Neue Sehnsucht - neues Leid?: Der Bergpfarrer Extra 25 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern.
Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
Robert Seidel stieg vor dem Hotel ›Zum Löwen‹ aus dem BMW mit der Dresdener Zulassungsnummer, schaute sich um und war angetan von dem, was er sah. Entlang der Hauptstraße gab es vereinzelt einige Lokale und Geschäfte, die Häuser waren allesamt im alpenländischen Stil erbaut. An den Balkonen und auf den Fensterbänken blühten prächtige Geranien, Begonien, Petunien und Weihrauch. Auch seine Schwester Miriam und deren Mann Karl stiegen aus dem Auto. Miriam schaute lächelnd ihren Bruder an. »Na, mein lieber Robert, habe ich dir zu viel versprochen?« »Nein«, antwortete Robert, »hier ist es wirklich wunderschön.« Er nickte und ließ den Blick schweifen. In einem weiten Rund wurde das Tal von bewaldeten Bergen begrenzt, die von den Felsketten des Hochgebirges im Hintergrund überragt wurden. Die Sonne stand hoch im Zenit und über dem Wachnertal spannte sich ein ungetrübt blauer Himmel. »Wunderschön ist untertrieben«, sagte er dann. »Hier ist es paradiesisch.« »Dann haben wir uns ja richtig entschieden«, freute sich die einunddreißigjährige Miriam, eine dunkelhaarige, hübsche Frau, mittelgroß und schlank. Sie strahlte ihren Bruder an, der jedoch auch jetzt ernst blieb, sodass auch Miriams Lächeln erstarb. »So ganz scheint St. Johann dennoch nicht deinen Erwartungen zu entsprechen«, sagte sie.
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Der Bergpfarrer Extra
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Buchvorschau
Neue Sehnsucht - neues Leid? - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer Extra
– 25 –
Neue Sehnsucht - neues Leid?
Ein trauriges Herz öffnet sich für die Liebe
Toni Waidacher
Robert Seidel stieg vor dem Hotel ›Zum Löwen‹ aus dem BMW mit der Dresdener Zulassungsnummer, schaute sich um und war angetan von dem, was er sah. Entlang der Hauptstraße gab es vereinzelt einige Lokale und Geschäfte, die Häuser waren allesamt im alpenländischen Stil erbaut. An den Balkonen und auf den Fensterbänken blühten prächtige Geranien, Begonien, Petunien und Weihrauch.
Auch seine Schwester Miriam und deren Mann Karl stiegen aus dem Auto. Miriam schaute lächelnd ihren Bruder an. »Na, mein lieber Robert, habe ich dir zu viel versprochen?«
»Nein«, antwortete Robert, »hier ist es wirklich wunderschön.« Er nickte und ließ den Blick schweifen. In einem weiten Rund wurde das Tal von bewaldeten Bergen begrenzt, die von den Felsketten des Hochgebirges im Hintergrund überragt wurden. Die Sonne stand hoch im Zenit und über dem Wachnertal spannte sich ein ungetrübt blauer Himmel. »Wunderschön ist untertrieben«, sagte er dann. »Hier ist es paradiesisch.«
»Dann haben wir uns ja richtig entschieden«, freute sich die einunddreißigjährige Miriam, eine dunkelhaarige, hübsche Frau, mittelgroß und schlank. Sie strahlte ihren Bruder an, der jedoch auch jetzt ernst blieb, sodass auch Miriams Lächeln erstarb. »So ganz scheint St. Johann dennoch nicht deinen Erwartungen zu entsprechen«, sagte sie.
»Nein, nein, der Ort und das Tal sind wirklich paradiesisch. Verzeih’, Miri. Aber ich musste eben an Vanessa denken. Ihr hätte es hier sicherlich auch gefallen.«
Miriam wechselte mit ihrem Mann einen schnellen, vielsagenden Blick, dann erwiderte sie: »Wir haben dich zu diesem Urlaub überredet, Bruder, damit du auf andere Gedanken kommst. Du musst dich langsam lösen, Vanessa ist seit drei Jahren tot. Für dich geht das Leben weiter. Du bist vierunddreißig, Robert, zu jung, um den Kopf in den Sand zu stecken und einer Zeit nachzutrauern, die niemals mehr wiederkehrt.«
Karl Brunner schoss seiner Frau einen warnenden Blick zu.
Es entging Robert nicht. »Es ist schon gut, Karl«, murmelte er. »Miri hat ja recht. Ich sollte wohl in der Tat loslassen. Aber es ist schwer, Vanessa zu vergessen.«
»Du musst sie nicht vergessen«, versetzte Karl, indes er den Kofferraum öffnete und eine prallgepackte Reisetasche heraushob. »Aber du musst auch dem Leben nicht Lebewohl sagen und dich in deinem Schneckenhaus verkriechen. Das würde Vanessa ganz sicher nicht wollen.« Er holte eine zweite Reisetasche, die etwas kleiner war als die andere, aus dem Kofferraum.
»Ich weiß, ich weiß«, murmelte Robert, trat ebenfalls an den Kofferraum heran und hob seinen alten, ziemlich ramponierten Koffer heraus. Er wollte sich von dem alten Teil nicht trennen, denn er verband damit Erinnerungen an Urlaube mit seiner viel zu früh verstorbenen und innig geliebten Frau. »Ich werde mir Mühe geben, abzuschalten.«
Karl warf den Kofferraumdeckel zu, schloss das Auto ab, nahm die beiden Reisetaschen und nickte Miriam zu. »Gehen wir hinein. Hoffentlich sind die Zimmer fertig, sodass wir sie gleich beziehen können.«
In der Rezeption saß Susanne Reisinger, die älteste Tochter des Hoteliers. Sie riss den Blick vom Monitor ihres Computers los und richtete ihn auf die drei neuen Gäste, erwiderte deren Gruß und lächelte: »Ihrem Tonfall nach zu schließen sind Sie die drei Gäste aus Dresden, und zwar das Ehepaar Brunner und Herr Seidel.«
»Wir können uns noch so viel Mühe geben, hochdeutsch zu sprechen«, sagte Karl Brunner grinsend, »es ist vergeblich. Allein wenn wir jemand einen guten Tag wünschen, kann er hören, dass wir aus Sachsen kommen. Ja, wir sind Miriam und Karl Brunner, das ist mein Schwager Robert Seidel.«
»Ich hoff’, Sie hatten eine gute Anreise«, sagte Susi. »Meinerseits darf ich Sie im Hotel ›Zum Löwen‹, herzlich willkommen heißen. Wir werden alles tun, um Ihnen den Aufenthalt so angenehm wie nur möglich zu gestalten.«
»Davon sind wir überzeugt«, erwiderte Karl lächelnd. »Können wir die Zimmer schon beziehen?«
»Natürlich.« Susi ließ die Gäste ein Anmeldeformular ausfüllen, und als das erledigt war, legte sie ihnen zwei Zimmerschlüssel hin. »Sie finden ihre Zimmer in der ersten Etage. Sollten S’ Fragen haben, oder sollten sich Probleme ergeben, können S’ sich an mich wenden. Frühstücken können S’ von sieben bis zehn Uhr.«
»Welches ist das Einzelzimmer?«, fragte Karl.
»Nummer neun«, antwortete Susi.
Miriam stand an dem Ständer mit den bunten Prospekten, der neben der Rezeption stand. Einige hatte sie schon herausgenommen. Nun wandte sie sich an Susi und sagte: »Mein Mann und ich waren vor einigen Jahren schon einmal hier. Damals haben wir es versäumt, uns die Kachlachklamm anzuschauen. Das werden wir dieses Mal auf jeden Fall nachholen.«
»Ja, die Klamm muss man gesehen haben«, erklärte Susi. »Ein beeindruckendes Naturschauspiel, das seinesgleichen sucht.«
Karl gab Robert den Schlüssel für das Einzelzimmer. »Machen wir uns ein wenig frisch«, sagte er, »und treffen wir uns in einer halben Stunde hier an der Rezeption. In meinem Magen knurrt ein ausgehungerter Wolf.«
Robert nickte. »Geht mir genauso.«
Auf dem Zimmer angelangt sagte Miriam zu ihrem Mann: »Es wird sich kaum noch lohnen, nach dem Essen etwas Größeres in Angriff zu nehmen. Darum würde ich vorschlagen, wir sehen uns den Ort ein wenig an. Viel scheint sich ja nicht verändert zu haben seit unserem letzten Aufenthalt hier, aber wir können Robert alles zeigen.«
»Und deinen Bruder damit hoffentlich auf etwas erfreulichere Gedanken bringen«, fügte Karl hinzu.
»Wir haben ja schon viel erreicht, als es uns gelungen ist, ihn zu überreden, mit uns diesen Urlaub zu machen«, erklärte Miriam. »Wir werden ja sehen, wie er in zwei Wochen tickt, wenn der Urlaub zu Ende ist und wir heimfahren. Er muss wieder lernen, am Leben teilzunehmen. Die vergangenen drei Jahre hat er nur in Erinnerung und Gedenken an seine geliebte Vanessa verbracht. Sie würde sicher nicht wollen, dass er seine Trauer um sie über alles andere stellt.«
»Die nächsten zwei Wochen werden zeigen, ob er bereit ist, einen Schlussstrich zu ziehen und wieder an sich selber zu denken. Können die zwei Urlaubswochen keinen Wechsel bei ihm herbeiführen, können wir unsere Bemühungen wohl aufgeben. Dann wird er sich nie von der Vergangenheit lösen und an die Zukunft denken.« Besonders groß schien Karls Zuversicht nicht zu sein. Aber er wollte sich gern eines Besseren belehren lassen.
*
Eine halbe Stunde später trafen sie sich an der Rezeption.
Sie begaben sich in den Biergarten, wo sie sich an einen Tisch im Schatten eines uralten Kastanienbaums setzten.
Gitti Reisinger, die jüngste Haustochter, die an diesem Tag den Biergarten betreute, kam zu ihrem Tisch. »Grüß Gott. Sie sind gewiss die neuen Gäste aus Dresden. Willkommen bei uns. Was darf ich Ihnen denn bringen?«
»Wir haben Hunger und Durst«, erklärte Karl Brunner.
»Was das betrifft, kann ich Abhilfe schaffen«, versetzte Gitti lächelnd. »Was möchten S’ denn trinken? Die Speisekarten bring’ ich gleich.«
Die beiden Männer bestellten sich Bier, Miriam hatte Appetit auf eine Weinschorle.
Gitti brachte ihnen drei in Kunstleder gebundene Speisekarten und entfernte sich sogleich wieder, um die Getränke zu holen.
»Du warst doch schon immer ein Fan alter Schlösser und Kirchen«, wandte sich Miriam an ihren Bruder, der etwas gedankenverloren am Tisch saß und scheinbar einen Punkt irgendwo im Garten anvisierte.
»Was?« Robert blinzelte und schaute seine Schwester an. »Entschuldige, ich war in Gedanken … Was ist mit alten Schlössern und Kirchen?«
»Du schaust sie dir gern an.«
»Das ist richtig. Ihr werdet es nicht glauben, aber die künstlerische Gestaltung alter Gebäude inspiriert mich bei meiner