Die Zeit mit meiner Nichte Lea: Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane 21 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Ist das dein letztes Wort?« Marions Stimme klang weinerlich. Ihr Schwager Nick verdrehte die Augen. »Ich kann nicht auf Lea aufpassen. Warum willst du das nicht verstehen? Sie müsste jeden Morgen alleine aufstehen und sich Frühstück machen. Wenn sie von der Schule kommt, stehe ich gerade mal auf. Und nachmittags hat sie keine Ruhe hier, weil ich mein Leben leben will. Am Abend wäre sie ständig alleine, weil ich mich mit Freunden treffe und ausgehe. Du siehst doch sicher ein, dass ich kein guter Umgang für ein Kind in ihrem Alter bin. Für Kinder überhaupt«, fügte er im Brustton der Überzeugung hinzu. »Kannst du dein Leben nicht für ein paar Wochen ändern? Ich meine, es ist ja nur vorübergehend. Bis ich mich wieder besser fühle. Dr. Norden meinte, ein Aufenthalt auf der Insel der Hoffnung würde mir ganz bestimmt helfen.« Marion wollte diesen Strohhalm noch nicht loslassen. Nicht, solange sie nicht alles versucht hatte. Nick schnaubte verächtlich.
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Rezensionen für Die Zeit mit meiner Nichte Lea
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Buchvorschau
Die Zeit mit meiner Nichte Lea - Patricia Vandenberg
Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane
– 21 –
Die Zeit mit meiner Nichte Lea
Gesucht, gefunden – und doch wieder verloren?
Patricia Vandenberg
»Ist das dein letztes Wort?« Marions Stimme klang weinerlich.
Ihr Schwager Nick verdrehte die Augen.
»Ich kann nicht auf Lea aufpassen. Warum willst du das nicht verstehen? Sie müsste jeden Morgen alleine aufstehen und sich Frühstück machen. Wenn sie von der Schule kommt, stehe ich gerade mal auf. Und nachmittags hat sie keine Ruhe hier, weil ich mein Leben leben will. Am Abend wäre sie ständig alleine, weil ich mich mit Freunden treffe und ausgehe. Du siehst doch sicher ein, dass ich kein guter Umgang für ein Kind in ihrem Alter bin. Für Kinder überhaupt«, fügte er im Brustton der Überzeugung hinzu.
»Kannst du dein Leben nicht für ein paar Wochen ändern? Ich meine, es ist ja nur vorübergehend. Bis ich mich wieder besser fühle. Dr. Norden meinte, ein Aufenthalt auf der Insel der Hoffnung würde mir ganz bestimmt helfen.« Marion wollte diesen Strohhalm noch nicht loslassen. Nicht, solange sie nicht alles versucht hatte.
Nick schnaubte verächtlich.
»Insel der Hoffnung. Wie das schon klingt. Was soll das sein?«
»Ein Sanatorium. Dr. Norden versicherte mir, dass es dort Menschen gäbe, die mir helfen können. Momentan sind diese Kopfschmerzen wieder unerträglich. Ich kann mich kaum bewegen, geschweige denn mich um Lea kümmern.«
»Findest du nicht, dass du ein bisschen übertreibst? Immerhin ist der Unfall mehr als vier Jahre her und die Wunden längst verheilt.«
Marion sog die Luft scharf durch die Zähne.
»Daran brauchst du mich nicht zu erinnern. Ich weiß genau, wann und warum mich dein Bruder verlassen hat.«
Nick zuckte mit den Schultern und warf einen Blick auf die Uhr. Höchste Zeit für sein Mittagessen, das er an diesem Tag in der neuen Sushi-Bar nicht weit von seiner Wohnung einnehmen wollte.
»Nichts für ungut, Marion. Ich kann nichts dafür, dass mein Bruder ein solcher Versager ist und sich aus der Verantwortung gestohlen hat. Es tut mir leid. Außerdem habe ich jetzt Hunger.«
Marions Stimmung sank auf den Nullpunkt. Tränen der Verzweiflung stiegen ihr in die Augen.
»Ich hatte dich für tiefgründiger gehalten.«
»Tja, da hast du dich leider getäuscht. Ich bin wirklich so oberflächlich«, antwortete Nick ungerührt.
»Das sagst du nur so.«
»Aber nein. Es gibt keinen schlechteren Umgang für Kinder als mich. Ich hasse Kinder. Wirklich.«
Damit war für Nick alles gesagt. Der Freundlichkeit halber fügte er noch ein paar versöhnliche Worte hinzu, ehe er das Telefonat mit seiner Schwägerin beendete.
Kaum hatte er aufgelegt, als das Gespräch auch schon vergessen war. Nick war kein Mensch, der sich unnötig lange Gedanken über etwas machte. Sein Hauptanliegen ans Leben war, Spaß zu haben. Ein lockeres Lied auf den Lippen, ging er zum ultramodernen Schrank, um das neueste Sakko herauszuholen, das er auf seiner Einkaufstour am vergangenen Nachmittag erstanden hatte. Nachdenklich musterte er sich im Spiegel.
»Oder soll ich doch das Braune anziehen und dazu die neuen Wildlederschuhe?« Wie er es drehte und wendete, er konnte sich einfach nicht entscheiden. Es brauchte eine ganze Weile und eine Menge Kleider, die nacheinander einzeln auf dem Boden landeten, bis er endlich zufrieden war. Nun trug Nick eine ganz andere Kombination als anfangs, einen lässigen Kurzmantel mit trendigen Sneakers.
»Na bitte, so kann ich mich doch sehen lassen. Bestimmt bleibt dieser angenehme Anblick nicht ohne Folgen.« Selbstbewusst zwinkerte sich Nick Ambach im Spiegel zu, fuhr sich durch das dunkelblonde Haar und schlenderte für ein imaginäres Publikum lässig zur Tür. Seine Schritte tappten auf dem matt glänzenden Aluminium-Boden, ehe die massive schlichte Holztür aus kanadischem Ahorn mit sonorem Klang ins Schloss fiel.
*
»Warum will Onkel Nick nicht auf mich aufpassen?«, erkundigte sich die achtjährige Lea scheinbar ungerührt. Sie saß auf der Arbeitsplatte der schäbigen kleinen Küche und flocht sich die dunklen Locken, ein Erbe ihrer Mutter, zu dicken Zöpfen.
Marions Kopf dröhnte vor Schmerzen. Sie konnte die Augen kaum offenhalten und suchte im Kühlschrank nach einer kühlenden Maske.
»Er ist beschäftigt«, antwortete sie knapp.
Lea schlang einen Haargummi um das Ende eines Zopfs.
»Womit denn? Er hat doch gar keine Arbeit.«
»Was weiß denn ich«, gab Marion schärfer als beabsichtigt zurück. »Essen, schlafen, ausgehen.«
Schon bereute sie ihre heftige Reaktion. Aber sie hatte keine Kraft, um sich bei ihrer Tochter zu entschuldigen.
»Warum muss Onkel Nick nicht arbeiten?« Lea hatte ihre Flechtarbeit beendet und sprang behände von ihrem hohen Sitzplatz.
Ihre Mutter, die sich auf das durchgelegene Sofa in der Küche gelegt hatte, die Maske auf den Augen und einen Arm schützend über den Kopf gelegt, seufzte gequält.
»Mach nicht solchen Lärm. Du weißt doch, dass ich Kopfweh ha-be.«
»’Tschuldigung«, sagte Lea ungerührt. »Warum hat Onkel Nick so viel Geld?«
»Das habe ich dir schon hundert Mal erklärt.«
»Ich hab’s vergessen«, behauptete Lea eigensinnig.
Stöhnend drehte sich Marion auf die Seite, die Augen immer noch geschlossen. Sie tastete nach einer Decke am Fußende des Sofas. Lea bemerkte es und sprang ihrer Mutter zur Hilfe, ohne dass eine Aufforderung nötig gewesen wäre. Wie selbstverständlich breitete sie die wärmende Decke über ihr aus.
»Deine Großmutter war eine berühmte Schriftstellerin. Noch heute werden ihre Bücher verkauft. Das Geld aus diesen Verkäufen bekommen die Kinder von Oma Ambach. Das hat sie in ihrem Testament so verfügt.«
»Und warum ist Onkel Nick dann reich und wir nicht?«, fragte Lea erbarmungslos weiter. »Papa muss uns, doch was von Oma Ambachs Geld abgeben.«
»Aber nur einen kleinen Teil, weil ich ja eine Arbeit habe. Papa bezahlt nur Unterhalt für dich, den Rest behält er für sich. Onkel Nick ist Single und kann sein Erbe ganz alleine ausgeben.«
»Der hats gut«, stellte Lea fest und zog eine Schublade auf. Mit Stift und Papier bewaffnet setzte sie sich an den Tisch. »Was soll ich einkaufen?«, fragte sie in schönster Selbstverständlichkeit und sah ihre Mutter aufmerksam an.
Marion überlegte kurz mit geschlossenen Augen und drehte sich zurück auf den Rücken. Dabei fiel die Decke zu Boden. Lea sprang auf und hob sie auf, um sie wieder über ihrer Mutter zu breiten. Bei dem folgenschweren Autounfall von Marion war sie fünf Jahre alt gewesen. Da ihr Vater die Familie bald darauf verlassen hatte, war sie es gewohnt, sich um ihre Mutter zu kümmern.
»Danke, mein Schatz«, nahm Marion die Hilfe ganz selbstverständlich in Anspruch. »Kauf ein, was nötig ist. Du kennst dich besser aus als ich«, wies sie ihre Tochter an. »Wenn du zurück bist, musst du den Vermieter anrufen. Der Wasserhahn im Bad tropft und ist nicht dicht zu kriegen. Dieses Geräusch macht mich noch ganz verrückt.«
»In Ordnung.«
»Und schau bei Dr. Norden vorbei. Sag ihm, das mit dem Sanatorium wird nichts«, erinnerte sich Marion an die Absage ihres Schwagers.
Lea hatte inzwischen die Einkaufsliste geschrieben. Jetzt stand sie vor dem Spiegel. Sorgfältig und mit kindlichem Ernst zog sie eine eigenwillig gemusterte Strickjacke an und schlüpfte in ein Paar altmodische Sandalen.
»Wieso denn?«, erkundigte sie sich, ohne den kritischen Blick von ihrem Spiegelbild zu wenden. »Ich kann doch alleine