Spurlos verschwunden...: Der Bergpfarrer Extra 9 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern.
Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
»Wenn S' mit dem Hochwürden und dem Doktor Kaltenecker zur Klamm aufsteigen möchten, Annette«, sagte Sophie Tappert, »dann brauchen S' vernünftige Kleidung, vor allem gescheites Schuhwerk, denn der Weg da hinauf ist steinig, und wenn Ihre Füß' keinen festen Halt haben, kann leicht was passieren.« »Na ja, vernünftige Outdoor-Kleidung hab' ich schon dabei«, erklärte Annette Hambacher. »Mit den Schuhen dürft's ein Problem geben. Ich hab' nur einfache Sportschuh' eingepackt.« »Wir finden schon was Geeignetes«, versicherte die Haushälterin lächelnd. »Im Pfarrhaus gibt's nämlich einen Fundus mit Kleidung und Schuhen. Alles Sachen, die die Touristen entweder in ihren Pensionen oder im Hotel vergessen haben, und nicht teuer nachgeschickt bekommen wollten. Das landet zum größten Teil bei uns hier, damit wir die Leut', die für eine Bergtour gar net oder nur schlecht ausgerüstet sind, bergtauglich machen können. Kommen S', Annette, schauen wir gleich, ob wir was Passendes für Sie finden.« Die Frauen stiegen die Treppe empor bis zum Dachboden. Da stand der große Kleiderschrank, und in ihm fanden sie alles, was Annette benötigte, um für die Bergwanderung gut ausgestattet zu sein. Annette wirkte ausgesprochen bedrückt. Immer wieder musterte Sophie die Cousine des Pfarrers, forschte in ihrem blassen Gesicht. »Sie machen sich große Sorgen wegen dem Marcel, gell?«, fragte die Pfarrhaushälterin. »Das ist schwach ausgedrückt«, erwiderte Annette mit brüchiger Stimme.
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Der Bergpfarrer Extra
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Buchvorschau
Spurlos verschwunden... - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer Extra
– 9 –
Spurlos verschwunden...
Ist ihre Liebe unerschütterlich?
Toni Waidacher
»Wenn S’ mit dem Hochwürden und dem Doktor Kaltenecker zur Klamm aufsteigen möchten, Annette«, sagte Sophie Tappert, »dann brauchen S’ vernünftige Kleidung, vor allem gescheites Schuhwerk, denn der Weg da hinauf ist steinig, und wenn Ihre Füß’ keinen festen Halt haben, kann leicht was passieren.«
»Na ja, vernünftige Outdoor-Kleidung hab’ ich schon dabei«, erklärte Annette Hambacher. »Mit den Schuhen dürft’s ein Problem geben. Ich hab’ nur einfache Sportschuh’ eingepackt.«
»Wir finden schon was Geeignetes«, versicherte die Haushälterin lächelnd. »Im Pfarrhaus gibt’s nämlich einen Fundus mit Kleidung und Schuhen. Alles Sachen, die die Touristen entweder in ihren Pensionen oder im Hotel vergessen haben, und nicht teuer nachgeschickt bekommen wollten. Das landet zum größten Teil bei uns hier, damit wir die Leut’, die für eine Bergtour gar net oder nur schlecht ausgerüstet sind, bergtauglich machen können. Kommen S’, Annette, schauen wir gleich, ob wir was Passendes für Sie finden.«
Die Frauen stiegen die Treppe empor bis zum Dachboden. Da stand der große Kleiderschrank, und in ihm fanden sie alles, was Annette benötigte, um für die Bergwanderung gut ausgestattet zu sein.
Annette wirkte ausgesprochen bedrückt. Immer wieder musterte Sophie die Cousine des Pfarrers, forschte in ihrem blassen Gesicht. »Sie machen sich große Sorgen wegen dem Marcel, gell?«, fragte die Pfarrhaushälterin.
»Das ist schwach ausgedrückt«, erwiderte Annette mit brüchiger Stimme. »Die Sorg’ um den Bub zerfrisst mich regelrecht. Er kann doch net ständig davonlaufen. Allerdings weiß ich langsam selber nimmer, was richtig oder falsch ist. Stellt er sich, verurteilen s’ ihn vielleicht für etwas, was er net getan hat. Für die Kripo in Wien besteht nämlich net der geringste Zweifel, dass er der Täter ist.«
»Er hat aber auch nix getan, um den Verdacht gegen sich zu entkräften«, gab Sophie zu bedenken.
Annette seufzte nur.
Sie packten alles zusammen, was sie an Ausrüstung ausgesucht hatten, und trugen es in der ersten Etage in das Gästezimmer, das Annette Hambacher seit ihrer Ankunft bewohnte.
»Wann marschieren S’ denn los?«, fragte Sophie.
»Nach dem Mittagessen, hat der Sebastian gemeint.«
Sophie nickte. »Das ist bis zum Abend zu schaffen. Aber ich hoff’, Sie haben eine gute Kondition. Der Pfarrer und der Herr Kaltenecker machen öfter mal so eine Tour. Bei Ihnen aber bin ich mir das net so sicher. Der Weg ist steil und beschwerlich.«
»Je mehr er mich fordert, umso weniger werd’ ich an Marcel und sein Problem denken müssen. Kennen Sie eigentlich diese Luisa Kerscher gut, Sophie? Sebastian hat sie als schönes, liebenswertes und herzensgutes Madel beschrieben.«
»Besser kann man die Luisa net beschreiben«, antwortete Sophie.
»Und was halten S’ vom Severin Kaltenecker?«, erkundigte sich Annette.
»Er ist ein gestandenes Mannsbild; gebildet, ehrlich und sehr hilfsbereit. Er hat sich damals sofort bereit erklärt, als ihr Cousin ihm vorschlug, bei der alten Hohenegger-Traudl einzuziehen, um sich ein bissel um sie zu kümmern. Es war ja auch beiden damit geholfen: er hat eine schöne Wohnung und sie sind beide nicht völlig allein.«
»Ist er über den Tod seiner Frau schon hinweg?«
»Ich denk’ schon. Vergessen hat er sie sicher net, aber er hat’s gewiss akzeptiert, dass sie nimmer ist. Der Severin ist Arzt, und als solcher geht er mit dem Tod anders um als unsereiner. Denk’ ich zumindest.« Jetzt lächelte Sophie. »Sie interessieren sich wohl sehr für den Severin, Annette?«
Jetzt errötete Annette. »Ich … Nun ja … Der Severin ist schließlich ein interessanter Mensch. Er ist sympathisch, und wenn er spricht, hört man ihm gern zu. Ich weiß net, wie ich’s beschreiben soll. Es ist wohl tatsächlich so, dass er mein Interesse geweckt hat.«
»Nur ihr Interesse?«, fragte Sophie lächelnd.
Annettes Verlegenheit steigerte sich ein wenig. »Er ist mir jedenfalls sehr sympathisch«, murmelte sie. »In meiner Situation sollt’ ich aber so etwas net mal in Erwägung ziehen, Sophie. Mein Bub ist dabei, sein Leben zu zerstören, und ich bin der Meinung, dass es unangebracht wär’, jetzt an mich zu denken.«
»Wie die Sach’ mit dem Marcel auch ausgeht, Annette«, sagte Sophie Tappert eindringlich, »für Sie wird das Leben weitergehen, und da Sie nur das eine haben, müssen Sie es sich so einrichten, dass Sie Glück und Zufriedenheit finden. Ihr Bub hat nix davon, wenn Sie sich seinetwegen aufgeben. Unabhängig davon bin ich der Meinung, dass sich seine Unschuld bald herausstellen wird und alles wieder gut ist.«
»Das wünsch’ ich mir so sehr, Sophie«, seufzte Annette. »Im Moment schaut’s allerdings net danach aus.«
»Sie dürfen nur net die Hoffnung verlieren«, sagte Sophie und schaute auf die Uhr. »Oh, ich muss zusehen, dass ich was zum Essen auf den Tisch bring’. Um zwölfe kommt der Max, der wär’ ziemlich enttäuscht, wenn er in die Röhre schauen müsst’. Bis später, Annette. Und denken S’ net nur an den Marcel, denken S’ auch ein bissel an sich selber.«
Als Sophie die Treppe hinunter stieg, sah sie Max Trenker aus dem Arbeitszimmer des Bergpfarrers kommen und das Haus verlassen. Schließlich war sie unten, ging zur Tür des Büros, klopfte und öffnete sie. »Ich hab’ Ihre Cousine eingekleidet«, berichtete sie. »Gibt’s was Neues vom Marcel, weil der Max schon da war?«
»Kommen S’ rein, Frau Tappert, und machen S’ die Tür zu«, forderte der Bergpfarrer seine Haushälterin auf. »Die Kripo in Wien hat einen anonymen Hinweis erhalten, dass Marcel sich in St. Johann versteckt hält. Jetzt sind zwei Ermittler aus Wien auf dem Weg hierher.«
»Das wird die Annette noch zusätzlich beunruhigen, Hochwürden«, sorgte sich Sophie.
»Mir raubt es selber die Ruh’«, gab Sebastian Trenker zu. »Der Annette werd’ ich’s erst sagen, wenn wir von der Klamm zurück sind.«
»Hoffentlich findet das Drama bald ein End’«, murmelte Sophie. »Wenn wenigstens der Marcel Vernunft annehmen tät.«
»Die Hoffnung stirbt zuletzt, Frau Tappert.«
*
Das Mittagessen nahmen Sebastian, Annette und Max gemeinsam ein. Die Stimmung war etwas gedrückt, und ein richtiges Gespräch wollte nicht aufkommen. Es bereitete sowohl Sebastian als auch Max großes Unbehagen, Annette zu verschweigen, dass zwei Kriminalbeamte aus Wien nach St. Johann unterwegs waren, um ihren Sohn hier aufzuspüren und zu ergreifen.
Sie vermieden es beide, das Gespräch auf Marcel zu lenken. So redeten sie über den Aufstieg zur Klamm und über die Wetteraussichten. Sogar die gewaltige Biogasanlage, die im Wachnertal errichtet werden sollte, was sich aber zerschlagen hatte, wurde thematisiert. Jedoch jedes Gespräch, das sie führten, wirkte jedoch etwas gezwungen und schlief schnell wieder ein.
Sophie hatte aus Kartoffeln, Hackfleisch und Käse einen würzigen Auflauf zubereitet, zu dem sie einen Salat servierte. Während Sebastian und Max mit gesundem Appetit aßen, stocherte Annette in der kleinen Portion, die sie auf dem Teller hatte, nur lustlos herum.
Sebastian und Max war natürlich klar, dass Annette die ausweglos erscheinende Situation ihres Sohnes auf den Magen schlug. Um so wichtiger, dass sie mal rauskam.
Nach dem Essen verabschiedete sich Max, wünschte Sebastian und Annette Hals- und Beinbruch auf ihrer Wanderung und einen schönen Nachmittag.
Nach einem Blick auf die Uhr sagte der Bergpfarrer: »Ziehen wir uns an, Annette. In einer Viertelstund’ erscheint der Severin. Dann sollten wir aufbruchsbereit sein, ich möcht’ nämlich, eh’s dunkel wird, wieder herunten sein.«
Als sie nach fünfzehn Minuten fix und fertig angezogen im Flur des Pfarrhauses von Sophie die gepackten Rucksäcke in Empfang nahmen, kam Severin Kaltenecker.
Er gab Annette die Hand, drückte sie fest und sagte lächelnd: »Hat’ mich echt gefreut, Frau Hambacher, als mich der Sebastian gefragt hat, ob