So jung - so schön - so unglücklich: Dr. Daniel 108 – Arztroman
Von Marie Francoise
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Liebevoll hielt Denise Biller ihren kleinen Neffen im Arm.
»Die Mutterrolle steht dir gut«, meinte ihre Schwester Nicole lächelnd.
Denise seufzte. »Ich hätte ja auch gern ein Baby, aber Ricky…« Sie zuckte die Schultern und schwieg bedrückt.
Ärgerlich schüttelte Nicole den Kopf. »Also weißt du, manchmal habe ich das Gefühl, er will dich nur hinhalten.«
Der kleine Florian begann ein wenig zu quengeln und wurde sofort von seiner Mutter auf den Arm genommen.
»Nach deinem Hunger kann man wirklich die Uhr stellen«, sagte sie zärtlich, während sie sich hinsetzte und ihr Baby zu stillen begann.
Sehnsuchtsvoll sah Denise ihr zu. Im Moment hätte sie viel darum gegeben, wenn ihr Leben genauso verlaufen würde wie das ihrer Schwester.
»Ricky will mich nicht hinhalten«, entgegnete sie nun auf Nicoles Behauptung von vorhin. »Er hat einfach Angst vor einer Ehe, und irgendwie kann ich ihn sogar verstehen. Seine Eltern ließen sich scheiden, als Ricky zehn Jahre alt war. Von da an gab es nur Streitigkeiten ums Sorgerecht für ihn und seinen älteren Bruder. Jahrelang wurden die beiden ständig herumgeschubst.» Sie schwieg kurz. »Sein Bruder und dessen Frau leben seit einem Jahr getrennt und werden sich auch scheiden lassen. Da ist es eigentlich kein Wunder, wenn sich Ricky gegen eine Ehe sträubt.«
»Möglich«, murmelte Nicole achselzuckend. »Ich verstehe es trotzdem nicht. Gut, die Ehe seiner Eltern und seines Bruders ist schiefgegangen, aber das bedeutet ja nicht zwangsläufig, daß seine Ehe mit dir auch schiefgehen wird.«
Denise schwieg. Das alles hatte sie selbst schon mindestens tausendmal gesagt, aber Ricky war nicht zu überzeugen.
Seufzend erhob
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Buchvorschau
So jung - so schön - so unglücklich - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 108 –
So jung - so schön - so unglücklich
Marie Francoise
Liebevoll hielt Denise Biller ihren kleinen Neffen im Arm.
»Die Mutterrolle steht dir gut«, meinte ihre Schwester Nicole lächelnd.
Denise seufzte. »Ich hätte ja auch gern ein Baby, aber Ricky…« Sie zuckte die Schultern und schwieg bedrückt.
Ärgerlich schüttelte Nicole den Kopf. »Also weißt du, manchmal habe ich das Gefühl, er will dich nur hinhalten.«
Der kleine Florian begann ein wenig zu quengeln und wurde sofort von seiner Mutter auf den Arm genommen.
»Nach deinem Hunger kann man wirklich die Uhr stellen«, sagte sie zärtlich, während sie sich hinsetzte und ihr Baby zu stillen begann.
Sehnsuchtsvoll sah Denise ihr zu. Im Moment hätte sie viel darum gegeben, wenn ihr Leben genauso verlaufen würde wie das ihrer Schwester.
»Ricky will mich nicht hinhalten«, entgegnete sie nun auf Nicoles Behauptung von vorhin. »Er hat einfach Angst vor einer Ehe, und irgendwie kann ich ihn sogar verstehen. Seine Eltern ließen sich scheiden, als Ricky zehn Jahre alt war. Von da an gab es nur Streitigkeiten ums Sorgerecht für ihn und seinen älteren Bruder. Jahrelang wurden die beiden ständig herumgeschubst.» Sie schwieg kurz. »Sein Bruder und dessen Frau leben seit einem Jahr getrennt und werden sich auch scheiden lassen. Da ist es eigentlich kein Wunder, wenn sich Ricky gegen eine Ehe sträubt.«
»Möglich«, murmelte Nicole achselzuckend. »Ich verstehe es trotzdem nicht. Gut, die Ehe seiner Eltern und seines Bruders ist schiefgegangen, aber das bedeutet ja nicht zwangsläufig, daß seine Ehe mit dir auch schiefgehen wird.«
Denise schwieg. Das alles hatte sie selbst schon mindestens tausendmal gesagt, aber Ricky war nicht zu überzeugen.
Seufzend erhob sich die junge Frau, trat zu ihrer Schwester und streichelte ihrem Neffen zärtlich über den spärlich behaarten Kopf.
»Ich muß los«, meinte sie, und man merkte ihr an, daß ihr der Abschied von dem kleinen Florian schwerfiel.
Nicole bemerkte es und lächelte sie an. »Am Samstag bräuchten wir für zwei oder drei Stunden einen Babysitter. Rolf und ich müssen unbedingt nach München. Rolf braucht ein paar neue Hosen und ich muß mir dringend eine Winterjacke kaufen. Mit einem Baby im Schlepptau würde das ziemlich anstrengend werden.«
Denise strahlte. »Natürlich kannst du Florian zu mir bringen.«
Der Kleine hatte seine Mahlzeit jetzt beendet und blickte schläfrig in die Gegend. Vorsichtig, aber geübt nahm Nicole ihn hoch und legte ihn an ihre Schulter, damit er ein Bäuerchen machen konnte. Während sie ihrem Sohn sanft auf den Rücken klopfte, begleitete sie Denise zur Tür.
»Vielleicht solltest du Ricky zu seinem Glück zwingen«, riet sie ihrer Schwester nebenbei.
Verständnislos sah Denise sie an. »Wie meinst du das?«
Nicole lächelte geheimnisvoll. »Ganz einfach, Schwesterherz. Ich bin sicher, dein Ricky würde sich nicht mehr ganz so vehement gegen eine Ehe wehren, wenn er wüßte, daß er Vater wird.«
Denise brauchte ein paar Sekunden, bis sie begriff, was Nicole da andeutete. »Du meinst… ich soll… heimlich…?« Heftig schüttelte sie den Kopf. »Nein, Nicole, hintergehen werde ich Ricky auf gar keinen Fall.«
Nicole zuckte die Schultern. »Letztlich ist es deine Entscheidung, aber… ich an deiner Stelle würde es tun. Sicher, im ersten Moment wäre Ricky vielleicht sauer. Das würde sich aber bestimmt bald geben. Wenn ich daran denke, wie liebevoll er mit Florian umgeht. Ricky mag Kinder, und ich glaube, das wäre am Ende ausschlaggebend.«
Denise schüttelte den Kopf, aber bereits auf dem Nachhauseweg ertappte sie sich dabei, wie sie über Nicoles Vorschlag nachzudenken begann. Im Grunde wäre es ja ganz einfach. Sie bräuchte nur die Pille abzusetzen.
Unwillkürlich dachte sie daran, daß für Ricky Ehrlichkeit das allerwichtigste war. Der Gedanke, die Pille abzusetzen, rückte wieder in weitere Ferne.
Ich werde es nicht tun, schwor sie sich. »Ich werde noch einmal mit ihm sprechen, aber hintergehen werde ich ihn auf keinen Fall.«
Als sie am Abend jedoch die neue Pillenpackung öffnete, zögerte sie unwillkürlich. Der Zeitpunkt wäre ideal. Bis gestern hatte sie ihre Tage gehabt und heute wäre nun der erste Einnahmetag nach einwöchiger Pause. Wenn sie aber erst mal mit der Einnahme begonnen hatte, dann mußte sie die Packung auch zu Ende nehmen, um keine Zwischenblutung zu provozieren.
Noch immer sah Denise die Packung in ihrer Hand an und konnte sich nicht dazu durchringen, die erste Pille herauszudrücken und einzunehmen.
»Liebling, wo bleibst du denn?« drang Rickys Stimme durch die geschlossene Badezimmertür.
»Komme gleich!« rief Denise, zögerte einen Moment und steckte die unangebrochene Packung schließlich in den Schrank zurück. Sie spürte, daß sie im Begriff war, einen großen Fehler zu begehen, aber sie konnte einfach nicht anders. Ihr Wunsch nach einer eigenen Familie war zu groß, und zumindest in einem hatte Nicole recht: Wenn sie – Denise – schwanger werden würde, dann würde Ricky sie heiraten. Er war ein grundanständiger Kerl, der sie nie mit einem Kind sitzenlassen würde. Genau deshalb fiel es ihr ja auch so schwer, ihn zu hintergehen. Ricky und sie waren immer ehrlich zueinander gewesen – bis heute.
Er wird mir verzeihen, dachte sie. Wenn ich ihm nachher erkläre, weshalb ich es getan habe, dann wird er mir verzeihen.
Das redete sie sich so lange ein, bis sie selbst daran glaubte.
*
In der Villa von Dr. Robert Daniel tagte gerade der Familienrat, zu dem auch noch ein paar Leute eingeladen waren, die eigentlich nicht zur Familie gehörten. Fast das gesamte Personal der Waldseeklinik war anwesend. Zum ersten Mal seit dem schrecklichen Brand hatten sie sich getroffen, und dabei wurde ihnen allen schmerzlich bewußt, daß Chefarzt Dr. Gerrit Scheibler und die junge Lernschwester Darinka Stöber nicht mehr unter ihnen waren. Beide hatten an jenem schicksalhaften Tag den Tod gefunden.
»Also, ich habe letzte Woche endlich die Mitteilung der Versicherung bekommen«, brachte Dr. Daniel das Gespräch auf den eigentlichen Grund ihrer Zusammenkunft. »Die Klinik war gut versichert, und mit der zu erwartenden Summe wird uns ein Neubau möglich sein.«
Seinen Worten folgte bedrücktes Schweigen. Dr. Daniel mußte nicht erst nach dem Grund fragen. Keiner von ihnen konnte sich vorstellen, wie die Waldseeklinik ohne den versierten Chefarzt Dr. Scheibler bestehen sollte.
»Gerrit hätte den Wiederaufbau auch gewollt«, meinte Dr. Daniel schließlich.
Alle nickten zustimmend, aber die Bedrückung blieb. Dr. Daniel atmete tief durch, was aber nicht den gewünschten Erfolg brachte. Er hatte Gerrit von Herzen gemocht und sein Tod tat auch hm noch immer weh.
»Ich habe die alten Pläne ausgegraben, die Dr. Metzler und ich einst entworfen haben«, versuchte er sich und die anderen abzulenken. »Ich denke, die Klinik war gut konzipiert, so daß keine nennenswerten Änderungen nötig sein werden.« Er schwieg einen Moment. »Das einzige Problem könnte es mit dem Grundstück geben. Es gehört ja immer noch Rainer Bergmann, der es vor Jahren mit einer hohen Hypothek