Liebe ist mehr als Freundschaft: Toni der Hüttenwirt 165 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Es war früher Abend. Toni hatte die Kinder im Forsthaus abgeholt und stellte seinen Geländewagen auf der Wiese hinter der Oberländer Alm ab. Franziska und Sebastian schulterten ihre kleinen Rucksäcke und liefen los. Toni schloss das Auto ab. Er ging zu Wenzel und Hilda Oberländer.
»Grüß Gott!«
Die beiden saßen am Tisch vor der Almhütte.
Statt eines fröhlichen Grußes nickten sie ihm nur zu. Toni sah ihre ernsten Gesichter. Eigentlich wollte er sie darum bitten, ihm Sahne, Butter und Käse mitzugeben, die er gewöhnlich am frühen Morgen holte. So konnte er sich den Weg am nächsten Tag sparen.
Toni erkannte, dass mit den beiden etwas nicht stimmte. Er stellte sein Anliegen zurück und setzte sich zu ihnen. Er lächelte sie an.
»Ihr schaut net gerade fröhlich aus. Ist die Milch sauer geworden?«, versuchte Toni, sie durch einen Scherz aufzumuntern.
»Lass deine blöden Witze, Toni!«, zischte Wenzel, der eigentlich eine ausgesprochene Frohnatur war.
»Sei net so garstig zum Toni«, tadelte Hildegard ihren Mann. »Des ist ungerecht, deine miese Laune und deinen Ärger an Toni auszulassen.«
Verlegen rieb sich Wenzel Oberländer das Kinn. Er warf Toni einen Blick zu.
»War net so gemeint, Toni. Ich bin heute ein bisserl grantig. Aber des hat nix mit dir zu tun.«
»Sondern? Einen Grund wirst du schon haben, Wenzel. Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen? Vielleicht kann ich helfen.«
Hilda stand auf und holte für Toni einen großen Becher Milchkaffee, den sie immer auf dem Küchenherd warm hielt, der mit Holz gefeuert wurde. Toni deutete diese Geste als Einladung zu bleiben. Er trank einen
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Buchvorschau
Liebe ist mehr als Freundschaft - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 165–
Liebe ist mehr als Freundschaft
Herz, erkenne den Unterschied!
Friederike von Buchner
Es war früher Abend. Toni hatte die Kinder im Forsthaus abgeholt und stellte seinen Geländewagen auf der Wiese hinter der Oberländer Alm ab. Franziska und Sebastian schulterten ihre kleinen Rucksäcke und liefen los. Toni schloss das Auto ab. Er ging zu Wenzel und Hilda Oberländer.
»Grüß Gott!«
Die beiden saßen am Tisch vor der Almhütte.
Statt eines fröhlichen Grußes nickten sie ihm nur zu. Toni sah ihre ernsten Gesichter. Eigentlich wollte er sie darum bitten, ihm Sahne, Butter und Käse mitzugeben, die er gewöhnlich am frühen Morgen holte. So konnte er sich den Weg am nächsten Tag sparen.
Toni erkannte, dass mit den beiden etwas nicht stimmte. Er stellte sein Anliegen zurück und setzte sich zu ihnen. Er lächelte sie an.
»Ihr schaut net gerade fröhlich aus. Ist die Milch sauer geworden?«, versuchte Toni, sie durch einen Scherz aufzumuntern.
»Lass deine blöden Witze, Toni!«, zischte Wenzel, der eigentlich eine ausgesprochene Frohnatur war.
»Sei net so garstig zum Toni«, tadelte Hildegard ihren Mann. »Des ist ungerecht, deine miese Laune und deinen Ärger an Toni auszulassen.«
Verlegen rieb sich Wenzel Oberländer das Kinn. Er warf Toni einen Blick zu.
»War net so gemeint, Toni. Ich bin heute ein bisserl grantig. Aber des hat nix mit dir zu tun.«
»Sondern? Einen Grund wirst du schon haben, Wenzel. Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen? Vielleicht kann ich helfen.«
Hilda stand auf und holte für Toni einen großen Becher Milchkaffee, den sie immer auf dem Küchenherd warm hielt, der mit Holz gefeuert wurde. Toni deutete diese Geste als Einladung zu bleiben. Er trank einen Schluck Kaffee.
»Unsere Kinder wollen, dass wir die Feuchtwiesen am Bergsee verkaufen. Sie sagen, sie wären doch zu nix nutze. Hilda und ich, wir wollen net.«
»Wie kommen eure Kinder auf diese Idee?«, brach es aus Toni hervor, der sehr überrascht war.
»Da waren irgendwelche Herren auf dem Hof. Sie haben ihnen den Floh ins Ohr gesetzt.«
Toni zog die Stirn in Falten. In ihm schrillten Alarmglocken.
Da konnte etwas nicht stimmen. Warum gab es Interesse an den Feuchtwiesen?
»Was waren des für Leute?«, fragte Toni.
Hildegard Oberländer, die Hilda gerufen wurde, zuckte mit den Schultern.
»Herren eben, in feinen Anzügen und dicken Autos.«
»Und wo kamen sie her?«
»Die Autos hatten alle Schweizer Kennzeichen, sagt unser Bub«, bemerkte Wenzel. »Des soll eine gutbetuchte Investorengruppe sein. Sie hatten Hochglanzprospekte dabei.«
»Aha! Habt ihr eine dieser Broschüren?«
»Naa, Toni, die haben sie wieder mitgenommen.«
Toni rieb sich das Kinn.
»Gell da staunst, Toni?«, sagte Hilda. »Sie sagten, sie gehören zu einer Gruppe, die sich dem Naturschutz verbunden fühlt.«
»Wir hier in Waldkogel fühlen uns bestimmt mehr der Natur verbunden«, zischte Toni. »Haben die in der Schweiz nicht genug Feuchtwiesen?«
Hilda und Wenzel Oberländer zuckten mit den Schultern.
»Sie sagten, die Investoren wollten etwas Gutes tun für die Natur. Des ist irgendein Steuermodell, so wie es uns unsere Kinder erklärt haben. Verstanden haben wir es nicht. Jedenfalls wollen sie für den Quadratmeter viel Geld bezahlen«, erläuterte Hilda.
»Die Feuchtwiesen sind doch kaum etwas wert«, wandte Toni ein.
»Des stimmt, aber des scheint die Herren net zu stören. Denen geht es nur um den Gedanken des Naturschutzes. Sie kaufen überall in der Welt Grundstücke auf, die naturbelassen sind, sagen sie. Sie machen damit auch nix, sagen sie. Es ginge einfach nur darum, Natur zu erhalten.«
Toni trank einen Schluck Kaffee.
»Also, so etwas Hirnrissiges habe ich schon lange nimmer gehört. Was für Deppen! Sie wollen viel Geld bezahlen, für Grundstücke, mit denen sie nichts anfangen können. Die Feuchtwiesen am Bergsee, die sind so oder so Natur. Früher haben die Bauern die Kühe zum Grasen drauf geschickt, aber das ist auch vorbei. Für Investoren sind die Feuchtwiesen doch wertlos.«
»Des haben wir unseren Kindern auch gesagt. Die meinen aber, dass des ein Abschreibungsobjekt sei und keine Rendite bringen dürfe«, sagte der alte Wenzel. »Ich verstehe nix von solchen Sachen, aber sie zahlen einen ordentlichen Preis. Die Wiesen liegen brach und kosten jedes Jahr Grundsteuer. Deshalb wollen unsere Kinder, dass wir verkaufen. Aber des kommt mir vor, wie wenn man mir ein Stück aus dem Herzen reißt. Die Wiesen, die sind schon immer im Besitz der Familie Oberländer gewesen, schon lange vor meinem Großvater. Der hat da noch Binsen geschnitten und Körbe draus gemacht. Daran erinnere ich mich. Als kleiner Bub bin ich neben ihm auf dem Hof gesessen und habe ihm zugesehen«, erzählte der alte Wenzel.
»Vielleicht wollen die Herren die Binsen vermarkten?«
»Naa, Toni, des haben unsere Kinder auch gefragt. Sie wollen nix damit machen, gar nix. Trotzdem wollen sie sie kaufen.«
»Seid ihr die Einzigen, die ein solches Angebot bekommen haben?«
Hildegard zuckte mit den Achseln.
»Des wissen wir nicht. Aber uns gehört ein großes Stück der Feuchtwiesen. Meine Familie besaß auch schon immer Feuchtwiesen. Dann, als wir geheiratet haben, brachte ich die mit in die Ehe. Dem Grafen gehören die meisten Feuchtwiesen am Bergsee.«
»Mei, dann redet mal mit dem Tassilo«, schlug Toni vor.
»Unsere Kinder wollen des net. Sie haben eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben. Darin versichern sie, dass sie mit niemand über das Angebot reden.«
»So ein Irrsinn!«, schimpfte Toni. »Des stinkt doch gegen den Wind. Also mich interessiert des schon. Ich habe keine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben. Wenn ihr wollt, dann frage ich Tassilo.«
Wenzel und Hildegard warfen sich Blicke zu.
»Wir hätten eigentlich mit niemand drüber reden dürfen.«
»Schmarrn! Bin ich niemand? Ich bin der Toni, und hier in Waldkogel halten wir zusammen. Man muss euch nur anschauen, um zu sehen, wie nahe euch des geht. Also, jetzt macht ihr nix. Und ihr macht euch auch keine Gedanken. Ich halte Augen und Ohren offen und werde schon herausfinden, wo es da einen Haken gibt. Denn eines ist klar, des ist ein seltsames Angebot, da kann es net mit rechten Dingen zugehen.«
»Darfst dir aber net anmerken lassen, dass wir etwas gesagt haben, Toni. Unsere Kinder wären dann bös’ mit uns. Die Herren haben gesagt, wenn wir über des Angebot reden, dann zahlen sie weniger.«
»Himmelsakrament, des wird ja immer schöner! Des grenzt an Erpressung.«
Wenzel und Hilda schauten sich an.
Toni atmete durch.
»Also, jetzt reden wir offen. Sind eure Kinder, seid ihr in finanziellen Schwierigkeiten? Müsst ihr Grund verkaufen?«
»Naa, so ist es net, Toni. Mei, reiche Bauern waren wir nie. Aber es hat immer gereicht. Wir haben unsere kleine Rente und wir haben die Kühe, die uns Butter, Milch, Sahne und Käse geben, die wir verkaufen. Der Oberländer Hof ist schuldenfrei. Unsere Kinder sind keine Landwirte mehr. Die Wiesen und Äcker haben sie verpachtet, bis auf die Feuchtwiesen am Bergsee, die niemand pachten will. Unsere Buben haben alle einen guten Beruf gelernt und arbeiten in Kirchwalden. Ihre Frauen und unsere Enkel gehen auch nach Kirchwalden arbeiten. Aber des weißt du ja, Toni. Alle zusammen haben ein schönes Einkommen. Also, Not leiden wir nicht.«
»Dann jagt diese Spinner vom Hof!«, donnerte Toni und schlug mit der Hand auf den Tisch.
»So einfach ist des net, Toni. Wir sind alt. Weiß der Herrgott, wie lange wir noch leben. Wenn wir mal nimmer sind, dann werden die Kinder sowieso machen, was sie wollen. Die gehen lieber fünf Tage in der Woche arbeiten, als sieben Tage auf dem Hof etwas zu tun. Wenn wir mal nimmer sind, dann wird es auch die Oberländer Alm nicht mehr geben, Toni.«
»Bewahre! Außerdem: Wo sollen wir dann Milch, Butter, Sahne und Käse herbekommen?«
Hilda und Wenzel mussten über Tonis heftige Reaktion schmunzeln.
»Bist schon ein guter Bursche, Toni. Aber net alle sind so wie du. Leider müssen wir sagen, dass unsere Kinder hinter dem Geld her sind wie der Teufel hinter einer armen Seele. Net auszuhalten ist des! Es zählt nur der materielle Wert, Toni. Geld – Geld – Geld, des bestimmt die Welt, und unsere