Die schöne Walli: Toni der Hüttenwirt 332 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Nach dem Gespräch mit Martin war Pfarrer Zandler den ganzen Tag sehr still. Seine Haushälterin Helene Träutlein beobachtete ihn mit verhaltener Sorge. Pfarrer Zandler war während des Essens sehr schweigsam. Danach verzog er sich in seine Studierstube und wollte nicht gestört werden. Am Nachmittag setzte er sich in den Pfarrgarten und schaute vor sich hin. Das war ungewöhnlich. Sonst las er etwas. Da stimmt etwas nicht, dachte Träutlein. Sie hätte ihn gern danach gefragt, aber ihr Bauchgefühl riet ihr davon ab. Das blieb auch noch so, als Pfarrer Zandler sie bat, jeden Anruf abzuwimmeln. "Sag, ich sei im Augenblick nicht zu erreichen", sagte er. Nicht zu erreichen, das stimmt, wenn auch in einem anderen Sinn, dachte Helene Träutlein. Wie immer, wenn sie unruhig war, stürzte sie sich in einen Großputz. Dieses Mal nahm sie sich die Speisekammer hervor. Dass Pfarrer Zandler es sah und keine Bemerkung machte, war für die gute Haushälterin ein weiteres Alarmzeichen. "Da stimmt etwas nicht", flüsterte sie immer wieder vor sich hin. Nach der Messe und dem Abendessen verließ Zandler das Pfarrhaus. Helene Träutlein schaute auf die Uhr. Sie stellte fest, dass er früher als sonst gegangen war. "Herrgott, gib mir Geduld!
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Buchvorschau
Die schöne Walli - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 332 –
Die schöne Walli
Wenn ein Traum zu scheitern droht
Friederike von Buchner
Nach dem Gespräch mit Martin war Pfarrer Zandler den ganzen Tag sehr still. Seine Haushälterin Helene Träutlein beobachtete ihn mit verhaltener Sorge. Pfarrer Zandler war während des Essens sehr schweigsam. Danach verzog er sich in seine Studierstube und wollte nicht gestört werden. Am Nachmittag setzte er sich in den Pfarrgarten und schaute vor sich hin. Das war ungewöhnlich. Sonst las er etwas.
Da stimmt etwas nicht, dachte Träutlein. Sie hätte ihn gern danach gefragt, aber ihr Bauchgefühl riet ihr davon ab. Das blieb auch noch so, als Pfarrer Zandler sie bat, jeden Anruf abzuwimmeln.
„Sag, ich sei im Augenblick nicht zu erreichen", sagte er.
Nicht zu erreichen, das stimmt, wenn auch in einem anderen Sinn, dachte Helene Träutlein.
Wie immer, wenn sie unruhig war, stürzte sie sich in einen Großputz. Dieses Mal nahm sie sich die Speisekammer hervor. Dass Pfarrer Zandler es sah und keine Bemerkung machte, war für die gute Haushälterin ein weiteres Alarmzeichen.
„Da stimmt etwas nicht", flüsterte sie immer wieder vor sich hin.
Nach der Messe und dem Abendessen verließ Zandler das Pfarrhaus.
Helene Träutlein schaute auf die Uhr. Sie stellte fest, dass er früher als sonst gegangen war.
„Herrgott, gib mir Geduld!", flehte sie.
Pfarrer Zandler ging direkt zum Friedhof. Er setzte sich auf die Bank, von der er wusste, dass dort Alma Häusler sonst auf ihn wartete.
Er ließ den Rosenkranz durch die Finger gleiten. Er hatte die Augen geschlossen und sah nicht, als Alma kam.
Sie setzte sich im Abstand daneben.
Pfarrer Zandler sah nach einer Weile kurz auf. Dann betete er weiter den Rosenkranz.
Alma Häusler wunderte sich. Aber sie sagte lange Zeit nichts. Sie wartete darauf, dass er das Gespräch mit ihr beginnen würde wie jeden Abend.
Aber nichts geschah.
Dann räusperte sich Pfarrer Zandler. Er steckt den Rosenkranz in die Tasche, lehnte sich zurück und sah in die Ferne. Er rieb sich die Stirn.
„Haben Sie Kopfweh? Brummt der Schädel?", fragte Alma.
„Ja, so ist es", antwortete Zandler.
„Das ist kein Wunder bei dem Wetter. Ich schätze, es könnte ein Gewitter geben", bemerkte Alma.
Pfarrer Zandler blickte zum Himmel hinauf. Er spannte sich hellblau über das Tal und die Berge von Waldkogel. Einige wenige weiße Wölkchen bewegten sich über den Berggipfeln.
„Mmm, mir sieht es nicht danach aus", murmelte Zandler.
„Kopfdruck ist immer ein Zeichen, dass es einen Wetterwechsel gibt", beharrte sie.
„Normalerweise kann es schon so sein, Alma. Da will ich dir nicht widersprechen. Aber Sorgen können auch Kopfweh machen."
Alma riss die Augen auf und starrte ihn an.
„Schau nicht so!", sagte er.
„Ich wundere mich nur. Sie dürften keine Sorgen haben."
Pfarrer Zandler lächelte.
„Alma, ich bin genauso ein Mensch wie jeder andere in Waldkogel, auch wenn ich der Pfarrer bin. Ich mache mir oft Sorgen."
Alma schwieg einen Augenblick, dann sagte sie:
„Wenn ich so darüber nachdenke, müssen Sie damit fertig werden, was Ihnen in der Beichte anvertraut wird. Damit dürfen Sie mit niemanden sprechen. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht immer einfach ist. Da können Sie schon mal Kopfweh bekommen."
Pfarrer Zandler schmunzelte.
„Du musst dir keine Sorgen machen. Ich kann mit dem Herrgott über alles reden. Nein, daher kommen meine Kopfschmerzen nicht."
„Wenn der Kopf zu sehr drückt, holen Sie sich beim Martin eine Pille", riet Alma.
„Schön wäre es! Aber den Martin will ich in Ruhe lassen, der hat im Augenblick genug eigene Sorgen, die ihm Kopfweh bereiten."
„So, unser Doktor Martin Engler hat Sorgen? Das ist interessant. Davon weiß ich nichts."
„Dass du davon nichts weißt, Alma, das glaube ich dir gerne. Von wem solltest du es erfahren? Erstens sprichst du mit niemandem, der dir etwas erzählen könnte, wie zum Beispiel die Walli oder die Ella. Es wissen nicht viele davon, dass sich Martin Sorgen macht. Er will auch nicht, dass es an die große Glocke gehängt wird."
„Aber Ihnen hat er es erzählt?"
„Das hat er."
„Kann man Martin nicht helfen? Martin hat sich damals nach dem Tod meines Mannes sehr um mich gekümmert", sagte Alma.
Pfarrer Zandler freute es insgeheim, dass Alma sich Gedanken machte und dass sie etwas wie Mitleid an den Tag legte.
„Weißt du, vielleicht wird es auch nicht so schlimm. Was einem Kollegen passiert ist, mit dem Martin studiert hat, muss nicht unbedingt eintreten. Aber es ist eine Bedrohung, seufzte Pfarrer Zandler. „Ich kann verstehen, dass Martin beunruhigt ist und schlaflose Nächte hat.
„Mei, mei, mei, Herr Pfarrer, das hört sich nicht gut an."
„Das stimmt. Es hätte unser aller Phantasie überstiegen, sich so etwas auszumalen. Aber leider gibt es Menschen, die treten anderen gern ans Schienbein. Sie wollen sich wichtig machen. Auch unter den Doktoren gibt es Ruppert Schwarzers", sagte Zandler.
„Ruppert Schwarzer kann es überall geben. Der liebe Gott hat einen großen Tiergarten", sagte Alma.
„Das stimmt. Und unter den Tieren gibt es nicht nur Kuscheltiere, fügte Pfarrer Zandler hinzu. „Ich hoffe, dass Martin nie von solch einem bösartigen Tier angegriffen wird. Aber wissen kann man es nie. Die Menschen haben sich in den letzten Jahrzehnten sehr verändert. Sie haben einen Spaß daran, andere kaputt zu machen. Hier in unserem schönen Waldkogel ist es noch nicht so weit gekommen. Dem Himmel sei dafür Dank.
„Dann hat Martin nichts zu befürchten."
„Doch, Alma, das hat er. Zwar ist Martin der einzige Hausarzt. Aber das hat nichts zu sagen. Ihm kann von Auswärtigen zugesetzt werden."
„Martin tut mir leid. Er hat mein ganzes Mitgefühl", sagte Alma.
Es vergingen einige Minuten. Sie schwiegen beide. Pfarrer Zandler wartete auf den Augenblick, an dem Almas Neugier die Oberhand gewinnen würde.
Sie setzte einige Male zum Sprechen an, schwieg dann doch wieder.
Endlich räusperte sie sich.
„Sie können, dürfen oder wollen keine Einzelheiten erzählen?, fragte Alma. „Sie wissen, dass ich mit niemandem rede. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass ich es nicht weitererzählen werde. Meine Lippen sind versiegelt.
Sie machte das Kreuzzeichen über ihrem Mund.
Pfarrer Zandler wiegte den Kopf hin und her. Er tat, als würde er nachdenken.
„Nun, warum sollte ich dir nicht eine Andeutung machen. Ich muss ja keine Namen nennen. Martin ist noch nicht betroffen. Es könnte ihn aber treffen. Du musst mir versichern, dass du schweigst."
Alma nickte.
Pfarrer Zandler machte es spannend. Er holte zuerst zwei Bonbons aus seiner Tasche und gab eines davon Alma.
„Ich fange an. Martin hat einen Kollegen aus der Studienzeit. Der hat ihn angerufen, er wolle ihn warnen. Es ist ihm etwas passiert. Er wurde angezeigt. Wie der Paragraph genau heißt. weiß ich nicht. Ich muss es auch nicht wissen, ich bin Geistlicher, und kein Jurist. Es geht darum, dass dieser Kollege angezeigt wurde wegen unterlassener Hilfeleistung, Fürsorgeunterlassung oder wie das heißt. Dabei hat er sich nichts zuschulden kommen lassen, sagt Martin. Jedenfalls bis zur Klärung ist diese Hausarztpraxis geschlossen."
Er machte eine Sprechpause, bevor er weiter sprach:
„Wenn ich mir vorstelle, dass Martins Praxis geschlossen würde, bekomme ich Gänsehaut. Was ist dann mit den Patienten? Viele Waldkogeler ist der Weg zu einem Doktor nach Kirchwalden zu weit. Das ist das Erste. Das Zweite ist, dass viele Ärzte keine Hausbesuche machen. Dass dann alle ins Krankenhaus müssten, die Martin liebevoll auf seiner