Wendels Geständnis: Toni der Hüttenwirt Extra 1 – Heimatroman
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Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann.
Tilly kam aus der Kirche. Sie setzte sich auf die Bank am Brunnen und kramte in ihrer Umhängetasche. »Grüß Gott, Tilly«, sprach sie Pfarrer Zandler an. »Bist du aufgeregt?« Tilly grüßte den Geistlichen und rückte zur Seite. Pfarrer Zandler sah es als Einladung und setzte sich zu ihr. Tilly kramte weiter in ihrer Tasche. »Was suchst du denn?« »Meine Sonnenbrille«, antwortete Tilly. »Suchst du die, die in deinem Haar steckt?« »Ach ja! Wo habe ich nur meine Gedanken?« Sie zog die Sonnenbrille aus ihren Locken. »In der Kirche war es dunkel. Da habe ich sie wohl einfach hochgeschoben.« »Ich habe dich in der Kirche gesehen«, sagte der Pfarrer. »Du hast mit den Engeln vom 'Engelssteig' geredet und ihnen eine große Kerze gestiftet.
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Buchvorschau
Wendels Geständnis - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Extra
– 1 –
Wendels Geständnis
Und was kommt danach?
Friederike von Buchner
Tilly kam aus der Kirche. Sie setzte sich auf die Bank am Brunnen und kramte in ihrer Umhängetasche.
»Grüß Gott, Tilly«, sprach sie Pfarrer Zandler an. »Bist du aufgeregt?«
Tilly grüßte den Geistlichen und rückte zur Seite.
Pfarrer Zandler sah es als Einladung und setzte sich zu ihr.
Tilly kramte weiter in ihrer Tasche.
»Was suchst du denn?«
»Meine Sonnenbrille«, antwortete Tilly.
»Suchst du die, die in deinem Haar steckt?«
»Ach ja! Wo habe ich nur meine Gedanken?« Sie zog die Sonnenbrille aus ihren Locken. »In der Kirche war es dunkel. Da habe ich sie wohl einfach hochgeschoben.«
»Ich habe dich in der Kirche gesehen«, sagte der Pfarrer. »Du hast mit den Engeln vom ‘Engelssteig’ geredet und ihnen eine große Kerze gestiftet. Ich wollte dich nicht stören. Deshalb habe ich gewartet, bis du mit deinem Gespräch fertig bist.«
Tilly lächelte.
»Aber Kummer oder Zweifel hast du nicht oder doch?«, fügte Zandler hinzu.
Tilly seufzte. »Ein bisserl aufgeregt bin ich schon. Das muss ich zugeben.«
Pfarrer Zandler legte ihr die Hand auf die Schulter. »Madl, jede Braut ist aufgeregt, so kurz vor der Hochzeit. Wann ist die standesamtliche Trauung?«
»Um fünfzehn Uhr. Das ist eine gute Zeit, dachten Wendel und ich. Danach feiern wir bei Tassilo im kleinen Kreis. Sie sind auch eingeladen.«
»Ja, ich habe eure Einladung erhalten. Vielen Dank! Ich werde kommen.«
»Betrübt es Sie sehr, dass wir heute nicht auch kirchlich heiraten? Es macht mir Ihnen gegenüber ein bisserl ein schlechtes Gewissen«, brachte Tilly zaghaft hervor.
»Das muss es nicht, Tilly. Ich kenne deine Lebensgeschichte. Es war ein schlimmes Auf und Ab über viele Jahre. Ich bin nicht nur Geistlicher, ich bin auch Mensch. Ich verstehe, dass du einige Tage zur Vorbereitung brauchst. Es soll ein ganz besonderer Tag werden. Und in einem neuen Brautkleid! Hast du schon eins?«
»Es wird geschneidert. Am Mittwoch kann ich zur Anprobe kommen. Es war ganz reizend von Evita Gonzales, dass ich gestern am Sonntag zu ihr kommen konnte. Sie hat Maß genommen und den Schnitt mit mir besprochen. Ich hatte keinerlei Vorstellung, wie das Brautkleid aussehen sollte. Aber Evita legte mir einige Skizzen vor, die sie nach meinem Anruf schnell entworfen hatte.« Tilly seufzte. »Ich war froh, dass ich in Begleitung war. Zenzi war mitgekommen. Sie vertritt bei mir wohl Mutterstelle«, sagte Tilly lächelnd. »Monika war auch dabei. Sie ist meine Trauzeugin. Nach vielen Überlegungen habe ich mich für einen Entwurf entschieden. Er ist in meinen Augen etwas pompös. Ich hätte es gerne einfacher gehabt. Aber gegen Zenzi und Monika bin ich nicht angekommen. Sie waren sich einig, dass ich keine Abstriche machen dürfe. Es soll ruhig auffallend sein, meinten sie. Ich hätte es, mehr als jede andere Braut, verdient, dass sich alle Blicke auf mich ziehen.«
»Das hast du auch, liebe Tilly. Du hast einen weiten und steinigen Weg zurückgelegt.«
»Ich habe den Engeln für ihren Beistand gedankt. Es kommt mir alles wie ein Wunder vor. Dutzendmal sage ich mir, dass ich noch heute Frau Tilly Löffler werde. Es ist, als würde ich träumen. Ich habe Angst, dass der Traum zerplatzt, – wie so viele Träume in meinem Leben.«
»Du hast ein bisserl das Vertrauen und den Optimismus verloren, Tilly. Das kann jeder verstehen, der dich und deine Lebensgeschichte kennt. Das ist mir schon gestern Mittag aufgefallen, als du mit Wendel zum Brautgespräch kamst. Du hast bisher so gehandelt, als wolltest du dich für deine Fehler selbst bestrafen. Wenn es überhaupt Fehler waren? Das zu beurteilen, solltest du einem Höheren überlassen. Außerdem hast du einfach Pech gehabt. Aber alles war, von einer höheren Warte aus betrachtet, notwendig. Ohne diese Erfahrungen wärst du nicht dort, wo du jetzt bist. Zieh einen Schlussstrich, versuche es wenigstens! Hinterfrage nicht dein Glück und nimm die Liebe an! Wendel ist ein wunderbarer Mann. Er liebt dich und er liebt deine kleine Tochter. Er macht sie durch Adoption zu seiner Tochter. Danach wirst du nie mehr erklären müssen, wie es dazu kam, dass du eine alleinerziehende Mutter warst.«
»Ihre Worte tun mir gut, Herr Pfarrer. Ich schäme ich noch immer für meinen Fehltritt. Warum sind Sie so großzügig?«
Zandler lachte. »Ach, Madl, Fehltritt, wie sich das anhört? Du musst dich mal mit Geschichte und Traditionen beschäftigen. Ein Madl, das in einen Hof einheiraten wollte, musste schwanger sein von dem späteren Hoferben.«
»Wirklich?«, staunte Tilly und sah Pfarrer Zandler mit großen Augen an.
»Das ist die ungeschminkte Wahrheit«, sagte er. »Die Braut und der spätere Hoferbe mussten unter Beweis stellen, dass sie Kinder bekommen konnten. Das war besonders wichtig, wenn es nur einen Buben gab. Meistens erbten die Söhne. Sie gaben den Namen an die nächste Generation weiter. Dazu gab es das Fensterln oder den Heuboden.« Zandler hielt kurz inne. »Tilly, in unseren Zeiten hat sich viel geändert. Privat sage ich dir, dass das gut ist. Natürlich gibt es immer Leute, die nicht so tolerant sind. Aber jeder soll sich an seiner eigenen Nase fassen und den Dreck vor seiner eigenen Tür kehren. Leonie ist ein herziges Madl. Wendel hat sie gern und das gilt auch für seine Eltern.«
Tilly lächelte. »Wendels Eltern sind sehr nett und bodenständig. Sie haben mich und Leonie mit offenen Armen aufgenommen. Ich muss aufpassen, dass sie Leonie nicht zu sehr verwöhnen.«
»Lass ihnen die Freude! Sie haben ihren Buben gut erzogen und werden bei Leonie gewiss nichts falsch machen, Tilly. Du machst dir zu viele Gedanken.«
Tilly lächelte. »Ich kann nicht anders, Her Pfarrer. Ich will alles richtig machen.«
»Da gibt es nur einen einzigen Weg: Lass dich von der Liebe führen! Höre auf dein Herz! Und noch etwas, sei nicht so streng mit dir selbst! Freue dich auf deine und Leonies Zukunft!« Pfarrer Zandler seufzte. »Tilly, ich weiß, dass das einfacher gesagt als getan ist. Ich verstehe deine Unsicherheit. Dazu gebe ich dir einen Rat. Überlasse erst einmal alles deinem Wendel. Lehne dich bei ihm an, bis du ein größeres Selbstvertrauen aufgebaut hast.«
»Ich will es versuchen. Vielleicht hätten wir mit der Hochzeit noch warten sollen?«
»Nein, Tilly, nein!«, sagte Zandler heftig. »Die Entscheidung war richtig, schnell zu heiraten. Als du Wendels Heiratsantrag annahmst, hast du auf dein Herz gehört. Das war gut so. Jetzt denkst du zu viel. Lieben und Heiraten, das entscheidet das Herz, nicht der Kopf. Du wirst sehen, wenn ihr heute Mann und Frau seid, fällt die Anspannung von dir ab. Und wenn ich euch am nächsten Wochenende den Segen gegeben habe, dann wirst du endgültig ruhiger werden.«
»Hoffentlich!«, seufzte Tilly.
Zandler sah sie ernst an. »Tilly, du hast mit den Engeln gesprochen. Vielleicht bedrückt dich ein heimlicher Kummer, etwas, worüber du noch mit keinem Menschen gesprochen hast? Du weißt, ich bin verpflichtet zu schweigen. Vielleicht kann ich dir einen Rat geben?«
Tilly musste lächeln. »Sie sind ein guter Menschenkenner, Herr Pfarrer.«
»Ich bemühe mich. Also, wo drückt dich dein Schuh wirklich?«
»Tanja! Es geht um meine Zwillingsschwester.«
Zandler nickte. Tilly hatte bei dem Traugespräch auch über ihre Schwester gesprochen. »Das kann ich verstehen. Du hast Angst, sie könnte sich einmischen?«
»Ja, das habe ich. Tanja hängt wie eine dunkle Wolke über meiner Hochzeit, wie eine dunkle Wolke über dem ›Höllentor‹.«
»Verstehe!«, murmelte Zandler. »Dann weiß sie, dass du heiratest?«
Tilly zuckte mit den Schultern. »Halb und halb. Es ist so. Ich habe Tanja einen Brief geschrieben und sie zur kirchlichen Hochzeit eingeladen. Ich habe sie nicht für heute eingeladen. Meine Angst ist zu groß, dass sie etwas tun könnte, um in