Was stimmt jetzt?: Toni der Hüttenwirt 378 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Doktor Martin Engler saß hinter seinem Schreibtisch. Er hatte noch einige Atteste zu schreiben. Die Fenster zum Hof standen offen. Er hörte ein Auto und sah hinaus. Ein Dienstwagen der Gemeindehelferinnen hielt auf dem Hof. »Endlich!«, murmelte Martin vor sich hin. Er stand auf und eilte hinaus. »Grüß Gott, Harald! Ich habe dich schon früher erwartet.« »Grüß Gott, Martin! Ich erkläre es dir gleich. Die Verspätung tut mir leid. Haben Katja oder Walli einen großen Becher Kaffee für mich?« »Immer! Komm, wir gehen in die Küche. Dort können wir uns auch unterhalten«, antwortete Martin. Sie gingen hinein. Katja war nicht daheim.
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Buchvorschau
Was stimmt jetzt? - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 378 –
Was stimmt jetzt?
Friederike von Buchner
Doktor Martin Engler saß hinter seinem Schreibtisch. Er hatte noch einige Atteste zu schreiben. Die Fenster zum Hof standen offen. Er hörte ein Auto und sah hinaus.
Ein Dienstwagen der Gemeindehelferinnen hielt auf dem Hof.
»Endlich!«, murmelte Martin vor sich hin. Er stand auf und eilte hinaus. »Grüß Gott, Harald! Ich habe dich schon früher erwartet.«
»Grüß Gott, Martin! Ich erkläre es dir gleich. Die Verspätung tut mir leid. Haben Katja oder Walli einen großen Becher Kaffee für mich?«
»Immer! Komm, wir gehen in die Küche. Dort können wir uns auch unterhalten«, antwortete Martin.
Sie gingen hinein. Katja war nicht daheim. Sie war zum Einkaufen nach Kirchwalden gefahren.
Walli bereitete Beeren vor, die sie einkochen wollte. Sie begrüßte Harald herzlich. »Gut, dass ich dich sehe, Harald! Das erinnert mich, dass ich mich schon längst bei den Weißgerbers erkundigen wollte, ob das mit der Versicherung erledigt ist.«
Martin bat Harald, sich zu setzen. Er holte ihm einen großen Becher Kaffee.
»Marie und Albert und mein Schwager Bernd zoffen immer noch mit der Versicherung herum, wegen des Brandschadens«, berichtete Harald.
»Wollen die nicht bezahlen?«
»Sie zieren sich«, sagte Harald.
»Das ist meistens so«, sagte Walli. »Da gibt es so eine Redensart: Versicherungen verteilen Regenschirme, die nur bei Sonnenschein genutzt werden können.«
Alle lachten.
Harald winkte ab. »Die Weißgerbers machen sich keine Sorgen. Das Brandschutzgutachten ergab, dass es Brandstiftung war. Es wird vermutet, dass an dem Tag Fremde auf dem Gelände des Sägewerks waren. Irgendwelche Leute, die hinten am Seeufer biwakiert haben. Niemand von der Familie Weißgerber war daheim. Den Weißgerbers wurde nichts zur Last gelegt. Das ist gut. Aber Holz, das schon so viele Jahre gelagert wurde, hat einen beträchtlichen Wert. Das hat die Versicherung noch nicht eingesehen. Doch das kommt noch. Es ist eben ein Tauziehen. Alle Gutachter sind auf der Seite der Weißgerbers. Irgendwann muss die Versicherung nachgeben. Albert sagt, das wird schon. Und mein Emil ist auch wieder glücklich. Jetzt hat er ein größeres Spielhaus am Ufer.«
»Das freut mich für ihn«, sagte Walli.
»Manche Dinge geschehen eben, das ist einfach Pech. Wie bei mir heute. Deshalb bin ich auch zu spät. Ich hatte eine Autopanne, einen Platten. So etwas kann vorkommen. Ich habe mich zwar geärgert, aber ich dachte, ich mache schnell das Ersatzrad drauf. Aber der hatte auch keine Luft. Unsere Fahrzeuge werden sehr strapaziert. Neulich hatte eine Kollegin einen Platten und sie hatte vergessen, den Reifen in die Werkstatt zu bringen. Ich mache ihr keinen Vorwurf. Wir Gemeindehelfer haben viel zu tun, meistens ist es etwas hektisch. So auch heute. Das Auto, das ich meistens fahre, war zur Inspektion. Es sollte heute zu Dienstbeginn zum Rathaus gebracht werden, aber es war nicht fertig. Nun ja, Schwamm drüber! Ich rief die Werkstatt an. Sie mussten das Auto erst fertig machen und brachten es mir dann auf den Seidler Hof. Jetzt müssen sie sich um das Auto der Kollegin kümmern. Deshalb habe ich die ganze Zeit auf dem Seidler Hof festgesessen und musste meine ganze Tour verschieben. Infolgedessen hast du warten müssen, Martin.«
»Es war eben Pech«, antwortete Martin.
Harald trank einen Schluck Kaffee. »Mei, der tut gut! So, nachdem ich mir jetzt alles von der Seele geredet habe, bis du dran, Martin.«
Martin nahm sich auch einen Kaffee, dann erzählte er: »Auf meiner Hausbesuchs-Tour bin ich den Baslers begegnet. Rudi und Lia saßen auf der Bank vor dem Haus. Ich hielt an und fragte, wie es ihnen geht. Die beiden sind sehr gesund und kommen höchstens einmal im Jahr in die Sprechstunde. Sie sind nicht krank, sie werden eben nur älter. Die Baslers haben mich ins Haus gebeten. Wir saßen ein bisserl zusammen. Ich habe den Eindruck, dass sie in erster Linie sehr, sehr einsam sind. Und sie können immer schlechter gehen. Vielleicht würden ihnen Gehwägelchen helfen. Sie bewegen sich zu wenig. Da verkümmern die Muskeln noch schneller. Dass sie immer schlechter laufen können, stört sie wenig. Mei, Martin, sagten sie, es ist nur das Alter. Das ist so. Damit muss man sich abfinden. Ich habe sie angehalten, sich mehr zu bewegen. Ich weiß nicht, ob es etwas nützt.«
Harald seufzte. »Martin, ich erlebe das oft. Einsamkeit macht irgendwie unbeweglich. Wenn die Alten eine große Familie haben, altern sie nicht so schnell. Dann gibt es Enkel oder sogar Urenkel, die sie auf Trab halten. Außerdem kannst du mir sicher bestätigen, dass ein aktives gesellschaftliches Leben jung hält.«
Martin nickte. »Das stimmt, wer rastet, der rostet, das ist eine alte Redensart. Lia und Rudi haben drei Kinder. Nachdem der älteste Sohn ausgewandert ist, folgten ihm sein jüngerer Bruder und schließlich das Madl. Sie haben den Kindern ihren Segen gegeben. Sie sollten in der Ferne ihr Glück machen. Das ist ihnen auch gelungen.«
»Das stimmt«, rief Walli durch die Küche. »Den Kindern geht es gut. Inzwischen sind Enkel da. Alle Enkelkinder sind verheiratet und es gibt Urenkel. Das habe ich gehört. Aber das Ende vom Lied ist, dass die Alten jetzt hier allein sind. Das müsste nicht sein. Die Kinder wollten, dass Rudi und Lia zu ihnen ziehen, als sie in Rente gingen. Aber die Heimat zu verlassen, dazu konnten sie sich nicht entschließen. Sie tun mir leid.«
Harald und Martin nickten.
»Leider gibt es keine Medizin gegen Einsamkeit. Die Pharmaindustrie würde sehr guten Umsatz machen«, schmunzelte Martin. »Es fragt sich, was man für die beiden tun kann. Sie sind auch scheu geworden. Sie wollen keinen Menschen im Haus. Es hat mich viel Überredung gekostet, Harald, bis sie damit einverstanden waren, dass du sie besuchst. Vielleicht kannst du sie beeinflussen. Ich denke, es wäre gut, wenn du sie einmal oder zweimal in der Woche besuchst. Damit sie jemand haben, der gelegentlich nach ihnen schaut. Trink mit ihnen einen Kaffee! Es muss nur ein Stündchen sein.«
Harald überlegte. »Mal sehen, wie ich das einplanen kann. Aber du weißt selbst, wie viele hier in Waldkogel zu versorgen sind, die wirklich krank sind und tägliche Hilfe brauchen, oft mehrmals am Tag.«
»Du meinst, du hast dafür keine Zeit?«
»Martin, mein Zeitplan ist eng, sehr eng. Außerdem ist Einsamkeit keine Krankheit.«
»Sicher ist das keine Krankheit. Aber es schadet auch nicht, wenn sie mindestens einmal in der Woche den Blutdruck gemessen bekommen«, lachte Martin und blinzelte Harald zu. »Außerdem kannst du ihnen vielleicht einige Handreichungen machen.«
Harald schüttelte den Kopf. »Martin, dazu kann ich nur sagen: Rudi und Lia lassen sich nur ungern helfen.«
»Wie kommst du darauf?«, fragte Martin erstaunt.
»Ihnen gegenüber wohnt die alte Regina. Dort war ich im letzten Jahr öfters, nachdem sie unglücklich hingefallen war. Ich sah die Baslers, wie sie sich mit dem Einkaufen abquälten. Ich wollte ihnen die Taschen tragen, aber sie lehnten energisch ab. Wochen später sah ich sie mit dem Leiterwägelchen. Darauf hatten sie ihre Einkäufe gepackt. Rudi zog vorn und Lia schob hinten. Ich habe ihnen angeboten, den Wagen nach Hause zu ziehen. Nicht nur, dass sie ablehnten, sie waren richtig ärgerlich geworden. Danach habe ich aufgehört, meine Hilfe anzubieten, wenn ich ihnen zufällig begegnet bin.«
Martin rieb sich das Kinn. »Es könnte bedeuten, wir gießen Öl ins Feuer, wenn du sie besuchst. Vielleicht haben sie meinem Vorschlag nur zugestimmt, damit ich sie in Ruhe lasse und gehe?«
»Das ist gut möglich, Martin«, sagte Harald. »Ich jedenfalls bin nicht geeignet, ihnen Hilfe anzubieten.«
»Ja, das sehe ich ein. Aber man kann sie doch nicht so allein lassen, Harald. Sie sind einsam, fühlen sich verlassen und plagen sich ab.«
»Gegen Sturheit ist kein Kraut gewachsen, Martin«, sagte Walli, als sie