Dr. Laurin 55 – Arztroman: Wir werden nie vergessen …
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Vor drei Monaten war Maureen Lucas zum ersten Mal bei Dr. Laurin gewesen, im fünften Monat der Schwangerschaft. Sehr schüchtern und gehemmt und zutiefst verzweifelt hatte sie vor ihm gesessen, und er hatte schon die übliche Frage erwartet, auf die er in solchen Fällen immer mit nein antwortete. Doch Maureen hatte nicht gesagt, dass sie das Kind nicht zur Welt bringen wolle. Sie hatte ihn gefragt, ob es möglich wäre, dass sie im Tabea-Heim wohnen könne. Sie hätte finanziell für diesen Fall vorgesorgt. Richtig erleichtert war er da gewesen. Das Tabea-Heim, die großherzige Stiftung Tabea Deycks, war dazu bestimmt, alleinstehende Mütter mit ihren Kindern aufzunehmen. Maureen wurde in einem Mansardenzimmer untergebracht, das man ganz schnell herrichtete. So dankbar sich die junge Frau dafür auch zeigte, Dr. Laurin erfuhr nichts von ihr über den Vater ihres Kindes, nichts über ihre Herkunft. Obgleich sie darauf bestanden hatte, ihre Miete im Voraus zu entrichten, und wirklich über einige Geldmittel zu verfügen schien, half sie im Heim, wo sie nur konnte, und gewann aller Zuneigung, ohne sich darum zu bemühen. Sie sprach wenig, doch ihre Ausdrucksweise wie auch ihr ganzes Benehmen verrieten gute Erziehung und Bildung. Für diesen Donnerstag hatte Dr. Laurin Maureen zur Kontrolluntersuchung in die Klinik bestellt. Leon Laurin blickte auf seinen Kalender und dachte daran, dass heute Monika Kaysers Todestag war. Wehmut erfüllte ihn, als er seine Gedanken zu Bert Kayser wandern ließ, der den Tod seiner Frau noch immer nicht verwunden hatte. Hanna Bluhme brachte ihm Maureens Karteikarte. »Sie hat heute Geburtstag«, sagte sie.
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Rezensionen für Dr. Laurin 55 – Arztroman
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Buchvorschau
Dr. Laurin 55 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 55 –
Wir werden nie vergessen …
Ein junges Paar ist voller Dankbarkeit
Patricia Vandenberg
Vor drei Monaten war Maureen Lucas zum ersten Mal bei Dr. Laurin gewesen, im fünften Monat der Schwangerschaft. Sehr schüchtern und gehemmt und zutiefst verzweifelt hatte sie vor ihm gesessen, und er hatte schon die übliche Frage erwartet, auf die er in solchen Fällen immer mit nein antwortete.
Doch Maureen hatte nicht gesagt, dass sie das Kind nicht zur Welt bringen wolle. Sie hatte ihn gefragt, ob es möglich wäre, dass sie im Tabea-Heim wohnen könne. Sie hätte finanziell für diesen Fall vorgesorgt.
Richtig erleichtert war er da gewesen. Das Tabea-Heim, die großherzige Stiftung Tabea Deycks, war dazu bestimmt, alleinstehende Mütter mit ihren Kindern aufzunehmen.
Maureen wurde in einem Mansardenzimmer untergebracht, das man ganz schnell herrichtete.
So dankbar sich die junge Frau dafür auch zeigte, Dr. Laurin erfuhr nichts von ihr über den Vater ihres Kindes, nichts über ihre Herkunft.
Obgleich sie darauf bestanden hatte, ihre Miete im Voraus zu entrichten, und wirklich über einige Geldmittel zu verfügen schien, half sie im Heim, wo sie nur konnte, und gewann aller Zuneigung, ohne sich darum zu bemühen.
Sie sprach wenig, doch ihre Ausdrucksweise wie auch ihr ganzes Benehmen verrieten gute Erziehung und Bildung.
Für diesen Donnerstag hatte Dr. Laurin Maureen zur Kontrolluntersuchung in die Klinik bestellt.
Leon Laurin blickte auf seinen Kalender und dachte daran, dass heute Monika Kaysers Todestag war.
Wehmut erfüllte ihn, als er seine Gedanken zu Bert Kayser wandern ließ, der den Tod seiner Frau noch immer nicht verwunden hatte.
Hanna Bluhme brachte ihm Maureens Karteikarte. »Sie hat heute Geburtstag«, sagte sie.
»Geburtstag?«, fragte Leon geistesabwesend, denn seine Gedanken waren noch bei Monika, die von ihnen allen vermisst wurde.
»Ihr Schützling Maureen«, erwiderte Hanna. Trotz ihres großen Lottogewinns kam sie an den Tagen, an denen Sprechstunde war, in die Klinik, um zu helfen. Sie brauchte das einfach.
»Es ist der einundzwanzigste Geburtstag«, sagte sie. »Geben Sie ihr lieber das Päckchen. Von mir nimmt sie womöglich nichts.«
Hanna zwinkerte ihm zu, als sie ihm das hübsch verpackte Geschenk reichte. »Es scheint so, als würde sich überhaupt niemand ihres Geburtstages erinnern, und vielleicht taut sie dann ein bisschen auf.«
Ja, ihm gab Maureen auch Rätsel auf, und auch an diesem Tag war sie so schweigsam wie immer.
Höflich grüßend war sie an Anna vorbeigegangen, und als Leon Laurin ihr dann zum Geburtstag gratulierte und ihr doch wahrheitsgemäß sagte, dass Hanna ihr ein Geschenk mitgebracht hätte, wurde sie abwechselnd rot und blass.
»Ich habe gar nicht daran gedacht, dass ich Geburtstag habe«, erklärte Maureen.
»Früher war das ein ganz großer Tag«, sagte Leon. »Da wurde man für mündig erklärt. Das ist ja nun schon lange vorweg genommen, obgleich ich persönlich es gar nicht so gut finde, dass junge Menschen bereits mit achtzehn Jahren selbst entscheiden können.«
»Manchmal ist das aber gut«, sagte Maureen. Doch damit erschöpfte sich der Gesprächsstoff schon wieder.
In ihren schönen traurigen Augen schimmerten Tränen, als sie sich bei Hanna bedankte.
Nun konnte man nicht sagen, dass Hanna die Mannsbilder alle in einen Topf warf, denn sie hatte mit einigen auch sehr gute Erfahrungen gemacht, vor allem mit dem, an den die schönen Erinnerungen so lebendig waren, dass sie sich zu einer zweiten Ehe nicht hatte entschließen können, obgleich es ihr an Bewerbern nicht gefehlt hatte. Zufrieden konnte sie auch mit ihrem Schwiegersohn sein, und ihr Sohn Bernd entwickelte sich auch ganz nach ihrem Geschmack.
Dann natürlich die Ärzte in der Prof.-Kayser-Klinik, allen voran Dr. Laurin. Ja, an ihm und seinen Kollegen gab es nichts auszusetzen, deshalb fiel es Hanna auch so schwer, der Klinik Adieu zu sagen.
Sie verlor sich in Gedanken.
Es war schon traurig, wenn diese jungen Dinger, um der Einsamkeit zu entfliehen, ihr Herz an einen Hallodri verloren. Denn eines war Hanna gewiss: Maureens Herz gehörte auch jetzt noch diesem Mann, sonst hätte sie nicht so standhaft geschwiegen.
Sie liebte ihn und zog für sich die Konsequenzen.
*
Monika Kaysers Todestag wurde von niemandem, der zur Familie und zum Freundeskreis gehörte, vergessen. Bert Kayser war schon in aller Frühe am Grab seiner Frau gewesen.
Aber es war nicht das einzige Grab, das so liebevoll geschmückt war. Auch das daneben liegende war immer mit frischen Blumen überdeckt.
Felix Hülsebrück und seine Tochter Gaby waren dort begraben. Am Silvestertag waren sie unter einer Lawine gestorben. Corinna Hülsebrück hatte miterleben müssen, wie eine Lawine Mann und Kind und noch einige andere Skifahrer mit sich riss. Sie wurde das Grauen nicht mehr los.
Antonia Laurin konnte es begreifen. Corinna Hülsebrück, die schöne, lebensfrohe Frau, gerade erst vierzig Jahre alt geworden, zog sich von aller Welt zurück. Antonia hatte sie seither nie mehr getroffen, auch auf dem Friedhof nicht.
An diesem Tag hätte Gaby Hülsebrück ihren neunzehnten Geburtstag feiern können.
Antonia gab sich auch deswegen wehmutsvollen Gedanken hin, und ihre Kinder, die sie dann von der Schule abholte, tauschten verständnisinnige Blicke miteinander.
»Mami war auf dem Friedhof«, raunte Kevin den Zwillingen zu.
Konstantin drückte ihm den Zeigefinger auf den Mund. Kevin schwieg, und Kaja sagte sowieso nichts. Sie hatten Gaby Hülsebrück gekannt. Jeden Morgen war sie auf ihrem Mofa am Doktorhaus vorbei zur Schule gefahren, und immer hatte sie ihnen fröhlich zugewinkt.
Es war den Laurin-Kindern unbegreiflich, dass sie niemals wiederkommen sollte.
Leon kam pünktlich zum Essen, und da er genau wusste, wie es Antonia zumute war, denn dazu bedurfte es nur eines Blickes, tat er sein Möglichstes, um eine lebhafte Unterhaltung zustande zu bringen.
Zu erzählen hatten die Zwillinge natürlich immer etwas von der Schule, und Kevin, der erst seit kurzem die Schulbank drückte, hatte auch schon seine Sorgen.
»Muss man eigentlich malen können, Papi?«, fragte er.
»Man muss nicht«, erwiderte Leon.
»Du, sag das dem Kevin nicht«, warf Konstantin ein. »In der Schule müssen wir malen, dazu haben wir Zeichenunterricht.«
»Wenn man es aber nicht kann?«, murrte Kevin.
»Du hast doch immer gern gemalt«, mischte sich Antonia ein.
»Ja, in Büchern, wo man bloß ausmalen brauchte. Die Lehrerin hat gesagt, dass ich gar keine Phantasie habe. Ich kann doch nichts dafür. Dafür kann ich gut rechnen.«
»Was solltet ihr denn malen, Kevin?«
»Eltern und Geschwister. Ich kann euch doch nicht blöd malen. Da habe ich ein Haus gemalt, und da hat sie mich ausgeschimpft.«
»Hättest doch auch was anderes malen können, was man nicht gleich erkennen kann«, meinte Kaja.
»Aber ich habe gesagt, dass Eltern und Geschwister in dem Haus drin sind, und da hat sie mich angeguckt, als ob ich spinne.«
Leon konnte sich kaum noch ein Lachen verkneifen. Er verschanzte sich für Sekunden hinter seiner Serviette.
»Papi verschnauft sich nicht mehr«, sagte Konstantin, der das wohl durchschaut hatte.
»Schlagfertig bist du, das muss man dir lassen«, sagte Antonia nachsichtig.
»Muss man im Gymnasium auch