Ich bring' dir Glück, Daniela: Mami 1859 – Familienroman
Von Gloria Rosen
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Die siebenundzwanzigjährige Kindergärtnerin Daniela Bader schaute lächelnd der Rasselbande nach, die hinaus ins Freie stürmte, wo jedes Kind von einem Familienangehörigen in Empfang genommen wurde. Durch die offenen Türen drangen die fröhlichen Stimmen der Kleinen, die aufgeregt berichteten, was sie am Tag gespielt und gelernt hatten.
Stillvergnügt lauschte Daniela, wobei sie allerdings eine feine Wehmut beschlich. Sie würde das alles sehr vermissen, wenn sie ihren Beruf endgültig an den Nagel hängte. Der Tag rückte immer näher, denn sie hatte bereits gekündigt, weil sie demnächst heiraten wollte.
Ihre Augen leuchteten unwillkürlich auf bei dem Gedanken an ihren Liebsten. Mit ihm würde sie dieses Wochenende verbringen, um die Weichen für ihr künftiges, gemeinsames Leben zu stellen. Sie mußte an diesem Freitagnachmittag nur noch ihre kleine Wohnung auf Hochglanz bringen und einige dringende Einkäufe erledigen.
Rasch griff sie nach ihrer Umhängetasche und verließ beschwingten Schrittes den Raum. Es herrschte Stille draußen, denn die Kinder waren bereits mit ihren Begleitern verschwunden.
Sie selbst wollte gerade auf ihr parkendes Auto zueilen, als ein seltsamer Laut an ihr Ohr schlug. Aufhorchend blickte sie sich um. Dabei entdeckte sie den vierjährigen Torben Zauner, der wie ein Häuflein Elend dastand. Er schluckte schwer, wobei ihm dicke Tränen über die Wangen kullerten.
Rasch ging Daniela vor ihm in die Hocke und schaute ihn betroffen an. »Ja, Torben, was hast du denn? Bist du hingefallen?«
»Nein. Die Omi… die Omi ist nicht da«, kam es stoßweise über seine Lippen. »Sie hat mich vergessen… und sie…«
»Nun jammere nicht«, beruhigte Daniela ihn liebevoll. Sie stellte sich vor ihn
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Buchvorschau
Ich bring' dir Glück, Daniela - Gloria Rosen
Mami –1859–
Ich bring' dir Glück, Daniela
Roman von Gloria Rosen
Die siebenundzwanzigjährige Kindergärtnerin Daniela Bader schaute lächelnd der Rasselbande nach, die hinaus ins Freie stürmte, wo jedes Kind von einem Familienangehörigen in Empfang genommen wurde. Durch die offenen Türen drangen die fröhlichen Stimmen der Kleinen, die aufgeregt berichteten, was sie am Tag gespielt und gelernt hatten.
Stillvergnügt lauschte Daniela, wobei sie allerdings eine feine Wehmut beschlich. Sie würde das alles sehr vermissen, wenn sie ihren Beruf endgültig an den Nagel hängte. Der Tag rückte immer näher, denn sie hatte bereits gekündigt, weil sie demnächst heiraten wollte.
Ihre Augen leuchteten unwillkürlich auf bei dem Gedanken an ihren Liebsten. Mit ihm würde sie dieses Wochenende verbringen, um die Weichen für ihr künftiges, gemeinsames Leben zu stellen. Sie mußte an diesem Freitagnachmittag nur noch ihre kleine Wohnung auf Hochglanz bringen und einige dringende Einkäufe erledigen.
Rasch griff sie nach ihrer Umhängetasche und verließ beschwingten Schrittes den Raum. Es herrschte Stille draußen, denn die Kinder waren bereits mit ihren Begleitern verschwunden.
Sie selbst wollte gerade auf ihr parkendes Auto zueilen, als ein seltsamer Laut an ihr Ohr schlug. Aufhorchend blickte sie sich um. Dabei entdeckte sie den vierjährigen Torben Zauner, der wie ein Häuflein Elend dastand. Er schluckte schwer, wobei ihm dicke Tränen über die Wangen kullerten.
Rasch ging Daniela vor ihm in die Hocke und schaute ihn betroffen an. »Ja, Torben, was hast du denn? Bist du hingefallen?«
»Nein. Die Omi… die Omi ist nicht da«, kam es stoßweise über seine Lippen. »Sie hat mich vergessen… und sie…«
»Nun jammere nicht«, beruhigte Daniela ihn liebevoll. Sie stellte sich vor ihn hin und strich ihm tröstend über den Kopf. »Die Omi läßt dich ganz gewiß nicht im Stich. Bestimmt taucht sie jeden Moment hier auf. Sicherlich ist sie durch irgend etwas aufgehalten worden. Bis sie kommt, bleibe ich auf jeden Fall bei dir.«
In diesem Augenblick trat Birgit Bramsche heraus. »Da sind Sie ja gottlob noch, Daniela. Ich wollte Ihnen doch ein schönes Wochenende wünschen.« Sie stutzte. »Nanu, Torben, was ist denn mit dir passiert?«
Daniela klärte die Leiterin kurz auf. »Wir warten gemeinsam auf die Oma.«
»Da hätte ich einen besseren Vorschlag. Sie fahren das Kind heim. Ich suche nur mal eben die Adresse heraus.«
Bevor Daniela etwas sagen konnte, war sie bereits im Haus verschwunden. Schon nach wenigen Minuten kehrte sie zurück und reichte der Jüngeren ein Papier. »Dort können Sie Torben abliefern. Falls seine Oma in der Zwischenzeit hier auftaucht, werde ich sie entsprechend informieren. Ich bleibe ohnehin noch für eine Weile. Zum einen, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist, und zum anderen möchte ich noch den Plan für den nächsten Vormittag gründlich durchgehen.«
Daniela schaute kurz auf den Zettel. »Die Gegend kenne ich. Komm, Torben.« Sie umspannte die kleine Hand. Und nachdem sie sich von der Leiterin verabschiedet hatten, gingen sie dann zu ihrem Wagen.
Das Problem war nur, daß sie über keinen Kindersitz verfügte. Die kurze Strecke würde sie hoffentlich kein Polizist kontrollieren. Jedenfalls bat sie den Kleinen vorbeugend: »Setz dich auf den Rücksitz und verhalte dich ganz ruhig. Ich werde behutsam fahren.«
Dennoch war ihr mulmig zumute. Sie atmete indessen erleichtert auf, als sie vor Torbens Elternhaus anlangten.
Kaum stand der Kleine draußen, als er jubelnd auf die junge Frau zulief, die gerade das Haus in furchtbarer Eile verließ. Nun stutzte sie. Ein befreiter Atemzug entrang sich ihrer Brust. »Da bist du ja schon, mein Schatz. Ich wollte dich gerade abholen.«
Sie entdeckte Daniela hinter dem Buben. Lächelnd trat sie auf sie zu, nachdem sie sich kurz zu Torben niedergebeugt und ihm einen Begrüßungskuß gegeben hatte. »Ich danke Ihnen, daß Sie den Kleinen hergefahren haben.«
Sie drückte ihr herzlich die Hand. Im Nu umschattete sich ihr Gesicht. Sie seufzte tief auf. »Leider ist meine Mutter am Vormittag unglücklich auf der Treppe ausgerutscht, nachdem sie einen Schwächeanfall gehabt hat. Eine Nachbarin wurde zum Glück darauf aufmerksam und hat sofort einen Krankenwagen gerufen, um mich danach im Büro zu verständigen. Natürlich bin ich sofort ins Krankenhaus gefahren. Leider konnte ich noch nichts Konkretes in Erfahrung bringen. Meine Mutter wird noch gründlich untersucht, was sie eventuell gebrochen hat und was die Ursache für ihren Schwächeanfall gewesen ist.«
Sie blickte ziemlich betreten drein. »Zu der großen Sorge um meine Mutter gesellt sich nun auch meine verzwickte Lage als Sekretärin. Ausgerechnet heute muß ich für meinen Chef wichtige Unterlagen zum Mitnehmen zusammenstellen. Er will am Montag eine mehrtägige Geschäftsreise antreten. Morgen und übermorgen ist er zu einer Familienfeier eingeladen und daher bereits unterwegs. Bis zum Abend müßte ich es schaffen, weiß aber nicht wie. Auf keinen Fall kann ich Torben mitnehmen ins Büro. Er würde mich nur in meiner Arbeit behindern.«
Daniela brauchte sich keine Sekunde zu besinnen. Spontan schlug sie vor: »Dann kümmere ich mich halt um den Kleinen.«
Ein kurzes Lächeln huschte über Lea Zauners Gesicht. Dennoch schüttelte sie den Kopf. »Unmöglich. Das kann ich nicht von Ihnen verlangen.«
»Mir macht es wirklich nichts aus, Torben für den Rest des Tages unter meine Fittiche zu nehmen. Wir werden einfach in den Zoo fahren. Dort…«
Sie wurde unterbrochen durch den Kleinen, der begeistert in die Hände klatschte. Dann jubelte er: »Wie schön, Tante Dany. Darf ich dann die Tiere auch füttern? Ich mag sie alle, besonders die Affen.«
»Er ist ausgesprochen tierlieb«, ergänzte seine Mutter. Dennoch zögerte sie merklich, dem Vorschlag zuzustimmen. »Vielleicht werde ich länger im Büro aufgehalten. So schnell schaffe ich es womöglich gar nicht…«
»Das spielt keine Rolle«, fiel ihr Daniela ins Wort. Sie griff in ihre Handtasche und holte eine Visitenkarte heraus. »Sie können mich ja anrufen, wenn ich den Kleinen zurückbringen soll, sofern Sie ihn nicht selbst abholen wollen. Im übrigen hat für mich bereits das freie Wochenende begonnen. Somit verfüge ich über reichlich Zeit.«
Lea Zauner drückte ihre Hand. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. Sie kommen mir vor wie ein Engel, der vom Himmel gefallen ist, um mir in meinen Nöten beizustehen. Darum…«
»Lassen Sie es gut sein«, unterbrach Daniela sie resolut. »Überlegen Sie lieber, welches Spielzeug ich für den Buben mitnehmen soll. Ein Schlafanzug wäre auch angebracht, falls es sehr spät wird, bis Sie das Büro verlassen können. Er kann dann in dem kleinen Zimmer schlafen, das stets meine Besucher benutzen, falls sie mal über Nacht bleiben. Sie können ganz unbesorgt sein, denn ich werde Torben wie meinen Augapfel hüten.«
»Davon bin ich restlos überzeugt«, versicherte ihr Lea. »Kommen Sie bitte mit.« Sie folgte Torben, der bereits übermütig die Treppe hinaufrannte.
In aller Eile packte sie einige Sachen in eine große Tasche und händigte sie Daniela aus. Dann kramte sie in ihrem Portemonnaie und holte einen Schein heraus. »Ich schlage vor, Sie gehen mit meinem Sohn in das kleine, gemütliche Lokal gleich um die Ecke. Dort kann man nicht nur vorzüglich, sondern auch sehr preiswert essen.«
Daniela wehrte ab. »Ich habe stets genügend Vorräte in meiner Küche und kann schnell ein schmackhaftes Gericht zubereiten.« Sie wandte sich an den Kleinen. »Sag deiner Mutti auf Wiedersehen, damit wir losfahren können.«
Lea brachte sie noch zum Auto. Sie bedankte sich erneut und versprach, sich baldmöglichst zu revanchieren. Doch davon wollte Daniela absolut nichts wissen.
*
Daniela dachte längst nicht mehr an Lutz, mit dem sie diesen Nachmittag bereits verplant hatte.
Sie wurde erst wieder an ihn erinnert, als er plötzlich vor ihr stand und mit gefurchter Stirn auf den Buben blickte, der ihr beim Abwasch half und die Löffel abtrocknete.
»Was tust du denn hier?« fragte er mit barscher Stimme. »Lauf mal sofort