Der verliebte Konditor – findet er sein Glück?: Toni der Hüttenwirt 367 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Walli saß auf der Bank vor ihrem Altenteil und strickte. Als Magnus auf den Hof fuhr, legte sie das Strickzeug zurück in den Korb. Magnus stieg aus und ging zu ihr. »Grüß Gott, Walli! Was strickst du?« »Eine dicke Strickjacke für Eric.« »Das ist ein besonders schönes Muster.« »Das ist ein altes Muster. Früher trugen fast alle Buben graue Strickjacken und Pullover mit eingestrickten Figuren, meistens Rehe und Hirsche. Die Madln hatten dunkelblaue Sachen mit roten Mustern. Sie waren fröhlicher, meistens waren kleine rote Herzchen eingestrickt, oder es war ein Flechtmuster aus verschiedenen Farben.« Walli lächelte. »Ich stricke nur, wenn Eric es nicht sieht. Es soll eine Überraschung für ihn werden.« »Oh, dann ist Eric unterwegs. Ist er mit Coco Gassi?« »Nein, Sebastian war am späten Nachmittag hier. Er hat ihn mit hinauf zur Berghütte genommen. Eric übernachtet auf der Berghütte.« »Das ist schön.
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Buchvorschau
Der verliebte Konditor – findet er sein Glück? - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 367 –
Der verliebte Konditor – findet er sein Glück?
Ein gutes Gespräch hilft oft weiter …
Friederike von Buchner
Walli saß auf der Bank vor ihrem Altenteil und strickte. Als Magnus auf den Hof fuhr, legte sie das Strickzeug zurück in den Korb.
Magnus stieg aus und ging zu ihr.
»Grüß Gott, Walli! Was strickst du?«
»Eine dicke Strickjacke für Eric.«
»Das ist ein besonders schönes Muster.«
»Das ist ein altes Muster. Früher trugen fast alle Buben graue Strickjacken und Pullover mit eingestrickten Figuren, meistens Rehe und Hirsche. Die Madln hatten dunkelblaue Sachen mit roten Mustern. Sie waren fröhlicher, meistens waren kleine rote Herzchen eingestrickt, oder es war ein Flechtmuster aus verschiedenen Farben.«
Walli lächelte.
»Ich stricke nur, wenn Eric es nicht sieht. Es soll eine Überraschung für ihn werden.«
»Oh, dann ist Eric unterwegs. Ist er mit Coco Gassi?«
»Nein, Sebastian war am späten Nachmittag hier. Er hat ihn mit hinauf zur Berghütte genommen. Eric übernachtet auf der Berghütte.«
»Das ist schön. Eric versteht sich gut mit Sebastian.«
»Das stimmt. Sind Martin und Katja drinnen?«
»Nein, sie sind auf einem gemeinsamen Abendspaziergang mit Coco. Sie müssten aber bald zurück sein. Willst du auf sie warten?«
»Wenn ich nicht störe«, antwortete Magnus.
»Was redest du da für einen Schmarren?«, schimpfte Walli. »Komm, wir gehen rüber und warten gemeinsam!«
Magnus folgte Walli über den Hof in das große Bauernhaus, in dem Martin und Katja wohnten und wo Martin seine Praxis hatte.
Wallis Ehe war kinderlos geblieben. Das Verhältnis zwischen Walli Schwanninger und Doktor Martin Engler ähnelte einer Mutter-Sohn-Beziehung. Gegen eine Leibrente hatte sie ihm den Schwanninger Hof überschrieben und lebte im Altenteil. Das waren zwei größere Zimmer, eine kleine Kammer, ein Bad und die Küche. Alles war ebenerdig, und der Flur führte auf den großen Hof. Doch Walli hielt sich den ganzen Tag bei Martin und Katja auf.
»Nimm Platz!«, sagte Walli. »Magst du einen Kaffee?«
Magnus lehnte ab. Er sagte, er habe sich im Café Jacob einen Kaffee für unterwegs geholt und ihn am Bergsee getrunken. Walli holte ihm ein Bier.
»Magnus, du siehst heute nicht gut aus, wenn ich das sagen darf. Du wirkst ein bisserl gestresst.«
Doktor Magnus Moser schmunzelte. Er trank einen Schluck Bier.
»Nun ja, es war eine anstrengende Woche, Walli. Es gab viele Gerichtstermine und neue Mandanten. Vielleicht bin ich urlaubsreif. Aber an einen längeren Urlaub ist noch nicht zu denken. Zuerst fahren meine Eltern in Urlaub. Danach planen Charlotte und ich, mit den Kindern mehrere Wochen hier in Waldkogel zu verbringen. Wie jedes Jahr können wir die Kuhalm als Ferienhaus nutzen. Von dort aus kommen wir schnell auf die Berghütte, hinüber auf die Ziegenalm oder ins Tal. Wir freuen uns schon darauf. Besonders die Kinder fragen fast jeden Tag, wann es endlich soweit ist.«
»Kinder haben ein anderes Zeitgefühl als wir Erwachsenen«, sagte Walli.
»Das stimmt. Jetzt verbringen wir erst einmal ein langes Wochenende hier. Die Kinder sind am liebsten auf der Ziegenalm. Sie werden auch dort übernachten. Zusammen mit den Kindern von Wendy und Henk wollen sie Hüttenboden spielen und alle zusammen auf dem Fußboden schlafen. Das haben sie schon öfters gemacht. Sie haben viel Spaß daran. Charlotte freut sich, ihren Großvater zu sehen. Er ist meistens dort, wenn er nicht mit Addi im Chalet in Kirchwalden ist oder in der Villa in München.«
»Ich finde die innige Altersfreundschaft zwischen Alois und Addi sehr schön.«
Magnus lächelte.
»Das ist sie. Jetzt ist keiner mehr von ihnen einsam. Okay, Alois war in dem Sinn nie einsam. Er hatte Toni und Anna und später Sebastian und Franziska. Addi hatte ihren Großneffen Henk bei sich. Aber jemanden im gleichen Alter in der Nähe zu haben, ist etwas anderes.
»Recht hast du«, sagte Walli. »Und warum bist du nicht auf der Ziegenalm?«
»Ich habe bei Oberin Justina Unterlagen abgeholt. Es gilt da noch einiges zu regeln, bevor Eric ins Internat zieht.«
»Ja, so eine Vormundschaft macht Arbeit«, sagte Walli.
»Als Arbeit sehe ich die Sache nicht. Eric zu helfen und zu sehen, wie er von Woche zu Woche aufblüht, gibt mir viel. Er ist ein lieber Bub. Es ist so schön, dass er wieder spricht.«
»Ja, das ist es, Magnus. Eric wird von Tag zu Tag lebhafter. Hast du inzwischen etwas über sein Elternhaus herausbekommen? Was für Leute waren seine Eltern charakterlich? Du weißt schon, was ich meine.«
Magnus seufzte leise. Er nippte an seinem Bier.
»Ja, ich habe mich umgehört. Ich habe so dies und das erfahren. Aber ich kann mir noch kein richtiges Bild machen. Die Leute, ehemalige Nachbarn und so weiter, sie reden viel. Jeder berichtet aus seiner Sicht. Die Menschen sehen den anderen immer vom eigenen Standpunkt aus. Da spielen viele Faktoren mit, auch Neid und Missgunst. Manche geben sich als Besserwisser und erzählen unglaubliche Geschichten über Erics Eltern. Ich fragte mich während der Gespräche, warum sie das tun. Was ist Tatsache und was ist erfunden, ausgeschmückt, umgedeutet, uminterpretiert? Ich behaupte nicht, dass alles Lüge ist. Jedenfalls habe ich kein einheitliches Bild bekommen.«
»Das macht dir zu schaffen, Magnus?«
»Ja, Eric ist für mich kein Fall, er liegt mir am Herzen. Ich möchte alles so regeln, dass er glücklich ist. Dazu wäre es gut, wenn ich mehr wüsste.«
Walli hatte sich einen dünnen Kaffee gemacht und setzte sich zu ihm an den großen Tisch.
»Erzählt Eric gelegentlich etwas von früher?«, fragte Magnus.
Walli schüttelte den Kopf. Sie nippte an ihrem Kaffee.
»Nein, eigentlich nicht. Okay, Katja und ich haben teilweise herausgefunden, was er gern isst. Aber das ist alles. Er liest viel, fährt auf Martins altem Fahrrad herum und besucht Susi Kornmayer. Wenn Susi hierherkommt, spielen sie mit Coco im Hof, oder sie gehen hinauf in Erics Zimmer. Sie puzzeln viel und machen Gesellschaftsspiele. Ich denke, es wäre gut, wenn Eric nicht nur mit Susi befreundet wäre. Doch das kommt wohl von selbst, wenn die Schule begonnen hat. Benno kommt öfters vorbei. Er ist der Klassensprecher. Die beiden Buben machen dann Radtouren. Ich bin gespannt, wie sich Eric weiter in Waldkogel einlebt. Aber ich bin ganz zuversichtlich. Ich will dir sagen, was ich denke, Magnus. Eric trauert noch. Deshalb erzählt er nichts. Wenn er von seinen Eltern und der Vergangenheit spräche, würde alles wieder lebendig. Das kann er noch nicht ertragen.«
»Das denke ich auch. Ich will ihn nicht drängen, etwas zu erzählen. Aber es gibt behördliche Zwänge, –so will ich es mal übertrieben ausdrücken. Es werden Fragen auftauchen. Um dann die richtige Entscheidung treffen zu können, müsste ich mehr wissen. Momentan tappe ich im Dunkeln.«
Walli sah ihn fragend an.
»Wie meinst du das?«.
Magnus überlegte kurz. Wie weit sollte und konnte er Walli ins Vertrauen ziehen?
»Walli, ich erkläre es dir. In der Akte des Jugendamts in München steht, dass Eric von einer Familie als Pflegekind aufgenommen oder adoptiert werden kann. Manuela brachte den Vermerk an, dass nach mehreren gescheiterten Versuchen davon Abstand genommen werden soll. Diese Akte wurde an das Amt in Kirchwalden überstellt. Aber werden sie sich an den Vermerk halten? Da ich Erics Vormund bin, wird jeder entsprechende Antrag zuerst an mich gehen. Aber wie soll ich dann entscheiden?«
»Ablehnen, natürlich!«, platzte Walli heraus.
»Aber ich muss Eric davon berichten. Ich kann ihn nicht übergehen. Auch wenn Kinder erst ab dem Alter von zwölf Jahren ein Mitspracherecht haben, bei wem sie leben wollen. Damit habe ich Erfahrung aus Scheidungs- und Sorgerechtsprozessen.