Ärztin mit Herz für Gangster
Von Thomas West
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Über dieses E-Book
Ärztin mit Herz für Gangster
Ärztin Alexandra Heinze
Arztroman von Thomas West
Der Umfang dieses Buchs entspricht 139 Taschenbuchseiten.
Monika sträubt sich, als ein Kumpel aus der Clique sie und ihren Freund zu einem Einbruch überreden will, und doch lassen sich die beiden breitschlagen. Aber das geht schief, und auf der Flucht werden die jungen Männer, im Rhein schwimmend, von einer Yacht angefahren. Noch hat die Polizei keine genauen Anhaltspunkte, doch das scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
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Ärztin mit Herz für Gangster - Thomas West
Ärztin mit Herz für Gangster
Ärztin Alexandra Heinze
Arztroman von Thomas West
Der Umfang dieses Buchs entspricht 139 Taschenbuchseiten.
Monika sträubt sich, als ein Kumpel aus der Clique sie und ihren Freund zu einem Einbruch überreden will, und doch lassen sich die beiden breitschlagen. Aber das geht schief, und auf der Flucht werden die jungen Männer, im Rhein schwimmend, von einer Yacht angefahren. Noch hat die Polizei keine genauen Anhaltspunkte, doch das scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
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© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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1
Das Panorama einer Kleinstadt zog vorbei. Die Fachwerkfassaden der Häuser, die Anlegestellen der Linienschiffe, die Kirchtürme, die aus dem Altstadtkern ragten, und dahinter die bewaldeten Hügel unter dem blauen Maihimmel boten ein ideales Ansichtskartenmotiv.
Der Mann hielt das Steuer seiner kleinen Motoryacht fest und genoss den Anblick. Seit Tagen war er auf dem Rhein unterwegs. Trotz der Einsamkeit und der vielen Eindrücke, die an ihm vorübergezogen waren, kam es ihm wie gestern vor, dass er in Basel zu seiner Reise in die Nordsee aufgebrochen war.
Er lächelte zufrieden. „Etwas Besseres hättest du dir nicht antun können, Johannes, sagte er zu sich selbst, „du musst unter einem guten Stern geboren worden sein.
Er begann, einen alten BAB-Song zu pfeifen. Die letzten beiden Semesters seines Jurastudiums hatte er nur überstanden, weil er ständig mit der Planung dieser Bootsreise beschäftigt gewesen war.
Johannes war mittelgroß und hager. Sein dunkles Haar trug er halblang und korrekt frisiert. Seine gesamte Erscheinung hatte etwas Gepflegtes, ja Elegantes. Das sehr entspannt wirkende, schmale Gesicht war von einer tiefen Bräune überzogen. Selbst der oberflächlichste Betrachter würde beim Anblick dieses Gesichtes sofort an ein Sonnenstudio denken. Der Mann war Anfang dreißig und ganz in helles Leinen gekleidet. Johannes pflegte seine Freizeitgarderobe in einem speziellen Bioladen zu kaufen.
Der Rhein machte eine von den in dieser Region so zahlreichen Biegungen, und die Stadt verschwand hinter einem felsigen Hang. Der Motor der Yacht brummte leise. Johannes steuerte sie an den äußersten rechten Rand der Fahrrinne, weil sich der Bug eines Frachtschiffes um den Hügel schob.
Er schaute auf seine Rolex: 19.30 Uhr. Bonn würde er wohl nicht mehr vor Anbruch der Dunkelheit erreichen. Nun gut – niemand trieb ihn zur Eile, er selbst am allerwenigsten. Dann würde er eben schon in der nächsten größeren Stadt anlegen.
Er hatte seinem Vater versprochen, in Bonn einen von Bellinger aufzusuchen, einen Großcousin seines Vaters. Einer der wenigen noch lebenden Mitglieder des alten Hegauer Adelsgeschlechtes, das es bis in das Rheinland verschlagen hatte. Die meisten lebten irgendwo um den Bodensee herum. Oder, wie Johannes und sein Vater, in der Baseler Gegend.
Johannes musste grinsen, wenn er an seinen Vater dachte. Der alte von Bellinger hatte getobt wie ein HB-Männchen, als er vor drei Monaten von den Reiseplänen seines Sohnes erfahren hatte. Solange hatte Johannes sie geheim halten können. Wolf von Bellinger, sein alter Herr, hatte fest damit gerechnet, dass sein Sohn sofort nach dem Studium – das ihm sowieso schon viel zu lange gedauert hatte – in die Firmenleitung einsteigen würde. Die Baseler von Bellingers besaßen eine renommierte Immobilienfirma. Und eine außergewöhnlich profitable dazu.
Sogar von Enterbung hatte der Alte gesprochen. Aber da war er an den Richtigen geraten. Johannes war mindestens so hartnäckig wie sein Vater. Was er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, zog er auch durch.
Das Frachtschiff war passiert, und von links schob sich eine gewaltige, gut erhaltene Festung in sein Blickfeld. Und rechts sah Johannes ein großes, verwittertes Denkmal, und dahinter die Dächer einer Stadt. Ja, hier würde er übernachten.
Langsam ließ er sein Schiff an der Uferpromenade der Stadt entlangtreiben. Parkanlagen zogen vorbei, mittelalterlich anmutende Fassaden wechselten mit der modernen Architektur großer Hotels ab, auch ein barockes Schloss tauchte auf, und er fuhr unter einer Brücke durch, über die seines Wissens die Bundesstraße führte.
Johannes war vor einigen Jahren schon einmal hier gewesen. Damals hatte ihn eine seiner Jugendlieben begleitet, eine von zahlreichen verflossenen. Er war froh, heute alleine unterwegs zu sein. Er hatte sich schon seit gut einem Jahr auf keine feste Beziehung mehr eingelassen. Und das sollte auch in den nächsten Jahren so bleiben.
Er erinnerte sich, dass er damals einen köstlichen Moselwein in einer der vielen Weinstuben der Altstadt getrunken hatte. Der Gedanke, sich in etwa zwei Stunden auf die Suche nach diesem Lokal begeben zu können, machte ihm Spaß. Und danach – nun, sicher würde es hier auch eine noble Diskothek geben, oder ein paar schöne Bars, wo man einige Menschen kennenlernen konnte. Weibliche Menschen in erster Linie, Johannes hatte da recht konkrete Vorstellungen.
Aber zunächst einmal musste er zum Yachthafen. Die Beschreibung, die ihm ein Kölner Studienkollege zugefaxt hatte, war zuverlässig, und eine halbe Stunde später konnte er anlegen. Er zog sich um, schloss das Schiff ab und vertäute es noch einmal gründlich. Dann stand Johannes von Bellinger auf dem hölzernen Landungssteg und schaute unternehmungslustig zu einem Hafenrestaurant, vor dem zwei Taxen standen.
„Dann mal los, Johannes, sagte er laut zu sich selbst, „bin gespannt, was du alles erleben wirst.
Wenn er auch nur einen Bruchteil davon geahnt hätte, wäre er sofort wieder in seine Yacht gestiegen und hätte zweimal hinter sich abgeschlossen.
2
„Guckt euch das an , Kinder, Dr. Kübler sah triumphierend in die Runde um den OP-Tisch, „wie eine rote Paprikaschote glüht der Appendix hier im Fettgewebe!
Betty zog die Darmschlingen noch ein Stück zurück und stellte sich auf die Zehenspitzen, um den entzündeten Blinddarm sehen zu können. „Noch einen Tag länger, und das Ding wäre geplatzt", brummte Heinrich Kollmann beeindruckt.
„Einen Tag? Dr. Kübler zog die Nase unter seinem Mundschutz hoch. „Höchstens zwei Stunden würd’ ich dem noch geben.
Der Chirurg beugte sich wieder über die von Haken gespreizte Operationswunde. „Jetzt brauche ich mal eine anatomische Klemme, Schwester Betty." Ganz kurz trafen seine funkelnden blauen Augen Bettys Blick.
„Ich reiche doch die Instrumente an!", protestierte Marlene mit dunkler Stimme.
„Ach ja, richtig, Kübler sah die Instrumentenschwester nicht einmal an, „also los – die anatomische Klemme.
Die Bewegung, mit der Marlene dem Arzt die Klemme hinstreckte, war nach Bettys Geschmack eine Nuance zu heftig. Hatten die beiden Krach?
Dass Marlene und Gerd Kübler mehr als nur kollegialen Umgang pflegten, hatte sich inzwischen herumgesprochen. Und sie gaben sich auch keine Mühe, es zu verbergen. Seit über einer Woche sah man sie ständig miteinander herumschäkern. Zum Mittagessen gingen sie seit neuestem auch nur noch gemeinsam. Irgendjemand hatte sie vorgestern Abend zusammen in der Stadt getroffen. Und von Sabrina, ihrer Chefin, wusste Betty, dass sie am Morgen danach in seinem Auto auf den Parkplatz gefahren waren.
Marlene war nicht die Erste, die dem Krankenhaustratsch solche Geschichten lieferte. Geschichten, in denen Gerd Kübler die Hauptrolle spielte. Und sie wäre auch nicht die erste, die stumm den Blick senkte, wenn sie dem Arzt über den Weg lief. Mindestens fünf Frauen im Marien-Krankenhaus sprachen kein Wort mehr mit Gerd Kübler. Die meisten waren Schwestern. Ein beachtlicher Verschleiß, wenn man bedachte, dass der Chirurg erst seit einem halben Jahr hier arbeitete.
„Skalpell, brummte Kübler, „Pinzette.
Marlene reichte ihm schweigend die gewünschten Instrumente. Die Pinzette passte dem Chirurgen nicht. „Die doch nicht, verdammt!, fuhr er Marlene an. „Eine chirurgische, natürlich!
Betty sah plötzlich, dass die Hand ihrer Kollegin zitterte. Und die Augen hinter ihrer Brille – wurden sie nicht feucht? Der alte Heinrich Kollmann runzelte die Stirn. Wahrscheinlich spürte auch er die dicke Mauer zwischen Marlene und Kübler.
„So, jetzt haben wir den Übeltäter!" Dr. Kübler hielt den entzündeten Wurmfortsatz mit der Pinzette hoch. Wieder traf sein lachender Blick Betty. Ein warmer Schauer rieselte durch ihren Bauch. Man konnte nicht sagen, dass der Mann eine Schönheit war, wirklich nicht. Nicht klein, aber auch nicht besonders groß, wirkte seine breitschultrige Gestalt fast ein wenig untersetzt. Sein aschblondes kurzes Haar, das jetzt unter der OP-Haube verborgen war, stand zu jeder Tageszeit nach allen Seiten ab. Wenn er morgens zum Dienst kam – oder um es treffender zu sagen: zum Dienst geschlendert kam, machte er regelmäßig den Eindruck eines Mannes, der allenfalls zwei Stunden geschlafen hatte. Sein rechteckiges Gesicht trug sehr ausgeprägte, männliche Züge, und ließ ihn gut und gerne drei bis vier Jahre älter wirken als er war, nämlich sechsunddreißig.
Aber seine Augen! Sie schienen unablässig zu grinsen, so dass man manchmal meinte, einen frechen Jungen vor sich zu haben. Und vor allem waren sie von einem hellen, fast wässrigen Blau, und hatten eine derart erotische Ausstrahlung, dass viele Frauen zunächst mal fasziniert waren von diesem Mann. Selbst Betty, die ihre festen Prinzipien hatte, vermied es, allzu viel Blickkontakt mit Kübler zu suchen.
„Einen kleineren Nadelhalter, verlangte der Operateur. Er war dabei, die einzelnen Schichten der Bauchdecke zu nähen. „Und jetzt Catgut.
Er war einer der wenigen Chirurgen, die dieses Nahtmaterial noch benutzten. „Sind Sie doch so lieb, Betty, und saugen Sie mir das Sekret noch mal ab." Wieder dieser funkelnde Blick. Betty wich ihm aus. Was sollte das? Wollte er Marlene eifersüchtig machen?
Später – der Patient befand sich schon im Aufwachraum, und Kübler war zum Mittagessen gegangen – sah Betty Marlene mit dem Gesicht zur Kachelwand im OP-Saal stehen. Neben ihr Heinrich Kollmann. Er hatte den Arm um ihre Schulter gelegt. Erschrocken ging Betty zu ihren beiden Kollegen. Marlene weinte. „Marlene?" Betty berührte sie am Arm.
„Dieses Schwein", schluchzte Marlene.
„Hat er Schluss gemacht?"
Marlene nickte. „Schön war’s – aber jetzt hab’ ich keine Lust mehr",