Voll verliebt! Liebesroman
Von Friederike Costa und Angeline Bauer
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Über dieses E-Book
Nach dem plötzlichen Unfalltod ihrer Mutter, findet Karen unter den Papieren einen Brief ihres Vaters. Sie hatte immer geglaubt, er sei ausgewandert, doch jetzt wird klar, er lebt in Dresden. Sie beschließt, ihn kennenzulernen und nimmt einen Job in seiner Firma an, verheimlicht ihm aber, dass sie seine Tochter ist. Immer tiefer verstrickt sie sich in Lügen – und noch dazu verliebt sie sich! Wie soll sie je wieder Ordnung in ihr Lebenschaos bringen?
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Buchvorschau
Voll verliebt! Liebesroman - Friederike Costa
4
Kapitel 1
Karen parkte neben dem großen Hollerbusch, der im Vorgarten ihres Elternhauses stand. Bald wird er blühen, dachte sie, hörte ihr Kinderlachen, sah sich mit den Freundinnen toben. „Ene-mene-mu-und-raus-bist-du! Wer übrig bleibt, bekommt zwei Hollerküchel!"
Aber nicht alles war schön gewesen in Karens Kindheit. Dass ihr heißgeliebter 'Papsi' so plötzlich verschwunden war, ohne ein Wort, ohne Vorankündigung, hatte ihr eine tiefe Wunde ins Herz gerissen. Da war sie vier gewesen, und sie hatte geglaubt, er sei gegangen, weil er sie nicht mehr lieb hatte und für etwas bestrafen wollte.
Als sie etwas älter war hatte sie versucht, mit ihrer Mutter darüber zu reden. „Warum ist er gegangen? Wohin ist er gegangen? Warum meldet er sich nie bei mir - ist er etwa gestorben?"
„Er hat uns verlassen, das sollte dir doch genügen. Er lebt sehr weit weg, in Australien soviel ich weiß - lass mich in Ruhe damit!" Das war ihre Standartantwort gewesen, und irgendwann hatte Karen aufgehört, nachzuforschen und den Schmerz in ihrem Innersten vergraben.
Sie legte den Hausschlüssel auf die Konsole und sah sich um. Wie immer war picobello aufgeräumt, alles stand ordentlich an seinem Platz. Als Kind hatte sie manchmal darunter gelitten, dass es in der Welt ihrer Mutter nur schwarz oder weiß, rot oder grün gab, und keine Schattierungen. Die Dinge hatten so zu sein und nicht anders. Aber vielleicht hätte sie anders ihr Leben als alleinerziehende Mutter mit einem Chemielabor, das sie alleine weiterführen musste, auch nicht meistern können.
Dass ihre Mutter gerade erst ein paar Stunden tot war und Karen schon in ihrem Haus nach Papieren suchen musste, war für sie nicht leicht. Viel lieber wäre sie an die Isar gegangen, hätte dem Wasser nachgesehen und ihrer Trauer einen Platz gegeben. Stattdessen hatte sie nun tausenderlei Entscheidungen zu treffen.
Die Worte des Bestatters klangen ihr noch im Ohr. „Haben Sie ein Familiengrab? Nein? Dann müssen Sie ein Grab aussuchen! Wir brauchen einen Text für die Todesanzeige, eine Liste für die Einladungen zur Bestattungsfeier, Kleider für Ihre Mutter - und vergessen Sie nicht, die Versicherungen zu benachrichtigen!"
„Versicherungen? Hat das denn nicht Zeit?" Mit Tränen in den Augen sah sie ihn an.
„Zeit hat nichts, wenn es um den Tod geht, liebe Frau Neuwieder, nur ihre Mutter, die braucht sich jetzt um nichts mehr zu sorgen. Der Versicherer muss bei Unfalltod umgehend benachrichtigt werden, sonst müssen Sie unter Umständen Ihr Geld erstreiten."
Versicherungspolicen hatte ihre Mutter bestimmt im Arbeitszimmer aufbewahrt. Karen öffnete den Bücherschrank und ließ ihren Blick über die Ordner gleiten. Labor, Steuer, Haus, Privat - ach hier, Versicherungen! Sie legte den Ordner auf den Schreibtisch und blätterte ihn durch. Eine Hausrat-, eine Haftpflicht-, eine Lebensversicherung, sogar eine Sterbeversicherung gab es.
„Sterbeversicherung", flüsterte sie. Was für ein absurdes Wort! Plötzlich konnte Karen ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie brach über dem Ordner zusammen und weinte hemmungslos. Ihre Mutter war doch erst fünfundfünfzig Jahre alt gewesen! Und sie hatte ihr nicht mehr sagen können, wie lieb sie sie hatte, und wie dankbar sie ihr für alles war.
Schluchzend zog sie ein Taschentuch aus der Tasche und wischte sich über die Augen. Dann klappte sie den Ordner zu und nahm den, auf dem Privat stand, aus dem Schrank. Falls ihre Mutter Vorkehrungen für ihren Todesfall getroffen hatte, würde sie diese bestimmt hier abgeheftet haben.
Karen blätterte eine Weile. Feinsäuberlich in Klarsichthüllen fand sie alles was von Belang war, angefangen bei den Geburtsurkunden ihrer Großeltern bis hin zur Scheidungsurkunde ihrer Eltern. Auch eine Abstammungsurkunde ihres Vaters war dabei.
Karen las laut: „Bodo Hennes, geboren am 17. März 1952 in Hannover."
Die Buchstaben verschwammen vor ihren Augen, eine Träne zerplatzte auf der Folie. Ihr Leben und das Leben ihrer Familie in Urkunden abgehandelt vorzufinden erschütterte sie.
Sie blätterte weiter, fand einen Zeitungsausschnitt, auf dem ihr Großvater Georg Böse als junger Mann vor diesem Haus zu sehen war, das damals noch nicht zu München gehörte, sondern zu einem kleinen Dorf weit außerhalb der Stadt. Sie fand eine Eröffnungsanzeige des Labors, das ihre Eltern vor neunundzwanzig Jahren gemeinsam gegründet hatten, ein paar ihrer Kinderzeichnungen und einige Briefe. Drei davon hatte ihr Urgroßvater aus dem Krieg an ihre Großmutter geschickt. Es waren Zeichnungen, ein kleines Gedicht darunter oder ein herzlicher Gruß: Mein Kind, du bist die Sonne in meinem Leben! Wenn ich auch nicht bei dir sein kann, ich denke doch jeden Tag an dich! Zärtliche Worte, geschrieben in einer dunklen, traurigen Zeit an eine Tochter, die sich nach dem Vater sehnte.
Gerührt betrachtete Karen diese Briefe und spürte dabei einen Stich in ihrem Herzen. Und ihr Vater? Warum gab es solche Briefe nicht auch für sie? Hatte er je einen Gedanken an sie verschwendet, dort in Australien, wo etwas so wichtig für ihn gewesen war, dass er seine Frau und sein Kind im Stich gelassen hatte?
Als sie weiter blätterte zitterte ihre Hand vor Wut und Trauer.
Dann stieß sie auf ihre eigene Heiratsanzeige: ... laden Karen Böse und Hans Neuwieder