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Arztroman Dreierband 1001
Arztroman Dreierband 1001
Arztroman Dreierband 1001
eBook451 Seiten6 Stunden

Arztroman Dreierband 1001

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Romane:



Ärztin mit Herz für Gangster (Thomas West)

Schicksalhafte Begegnung im Krankenhaus (Thomas West)

Kann sie gerettet werden? (Thomas West)



Marius Ballhaus wird nach der Untersuchung im Marien-Krankenhaus mitgeteilt, dass er Leukämie hat. Das bringt ihn aus dem Gleichgewicht, und er plant seinen Tod ...

Carsten trennt sich von Lara, denn diese ständigen Streitereien, ihre knallharte Kritik, das Gefühl, finanziell von ihr abhängig zu sein – er hält es nicht mehr aus ...

Die Witwe Martha Steiner wird von einem Taschendieb überfallen. Er stößt sie grob, so dass sie unglücklich mit dem Kopf auf die Stoßstange eines Autos fällt ...

Das Schicksal will es, dass alle drei im Marien-Krankenhaus zusammentreffen, in dem Dr. Alexandra Heinze arbeitet.
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum8. Mai 2023
ISBN9783753208978
Arztroman Dreierband 1001

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    Buchvorschau

    Arztroman Dreierband 1001 - Thomas West

    Arztroman Dreierband 1001

    Thomas West

    Dieser Band enthält folgende Romane:

    Ärztin mit Herz für Gangster (Thomas West)

    Schicksalhafte Begegnung im Krankenhaus (Thomas West)

    Kann sie gerettet werden? (Thomas West)

    Marius Ballhaus wird nach der Untersuchung im Marien-Krankenhaus mitgeteilt, dass er Leukämie hat. Das bringt ihn aus dem Gleichgewicht, und er plant seinen Tod ...

    Carsten trennt sich von Lara, denn diese ständigen Streitereien, ihre knallharte Kritik, das Gefühl, finanziell von ihr abhängig zu sein – er hält es nicht mehr aus ...

    Die Witwe Martha Steiner wird von einem Taschendieb überfallen. Er stößt sie grob, so dass sie unglücklich mit dem Kopf auf die Stoßstange eines Autos fällt ...

    Das Schicksal will es, dass alle drei im Marien-Krankenhaus zusammentreffen, in dem Dr. Alexandra Heinze arbeitet.

    ​Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author /

    COVER A.PANADERO

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Ärztin mit Herz für Gangster

    Ärztin Alexandra Heinze

    Arztroman von Thomas West

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 139 Taschenbuchseiten.

    Monika sträubt sich, als ein Kumpel aus der Clique sie und ihren Freund zu einem Einbruch überreden will, und doch lassen sich die beiden breitschlagen. Aber das geht schief, und auf der Flucht werden die jungen Männer, im Rhein schwimmend, von einer Yacht angefahren. Noch hat die Polizei keine genauen Anhaltspunkte, doch das scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    1

    Das Panorama einer Kleinstadt zog vorbei. Die Fachwerkfassaden der Häuser, die Anlegestellen der Linienschiffe, die Kirchtürme, die aus dem Altstadtkern ragten, und dahinter die bewaldeten Hügel unter dem blauen Maihimmel boten ein ideales Ansichtskartenmotiv.

    Der Mann hielt das Steuer seiner kleinen Motoryacht fest und genoss den Anblick. Seit Tagen war er auf dem Rhein unterwegs. Trotz der Einsamkeit und der vielen Eindrücke, die an ihm vorübergezogen waren, kam es ihm wie gestern vor, dass er in Basel zu seiner Reise in die Nordsee aufgebrochen war.

    Er lächelte zufrieden. „Etwas Besseres hättest du dir nicht antun können, Johannes, sagte er zu sich selbst, „du musst unter einem guten Stern geboren worden sein. Er begann, einen alten BAB-Song zu pfeifen. Die letzten beiden Semesters seines Jurastudiums hatte er nur überstanden, weil er ständig mit der Planung dieser Bootsreise beschäftigt gewesen war.

    Johannes war mittelgroß und hager. Sein dunkles Haar trug er halblang und korrekt frisiert. Seine gesamte Erscheinung hatte etwas Gepflegtes, ja Elegantes. Das sehr entspannt wirkende, schmale Gesicht war von einer tiefen Bräune überzogen. Selbst der oberflächlichste Betrachter würde beim Anblick dieses Gesichtes sofort an ein Sonnenstudio denken. Der Mann war Anfang dreißig und ganz in helles Leinen gekleidet. Johannes pflegte seine Freizeitgarderobe in einem speziellen Bioladen zu kaufen.

    Der Rhein machte eine von den in dieser Region so zahlreichen Biegungen, und die Stadt verschwand hinter einem felsigen Hang. Der Motor der Yacht brummte leise. Johannes steuerte sie an den äußersten rechten Rand der Fahrrinne, weil sich der Bug eines Frachtschiffes um den Hügel schob.

    Er schaute auf seine Rolex: 19.30 Uhr. Bonn würde er wohl nicht mehr vor Anbruch der Dunkelheit erreichen. Nun gut – niemand trieb ihn zur Eile, er selbst am allerwenigsten. Dann würde er eben schon in der nächsten größeren Stadt anlegen.

    Er hatte seinem Vater versprochen, in Bonn einen von Bellinger aufzusuchen, einen Großcousin seines Vaters. Einer der wenigen noch lebenden Mitglieder des alten Hegauer Adelsgeschlechtes, das es bis in das Rheinland verschlagen hatte. Die meisten lebten irgendwo um den Bodensee herum. Oder, wie Johannes und sein Vater, in der Baseler Gegend.

    Johannes musste grinsen, wenn er an seinen Vater dachte. Der alte von Bellinger hatte getobt wie ein HB-Männchen, als er vor drei Monaten von den Reiseplänen seines Sohnes erfahren hatte. Solange hatte Johannes sie geheim halten können. Wolf von Bellinger, sein alter Herr, hatte fest damit gerechnet, dass sein Sohn sofort nach dem Studium – das ihm sowieso schon viel zu lange gedauert hatte – in die Firmenleitung einsteigen würde. Die Baseler von Bellingers besaßen eine renommierte Immobilienfirma. Und eine außergewöhnlich profitable dazu.

    Sogar von Enterbung hatte der Alte gesprochen. Aber da war er an den Richtigen geraten. Johannes war mindestens so hartnäckig wie sein Vater. Was er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, zog er auch durch.

    Das Frachtschiff war passiert, und von links schob sich eine gewaltige, gut erhaltene Festung in sein Blickfeld. Und rechts sah Johannes ein großes, verwittertes Denkmal, und dahinter die Dächer einer Stadt. Ja, hier würde er übernachten.

    Langsam ließ er sein Schiff an der Uferpromenade der Stadt entlangtreiben. Parkanlagen zogen vorbei, mittelalterlich anmutende Fassaden wechselten mit der modernen Architektur großer Hotels ab, auch ein barockes Schloss tauchte auf, und er fuhr unter einer Brücke durch, über die seines Wissens die Bundesstraße führte.

    Johannes war vor einigen Jahren schon einmal hier gewesen. Damals hatte ihn eine seiner Jugendlieben begleitet, eine von zahlreichen verflossenen. Er war froh, heute alleine unterwegs zu sein. Er hatte sich schon seit gut einem Jahr auf keine feste Beziehung mehr eingelassen. Und das sollte auch in den nächsten Jahren so bleiben.

    Er erinnerte sich, dass er damals einen köstlichen Moselwein in einer der vielen Weinstuben der Altstadt getrunken hatte. Der Gedanke, sich in etwa zwei Stunden auf die Suche nach diesem Lokal begeben zu können, machte ihm Spaß. Und danach – nun, sicher würde es hier auch eine noble Diskothek geben, oder ein paar schöne Bars, wo man einige Menschen kennenlernen konnte. Weibliche Menschen in erster Linie, Johannes hatte da recht konkrete Vorstellungen.

    Aber zunächst einmal musste er zum Yachthafen. Die Beschreibung, die ihm ein Kölner Studienkollege zugefaxt hatte, war zuverlässig, und eine halbe Stunde später konnte er anlegen. Er zog sich um, schloss das Schiff ab und vertäute es noch einmal gründlich. Dann stand Johannes von Bellinger auf dem hölzernen Landungssteg und schaute unternehmungslustig zu einem Hafenrestaurant, vor dem zwei Taxen standen.

    „Dann mal los, Johannes, sagte er laut zu sich selbst, „bin gespannt, was du alles erleben wirst. Wenn er auch nur einen Bruchteil davon geahnt hätte, wäre er sofort wieder in seine Yacht gestiegen und hätte zweimal hinter sich abgeschlossen.

    2

    „Guckt euch das an, Kinder, Dr. Kübler sah triumphierend in die Runde um den OP-Tisch, „wie eine rote Paprikaschote glüht der Appendix hier im Fettgewebe!

    Betty zog die Darmschlingen noch ein Stück zurück und stellte sich auf die Zehenspitzen, um den entzündeten Blinddarm sehen zu können. „Noch einen Tag länger, und das Ding wäre geplatzt", brummte Heinrich Kollmann beeindruckt.

    „Einen Tag? Dr. Kübler zog die Nase unter seinem Mundschutz hoch. „Höchstens zwei Stunden würd’ ich dem noch geben. Der Chirurg beugte sich wieder über die von Haken gespreizte Operationswunde. „Jetzt brauche ich mal eine anatomische Klemme, Schwester Betty." Ganz kurz trafen seine funkelnden blauen Augen Bettys Blick.

    „Ich reiche doch die Instrumente an!", protestierte Marlene mit dunkler Stimme.

    „Ach ja, richtig, Kübler sah die Instrumentenschwester nicht einmal an, „also los – die anatomische Klemme. Die Bewegung, mit der Marlene dem Arzt die Klemme hinstreckte, war nach Bettys Geschmack eine Nuance zu heftig. Hatten die beiden Krach?

    Dass Marlene und Gerd Kübler mehr als nur kollegialen Umgang pflegten, hatte sich inzwischen herumgesprochen. Und sie gaben sich auch keine Mühe, es zu verbergen. Seit über einer Woche sah man sie ständig miteinander herumschäkern. Zum Mittagessen gingen sie seit neuestem auch nur noch gemeinsam. Irgendjemand hatte sie vorgestern Abend zusammen in der Stadt getroffen. Und von Sabrina, ihrer Chefin, wusste Betty, dass sie am Morgen danach in seinem Auto auf den Parkplatz gefahren waren.

    Marlene war nicht die Erste, die dem Krankenhaustratsch solche Geschichten lieferte. Geschichten, in denen Gerd Kübler die Hauptrolle spielte. Und sie wäre auch nicht die erste, die stumm den Blick senkte, wenn sie dem Arzt über den Weg lief. Mindestens fünf Frauen im Marien-Krankenhaus sprachen kein Wort mehr mit Gerd Kübler. Die meisten waren Schwestern. Ein beachtlicher Verschleiß, wenn man bedachte, dass der Chirurg erst seit einem halben Jahr hier arbeitete.

    „Skalpell, brummte Kübler, „Pinzette. Marlene reichte ihm schweigend die gewünschten Instrumente. Die Pinzette passte dem Chirurgen nicht. „Die doch nicht, verdammt!, fuhr er Marlene an. „Eine chirurgische, natürlich!

    Betty sah plötzlich, dass die Hand ihrer Kollegin zitterte. Und die Augen hinter ihrer Brille – wurden sie nicht feucht? Der alte Heinrich Kollmann runzelte die Stirn. Wahrscheinlich spürte auch er die dicke Mauer zwischen Marlene und Kübler.

    „So, jetzt haben wir den Übeltäter!" Dr. Kübler hielt den entzündeten Wurmfortsatz mit der Pinzette hoch. Wieder traf sein lachender Blick Betty. Ein warmer Schauer rieselte durch ihren Bauch. Man konnte nicht sagen, dass der Mann eine Schönheit war, wirklich nicht. Nicht klein, aber auch nicht besonders groß, wirkte seine breitschultrige Gestalt fast ein wenig untersetzt. Sein aschblondes kurzes Haar, das jetzt unter der OP-Haube verborgen war, stand zu jeder Tageszeit nach allen Seiten ab. Wenn er morgens zum Dienst kam – oder um es treffender zu sagen: zum Dienst geschlendert kam, machte er regelmäßig den Eindruck eines Mannes, der allenfalls zwei Stunden geschlafen hatte. Sein rechteckiges Gesicht trug sehr ausgeprägte, männliche Züge, und ließ ihn gut und gerne drei bis vier Jahre älter wirken als er war, nämlich sechsunddreißig.

    Aber seine Augen! Sie schienen unablässig zu grinsen, so dass man manchmal meinte, einen frechen Jungen vor sich zu haben. Und vor allem waren sie von einem hellen, fast wässrigen Blau, und hatten eine derart erotische Ausstrahlung, dass viele Frauen zunächst mal fasziniert waren von diesem Mann. Selbst Betty, die ihre festen Prinzipien hatte, vermied es, allzu viel Blickkontakt mit Kübler zu suchen.

    „Einen kleineren Nadelhalter, verlangte der Operateur. Er war dabei, die einzelnen Schichten der Bauchdecke zu nähen. „Und jetzt Catgut. Er war einer der wenigen Chirurgen, die dieses Nahtmaterial noch benutzten. „Sind Sie doch so lieb, Betty, und saugen Sie mir das Sekret noch mal ab." Wieder dieser funkelnde Blick. Betty wich ihm aus. Was sollte das? Wollte er Marlene eifersüchtig machen?

    Später – der Patient befand sich schon im Aufwachraum, und Kübler war zum Mittagessen gegangen – sah Betty Marlene mit dem Gesicht zur Kachelwand im OP-Saal stehen. Neben ihr Heinrich Kollmann. Er hatte den Arm um ihre Schulter gelegt. Erschrocken ging Betty zu ihren beiden Kollegen. Marlene weinte. „Marlene?" Betty berührte sie am Arm.

    „Dieses Schwein", schluchzte Marlene.

    „Hat er Schluss gemacht?"

    Marlene nickte. „Schön war’s – aber jetzt hab’ ich keine Lust mehr", versuchte sie den Arzt nachzuäffen. Mit ihrer tränenerstickten Stimme misslang ihr das zwar völlig, aber Betty merkte daran, wie bitter sie war. Kollmann seufzte und ging kopfschüttelnd davon.

    Betty versuchte Marlene zu trösten. Sie machte sich los und verschwand im Personalraum. Bettys Mitgefühl war nicht ganz ungetrübt. Wer sich mit Dr. Kübler einließ, war ihrer Meinung nach selbst schuld. Jeder, der Augen und Ohren im Kopf hatte, konnte wissen, dass dieser Mann ständig ein Abenteuer suchte. Für Betty war klar, dass sie ihm keinen Anlass geben würde, den Kerben auf seiner Bettkante noch eine weitere hinzuzufügen.

    3

    Kohlrouladen! Alexandra hätte es wissen müssen. Jeden zweiten Dienstag gab es Kohlrouladen im Ärztekasino. Ganz und gar nicht ihre Leibspeise. Aber nun war sie schon mal hier, und einen Bärenhunger hatte sie auch. Sie ließ sich nur ein kleines Exemplar auf den Teller tun und nahm dafür um so mehr Kartoffelpüree. Frau Brückmann stellte ihr augenzwinkernd ein zweites Schüsselchen Vanillepudding aufs Tablett. Mariechen kannte ihre Pappenheimer.

    Alexandra lächelte dankbar und nahm an einem freien Tisch Platz. Sie war spät dran, und die meisten Kollegen hatten schon zu Mittag gegessen. Nur die Chirurgen fehlten noch. Das OP-Programm zog sich wahrscheinlich mal wieder in die Länge.

    Die Notärztin ließ es sich leidlich schmecken. An der Essensausgabe sah sie jetzt einen der Chirurgen stehen – Gerd Kübler. Er scherzte mit Mariechen Brückmann. Bald kam er mit seinem Tablett auf Alexandras Tisch zu. Sein Gang war schlendernd, und er machte große Schritte. Das gab ihm etwas Gemächliches. Mit seinem typischen Siegerlächeln grüßte er an verschiedene Tische. Zwei Arztpraktikantinnen wurden mit einem Augenzwinkern bedacht. Alexandra musste grinsen. „Der Mann hält sich für unwiderstehlich", dachte sie. Aber sie mochte ihn.

    „Darf ich mich zu Ihnen setzen, Frau Heinze?"

    „Nur zu, Herr Kübler, sagte sie, „es ist genügend Platz. Er setzte sich.

    „In den Genuss komme ich ja selten", schmeichelte er. Auf seinem Teller lagen drei Kohlrouladen. Daneben, auf dem Tablett, standen drei Schüsselchen Vanillepudding.

    „Dafür verstehen Sie es ja, sich andere Genüsse zu verschaffen."

    „Ich habe einfach einen guten Draht zu Mariechen, lachte er, „die Beziehung zum Kasinopersonal ist wichtiger als die zum Chefarzt.

    Das war es, was Alexandra an diesem Gigolo schätzte: Sein Humor. „Ich habe nur zwei Schälchen Pudding bekommen", beklagte sie sich scherzhaft.

    „Ich bin ja auch ein Mann, erklärte er vergnügt, „und verstehe es, mir die Damenwelt geneigt zu machen.

    Alexandra runzelte die Stirn. Kübler grinste zwar, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass das mehr als nur ein Scherz war. „Schon im Kindergarten soll ich angeblich alles von den Erzieherinnen bekommen haben, was ich wollte."

    „Nun, mein lieber Herr Kollege, Ihre diesbezüglichen Fähigkeiten haben sich mittlerweile herumgesprochen in diesem Haus."

    „Tatsächlich? Na, wie praktisch!" Nicht die Spur von Verlegenheit zeigte sich auf seiner Miene.

    „Und soll ich Ihnen etwas sagen? Alexandra hatte Lust ihn zu sticheln. „Selbst auf männlicher Seite haben Sie Ihre Bewunderer.

    „Was Sie nicht sagen!" Er schob sich ein Stück Kohlroulade in seinen großen Mund.

    „Unser allseits geschätzter Herr Oberarzt Dr. Höper soll neulich in vertrauter Runde bemerkt haben, dass selbst er noch etwas lernen könne von Ihnen."

    „Leider kann man sich seine Fans nicht aussuchen." Seine Stimme klang schon nicht mehr ganz so heiter.

    „Und soll ich Ihnen noch etwas sagen? Der Schalk saß Alexandra nun im Nacken. Sie setzte das charmanteste Lächeln auf, das sie drauf hatte. „In letzter Zeit mehren sich die frechen Zungen, die Sie hinter mehr oder weniger vorgehaltener Hand als Weiberhelden brandmarken, stellen Sie sich das einmal vor!

    Er hörte auf zu kauen und musterte Alexandra mit leicht geneigtem Kopf. Offenbar fand er, dass sie sich bereits an der Grenze des guten Stils bewegte. „Wie schmecken Ihnen eigentlich die Kohlrouladen, Frau Heinze?"

    Alexandra ging nicht darauf ein. Sie war noch nicht fertig mit ihrer gut getarnten Gardinenpredigt. „Und selbst ich, Herr Kollege, wurde schon von so einem schlechten Gedanken heimgesucht."

    „Schämen Sie sich, sagte Kübler mit gespielter Strenge und aß weiter. „Ich schwöre Ihnen, Frau Kollegin, bei allem was mir heilig ist, das Grinsen war auf sein Gesicht zurückgekehrt, und er sprach mit vollen Mund, „ich tue nichts, aber auch wirklich nichts, um was man mich nicht ausdrücklich bittet."

    „Ich geb’s auf. Alexandra wurde plötzlich ernst. „Nur eines noch: Ich finde es nicht in Ordnung, wenn ein Arzt die Unbedarftheit einer jungen Schwester, oder gar einer Schwesternschülerin ausnutzt, für die jeder Mann respektabel und moralisch unantastbar ist, wenn er einen weißen Mantel trägt.

    Darauf entgegnete er nichts mehr. Alexandra hatte den Eindruck, ihn gekränkt zu haben. Doch das war ihr egal. Sie erkundigte sich noch höflich nach seiner letzten Bergtour – Kübler war leidenschaftlicher Bergsteiger – und er gab genauso höfliche Antworten.

    Auf dem Weg ins Bereitschaftszimmer dachte sie noch einmal an das Gespräch. Diese Art Männer pflegte einer Menge Frauen eine Menge Kummer zu machen. Während sie selbst ziemlich unbeschadet und leichtlebig durch den Garten der Liebe marschierten. Sie waren meistens so dickhäutig, dass wirkliche Liebe ihnen selten bis unter die Haut ging. Und wenn sie tatsächlich mal der Meinung waren, Liebeskummer zu haben, verwechselten sie das meistens mit gekränkter Eitelkeit. Das jedenfalls war Alexandras Erfahrung. „Ungerechte Welt", seufzte sie.

    In der Nähe der Patienten-Cafeteria überfiel sie plötzlich ein Heißhunger auf Schokolade. Sie zögerte ein paar Sekunden. Die Waage heute morgen hatte frohe Botschaft verkündet. Also ging sie auf den Kiosk zu.

    Vor einem der Tische stand ein junges Pärchen und umarmte sich. Der junge Mann hielt einen Motorradhelm fest. Das Mädchen hatte kurze dunkle Haare und trug eine schwarze Lederjacke. Das waren sicher keine Patienten. Alexandra fiel ein, dass sie das Mädchen schon in weißer Schwesternkleidung auf der Gynäkologie gesehen hatte. Vielleicht eine Schwesternschülerin.

    Die Notärztin stellte sich an den Tresen. „Guten Tag, Frau Reimers, eine Tafel Schokolade bitte. Fanny Reimers reichte ihr das Gewünschte. „Wie geht es Ihnen, Frau Reimers?, erkundigte sich Alexandra, während sie nach einem Markstück suchte.

    „Danke, Frau Doktor, aber Sie wissen ja, Fanny Reimers, die mit ihrem Mann die Cafeteria und den Kiosk betrieb, winkte resigniert ab, „jede Menge Arbeit, aber wollen wir froh sein, dass wir überhaupt welche haben.

    „Da haben Sie recht …" Der Piepser dudelte unvermittelt los. Alexandra warf einen Blick auf das Display. Die Nummer des Bereitschaftszimmers erschien darauf. „Ein Notfall, ich muss schnell los. Alexandra griff sich die Schokoladentafel, drehte sich um und spurtete los.

    Sie kam nicht weit. Irgendwie stand ihr plötzlich der junge Mann mit dem Motorradhelm im Weg. Er war gerade im Begriff, sich an den Tisch zu seinem Mädchen zu setzen. Der Helm rutschte ihm aus der Armbeuge und fiel polternd auf den Tisch. Dummerweise genau auf ein volles Cola-Glas. Das stürzte um, die Cola ergoss sich über den Tisch, das Glas rollte über den Tischrand und zersprang am Boden.

    „Mist, verdammter!, schimpfte Alexandra. „Entschuldigen Sie, das tut mir leid, wandte sie sich an die beiden jungen Leute.

    „Ich mach’ das schon, Frau Doktor Heinze, gehen Sie nur zu Ihrem Notfall", rief Frau Reimers durch das Verkaufsfenster ihres Kiosks.

    Alexandra angelte einen Zehnmarkschein aus ihrem Geldbeutel. „Ich hab’s nicht kleiner und muss schleunigst weiter, sie reichte dem Mädchen den Geldschein, „hinterlegen Sie das Restgeld einfach bei Frau Reimers. Ehe das Mädchen antworten konnte, verschwand Alexandra und lief in Richtung Bereitschaftsraum davon.

    4

    „Jetzt schieb mal die Pulle rüber! Die Jungens auf der Treppe vor dem großen Reiterdenkmal grölten hinauf zu dem steinernen Geländer, wo eng umschlungen ein Pärchen saß und hingebungsvoll knutschte. „Los Sascha, her mit dem Bier! Sascha löste sich aus der Umarmung, griff hinter sich und reichte die halbvolle Bierflasche zu seinen Kumpels hinunter.

    „Sauft nicht soviel, sonst fahr’ ich mit dem Bus in die Disco", rief das Mädchen ihnen zu und machte ein bissiges Gesicht. Es trug eine schwarze Lederjacke.

    „Knutsch’ nicht soviel, du musst morgen noch mit deinen Patienten reden", grölte einer der Angesprochenen zurück. Die anderen quittierten die Bemerkung mit lautem Gelächter.

    Das Denkmal war seit über einem Jahr der Treffpunkt der Clique. Ohne sich groß verabredet zu haben, trudelte fast jeden Nachmittag ein gutes Dutzend von Ihnen hier ein. Die jungen Männer, selbst wenn sie nur ein paar Schritte weiter in der nahen Innenstadt wohnten, grundsätzlich mit ihren Mopeds.

    Dort saßen sie dann, rauchten und rissen Witze, schimpften über ihre Chefs oder Berufsschullehrer, knutschten sich, langweilten sich, oder heckten irgendwelche Unternehmungen für den Abend aus. Das beschränkte sich meist auf kurze Debatten, ob man ins Industriegebiet in die Disco fuhr, oder in eine der beiden Stammkneipen der Clique. Und wenn ja, in welche. Manchmal wurden auch Feten fürs Wochenende gemanagt.

    Jetzt applaudierten sie dem küssenden Pärchen. „Wenn du genauso gut küsst, wie du Vergaser reinigst und Getriebe auseinander nimmst, muss Moni ja voll gut draufkommen", rief Patrick zur Steinbalustrade hinauf.

    Der Angesprochene streichelte Monika über ihr kurzes dunkles Haar. Sascha hieß er und war achtzehn Jahre alt. Er und Patrick lernten im gleichen KFZ-Betrieb. Patrick im zweiten, Sascha im dritten Lehrjahr. Die meisten hier machten eine Ausbildung in irgendeinem Handwerksbetrieb. Einige wenige waren auch arbeitslos. Und alle waren zwischen siebzehn und neunzehn Jahre alt.

    Monika Lorenz war eines der wenigen Mädchen der Clique. Die meisten hielten es nicht lange aus bei den etwas derben Kerlen. Monika aber gehörte sozusagen zu den alten Hasen, und die meisten hatten Respekt vor ihr. Außerdem war sie fest mit Sascha liiert. Seit fast drei Monaten schon.

    Von der Rheinpromenade her ertönte plötzlich lautes Motorengebrüll. Alle sprangen auf. „Der Tobi kommt mit seiner Yamaha!"

    Tatsächlich näherte sich ein Motorradfahrer. Hundert Meter vor dem Denkmal drehte er den Gashahn noch einmal voll auf, bremste dann vor seinen Kumpels scharf ab und demonstrierte eine gewagte Drehung auf dem sandigen Boden vor der Denkmaltreppe.

    Von Weitem drohte ein älterer Herr mit der Hand, ein Tourist wohl, an dem der Motorradfahrer, Tobias, wohl etwas zu nahe vorbeigefahren war. Er schimpfte irgendetwas Unverständliches zu ihnen herüber.

    „Halt bloß die Fresse, Alter, sonst hau’ ich dir eine ’rein", brummte Tobias vor sich hin und stieg von seiner Maschine. Er war der älteste der Clique, aber nicht unbedingt der Klügste. Dafür der einzige, der schon ein Motorrad besaß. Im vergangenen Jahr hatte er seine Zimmermannslehre abgeschlossen.

    Mit großem „Hallo" begrüßten die anderen ihn. Sie stellten sich um die Yamaha, und Monika durfte sogar darauf Platz nehmen. Tobias stand stolz und mit herausgestreckter Brust neben seiner Maschine und genoss die Bewunderung der anderen. Seit er kein Moped mehr, sondern ein richtiges Motorrad fuhr – 250 Kubikzentimeter – war er in der Rangordnung der Gruppe aufgestiegen.

    „Möchte wissen, wo du die Kohle herhast, wunderte sich Patrick nicht zum ersten Mal, „ist doch schweineteuer so’n Gerät.

    „Köpfchen, Alter", Tobias fasste sich an die Stirn.

    Der Spätnachmittag verlief dann wie üblich – Witze, Sticheleien, die neuesten Heldentaten auf dem Rücken der Maschinen, und die ersten Flaschen Bier. Tobias fuhr sogar ein paar Runden durch die Stadt, um den ganz heißen Fans seiner Maschine das Fahrgefühl zu vermitteln, das er tagtäglich genoss.

    Gegen acht einigte man sich auf Disco, und die ersten stoben davon. Sascha, Patrick und Monika blieben auf der Treppe sitzen. „Was is’ los?, wollte Tobias wissen, während er sich den Nierenschutz anlegte. „Kein’ Bock auf Disco?

    „Bock schon, aber Kohle ist alle. Sascha zog bedauernd die Schultern hoch. „Der nächste Erste is’ erst in acht Tagen.

    Tobias stülpte sich den Helm über und schwang sich auf seine Yamaha. Er klappte das Visier hoch und grinste die anderen drei an. „Mit ’nem bisschen Köpfchen würdet ihr auch zu mehr Kohle kommen."

    „Was?, wunderten sich die anderen. „Wie meinst du das?

    „Wie ich’s sage, Tobias machte Anstalten, das Motorrad anzuwerfen, „ich wüsste schon, wie ich an eurer Stelle zu Geld kommen würde.

    „Wie viel Geld?" Patrick wurde neugierig.

    „Genug für einen Ofen." Er klopfte auf den Tank seiner Maschine, drehte das Gas auf und brauste davon. Die Zurückbleibenden sahen sich fragend an.

    5

    Die Frau war blond. So aufdringlich blond, wie man normalerweise nicht sein konnte. Es sei denn, man nahm gewisse Chemikalien zur Hilfe. Sie hatte eine süße Stupsnase, und zumindest an dem Ohr, das Johannes sehen konnte, trug sie einen überdimensionalen, goldenen Kreolen. Und sie schnarchte.

    Johannes kniff die Augen zusammen und riss sie wieder auf. Diese Frau – wie um alles in der Welt kam sie auf sein Schiff? Er ließ sich in das Kissen des schmalen Kajütenbettes fallen. Langsam, ganz langsam tauchten die Bilder des gestrigen Abends in seinem schmerzenden Schädel auf. Er hatte die Weinstube gefunden. Genau – und dann, bei einem Bummel durch die Altstadt, hatte ihn diese Yuppie-Bar angemacht. Ach ja – dort hatte er die Leute kennengelernt, zwei Frauen und einen Mann.

    Der Mann war noch recht jung gewesen, jünger als er selbst. Wie hieß er gleich? Rudi, richtig! Hatte Job in einem Autohaus. Und die eine der beiden Frauen hatte sich mit Caren vorgestellt. Caren, genau – oder Carmen? Egal, jedenfalls war sie eine Kollegin. Rudi hatte angedeutet, dass sie als Juristin beim Amtsgericht arbeitete.

    Und die Blonde hier? Johannes blinzelte sie an. Sie schnarchte wie eine ganze Burschenschaft nach durchzechter Nacht. Wie hieß sie gleich? Der Name wollte ihm partout nicht einfallen. Sie waren sich in der Nobel-Disco näher gekommen, in die sie anschließend gefahren waren. Architektin war sie, das wusste Johannes noch, und dass sie ihn ständig zum Tanzen genötigt hatte, das wusste er auch noch.

    Irgendwann musste der Film gerissen sein. Johannes stand vorsichtig auf und ging an den Kajütenschrank. Er löste sich eine Aspirin auf. Während die Tablette im Glas sprudelte, sah er sich um. Auf der Eckbank der Essecke, neben ihren Kleidern, lag eine kleine Handtasche. Er besaß so eine Tasche nicht, also musste sie dieser schnarchenden Frau gehören. Leise schlich er zur Essecke, kramte eine Brieftasche aus der Handtasche und zog einen Personalausweis heraus. Selbstverständlich war ihm das unangenehm. Doch noch peinlicher wäre es gewesen, sie wachzuküssen, um sich nach ihrem Namen zu erkundigen.

    Carola hieß sie, Carola Wenz. Johannes las das Geburtsdatum. Sie war vier Jahre jünger als er – neunundzwanzig. Er schob den Ausweis sorgfältig zurück in die Brieftasche, legte die Tasche wieder auf den Kleiderhaufen und trank sein Aspirin. Danach legte er sich wieder neben die Dame namens Carola Wenz.

    Drei Stunden später saßen sie an Deck und frühstückten. Sie sprachen nicht viel. Carola legte ihm Toast auf den Teller, Carola schenkte ihm Kaffee ein, Carola löste ihm noch eine Aspirin auf. Und bei allem lächelte sie so glücklich, als hätte sie schon jahrelang von diesem Frühstück geträumt. Johannes wusste nicht, wie ihm geschah. Ihm schwante Übles.

    Irgendwann beugte sich Carola über den kleinen Campingtisch zu ihm herüber und küsste ihn auf die Nase. „Bitte sei mir nicht böse, wenn ich dir ein Frage stelle."

    „Bitte – frage was du willst, antwortete er, „ich kann mir ja immer noch überlegen, ob ich antworte.

    „Dann sag’ mir, wie du heißt, ich habe deinen Namen vergessen." Johannes lachte schallend.

    Nach dem Frühstück – Johannes überlegte gerade, ob er nach Bonn aufbrechen oder noch einen Tag hier bleiben sollte – schaute Carola auf ihre Uhr. „Wir sollten langsam los."

    Johannes guckte sie überrascht an. Hatte er ihr etwa im Suff versprochen, sie mit nach Bonn zu nehmen? „Wohin?"

    „Na zu den Tennisplätzen! Sie lachte. „Wir sind doch für zwei Uhr mit Rudi und Caren zu einem Tennismatch verabredet. Hast du das vergessen?

    „Ach so, irritiert schaute er über das Wasser, „habe ich gar nicht mitgekriegt – aber warum nicht? Brechen wir also auf. Niemand zwang ihn, heute noch nach Bonn zu fahren. Er konnte sich seine Route nach Belieben einteilen. Was sollte ihn daran hindern, noch vierundzwanzig Stunden dranzuhängen? Spontane Bekanntschaften mit netten Leuten – so was erlebt man nicht alle Tage.

    Das Tennismatch brachte seinen vom Alkohol lädierten Kreislauf in Schwung. Carola spielte überraschend gut, Rudi war ein amüsanter Spaßvogel, und diese Caren hatte Beine, die es Johannes schwer machten, sich auf ihre Bälle zu konzentrieren. Er begann es zu bedauern, heute morgen nicht neben ihr aufgewacht zu sein. Doch offensichtlich war sie mit dem lustigen Rudi liiert. Obwohl der mindestens fünf Jahre jünger war als sie.

    Carola warf ihm ständig Handküsse zu, und als sie nach dem Spiel auf die Terrasse des Clubhauses gingen, um etwas zu trinken, hakte sie sich wie selbstverständlich bei ihm unter. Die Art, wie sie ihn anschaute, war eindeutig. Die Frau hatte sich in ihn verliebt!

    „O Gott, nichts wie weg hier", dachte Johannes. Er überlegte, wie er sich aus Staub machen konnte, ohne die Regeln der Höflichkeit zu verletzen. Immerhin hatte er eine exzellente Kinderstube, und verliebte Frauen pflegen bekanntlich äußerst empfindlich zu sein. Manchmal sogar gefährlich.

    Er dichtete an einer Ausrede, und für einen Moment sah es so aus, als könnte er sein Schicksal noch wenden, doch dann verkündete Rudi bestens gelaunt: „Und heute Abend seid ihr meine Gäste – wir müssen unsere Bekanntschaft schließlich noch feiern." Er lud die beiden Frauen und ganz ausdrücklich auch Johannes in ein Waldrestaurant zum Wildschweinbraten ein.

    „Und morgen Abend fahren wir mit dir nach Aachen in das Spiel-Kasino." Rudi war unwiderstehlich. Und eine verliebte Frau hatte ja auch ihre Vorzüge. Also vergaß Johannes seine Ausrede und stieß mit den anderen an. Er entschloss sich, noch einen weiteren Tag in der Stadt zu bleiben. Vielleicht auch noch zwei Tage. Etwas mehr als vierundzwanzig Stunden später sollte er diesen Entschluss bitter bereuen.

    6

    „Morgen Vormittag eine Röntgenkontrolle, und wenn die in Ordnung ist, kann der Gips weg." Assisa notierte eifrig die Anordnungen Dr. Höpers, während er und Dr. Kübler sich dem Nachbarbett zuwandten.

    Ein strenges OP-Programm lag hinter ihnen, und sie waren erst nach dem Mittagessen dazu gekommen, die Visite bei den Patienten der Chirurgie zu machen. Gerd Kübler hatte nichts gegen Visiten am frühen Nachmittag. Man konnte sich ohne Zeitdruck den Patienten widmen.

    Höper entfernte den großflächigen Verband vom Bauch der jungen Frau und betrachtete die Operationswunde. „Na also, sagte er zufrieden, „das heilt ja wunderbar, Frau Overhoff.

    „Ich bin Ihnen ja so dankbar, Herr Doktor", seufzte die blonde Frau. Sie wirkte blass und erschöpft, aber trotzdem war ihre Attraktivität nicht zu übersehen.

    „Es war wirklich ein schwieriger Eingriff. Der Oberarzt sprach sehr freundlich und mit sanfter Stimme. Es war Gerd Kübler schon bei früheren Gelegenheiten aufgefallen, dass Höper Gefallen an der jungen Frau gefunden hatte. „Aber man tut, was man kann, lächelte er.

    Die Frau hatte allen Grund dankbar zu sein. Sie litt unter Morbus Crohn, einer entzündlichen Darmerkrankung, und war wegen einer eiternden Darmfistel operiert worden. Höper hatte das Kunststück fertig gebracht, ihr einen Anus praeter zu ersparen. Kübler hatte bei der langen und schwierigen Operation vor acht Tagen assistiert. Und wieder einmal war sein Urteil über den Oberarzt bestätigt worden: Er war der beste Chirurg, den er bisher kennengelernt hatte.

    Nach der Visite gingen die beiden Männer ins Arztzimmer. „Hier ist der OP-Plan für morgen. Würden Sie ihn in den OP bringen, Herr Kübler?"

    Gerd Kübler nahm den Zettel entgegen.

    „Ich dachte, dass Sie die Galle und die Leistenhernie übernehmen." Kübler nickte. Dann studierten sie gemeinsam ein paar Röntgenbilder – ein Dickdarmtumor, den sie in der kommenden Woche gemeinsam operieren wollten.

    „Und was macht Ihr Jagdglück, Herr Kollege?, sagte Höper unvermittelt und grinste dabei über das ganze Gesicht. „Wie ich höre, bleibt es Ihnen treu.

    Gerd Kübler zog es vor, sich dumm zu stellen. „Mein Hobby ist nicht die Jagd, Herr Höper, ich bin Bergsteiger."

    Höper schlug ihm lachend auf die Schulter. Diese Vertraulichkeit war genau die Umgangsform, die Kübler nicht mochte. Jedenfalls nicht mit Höper. „Sie wissen doch genau, was ich meine, Herr Kübler. Also alle Achtung, bei der Marlene habe ich’s wochenlang vergeblich versucht."

    „Wenn man so eng zusammenarbeitet, kann es schon mal zu privaten Kontakten kommen", sagte der Assistenzarzt kühl.

    „Ja, so kann man’s auch nennen, Höper grinste immer noch, „haben Sie schon die neue Ärztin im Praktikum wahrgenommen?

    „Ja, scheint eine intelligente Frau zu sein." Kübler wollte sich auf keinen Fall noch weiter in dieses anzügliche Männergespräch hineinziehen lassen.

    „Ja, ja, grinste Höper, „intelligent ist sie auch. Er wurde plötzlich ernst. „Ich wollte nur sagen, dass ich es für eine Geste der Kollegialität halten würde, wenn Sie mir die Dame überließen."

    Höper verließ das

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