Wendys Geheimnis: Toni der Hüttenwirt Extra 97 – Heimatroman
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Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann.
Pfarrer Heiner Zandler begrüßte die Mutter Oberin persönlich an der Haustür. »Grüß Gott, Justina! Komm herein! Meine Haushälterin hat den Abendbrottisch im Esszimmer gedeckt.« »Grüß Gott, Heiner! Mei, ich bin doch kein Staatsbesuch«, lachte sie. Die beiden kannten sich schon sehr lange, schon seit damals, als sie an der Universität studierten, sie Jura und er Theologie. Erst Jahre später ging Justina in den Orden und übernahm schon bald nach ihrem ewigen Gelübde die Leitung. Ihr Ordensname erinnerte an ihre Ausbildung und ihre Tätigkeit als Juristin draußen in der Welt, wie sie oft schmunzelnd betonte. Sie gingen ins Esszimmer. Zandler schloss die Tür. Helene Träutlein hatte eine Brotzeit gerichtet. Pfarrer Zandler sprach das Tischgebet. Während sie aßen, unterhielten sie sich über allgemeine Themen. »Den Kaffee trinken wir drüben in meinem Studierzimmer«, sagte Zandler. »Dann sprechen wir über die Sache.« Sie gingen hinüber. Auf dem Tisch stand unter einer dicken, altmodischen Wärmehaube eine Kaffeekanne.
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Buchvorschau
Wendys Geheimnis - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Extra
– 97 –
Wendys Geheimnis
Die letzte Hürde auf dem Weg ins Glück?
Friederike von Buchner
Pfarrer Heiner Zandler begrüßte die Mutter Oberin persönlich an der Haustür. »Grüß Gott, Justina! Komm herein! Meine Haushälterin hat den Abendbrottisch im Esszimmer gedeckt.«
»Grüß Gott, Heiner! Mei, ich bin doch kein Staatsbesuch«, lachte sie.
Die beiden kannten sich schon sehr lange, schon seit damals, als sie an der Universität studierten, sie Jura und er Theologie. Erst Jahre später ging Justina in den Orden und übernahm schon bald nach ihrem ewigen Gelübde die Leitung. Ihr Ordensname erinnerte an ihre Ausbildung und ihre Tätigkeit als Juristin draußen in der Welt, wie sie oft schmunzelnd betonte.
Sie gingen ins Esszimmer. Zandler schloss die Tür. Helene Träutlein hatte eine Brotzeit gerichtet.
Pfarrer Zandler sprach das Tischgebet. Während sie aßen, unterhielten sie sich über allgemeine Themen.
»Den Kaffee trinken wir drüben in meinem Studierzimmer«, sagte Zandler. »Dann sprechen wir über die Sache.«
Sie gingen hinüber.
Auf dem Tisch stand unter einer dicken, altmodischen Wärmehaube eine Kaffeekanne.
Zandler schenkte ein. »Also, fangen wir an. Ich gestehe dir, dein Anruf von heute Morgen ist mir sehr nachgegangen. Den ganzen Tag musste ich daran denken. Ich war sehr überrascht, dass der kleine Emil sich so verändert hat. Ich war davon überzeugt, dass es keine Schwierigkeiten gäbe, beziehungsweise Emil keine mache. Er mochte doch Laura über alles.«
Justina lächelte. »Ich war auch überrascht, Heiner. Aber solche Eifersuchtsreaktionen habe ich bei Kindern und Jugendlichen nicht selten erlebt. Kinder regieren oft mit Eifersucht, wenn sich Mutter oder Vater in einen neuen Partner verlieben. Emil war von Anfang an in Laura vernarrt, kann man sagen. Insofern dachte ich, er wäre höchsterfreut, wenn sein Vater sich ihr zuwendet. Die Schwierigkeit ist in diesem Fall, dass Emil noch zu jung ist. Man kann nicht wirklich mit ihm über die Liebe im Allgemeinen sprechen und wie es zwischen Mann und Frau so ist. Wäre Emil älter, wäre es vielleicht einfacher. Ich habe aber auch erlebt, dass ältere Kinder sich aus Egoismus gegen jede vernünftige Erklärung sträuben.«
»Ja«, sagte Zandler, »wenn Emil älter wäre, hätte sein Vater sicher schon mit ihm über seine verstorbene Mutter gesprochen und ihn über die Liebe zwischen Mann und Frau aufgeklärt. Ich dachte, es sei Emils innigster Wunsch, dass sie eine Familie werden. Dass er jetzt so reagiert, tut mir in der Seele weh.«
Justina nickte. Sie trank einen Schluck Kaffee. »Es ist sehr betrüblich, Heiner. Dabei gab Emil im Kindergarten Laura als seine Mama aus.«
»Und er wurde nicht korrigiert?«, fragte Pfarrer Zandler.
»Nein«, antwortete Justina. »Die Leiterin seiner Spielgruppe überging es zuerst und fragte mich dann um Rat.«
»Da gibt es keine leichte Entscheidung, Justina. Emil hat gelogen und müsste zur Rechenschaft gezogen werden. Denn man kann einem Kind schlecht durchgehen lassen, dass es die Unwahrheit sagt. Demgegenüber steht, dass man sich scheut, eine Kinderseele zu verletzen. Es ist nicht leicht für einen kleinen Buben, keine Mutter zu haben, wenn alle anderen Kinder seiner Gruppe sich glücklich schätzen können, ihre Mutter zu haben. Eine Mutter zu haben bedeutet, zu wissen, wo man sich immer hinflüchten kann, wer Trost und Beistand gewährt und in deren Armen man sich geborgen fühlen kann.«
»Das hast du schön gesagt, Heiner. So sollte es sein. Es entspricht dem Mutterideal. Aber leider ist es nicht immer so. Ich bedauere jedes Kind, dem diese Geborgenheit nicht zuteilwird. Und davon gibt es immer mehr Kinder. Bei Emil ist es besonders tragisch, da seine Mutter ihn von Anfang an abgelehnt hatte. Er bekam nicht einmal als Kleinkind in den Armen seiner Mutter dieses Gefühl vermittelt. Sicher hat sein Vater alles getan, was er konnte. Es ist gut, wenn Väter und Söhne sich gut verstehen. Aber kein Vater kann die Mutter ersetzen. Ich halte Harald Schlosser für einen vorbildlichen Vater.«
»Ich denke auch, dass er ein sehr guter Vater ist. Er wird schockiert sein, wenn er erfährt, was Emil geäußert hat. Vorausgesetzt, er weiß es nicht längst.«
»So ist es«, stimmte ihm Justina zu. »Wir müssen behutsam vorgehen, Heiner. Alles, was Emil betrifft, geht Harald Schlosser sehr nah. Er will, dass es seinem Buben gutgeht. Dafür ist ihm keine Mühe zu viel und kein Opfer zu groß.«
»Dabei kann er auch über das Ziel hinausschießen«, sagte Pfarrer Zandler nachdenklich.
»Ja, das ist gut möglich. Es könnte dazu kommen, dass er die Arbeit hier in Waldkogel niederlegt und zurück nach München geht. Er ist noch in der Probezeit und hat gerade erst mit der Arbeit angefangen. Er kann jederzeit, ohne Angaben von Gründen, das Arbeitsverhältnis kündigen.«
»Justina, das würde Fellbacher sehr treffen. Und er wäre nicht der Einzige. Dann ginge die Sucherei nach einer leitenden Führungskraft für die Gemeindehelferinnen von vorne los. Du weißt, wie schwierig es war, jemanden für die Stelle zu finden.«
»Stimmt, Heiner! Der Gedanke war mir auch sofort gekommen. Denn ich schätze Harald Schlosser so ein, dass er persönlich immer zurücksteht, wenn es um Emil geht.«
»Ja, das würde er. Aber das ist falsch, Justina. Emil muss lernen, dass es nicht immer nach seinem Kopf gehen kann. Kinder sollte man nur bis zu einer gewissen Grenze verwöhnen und sie ihren Kopf durchsetzen lassen, nicht darüber hinaus. Kinder benötigen Grenzen«, sagte Zandler.
Justina lächelte.
»So ist es, sonst erzieht man sie zu Egoisten. Okay, niemand strebt bewusst an, seinen Nachwuchs zu Egoisten zu erziehen. Aber ein ständiges Nachgeben hat genau diesen Effekt.«
»Eltern, die nachgeben, meinen, sie bewiesen damit, wie sehr sie ihre Kinder lieben.«
»Und tun genau das Falsche, Heiner. Dieses Thema wird auf Elternabenden immer heiß diskutiert.« Justina lachte. »Heiner, da geht es richtig zur Sache. Wir Ordensschwestern stehen dabei meistens irgendwann im Mittelpunkt. Wenn den Eltern keine Argumente mehr einfallen, werden sie sehr persönlich und oft auch grob. Dann sagen sie, wir hätten keine Ahnung, da wir kinderlos seien. Wir könnten nur theoretisch argumentieren. Das sei schön und gut, aber fern jeder Wirklichkeit. Denn die sähe anders aus.«
Zandler lachte. »Diese Argumente kenne ich auch. Ich höre sie, wenn ich versuche, bei Eheproblemen zu helfen. Damit müssen wir leben, Justina.«
Sie sahen sich an und schwiegen.
Zandler schenkte Kaffee nach. Sie gaben Zucker und Milch in den Kaffee und rührten um. »Wir sollten uns absprechen, wie wir Schlosser die Sache nahebringen, Justina.«
»Genau, Heiner! Ich habe mir schon eine Strategie ausgedacht«, erwiderte Justina.
»Und die ist?«
»Du fragst zuerst, wie er sich eingelebt hat und wie ihm die Arbeit gefällt. Dann fragst du nach dem kleinen Emil. Wir müssen ihm nicht auf die Nase binden, dass ich extra wegen Emil hier bin. Es ist eben Zufall, dass ich gerade mal hier bin. Wenn Schlosser nichts weiß, werden wir es erfahren. Dann rücke ich mit meinen Beobachtungen heraus und füge vorsichtig meine Bedenken hinzu. Wir spielen die ganze Sache herunter. Obwohl sie sehr ernst ist«, sagte Justina.
»Gute Idee und eine ausgezeichnete Strategie!«
»Hast du am Telefon eine Andeutung gemacht?«
»Nein, Justina«, antwortete Pfarrer Zandler. »Ich habe ihn nur auf einen Kaffee oder ein Bier eingeladen und habe angedeutet, dass ich gern erfahren wolle, wie er sich eingelebt habe.«
»Das ist doch ganz normal, Heiner, dass sich der Pfarrer darum kümmert.«
»Das stimmt, er war nicht verwundert. Er sagte, er würde nach der Arbeit kommen. Es könnte zwanzig Uhr werden oder etwas später. Durch die Grippewelle gäbe es viel zu tun.« Zandler schaute auf die Wanduhr. Es ging auf acht Uhr abends zu. »Ich denke, er kommt bald.«
Justina nippte an ihrem Kaffee. »Heiner, wir sollten in der Lage sein, ihm einen Rat geben zu können, wie er damit umgehen sollte. Ich will nicht,