Mein Herz ist für dich frei: Der Bergpfarrer Extra 34 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern.
Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
Roland Wiedermann, normalerweise ein vernünftiger und rücksichtsvoller Autofahrer, bewies an diesem Abend, dass auch er über einen Bleifuß verfügte, mit dem er das Gaspedal seines Autos teilweise bis zum Bodenblech durchdrückte. Zum Glück war um diese Zeit auf der Landstraße von Waldeck nach St. Johann kaum Verkehr. Die Urlauber saßen in den Biergärten oder vor den Eisdielen und Cafes und ließen den Tag ausklingen, die Einheimischen machten es sich nach vollbrachtem Tagwerk in ihren Häusern und Wohnungen gemütlich. Mareile Frischholz saß auf dem Beifahrersitz, sie war zutiefst erschüttert. Ihr Herz raste und schmerzliche, zermürbende Gedanken jagten durch ihren Verstand. Die Möglichkeit, dass das Gästehaus, das sie gemeinsam erworben hatten, um es zu einer Ferienanlage für Ruheständler umzubauen, bis auf die Grundmauern niederbrennen konnte, ließ sie erschaudern. Mit brüchiger Stimme entrang es sich ihr: »Wie konnte sich Thomas zu einer solch niederträchtigen Tat hinreißen lassen? Er zerstört damit nicht nur mein, sondern auch sein Leben. Es – es übersteigt mein Begriffsvermögen.« »Ja, das kann man sich fragen«, presste Roland zwischen den Zähnen hervor. Seine Konzentration galt dem Auto und der Straße und er war angespannt bis in die letzte Faser seines Körpers. Ebenso wie für Mareile stand auch für ihn fest, dass die alten Möbel, die auf dem früheren Feilhuber-Anwesen für den Sperrmüll bereitgestellt worden waren, kein anderer als Mareiles ehemaliger Lebensgefährte in Brand gesetzt hatte. Das Licht der Scheinwerfer huschte vor dem Fahrzeug her über den Asphalt, am Straßenrand schienen Büsche, Bäume und Begrenzungspfosten regelrecht vorbeizufliegen. Roland hielt das Lenkrad mit beiden Händen fest, seine Zähne waren fest zusammengebissen, sodass die Kieferknochen hart unter seiner Haut hervortraten. Schon bald tauchten die Lichter von St. Johann auf. Roland umfuhr den Ort, und als sie in die Nähe der ehemaligen Pension Feilhuber kamen, sahen sie schon von weitem die flackernden Blaulichter zweier Löschfahrzeuge und eines Polizeiautos. Bei dem Anwesen angekommen fuhr Roland rechts ran.
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Der Bergpfarrer Extra
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Buchvorschau
Mein Herz ist für dich frei - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer Extra
– 34 –
Mein Herz ist für dich frei
... oder wiederholt sich das Schicksal?
Toni Waidacher
Roland Wiedermann, normalerweise ein vernünftiger und rücksichtsvoller Autofahrer, bewies an diesem Abend, dass auch er über einen Bleifuß verfügte, mit dem er das Gaspedal seines Autos teilweise bis zum Bodenblech durchdrückte. Zum Glück war um diese Zeit auf der Landstraße von Waldeck nach St. Johann kaum Verkehr. Die Urlauber saßen in den Biergärten oder vor den Eisdielen und Cafes und ließen den Tag ausklingen, die Einheimischen machten es sich nach vollbrachtem Tagwerk in ihren Häusern und Wohnungen gemütlich.
Mareile Frischholz saß auf dem Beifahrersitz, sie war zutiefst erschüttert. Ihr Herz raste und schmerzliche, zermürbende Gedanken jagten durch ihren Verstand. Die Möglichkeit, dass das Gästehaus, das sie gemeinsam erworben hatten, um es zu einer Ferienanlage für Ruheständler umzubauen, bis auf die Grundmauern niederbrennen konnte, ließ sie erschaudern.
Mit brüchiger Stimme entrang es sich ihr: »Wie konnte sich Thomas zu einer solch niederträchtigen Tat hinreißen lassen? Er zerstört damit nicht nur mein, sondern auch sein Leben. Es – es übersteigt mein Begriffsvermögen.«
»Ja, das kann man sich fragen«, presste Roland zwischen den Zähnen hervor. Seine Konzentration galt dem Auto und der Straße und er war angespannt bis in die letzte Faser seines Körpers. Ebenso wie für Mareile stand auch für ihn fest, dass die alten Möbel, die auf dem früheren Feilhuber-Anwesen für den Sperrmüll bereitgestellt worden waren, kein anderer als Mareiles ehemaliger Lebensgefährte in Brand gesetzt hatte.
Das Licht der Scheinwerfer huschte vor dem Fahrzeug her über den Asphalt, am Straßenrand schienen Büsche, Bäume und Begrenzungspfosten regelrecht vorbeizufliegen. Roland hielt das Lenkrad mit beiden Händen fest, seine Zähne waren fest zusammengebissen, sodass die Kieferknochen hart unter seiner Haut hervortraten.
Schon bald tauchten die Lichter von St. Johann auf. Roland umfuhr den Ort, und als sie in die Nähe der ehemaligen Pension Feilhuber kamen, sahen sie schon von weitem die flackernden Blaulichter zweier Löschfahrzeuge und eines Polizeiautos.
Bei dem Anwesen angekommen fuhr Roland rechts ran. Er und Mareile sprangen aus dem Wagen und legten die letzten Meter bis zur Pension, vor der sich ein ganzer Pulk Neugieriger zusammengerottet hatte, im Laufschritt zurück. Stimmen schwirrten durcheinander. Zwei Feuerwehrleute hielten die Neugierigen davon ab, auf den Hof zu drängen.
Roland und Mareile bahnten sich einen Weg durch die Menschenansammlung. Als sie einer der Feuerwehrmänner aufhalten wollte, rief Roland: »Wir sind die Besitzer! Lassen Sie uns vorbei!«
Jetzt schien ihn der Feuerwehrmann zu erkennen. »Ah, ja, richtig. Ihr könnt passieren.«
Die Feuerwehr hatte das Feuer schon gelöscht. Die Möbel waren nur noch ein qualmender und glimmender Haufen Brandschutt. Auf dem Hof stand das Löschwasser mehrere Zentimeter hoch. Ein Übergreifen der Flammen auf das Haus und die anderen Gebäude hatte verhindert werden können. Es roch nach verbranntem Holz und verschmorter Farbe. Dunkler Qualm verflüchtigte sich über dem Hof. Hier und dort glühte es auf, wenn der Wind in die Brandreste fuhr, aber die Feuerwehr sorgte dafür, dass die Flammen nicht mehr aufflackerten.
Max Trenker, der Leiter des Polizeireviers in St. Johann, war auch schon anwesend. Er kannte Roland und ahnte, dass es sich bei dessen Begleiterin um Mareile Frischholz handelte. Er trat an die beiden heran und konnte im Licht der Scheinwerfer von ihren Gesichtern deutlich den Schrecken ablesen, der sie gepackt hatte.
»Guten Abend«, grüßte er und schaute erst Roland, dann Mareile an. »Die Möbel haben sich kaum von selbst entzündet«, sagte er, nachdem sie seinen Gruß erwidert hatten. »Auch der Kommandant des Löschtrupps geht von Brandstiftung aus. Haben Sie einen Verdacht, wer Ihnen das angetan haben könnte?«
»Thomas Bertram!«, brach es über Mareiles zuckende Lippen. Im unwirklichen Licht wirkte ihr Gesicht krankhaft bleich, die roten Lippen darin muteten an wie eine frische Wunde.
Max Trenker, der Mareiles Geschichte kannte, hatte sie in St. Johann doch für Gesprächsstoff gesorgt, nickte und sagte: »Thomas Bertram ist ihr ehemaliger Lebensgefährte, nicht wahr?« Das wusste er von seinem Bruder, dem Pfarrer von St. Johann, bei dem er während der Woche Mittagessengast war und mit dem er sich regelmäßig über die Vorgänge in und um St. Johann austauschte.
»Ja«, murmelte Mareile. »Er lebt in Frankfurt. Dass er sich zu so etwas hinreißen lässt, ist mir unbegreiflich. Er – er kann sich doch denken, dass der Verdacht sofort auf ihn fällt.«
»Sehr richtig, Frau Frischholz«, gab Max zu verstehen. »Bis jetzt ist es lediglich ein Verdacht. Sollte er sich bestätigen, hat Ihr früherer Lebensgefährte ein gewaltiges Problem am Hals. Ich werde unverzüglich mit meinen Ermittlungen beginnen, wobei ich befürchte, dass durch das Löschwasser sämtliche Spuren, soweit der Brandstifter überhaupt welche hinterlassen hat, vernichtet worden sind.«
»Gott sei dank sind die Gebäude verschont geblieben«, murmelte Roland und beobachtete die Feuerwehrleute, die den Brandschutthaufen mit Stangen, an denen eiserne Haken befestigt waren, auseinanderzerrten. Asche wirbelte durch die Luft. Wo sich das Feuer noch einmal zu entfachen drohte, wurde es sofort erstickt.
»Das ist dem aufmerksamen Nachbarn zu verdanken, der den Brand entdeckt und sofort die Feuerwehr verständigt hat«, erwiderte Max. »Außerdem hat der Brandstifter anscheinend keinen Brandbeschleuniger wie zum Beispiel Benzin benutzt, sondern mit Pappe und Papier einfach ein Feuer unter dem Haufen mit den Möbeln entfacht. Das schließe ich aus der Beschreibung des Nachbarn, der das Feuer entdeckt hat. Es hat sich nur langsam ausgebreitet. Hätte der Täter einen Brandbeschleuniger benutzt, würde sich der Berg aus Möbeln sofort in ein Feuermeer verwandelt haben.«
Max machte sich daran, mit Hilfe einiger Feuerwehrmänner um den Hof des Anwesens ein rot-weiß gefärbtes Warnband zu ziehen. Es sollte die Neugierigen davon abhalten, den Hof zu betreten. Nach und nach löste sich der Pulk der Gaffer auf. Am nächsten Tag würde der Brand natürlich Tagesgespräch in St. Johann und im ganzen Wachnertal sein.
Nachdem sichergestellt war, dass das Feuer endgültig gelöscht war, zogen auch die Löschfahrzeuge der Feuerwehr ab.
Zuletzt befanden sich nur noch Max Trenker, Roland und Mareile auf dem Hof. »Jetzt, in der Dunkelheit, hat es net viel Sinn, mit der Spurensicherung zu beginnen«, erklärte Max. »Ich werd’ morgen Früh, sobald es hell ist, wieder herkommen. Sie sollten hier nix verändern, solang ich kein grünes Licht geb’. Ich mein’ damit, dass Sie niemand beauftragen, den Brandschutt zu beseitigen, solang ich meine Feststellungen net abgeschlossen hab’.«
»Wir lassen alles, wie es ist«, versicherte Roland, legte in einer beschützenden Geste den Arm um Mareiles Schultern und sagte: »Komm’, wir können nix tun als abwarten, was die Ermittlungen ergeben. Dass der Kerl, der das angestellt hat, heut’ in der Nacht noch einmal zurückkommt, ist kaum anzunehmen.«
Mareile erbebte innerlich. Ihre Nerven lagen blank. Ein trockenes Schluchzen stieg aus ihrer Kehle, dann ächzte sie: »Er kommt wieder! Wenn auch nicht in dieser Nacht. Irgendwann schlägt er wieder zu. Thomas ist nicht mehr der Herr seiner Sinne. Das war erst der Anfang. Der Terror geht weiter.«
Es klang wie eine düstere Prophezeiung und Roland verspürte Gänsehaut …
*
Am Mittag des folgenden Tages, als die Glocke auf dem Kirchturm die zwölfte Stunde anläutete, erschien Max im Pfarrhaus, er legte seine Jacke ab und setzte sich gleich darauf an den Tisch im Esszimmer, den Sophie Tappert bereits gedeckt hatte.
Sebastian erschien. »Servus, Bruderherz.« Max erwiderte den Gruß und der Pfarrer setzte sich. »Gibt’s schon irgendwelche Erkenntnisse, die Brandstiftung betreffend?«, fragte er.
»Es waren keine verwertbaren Spuren vorhanden«, antwortete Max. »Wenn es welche gegeben hat, dann wurden sie mit den Löscharbeiten vernichtet. Frau Frischholz und der Roland sind allerdings fest davon überzeugt, dass Thomas Bertram dahintersteckt. Ich hab’ die Kripo in