Philipps dunkles Geheimnis: Der Bergpfarrer 353 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Eine Woche war seit dem Gespräch, das der Bergpfarrer mit Nadine Sommerauer geführt hat, vergangen, als am Morgen, es wurde schon hell, jemand an der Tür des Pfarrhauses läutete. Sophie Tappert öffnete, und vor ihr stand Thorsten Sommerauer, Nadines Bruder. Er schaute ziemlich zerknirscht drein. »Guten Morgen, Frau Tappert«, grüßte er. »Ich weiß net, ob der Herr Pfarrer schon zu sprechen ist um diese frühe Tageszeit. Wenn net, dann bestellen S' ihm bitte, dass heut' meine Schwester den Hof verlässt. Sie hat mir's erst heut' Morgen eröffnet. Die Nadine hat eine Zusage von einem Landwirt in Bogen erhalten und kann dort sofort als Hauswirtschafterin anfangen.« »Hochwürden sitzt beim Frühstück«, erwiderte Sophie Tappert. »Aber diese Neuigkeit wird ihn sicherlich interessieren. Also komm rein, Thorsten.« Sie registrierte, dass er einen Arbeitsanzug unter der abgewetzten Winterjacke trug. »Du bist wohl auf dem Weg in den Wald?«, fragte sie. Thorsten nickte und folgte Sophie ins Haus, sie geleitete ihn zum Esszimmer und sagte, nachdem sie die Tür geöffnet hatte: »Ich will Sie net beim Frühstück stören, Hochwürden. Aber der Thorsten möcht' Ihnen was sagen.« »Sie stören mich net, Frau Tappert«, versetzte der Pfarrer.
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Buchvorschau
Philipps dunkles Geheimnis - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 353 –
Philipps dunkles Geheimnis
Kann Nicole ihm wirklich vertrauen?
Toni Waidacher
Eine Woche war seit dem Gespräch, das der Bergpfarrer mit Nadine Sommerauer geführt hat, vergangen, als am Morgen, es wurde schon hell, jemand an der Tür des Pfarrhauses läutete.
Sophie Tappert öffnete, und vor ihr stand Thorsten Sommerauer, Nadines Bruder. Er schaute ziemlich zerknirscht drein. »Guten Morgen, Frau Tappert«, grüßte er. »Ich weiß net, ob der Herr Pfarrer schon zu sprechen ist um diese frühe Tageszeit. Wenn net, dann bestellen S’ ihm bitte, dass heut’ meine Schwester den Hof verlässt. Sie hat mir’s erst heut’ Morgen eröffnet. Die Nadine hat eine Zusage von einem Landwirt in Bogen erhalten und kann dort sofort als Hauswirtschafterin anfangen.«
»Hochwürden sitzt beim Frühstück«, erwiderte Sophie Tappert. »Aber diese Neuigkeit wird ihn sicherlich interessieren. Also komm rein, Thorsten.« Sie registrierte, dass er einen Arbeitsanzug unter der abgewetzten Winterjacke trug. »Du bist wohl auf dem Weg in den Wald?«, fragte sie.
Thorsten nickte und folgte Sophie ins Haus, sie geleitete ihn zum Esszimmer und sagte, nachdem sie die Tür geöffnet hatte: »Ich will Sie net beim Frühstück stören, Hochwürden. Aber der Thorsten möcht’ Ihnen was sagen.«
»Sie stören mich net, Frau Tappert«, versetzte der Pfarrer. »Ich bin eh schon gleich fertig. Komm herein, Thorsten, setz dich zu mir.«
Sophie gab die Tür frei und Thorsten betrat das Esszimmer. »Guten Morgen, Herr Pfarrer. Ich wollt’ wirklich net stören. Aber ich hab’ mir gedacht, dass Sie’s wissen sollten, dass die Nadine heut’ den Hof und damit auch St. Johann verlässt. Sie hat mich heut’ früh informiert, dass sie eine Zusage erhalten hat und sofort als Hauswirtschafterin zu arbeiten beginnen kann. Sie dürfen s’ mir glauben, Herr Pfarrer, ich war ganz schön vor den Kopf gestoßen.«
»Sie hat dich aber nie im Unklaren darüber gelassen, dass sie den Hof verlassen wird«, sagte Sebastian und wies auf einen Stuhl. »Und jetzt macht sie ernst. Setz dich. Willst du eine Tasse Kaffee?«
Thorsten ließ sich nieder. »Ein Tasserl Kaffee würd’ ich nehmen«, murmelte er. »Es ist richtig, sie hat mich net im Unklaren darüber gelassen, dass sie geht. Aber so Knall auf Fall …«
»Bringen S’ dem Thorsten doch bitte eine Tasse, Frau Tappert«, bat Sebastian und wandte sich, als Sophie zum Geschirrschrank ging, wieder dem Burschen zu. »Ich hab’ vor einer Woche, als du im Wald warst, mit deiner Schwester ein Gespräch geführt. Hat sie dir davon erzählt?«
»Nein. Haben S’ etwa versucht, sie umzustimmen?«
»Mit dieser Absicht bin ich zu ihr gegangen. Aber dann hat mir Nadine ihre wahren Beweggründe verraten, und ich hab’ nimmer versucht, sie umzustimmen.«
Ratlosigkeit und gespannte Erwartung prägten Thorstens Miene. »Ist die Annika etwa gar net der Grund?«
Sophie stellte eine Tasse vor Thorsten hin und schenkte ihm ein. »Milch und Zucker nimmst du dir«, sagte sie.
»Danke.«
»Im weiteren Sinne schon«, antwortete Sebastian. »Aber sie geht net, weil sie die Annika net leiden könnt’ oder weil sie fürchtet, dass sie sich ihr unterordnen müsst’, wenn sie als Bäuerin auf dem Hof einzieht. Nein, Thorsten. Die Nadine weiß selber am besten, wie sie ist. Und wenn sie tausendmal nix gegen die Annika hat, sie weiß, dass sie mit ihrer schroffen und kompromisslosen Art dafür sorgen könnt’, dass die Annika net glücklich wird. Und das würd’ sich früher oder später auch auf eure Beziehung auswirken. Das will Nadine unter allen Umständen vermeiden. Wortwörtlich hat sie gesagt, dass sie dich mag und deinem Glück net im Weg stehen möcht’. Sie wär’ wahrscheinlich der Nagel zum Sarg deines Glücks, wenn sie auf dem Hof bleibt. Darum geht sie lieber.«
Jetzt war es Betroffenheit, die sich in Thorstens Zügen ausdrückte. »Sie – sie hat nix gegen die Annika?«, stammelte er. »Aber ich hab’ gedacht …« Thorsten brach ab und griff sich an den Kopf. Es schien sein Begriffsvermögen zu übersteigen.
»Es geht ihr net darum, dass sie auf dem Hof nimmer das Sagen hätt’«, präzisierte Sebastian. »Ihre Sorge ist, dass sie euer Glück zerstören könnt’.«
Es wollte Thorsten noch immer nicht in den Kopf. »So selbstlos kenn’ ich sie doch gar net. Vielleicht möcht’ sie durch diese Großherzigkeit bei uns Mitleid erregen.«
Sebastian schüttelte entschieden den Kopf.
»Ich hätt’s erkannt, wenn ihre Worte net von Herzen gekommen wären, Thorsten. Deine Schwester geht um des lieben Friedens willen. Und ihre Entscheidung muss man akzeptieren. Hol du die Annika auf den Hof und werd mit ihr glücklich. Bewahr dir aber das gute Verhältnis zu Nadine. Sie ist ein herzensguter Mensch, sie kann halt net aus ihrer Haut. Ich mein’, sie trägt das Herz auf der Zunge, dass sie deswegen oftmals aneckt, ist ihr bewusst.«
»Ich kann die Nadine net einfach so gehen lassen, nach allem, was ich jetzt weiß«, stieß Thorsten hervor und nahm einen großen Schluck vom Kaffee. »Als sie’s mir heut’ früh gesagt hat, war ich erst mal schockiert, und dann stocksauer. Aber jetzt …«
»Du solltest net versuchen, sie zurückzuhalten«, mahnte Sebastian.
»Nein. Aber ich will sie zum Abschied in die Arme nehmen und sie drücken«, murmelte Thorsten. »Sie soll net das Gefühl haben, dass ich sie im Streit ziehen lass’.«
»Das ist sehr gut, Thorsten, tu das«, lächelte Sebastian. »Bestell der Nadine Grüße von mir und sag ihr, dass sie sich bei mir mal melden soll. Wohin geht sie denn?«
»Nach Bogen im Bayerischen Wald. Es ist ein Großbauer, bei dem sie anfängt.« Thorsten trank seinen Kaffee aus, bedankte sich und verabschiedete sich eilig. Er fuhr nicht in den Wald, sondern zurück nach Hause, um mit Nadine zu reden, bevor sie ging. In Frieden und Freundschaft! Er sah jetzt Nadines Handlungsweise mit völlig anderen Augen.
*
Es war derselbe Tag, gegen Mittag, als in den Hof des Moseranwesens ein Mercedes der B Klasse rollte.
Debby Pfisterer, die in der physiotherapeutischen Praxis von Tanja Moser und ihrer Mutter an der Rezeption saß, vermutete, dass es sich um einen neuen Kunden handelte. Darauf, dass das Fahrzeug eine Landshuter Zulassungsnummer trug, achtete sie nicht.
Ein Mann Mitte zwanzig stieg aus dem Fahrzeug. Er war mittelgroß, schlank und dunkelhaarig. Bekleidet war er mit einer Jeans sowie einer gefütterten Lederjacke mit Pelzkragen. Der Bursche schaute sich um, sein Blick richtete sich auf den Eingang der physiotherapeutischen Praxis, dann lenkte er seine Schritte darauf zu.
Wenig später betrat er den Empfangsraum mit der Rezeption, der zugleich Warteraum war. »Guten Tag«, grüßte er freundlich die hübsche blondhaarige Debby.
Nachdem sie seinen Gruß erwidert hatte, fragte sie: »Was kann ich für Sie tun?«
Der Besucher war dicht an die Rezeption herangetreten, grinste und sagte: »Mein Name ist Deininger – Philipp Deininger. Hier soll mein Onkel Jürgen wohnen. Den such’ ich.« Er sprach hochdeutsch, doch konnte er nicht verheimlichen, dass er aus Niederbayern kam.
Debby fragte überrascht: »Was, Sie sind ein Neffe des Herrn Deininger senior? Dann kommen S’ wohl direkt aus Landshut. Da wird sich ihr Onkel aber freuen.«
»Ist er überhaupt zu Hause?«
»Ich denk’ schon. Haben S’ den Rohbau hinter dem Wohnhaus gesehen? Da baut er für sich und seine zukünftige Frau ein neues Haus. Im Sommer dürft’s fertig sein. Eh’s so weit ist, will er die Katrin heiraten.«
»Sagen S’ bloß!«, zeigte sich Philipp Deininger ausgesprochen verblüfft. »Er hat eine