Zwiespalt der Gefühle: Der Bergpfarrer Extra 27 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern.
Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
Bei Lisa Lautenschläger war die Stimmung auf dem Nullpunkt. Gott und die Welt schienen sich gegen sie verschworen zu haben. Vor einer guten Stunde hatte ihr Vater ihr gestanden, dass er ohne ihr Wissen bei Linus Sonnegger gewesen war, um sich bei ihm zu entschuldigen und ihm zu erklären, dass er bereit wäre, ihn als Schwiegersohn auf dem Lautenschlägerhof willkommen zu heißen. Doch Linus hatte ihrem Vater geantwortet, dass er sich in eine Urlauberin verliebt habe und es für ihn kein Zurück mehr zu ihr, Lisa, gebe. Zuerst war sie weinend auf ihr Zimmer geflüchtet und todtraurig gewesen, dann aber war der Zorn gekommen, Zorn auf ihre Eltern, vornehmlich ihren Vater, Zorn auf Linus, der sich so schnell getröstet zu haben schien, Zorn auf sich selbst, weil sie mehr und mehr erkannte, dass sie die Liebe zwischen ihr und Linus verraten und aufs Spiel gesetzt hatte. Aber die ständigen Nörgeleien ihrer Eltern, ihr Gehetze gegen Linus, den sie als Hungerleider bezeichnet und als Schwiegersohn rigoros abgelehnt hatten, hatten sie zermürbt, und sie hatte den Fehler begangen, nicht mehr mit ganzem Herzen zu ihrer Liebe zu stehen. Aber auch der Zorn verschwand wieder. Er wich der bitteren Einsicht, dass sie Linus' Liebe nicht erzwingen konnte und akzeptieren musste, dass er für sie verloren war. Einen Augenblick lang dachte sie daran, ihn um ein Gespräch zu bitten, um ihm das zu sagen, doch eine innere Stimme riet ihr, auf ein solches Treffen zu verzichten. Es würde sie beide nur unnötig aufwühlen, ändern würde es nichts. Lisa beschloss, Linus ein paar Zeilen zu schreiben, und setzte diesen Entschluss sofort in die Tat um. Es war nicht einfach, die richtigen Worte zu finden. Lange brütete Lisa über jedem Satz, ehe sie ihn zu Papier brachte. Linus sollte wissen, dass sie die Entwicklung, die ihre Liebe genommen hatte, bereute, sie seine Entscheidung aber akzeptierte und das Angebot, mit ihr ein freundschaftliches Verhältnis zu pflegen, gerne annehmen wollte. Sie konnte nicht verhindern, dass einige Tränen, die ihr beim Schreiben über die Wange liefen, auf das Papier tropften. Als sie ihren Namen unter den Brief setzte, waren ihre Tränen aber versiegt. ›Du musst den Blick in die Zukunft richten‹, ermahnte sie sich selbst. ›Und nur noch du selbst wirst bestimmen, was gut und was net gut für dich ist. Auch wenn der Papa und die Mama plötzlich bereit sind, einzulenken. Auf die Dauer würd' sich nix ändern.
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Der Bergpfarrer Extra
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Buchvorschau
Zwiespalt der Gefühle - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer Extra
– 27 –
Zwiespalt der Gefühle
Wie wird es für Lisa weitergehen?
Toni Waidacher
Bei Lisa Lautenschläger war die Stimmung auf dem Nullpunkt. Gott und die Welt schienen sich gegen sie verschworen zu haben. Vor einer guten Stunde hatte ihr Vater ihr gestanden, dass er ohne ihr Wissen bei Linus Sonnegger gewesen war, um sich bei ihm zu entschuldigen und ihm zu erklären, dass er bereit wäre, ihn als Schwiegersohn auf dem Lautenschlägerhof willkommen zu heißen. Doch Linus hatte ihrem Vater geantwortet, dass er sich in eine Urlauberin verliebt habe und es für ihn kein Zurück mehr zu ihr, Lisa, gebe.
Zuerst war sie weinend auf ihr Zimmer geflüchtet und todtraurig gewesen, dann aber war der Zorn gekommen, Zorn auf ihre Eltern, vornehmlich ihren Vater, Zorn auf Linus, der sich so schnell getröstet zu haben schien, Zorn auf sich selbst, weil sie mehr und mehr erkannte, dass sie die Liebe zwischen ihr und Linus verraten und aufs Spiel gesetzt hatte.
Aber die ständigen Nörgeleien ihrer Eltern, ihr Gehetze gegen Linus, den sie als Hungerleider bezeichnet und als Schwiegersohn rigoros abgelehnt hatten, hatten sie zermürbt, und sie hatte den Fehler begangen, nicht mehr mit ganzem Herzen zu ihrer Liebe zu stehen.
Aber auch der Zorn verschwand wieder. Er wich der bitteren Einsicht, dass sie Linus’ Liebe nicht erzwingen konnte und akzeptieren musste, dass er für sie verloren war. Einen Augenblick lang dachte sie daran, ihn um ein Gespräch zu bitten, um ihm das zu sagen, doch eine innere Stimme riet ihr, auf ein solches Treffen zu verzichten. Es würde sie beide nur unnötig aufwühlen, ändern würde es nichts.
Lisa beschloss, Linus ein paar Zeilen zu schreiben, und setzte diesen Entschluss sofort in die Tat um. Sie holte ein Blatt Papier aus dem Drucker ihres Computers, nahm sich einen Kugelschreiber und setzte sich an den Schreibtisch …
Es war nicht einfach, die richtigen Worte zu finden. Lange brütete Lisa über jedem Satz, ehe sie ihn zu Papier brachte. Linus sollte wissen, dass sie die Entwicklung, die ihre Liebe genommen hatte, bereute, sie seine Entscheidung aber akzeptierte und das Angebot, mit ihr ein freundschaftliches Verhältnis zu pflegen, gerne annehmen wollte. Sie konnte nicht verhindern, dass einige Tränen, die ihr beim Schreiben über die Wange liefen, auf das Papier tropften.
Als sie ihren Namen unter den Brief setzte, waren ihre Tränen aber versiegt. ›Du musst den Blick in die Zukunft richten‹, ermahnte sie sich selbst. ›Und nur noch du selbst wirst bestimmen, was gut und was net gut für dich ist. Auch wenn der Papa und die Mama plötzlich bereit sind, einzulenken. Auf die Dauer würd’ sich nix ändern. Käm’ der Linus auf den Hof, hätt’ das früher oder später Spannungen und sicher auch Streitigkeiten gegeben. Ich glaub’ nämlich net, dass ihr Einlenken von Herzen kommt. Sie haben lediglich Angst, dass ich mich von ihnen abwenden könnt’. Das ist es!‹
Diese Erkenntnis war für Lisa bitter. Sie zwang sich, klaren Kopf zu bewahren und las den Brief noch einmal durch, steckte ihn in ein Kuvert, auf das sie schrieb ›An Linus‹, und brachte ihn höchstpersönlich zu seiner Wohnung, wo sie ihn in den Postkasten warf.
Als sie wieder nach Hause ging, fühlte sie sich irgendwie befreit. Sie war entschlossen, völlig neu zu beginnen, und wusste auch schon, wie dieser Neubeginn aussehen sollte. Von nun an würde sie ihre Zukunft in die eigene Hand nehmen.
*
Robert Seidl und Inga Dominik erschienen im Pfarrhaus und erklärten Sophie Tappert, dass sie gern den Pfarrer sprechen würden.
»Bitte, kommen S’ herein. Ich bring’ Sie auf die Terrasse und sag’ dann dem Hochwürden Bescheid.« Sophie lächelte. Sie kannte die Geschichte der beiden und sagte: »Sie sehen so richtig glücklich aus. Wahrscheinlich war eine höhere Macht im Spiel, als sie sich dazu entschlossen haben, zur gleichen Zeit Ihren Urlaub in St. Johann zu verbringen.«
»Ja, den Verdacht habe ich auch«, erklärte Inga und erwiderte Sophies Lächeln, »und ich bin so glücklich darüber!«
»Das sieht man«, sagte Sophie lächelnd, dann ging sie vor Robert und Inga her durch das Wohnzimmer auf die Terrasse. »Ein Tasserl Kaffee schlagen S’ doch sicherlich net aus?«, erkundigte sich die Pfarrhaushälterin. »Darf ich Ihnen auch ein Stück von meinem Apfelkuchen anbieten?«
»Da sage ich ganz sicher nicht Nein«, erwiderte Robert, der Landschaftsgärtnermeister aus Dresden, und grinste. »Pfarrer Trenker lobt Ihre Koch- und Backkünste ja über den grünen Klee, Frau Tappert. Drum wär’s bestimmt ein Fehler, Ihren Kuchen nicht zu probieren.«
Sophie kehrte ins Haus zurück und machte Pfarrer Trenker, der in seinem Büro arbeitete, darauf aufmerksam, dass auf der Terrasse Besuch auf ihn wartete. »Sie trinken doch gewiss ein Haferl Kaffee mit den beiden, Hochwürden. Und der Apfelkuchen wär’ auch fertig.«
»Ich möcht’ ein großes Stück davon, Frau Tappert«, sagte Sebastian, dann bedankte er sich bei seiner Haushälterin und begab sich auf die Terrasse, wo er Robert und Inga begrüßte. »Das freut mich aber«, erklärte er, als er sich gesetzt hatte. »Seit wir zusammen auf der Kandereralm waren, haben wir uns nimmer gesehen. Ist alles in Ordnung?«
Diese letzte Frage galt Inga. Sebastian schaute sie erwartungsvoll an und versuchte in ihrem schönen Gesicht zu lesen. Die Tatsache, dass ein Detektiv, den ihr getrenntlebender Gatte engagiert hatte, eine ganze Weile in ihrem Privatleben herumzuschnüffeln versucht hatte, war sicher nicht spurlos an ihr vorübergegangen.
Aber Inga nickte und antwortete: »Ich habe mit meinem Mann telefoniert. Auch er will die Scheidung. Da ich von ihm nichts fordern werde, wird es auch keinen Rosenkrieg geben. Robert und ich wollen heiraten, sobald die Scheidung durch ist.«
»Das ist beschlossene Sache«, fügte Robert hinzu. »Unser Urlaub endet nun, Herr Pfarrer. Wir beide, sowie meine Schwester und mein Schwager, möchten zum Abschied gerne eine kleine Feier veranstalten. Nichts Großes, nur ein gemütliches Zusammensitzen im Biergarten, etwas trinken und plaudern. Dazu würden wir Sie gerne einladen. Severin kommt auch.«
»Wann soll denn die Feier stattfinden?«, fragte der Bergpfarrer.
»Morgen Abend, im Biergarten des Hotels«, antwortete Robert. »Wir würden uns ungemein freuen, wenn Sie zusagen.«
»Und ich freu’ mich über die Einladung. Natürlich komm’ ich. Das ist doch klar.«
Sophie Tappert brachte den Apfelkuchen, den sie mitten auf den Tisch stellte. Sie legte einen Tortenheber dazu und deckte den Tisch. »Der Kaffee kommt gleich«, sagte sie, nickte freundlich lächelnd in die Runde und kehrte ins Haus zurück.
»Bedienen S’ sich«, forderte Sebastian seine Gäste auf, zuzugreifen.
Jeder hob sich ein Stück von dem appetitlich aussehenden, dünn mit Puderzucker bestäubten Kuchen auf den Teller.
Sophie brachte den Kaffee und schenkte allen Kaffee ein.
Inga probierte den Kuchen und sagte: »Vorzüglich! Ich habe noch nie so einen köstlichen Apfelkuchen gegessen. Ist das eine besondere Sorte Äpfel?«
»Die Kornäpfel sind aus dem Pfarrgarten«, erklärte Sophie stolz.
»Schmeckt sehr lecker«, lobte auch Robert, dann richtete er den Blick auf den Pfarrer und fragte: »Hatten Sie nach unserem Ausflug auf die Kandereralm eigentlich noch einmal das Vergnügen mit Ihrem Bürgermeister?«
»Nein.« Sebastian schüttelte den Kopf. »Ich vermut’, dass er im Hintergrund weiter seine Fäden zieht. Aber ich werd’ net tatenlos zusehen, wie er und der Reisnecker das Golfplatzprojekt rücksichtslos vorantreiben.«
»Auf mich können Sie zählen, Herr Pfarrer«, versicherte Robert. »Sollten Sie ein Gutachten benötigen, so können Sie sich jederzeit an mich wenden. Möchten Sie meine Meinung über Ihren Bürgermeister hören?«
»Er ist im Grunde seines Herzens ein gutmütiger Zeitgenosse, nur leider sehr ehrgeizig«, erklärte Sebastian. »In seinem Streben, St. Johann noch mehr dem Tourismus zu erschließen, indem er irgendwelche Attraktionen anbieten möcht’, überschreitet er