Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Jägertod im Dirndltal: Kriminalroman aus St. Pölten
Jägertod im Dirndltal: Kriminalroman aus St. Pölten
Jägertod im Dirndltal: Kriminalroman aus St. Pölten
eBook277 Seiten3 Stunden

Jägertod im Dirndltal: Kriminalroman aus St. Pölten

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Severin Meier zeichnen Erfahrung, Führungskompetenz, Teamfähigkeit und Humor als Leiter von Leib/Leben im LKA St. Pölten in Niederösterreich aus. Wenn es auf den Äckern rund um St. Pölten kracht, kann das unterschiedliche Ursachen haben. Besteht die Strecke einer nebelverhangenen Treibjagd aus zwei Hasen, einem Fasan, drei Wildenten und einem ebenso tödlich getroffenen Mann, ist das, was das Wild betrifft, relativ dürftig. Insgesamt aber doch allerhand und dramatisch. Etwas für den "Mord-Meier" also, wie er gemeiniglich genannt wird. Mit seinem Team widmet er sich diesem Fall im schönen Dirndltal und der Landeshauptstadt St. Pölten. Dann verschwindet der Hauptdarsteller des Talisman aus dem Landestheater am Rathausplatz spurlos. War sein überhebliches Gehabe der Grund dafür? Das Böse lässt sich bekanntlich auch vom Schönen nicht bremsen.

SpracheDeutsch
HerausgeberFederfrei Verlag
Erscheinungsdatum15. Sept. 2023
ISBN9783990742686
Jägertod im Dirndltal: Kriminalroman aus St. Pölten
Autor

Wolfgang Haydn

Geboren am 1. Mai (Tag der Arbeit!) 1957. Lebt in Pyhra nahe der nö. Landeshauptstadt St. Pölten. Er ist nach intensiven und schönen Jahren im Schulbetrieb (erst Lehrer, dann Schulleiter) literarisch in unterschiedlichen Genres (Roman, Lyrik, Kinder- und Jugendliteratur und Regionalkrimis) tätig. Wolfgang Haydn betätigte sich als Bürgeraktivist und hat starke Affinitäten zum Sport, zur Landwirtschaft und eben zum Schreiben. Eine sehr lebendige, bildhafte, phantasieanregende und humorige Sprache zeichnet ihn aus. Sein Krimi-Protagonist Severin Meier ist als Chefermittler ein Teamplayer mit Humor und menschlichen Schwächen.

Ähnlich wie Jägertod im Dirndltal

Titel in dieser Serie (1)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Polizeiverfahren für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Jägertod im Dirndltal

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Jägertod im Dirndltal - Wolfgang Haydn

    Einleitung

    Severin Meier zeichnen Erfahrung, Führungskompetenz, Teamfähigkeit und Humor bei der Arbeit als Leiter von Leib/Leben im LKA St. Pölten in Niederösterreich aus.

    Seine private Zeit im gemächlichen Oberaschelberg zeigt ein anderes Bild. Da ist er auf Alleinsein und Ruhe aus. Da heißt er auch anders, nämlich Luigi Viscontini.

    Wenn es auf den Äckern rund um St. Pölten kracht, kann das unterschiedliche Ursachen haben. Besteht die Strecke einer nebelverhangenen Treibjagd aus zwei Hasen, einem Fasan, drei Wildenten und einem ebenso tödlich getroffenen Mann, ist das, was das Wild betrifft, relativ dürftig. Insgesamt aber doch allerhand und dramatisch.

    Etwas für den »Mord-Meier« also, wie er gemeiniglich genannt wird. Mit seinem Team widmet er sich diesem Fall im schönen Dirndltal und der Landeshauptstadt St. Pölten.

    Dann verschwindet der Hauptdarsteller des Talisman aus dem Landestheater am Rathausplatz spurlos. War sein überhebliches Gehabe der Auslöser dafür?

    Das Böse lässt sich bekanntlich auch vom Schönen nicht bremsen.

    Kammermusik- und Zitronenschnittenattacken helfen Severin, respektive Luigi, dabei nicht wirklich weiter.

    Das also ist »Jägertod im Dirndltal«, Severin Meiers 2. Fall.

    Kapitel 1

    »Du machst mich zum Idioten!«, schrie er.

    »Du hast mir was vorgemacht. Und ich hab’s geglaubt, ich Rindvieh. Gib’s endlich zu!«

    »Schau mich an! Das kannst du gar nicht. Schau mich an, verdammt!«

    Seine Wut steigerte sich noch mehr.

    »Erwin, beruhige dich doch! Nicht vor unserem Kind!«, redete Renate auf ihren Mann ein und drückte den kleinen Josef fest an sich.

    »Dann bring’s halt aufs Zimmer, unser Kind! Sollt eh schon längst im Bett sein so spät, unser Kind. Wo warst du überhaupt so lange?«

    Renate drehte sich um, eilte in das Kinderzimmer in den ersten Stock, um den kleinen Buben schlafen zu legen.

    Erwin wandte sich mit geballten Fäusten zum Küchenfenster, starrte minutenlang auf die Hauszufahrt. Dort stand Renates Auto, die Fahrertüre offen. Als er sie wieder hinter sich hörte, drehte er sich augenblicklich um und fixierte sie.

    »Wo warst du? Wo warst du die ganze Zeit? Warum hast du die Autotür offen gelassen? Warum bist du nicht in die Garage gefahren? Musst du noch einmal fort? Was soll der ganze Scheiß eigentlich?«

    Renate wurde nicht nur überrumpelt von der heftigen Aggression ihres Mannes, sie hatte auch Angst vor ihm. Sie hatte ihn schon manchmal wütend erlebt, aber diesmal schien er besonders geladen zu sein. Sie versuchte ihn zu beruhigen.

    »Was ist los, Erwin? Ich wollte nur schnell den Sepperl reinbringen. Der ist schon so müde, und …«

    »Klar, wenn man die ganze Zeit irgendwo herumfliegt. Sag mir endlich, wo du warst!«, wurde sie unterbrochen.

    Als er vor ein paar Stunden nach Hause gekommen war, stellte er sein Auto in die Garage. Auto- und Garagentor schlug er zu und wollte ins Haus. Die Haustüre war versperrt, Renate sichtlich nicht zu Hause. Wütend hämmerte er mit der Faust gegen die Tür. Dann riss er seinen Schlüsselbund aus der Jacke und sperrte auf.

    Eigentlich wusste Erwin Inzinger ja, dass seine Frau noch im Dienst war. Und der Josef war bei ihrer Mutter, die unweit des St. Pöltner Spitals, Renates Arbeitsplatz, wohnt. Also wahrscheinlich war es so. Erst in ein paar Stunden würde sie aus St. Pölten kommend mit dem Buben zu Hause sein.

    Er musste unbedingt mit ihr reden. Er brauchte endlich Klarheit, was da wirklich los war, ein Jahr bevor der Josef auf die Welt kam. Länger wollte er nicht warten. Die Verunsicherung zerfraß ihn. Und so etwas wie heute, unten in der Imbissbude, befeuerte seine Zweifel.

    »Wo warst du?«, schrie er sie an.

    »Das weißt du doch. In der Arbeit, im Spital, wo sonst? Dann habe ich den Sepperl abgeholt und bin sofort nach Hause«, erklärte Renate mit Tränen in den Augen, »Bitte, Erwin, komm wieder zu dir!«

    »Ich bin bei mir, kannst dich drauf verlassen! Von wem ist er? Sag’s! Von wem ist er?«, stand er nun zitternd mit verzerrtem Gesicht unmittelbar vor ihr.

    Nun war Renate klar, worum es wieder, zum wiederholten Male, ging. Sie weinte und sank auf die Küchenbank. X-mal hatte sie schon bereut, dass sie damals einen Fehler gemacht hatte. Sie beichtete es Erwin unmittelbar darauf, dass der Kehrer sie beim Maskenball abgetatscht und sie es zugelassen hatte. Dabei blieb es, mehr war nicht passiert. Aber Erwin konnte ihr diesen Ausrutscher nie verzeihen. Immer wieder kamen Vorwürfe deswegen.

    Das schlimmste Erlebnis hatte sie nach der Geburt ihres kleinen Sepperl. Erschöpft wartete Renate im Bett des Lilienfelder Spitals mit ihrem süßen Baby neben sich stolz und glücklich auf ihren Mann. Der kam strahlend und überraschte sie mit einem großen Strauß roter Rosen. Als er den kleinen Sepperl genauer anschaute, verlor er die gute Laune. Das Baby hatte rote Haare und gar nicht wenige. Er selbst aber war schwarzhaarig, immer schon, und Renate war es auch. Der Kehrer aber, der ihm seit dem von Renate gebeichteten Vorfall nicht mehr aus dem Kopf ging, war rothaarig. Der hatte einen leuchtend roten Schopf, sein markantes äußerliches Markenzeichen.

    »Sag’s endlich!«, herrschte Erwin seine Frau an und packte sie am Arm. »Sag endlich, dass er nicht von mir ist! Hast ihn ja sogar nach ihm taufen müssen, obwohl ich nicht dafür war. Sag’s, dass er dem Kehrer seiner ist!«

    Erwin riss Renate von der Küchenbank hoch. Sie wand sich heftig weinend aus seinem festen Griff, lief in das Kinderzimmer hinauf und sperrte die Tür zu.

    Er ließ sie laufen, holte die Schnapsflasche aus der Kredenz und trank ausgiebig. So lange, bis sie beinahe leer war. Dann zerschlug er sie laut krachend auf dem Küchentisch, dass die Glassplitter nur so herumflogen. Beruhigen konnte ihn das nicht.

    Dass es so weit gekommen war, hatte seine Vorgeschichte unten in der Imbissstube im Betriebsgebiet.

    »Er hat rote Haar, feuerrote Haar sogar«, versuchte der ang’soffene Postler den Erwin mit dem immer gleichen Singsang zum wiederholten Male zu ärgern.

    Eigentlich wollte Erwin einfach nur sein Feierabendbier genießen. Fünf Minuten von der Arbeit weg und auch nur zehn Minuten von zu Hause entfernt, saß er müde vom Schichtdienst da. Er versuchte den Besoffenen zu ignorieren. Den hatte er noch nie gemocht, den Hofstettner Primitivling, der noch selten etwas auf die Reihe gebracht hatte. Der eckte immer bei irgendwem an. »Was macht der gulaschblonde Sepperl? Der deine?«, grinste ihn der Postler an.

    »Hör auf! Trink aus und geh!«, wurde der Stänkerer vom Wirten angeherrscht.

    »Aber, ich sag ja nur. Weil der Erwin doch andere Haar hat«, stemmte sich der Betrunkene von der Bank hoch.

    Er wollte Richtung Ausgang, stolperte gegen einen der beiden Dartautomaten. Brachte ihn zum Wackeln und fuhr dem Erwin mit einem »Hoppla« beim Vorbeitorkeln durchs Haar.

    Der sprang auf, so dass sein Sessel gegen die Wand flog. Das halbvolle Bierglas landete auf dem Boden und zersprang. Zornig packte er den schmächtigen Postler an der Dienstjacke und verpasste ihm einen Kopfstoß mitten ins Gesicht. Blutend landete dieser auf dem Rücken und hielt sich jammernd beide Hände vor seine blutende Visage.

    Sofort ging der Wirt dazwischen. Zwei weitere Gäste wandten sich nach kurzem Aufschauen wieder teilnahmslos ihren Spritzern zu.

    Der Wirt half dem nach wie vor besoffenen Postbeamten auf die Beine und schlug vor, die Rettung zu rufen.

    »Den zeig ich an«, nuschelte der hinter seinen Händen hervor. Dann verließ er mit deformierter und stark blutender Nase das Lokal. Erwin war bereits unmittelbar nach dem Vorfall hinausgerannt, in sein Auto gesprungen und nach Hause losgerast.

    Seine Wut legte sich nicht. Im Gegenteil, sie wurde durch seine Grübeleien nur noch weiter angefacht.

    Warum hatte sich Renate durchgesetzt bei dem Namen für den Buben? Er selbst wollte, dass der Kleine ebenso Erwin wie er heißen sollte. Aber nein, Josef, ausgerechnet Josef. Wo doch alle hinter vorgehaltener Hand gelästert und gelacht hatten über ihn. Damals, als dieser Hund ein paar Mal vorbeigegekommen war, wenn er selbst im Betrieb Schichtdienst hatte. Er war ja selbst gar nicht draufgekommen, dass der da aus- und einging bei ihm zu Hause.

    »Ist geschäftlich«, soll der Kehrer der neugierigen Nachbarin gesagt haben, der Herr Viehhändler. Dabei haben und hatten sie gar kein Nutzvieh, nicht einmal eine Katze oder einen Hund. Aber der windige Gauner wird schon bekommen haben, was er eigentlich wollte. Zumindest hat damals die alte Huberin dem Erwin gegenüber so eine Andeutung gemacht. Er solle nachschauen, ob frisch aufgebettet sei bei ihm zu Hause.

    Selbst angetroffen hatte er ihn ja nie. Und die Renate hatte alles abgestritten. Die Nachbarin sei eine Böse und reime sich alles zusammen, um sich am Unglück anderer zu freuen.

    Dass da was war beim Maskenball, das sagte sie ihm. Und dass es ein einmaliger Ausrutscher war. Das sollte er glauben?

    Erwin ging über die knirschenden Scherben zur Garderobe, rutschte beinahe aus. Nahm zornig Jacke und Schlüsselbund. Er marschierte weiter in die Garage, öffnete das Tor und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Das Ziel seiner durch den Schnaps schwer beeinträchtigten Ausfahrt war ihm noch nicht ganz klar. Aber je weiter er kam, desto mehr manifestierte sich ein Vorsatz.

    Kapitel 2

    »Guten Morgen!«, grüßte Tina Moser vorbeigehend durch die offene Tür ins Büro. Nach zwei weiteren Schritten blieb sie abrupt stehen und ging zurück. Sie starrte ihren Chef an, der vor seinem Bildschirm saß.

    »Wow! Sie sind aber schon der Herr Severin Meier, oder?«

    Meier drehte sich zu seiner Stellvertreterin um und grinste sie an.

    »Was sagst du zu meinem neuen Outfit?«

    »Hast du Urlaub in einer Beautyfarm gemacht? Steht dir relativ gut. Siehst so gesund aus.«

    »Danke für das relative Kompliment, freut mich relativ. Alles Waldviertel, innen und außen.«

    »Wie darf ich das verstehen?«

    »Na ja, ich habe meine zwei Urlaubswochen ausschließlich zu Hause verbracht. Dank meiner kräuterkundigen Nachbarin Brigitte gab es stets gesundes Essen. Kein einziges Gläschen Alkohol. Viel geschlafen, einen dicken Wälzer über die innere geistige Reinigung gelesen. Außerdem viel gewandert, jede Menge reine Waldviertler Luft geatmet und nicht, kein einziges Mal, an den Job gedacht.«

    Tina hatte inzwischen Severin gegenüber Platz genommen und staunte über seine scheinbare Verwandlung.

    »Du hast uns ganz vergessen, stattdessen ein Schwurblerbuch gelesen? Diese Seite kenne ich nicht von dir. Und den neuen Haarschnitt hast du dir selber verpasst?«

    »Weder noch. Natürlich habe ich mein Team nicht vergessen, schon gar nicht dich, Tina. Und zweimal habe ich meine mich läuternde Einsamkeit verlassen. Beim Friseurbesuch hatte Franz freie Hand. Das ist das Ergebnis.«

    »Franz? Ein Performancekünstler?«

    »Nein, nein. Franz, Lehrling im beinahe zweiten Lehrjahr. Für die Neueinkleidung war eine coole Verkäuferin am Werk. Was sagst du dazu?«

    »Ich will ehrlich sein. Als Weißclown würdest du mich weniger überraschen. Haarschnitt, Lederjacke und die Destroyed Jeans passen nicht zu dir. Hast mir vorher viel besser gefallen.«

    Severin lachte laut auf. »Ich war einfach auf deine Reaktion gespannt. Und du hast mich nicht enttäuscht. Die schräge Frisur ist morgen wieder kultiviert, sprich Haare angeklatscht wie sich’s gehört. Die zerrissene Hose landet in der Altkleidersammlung. Aber die Jacke, die behalt ich. Hat schon mein Vater aufgetragen. Die haben gemeinsam viel erlebt, Jacke und Vater.«

    Wie auf Kommando brachen beide in lautes Gelächter aus. Das lockte den Rest des Ermittlerteams in das Chefbüro auf Schanze 7 an der westlichen Peripherie der Landeshauptstadt St. Pölten.

    Nach und nach kamen Richard Richi Perthaler, nach wie vor der Jüngste der Truppe, der Zweier-Franz Abfalter und Gerda Scheuer herein. Sie begrüßten den Chef nach seinem Urlaub. Besonders Gerda, an diesem Bürotag mit einem schwarzen Jumpsuit und Plateau-Sandalen, taxierte Severin von oben bis unten.

    »Allerhand! Bist ganz schön mutig, Severin«, war ihr kurzer Kommentar.

    Das konnte man so oder so deuten, aber eher so. Sie grinste.

    Evelyne Mayr fehlte, weil sie kurzfristig in ihrer alten Polizeiinspektion in Rabenstein für ein paar Wochen aushalf, und der Einser-Franz sowieso. Denn der war ja mittlerweile schon einige Zeit im Ruhestand.

    »Ist nur für heute, also das Äußere, um euch ein bisschen aufzumuntern und zu unterhalten. Die neu gewonnene Fitness und das einigermaßen reduzierte Gewicht möchte ich aber für länger behalten.«

    Mit dieser Erklärung gab Severin eine Runde Espressi aus, die ohnehin aus der Dienstmaschine stammten. Er sprang aus seinem Sessel und bediente jedes einzelne Mitglied seines Teams. Nach ein paar Plaudereien verließen alle bis auf Tina und Severin das Chefbüro, um weiter ihrer administrativen Arbeit nachzugehen.

    »Tina, warum schaust du so hintergründig?«

    »Was du alles siehst. Weißt du, ich habe so ein Gefühl. Immer wenn es so richtig ruhig ist bei uns, dass nicht nur die Füße beinahe unter dem Schreibtisch einschlafen, passiert etwas. Genauso ist es, wenn du aus dem Urlaub zurückkommst. Als ob das Böse auf dich warten würde. Und jetzt kommt beides zusammen. Bin schon neugierig und gespannt.«

    Severin sah Tina lange an und dachte nach. Irgendwie stimmte schon, was seine rechte Hand da sagte.

    »Als ob das Böse auf mich warten würde«, wiederholte er. »Interessante Überlegung. Vielleicht ziehe ich ja das Böse an. Könnte durchaus sein.«

    »Nun überschätz dich nicht. Auch deine Macht hat Grenzen.«

    Beide grinsten. In die Stille hinein läutete das Telefon. Sie sahen einander an, hatten denselben Gedanken. Es war jedoch Gerda, die Severin mitteilte, dass der Staatsanwalt Konrad Bord mit ihm sprechen möchte.

    Severin überlegte kurz, ob er sein aktuelles Aussehen Bord, der mittlerweile so etwas wie ein Freund war, zumuten konnte. Doch, konnte er. Nach allem, was er von ihm wusste und umgekehrt. Sie lagen auf einer Wellenlänge und schätzten einander.

    Also setzte sich Severin in sein Auto und fuhr zum Landesgericht hinunter.

    »Du weißt ja, wo ich zu finden und zu erreichen bin. In spätestens einer Stunde bin ich wieder zurück, oder zwei.«

    Tina nickte und trug ihrem Chef einen schönen Gruß an den Staatsanwalt auf.

    »Als ob das Böse auf mich warten würde. Schaut ja danach aus, als würde sich das Böse mit mir messen wollen«, dachte Severin nochmals an das, was Tina gesagt hatte.

    Er suchte einen Parkplatz in der Heßstraße.

    »Na dann, viel Spaß mit mir, Böses!«, grinste er, als er sich im Rückspiegel betrachtete und ausstieg.

    Konrad Bord zögerte kurz, als er Severin seine Bürotür öffnete, begrüßte ihn sodann aber herzlich. »Was ist denn dir passiert, Severin? Oder bist du noch privat und als Luigi unterwegs?«

    »Ist einfach nur so eine Laune, ein Gag für meine Truppe nach meinem Urlaub. Morgen bin ich wieder büro- beziehungsweise alltagstauglich. Versprochen!«

    »Du hast deutlich abgenommen, steht dir gut.«

    »Danke. Du wolltest, dass ich vorbeikomme. Gibt es einen Grund dafür?«

    Konrad Bord sah seinen Chefermittler an.

    »Du hast mit deinem Team diese Clown-Obdachlosensache zügig und kompetent aufgeklärt. Es ist zwar schon einige Zeit her, aber ich denke immer wieder daran. Und du hast mir Einblick in dein Privates gegeben. Ich arbeite sehr gerne mit dir zusammen, lieber Severin.«

    »Da geht es mir nicht anders.«

    Eine kurze Pause entstand.

    »Aber da ist noch etwas, oder?«

    »Stimmt. Man kann einem erfahrenen Ermittler nichts vormachen. Man will mich in einem anderen Bereich sehen, zum Beispiel Umweltkriminalität oder Raub. Ich soll alle Sparten hier in St. Pölten kennenlernen. Auch …«

    Weiter kam der Staatsanwalt nicht, weil Severins Handy läutete. Dieser schaute auf das Display und hob mit einem »Es ist Tina« ab. »Das muss ich leider annehmen«, entschuldigte er sich.

    Die Vorahnungen hatten sich erfüllt. Es gab etwas zu tun für Severin und sein Team. Das Böse hatte auf ihn gewartet, forderte ihn heraus. Es gab einen Toten. Eigenartige Umstände drumherum. Eine Herausforderung quasi.

    Rasch informierte Severin Konrad Bord. Dieser wiederum sah seine Versetzung vorerst als hinausgeschoben an.

    Der »Mord-Meier« verließ das Büro und fuhr zügig über die Stockingerbrücke auf Schanze 7 zu seinem Team.

    Allein im Büro vollendete Staatsanwalt Bord seinen begonnenen Satz nur mehr für sich:

    »… wenn es ein wenig eigenartig klingt, deine Morde sind mir lieber.«

    Tina hatte bereits alles veranlasst, was notwendig war. Die Spurensicherer waren unterwegs, sie selbst und der Zweier-Franz warteten nur mehr auf den Chef.

    Als Severin vor dem Bürogebäude hielt, stiegen die beiden zu. Mit Blaulicht fuhren sie die Stockingerbrücke hinunter, über den Europaplatz die Mariazeller Straße hinaus. In Spratzern bogen sie rechts weg Richtung Ober-Grafendorf und ins Dirndltal hinein. Während der Fahrt brachte ihn Tina auf den aktuellen Stand, allzu viele Informationen hatten sie aber noch nicht.

    In einer Hanglage bei Kirchberg an der Pielach, zur weitläufigen Tradigistgegend gehörend, wurde ein Mann gefunden. Dessen Tod war ganz offensichtlich kein natürlicher. Einige Jäger hatten ihn, an die Leiter eines Hochstands geschnürt, entdeckt.

    »Stranguliert ist er worden«, zitierte Tina bei der Hinfahrt den aufgeregten Anrufer.

    »Der oder die Zeugen sind noch vor Ort?«

    »Natürlich. Das gehört doch zu den No Na Neds«, wunderte sie sich ein wenig.

    Als sie am

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1