Die Karten werden neu gemischt: Der Bergpfarrer Extra 30 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern.
Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
Elena Grünwald, eine sehr schöne, blonde Frau von vierundzwanzig Jahren, stand am Fenster des Wohnzimmers. Über den Bergen im Osten hatte sich der Horizont gelb verfärbt, und dieses erste Licht des Tages umriss scharf die zerklüfteten Berge, die das Wachnertal wie gigantische, stumme Wächter säumten. Sowohl die Sonnenaufgänge als auch die Sonnenuntergänge hier in den Bergen faszinierten Elena immer wieder aufs Neue. In sich gekehrt, völlig mit sich im Reinen, stand sie im nur schwach beleuchteten Raum und beobachtete, wie die Sterne verblassten, sich die Dunkelheit lichtete und die Natur langsam ihre Farben annahm. Erstes Vogelgezwitscher war zu vernehmen. Ganz in der Nähe krähte ein Hahn mehrere Male. Das Licht im Osten nahm eine rote Färbung an. Wolkenbänke, deren Ränder zu erglühen schienen, hatten sich vor den Sonnenaufgang geschoben. Die Schatten der Nacht wichen, bald zog auch der Morgendunst auf und umhüllte Bäume, Sträucher und Berge. Erst die wärmenden Strahlen der Sonne würden ihn aufsaugen und für eine klare, frische Luft sorgen. Elena wandte sich ab. Eine grau getigerte Katze, die zusammengerollt auf einem Sessel lag, hob den Kopf, beobachtete Elena kurz, die zur Tür ging, gähnte und ließ den Kopf wieder sinken und schlummerte weiter. Auf dem Flur kam Elena die junge Schäferhündin Alma entgegen. Das Tier fiepte leise und rieb seinen Kopf an Elenas Bein. Die junge Frau kraulte die Hündin zwischen den Ohren, dann ging sie weiter ins Badezimmer. In einer Ecke im Flur schlief Wolferl, ein einjähriger Wolfshundrüde. Er ließ sich überhaupt nicht stören. Elena duschte sich, putzte sich die Zähne, ging in die Küche und befüllte die Kaffeemaschine, schaltete sie ein und begab sich dann in ihr Schlafzimmer, um sich anzukleiden. Dann fütterte sie die beiden Hunde und insgesamt drei Katzen, mit denen sie sich das alte Bauernhaus, das sie vor etwas über einem Vierteljahr erstanden hatte, teilte. Sie stellte auch zwei Schüsseln mit Wasser dazu, damit die Tiere ihren Durst löschen konnten.
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Der Bergpfarrer Extra
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Rezensionen für Die Karten werden neu gemischt
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Buchvorschau
Die Karten werden neu gemischt - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer Extra
– 30 –
Die Karten werden neu gemischt
Was hat Elena vor?
Toni Waidacher
Elena Grünwald, eine sehr schöne, blonde Frau von vierundzwanzig Jahren, stand am Fenster des Wohnzimmers. Über den Bergen im Osten hatte sich der Horizont gelb verfärbt, und dieses erste Licht des Tages umriss scharf die zerklüfteten Berge, die das Wachnertal wie gigantische, stumme Wächter säumten.
Sowohl die Sonnenaufgänge als auch die Sonnenuntergänge hier in den Bergen faszinierten Elena immer wieder aufs Neue. In sich gekehrt, völlig mit sich im Reinen, stand sie im nur schwach beleuchteten Raum und beobachtete, wie die Sterne verblassten, sich die Dunkelheit lichtete und die Natur langsam ihre Farben annahm. Erstes Vogelgezwitscher war zu vernehmen. Ganz in der Nähe krähte ein Hahn mehrere Male.
Das Licht im Osten nahm eine rote Färbung an. Wolkenbänke, deren Ränder zu erglühen schienen, hatten sich vor den Sonnenaufgang geschoben. Die Schatten der Nacht wichen, bald zog auch der Morgendunst auf und umhüllte Bäume, Sträucher und Berge. Erst die wärmenden Strahlen der Sonne würden ihn aufsaugen und für eine klare, frische Luft sorgen.
Elena wandte sich ab. Eine grau getigerte Katze, die zusammengerollt auf einem Sessel lag, hob den Kopf, beobachtete Elena kurz, die zur Tür ging, gähnte und ließ den Kopf wieder sinken und schlummerte weiter.
Auf dem Flur kam Elena die junge Schäferhündin Alma entgegen. Das Tier fiepte leise und rieb seinen Kopf an Elenas Bein.
Die junge Frau kraulte die Hündin zwischen den Ohren, dann ging sie weiter ins Badezimmer. In einer Ecke im Flur schlief Wolferl, ein einjähriger Wolfshundrüde. Er ließ sich überhaupt nicht stören.
Elena duschte sich, putzte sich die Zähne, ging in die Küche und befüllte die Kaffeemaschine, schaltete sie ein und begab sich dann in ihr Schlafzimmer, um sich anzukleiden.
Dann fütterte sie die beiden Hunde und insgesamt drei Katzen, mit denen sie sich das alte Bauernhaus, das sie vor etwas über einem Vierteljahr erstanden hatte, teilte. Sie stellte auch zwei Schüsseln mit Wasser dazu, damit die Tiere ihren Durst löschen konnten. Als das erledigt war, ging sie nach draußen, holte Hühnerfutter aus der Scheune und warf einige Hände voll in das Freigehege, in dem sich tagsüber ein halbes Dutzend Hühner und ein Hahn tummelten.
Elena versorgte sich hier draußen weitgehend selbst. Hinter dem Haus hatte sie einen großen Gemüsegarten angelegt, außerdem war sie Herrin über fast zwei Dutzend Obstbäume. Milch und Butter besorgte sie sich auf einem Nachbarhof.
Die Gesellschaft der Tiere reichte Elena. Sie war nach St. Johann gezogen, weil sie die Einsamkeit gesucht hatte. Das alte Bauernhaus, fast anderthalb Kilometer außerhalb des Ortes gelegen, hatte sie günstig erstanden. Hier konnte sie in aller Ruhe ihre Bilder malen, fernab von Stress und Hektik, und fernab von Reinhard Kaiser, der sie regelrecht verfolgt hatte. Sie hatte nichts mehr von ihm gehört, und die Angst vor seinen Nachstellungen war nach und nach gewichen. Jetzt, nach gut drei Monaten, war sie fest davon überzeugt, dass sie ihn abgeschüttelt hatte.
Draußen brach endgültig der Tag an und die Wärme trocknete den Tau auf den Gräsern und lockte Bienen, Hummeln und Schmetterlinge auf die Wiesen, wo köstlicher Nektar darauf wartete, von ihnen abgeholt zu werden.
Nachdem sie zwei Tassen Kaffee getrunken und etwas Obst gegessen hatte, suchte Elena ihr Atelier auf. Im Hof war das Knattern eines Mopeds zu vernehmen und Alma begann zu bellen. Elena schenkte dem keine Beachtung, denn sie wusste, dass ihr lediglich der Zeitungsmann den ›Kurier‹ vor die Tür gelegt hatte. Tatsächlich entfernte sich das Motorengeräusch wieder.
Elena schaute sich die Entwürfe und Skizzen an, die sie am Tag zuvor in freier Natur gefertigt hatte. Es waren Landschaften, die ihr beim Herumstreifen im Tal ins Auge gestochen waren. Insgesamt vier Blätter ihres Zeichenblocks hatte sie dafür verwendet. Sie schaute sich die Zeichnungen nacheinander an und entschied sich schließlich für eine, mit der sie im Laufe des Tages die Arbeit an der Staffelei beginnen wollte. Zunächst aber wollte sie einen Blick in den ›Kurier‹ werfen.
Sie holte sich die Zeitung, legte sie auf den Küchentisch, goss sich noch eine Tasse Kaffee ein und begann zu blättern. Die eine oder andere Überschrift erregte ihr Interesse und sie las den dazugehörigen Artikel durch. Ein Bericht fesselte sie besonders. Die Überschrift lautete: ›Golftourismus im Wachnertal!‹. Der Untertitel fragte: ›Wird das Wachnertal ein Tummelplatz für die Reichen und Schönen?‹
Elena las: Ein Landwirt aus St. Johann wollte auf seinem Land einen Golfplatz bauen, und zwar mit einem eigenen Hotel, um Menschen mit viel Geld, für einen Luxusurlaub anzulocken. Der Artikel brachte zum Ausdruck, dass der Plan des Landwirts von Bürgermeister Bruckner und seiner Fraktion im Gemeinderat für gut befunden worden war, dass aber der Pfarrer von St. Johann, Sebastian Trenker, mit allen Mitteln dagegen vorgehen werde, da die Planungen Natur- und Umweltschutz total außer Acht ließen.
Riesige Flächen von Golfrasen und die Rodung von Bäumen und Sträuchern würden natürliche Lebensräume zerstören. Außerdem würden voneinander abhängige Lebensräume zerschnitten werden. Der Einsatz von Dünger, Pflanzenschutzmitteln sowie eine Vielfalt anderer Chemikalien, die als Färbemittel und Bodenhärter dienen, würden in den See gelangen …
Sie spürte, wie sie auf diesen engagierten Pfarrer neugierig wurde. Elena kannte den Pfarrer nicht, denn sie hatte noch keinen Drang verspürt, die Kirche in St. Johann zu besuchen. Das Göttliche, an das sie glaubte, war jene Kraft, die sich für jegliches Leben auf der Erde verantwortlich zeichnete: Die Natur!
Der Artikel weckte ihr Interesse und beunruhigte sie, denn Elena war erklärte Naturschützerin. Sie spendete für den Erhalt des Regenwaldes und an mehrere Organisationen, die sich der Rettung bedrohter Natur und Tierarten verschrieben hatten. Sie konnte sich das leisten, denn ihre Bilder wurden in vielen großen und bekannten Galerien in München, Köln und Berlin angeboten und zu hohen Preisen gehandelt. Sogar ein Kunsthändler aus Paris hatte schon Interesse an ihren Bildern signalisiert.
Alma hatte gefressen und kam nun zu Elena, legte ihren Kopf auf deren Oberschenkel und schielte zu ihr in die Höhe. »Tja, meine Süße«, murmelte Elena lächelnd und strich Alma über den Kopf, »ich bin nicht von Bonn hierher gezogen, um tatenlos zuzuschauen, wie die wundervolle Natur meiner Wahlheimat zerstört wird. Daher werde ich mich wohl der Bewegung anschließen, die dieser Pfarrer ins Leben gerufen hat, und mich als erklärte Golfplatzgegnerin outen.«
Alma bellte einmal.
»Du hast recht«, murmelte Elena. »Gehen wir ein Stück.«
Es war jeden Morgen das gleiche Ritual. Elena und ihre Hunde begaben sich hinaus in die Natur, wobei die junge Künstlerin nie vergaß, Zeichenblock und Stift mitzunehmen. Es waren die schönsten Stunden, in denen sie sich so frei fühlte wie ein Vogel in der Luft.
*
Über dem Wachnertal hing ein flirrender Hitzeschleier, der die Konturen verschwimmen ließ. Elena befand sich inmitten blühender Wiesen. Alma und Wolferl tollten ausgelassen herum, bellten hin und wieder, kämpften spielerisch miteinander, wobei der Wolfshund die wildesten Sprünge vollführte.
Rund um das Tal erstreckten sich bewaldete Berge, dahinter erhob sich das Hochgebirge mit seinen vegetationslosen Gipfeln. Die Wälder waren von einem satten Grün, auf den Wiesen blühten roter und weißer Klee, Johanniskraut, Schafgarbe, Fingerkraut, Disteln und, und, und … Die Luft roch würzig, und wenn der Wind günstig stand, trug er den Geruch der Wälder heran.
An ihre Zeit in Bonn dachte Elena nur noch ganz selten. Im Wachnertal hatte sie gefunden, wonach ihr schon