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Uksak Roman-Paket 13 Super Western 1/2020
Uksak Roman-Paket 13 Super Western 1/2020
Uksak Roman-Paket 13 Super Western 1/2020
eBook1.528 Seiten19 Stunden

Uksak Roman-Paket 13 Super Western 1/2020

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Über dieses E-Book

Uksak Roman-Paket 13 Super Western 1/2020

von Alfred Bekker & Pete Hackett & Thomas West

Der Umfang dieses Buchs entspricht 1355 Taschenbuchseiten.

Dieses Buch enthält folgende Romane:

Thomas West: Höllenscout

Alfred Bekker: Ritt zum Galgen

Alfred Bekker: Lady in Blei

Alfred Bekker: Virginia City Showdown

Alfred Bekker: Die Eisenbahnräuber

Pete Hackett: Die Spur führt zum Red River

Pete Hackett: Der Rächer vom Canadian River

Pete Hackett: Unschuldig und geächtet

Pete Hackett: Die Todesfalle von Puente

Pete Hackett: Die Lyncher vom Washita River

Pete Hackett: Verdammt in Perico

Pete Hackett: Zur Hölle mit dem Blechstern

Pete Hackett: Kämpfen für Kelly

Eine Handvoll Gunslinger überfällt eine Bank in einer kleinen Rinderstadt - und damit beginnt ein Trail der Gewalt.

SpracheDeutsch
HerausgeberAlfred Bekker
Erscheinungsdatum30. Dez. 2019
ISBN9781393391432
Uksak Roman-Paket 13 Super Western 1/2020
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Uksak Roman-Paket 13 Super Western 1/2020 - Alfred Bekker

    Uksak Roman-Paket 13 Super Western 1/2020

    von Alfred Bekker & Pete Hackett & Thomas West

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 1355 Taschenbuchseiten.

    Dieses Buch enthält folgende Romane:

    Thomas West: Höllenscout

    Alfred Bekker: Ritt zum Galgen

    Alfred Bekker: Lady in Blei

    Alfred Bekker: Virginia City Showdown

    Alfred Bekker: Die Eisenbahnräuber

    Pete Hackett: Die Spur führt zum Red River

    Pete Hackett: Der Rächer vom Canadian River

    Pete Hackett: Unschuldig und geächtet

    Pete Hackett: Die Todesfalle von Puente

    Pete Hackett: Die Lyncher vom Washita River

    Pete Hackett: Verdammt in Perico

    Pete Hackett: Zur Hölle mit dem Blechstern

    Pete Hackett: Kämpfen für Kelly

    Eine Handvoll Gunslinger überfällt eine Bank in einer kleinen Rinderstadt - und damit beginnt ein Trail der Gewalt.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

    © by Authors / COVER WERNER ÖCKL

    © dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Höllenscout

    Western von Thomas West

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © by Author 

    © 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress

    www.AlfredBekker.de

    DREI KÖNIGE, EINE SIEBEN und eine Zehn, nicht verkehrt eigentlich, Jesse hatte schon mit schlechteren Blättern gewonnen. Er blickte gelangweilt in die Runde der fünf Spieler, die mit ihm am Tisch saßen: Einer belauerte den anderen, und fünf Zuschauer belauerten alle. Es wurde gefährlich ruhig plötzlich.

    „Zweihundertfünfzig Dollar", sagte ein langhaariger Kerl in lederner Fransenjacke. Der struppige Bursche schob die Summe allen Ernstes in den Pot, zwei Münztürme und ein paar Scheine. Ein Verrückter!

    Warum zum Teufel starrte die Hälfte der Männer im Spielzimmer ständig diesen Kerl an? Und der merkte es nicht einmal! Plötzlich war es Jesse, als braute sich über dem Spieltisch ein Gewitter zusammen. Jesse McAuley hatte einen Riecher für so was, und hier roch es, verdammt noch mal, nach Pulverdampf und frischgezimmertem Sarg.

    „Weg." Der Mann im Frack, ein Pferdehändler aus Alabama, knallte seine Karten auf den Tisch.

    Der Typ mit dem vernarbten Gesicht und der abgewetzten Armeejacke neben ihm fluchte und ließ sein Blatt ebenfalls fallen.

    Und der schnauzbärtige Lotse von der Thomas Jefferson – er hieß Wyatt und stank nach Whisky – schoss mit feindseligen Blicken nach dem Langhaarigen in den Lederfransen, während er seine Karten auf den Stapel warf.

    Der Fransenjackenträger beobachtete es ohne sichtbare Regung. Ein Scout, wie Jesse gehört hatte. Irgendwelche hoffnungsvollen Frömmler von der Ostküste ließen sich von ihm nach Texas führen. So jedenfalls erzählte man sich in Saint Louis.

    Nacheinander stiegen also drei Spieler aus. Jesse hörte das Kleid des Mädchens rascheln. Ob sie ihn wieder ansah? Er zwang sich nicht zu ihr zu sehen, konzentrierte sich auf seine Mitspieler. Der rechts neben ihm, starrte mit gerunzelter Stirn in seine Karten. Der langhaarige Scout beobachtete ihn, sein Brauen zuckten dabei.

    „Ich gehe mit", sagte der Mann rechts neben Jesse. Und tatsächlich schob er die Zweihundertfünfzig in den Pot. Ein Profi, das hatte Jesse sofort gesehen: Pomadiges, akkurat frisiertes Haar, gezwirbelte Schnurrbartspitzen, Seidenhemd und Zweireiher vom Feinsten. ‚Kenneth’ nannten sie ihn, und ziemlich klein war er. Doch Jesse war zu weit herumgekommen, um ihn deswegen zu unterschätzen.

    Der Profi schob einen weiteren Münzturm in den Pot. „Und noch einmal fünfzig zum Sehen." Ein Raunen ging durch das Spielzimmer, und jetzt zuckten auch noch die Mundwinkel des Scouts.

    Alle Augen hingen nun an Jesse, oder fast alle: Links von ihm stand ein Mexikaner, der schien den Scout mit seinen Blicken durchbohren zu wollen, und auch der Kerl in der Armeejacke belauerte ihn finster. Der langhaarige Scout merkte es nicht.

    „Was ist mit dir, McAuley?, sagte er. Störten ihn die Blicke der beiden Burschen denn überhaupt nicht? Ziemlich selbstsicher wirkte er. Ob er bluffte? „Steigst du aus, oder gehst du mit? Dann schieb dreihundert in die Mitte.

    Jesse vergaß seine drei Könige für einen Moment, und sah das Mädchen im Sessel neben der Tür des Spielzimmers an. Hundertfünfundachtzig Dollar hatte er in den letzten neun Stunden gewonnen, und irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass sie ihm Glück brachte.

    Sie trug einen roséfarbenen Federbusch im Haar und ein grünes Kleid mit schwarzem Rüschensaum. Ein Kleid, das sie wohl eher selten in die Kirche anzog: Es enthüllte mehr Haut als es bedeckte. Kaum anzunehmen, dass sie die Männer damit abschrecken wollte.

    Etwas in ihrem schönen Gesicht – vielleicht die leicht nach oben gewölbten Brauen? – verriet Jesse, was er zu tun hatte. Er schob sein Blatt zusammen und sagte: „Ich steig aus."

    Aus den Augenwinkeln sah er, wie der Mexikaner, der seit zwei Stunden fast reglos links von ihm am Piano lehnte, wie der seine Rechte auf den Revolverkolben legte. Er war nicht besonders groß, aber sehr bullig, und an seinen Ohren baumelten goldene Kreolen.

    Der Bursche in der Armeejacke bekam auf einmal einen merkwürdig steifen Rücken, und zwei oder drei Männer, die um den Tisch herum standen, nahmen breitbeinige Habachtstellungen ein.

    Jesse McAuley hatte sieben Jahre seines Lebens bei den Dakotas verbracht – in seiner direkten Umgebung gab es fast nichts, was er übersah. Und manchmal wusste er sogar, was sich hinter seinem Rücken abspielte.

    Der Scout in der Fransenjacke warf ein paar Scheine in den Pot, fünfzig Dollar. „Lass sehen, Perlman", sagte er zu dem letzten noch verbliebenen Spieler.

    Perlman hieß der Profi also mit Nachnamen, registrierte Jesse. Kenneth Perlman legte sein Blatt offen auf den Tisch: Eine große Straße mit Herz-As an der Spitze.

    Die Frau in dem scharfen Kleid stand auf, und kam an den Tisch. Und die Männer auch, alle drängten sich nun um die Spieler, sogar dieser fette Hüne, der die meiste Zeit am kleinen Tisch neben der Tür gesessen hatte und vor sich hin zu dösen schien, Jesse konnte ihn nicht richtig einordnen. Bis jetzt hielt er ihn für Kenneth Perlmans Bodyguard; und für dumm hielt er ihn auch.

    Der Scout legte die erste Karte auf den Tisch: Eine Sieben. Dann die zweite: Einen Joker...

    Die Spannung wuchs, und der Geruch nach Pulverdampf und Sarg wurde unerträglich. Jesse schob sein Geld zusammen und versenkte es in Hosen- und Hemdtaschen.

    Der Scout schien sich seines Sieges sicher zu sein. Wie er die Offenbarung seines Blattes zelebrierte! Idiot! Merkte er wirklich nicht, dass ein Rudel beißwütiger Wölfe ihn umgab? Seine dritte Karte war ein Pik-As, seine vierte ein Kreuz-As...

    Kenneth Perlmann saß wie zu Marmor erstarrt. Jesse sah es, als er aufstand; und er erhaschte auch ein verstohlenes Lächeln des Mädchens. Von dem Augenblick an war das Poker-Marathon für ihn gelaufen.

    Die fünfte Karte knallte der Scout mit einem lauten „Yea! auf den Tisch. Ein Herz-As, und das konnte irgendwie nicht sein. „Vierling aus Assen!, brüllte der Idiot und streckte seine Fransenarme nach dem Pot aus. 

    „Du hast falsch gespielt", hörte Jesse den Profi seelenruhig sagen. Perlman drehte das Herz-As seiner großen Straßen zwischen den gepflegten Fingern. Allmählich dämmerte dem Scout, dass zwei Herzasse auf dem Tisch lagen.

    Jesse ging eine Spur schneller. Er zwinkerte dem Mädchen zu und machte ein Zeichen, dass ihr einen Drink auf seine Kosten verhieß.

    „Hab ich mir’s doch gedacht", sagte das Narbengesicht in der Armeejacke und schnitt eine grimmige Miene.

    „Schon die ganze Zeit spielt er falsch!", brüllte der Kerl, der zwei Stunden lang gegen das Piano gelehnt hatte, der Mexikaner. Schon hielt er sich an seinem Revolver fest und strich sein fettiges schwarzes Langhaar hinter die großen Ohren. Perlman sackte das Geld ein, als sei der Scout längst des Betrugs überführt.

    Jesse machte, dass er aus dem Spielzimmer kam. Das Mädchen zog er hinter sich her. Nicht viel los im Schankraum des Saloons, es war erst acht Uhr am Morgen, die ganze Nacht hatten sie gespielt.

    „Seid ihr übergeschnappt?! Jetzt begriff der Scout langsam, wie die Uhr tickte. „Perlman hat uns über’s Ohr gehauen! Er spielt mit gezinkten Karten...! Jesse drehte sich um, durch die offene Doppeltür sah er ins Spielzimmer zurück. Das Mädchen hakte sich bei ihm unter.

    „Walker?" Perlman drehte sich nach dem Hünen um; also tatsächlich sein Wachhund. Er stand hinter dem Profi.

    Der Angesprochene schaukelte um den runden Tisch herum zum Scout, und ehe der seinen Revolver ziehen konnte, packte Walker ihn und hielt ihn von hinten fest.

    Der fette Bursche schien über Bärenkräfte zu verfügen, denn so sehr der Scout sich auch wand, strampelte und mit dem Kopf gegen die Brust des Gorillas donnerte, aus den mächtigen Pranken konnte er sich nicht befreien. Keine Chance.

    Der Armeejackenträger und der Lotse von der Thomas Jefferson namens Wyatt durchsuchten den Scout. Jesse hatte gehört, dass ihn der Kapitän des Flussdampfers gefeuert hatte, weil er betrunken eine Kollision mit einem Fischerboot verursacht hatte.

    In jeder Tasche der Fransenjacke fanden Wyatt und der Kerl mit der Armeejacke ein Pokerblatt. Walker ließ den Scout einfach fallen. Er verschwand aus Jesses Blickfeld und knallte hinter dem Tisch auf den Boden. Der Lotse vom Flussdampfer und der Pferdehändler aus Alabama forderten von Perlman ihr Geld zurück.

    „Ihr verdammten Wichser!", brüllte der Scout.

    Und dann fielen Schüsse.

    Sofort lagen Jessies Revolver in seinen Händen. Das Mädchen mit dem Haarbusch stieß einen spitzen Schrei aus und klammerte sich an seinem Hals fest. Drinnen im Spielzimmer lag die Hälfte der Belegschaft unter dem Tisch oder neben dem Piano. Nur der Mexikaner und das Narbengesicht in der Armeejacke und ein dritter Mann standen breitbeinig und feuerten aus der Hüfte.

    Dorthin, wo der Scout auf dem Boden lag...

    ER HIESS AMOZ ANDERSON, hatte strohblondes Haar und lief meistens in einem roten Flanellhemd herum, das ihm grundsätzlich aus der weiten Nietenhose hing. Die breiten Hosenträger trug er im Sommer unter dem Hemd auf nackter Haut und im Winter über einem Unterhemd aus Kaninchenfell. Alle nannten ihn ‚Amy’.

    Alle, das waren sechsundfünfzig Männer, Frauen und Kinder aus der Gegend von Boston, Massachusetts, fünf Familien insgesamt. Seit vier Tagen standen ihre zehn Planwagen nördlich des Hafens am Mississippi-Ufer.

    Louisa und Samuel hatten dem Bürgermeister ein leerstehendes Lagerhaus abgeschwatzt. Dort hatten die Familien aus dem Nordosten ihr Lager aufgeschlagen und erholten sich von den Strapazen einer schon fast drei Monate währenden Reise.

    Über eintausendsechshundert Meilen lagen hinter ihnen. Fast neunhundert noch vor ihnen. Der gefährlichere Teil des Trecks, wenn man dem Scout glauben wollte. Niemand glaubte ihm wirklich.

    Louisa war Amys ältere Schwester, und Samuel sein Vater. ‚Old Sam’ nannten sie den Patriarchen der Familie Anderson.

    Old Sam träumte von einer Ranch in Texas; und Old Sam träumte von einer Kirche, die er in Texas bauen wollte. Old Sam war nämlich nicht nur Viehzüchter, sondern auch Reverend, baptistischer Reverend, wie er gern betonte. Dort, wo die Andersons herkamen, also in Boston, galten sie als ziemlich fromme Leute. Und die anderen vier Familien auch; mehr oder weniger jedenfalls.

    Amoz ‚Amy’ Anderson war groß und kräftig, hatte braune Haut und sehr blaue Augen. Seine große Schwester behauptete, er sei zweiundzwanzig Jahre alt. Sein Dad schwor, dass er schon vierundzwanzig sei. Leider konnte Amy seine Mom nicht mehr nach seinem tatsächlichen Geburtsdatum fragen. Von ihr kannte er nur das Grab in Boston. Dort wartete sie auf die Auferstehung der Toten. Seit über zwanzig Jahren bereits.

    Als Amy an jenem Morgen mit seinem Bündel und einem gusseisernen Topf aus dem alten Lagerhaus auf die obere Hafenstraße trat, stand sein Vater mit David Fisher, Joshua McCain und ein paar anderen Männern vor dem vordersten der Planwagen. Sie gestikulierten, palaverten und sahen ungeduldig die Straße hinunter, auf der man vom Hafen aus ins Stadtzentrum gelangte.

    Sein Vater war der älteste der fünf Familienoberhäupter auf dem Treck – fast siebzig Jahre alt. Hochgewachsen und dünn ähnelte er einer Bohnenstange, die man an der Spitze mit viel weißer Watte behängt hatte. Samuel Anderson hatte einen langen, weißen Bart und langes weißes Haar.

    Amy ging zu den Männern. Er verstaute sein Bündel und den Topf hinten auf dem ersten Wagen – einer der drei Planwagen der Andersons. Er wollte zurück ins Lagerhaus, um die ersten Pferde zu holen und anzuspannen, heute sollte es weitergehen; Richtung Texas.

    „Hey, Amy!, rief Old Sam. „Lauf mal eben in die Stadt hinein, Junge, und schau nach Mr. Hankock.

    „Mr. Hankock? Vielleicht schläft er noch oben." Mister Hankock war ihr Scout.

    „Quatsch!, blaffte Old Sam. „Er ist mal wieder an einem dieser sündigen Orte versumpft. Zum Spielen, glaub ich. Der Alte schüttelte den weißen Kopf. „Gott sei seiner Seele gnädig! Er winkte Amy Richtung Stadt. „Noch vor Mittag wollten wir aufbrechen! Geh ihn suchen, Amy. Wahrscheinlich ist er in diesem verdammten Saloon, wo die mit Blindheit Geschlagenen ihr Geld und ihre Seele verspielen!

    Es gab viele Saloons in Saint Louis, mehr als Amy sich je vorgestellt hatte. Der, den der Scout bevorzugte, hieß Mississippi Spirit, das wusste Amy.

    Alle wussten es, denn wie ein Menetekel wurde der Namen unter den Siedlern geflüstert. Und alle wussten, dass Mr. Hankock im Mississippi Spirit seine Seele und sein Geld versoff und verspielte. Die unsterbliche Seele, die Gott ihm gegeben hatte, und den Vorschuss, den sie ihm in Boston gezahlt hatten.

    Amy machte sich auf den Weg in die Stadt. Es war kurz vor halb zehn.

    Unten auf dem Mississippi schaukelten zwei Raddampfer auf dem Strom. Der größere sah ziemlich neu aus, Thomas Jefferson stand in großen, roten Lettern auf der Bordwand am Bug. Möwen schrien, Fuhrwerke rollten zu den Anlegestellen hinunter, am Ufer und auf den Holzstegen sah Amy ein paar Fischer. Er wäre gern hinunter ans Ufer gelaufen, um ihnen zuzusehen.

    Die Straße, die vom Hafen in die Stadt hineinführte, war voller Menschen. Amy musste Reitern und Ochsenkarren ausweichen. Manchmal wechselte er auch die Straßenseite, wenn eine schöne Frau ihm auf seiner Seite entgegenkam. Verstohlen blickte er sich dann nach ihr um, und der Anblick ihrer schwingenden Hüften, ihrer Fesseln, wenn der Kleidersaum sich hob, und der Gesäßwölbungen unter dem Kleiderstoff trieb seinen Herzschlag an.

    Nur zwei Frauenhintern hatte Amy jemals nackt gesehen: Den seiner beiden jüngeren Schwestern. Durch das Schlüsselloch hatte er die Halbwüchsigen in der Küche beim Baden beobachtet. Old Sam hatte ihn erwischt und ihm zwei Ohrfeigen verpasst. Drei oder vier Jahre war das her.

    Von weitem sah er eine Menschenansammlung vor einem zweigeschossigen Steinhaus. Zwei Dutzend Männer und ein paar Frauen standen dort und beobachteten die Hausfassade. Ein Wagen ohne Plane stand davor, Maultiere hingen an der Deichsel.

    Amy kam näher und konnte das Schild über dem Eingang des Hauses lesen – ja, Amy Anderson hatte lesen und schreiben gelernt, alle sieben Anderson-Kinder konnten lesen und schreiben - Mississippi Spirit stand dort. Von dem Wagen mit den Maultieren zogen zwei Männer jetzt eine Kiste herunter.

    Ein Sarg.

    Der blonde Mann aus Boston drängte sich durch die Menge. Eine Ahnung beschlich ihn, eine schreckliche Ahnung. Der Eingang zum Saloon war versperrt, aber die Fenster standen offen. Amy verschaffte sich Platz und lehnte sich in den Raum hinein.

    Eine Menge Leute standen im Schankraum herum. Zwei von ihnen trugen Sterne auf den Hemden, der City Marshal und sein Assistent. Sie sprachen mit einem Mexikaner und einem schnauzbärtigen, älteren Mann, den Amy vor zwei Tagen betrunken von Bord der Thomas Jefferson hatte wanken sehen.

    Ein paar Männer schoben zwei Tische zusammen, und die Sargträger setzten die Holzkiste darauf ab. Gemeinsam hoben sie den Deckel ab. Einer bekreuzigte sich, der andere nahm wenigstens seinen Hut ab.

    Und auf der untersten Stufe der Treppe, nicht weit vom Sarg entfernt, stand ein Paar. Amys Herz machte einen Satz, als er die Frau sah: Ihre Schenkel waren nackt, oder fast nackt, weder Schultern noch Rücken bedeckte ihr Kleid; und eigentlich konnte man das auch nicht ‚Kleid’ nennen, was sich da so atemberaubend eng an ihre Körperrundungen anschmiegte. Es war eher eine Art Mieder – ein sehr schönes Mieder allerdings – nur hing eine Schärpe an dem Mieder und zwar knapp über dem Gesäß der Frau.

    Amy wurde bewusst, dass er die Frau schon viel zu lange anstarrte. Sein Gewissen pochte, rasch riss er seinen Blick von ihr los. Gott, wie sein Herz klopfte! Und was kribbelte da schon wieder in seiner Hose...?

    Doch keinen Atemzug später kribbelte nichts mehr, und auch kein Gewissen pochte mehr, denn sie trugen einen Mann aus einem Nebenraum; und noch bevor Amy erfasste, dass der Mann tot war, erkannte er ihn.

    Mister Hankock.

    Das lange Blondhaar klebte ihm blutig in der Stirn, zwei dunkle Flecken breiteten sich unter seiner Fransenjacke auf dem weißen Hemd aus, seine gebrochenen Augen starrten zur Seite und nach oben.

    Amy atmete tief durch. „Jesus...!", entfuhr es ihm.

    Ihr Scout war tot, Texas auf einmal noch ferner, als es sowieso schon war. Und jetzt?

    Sie legten Mister Hankock in den Holzkasten. Wieder bekreuzigte sich einer, und wieder nahm ein anderer den Hut ab. Danach schoben den Deckel über. 

    Ich muss zurück zu den anderen, dachte Amy, ich muss Dad Bescheid sagen.

    Auf einmal war ihm, als würden ihn jemand beobachten, und als die Männer den Sarg packten und vom Tisch zum Ausgang trugen, sah er sie wieder, die Frau: Sie blickte zu ihm – Himmel, sie blickte tatsächlich zu ihm!

    Deutlich konnte Amy das Blau ihrer Augen erkennen. Und die Trauer darin. Oder war es Sehnsucht? Er stand wie gelähmt, sie schaute, und er schaute, und irgendwas passierte. Gott, wie unsittlich sie angezogen war! Gott, wie ernst ihre Augen blickten! Gott, wie schön sie war!

    Amys Mund wurde trocken, das Herz schlug ihm in der Kehle.

    Und dann drehte die Frau sich um, hakte sich bei dem Mann ein und ging mit ihm die Treppe hinauf.

    Jetzt erst registrierte Amy den Mann: Rotes Hemd, halblanges Haar, an jeder Hüfte einen Revolver. Hatte er nicht ziemlich dunkel ausgesehen, fast ein bisschen wie ein Indianer? Wer mochte er sein? Waren sie verheiratet...?

    „Hey, Mister!" Amy fuhr herum. Ein Mann stand hinter ihm. Sein Gesicht war voller Narben, und er trug eine alte Armeejacke.

    „Was gibt’s, Sir?" Amy schaute an dem Mann vorbei: Ein paar Schritte weiter schoben sie den Sarg mit Mr. Hankock auf den Maultier-Karren.

    „Du gehörst doch zu den guten Leuten aus Boston, zu dem Treck, der nach Texas unterwegs ist."

    „Stimmt." Amy musterte den Mann. Die Narben schienen von Schnittwunden zu stammen. Sie verliehen dem knochigen Gesicht einen starrten Ausdruck.

    „Schätze, ihr braucht einen neuen Scout. Der Mann streckte Amy ein Stück Papier entgegen. „Pete Cunningham heiß ich. Meine Hoteladresse hier in Saint Louis. Bin schon überall herumgekommen, war in Oregon und Mexiko. Und in Texas sowieso. Wenn ihr mit mir verhandelt wollt, trefft ihr mich noch bis morgen Abend in meinem Hotel...

    Sprachs, drehte sich um, und verschwand in der Menge. Amy entfalteten den Zettel. Pete Cunningham...

    „Guter Mann, sagte eine Frauenstimme neben ihm. Amy sah auf. Eine etwa dreißigjährige Frau stand neben dem Fenster: Blond, ein wenig drall, langes, blaues Kleid. Ihre grünen Augen hielten Amys Blick fest. „Kenne ihn. Kommt aus Lexington. Hat einen guten Ruf als Scout in Kentucky. Einen verdammt guten Ruf...

    SCHON ALS DER CITY Marshal im Laufschritt die Straße überquerte, zog Jesse das Mädchen mit sich zur Treppe. Polizisten lagen ihm nicht. „Wir könnten auf deinem Zimmer frühstücken?", sagte er. Sie antwortete nicht, ließ aber seinen Arm nicht los; und sagte auch nicht ‚nein’.

    Ihre Nähe regte ihn auf, durch sein Hemd hindurch spürte er die Wärme ihrer Haut. Wie lange war es eigentlich her, dass er zum letzten Mal eine Frau gehabt hatte? Ihrer Aufmachung nach verdiente das Mädchen ihr Geld im Bett.

    „Wie heißt du eigentlich?" Jesse wollte sie die Treppe hinaufziehen, doch sie hielt ihn fest und wandte sich nach den Männern im Spielzimmer um. Die machten dem City-Marshal Platz. Der Sternträger ging vor dem Körper des Scouts in die Hocke.

    „Diane, sagte sie. „Warte noch. Ich will sehen, was hier passiert.

    „Wir haben nichts gesehen, flüsterte Jesse. „Okay?

    Es passierte dann das Übliche: Eine Menge Leute fanden sich vor dem Saloon auf der Straße ein, glotzten durch Tür und Fenster, und im Spielzimmer fragte der Marshal die Männer aus.

    Alle waren sich einig, wer zuerst geschossen hatte: Der Scout. Ein paar Minuten später kam ein Arzt, und kurz darauf hielt ein Wagen mit einem Sarg draußen auf der Straße.

    Der Marshal begann die Gäste im Schankraum auszufragen. „Komm schon", flüsterte Jesse.

    Endlich folgte Diane ihm die Treppe hinauf. „Hat er wirklich zuerst geschossen?", fragte sie.

    „Keine Ahnung. Oben ließ Jesse das Mädchen vorausgehen. „Aber selbst wenn er zuerst geschossen hat – es gab ein paar Männer am Spieltisch, die haben nur darauf gewartet zurückschießen zu können.

    „Was willst du damit sagen?" Sie schloss eine Tür auf. Die Ziffer 7 prangte in Goldlettern auf dem Türblatt.

    „Vergiss es. An ihr vorbei schob Jesse sich in ein geräumiges Zimmer. Ein Himmelbett stand mit der Schmalseite an der Wand. Die Türen eines großen Schrankes waren geöffnet. Jede Menge Kleider hingen darin. „Für wen arbeitest du eigentlich?

    „Ich bin Tänzerin. Diane ging zum Tisch neben Fenster. Eine Flasche mit hellbrauner Flüssigkeit stand darauf und zwei Gläser. Sie schenkte ein. „Ich arbeite auf eigene Rechnung.

    „Und warum verbringst du die halbe Nacht an einem Pokertisch?" Jesse nahm das Glas, das sie ihm reichte. Sie stießen an und tranken. Cognac. Das Mädchen hatte zumindest keine Geldsorgen.

    „Nun, Jesse McAuley, vielleicht hat es mir einer der Gentlemen am Spieltisch angetan. Sie lächelte auf eine Weise, die einen Wirbelwind in Jesses Brust auslöste. Er begehrte sie, verdammt noch mal, er wollte sie haben. „Wo kommst du her, McAuley? Du siehst ein bisschen wie ein Indianer aus. Und wo willst du hin?

    „Nach Texas, sagte er. Dass er dort einen Job bei den Texas Rangers antreten wollte, verschwieg er ihr. Und auch das Empfehlungsschreiben seines ehemaligen Colonels erwähnte er nicht. „Und was deine erste Frage betrifft: Ich habe lange in den nördlichen Rockys gelebt. Er meinte die Gegend, die man etwas mehr als vierzig Jahre später ‚Wyoming’ nennen würde.

    „In dieser Wildnis?"

    „Bei den Dakotas. Meine Mutter ist Indianerin."

    Sie sah ihn an, nickte dabei, nahm einen kleinen Schluck Cognac ohne ihre blauen Augen von ihm zu wenden und sagte schließlich: „Du gefällst mir, McAuley."

    Jesse entschloss sich, das Kompliment als Einladung zu verstehen. Er nahm ihr das Glas ab und stellte beide Gläser auf den Tisch. Danach zog er sie an sich, umarmte und küsste sie. Diane ließ es geschehen.

    Ihr Mund war eine feuchte, heiße Höhle. Er wäre gern hinein gekrochen. An seinem Hemd spürte er ihre Brüste, fest und groß fühlten sie sich an, und seine Schenkel drückten gegen ihre Schenkel. Ihre Zunge wich vor seiner zurück, er musste sie verfolgen, bog ihren Kopf in den Nacken, beugte sich über sie und machte Anstalten sie zu verschlingen.

    Was für ein Weib! Was für ein süßes, weiches, hitziges Weib! Er fragte sich, wie er sich in ihrer Gegenwart stundenlang auf die Pokerpartie hatte konzentrieren können.

    Seine Lenden brannten, Hitze benebelte seinen Kopf, und etwas richtete sich in seiner Hose auf. Seine Hände glitten über ihre Schultern, über ihren Rücken – nackte, warme Haut, wie Pfirsichhaut nach einem langen Sonnentag.

    Seine Finger bohrten sich in den unteren Saum ihres freizügigen Tops. Er tastete sich ihrer Wirbelsäule entlang nach unten, er spürte ihr Steißbein, er tastete sich über ihre Gesäßbacken und dann hinein in die Spalte zwischen ihnen.

    Sie machte sich von ihm los, und drückte ihn von sich. Ein Schleier schien ihren Blick zu verhängen. Was war das in ihren blauen Augen? War das Lust? War das Schmerz? Oder beides?

    Viel zu erregt, um der Frage weiter nachgehen zu wollen, griff Jesse unter ihre Achseln. Er fasste den Rüschensaum ihres engen Tops, ein Griff – und ein paar göttliche Brüste quollen ihm entgegen. Glocken aus Fleisch mit rosigen Warzen und Höfen. Diane bedeckte sie sofort mit ihren Händen.

    Doch Jesse bog ihr die Arme zur Seite, bückte sich zu ihren Fleischglocken hinunter und wollte sie küssen, wollte sie lecken, wollte sie verschlingen. Er war vollkommen verrückt nach diesem Frauenleib.

    Diane drehte sich um, als würde sie tanzen, sah es aus. Blitzschnell streifte sie den knappen Stoff wieder über ihre Brüste; und als Jesse von hinten nach ihr griff und seine Hände über die nackte Haut ihrer Hüften und Schenkel rieb, tänzelte sie wieder herum, packte seine Hände und hielt sie fest.

    „Du bist zu schnell, McAuley. Wir kennen uns ja kaum. Sie sah ihn an, ziemlich ernst, fast ein wenig streng schon. „Außerdem bin ich müde.

    Die Enttäuschung tat weh, sein Schwanz pochte in seiner Hose, und wollte sein Recht. „Ich werd dich schon wach machen..."

    Energisch schüttelte Diane den Kopf. „Wir sollten etwas trinken und ein wenig reden. Sie schob ihn zur Tür. „Vielleicht heute Abend. Vielleicht Morgen. Sie zog die Tür auf. Erschöpft wirkte sie, erschöpft und traurig. „Geh jetzt."

    Jesse wankte die Treppe hinunter. Seine Knie fühlten sich an, wie aus Erbsenbrei. In seiner Brust rissen Enttäuschung, Wut und Begeisterung an seinem Herzen herum, abwechselnd. Ja, das Mädchen machte ihn wütend und begeisterte ihn zugleich.

    Später hockte er auf einem Barhocker und trank Whisky statt Kaffee. Hinter ihm, an einem runden Tisch, steckten sieben Männer die Köpfe zusammen. Der Mann in der Armeejacke war unter ihnen, der Pferdehändler aus Alabama, der Lotse von der Thomas Jefferson und der Mexikaner.

    Jesse beachtete sie nicht...

    Eine blonde Frau kam in den Saloon. Sie blieb an der Tür stehen und winkte einem der Männer. Der Mann in der Armeejacke stand auf und ging zu ihr. Gemeinsam verließen sie den Saloon.

    Jesse sah es im Spiegel der Flaschenbar. Es interessierte ihn nicht...

    SAMUEL ANDERSON HATTE sich einen Zwicker auf die Nase geklemmt und studierte die Worte auf dem Stück Papier in seiner Hand. „Pete Cunningham, murmelte er. „Star of Missouri... Er blickte auf und nahm den Zwicker von der Nase. „Was war das für ein Mann?"

    Amy zuckte mit den Schultern. „Ein Mann eben. Vielleicht fünfunddreißig oder vierzig Jahre alt, ziemlich viele Narben im Gesicht. Ich glaube, er war bei der Army."

    Etwa zwanzig Männer, Frauen und Kinder drängten sich um ihn. Allen stand noch der Schreck über die Nachricht vom Tode Mister Hankocks in den Gesichtern geschrieben.

    „Bei der Army?, fragte Louisa. Sie hatte eine Schwäche für Soldaten. „Woher willst du das wissen? Louisa war eine große Frau mit breiten Hüften und brünetten Locken, die sie zu einem Dutt zusammengebunden hatte. In der großen Andersonfamilie vertrat sie die Mutter, seitdem auch Old Sams dritte Frau am Kindbettfieber gestorben war.

    „Nun, er trug eine Uniformjacke."

    „Und in Texas ist er schon gewesen?, fragte David Fisher. Dave, ein untersetzter Kahlkopf Ende vierzig, trug wie immer einen flachen Hut mit schmaler Krempe und trotz der feuchten Hitze einen langen, schwarzen Gehrock. „Hat er wirklich ‚Texas’ gesagt? Er kaute auf Kautabak herum, eine Angewohnheit, die Old Sam genauso wenig schätzte, wie das Rauchen, das Fluchen, oder das Kartenspiel. Nur gegen Wein, Whisky und dergleichen hatte der Reverend nichts einzuwenden.

    „Wenn er schon in Texas war, ist er unser Mann", sagte Joseph ‚Joe’ Anderson, der älteste der drei älteren Brüder Amys. Alle drei stammten aus Old Sams erster Ehe.

    „Sogar in Mexiko ist er schon gewesen, antwortete Amy. „Und in Oregon. Amy wusste nicht einmal genau, in welcher Himmelsrichtung Oregon lag. Auf keiner Karte hätte er es gefunden.

    „Armer Mister Hankock", seufzte Louisa.

    „Gott sei seiner Seele gnädig. Old Sam blickte in den Himmel. „Aber das kommt davon, wenn man sich in so einem Sündenpfuhl herumtreibt!

    Er wandte sich an die Umstehenden. „Lasst es euch eine Warnung des Herrn sein, und dankt Gott, dass ihr den Weg des Heils gefunden habt. Und dann wieder zum Himmel gewandt, wo die Mittagssonne strahlte: „Dem Herrn hat es gefallen, uns noch einen Tag Rast in dieser Stadt zu verordnen. Vor Morgen kommen wir hier nicht weg.

    „Wenn wir nicht schleunigst mit diesem Cunningham verhandeln, sitzen wir nächste Woche noch hier", sagte Joshua McCain mit dem halb nörgelnden, halb weinerlichen Unterton, der für ihn so typisch war.

    Josh, wie er genannt wurde, war mit seinen dreißig Jahren schon sechsfacher Vater. Er gehörte zu den wenigen Männern und Frauen des Trecks, die verdammt gut mit einem Gewehr umgehen konnten. Aus dem Sattel eines galoppierenden Pferdes traf Josh einen Hirsch selbst dann, wenn er zweihundert und mehr Schritt vor ihm Haken schlug.

    Zu Old Sams großen Bedauern war es mit seinem Glauben an den Herrn nicht weit her, leider.

    „Josh hat Recht", sagte Joe Anderson. Aus der Menge der Umstehenden wurden Rufe laut, die ihm beipflichteten.

    „Wir müssen den Mann kennen lernen, Dad." Louisa wurde ungeduldig; sie wurde immer sehr schnell ungeduldig.

    „Jawohl!, tönte es aus der Menge der Umstehenden. „Der Mann muss uns nach Texas führen.

    „Also gut, schauen wir uns den Burschen an. Old Sam wandte sich an seinen jüngsten Sohn. „Los, Amy. Geh zu diesem Hotel. Er reichte ihm den Zettel. „Sag Cunningham, er soll herkommen, wir wollen mit ihm sprechen."

    Amy nickte. Es fiel ihm schwer, seinem Vater zuzuhören: Er musste immer an die Frau mit dem schamlosen Kleid denken. Vielleicht würde er sie wiedersehen, wenn er noch einmal in die Stadt hineinging?

    „Und sag ihm, dass er was zu essen kriegt, fuhr Old Sam fort. „Und natürlich was Vernünftiges zu trinken...

    SIE HATTEN DIE VORHÄNGE vor das Fenster gezogen. Walker Bush konnte trotzdem nicht schlafen. Nicht wegen des Straßenlärms, sondern weil ihm die Schießerei unten im Spielzimmer durch den Kopf ging. Ständig sah er den toten Mann in der Fransenjacke vor sich.

    „Sie hätten ihn nicht gleich erschießen müssen, brummte er. „Nein, das hätten sie wirklich nicht tun müssen. Seine Füße ragten von den Knöcheln ab über die Matratze, so groß war Walker Bush. Und der Federrost hing fast bis zum Boden durch, so schwer war er.

    „Jetzt gib endlich Ruhe!, blaffte Kenneth Perlman. „Er hat das Maul zu voll genommen, das ist nun mal ungesund in diesem Land.

    In einen schwarzen Morgenrock gehüllt saß der kleine, hagere Perlman mit überkreuzten Beinen im Bett an der gegenüberliegenden Wand. Eine aufgeschlagene Zeitung lag auf der zerwühlten Decke. Im Aschenbecher auf dem Nachttisch qualmte ein Zigarillo. Perlman war ein Nachtmensch, der am Tag höchstens vier, oft sogar nur drei Stunden schlief.

    Zum dritten Mal an diesem Vormittag zählte er das Geld, das er beim Pokern gewonnen hatte.

    „Und ziemlich naiv war er außerdem. Hat nicht gemerkt, wie sie ihm die Karten in die Tasche gesteckt haben, hat nicht gemerkt, wie sie ihn belauert haben."

    Vierhundertsiebenundachtzig Dollar hatte er in dieser Nacht gewonnen. Zusammen mit dem Gewinn, den er in den Tagen auf dem Flussdampfer gemacht hatte und die Woche davor in New Orleans, lagen nun eintausendachthundertsiebenundzwanzig Dollar in seiner Holzschatulle.

    Eintausendachthundertsiebenundzwanzig Dollar! Davon konnten drei Leute ein Jahr lang leben! Gut leben sogar!

    Walker saß jetzt kerzengerade im Bett. „Was sagst du da? Sie haben ihm die Karten in die Tasche gesteckt? Wer hat das getan?"

    „Dieser Pferdehändler aus Alabama."

    Und du hast es gesehen?

    „Gesehen und gleich wieder vergessen." Kenneth Perlman drückte den Deckel seiner Geldschatulle zu, schloss sie ab und steckte sie unter sein Kopfkissen. Den Schlüssel hängte er sich an einem Silberkettchen um den Hals.

    „Aber..., aber warum, Ken..., ich meine...?"

    „Warum, warum! Perlman zog seinen Morgenmantel aus und wickelte sich in seine Decke. „Warum hast du den Scout festgehalten, he? Er griff nach seinem Zigarillo.

    „Na ja, ich wollte nicht, dass er unser schönes Geld einsackt..."

    „Sehr gut, Walker, lobte Perlman. „Sehr klug und sehr konsequent. Und aus dem gleichen Grund habe ich vergessen, was ich sah. Ich dachte: Wenn sie mich verdächtigen, lass ich ihn auffliegen.

    „Obwohl er nichts dafür kann?"

    „Heiliger Strohsack! Bist du blöd! Ken Perlman drückte den Zigarillo aus und drehte sich zur Wand. „Schlaf jetzt, Dicker. Unser Job hier ist noch nicht erledigt.

    Walker Bush ließ sich wieder auf die Matratze fallen. „Sie hätten ihn nicht gleich erschießen müssen, der arme Mann, die schöne Jacke, nein, das hätten sie nicht tun müssen..."

    Er stutzte und drehte den mächtigen Schädel in Perlmans Richtung. „Unser Job noch nicht erledigt? Wie meinst du das, Ken? Haben wir noch immer nicht genug Geld?"

    „Man hat nie genug Geld", kam es leise von der anderen Seite des Hotelzimmers.

    „Du willst also weiterspielen. Walker schabte sich sein Doppelkinn. „Wie lange willst du denn noch in Saint Louis bleiben?

    „Solange, bis wir dieses Halbblut ausgenommen haben."

    „Den im roten Hemd? Der ist gefährlich, Ken. Ich habe einen Blick dafür, der ist brandgefährlich."

    „Er hat eine Menge gewonnen. Perlmans Stimme klang schon reichlich schläfrig. „Und wer weiß, wie viele Dollars er sonst noch mit sich herumschleppt. Ich zocke ihn ab.

    „Und wenn du verlierst?"

    „Kümmere dich einfach um deinen Part, okay? Perlman gähnte. „Wir sind schon an ihm dran. Er wird Saint Louis als armer Mann verlassen. Und jetzt schlaf endlich, Dicker...

    DAS HOTEL STAR OF MISSOURI lag in einer „sündigen Gegend", wie Old Sam sicher gesagt hätte: Eine Spielhalle reihte sich an die andere. Vor den Eingängen mancher Saloons lehnten Frauen gegen die Hausfassaden oder saßen auf Holzbänken. Manche waren ähnlich gekleidet, wie das Mädchen, das Amy seit dem Vormittag im Kopf herum spukte. Und alle lächelten ihn an. Ihn und die anderen Männer, die vorbei gingen.

    Amy senkte jedes Mal den Blick. Selten zuvor hatte eine Frau ihn so angelächelt – so schamlos, so verheißungsvoll. Und wenn, hatte er jedes Mal die Flucht ergriffen.

    Drei Mal wechselte er auf seinem Weg zum Hotel die Straßenseiten. Dann gab er auf. Auf jeder Seite gab es Saloons mit Frauen davor; Frauen, die schamlos und verheißungsvoll lächelten.

    Zweihundert oder dreihundert Schritte entfernt sah er eine Armeejacke im Getümmel auf dem Bürgersteig. Pete Cunningham! Neben ihm eine Frau: Blond, drall, in langem blauem Kleid. Sie hatte sich bei ihm untergehakt.

    „Mr. Cunningham! Amy lief los. „Mr. Cunningham! Der Mann verschwand in einem Hauseingang ohne ihn gehört zu haben; und die blonde Frau mit ihm.

    Amy blieb vor dem Haus stehen. Es war das Hotel, das er suchte, was sonst. Die Fassade sah ziemlich heruntergekommen aus, und auf einem Schild unter der Bürgersteigüberdachung blätterte die grüne Farbe ab. Star of Missouri stand darauf. Amy trat ein.

    Eine alte Frau hockte hinter einem Tresen und strickte. „Ich suche Mr. Pete Cunningham", sagte Amy.

    „Hinten, bei den Pferden, glaub ich", brummte sie, ohne den Blick von Wolle und Nadeln zu wenden.

    Amy sah sich um. Eine Theke und ein paar Tische standen hier unten. Kein Gast weit und breit. Aus einer offenen Tür hörte er Stimmen und das Klacken von Billardkugeln. Durch die Tür neben der Treppe konnte er Hühner und eine Ziege vor einem Misthaufen erkennen.

    Durch diese Tür lief er hinaus in den Hof. Fünf Nebengebäude säumten ihn ein. Bis auf eines alle aus Stein. Hinter den Fenstern eines flachen, langgezogenen Baus auf der gegenüberliegenden Hofseite sah er Pferde. Der Stall. Amy lief über den Hof. Die Stalltür war nur angelehnt. Er trat ein.

    Amy hörte Stimmen vom anderen Ende des Stalls. Eine Frau und ein Mann unterhielten sich dort. Er folgte ihrem Klang. Bald erkannte er die Uniformjacke von Mr. Cunningham. Und das blaue Kleider der blonden Frau, die ihn vor dem Saloon angesprochen hatte. Das Paar bemerkte ihn nicht.

    Er wollte Pete Cunninghams Namen rufen, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, doch im selben Augenblick rief die Frau: „O Darling!", und fiel Mr. Cunningham um den Hals.

    Amy blieb stehen als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gerannt. Er wusste nicht wohin mit sich.

    „Bald, Martha, seufzte Mr. Cunningham. „Bald sehen wir uns wieder...

    „Ich weiß, Pete, ich weiß... Die Frau namens Martha wühlte ihre Hände unter Mr. Cunninghams Armeejacke. „Hauptsache, du kriegst diesen Job... Jetzt flüsterte sie nur noch, Amy verstand nur die Hälfte.

    „Ich kriege ihn, ganz sicher." Mr. Cunningham beugte sich über ihre Schulter und begann ihren Hals zu küssen.

    Amy wusste, dass er sich so diskret wie möglich zurück zu ziehen hatte, schließlich wollte er den möglicherweise neuen Scout nicht verärgern. Aber seine Schuhsohlen schienen plötzlich mit dem Stallboden zu verwachsen.

    „...du wirst deine Sache gut machen, ich weiß es... Die Frau streifte Mr. Cunningham die Armeejacke von den Schultern. Sie fiel ins Heu neben das Pferd. Mr. Cunninghams Pferd, nahm Amy an. „...und wir werden unsere Sache auch gut machen...

    Endlich gelang es dem blonden Mann aus Boston seine Schuhsohlen vom Boden zu lösen. Er wollte sich umdrehen und aus dem Stall schleichen, ganz bestimmt, das wollte Amoz Anderson tun. Es lag nicht an ihm, dass er es nicht schaffte, es lag an Mr. Cunningham, oder vielleicht auch an der Frau.

    Jedenfalls griff Mr. Cunningham mit einer flinken Bewegung zum Kragen von Marthas Kleid und zog ihr den Reißverschluss bis zum Bauchnabel auf.

    Amy hielte den Atem an. Mund und Augen sperrte er auf.

    Mr. Cunningham hob ihr das Unterhemd bis zum Hals hinauf über die Brüste, und so drall die Frau war, so drall und prall waren ihre Brüste. Sie waren einfach unglaublich groß! So prall und groß, dass es Amy schlicht den Atem verschlug.

    Amy schob sich in einen leeren Pferdeverschlag, drückte sich mit dem Rücken gegen die Trennwand und schloss die Augen. So leise er konnte, atmete er gegen seine Erregung an; und gegen die Versuchung, hier im Stall zu bleiben, und zu schauen, was Mr. Cunningham noch alles mit der Frau anstellen würde. Und was sie, die Frau, sich noch alles gefallen lassen würde.

    Amy kämpfte mit sich, das muss man ihm wirklich zugute halten, aber er verlor den Kampf.

    Irgendwann drehte er sich um und beobachtete das Paar. Es küsste sich jetzt. Mr. Cunningham hatte der Frau das Kleid von den Schultern gestreift – fleischige, weiße Schultern – seine Hände steckten unterhalb ihrer Taille im Kleiderstoff und massierten ihr Gesäß.

    Ganz genau konnte Amy ihre Gestalten sehen, ihre Bewegungen verfolgen – die beiden Boxen gegenüber waren leer, und in der Trennwand zur Box des Liebespaars fehlten zwei Bretter – und ihr Liebesgeflüster verstehen.

    „Wie warm deine Hände sind, Darling, flüsterte die Frau. Sie drückte ihr Gesäß seinen streichelnden Bewegungen entgegen. „O ja, Darling, ich werde sie vermissen, deine Hände...

    Mr. Cunningham drehte Martha um, und jetzt rieb sie ihre Gesäß gegen sein Becken. Ihr Kopf lag in den Nacken gebogen auf seiner Schulter, sie nahm ihre Hände und drückte sie gegen ihre Brüste. „Streichle sie, Darling, komm, streichle sie..."

    Amy konnte sehen, wie der Mann ihre ungeheuren Brüste durchgeknetete. Heißes Kribbeln rieselte durch seine Glieder, und neben dem Schritt seiner blauen Nietenhose wuchs eine Beule. Amy biss sich auf die Lippen.

    Pete Cunningham schob seinen linken Arm unter die Brüste der Frau, fasste die Warze der rechten Brust mit Daumen und Zeigefinger, drehte sie dazwischen hin und her. Und seine Rechte glitt kreisend über ihre Taille, ihren Bauch, zog ihr das Kleid über die Hüfte, bis es ihr an den Schenkeln hinunter rutschte und ins Heu fiel.

    Das Unterhemd hing ihr über den Brüsten, und unten herum war sie nur noch mit Schlüpfer, Hüfthalter und Strümpfen bekleidet. Mr. Cunningham Hand wanderte von ihrem Bauchnabel bis zu ihrem Schlüpfergummi, schob sich hinein, kreiste eine Zeitlang darin, schob sich tiefer hinein, und begann schließlich rhythmische Bewegungen zu machen.

    Die Augen fielen Amy fast aus dem Gesicht, nie zuvor hatte er dergleichen gesehen, geschweige denn selbst erlebt; nicht einmal in seiner Fantasie.

    „O ja, Darling, o ja... Halb lachte die Frau, halb stöhnte sie. Ihr Becken passte sich den rhythmischen Bewegungen der Männerhand an, es stieß ihr entgegen, es zuckte zurück. „O ja, Darling, mach’s mir, o ja, mach’s mir noch mal zum Abschied...

    Amy schluckte, Amy unterdrückte das Bedürfnis selbst zu stöhnen, Amy rieb die Handflächen gegeneinander. Wie sie sich seiner Hand entgegen schob, wie sie sich in seinem Arm wand, wie sie ihren Hinter gegen seine Schenkel drückte...! So also ging das? So bewegten sich Frauen, wenn ein Mann...?

    Jetzt griff die blonde, dralle Frau namens Martha nach Mr. Cunningham Hand. Sie spreizte die Schenkel ein wenig und schob die Männerhand tiefer in ihren Schlüpfer.

    „Da, stöhnte sie. „Ja, da..., drück sie, reib sie, fester, noch fester... Heftiger stieß sie ihr Becken jetzt seiner Hand entgegen. Was tat der Mann da in ihrem Schlüpfer? Was sollte er fester drücken und reiben?

    „Aah, ooh, machte sie. „Aah, ooh..., wie gut du das machst, Pete...

    Amys Herz schien auf einmal in seinen Lenden zu pochen. Er steckte die Hand in seine Hose und hielt seinen Schwanz fest, weil er fürchtete, der könnte ihm jeden Moment platzen. Stocksteif stand er, kaum wagte er zu atmen...

    Ihr Becken kreiste, ihr Unterleib tanzte mit seiner Hand, und zugleich griff sie hinter sich und öffnete seinen Waffengurt. Amy hörte, wie Halfter und Revolver ins Heu fielen. Jetzt riss sie den Mund auf, presste ihre kleine Hand dagegen und bäumte sich auf, als hätte sie Schmerzen. Doch Amy hätte schwören können, dass sie alles andere als Schmerzen hatte.

    Martha drehte sich um – Gott, wie ihre Brüste schaukelten! – sie öffnete seine Hose, und während sie im Heu auf die Knie sank, streifte sie Mr. Cunninghams Hose hinunter.

    Der blieb mit dem Rücken zur Trennwand stehen, bog den Kopf in den Nacken und begann auf einmal zu stöhnen.

    Amy hatte keinen Schimmer, was da vor sich ging – bis er es schmatzen hörte. Sie nahm sein Ding in den Mund! Machten Frauen so etwas wirklich? Sie lutschte sein Ding! Sie lutschte und leckte es so hungrig, dass sie dabei schmatzte! Und was tat Mr. Cunningham? Er bewegte sich, er bewegte sein Ding in ihrem Mund hin und her...

    Amy war verloren. Da pochte kein Gewissen mehr, da erhob sich keine mahnende Stimme eines frommen Vaters oder einer großen Schwester in seinem Kopf, da erhob sich nur ein einziger Wunsch, groß und brennend: der Wunsch, er würde jetzt an Mr. Cunninghams Stelle sein, und er könnte jetzt sein hartes, heißes Ding in ihrem süßen Schmollmund hin und her bewegen, hin und her...

    Amy begann sich zu reiben – hin und her, hin und her – es ging nicht anders, er musste es tun, seine Hand hätte ihm nicht gehorcht, wenn er ihr befohlen hätte damit aufzuhören. Und während er tat, was er tun musste, stellte er sich vor, er würde sich in Marthas Mund hin und her bewegen.

    Mr. Cunningham knurrte regelrecht, so gut ging es ihm in Marthas Mund. Er beugte sich ein wenig über sie, fasste ihren Kopf und stieß kräftiger zu, so tief, dass ihre Lippen sein Schamhaar berührten, Amy sah es durch die breite Lücke in der Trennwand, er sah es genau...

    Und dann fasste Mr. Cunningham Martha unter den Achseln. Er hob sie hoch – wie sie ihn anlächelte, wie verklärt ihr rundes, fleischiges Gesicht aussah, sie hatte kaum noch Ähnlichkeit mit der Frau, die Amy am Morgen beim Saloon angesprochen hatte.

    Mr. Cunningham schob sie behutsam gegen die Trennwand, ihre dicken Brüste hingen genau in der Lücke, füllten fast ihre Breite aus, Amy traute seinen Augen nicht. Sie hielt sich an der oberen Latte der Wand fest, Amy sah ein Stück ihrer Schultern und sah vor allem ihr Gesicht.

    Der Mann zog ihr den Schlüpfer aus, sie machte wiegende Bewegungen dabei, um ihm zu helfen. Jetzt fasste Mr. Cunningham ihr großes, etwas schwabbeliges Gesäß und drückte sich von hinten gegen sie. Sie schoss die Augen, ein Zucken durchlief ihren Körper, und dann stieß Mr. Cunningham sie von hinten, stieß und stieß und stieß...

    Das Pferd hinter ihnen beäugte sie verwirrt, die Trennwand und der Stützbalken wackelten, Heu raschelte, Martha stöhnte hemmungslos, Mr. Cunningham keuchte plötzlich. „Schöön...", und dann sanken beide ins Heu.

    Amy schlich aus dem Stall. Er war fix und fertig. Und seine Hose war nass...

    IM HOF HINTER DEM MISSISSIPPI Spirit sattelten sie ihre Pferde: Der Mexikaner, der Pferdehändler aus Alabama, und ein dritter Mann in einem langen grauen Mantel.

    Wyatt, der ehemalige Lotse der Thomas Jefferson, hockte auf einem leeren Fass und sah ihnen zu. Missmutig zwirbelte er an den Spitzen seines buschigen, grauen Schnauzers herum. „Wohin reitet ihr?", wollte er wissen.

    „Nach Westen", sagte der Pferdehändler. Er hieß Burt Townsend. Ungefähr vierzig Jahre alt war Burt Townsend. Wenn sein Frack sich öffnete, konnte man die zwei Revolver in seinen Hüfthalftern sehen, die Kolben zeigten nach vorn. Er trug teure, schwarz-gelb gestreifte Hosen unter dem Frack und eine Melone auf dem grauhaarigen Schädel.

    „Nach Westen? Wyatt runzelte die Stirn. „Liegt deine Pferdezucht nicht im Süden, in Alabama?

    Burt Townsend, der Pferdehändler, steckte einen Karabiner in den Sattelhalfter. „Wer mit Pferden handelt, ist viel unterwegs, Wyatt. Da geht’s mir nicht anders als dir. Ich verbring mein halbes Leben im Sattel."

    „Und ich hab mein halbes Leben auf Flussdampfern verbracht." Irgendwie trübsinnig klang das, und Wyatt starrte durch Townsend hindurch in irgendeine Ferne, während er das sagte.

    „Und jetzt, Alter? Der Mann in dem langen, grauen Mantel grinste den ehemaligen Lotsen an. Er hieß Jim Kennedy. Angeblich war er für die Wells Fargo unterwegs, um neue Postkutschenstrecken nach Westen auszuspähen. „Wie man hört, hat die Thomas Jefferson einen neuen Lotsen, sagte Jim Kennedy. „Wohin wirst du jetzt gehen, Alter?"

    Wyatt angelte eine Whiskyflasche aus seiner Jacke, betrachtete sie und stieß ein bitteres Lachen aus. „Weiß der Teufel..." Er schraubte die Flasche auf und setzte sie an die Lippen.

    „Soll ich dir sagen, was für einen Eindruck du auf mich machst? Der Mexikaner stellte sich breitbeinig vor Wyatt hin, stemmte die Fäuste in die Hüften und musterte den Älteren von oben herab. Er hieß Leon, Wyatt hatte keine Ahnung, womit er seine Dollars verdiente. „Du machst auf mich den Eindruck eines Mannes, der sich aufgegeben hat.

    Wyatt schraubte die Flasche zu. Er wich dem Blick des glutäugigen Mexikaners aus, mit keinem Wort antwortete er.

    Leon schnaubte verächtlich, drehte sich um, schaukelte zu seinem Pferd. Mit dem Daumen deutete er über die Schulter auf den Lotsen. „So fängt es an, krähte er. „Werdet sehen – übermorgen oder in zwei Wochen, spätestens aber im nächsten Sommer fressen ihn die Würmer! Er bückte sich nach einem Bündel zusammengerollter Decken und Felle und hievte es hinter seinen Sattel.

    Wyatt zuckte zusammen, antwortete aber immer noch nicht.

    „Du bist viel herumgekommen, sagte Townsend. „Hast viel gesehen, hast ne Menge Erfahrung. Leute wie du werden gebraucht. Der Pferdehändler stieg in den Sattel. Von dort aus betrachtete er Wyatt.

    „Gebraucht? Wyatt neigte den Kopf zur Schulter. Misstrauisch äugte er zu Townsend hinauf. „Wer sollte mich brauchen, he?

    Auch der Mexikaner und Kennedy kletterten jetzt auf ihre Pferde. Sie sahen den Pferdehändler an, wechselten untereinander rätselhafte Blicke, und Wyatt hatte den Eindruck, dass jeder von ihnen wusste, was der andere dachte.

    „Nun, sagte Townsend schließlich. „Wir könnten einen Veteranen wie dich schon gebrauchen.

    Wyatt stand auf. „Und was für’ne Arbeit habt ihr anzubieten?"

    Townsend nahm die Melone ab und stützte sich auf seinen Sattelknopf. „Wir machen Geschäfte. Da können wir jeden hellen Kopf gebrauchen."

    „Und jede schnelle Hand", sagte Jim Kennedy.

    „Geschäfte? Was für Geschäfte?"

    „Geschäfte im Westen, sagte Kennedy. „Dort, wo es kein Gesetz gibt.

    „Nichts für Weicheier", knurrte Leon, der Mexikaner.

    Wyatt nickte langsam. „Verstehe... Wieder wechselten die Männer vielsagende Blicke. „Verstehe..., und was springt dabei heraus?

    „Pack deine Sachen, besorg dir ein Pferd, sagte Townsend. „Ich erklär es dir unterwegs...

    SCHIFFSSIRENEN UND das Geschrei der Möwen weckten Jesse am späten Nachmittag. Er wohnte in einer Spelunke in der Hafengegend von Saint Louis. Das Essen dort war ungenießbar. Aber nicht nur deswegen machte er sich auf den Weg zum Mississippi Spirit. Das Mädchen ging ihm nicht aus dem Kopf.

    Es war erst gegen halb sechs, als er den Saloon betrat. Trotzdem saßen bereits an jedem Tisch Gäste. Reisende, vermutete er. Auch Ken Perlman, den Kartenhai, entdeckte er. Der speiste allein an einem Tisch.

    Eine weiße Serviette steckte in seinem Hemdkragen und bedeckte sein Jackett. Drei oder vier Schüsseln standen vor ihm auf dem Tisch, und eine Flasche Rotwein.

    Sie grüßten einander mit einem flüchtigen Kopfnicken.

    Das Mädchen sah Jesse McAuley nirgends. Schlief es noch? Oder war es schon abgereist?

    Er ging zu Theke und rutschte auf einen Barhocker. Der Wirt begrüßte ihn. Jesse bestellte Kaffee, zwei Steaks und gebratene Kartoffeln.

    Während er später seinen Kaffee schlürfte, dachte er nach. Eigentlich wollte an diesem Tag weiterreiten; weiter nach Texas. Eigentlich hielt ihn nichts mehr hier in Saint Louis.

    Nichts mehr? Doch. Sie – Diane. Ständig blitzte ihm ihr Bild durchs Hirn. Sogar geträumt hatte er von ihr. Von ihren Brüsten, von ihren Augen, von ihren Schenkeln.

    Der Wirt trug einen großen Teller aus der Küche zu ihm an die Theke. Zwei Steaks und knusprig braun gebackene Kartoffeln dampfte auf ihm. Jesse machte sich darüber her. Je leerer der Teller wurde, desto mehr lichtete sich das Gestrüpp von Gedanken und Bildern in seinem Schädel.

    Also gut, Jesse, das Mädchen, dachte er. Zwei Nächte und einen Tag bleibst du noch. Entweder du kriegst sie, oder du vergisst sie...

    „Darf ich? Ohne Jesses Antwort abzuwarten, rutschte Perlman auf den Barhocker neben ihn. „Gut geschlafen?

    „Geht so. Jesse schob den leeren Teller zur Seite und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. „Du bist eine Nachteule, was?

    „Mein Job." Perlman zog zwei Zigarillos aus der Brusttasche seines Jacketts. Eine bot er Jesse an.

    Der griff zu und ließ sich Feuer geben. Der Tabak schmeckte verteufelt gut. „Du verstehst nicht nur zu spielen, du verstehst auch dein Leben zu leben, scheint mir."

    „Man hat nur eins", sagte Perlman. Seine Miene war Jesse eine Spur zu gleichgültig.

    „Hast du gesehen, wie sie ihm die Karten in die Taschen geschmuggelt haben?", fragte er.

    „Ich hab nichts gesehen, und nichts gehört. Perlman zog die Brauen hoch, in seinen braunen Augen funkelte es listig. „Man lebt gesünder in diesem Land, wenn man nicht zuviel sieht und zuviel hört, hab ich Recht?

    „Schon möglich. Der Goliath ist dein Leibwächter?"

    „So ähnlich. Perlman rückte ein Stück näher. „Hast du dir die Leute hinter uns an den Tischen angeschaut? Sind mit der Natchez aus New Orleans gekommen. Machen Geschäfte hier, einige wollen weiter nach Kansas City. Das Schiff geht erst in zwei Tagen.

    „Und?"

    „Ich meine nur. Sehen nach Geld aus und haben einen Tag und zwei Nächte Zeit."

    „Du willst sie ins Spielzimmer locken?"

    „Mein Job. Machst du mit? Du bist kein Profi, ich weiß, aber du bist gut. Perlman schnitt eine anerkennende Miene und nickte dabei. „Wirklich gut. Schätze, du hast an die zweihundert Dollar gemacht letzte Nacht.

    Jesse dachte an das Empfehlungsschreiben von seinem ehemaligen Colonel und an seinen zukünftigen Job. „Ich spiel nicht falsch, Perlman."

    „Wer spricht von Falschspiel? Mit einer Kopfbewegung wies der kleine, smarte Mann über die Schulter zu den Reisenden. „Was macht man, wenn man zwei Tage Zeit hat? Man sucht Unterhaltung, Zerstreuung, Zeitvertreib. Wir bieten ihnen das, und eine Portion Nervenkitzel dazu. Mehr hab ich nicht vor.

    Er schürzte die Lippen, wiegte den Kopf hin und her. „Ein bisschen Taktik vielleicht, ist ja nicht verboten. Und darauf verstehst du dich, ich hab dich beobachtet."

    „Wenn du Pech hast, triffst du auf einen Profi."

    „Um so besser. Ich liebe das Risiko, ist mein Job. Also, was ist? Heute Abend werde ich mich ein wenig mit ihnen bekannt machen. Und morgen Abend sitzen ein paar von ihnen mit mir im Spielzimmer. Bist du dabei, McAuley?"

    Jesse musterte ihn von der Seite. Das glatte Gesicht gefiel ihm nicht, das arrogante Lächeln um die schmalen Lippen ärgerte ihn sogar. Der kleine Kerl schien sich für unwiderstehlich zu halten, wahrscheinlich für den König aller Kartenhaie auf Gottes rätselhafter Erde.

    Jesse empfand auf einmal Lust ihm Paroli zu bieten, ihn nach allen Regeln der Kunst ins Messer laufen zu lassen. Ein paar Tricks kannte er schließlich auch.

    „Ich denk mal drüber nach...", sagte er.

    OLD SAM FALTETE DEN Vertrag zusammen. „Auf gute Zusammenarbeit, Mr. Cunningham!" Er lächelte erleichtert, und alle um ihn herum lächelten auch. Nur strahlende Gesichter sah Amy. Wahrscheinlich war er der einzige, der nicht strahlte.

    Im Untergeschoss des Lagerhauses hatten sie ein paar Tische zusammen geschoben und Brot und Wein und gebratenes Fleisch aufgetragen. Eine Stunde hatten die Verhandlungen mit Pete Cunningham gedauert, länger nicht.

    Dreißig Dollar die Woche verlangte er, eine faire Forderung. Mr. Hankock hatte sogar fünfunddreißig verlangt, und bekommen. „Ein guter Mann ist das Geld wert", pflegte Old Sam zu sagen.

    Louisa schenkte Mr. Cunningham Wein ein. Wie sie sich in Pose warf vor ihm! Amy musste an das dralle, blonde Weib denken, dass Mr. Cunningham im Pferdestall vom Star of Missouri geliebt hatte. Jedes Mal wurde ihm heiß und kalt wenn er an sie dachte.

    Und jedes Mal tauchte sofort das Bild jener anderen Frau in seinem Schädel auf: Der Frau aus dem Saloon mit dem schamlosen Kleid und den traurigen Augen.

    Manchmal, wenn das Bild sich besonders hartnäckig in seinem Hirn hielt, sank der blonde Amy in sich zusammen und betrachtete es verträumt. Gerade so, als stünde die Frau leibhaftig vor ihm.

    Und wenn Amy dann wieder in der Wirklichkeit auftauchte und den Kopf hob, ruhten plötzlich besorgte Blicke auf ihm: Louisa musterte ihn, oder sein großer Bruder Joe, oder sein Vater.

    Amy riss sich zusammen. Nur nichts anmerken lassen.

    Mr. Cunningham trank nicht viel Wein. Auch aß er kaum etwas. Überhaupt schien der Mann mit dem vernarbten Gesicht und der abgewetzten Armeejacke ein ernster Zeitgenosse zu sein. Amy fragte sich, wie er sich die vielen Narben in seinem Gesicht eingehandelt hat.

    „Was meinen Sie, Mr. Cunningham, fragte Joshua McCain. „Wie lange werden wir noch unterwegs sein, bis wir Texas erreichen?

    Cunningham wiegte den Kopf hin und her. „Rechnen Sie mal mit mindestens zwei Monaten."

    Das Strahlen in vielen Gesichtern wich ängstlichem Staunen. Zwei Monate! Mindestens! Mr. Hankock hatte von höchstens sechs Wochen gesprochen.

    „Schaffen wir das denn vor dem Wintereinbruch?", wollte Dave Fisher wissen.

    „Wenn nichts dazwischen kommt, schon", sagte Pete Cunningham.

    „Mit dem Herrn an unserer Seite ist kein Weg uns zu lang! Old Sam sah sich unter seinen Leuten um. „Betet zu Gott, dass er uns sicher ans Ziel bringt! Morgen Vormittag brechen wir auf!

    DER SALOON FÜLLTE SICH, bald drängten sich Hafenarbeiter, Reisende, Viehhändler und Cowboys an der Theke. Jesse trank einen zweiten Kaffee und einen dritten, und immer wanderten seine Augen zur Treppe hinauf. Doch sie kam nicht hinunter.

    Jesse zahlte, fasste sich ein Herz und ging hinauf. Er klopfte an der Tür mit der Sieben, keine Reaktion. Er drückte die Klinke hinunter, abgeschlossen. Hielt sie sich womöglich gar nicht mehr in Saint Louis auf?

    Unten im Schankraum zurück fragte er den Wirt: „Die junge Lady mit den dunklen Haaren, Sie entsinnen sich, die Tänzerin – ist sie abgereist?"

    „Nein. Der Wirt schüttelte den Kopf. „Die ist schon kurz nach Mittag in die Stadt gegangen.

    Die Nachricht erleichterte Jesse. „Danke." Er verließ den Saloon und trat hinaus auf die Straße. Wohin? In welche Richtung sollte er gehen, um sie zu suchen? Er marschierte zum Hafen hinunter.

    Jesse fragte sich, was mit ihm los war. Wegen einer Frau schob er den Ritt nach Texas um zwei Tage auf! Und jetzt lief er durch die Straßen von Saint Louis und glaubte sie vor jedem Schaufenster, auf jedem Gespann zu erkennen. War er verrückt geworden? Oder verliebt? Oder einfach nur geil?

    Als er den Mississippi erreichte, dämmerte bereits der Abend herauf. Bei den Anlegestellen entdeckte er zwei große, bunte Zelte. Stimmengewirr und Gelächter hüllten Jesse ein. Viele Menschen umgaben ihn plötzlich.

    Um die Zelte herum standen eine Menge Verkaufsstände und hier und da auch Tisch und Stühle voller Menschen. Holzpodeste mit Bühnen sah er, und kleinere Zelte oder verhängte Holzgestelle, unter denen Bader, Hellseher, Warzenbesprecher und ähnlich obskures Volk seine Dienste anbot.

    Schausteller, Händler, Zirkusleute und dergleichen hatten sich hier am Hafen von Mississippi eingefunden. Und Reisende, Matrosen und Bürger von Saint Louis, die Zerstreuung und Unterhaltung suchten. Jesse mischte sich unter das Volk.

    In der Menge erkannte er Perlman und seinen Gorilla. Auch ein paar eigenartig gekleidete Halbwüchsige fielen ihm auf. Sie ließen sich an den Verkaufsständen vorbeitreiben und sahen aus, als würden sie zu den Siedlern von der Ostküste gehören.

    Und schließlich entdeckte er sie: Diane. Sie trug einen kleinen Hut mit einer schwarzen Feder, und ein langes hellgraues Kleid mit schwarzen Federsäumen. Jesse atmete tief durch. Mit der Faust schlug er sich in die Handfläche. Der Abend war gerettet. Du gehörst mir, dachte er.

    In der hintersten Reihe einer Ansammlung von etwa drei Dutzend Menschen reckte Diane den Hals nach einer kleinen Bühne. Auf der Bühne stand eine rechteckige Kiste, nicht wesentlich größer als ein Sarg, sogar ein erhebliches Stück kürzer. Auf ihrer einen Schmalseite ragte der Blondschopf einer Frau heraus, auf der anderen ihre Füße. Die Frau lächelte ins Publikum hinunter.

    Hinter der Kiste sah man einen Mann in schwarzem Frack und mit Zylinder. Er setzte eine riesige Säge mitten auf der Kiste an und begann sie durchzusägen. Entsetzensrufe aus dem Publikum wurden laut. Jesse sah, wie Diane die Rechte auf den Mund schlug.

    Er trat neben sie. „Hallo, was für ein Zufall."

    „Himmel, er wird sie doch nicht durchsägen, Jesse, oder?" Sie blickte ihn nicht einmal an, und Jesse fragte sich, ob sie ihn hatte kommen sehen.

    „Denk schon. Ganz allein unterwegs?" Sie nickte nur, gebannt starrte sie auf die Bühne. Bis zur Hälfte hatte der Magier die Kiste jetzt schon durchgesägt. Die Frau drehte den Kopf zum Publikum und lächelte noch immer.

    „Ich hab an dich gedacht." Verdammt schwer ging ihm das über die Lippen.

    „Ich auch an dich." Endlich sah sie ihn an.

    Jesse legte den Arm um sie, und tatsächlich: Sie ließ es sich nicht nur gefallen, sie lehnte sich sogar an ihn. „Der Abend hat erst angefangen, wir verbringen ihn gemeinsam, okay?", sagte Jesse.

    „Aber erst will ich sehen, was da oben passiert..."

    Das Sägeblatt erreichte inzwischen die untere Kante der Kiste. Die Rufe aus dem Publikum wurden lauter. „Hör auf, du bringst sie noch um", schrie jemand, doch der Magier sägte wie ein Besessener.

    Die Frau verzog die Miene als leide sie qualvolle Schmerzen. „Jesus! Himmel! Aufhören!", tönte es von allen Seiten. Jemand rief nach dem Marshal, eine andere Stimme nach einem Arzt. Und endlich war die Kiste durchgesägt.

    Der Magier hob sein gigantisches Sägeblatt, öffnete nacheinander die beiden Teile des nun zweigeteilten Kistendeckels. Die Frau darin zog die Füße ein, richtete sich auf und kletterte aus der Kiste. Bravo-Rufe und tosender Beifall.

    „Wie hat er das fertig gebracht?", fragte Diane, als sie sich abwandten.

    „Wahrscheinlich so ähnlich, wie der Scout sich heute morgen seine vier Asse zusammen getrickst hat." Jesse drückte die junge Frau an sich. Er beglückwünschte sich. Wie ein Jäger seine Beute führte er sie aus der Menge hinaus Richtung Stadtzentrum. Diesmal würde er sich nicht abwimmeln lassen...

    SIE HOCKTE UNTER EINEM nach vorn offenen Gestell aus Latten und Bisonfellen an einem kleinen Tisch. Eine Indianerin, achtzig oder älter. Vor ihr auf dem Tisch stand eine halbvolle Whiskyflasche, daneben lagen zwei Ledersäckchen. Aus dem einen stopfte sie gerade Tabak in ihre Pfeife.

    Etwas an ihr zog Walker Bush magisch an. Vielleicht ihr zerknittertes Ledergesicht, vielleicht ihr langes zu zahllosen Zöpfen geflochtenes Weißhaar, vielleicht die Art, wie sie ihre Pfeife stopfte: Mit den Fingern einer Hand pulte sie den Tabak aus dem Lederbeutel, stopfte ihn in den Pfeifenkopf und hielt gleichzeitig die langstielige Pfeife fest. Kein einziges Mal schaute sie hin dabei. Vollkommen konzentriert starrte sie auf die Handfläche eines Mannes, der ihr gegenüber am Tisch saß.

    Walker zuckte zusammen, als Kenneth Perlman ihm seinen Ellenbogen in die Rippen stieß. Er wandte sich nach Ken um, und der wies mit einer Kopfbewegung auf die Menschenmenge am Rande des Schaustellermarktes. Die verschluckte gerade Jesse McAuley.

    Walker erkannte ihn gleich an seinem nackenlangen Haar und dem schönen, roten Hemd, um das er ihn beneidete. Er hielt eine dunkelhaarige Frau in hellgrauem Kleid im Arm. „Wird er mitspielen? Was meinst du?"

    „Verlass dich drauf", sagte Ken Perlman.

    Walker wandte sich wieder der Indianerin zu. Niemand saß jetzt mehr an ihrem Tisch. Ihre Pfeife qualmte, sie trank einen Schluck Whisky aus der Flasche. Walker kramte in seinen Hosentaschen nach Münzen.

    Perlman betrachtete die weißhaarige Indianerin in den buntbestickten Gewändern. „Eine Creek, sagte er. Walker machte Anstalten zu ihrem Fell-Verschlag zu schaukeln. „Du willst dir tatsächlich die Zukunft vorhersagen lassen?

    „Aber ja, Ken. Ich will wissen, wann ich endlich eine Frau finde."

    Perlman schüttelte den Kopf. „Du bist und bleibst ein Hohlkopf", murmelte er. Aber

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