistens liege ich mit einem Buch und einem Sonnenschirm am Meer.«
»Keine Freundin?« fragte Martina ohne echtes Interesse. Ihre Gedanken waren bei Bernd. Vier Monate lang hatten sie sich nicht gesehen, und sie wartete voll Ungeduld darauf, ihm endlich wieder nahe zu sein.
Karl schüttelte heftig den Kopf mit den streichholzlangen braunen