Dr. Norden Bestseller 158 – Arztroman: Sein Wunsch ging in Erfüllung
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Dr. Daniel Norden hielt den Telefonhörer fest an sein Ohr gepreßt, weil er die leise Stimme am anderen Ende des Drahtes kaum vernehmen konnte. Sein Gesicht hatte einen wirklich ernsten, sehr nachdenklichen Ausdruck.
»Selbstverständlich komme ich, Victor«, sagte er. »Bitte, resigniere nicht!« Dann lauschte er wieder, und ein Zucken lief über sein gebräuntes Gesicht. »Ja, ich komme noch heute, es ist versprochen.«
Dann saß er minutenlang, in sich versunken, am Schreibtisch, bevor er seine Frau anrief. Fee meldete sich sofort. Sie hatte schon auf ihren Mann gewartet.
»Feelein, ich muß zur Riebeck-Klinik fahren. Es wird wohl ziemlich spät werden«, sagte er.
»Was ist los, Daniel?« fragte Fee bestürzt.
»Ich erzähle es dir später. Es ist nichts fürs Telefon«, erwiderte er.
Also wieder mal eine ganz ernste Geschichte, dachte Fee.
»Kommt Papi immer noch nicht?« fragte Danny, ihr Ältester.
»Er muß noch etwas erledigen. Wir essen jetzt, sonst wird es für euch zu spät«, sagte sie gedankenverloren.
»Will aber Papi Bussi geben«, meldete sich die kleine Anneka jetzt zu Wort.
»Das vergißt er bestimmt nicht, auch wenn ihr schon schlaft«, erwiderte Fee.
»Schlafe aber nicht, wenn Papi nicht da ist«, sagte Anneka weinerlich. Sie hatte wieder einmal eine ganz besonders anhängliche Phase, wie immer, wenn in der Praxis sehr viel zu tun war und ihr heißgeliebter Papi nie pünktlich zu Tisch erschien.
Dr. Norden war bereits auf dem Weg zur Riebeck-Klinik.
Durch die ganze Stadt mußte er, und da herrschte jetzt viel Verkehr. Doch der Anruf von Victor Wagner war so dringlich gewesen, daß er noch einen weiteren Weg auf sich genommen hätte.
Vic! Ein
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Buchvorschau
Dr. Norden Bestseller 158 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 158 –
Sein Wunsch ging in Erfüllung
Patricia Vandenberg
Dr. Daniel Norden hielt den Telefonhörer fest an sein Ohr gepreßt, weil er die leise Stimme am anderen Ende des Drahtes kaum vernehmen konnte. Sein Gesicht hatte einen wirklich ernsten, sehr nachdenklichen Ausdruck.
»Selbstverständlich komme ich, Victor«, sagte er. »Bitte, resigniere nicht!« Dann lauschte er wieder, und ein Zucken lief über sein gebräuntes Gesicht. »Ja, ich komme noch heute, es ist versprochen.«
Dann saß er minutenlang, in sich versunken, am Schreibtisch, bevor er seine Frau anrief. Fee meldete sich sofort. Sie hatte schon auf ihren Mann gewartet.
»Feelein, ich muß zur Riebeck-Klinik fahren. Es wird wohl ziemlich spät werden«, sagte er.
»Was ist los, Daniel?« fragte Fee bestürzt.
»Ich erzähle es dir später. Es ist nichts fürs Telefon«, erwiderte er.
Also wieder mal eine ganz ernste Geschichte, dachte Fee.
»Kommt Papi immer noch nicht?« fragte Danny, ihr Ältester.
»Er muß noch etwas erledigen. Wir essen jetzt, sonst wird es für euch zu spät«, sagte sie gedankenverloren.
»Will aber Papi Bussi geben«, meldete sich die kleine Anneka jetzt zu Wort.
»Das vergißt er bestimmt nicht, auch wenn ihr schon schlaft«, erwiderte Fee.
»Schlafe aber nicht, wenn Papi nicht da ist«, sagte Anneka weinerlich. Sie hatte wieder einmal eine ganz besonders anhängliche Phase, wie immer, wenn in der Praxis sehr viel zu tun war und ihr heißgeliebter Papi nie pünktlich zu Tisch erschien.
Dr. Norden war bereits auf dem Weg zur Riebeck-Klinik.
Durch die ganze Stadt mußte er, und da herrschte jetzt viel Verkehr. Doch der Anruf von Victor Wagner war so dringlich gewesen, daß er noch einen weiteren Weg auf sich genommen hätte.
Vic! Ein Dutzend Jahre mußte es her sein, daß sie sich nicht gesehen hatten. Im Hörsaal hatten sie meistens nebeneinander gesessen. Daniel Norden, der genau wußte, was er wollte, und Victor Wagner, der sich bis zuletzt nicht entscheiden konnte, welches Spezialgebiet er wählen sollte.
Daniel sah ihn vor sich. Mittelgroß, sehr schlank, sehr jungenhaft aussehend war Vic gewesen und eigentlich immer gut aufgelegt, manchmal sogar ein bißchen leichtsinnig. Und Geld hatte er gehabt, Geld wie Heu, wie seine Kommilitonen sagten. Und dieser Vic sollte todkrank sein?
Daniels Augenbrauen schoben sich zusammen. Er mußte sich auf den Verkehr konzentrieren, und da krachte es auch schon vor ihm. Er konnte noch rechtzeitig bremsen und war schnell aus dem Wagen. Jetzt dachte er nicht mehr an Vic, jetzt wollte er zur Stelle sein, wenn ärztliche Hilfe gebraucht wurde. Und die wurde gebraucht. Es gab zwar keine Schwerverletzten, aber in dem Wagen, auf den ein junger Bursche aufgefahren war, saß ein kleines Kind auf dem Rücksitz, das durch den Aufprall das Bewußtsein verloren hatte. Die junge Mutter stand auch unter einem Schock.
Schon war auch die Funkstreife zur Stelle. Dr. Norden wies sich aus. »Ich bin auf dem Weg zur Riebeck-Klinik«, sagte er. »Ich kann Mutter und Kind gleich zu einer Untersuchung mitnehmen.«
»Sind Sie einverstanden?« wurde die junge Frau gefragt.
Sie nickte verstört und weinte leise, als sie das Kind in die Arme nahm.
»Ganz ruhig«, sagte Dr. Norden tröstend. »Es ist bestimmt nicht schlimm. Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme, wenn ich auf einer Untersuchung bestehe. Auch ein Schock kann Nachwirkungen haben.«
Zur Riebeck-Klinik war es jetzt nicht mehr weit. Der Kleine kam zu sich und begann fürchterlich zu schreien, aber als seine Mutter beruhigend auf ihn einredete, beruhigte er sich und schluchzte nur noch leise vor sich hin.
»Wie heißen Sie?« fragte Daniel.
»Claudia Fiebig«, erwiderte die junge Frau leise, »und das ist mein Sohn Daniel.«
»Wie nett, ich heiße auch Daniel«, sagte Dr. Norden aufmunternd und nannte dann auch seinen Nachnamen.
»Mein Mann wird sich schrecklich aufregen«, flüsterte Claudia. »Er denkt bestimmt, daß ich schuld war.«
»Ich kann bezeugen, daß Sie es nicht waren«, erwiderte Daniel ruhig.
»Martin wollte nie, daß ich fahre«, murmelte sie, »aber ich schaffe es sonst doch gar nicht. Ich bin berufstätig, muß den Kleinen in den Kindergarten bringen und abholen, und dann auch noch einkaufen. Es ist nicht so einfach.«
»Das weiß ich, ich kenne solche Fälle zur Genüge«, sagte Dr. Norden. »Und so ist es nur gut, wenn Ihnen bescheinigt wird, daß Sie einige Tage zu Hause bleiben müssen, um diesen Schock zu überwinden.«
»Damit wird wieder mein Chef nicht einverstanden sein«, sagte Claudia leise.
Und nun waren sie schon bei der Riebeck-Klinik angekommen.
»Wir unterhalten uns nachher noch«, sagte Dr. Norden. »Sie werden untersucht, und ich bringe Sie dann nach Hause. Recht so?«
»Sie sind sehr nett.Würden Sie bitte meinen Mann anrufen?« bat sie schüchtern. »Ich traue mich nicht. Daß das Auto kaputt ist, wird ihn wütend machen.«
»Er soll froh sein, daß Ihnen und dem Kind nichts Schlimmeres passiert ist«, sagte Dr. Norden. »Ja, ich rufe ihn an.«
Er vertraute Claudia Fiebig und den kleinen Daniel dem Oberarzt an, der sofort aufhorchte, als er sich vorgestellt hatte.
»Dr. Wagner erwartet Sie«, sagte er.
»Ich gehe auch sofort zu ihm. Unterwegs war dieser Unfall«, erklärte Dr. Norden. »Ich werde Frau Fiebig und das Kind später heimbringen, wenn nichts Ernsthaftes festzustellen ist. Wir wissen ja, daß ein Schockzustand manches verdeckt.«
Das konnte Claudia glücklicherweise nicht hören. Sie war jetzt noch viel aufgeregter als vorher. Es ging ihr sehr viel durch den Sinn.
Dr. Norden allerdings auch, als er die Nummer von Martin Fiebig wählte und sich niemand meldete. Er dachte aber nicht über dieses Ehepaar nach, sondern über seinen Studienfreund Victor Wagner, da ihm der Oberarzt empfohlen hatte, zuerst mit Professor Strecker zu sprechen, bevor er Victor aufsuchte.
Strecker war älteres Semester und ein sehr jovialer Mann. Er war der Typ des väterlichen Klinikleiters.
»Freut mich, Sie kennenzulernen, Kollege Norden«, sagte er mit tiefer, ruhiger Stimme. »Victor hat viel über Sie gesprochen.«
»Ich habe ihn sehr lange nicht gesehen.Was fehlt ihm?« fragte Daniel.
Ein Schatten fiel über das breite, freundliche Gesicht des Älteren. »Sie wissen nicht Bescheid? Tja, dann bleibt es wieder mal mir überlassen, von diesem verfluchten Krebs zu sprechen. Lungenkrebs, inoperabel, Meteastasierung weit fortgeschritten.«
Unwillkürlich ballten sich Daniels Hände zu Fäusten. »Er ist noch nicht vierzig und war Nichtraucher«, sagte er tonlos.
»Das ist er auch geblieben. Nach der Ursache dürfen wir forschen und werden sie dennoch nicht finden. Seine Zeit wird bald abgelaufen sein. Da stehen wir machtlos vis á vis, wie so oft, und für meine Person kann ich nur sagen, daß ich froh bin, bald in Pension gehen zu können. Vic weiß Bescheid.« Seine Stimme klang jetzt dumpf, sein Blick war zu Boden gerichtet. »Sie brauchen nicht in Zuversicht zu machen, Kollege. Er hat was auf dem Herzen, was er nur Ihnen sagen will.«
»Was sagt seine Familie?« fragte Daniel.
»Er hat keine Familie. Die Eltern sind tot.«
»Er ist nicht verheiratet? Damals war er verlobt, soweit ich mich erinnere.«
»Davon weiß ich nichts. Seine Praxis hat er schon vor zwei Jahren aufgegeben. Seither kenne ich ihn. Helfen konnte ich ihm nicht und andere konnten es auch nicht. Er hat nichts als einen Haufen Geld, mit dem er nichts anfangen kann, obgleich er nie hätte etwas dazuverdienen müssen. Tragisch. Man wird nach entfernten Verwandten forschen, und wenn es die gibt, werden sie sich die Hände reiben. Und jetzt gehen Sie besser zu ihm. Um diese Zeit hat er seine gute Stunde.«
Nun, ob man es eine gute Stunde nennen konnte, wollte Daniel nicht beurteilen. Er hätte Victor Wagner nicht wiedererkannt, wäre er unvorbereitet zu diesem Patienten geführt worden. Doch in dessen Augen, die tief in den Höhlen des ausgemergelten Gesichtes lagen, leuchtete es auf, als Daniel nach der schmalen, knochigen Hand griff, die völlig kraftlos war.
»Dan, alter Junge, bin froh, dich zu sehen«, sagte der Kranke leise. »Ich bin dir sehr dankbar. Ich habe eine große Bitte an dich. Viel Zeit bleibt mir ja nicht mehr.«
»Schon erfüllt, wenn es in meiner Macht steht«, sagte Daniel.
»Du bist ein Menschenfreund. Du hast für alles Verständnis. Ich habe von deiner Insel der Hoffnung gelesen. Aber mir hätte dort auch nicht geholfen werden können. Mich hat das er-wischt, was ich meinen Patienten nur schwersten Herzens sagte, wenn es feststand.« Er atmete pfeifend. »Erinnerst du dich an Sabine?«
Daniel blickte auf, fast erschrocken, sich fragend, was diese Frage bedeuten könnte.
»Warst du nicht mit einer Sabine verlobt?« kam es zögernd über seine Lippen.
»Ja, die verdammte Eifersucht hat uns getrennt.Wir wollten heiraten. Sabine erwartete ein Kind. Aber dann sah ich sie mit einem anderen Mann, und ich drehte durch und bezweifelte, daß ich der Vater des Kindes sei. Ich vergesse nie ihren Blick. Sie ging, verschwand wortlos. Vor zwei Jahren habe ich sie wiedergesehen. Sie hat mich nicht erkannt. Ich war da schon sehr verändert und wußte, daß es keine Rettung für mich gibt, wenngleich ich mich an den berühmten Strohhalm klammerte.«
Und nun klammerte sich sein Blick hilfesuchend an Daniels Gesicht.
»Sie hat diesen Mann geheiratet«, fuhr Victor flüsternd fort. »Manfred Mainhard heißt er. Aber es ist mein Kind, Dan.