Dr. Norden Bestseller 169 – Arztroman: Warum lügt Cornelia?
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Ängstlich blickte der Patient Dr. Norden an. »Ist denn eine Operation wirklich nicht zu vermeiden, Herr Doktor?« fragte er.
»Wie kann man nur so bange sein!« meinte Dr. Norden nachsichtig. »Ein Leistenbruch ist doch wirklich keine Affäre, Herr Kübler. Und Sie werden sehen, wie wohl Sie sich dann fühlen.«
»Wenn Sie es sagen! Aber ich werde doch nicht zu lange in der Werkstatt fehlen? Diese jungen Leute nehmen alles nicht mehr so genau, und meine Kunden sind verwöhnt.«
»Und sie sind treu, Herr Kübler«, sagte Dr. Norden aufmunternd. »Und warten Sie erst mal ab, wie Ihre jungen Leute sich benehmen, wenn Sie mal nicht da sind. Mir ist da nämlich gar nicht bange.«
»Ich werde jedenfalls sagen, daß sie nicht bummeln dürfen, wenn etwas mit Ihrem Wagen ist, Herr Doktor«, sagte Wilhelm Kübler. »Wissen Sie, mein Röschen hat eben auch so Angst vor dem Krankenhaus.«
»Sie kommen in eine schöne Klinik und werden von Dr. Behnisch bestens operiert werden. Und ich besuche Sie.«
»Für mich sind Sie eben der beste Arzt, Herr Doktor«, sagte der brave Mechanikermeister Kübler.
»Aber ich bin kein Chirurg. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn ein Bett frei wird in der Klinik.«
»Aber bitte nicht mit solchen Quatschköpfen zusammen in ein Zimmer«, murmelte Herr Kübler. »Das vertrag ich nicht.«
Mit gesenktem Haupt, als ginge es zum Schafott, trottete er davon. Und dann kam Loni. Sie machte kein fröhliches Gesicht. »Da will Sie eine Frau Golditz sprechen«, sagte sie. »Und sie tut, als wären Sie mal mit ihr liiert gewesen.« Höchste Mißbilligung war herauszuhören.
»Du liebe Güte, dann
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Dr. Norden
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Dr. Norden Bestseller 169 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 169 –
Warum lügt Cornelia?
Patricia Vandenberg
Ängstlich blickte der Patient Dr. Norden an. »Ist denn eine Operation wirklich nicht zu vermeiden, Herr Doktor?« fragte er.
»Wie kann man nur so bange sein!« meinte Dr. Norden nachsichtig. »Ein Leistenbruch ist doch wirklich keine Affäre, Herr Kübler. Und Sie werden sehen, wie wohl Sie sich dann fühlen.«
»Wenn Sie es sagen! Aber ich werde doch nicht zu lange in der Werkstatt fehlen? Diese jungen Leute nehmen alles nicht mehr so genau, und meine Kunden sind verwöhnt.«
»Und sie sind treu, Herr Kübler«, sagte Dr. Norden aufmunternd. »Und warten Sie erst mal ab, wie Ihre jungen Leute sich benehmen, wenn Sie mal nicht da sind. Mir ist da nämlich gar nicht bange.«
»Ich werde jedenfalls sagen, daß sie nicht bummeln dürfen, wenn etwas mit Ihrem Wagen ist, Herr Doktor«, sagte Wilhelm Kübler. »Wissen Sie, mein Röschen hat eben auch so Angst vor dem Krankenhaus.«
»Sie kommen in eine schöne Klinik und werden von Dr. Behnisch bestens operiert werden. Und ich besuche Sie.«
»Für mich sind Sie eben der beste Arzt, Herr Doktor«, sagte der brave Mechanikermeister Kübler.
»Aber ich bin kein Chirurg. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn ein Bett frei wird in der Klinik.«
»Aber bitte nicht mit solchen Quatschköpfen zusammen in ein Zimmer«, murmelte Herr Kübler. »Das vertrag ich nicht.«
Mit gesenktem Haupt, als ginge es zum Schafott, trottete er davon. Und dann kam Loni. Sie machte kein fröhliches Gesicht. »Da will Sie eine Frau Golditz sprechen«, sagte sie. »Und sie tut, als wären Sie mal mit ihr liiert gewesen.« Höchste Mißbilligung war herauszuhören.
»Du liebe Güte, dann mal herein mit ihr«, lachte Dr. Norden amüsiert. »Was trauen Sie mir eigentlich alles zu, Loni?«
»So etwas nicht«, erwiderte Loni und entschwand. Hereingeflattert kam ein weibliches Wesen, das in Dr. Nordens Alter sein mochte, aber zehn Jahre jünger sein wollte und dadurch etwas lächerlich wirkte.
»Daniel, erkennst du mich wirklich nicht mehr?« girrte sie. »Muß ich dir tatsächlich erst auf die Sprünge helfen, oder habe ich mich doch verändert?«
Daniel Norden erkannte sie nicht und hörte dann, daß es sich um Cornelia Golditz, geborene Mueller, handelte.
»An eine Lotte Mueller kann ich mich erinnern«, sagte er.
»Na, siehst du, die bin ich, aber Cornelia klingt besser. Leider haben meine Eltern mir den nur als zweiten Namen gegeben. Blendend siehst du aus. Ich habe ja immer gewußt, daß du mal ein ganz flotter Mann werden wirst. Weißt du noch, wie wir zusammen die Schulbank gedrückt haben?«
Die flotte Lotte, ging es ihm durch den Sinn, und nun war die Erinnerung wach. Flott war das Stichwort gewesen!
»Die flotte Lotte«, entfuhr es ihm da auch, und sie kicherte. »Du brauchst ja nicht jedem zu erzählen, daß ich ein Jährchen älter bin als du, und warum ich vor dem Abitur abgegangen bin, wirst du dir ja denken können.«
Er konnte es sich beim besten Willen nicht denken. Nein, das hätte er sogar der flotten Lotte nicht zugetraut, daß sie ein Kind erwartete. Jetzt erfuhr er es, und nun machte sie auf melancholisch.
»Ja, weißt du, Daniel, da war der Golditz, erinnerst du dich an die Firma Golditz und Sohn? Der Armin,
der Sohn, war verrückt nach mir, und mein Papa war doch Buchhalter bei ihm. Schön war er nicht und flott schon gar nicht, und zwanzig Jahre älter als ich war er obendrein, aber meine Eltern meinten eben, daß er doch eine gute Partie sei, und dann hat er sich auch ganz schon ins Zeug gelegt. Ehe ich mich versah, war ich schwanger. Na ja, er hatte erreicht, was er wollte, und es wurde geheiratet. Und dann kam meine Sabine.«
Sie suchte in ihrer Tasche herum und zog endlich ein zerknülltes Taschentuch heraus.
»Neunzehn ist sie«, murmelte sie, »und hübsch ist sie, und alles könnte sie haben, aber sie hängt ihr Herz an so einen Habenichts, und nun bekommt sie auch noch ein Kind. Du mußt mir helfen, als alter Freund mußt du mir helfen, Daniel.«
»Inwiefern?«
»Sie darf das Kind nicht bekommen. Ich habe andere Pläne mit ihr. Es kann kosten, was es will, umsonst will ich es nicht, aber ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann.«
Sie riskierte einen seelenvollen Augenaufschlag, der allerdings auf Dr. Norden seine Wirkung verfehlte. Und plötzlich mußte er sogar einen heftigen Zorn hinunterschlucken. Er beherrschte sich.
»Du warst doch auch in so einer Situation, Lotte«, sagte er verweisend.
»Na ja, aber ich hatte doch einen Mann, der mir alles bieten konnte«, sagte sie. »Gott hab’ ihn selig, aber er hat für unsere Zukunft gesorgt.«
»Dein Mann lebt nicht mehr?« fragte Daniel.
»Vor einem Jahr hat ihn der Schlag getroffen, der gute Armin«, seufzte sie. »Hat ja nichts gegen seinen hohen Blutdruck getan und sich über jeden Käse aufgeregt. Leicht habe ich es nicht immer mit ihm gehabt, aber Binni soll sich ihre Zukunft nicht so verbauen. Sie könnte so eine Karriere machen«, sie breitete die Arme aus, als wolle sie den ganzen Raum umschließen.
»Was für eine?« fragte Daniel Norden gedankenlos, weil ihm vage Erinnerungen an Lottes bewegte Vergangenheit kamen.
»Als Filmstar, beim Theater, wo immer sie will. Sie hatte Ballettunterricht, sie war schon eine ganz bekannte Eiskunstläuferin, und das Abi hat sie trotzdem mit Glanz und Gloria gemacht. Und nun ein Kind! Es darf nicht sein!«
Daniel Norden runzelte die Stirn. Plötzlich erinnerte er sich, daß man sie nicht nur die flotte Lotte, sondern auch die Lügenlotte genannt hatte, weil sie die tollsten Geschichten erfunden hatte, um sich interessant zu machen. War ihre Tochter auch so?
»Lern doch Binni wenigstens mal kennen, dann wirst du sehen, daß man ihr helfen muß. Sie setzt sich nicht so durch wie ich. Sie ist von diesem Habenichts aufs Kreuz gelegt worden, weil er auf ihr Geld aus ist. Binni wird ja eine Masse kriegen, wenn sie heiratet.«
Sie ist ordinär, dachte Daniel, aber Geld scheint sie zu haben. Er blickte auf ihre ringgeschmückten Hände. Es waren kostbare Dinge, auch das Armband und die Armbanduhr hatten ihren Wert. So an die zwanzigtausend Euro mochte sie da mit sich herumschleppen. Ein bißchen kannte er sich ja auch aus.
Und dann der Nerz, er war von bester Qualität. Und alles war ein bißchen protzig.
»Ja, dann schick mir deine Tochter mal her«, sagte er gedankenlos, um sie endlich loszuwerden. »Ich werde mal mit ihr reden.«
Ihre getuschten Wimpern flatterten leicht. »Ich würde euch ja gern mal einladen, deine Frau natürlich auch. Wir wohnen jetzt wieder in München. In dem Kaff konnte man es ja nicht aushalten. Aber Binnis wegen wäre ich wohl doch lieber dort geblieben. Ich konnte ja nicht ahnen, daß sie gleich in die falsche Gesellschaft kommt.«
»Sei mir bitte nicht böse, wenn ich jetzt gehen muß. Ich muß noch dringende Hausbesuche machen. Wir sehen uns ja bestimmt bald wieder. Also sag deiner Tochter, daß sie zu mir kommen kann.«
»Du bist sehr nett, Daniel. Ich mache das ganz diplomatisch. Wenn ich nämlich sage, daß du das Kind wegbringst, kommt sie bestimmt nicht.«
Oh, du lieber Gott, dachte er, was habe ich mir da wieder eingebrockt, aber wie hätte er sie sonst loswerden können? Zu Hause wartete Fee, denn sie wollten seit langer Zeit mal wieder ein Sinfoniekonzert besuchen, und umkleiden mußte er sich auch noch.
Es war höchste Zeit. Fee Norden saß tatsächlich schon wie auf heißen Kohlen. Wer ihn so aufgehalten hatte, wollte Daniel seiner Frau jetzt lieber nicht erzählen. Damit wollte er bis nach dem Konzert warten.
*
Es war ein sehr schönes Konzert, das ihn in bessere Stimmung brachte.
»Eigentlich könnten wir noch ein bißchen bummeln gehen, Fee«, schlug er gutgelaunt vor.
»Nichts dagegen«, lachte sie, »aber schimpf nicht, wenn ich Schaufenster betrachte.«
»Eigentlich dachte ich mehr an Tonios Bar«, sagte er. »Er würde sich mächtig freuen, wenn wir ihn mal besuchen würden.«
»Schön, dann gehen wir zu Tonio«, sagte Fee. »Wann führst du mich sonst schon mal in eine Bar?«
Dr. Norden hatte Tonio Rezzi das Leben gerettet, als dieser in seiner Bar von einem Betrunkenen mit einem Messer angegriffen wurde. Das war lange her. Daniel war damals ein ganz junger Arzt gewesen und noch nicht mit Fee verheiratet. Ja, damals war er öfter mal in eine Bar gegangen.
Aber der gute, nun schon behäbig gewordene Tonio hatte ihn nie vergessen, und obgleich er mit seiner Familie am entgegengesetzten Ende der Stadt wohnte, kam er immer zu seinem »Dottore«, wenn ihm oder einem seiner Kinder etwas fehlte.
Er war jetzt ein gemachter Mann. Seine Bar war immer gut besucht, und jetzt kam nicht mehr jeder hinein. Man mußte »in« sein, wenn man zu Tonios Gästen zählen wollte.
Aber ein Dr. Norden mit seiner Frau bekam natürlich den Tisch, den Tonio immer für sich freihielt, um einen ruhigen Plausch mit besonders lieben Gästen machen zu können.
Er strahlte über das ganze