Wenn die Liebe neu erwacht: Der Bergpfarrer Extra 41 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern.
Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
Das Telefon auf dem Schreibtisch von Dr. Toni Wiesinger läutete. Dem jungen Arzt gegenüber saß ein älterer Patient, mit dem er die Ergebnisse der letzten Untersuchung besprach. »Entschuldigen S', Herr Betz«, sagte Toni und griff zum Hörer. »Was gibt's denn, Steffie?«, fragte er. Es war seine Sprechstundenhilfe Stefanie Wagner: »Am Telefon ist der Kimmerlbauer. Seiner Frau geht's net gut. Ich denk', es wär' gut, wenn du mal selber mit ihm sprichst.« »In Ordnung. Ich übernehm', Steffi.« Die Sprechstundenhilfe legte auf und Toni meldete sich. Am anderen Ende der Leitung erklang eine dunkle, ziemlich aufgeregte Stimme. »Grüaß Ihnen, Herr Doktor. Ihre Sprechstundenhilfe wollt' mich abwimmeln. Aber net mit mir! Meiner Frau geht's net gut. Sie müssen unbedingt kommen und sie sich anschauen. Erst war ich ja der Meinung, dass sie simuliert.
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Der Bergpfarrer Extra
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Buchvorschau
Wenn die Liebe neu erwacht - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer Extra
– 41 –
Wenn die Liebe neu erwacht
Für die Leut` vom Kimmerlhof gibt`s Hoffnung!
Toni Waidacher
Das Telefon auf dem Schreibtisch von Dr. Toni Wiesinger läutete. Dem jungen Arzt gegenüber saß ein älterer Patient, mit dem er die Ergebnisse der letzten Untersuchung besprach. »Entschuldigen S’, Herr Betz«, sagte Toni und griff zum Hörer. »Was gibt’s denn, Steffie?«, fragte er.
Es war seine Sprechstundenhilfe Stefanie Wagner: »Am Telefon ist der Kimmerlbauer. Seiner Frau geht’s net gut. Ich denk’, es wär’ gut, wenn du mal selber mit ihm sprichst.«
»In Ordnung. Ich übernehm’, Steffi.«
Die Sprechstundenhilfe legte auf und Toni meldete sich. Am anderen Ende der Leitung erklang eine dunkle, ziemlich aufgeregte Stimme. »Grüaß Ihnen, Herr Doktor. Ihre Sprechstundenhilfe wollt’ mich abwimmeln. Aber net mit mir! Meiner Frau geht’s net gut. Sie müssen unbedingt kommen und sie sich anschauen. Erst war ich ja der Meinung, dass sie simuliert. Wenn ich sie jetzt aber so anschau’ …«
Tonis Miene zeigte Befremdung. Er kannte den Kimmerlbauern seit vielen Jahren. Sein Kontakt zu ihm hatte sich zwar in Grenzen gehalten, denn er konnte sich nicht erinnern, dass jemand aus der Familie zu ihm je in die Praxis gekommen war, doch wenn sie sich das eine oder andere Mal im Ort begegnet waren, hatte sich Michael Kimmerl immer freundlich gezeigt. Die letzte Begegnung war allerdings schon sehr, sehr lange her, überlegte Toni. »Inwiefern wollt’ Sie denn meine Sprechstundenhilfe abwimmeln?«, erkundigte er sich.
»Sie hat gemeint, ich sollt’ meine Frau zu Ihnen bringen«, erhielt er zur Antwort. »Allerdings hab’ ich net die Zeit, um stundenlang bei Ihnen in der Praxis herumzusitzen und Daumen zu drehen. Ich kenn’ das doch. Man wird hinbestellt, und dann wartet man. Man wartet und wartet …«
Tonis Befremdung wuchs, und er begann sich schon zu fragen, ob der Kimmerlbauer vielleicht etwas getrunken hatte. Er unterbrach ihn: »Was fehlt denn Ihrer Frau, Herr Kimmerl? Welche Symptome zeigt sie?«
»Sie ist schwach, hustet ständig, hat rote Flecken im Gesicht und wohl auch Fieber, denn sie ist ganz heiß. Wenn s’ dazwischen mal aufsteht, dann kann sie sich kaum auf den Beinen halten. Ich glaub’, die Christina ist wirklich krank, Herr Doktor.«
»Seit wann zeigt sie denn diese Symptome?«, wollte Toni wissen.
»Seit drei, vier Tagen. Wie gesagt, ich hab’ ihr erst net glauben wollen, dass es ihr so schlecht geht. Sie hat auch ihren Haushalt und die Küh’ versorgt, bis es wirklich nimmer gegangen ist. Aber jetzt, wo s’ daliegt wie tot, hab’ ich mir gedacht, ich ruf’ Sie mal an.«
»Nach allem, was Sie mir so schildern, Herr Kimmerl, hätten S’ wohl besser den Rettungsdienst der Bergklinik verständigt.«
»Die bringen die Christina doch gleich ins Krankenhaus, und dann können der Martin und ich schauen, wo wir bleiben. Wer soll denn dann den Haushalt und den Stall verrichten? Das kann ich mir net leisten, dass die Christina ausfällt. Also bitte, Herr Doktor, kommen S’ raus zu uns und bringen S’ ihr ein paar Tabletten mit, damit s’ so schnell wie möglich wieder auf die Füß’ kommt.«
Toni glaubte nicht richtig gehört zu haben. »Rufen S’ den Notdienst an, Herr Kimmerl«, forderte er eindringlich. »Ich glaub’, Ihre Frau ist schwer krank und muss stationär in die Klinik. Ich kann hier net so einfach weg …«
»Aber Sie haben doch einen Eid geschworen. Haben S’ doch, Herr Doktor, oder net? Also kommen S’ zu uns heraus und bringen S’ die Christina wieder auf die Beine. Das ist doch net zu viel verlangt. Wenn S’ Leut’ in Ihrem Wartezimmer sitzen haben, dann müssen die halt eine halbe Stunde länger warten.«
»Wenn ich es Ihnen doch sag’, Herr Kimmerl: Sie müssen den Notdienst alarmieren und …«
»Ich seh’s schon, Herr Doktor, Sie wollen net. Na schön, dann werd’ ich der Christina selber einen kalten Wadenwickel machen und mir in der Apotheke etwas gegen ihren Husten und das Fieber besorgen. Vielleicht fahr’ ich auch beim Brandhuber-Loisl vorbei. Der hilft mir sicher.«
Der Bauer beendete grußlos das Gespräch.
Tonis Hand mit dem Telefon sank nach unten. »Das darf doch net wahr sein«, brummte er vor sich hin, dann erhob er sich. »Einen Moment noch, Herr Betz …« Er ging an die Rezeption, wo Stefanie die Tastatur ihres Computers bearbeitete. »Wie viele Leut’ sind noch im Wartezimmer?«, fragte er.
»Nur die Frau Zeitler. Sie hat um zehn Uhr einen Termin. – Hast du den Kimmerl-Michl losgebracht? Der ist ja richtig pampig geworden, als ich ihm geraten hab’, seine Frau entweder in die Praxis zu bringen oder den Rettungsdienst anzurufen.«
»Weiß der Teufel, was mit dem Burschen los ist. Seine Frau scheint ihm nur wichtig zu sein, solang s’ den Haushalt und den Stall verrichten kann. Sein größtes Problem war, dass sie ausfallen könnt’. So was hab’ ich überhaupt noch net erlebt.«
Toni schaute auf die Uhr. »Es ist halb zehn Uhr vorbei. Irgendetwas muss ich tun. Wenn ich von mir aus einfach den Notdienst verständige, muss ich damit rechnen, dass der Kimmerl-Michl den Arzt und die Sanitäter gar net ins Haus lässt.« Toni griff sich an die Stirn. »Großer Gott, der Kerl tickt doch nimmer richtig. Einen Moment lang war ich sogar davon überzeugt, dass er betrunken ist.«
Tonis Hand sank wieder nach unten, er ging zur Tür, die ins Wartezimmer führte, öffnete sie und sagte: »Habe die Ehre, Frau Zeitler. Ich weiß, dass Sie um zehn einen Termin haben. Doch ich bin soeben zu einem Notfall gerufen worden. Macht’s Ihnen was aus, wenn S’ ein bissel warten müssen? Eine halbe Stund’ vielleicht, länger net.«
»Iwo, Herr Doktor. Meine Sach’ ist net so wichtig. Sie wollten sich ja bloß meine Hand anschauen, in die ich mich geschnitten hab’ und die Sie genäht haben. Sie bereitet mir keine Probleme. Alles verheilt wunschgemäß.«
»Ich schau’ sie mir trotzdem an. Aber es kann ein bissel dauern, Frau Zeitler.«
»Fahren S’ nur und lassen S’ sich Zeit. Fünf Minuten hin oder her spielen bei mir keine Rolle, Herr Doktor.«
»Danke.« Toni kehrte in sein Büro zurück, wo noch der ältere Patient saß. »Habens S’ noch Fragen, Herr Betz? Sie haben S’ eben ja selber gehört. Auf dem Kimmerlhof, scheint es mir, ist Not am Mann, und ich möcht’ keine Zeit verlieren. Wenn S’ also Fragen haben – bitte, machen S’ schnell. Soweit ist bei Ihnen ja alles in Ordnung …«
Der Mann erhob sich. »Keine Fragen, Herr Doktor. Sollt’ das Problem wiederkommen, meld’ ich mich bei Ihnen. Im Moment geht’s mir wirklich gut.«
Toni gab dem Mann die Hand. »Prima, freut mich. Ich denk’ wir haben das Problem in den Griff bekommen, und ich glaub’ net, dass es Ihnen noch einmal zusetzt. Nehmen S’ nur weiterhin Ihre Tabletten, so wie ich sie verordnet hab’, und dann dürft’ nix mehr passieren.«
Der Mann bedankte und verabschiedete sich. Toni holte seinen Notfallkoffer aus dem Schrank, sagte seiner Sprechstundenhilfe Bescheid und verließ die Praxis.
*
Zehn Minuten später stieg Toni Wiesinger auf dem Kimmerlhof aus seinem Auto. Der Bauer erwartete ihn unter der Tür. Michael Kimmerl war ein achtundvierzigjähriger Mann mit grauem Haar, mittelgroß und hager. Er schien voll Ungeduld zu sein, denn seine Lippen waren zusammengepresst, sein Gesicht wirkte verkniffen. »Jetzt haben S’ sich wohl doch noch aufgerafft«, rief er. »Ich wär’ jetzt zur Apotheke gefahren. Aber den Weg kann ich mir wohl sparen.«
Toni hatte die Haustür erreicht. Er hatte keine Ahnung, was er von Michael Kimmerl zu halten hatte, darum war der Blick, mit dem er den Bauern musterte, skeptisch, zugleich aber auch kritisch. »Wo ist Ihre Frau?«, fragte er kurz angebunden.
»Im Wohnzimmer liegt s’ auf’m Sofa. Ich hab’ ihr einen Tee gekocht, damit sich der Husten lockert. Haben S’ eine Medizin dabei, die ihr hilft?«
»Ich weiß ja net mal, was Ihrer Frau fehlt«, entgegnete Toni. Alles in ihm sträubte sich dagegen, dem Bauern geduldig und freundlich zu begegnen. Er konnte sich nicht verkneifen zu sagen: »Als wir vorhin miteinander telefoniert haben, bin ich das Gefühl net losgeworden, dass Sie Ihre Frau auf eine Stufe mit Ihren Kühen stellen, Herr Kimmerl.«
Michael Kimmerls Mundwinkel sanken geringschätzig nach unten. »Bei mir auf dem Hof hat alles