Wenn die Liebe fehlt...: Der Bergpfarrer Extra 18 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern.
Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
»Du machst ja ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.« Mit diesen Worten empfing Jonas Aschinger seinen älteren Bruder Johannes, als dieser am Morgen den Kuhstall betrat. »Ist dir die Mama wieder einmal wegen der Koller-Kathi in den Ohren gelegen?« Der achtundzwanzigjährige Johannes nickte, und als er sprach, schien sich seine Miene noch um einige Nuancen zu verfinstern. »Es ist immer wieder das gleiche, mit dem mich die Mama nervt. Sie möcht', dass ich die Kathi heirat', damit die beiden Höf' zusammengelegt werden.« Jonas, drei Jahre jünger als sein Bruder, grinste frech und sagte: »Was hast du denn gegen die Kathi? Sie ist gerade gewachsen, kann zupacken, ist net auf den Kopf gefallen und sie erbt mal den Kollerhof.« »Mag sein«, versetzte Johannes achselzuckend. »Aber das ist net ausschlaggebend für mich.« Jetzt lachte Jonas auf. Er schien das Problem, das seinem älteren Bruder ziemlich zuzusetzen schien, nicht besonders ernst zu nehmen. »Ich weiß schon, Hannes, du träumst von der großen Liebe.« »Dir mag das lächerlich vorkommen«, brummte Johannes unwirsch. »Ich jedoch bin davon überzeugt, dass ohne Liebe niemals eine gute Ehe zustande kommen kann. Ich könnt' in einer Verbindung, die nur den Zweck verfolgt, Besitz und Vermögen zu mehren, niemals glücklich werden.« »Du lebst halt in einer Traumwelt, Hannes«, erwiderte Jonas mit leichtem Spott im Tonfall und wandte sich der Melkanlage zu.
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Der Bergpfarrer Extra
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Buchvorschau
Wenn die Liebe fehlt... - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer Extra
– 18 –
Wenn die Liebe fehlt...
Johannes wehrt sich gegen Heiratspläne
Toni Waidacher
»Du machst ja ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.« Mit diesen Worten empfing Jonas Aschinger seinen älteren Bruder Johannes, als dieser am Morgen den Kuhstall betrat. »Ist dir die Mama wieder einmal wegen der Koller-Kathi in den Ohren gelegen?«
Der achtundzwanzigjährige Johannes nickte, und als er sprach, schien sich seine Miene noch um einige Nuancen zu verfinstern. »Es ist immer wieder das gleiche, mit dem mich die Mama nervt. Sie möcht’, dass ich die Kathi heirat’, damit die beiden Höf’ zusammengelegt werden.«
Jonas, drei Jahre jünger als sein Bruder, grinste frech und sagte: »Was hast du denn gegen die Kathi? Sie ist gerade gewachsen, kann zupacken, ist net auf den Kopf gefallen und sie erbt mal den Kollerhof.«
»Mag sein«, versetzte Johannes achselzuckend. »Aber das ist net ausschlaggebend für mich.«
Jetzt lachte Jonas auf. Er schien das Problem, das seinem älteren Bruder ziemlich zuzusetzen schien, nicht besonders ernst zu nehmen. »Ich weiß schon, Hannes, du träumst von der großen Liebe.«
»Dir mag das lächerlich vorkommen«, brummte Johannes unwirsch. »Ich jedoch bin davon überzeugt, dass ohne Liebe niemals eine gute Ehe zustande kommen kann. Ich könnt’ in einer Verbindung, die nur den Zweck verfolgt, Besitz und Vermögen zu mehren, niemals glücklich werden.«
»Du lebst halt in einer Traumwelt, Hannes«, erwiderte Jonas mit leichtem Spott im Tonfall und wandte sich der Melkanlage zu. »Fertig«, sagte er und schaltete sie ab. Dann ging er zu der Kuh, die zuletzt gemolken worden war, und nahm ihr die Melkbecher ab. »Ich an deiner Stelle würd’ zugreifen, bevor’s ein anderer tut, Bruderherz«, sprach Jonas weiter. »Damit wär’ zwischen dir und der Mama endlich wieder der Friede hergestellt, wir hätten eine junge Bäuerin auf’m Hof und der Besitz des Aschingeranwesens würd’ sich gut und gern verdoppeln.«
Johannes schoss seinem Bruder einen wütenden Blick zu und stieß hervor: »Heirat’ halt du die Kathi. Ich überlass’ sie dir gern. Was meinst, was du für einen Stein bei der Mama im Brett hättest.«
»Mich will die Kathi net«, versetzte Jonas. »Aber wenn du sie heiraten tätest, hätt’ auch ich ausgesorgt.«
»Schau an! Daher weht also der Wind. Dir geht’s nur um deine Zukunft. Hast du Angst, ich könnt’ dich vom Hof jagen, wenn ich ihn mal übernehm’?«
»Na ja, du wirst doch sicher mal heiraten und eine Familie gründen. Und ich werd’ mein Leben auch net als Junggeselle verbringen. Für zwei Familien bietet der Hof net genug Platz und auch net genug zum Leben. Also müsst’ ich ihn verlassen. Das wär’ net der Fall, wenn er doppelt so groß wär’.«
»Darüber hab’ ich noch nie einen Gedanken verschwendet, Jonas«, erklärte er ernst. »Und du solltest dir deswegen auch keine Gedanken machen. Für dich wird’s immer einen Platz auf dem Hof geben. Aber die Sach’ mit der Koller-Kathi könnt ihr euch – du und die Mama –, aus dem Kopf schlagen. Die Frau, die ich mal heirat’, muss ich von ganzem Herzen lieben – und sie mich natürlich auch. Auf alles andere kann ich verzichten.« Das hatte abschließend und auf besondere Art endgültig geklungen. »Und jetzt fahr’ ich in den Wald und schaff’ mehr von dem Windbruch raus«, fuhr Johannes fort und zog somit einen Schlussstrich unter das Thema. »Was du zu tun hast, weißt du. Und wie gesagt: Mach’ dir keine Gedanken wegen ungelegter Eier. Das Heiraten ist das Letzte, woran ich denk’. Mir ist die Richtige nämlich noch net über’n Weg gelaufen.«
»Gib auf dich acht, Hannes«, rief Jonas seinem Bruder hinterher, als dieser den Stall verließ. Das kam nicht von ungefähr, denn er wusste, wie gefährlich die Arbeit im Wald war.
»Mach’ ich«, kam es zurück, dann trat Hannes in den Hof hinaus.
Es war früher Morgen und die Sonne schien auf den zerklüfteten Graten der Berge im Osten des Wachnertals zu stehen. Für einen Moment schloss er geblendet die Augen. Er spürte die Wärme auf seinem Gesicht. Auf der Giebelspitze des Wohnhauses saß ein Star und begrüßte mit seinem Gezwitscher den Tag. Sein Gefieder glitzerte wie Perlmutt im Morgensonnenschein.
Die Luft war frisch und sauber und Johannes atmete tief durch. Wenn er den Blick in die Lücke zwischen Stall und Scheune richtete, konnte er ein Stück weiter das Kolleranwesen sehen. Es war in der Tat ein stattlicher Hof, mit vielen Hektar Land und großem Waldbesitz, und die Kathi war ganz sicher eine Frau, die ihre Wirkung auf die Männerwelt nicht verfehlte. Sie war ihm sympathisch, sie verkehrten miteinander auf einer freundschaftlichen Basis, mehr aber war da nicht. Wie Kathi im Endeffekt zu ihm stand, wusste er nicht, und er hatte sich darüber auch nie irgendwelche Gedanken gemacht.
Er mochte sie, aber lieben konnte er sie nicht.
Als er zufällig zum Wohnhaus hinüberschaute, sah er seine Mutter am Küchenfenster stehen. Er fragte sich, warum sie partout nicht einsah, dass er nur eine Frau heiraten wollte, die er auch liebte? Für sie schien Liebe dabei eher zweitrangig zu sein, was für ihn sogleich eine weitere Frage aufwarf: Hatte sie seinen Vater, mit dem sie immerhin fast dreißig Jahre verheiratet gewesen war, denn nicht geliebt?
Er wollte freundlich sein und winkte ihr zu, Mathilde aber rührte sich nicht. Als er seiner Mutter vor etwas über zehn Minuten zum x-ten Mal erklärt hatte, dass die Koller-Kathi für ihn niemals als Frau in Frage komme, hatte sie ziemlich aufgebracht reagiert.
Scheinbar war ihr Zorn auf ihn noch immer nicht verraucht.
›Sie kriegt sich schon wieder ein‹, tröstete er sich und holte den Traktor aus der Garage. Das notwendige Werkzeug sowie Benzin und Öl befanden sich im Werkzeugkasten des Bulldogs, sodass er sich nicht länger aufhalten musste.
Johannes tuckerte vom Hof und fuhr zwischen Felder, Äcker und Wiesen. Alles gedieh hervorragend, und auf den Wiesen blühten die Frühlingsblumen. Süßer Duft hing in der klaren Luft.
Es war ein Anblick, bei dem sich ihm das Herz öffnete. Er liebte das Wachnertal und empfand es als ein Geschenk des Himmels, hier leben zu dürfen. Das war seine Welt, die er gegen nichts eintauschen würde.
Vor ihm verlief der Wirtschaftsweg, auf dem er zum Wald gelangen würde. Es zog sich wie ein Schnitt durch die Felder und Wiesen; zwei ausgefahrene Spuren, zwischen denen ein grüner Streifen wuchs. Weit vor Johannes war die dunkle Front des Waldes auszumachen, der sich die Berge hinaufzog und sie rund um das Tal mit ihrem satten Grün bedeckte. Dahinter bildete das Hochgebirge eine beeindruckende Kulisse.
Johannes erreichte den Wald, in dem sich der Wirtschaftsweg fortsetzte. Harziger Geruch stieg ihm in die Nase.
Er musste noch ein ganzes Stück fahren, dann befand er sich in dem Teil des Waldes, der zum Aschingerhof gehörte. Er parkte den Schlepper am Wegrand und holte die Kettensäge, den Kanister mit dem Benzin und alles andere, was er für die Arbeit benötigte, aus dem Werkzeugkasten.
Die Stille des Waldes, die nur vom morgendlichen Konzert der Vögel gebrochen wurde, umgab ihn. Das änderte sich allerdings, als er die Motorsäge anwarf. Sie sprengte die Stille mit ihrem Aufheulen. Wenig später fiel auch schon der erste Baum, der mit einem roten Punk gekennzeichnet war. Krachend, begleitet vom trockenen Brechen und Splittern der Äste, schlug er am Boden auf. Johannes machte sich sogleich daran, den dicken Stamm zu entasten. Mehr und mehr befreite er sich von den unerfreulichen Gedanken, die der Streit mit seiner Mutter immer wieder in ihm auslöste, er konzentrierte sich voll auf seine Arbeit.
*
Als Sebastian Trenker