Im Sonnenwinkel 62 – Familienroman: Das Mündel des Grafen Ronneck
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Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
»Mami, darf ich dich was fragen?« Bambi flüsterte, weil ihre Mami auf der Liege unter dem Apfelbaum lag und die Augen geschlossen hatte. Wenn sie schlief, wollte Bambi sie nicht stören.
Inge Auerbach lächelte. »Frag nur, Bambi.«
»Was ist ein Mündel?«
»Ein Mündel ist…«, Inge überlegte. »Wie soll ich dir das am besten erklären?«
»Ist es so schwierig?« fragte Bambi.
»Schwierig zu formulieren. Also, wenn ein Kind keine Eltern mehr hat, bekommt es einen Vormund, und dessen Mündel ist es dann.«
»So«, meinte Bambi, »ich verstehe das schon. Aber es ist schrecklich, wenn ein Kind keine Eltern mehr hat.«
»Ja, das ist schrecklich, mein Kleines.«
»Das tut mir leid, und erst recht tut es mir leid, wenn das Kind das Mündel von Graf Ronneck ist, wo der doch sowieso sein ganzes Geld verjubelt.«
Bambi sagte alles klar und deutlich. Inge verkniff sich ein Lachen, aber dann wurde sie nachdenklich.
»Woher weißt du denn das?« fragte sie.
»Bibi hat es uns erzählt. Der Graf Ronneck ist doch vor ein paar Wochen nach Australien geflogen, und nun kommt er bald mit seinem Mündel zurück. Kann man da auch Mündelkind sagen?«
»Du kannst es, Bambi«, erwiderte Inge. »Mündel klingt dir wohl nicht so gut in den Ohren?«
»Nein, gar nicht so gut, Mami. Das Mündelkind soll im Lauritzhof zur Schule gehen. Wohnen soll es da auch. Und der Graf Ronneck hat doch so einen schönen großen Pavillon mit vielen Zimmern. Er ist sicher kein guter Vormund. Da muß einem das Mündelkind leid tun.«
»Warten wir erst einmal ab, mein Kleines. Schau, Graf Ronneck ist doch nicht verheiratet.
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Dr. Norden
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Buchvorschau
Im Sonnenwinkel 62 – Familienroman - Patricia Vandenberg
Im Sonnenwinkel
– 62 –
Das Mündel des Grafen Ronneck
Francesca war kein Kind mehr
Patricia Vandenberg
»Mami, darf ich dich was fragen?« Bambi flüsterte, weil ihre Mami auf der Liege unter dem Apfelbaum lag und die Augen geschlossen hatte. Wenn sie schlief, wollte Bambi sie nicht stören.
Inge Auerbach lächelte. »Frag nur, Bambi.«
»Was ist ein Mündel?«
»Ein Mündel ist…«, Inge überlegte. »Wie soll ich dir das am besten erklären?«
»Ist es so schwierig?« fragte Bambi.
»Schwierig zu formulieren. Also, wenn ein Kind keine Eltern mehr hat, bekommt es einen Vormund, und dessen Mündel ist es dann.«
»So«, meinte Bambi, »ich verstehe das schon. Aber es ist schrecklich, wenn ein Kind keine Eltern mehr hat.«
»Ja, das ist schrecklich, mein Kleines.«
»Das tut mir leid, und erst recht tut es mir leid, wenn das Kind das Mündel von Graf Ronneck ist, wo der doch sowieso sein ganzes Geld verjubelt.«
Bambi sagte alles klar und deutlich. Inge verkniff sich ein Lachen, aber dann wurde sie nachdenklich.
»Woher weißt du denn das?« fragte sie.
»Bibi hat es uns erzählt. Der Graf Ronneck ist doch vor ein paar Wochen nach Australien geflogen, und nun kommt er bald mit seinem Mündel zurück. Kann man da auch Mündelkind sagen?«
»Du kannst es, Bambi«, erwiderte Inge. »Mündel klingt dir wohl nicht so gut in den Ohren?«
»Nein, gar nicht so gut, Mami. Das Mündelkind soll im Lauritzhof zur Schule gehen. Wohnen soll es da auch. Und der Graf Ronneck hat doch so einen schönen großen Pavillon mit vielen Zimmern. Er ist sicher kein guter Vormund. Da muß einem das Mündelkind leid tun.«
»Warten wir erst einmal ab, mein Kleines. Schau, Graf Ronneck ist doch nicht verheiratet. Er kann sich nicht um ein Kind kümmern. Da ist es im Internat besser aufgehoben.«
»Na ja, gut getroffen hat es das Mündelkind da schon noch, aber wenn man schon keine Eltern hat, möchte man wohl sicher einen lieben Vormund haben.«
Bambi machte sich mal wieder viele Gedanken. Ihr mitfühlendes Herzchen schlug für jedes Kind, das Kummer hatte, und das Schlimmste war für Bambi, wenn Kinder keine Eltern hatten, denn sie war ahnungslos, daß sie selbst schon als Baby zur Waise wurde. Sie wußte es nicht anders, als daß sie die geliebte Jüngste der Familie Auerbach war, das Nesthockerle, wie Hannes, Ricky und Jörg, die großen Geschwister, sie nannten.
Nun war das Mündel des Grafen Ronneck allerdings kein Kind mehr, und als er seine Reise nach Australien angetreten hatte, ahnte er noch nicht, warum sein Onkel Albrecht um seinen Besuch gebeten hatte.
Abenteuerlustig war der junge Graf Ronneck schon immer gewesen. Neugierig war er auch auf jenen Onkel, von dem er nur den Namen kannte. Und wenn man schon aufgefordert wurde, eine so weite und kostspielige Reise zu machen, mußte etwas mehr dahinterstecken als nur ein Familientreffen der letzten Ronnecks.
Dominik Graf Ronneck, dreißig Jahre alt, blendend aussehend, den Freuden des Daseins nicht abhold, hatte sich das Geld für die Reise nicht aus dem Ärmel schütteln können. Er hatte dafür einen Pump bei Dr. Georg Thiessen aufnehmen müssen, dem er den Lauritzhof, das Schloß seiner Väter, als Internat verpachtet hatte.
Nun machte er sich gewiß nicht allzuviel Gedanken um diese Schulden. Mit dem Entschluß, den Lauritzhof zu verpachten, hatte er sich ein ganz hübsches und vor allem regelmäßiges monatliches Einkommen verschafft. Bei Antritt seiner Reise war er voller Spannung, was ihn in Australien erwarten würde.
Sein Onkel Albrecht war gleich nach dem Krieg ausgewandert. Solange Dominiks Vater lebte, hatte er regelmäßig mit seinem jüngeren Bruder korrespondiert, dem es allem Anschein nach in der neuen Heimat recht gutgehen mußte.
Dominik war kein Briefschreiber. Nur Weihnachts- und Neujahrsgrüße hatte er regelmäßig, wenn auch mehr der Form halber, verschickt.
Vor seinem Abflug hatte sich Dominik noch mit seiner derzeitigen Freundin Liane getroffen, die sich bisher als die anhänglichste erwies, und die es immer meisterhaft verstanden hatte, ihn so zu nehmen, wie er es sich wünschte. Er liebte keinen Zwang, keine Verpflichtungen. Liane war klug genug, ihm seine Freiheiten zu lassen.
Diesmal hatte sie jedoch geschmollt. »Warum nimmst du mich nicht mit, Dominik?« hatte sie gefragt. »Australien würde mich reizen, und es gefällt mir gar nicht, wenn wir solange getrennt sind.«
Er konnte und wollte ihr nicht sagen, daß er nicht das Geld hatte, um sie mitzunehmen. Liane hielt ihn für reich. Sie wußte nicht, daß er den Lauritzhof verpachtet hatte. Er hatte es sich immer wieder vorgenommen, mit ihr darüber zu sprechen, es aber immer wieder aufgeschoben, wie er gern alles von sich schob, was ihm unbequem war.
»Es ist ein Verwandtenbesuch«, hatte er sich herausgeredet. »Ich kenne meinen Onkel doch selbst nicht. Er hat mich eingeladen, aber ich kann doch nicht gleich mit Anhang kommen.«
»Ist er reich?« fragte sie.
Die Frage hatte ihn ein wenig befremdet und auch verärgert. Über Geld sprach man nicht. So war er erzogen worden, so hatte er es immer gehalten.
»Spielt das eine Rolle?« fragte er reserviert. »Er ist ein Ronneck und hat mich um seinen Besuch gebeten. Anscheinend ist er schwer krank.«
»Und vielleicht bist du sein einziger Erbe«, sagte Liane schnell. Etwas zu schnell für seinen Geschmack.
»Ich kenne seine finanziellen Verhältnisse nicht«, erklärte Dominik betont.
»Man sollte sich mehr um die lieben Verwandten kümmern«, sagte
Liane. »So werde ich die Zeit deiner Abwesenheit benutzen, um eine Runde zu machen und mal zusehen, wie es ihnen geht. Könntest du mir bitte vorübergehend aushelfen, Dominik? Ich bin zur Zeit knapp bei Kasse.«
»Tut mir leid, Liane, ich auch«, erwiderte er. Ihre Augenbrauen hoben sich, dann schoben sie sich zusammen. Das hörte sie gar nicht gern, ja, sie war regelrecht bestürzt. Kleinlich war Dominik nie gewesen, allerdings hatte er ihr auch nie Geld in die Hand gegeben, und es hatte ihr gefallen, von ihm als Dame respektiert zu werden. Aber wenn er nun längere Zeit abwesend war, fielen die Ausflüge und seine Einladungen zum Essen weg. Auch die Geschenke, die er ihr gemacht hatte. Eigentlich hätte er ihr als Entschädigung noch eines zum Abschied machen können, dachte sie.
Aber Dominik mußte sein Geld zusammenhalten. Vielleicht zerplatzten alle Hoffnungen, die er sich machte, wie eine Seifenblase. Schon oft hatten jene sich getäuscht, die eine reiche Erbschaft erhofften.
So gefühllos war er nun auch wieder nicht, in Onkel Albrecht bereits einen toten Mann zu sehen.
Als er zum Flugzeug gefahren wurde, dachte er so intensiv über Liane nach, daß er die anderen Passagiere nicht wahrnahm, dann jedoch, als er die Gangway emporschritt, blickte er auf zwei schlanke, wohlgeformte Beine. Sein Blick glitt höher und gewahrte eine ebenso schlanke, wohlgeformte Figur. Kastanienbraunes, glattes Haar, füllig und leuchtend, wie er es liebte, fiel auf die Schulter, um die ein Chinchillacape gelegt war.
Dominik liebte Grazie und Eleganz. Er hatte sehr viel übrig für schöne Frauen, doch Respekt zollte er nur wenigen.
Natürlich reiste er First Class. Etwas anderes kam für ihn nicht in Frage. Und jene Dame mit dem Chinchillacape natürlich auch. Wie könnte es anders sein. Und zu seiner Freude hatte er den Platz neben ihr. Doch als er in ihr Gesicht schaute, blickte er in zwei kühle graugrüne Augen, in ein schmales Gesicht, das nicht mehr jung war, allerdings von einer regelmäßigen, fast klassischen Schönheit. Jedenfalls hatte er eine vollende Dame vor sich. Er stellte sich vor. Sie schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln, das die abweisende Kälte aus ihren Augen nahm.
»Miriam Waren«, stellte sie sich ihrerseits lässig vor. »Sie fliegen nach Sidney?«
Wieso vermutete sie das? Es gab drei Zwischenlandungen.
»Ja, ich fliege nach Sidney«, erwiderte er. »Sie vermuten richtig, gnädige Frau.«
»Mir ist der Name Ronneck bekannt«, erklärte sie ihm. »Graf Albrecht Ronneck ist ein Geschäftsfreund meines Mannes.«
Sie war also verheiratet. Nun, für einen Flirt wäre sie ohnehin nicht jung genug gewesen. Und sie gehörte gewiß nicht zu jener Kategorie Frauen, die wahllos Reisebekanntschaften machten.
»Ich hörte, daß Graf Ronneck krank ist«, sagte Mrs. Waren, so wurde sie von der Stewardeß angesprochen, leise. »Es wird sehr schmerzlich für Cessy sein.«
Cessy? Den Namen hatte er noch nie vernommen. Wer