Dr. Norden Bestseller 35 – Arztroman: Eine Frau von Leid gezeichnet
()
Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Dr. Johannes Cornelius nahm seine Frau Anne in den Arm. »So, mein Liebes, in dieser Saison wirst du entlastet«, sagte er zufrieden. »Frau Hansen hat eben angerufen. Sie kann morgen anfangen.« »Das geht aber schnell«, sagte Anne Cornelius nachdenklich. »Meinst du nicht, daß wir uns etwas überstürzt entschieden haben?« Sie hatte sich eigentlich gar nicht entscheiden können, als der Plan gefaßt wurde, eine Sekretärin einzustellen. Doch alle waren dafür gewesen, daß sie entlastet werden mußte. Die Insel der Hoffnung erfreute sich großer Beliebtheit. Die Anfragen von Kranken, von psychisch und physisch Erschöpften waren kaum zu bewältigen. Nichts fiel Anne Cornelius schwerer als Absagen zu schreiben, da manche Briefe doch einem Hilferuf gleichzusetzen waren. Aber leider waren die Räumlichkeiten begrenzt, und die Insel war nicht so groß, daß man noch mehr bauen konnte. Es hatte sich schnell herumgesprochen, daß man auf der Insel der Hoffnung nicht nur Genesung suchen, sondern auch finden konnte. Propaganda brauchten sie schon lange nicht mehr zu machen. Auf diesem himmlischen Stückchen Eiland ruhte der Segen Gottes. Das dachten Johannes und Anne Cornelius oft. Es waren auch eine beträchtliche Anzahl von Bewerbungen eingegangen, als Isabel die Annonce hatte einrücken lassen.
Mehr von Patricia Vandenberg lesen
Dr. Norden
Ähnlich wie Dr. Norden Bestseller 35 – Arztroman
Titel in dieser Serie (100)
Dr. Norden Bestseller 1 – Arztroman: Dr. Daniel Norden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 6 – Arztroman: Saskia und der Fremde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 17 – Arztroman: Wenn Dr. Norden Urlaub macht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 4 – Arztroman: Fast wäre es zu spät gewesen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 2 – Arztroman: Hat das Leben seinen Sinn verloren? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 4 – Arztroman: Fast wäre es zu spät gewesen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 5 – Arztroman: Der schwierige Patient Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 11 – Arztroman: Du darfst nicht verzweifeln Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 23 – Arztroman: Schwester Claudia – eine tapfere Frau Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 18 – Arztroman: Ein gewagtes Spiel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 27 – Arztroman: Fee Norden in höchster Gefahr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 22 – Arztroman: Ein Glück in Gefahr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 7 – Arztroman: Wer ist Vanessa Hunter? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 8 – Arztroman: Erkenne die Wahrheit, Christina Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 21 – Arztroman: Seine rätselhafte Kollegin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 12 – Arztroman: Mit der Vergangenheit leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 3 – Arztroman: Eine gefährliche Verwechslung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 9 – Arztroman: Begegnung im Unfallkrankenhaus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 15 – Arztroman: Über allem steht die Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 1 – Arztroman: Dr. Daniel Norden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 2 – Arztroman: Hat das Leben seinen Sinn verloren? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 13 – Arztroman: Hilferuf an Dr. Norden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 16 – Arztroman: Wie es das Schicksal will Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 26 – Arztroman: Ein falscher Kollege Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 30 – Arztroman: So muss ich dich wiedersehen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 28 – Arztroman: Dieser Fall macht uns Sorgen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 20 – Arztroman: Angst um Almut Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 10 – Arztroman: Man nahm ihr das Kind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 37 – Arztroman: Warum hilft mir niemand? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 25 – Arztroman: Ein Stunde wird zur Ewigkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Eine Frau von Leid gezeichnet: Dr. Norden Aktuell 15 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Frau von Leid gezeichnet: Dr. Norden – Die Anfänge 19 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 122 – Arztroman: Mit dem richtigen Mann auf Reisen? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter schwerem Verdacht: Der kleine Fürst 202 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKummer in seinem Herzen: Kurfürstenklinik 93 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tag, als Carina verschwand: Dr. Norden Bestseller 306 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAm Tag, als Carina verschwand: Dr. Norden Gold 12 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin falscher Kollege: Dr. Norden – Die Anfänge 14 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWo sind meine Wurzeln?: Dr. Laurin 160 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTraurig oder glücklich?: Der kleine Fürst 173 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 26 – Arztroman: Ein falscher Kollege Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Versprechen: Dr. Norden Extra 37 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 116 – Arztroman: Sie lügen! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin falscher Kollege: Dr. Norden Aktuell 6 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Herz lässt sich nicht zwingen: Dr. Norden Bestseller 221 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 69 – Arztroman: Was ist die Wahrheit, Ines? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 55 – Arztroman: Wir werden nie vergessen … Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBarbara: Die Weise Frau von Eschviller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenInseldämmerung: Insel Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWir suchen Nestwärme: Sophienlust Classic 81 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 44 – Arztroman: Leonores bittere Entscheidung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Laurin 45 – Arztroman: Mein geliebter berühmter Papa Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Zufall kann zum Schicksal werden: Dr. Norden Aktuell 39 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin eiskalter Typ: Der neue Dr. Laurin 115 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Fürst 101 – Adelsroman: Eine unlösbare Aufgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJessicas Weg ins Glück: Dr. Norden Bestseller – Neue Edition 28 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMichaelas Reise zur Thymianinsel: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn nichts mehr hilft ...: Dr. Norden 34 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAngelika lüftet ein Geheimnis: Der kleine Fürst 172 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSieh nach vorne, Frank: Toni der Hüttenwirt 303 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Grimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ilias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/51984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Gilgamesch-Epos: Die älteste epische Dichtung der Menschheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Dienstanweisung für einen Unterteufel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Sämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHarry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGerman Reader, Level 1 Beginners (A1): Eine Begegnung im Zug: German Reader, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGriechische Mythologie: Theogonie + Die Götter + Die Heroen: Heldensagen und Heldendichtungen (Herkules + Der Trojanische Krieg + Theseus + Die Argonauten) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenImmanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die Frau ohne Schatten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fremde von Albert Camus (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStefan Zweig: Gesamtausgabe (43 Werke, chronologisch) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen80 Afrikanische Märchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Dr. Norden Bestseller 35 – Arztroman
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Dr. Norden Bestseller 35 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 35 –
Eine Frau von Leid gezeichnet
Patricia Vandenberg
Dr. Johannes Cornelius nahm seine Frau Anne in den Arm.
»So, mein Liebes, in dieser Saison wirst du entlastet«, sagte er zufrieden. »Frau Hansen hat eben angerufen. Sie kann morgen anfangen.«
»Das geht aber schnell«, sagte Anne Cornelius nachdenklich. »Meinst du nicht, daß wir uns etwas überstürzt entschieden haben?«
Sie hatte sich eigentlich gar nicht entscheiden können, als der Plan gefaßt wurde, eine Sekretärin einzustellen. Doch alle waren dafür gewesen, daß sie entlastet werden mußte.
Die Insel der Hoffnung erfreute sich großer Beliebtheit. Die Anfragen von Kranken, von psychisch und physisch Erschöpften waren kaum zu bewältigen. Nichts fiel Anne Cornelius schwerer als Absagen zu schreiben, da manche Briefe doch einem Hilferuf gleichzusetzen waren. Aber leider waren die Räumlichkeiten begrenzt, und die Insel war nicht so groß, daß man noch mehr bauen konnte.
Es hatte sich schnell herumgesprochen, daß man auf der Insel der Hoffnung nicht nur Genesung suchen, sondern auch finden konnte. Propaganda brauchten sie schon lange nicht mehr zu machen.
Auf diesem himmlischen Stückchen Eiland ruhte der Segen Gottes. Das dachten Johannes und Anne Cornelius oft.
Es waren auch eine beträchtliche Anzahl von Bewerbungen eingegangen, als Isabel die Annonce hatte einrücken lassen. Und sie war es auch gewesen, die sich für Viktoria Hansen entschieden hatte. Es war die kürzeste Bewerbung gewesen, die eingetroffen war, und Isabel Schoeller, die nunmehr Annes Freundin geworden war, war nur ihrem Instinkt gefolgt, als sie diese herausgriff.
Irgendwie schien es in diesem Schreiben hindurchzuklingen, daß die Bewerberin von vornherein keine Hoffnung hatte, genommen zu werden. Nach Isabels Ansicht mußte sie wohl ein Mensch sein, der selbst dringend Hilfe nötig hatte.
Davon aber sagte sie nichts. Anne war ohnehin skeptisch, daß jemand die Voraussetzungen mitbringen konnte, die für diese Tätigkeit notwendig waren, denn auf der Insel der Hoffnung wurde die Korrespondenz nicht in kühlsachlichem Ton abgewickelt, sondern man war immer darauf bedacht, Anfragen im persönlichen Ton zu beantworten und Absagen, die wegen Platzmangels unumgänglich wurden, besonders diplomatisch abzufassen.
»Hoffentlich ist es kein Reinfall«, sagte Anne seufzend.
»Verlassen wir uns auf Isabels Intuition«, meinte Dr. Cornelius. »Morgen wissen wir mehr.«
*
Am nächsten Mittag kam Viktoria Hansen, mit dem gleichen Bus, der auch Mario, den Adoptivsohn von Dr. Cornelius, aus der Kreisstadt, wo er die Schule besuchte, heimbrachte.
Mario hatte die fremde Dame schon eingehend während der Fahrt gemustert und war doch ein bißchen erstaunt, als sie mit ihm ausstieg. Patienten, die nicht mit dem eigenen Auto kamen, wurden immer von der Bahnstation abgeholt.
Viktoria Hansen, mehr als mittelgroß, sehr schlank, hochbeinig, mit schmalem blassem Gesicht, das von honigblondem Haar umrahmt wurde, betrachtete den bildhübschen kleinen Jungen, der sie nun erwartungsvoll anblickte, forschend. Ihre großen, weit auseinanderstehenden graublauen Augen hatten einen melancholischen Schimmer.
»Sie möchten zur Insel?« fragte Mario.
Viktoria Hansen nickte zustimmend. Sie mußte unwillkürlich lächeln, als Mario fragte: »Hat man denn vergessen, Sie vom Zug abzuholen? Das passiert doch sonst nicht. Unsere Gäste sollen es bequem haben, und jetzt müssen wir noch ein Stück laufen.«
»Das macht mir nichts aus?« erwiderte Viktoria.
»Aber Sie haben einen Koffer und eine Tasche«, sagte Mario. »Darf ich den Koffer tragen?«
»Ich glaube, daß du dafür doch noch ein bißchen zu klein bist«, erwiderte Viktoria. »Es macht mir wirklich nichts aus. Ich bin auch kein Gast. Ich bin die neue Sekretärin.«
Mario hielt erst mal die Luft an. Er hatte schon ein sehr gutes Unterscheidungsvermögen. Das war eine Dame. Eine Dame wie Mami, Isabel und Fee.
»Dann wenigstens die Tasche«, sagte er. »Ich habe viel Kraft. Ich bin Mario Cornelius.«
Er sagte es voller Stolz, und längst schon hatte er vergessen, daß er mal einen anderen Nachnamen gehabt hatte.
»Ich heiße Viktoria Hansen.«
Sie überließ ihm die Tasche, die nicht allzu schwer war, und sehr weit hatten sie es auch nicht. Die Straße, die die Insel der Hoffnung mit dem Festland verband, war sehr gepflegt. Und die Luft war herrlich. Viktorias Lungen weiteten sich. Mit jedem Schritt fühlte sie sich freier, entfernte sie sich mehr von dem, was so erdrückend hinter ihr lag. Sie war dankbar, daß die Entscheidung zu ihren Gunsten ausgefallen war, von Herzen dankbar.
»Für Mami wird es gut sein, wenn sie eine tüchtige Hilfe bekommt«, sagte Mario. »Sie hat manchmal bis spät abends am Schreibtisch gesessen, und das war uns gar nicht recht. Aber wir haben so viel Anfragen und leider gar nicht viel Platz. Und man kann die Leute nicht vor den Kopf stoßen, die doch so gerne herkommen möchten. Hier ist es wunderschön. Finden Sie das auch?«
»Ja, es ist wunderschön«, antwortete Viktoria.
»Hier muß man gesund werden, gesund an Leib und Seele«, erklärte Mario eifrig.
»Das hast du schön gesagt.« Sie blickte zu ihm herab. Ein goldiges Kerlchen war das. Viktoria mochte Kinder.
»Wie alt bist du?« fragte sie.
»Bald sieben Jahre.«
»Und du gehst zur Schule?«
Er nickte. »Jeden Tag.«
»Bis in die Stadt mußt du da«, meinte sie gedankenvoll.
»Mit dem Bus ist das doch nicht schlimm.«
»Du hast keine Angst?«
»Aber warum denn? Mich kennt doch jeder, und mit Fremden geh ich nicht mit. Ich weiß genau, was es für Gefahren gibt. Mami und Papi reden mit mir darüber.«
Seine Eltern hätte sich Viktoria nun aber doch ein bißchen anders vorgestellt. Zwar sahen Dr. Johannes Cornelius und seine Frau Anne noch sehr gut aus, aber sie waren wohl eher im Alter von Großeltern. Viktoria wußte ja nicht, daß Mario ein Adoptivkind war und welches gütige Geschick ihm diese Eltern schenkte, die er über alles liebte.
Seine Eltern waren bei einem Bootsunglück ertrunken, er war von Daniel Norden gerettet worden. Hier auf der Insel der Hoffnung hatte er eine neue Heimat gefunden und Eltern, die den kleinen Sohn eines italienischen Gastarbeiterehepaares vorurteilslos liebten.
Für sie bedeutete er ebensoviel Glück wie sie für ihn. Mario war ein aufgeweckter Junge und so hübsch, daß er alle Herzen im Sturm eroberte, auch das Viktorias.
Ihr wurden diese ersten Schritte zur Insel leichter, weil das Kind neben ihr war. Viktoria wurde von Dr. Cornelius und seiner Frau freundlich empfangen. Man entschuldigte sich, daß sie nicht abgeholt worden war, damit, daß man sie erst mit dem Abendzug erwartet hätte. Man dachte dasselbe, was auch Mario gedacht hatte: Viktoria war eine Dame.
Ihre Kleidung war dezent und sehr geschmackvoll, nicht besonders modisch, aber bestimmt war sie nicht billig gewesen. Der Ring, den sie an ihrer linken Hand trug, war nicht protzig aber kostbar.
Als Isabel zür Begrüßung nahte, herrschte plötzlich eine knisternde Spannung. Isabel war sichtlich irritiert.
Viktoria entging das. Für sie waren alle ja noch fremd, doch Dr. Cornelius und Anne kannten Isabel genau. Ihnen war nicht entgangen, daß sie den Atem anhielt. Aber das war in Sekundenschnelle vorbei.
Isabel hielt sich nicht lange auf. Sie wollte mit ihrem Mann zu Mittag essen. Und auch auf die Familie Cornelius und die neue Sekretärin wartete bereits ein gedeckter Tisch.
*
»Was fehlt dir, Liebes?« fragte Dr. Jürgen Schoeller. »Du ißt ja gar nicht.«
»Ich denke nach«, erwiderte Isabel. »Dieses Gesicht habe ich schon gesehen.«
»Welches Gesicht?« fragte er konsterniert.
»Viktoria«, sagte sie leise vor sich hin. »Viktoria Hansen? – Nein, das war ein anderer Name.«
»Von wem sprichst du?«
»Die neue Sekretärin. Du weißt doch. Sie ist eben angekommen.«
»Jetzt schon? Ich dachte erst abends. Sollte ich sie nicht abholen?«
»Sie ist bereits da, ist mit dem Bus gekommen«, erklärte Isabel.
»Und jetzt gefällt sie dir nicht? Anne war ja ohnehin skeptisch.«
»Sie gefällt mir sehr.« Sie versank wieder in Schweigen. »Guter Gott«, rief sie dann aus, von ihrem Stuhl emporschnellend. »Viktoria Thorn!«
»Ich verstehe nichts, mein Schatz. Das mußt du mir schon erklären.«
»Du mußt es aber für dich behalten, Jürgen. Ich will nicht, daß Anne mißtrauisch wird«
»Besteht dazu ein Anlaß?«
»Man ist nicht frei von Vorurteilen. Anne liegt das Wohl der Insel am Herzen. Sie rackert sich dafür ab. Sie soll Viktoria unvoreingenommen kennenlernen.«
Isabel war eine bekannte Journalistin gewesen, bevor sie Dr. Jürgen Schoeller heiratete. Man hatte ihr nachgesagt, daß sie Gott und die Welt kenne und ein Gedächtnis hätte wie kaum jemand sonst.
»Hat sie was ausgefressen?« fragte Jürgen.
»Nein, das war eine rätselhafte Geschichte. Sie liegt Jahre zurück. Ich muß mich auch erinnern.«
»Dein Gedächtnis wird doch nicht nachlassen«, sagte er neckend.
»Alles kann ich auch nicht aus dem Ärmel schütteln. Aber vor allem möchte ich nicht, daß du auch skeptisch bist.«
»Ich verlasse mich immer auf dein Urteil, Liebes, das weißt du.«
»Urteil«, wiederholte Isabel. »Ja, das Urteil. Wegen Mangels an Beweisen. Viktoria und Stefan Thorn wurden wegen Mangels an Beweisen freigesprochen.«
Dr. Jürgen Schoeller runzelte die Stirn. »Das gefällt mir nicht, Isabel.«
»Sie hatte mit dem Verschwinden ihres Mannes
nichts zu tun«, sagte Isabel. »Hans-Joachim Thorn verschwand spurlos, nachdem er geschäftliche Schwierigkeiten hatte.«
»Und wer ist Stefan Thorn?« fragte Jürgen.
»Sein Cousin. Man wollte Viktoria eine Affäre mit ihm anhängen. Ich werde mir