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10 Goldene Western Februar 2023
10 Goldene Western Februar 2023
10 Goldene Western Februar 2023
eBook913 Seiten13 Stunden

10 Goldene Western Februar 2023

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Western:



Marshal Logan und die harte Rancherin (Pete Hackett)

Grainger und tausend Stangen Dynamit (Barry Gorman)

Die Spur führt zum Red River (Pete Hackett)

Marshal Logan und der Hass des Siedlers (Pete Hackett)

Die Spur der Gold-Wölfe (W.A.Fraser)

Marshal Logan und die tödliche Quittung (Pete Hackett)

Marshal Logans Wettlauf gegen die Zeit (Pete Hackett)

Winnewolf - Mein Bündnis mit den roten Teufeln (Peter Thannisch)

Blutiger Weg nach Baton Rouge (Thomas West)

Marshal Logan und der blutige Trail (Pete Hackett)





Es regnete in Strömen. Ein scharfer Wind trieb die Regenschauer schräg über das Land. Das Windrad beim Brunnen drehte sich knarrend und ächzend. Aus dem Fenster der Pferdewechselstation fiel gelber Lichtschein. Regen prasselte gegen die Scheibe.

Die fünf Reiter trugen Regenumhänge. Die Hüte hatten sie sich tief in die Gesichter gezogen. Der heulende Wind zerrte an ihren Mänteln. Wasser lief über die stoppelbärtigen Gesichter.

Im Hof der Station saßen sie ab. Sie versanken bis zu den Knöcheln im Schlamm. Ein Pferd wieherte trompetend. Die Männer zogen die Tiere zum Holm und banden sie fest. Die Tür der Station wurde geöffnet. Licht flutete ins Freie. Ein Mann erschien im Türrahmen. Scharf wurde seine Gestalt vom Licht umrissen. Sie warf einen Schatten in den Hof. Die letzte Minute im Leben des Stationer Matt Benbow war angebrochen …

Der Tod war auf pochenden Hufen gekommen. Der Wind heulte wie ein hungriges Tier. Irgendwo schlug eine Tür. »Bringt die Pferde in den Stall!«, rief Matt Benbow. »Ich hole eine Laterne.« Er war der Meinung, dass die Reiter Unterschlupf vor dem strömenden Regen suchten.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum19. Feb. 2023
ISBN9783745227345
10 Goldene Western Februar 2023

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    Buchvorschau

    10 Goldene Western Februar 2023 - Pete Hackett

    Pete Hackett, Barry Gorman, W.A.Fraser, Peter Thannisch, Thomas West

    10 Goldene Western Februar 2023

    UUID: b3d9dd83-6f9a-42dd-8526-f73738c8fac6

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    10 Goldene Western Februar 2023

    Copyright

    Marshal Logan und die harte Rancherin

    Grainger und tausend Stangen Dynamit

    Die Spur führt zum Red River

    Marshal Logan und der Hass des Siedlers

    ​Die Spur der Gold-Wölfe

    Marshal Logan und die tödliche Quittung

    Marshal Logans Wettlauf gegen die Zeit

    Winnewolf - Mein Bündnis mit den roten Teufeln

    Blutiger Weg nach Baton Rouge

    Marshal Logan und der blutige Trail

    10 Goldene Western Februar 2023

    Pete Hackett, Barry Gorman, W.A.Fraser, Peter Thannisch, Thomas West

    Dieser Band enthält folgende Western:

    Marshal Logan und die harte Rancherin (Pete Hackett)

    Grainger und tausend Stangen Dynamit (Barry Gorman)

    Die Spur führt zum Red River (Pete Hackett)

    Marshal Logan und der Hass des Siedlers (Pete Hackett)

    Die Spur der Gold-Wölfe (W.A.Fraser)

    Marshal Logan und die tödliche Quittung (Pete Hackett)

    Marshal Logans Wettlauf gegen die Zeit (Pete Hackett)

    Winnewolf - Mein Bündnis mit den roten Teufeln (Peter Thannisch)

    Blutiger Weg nach Baton Rouge (Thomas West)

    Marshal Logan und der blutige Trail (Pete Hackett)

    Es regnete in Strömen. Ein scharfer Wind trieb die Regenschauer schräg über das Land. Das Windrad beim Brunnen drehte sich knarrend und ächzend. Aus dem Fenster der Pferdewechselstation fiel gelber Lichtschein. Regen prasselte gegen die Scheibe.

    Die fünf Reiter trugen Regenumhänge. Die Hüte hatten sie sich tief in die Gesichter gezogen. Der heulende Wind zerrte an ihren Mänteln. Wasser lief über die stoppelbärtigen Gesichter.

    Im Hof der Station saßen sie ab. Sie versanken bis zu den Knöcheln im Schlamm. Ein Pferd wieherte trompetend. Die Männer zogen die Tiere zum Holm und banden sie fest. Die Tür der Station wurde geöffnet. Licht flutete ins Freie. Ein Mann erschien im Türrahmen. Scharf wurde seine Gestalt vom Licht umrissen. Sie warf einen Schatten in den Hof. Die letzte Minute im Leben des Stationer Matt Benbow war angebrochen …

    Der Tod war auf pochenden Hufen gekommen. Der Wind heulte wie ein hungriges Tier. Irgendwo schlug eine Tür. »Bringt die Pferde in den Stall!«, rief Matt Benbow. »Ich hole eine Laterne.« Er war der Meinung, dass die Reiter Unterschlupf vor dem strömenden Regen suchten.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    COVER A. PANADERO

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Marshal Logan und die harte Rancherin

    Teil 1 und 2

    Pete Hackett

    Band 13

    1

    Es war ein schwüler Tag im August, als ich um die Mittagszeit in Stratford vom Pferd stieg. Die Menschen in der Stadt hielten Siesta. Ich führte mein Pferd durch das Tor in die Düsternis des Mietstalles, und als ich den Stallmann nirgendwo entdecken konnte, rief ich: „Hallo, Stall!"

    Sogleich ging am Ende des Stalles die Tür eines Bretterverschlages auf, der dem Stallmann sowohl als Aufenthaltsraum als auch als Stalloffice diente, und ein Mann um die vierzig kam durch den Mittelgang auf mich zu. Da ich schon einige Male in Stratford etwas zu erledigen gehabt hatte, erkannte er mich und sagte: „Ah, Marshal Logan. Sie kommen sicher wegen der Kendall-Sache. Ich sage Ihnen, das ist eine gottverdammte Schweinerei, eine Sache, die zum Himmel stinkt."

    „Ja, deshalb bin ich hier. Einige Augenblicke lang schaute ich den Mann forschend an, dann fragte ich: „Was wissen Sie bezüglich dieser Angelegenheit?

    Der Stallbursche übernahm mein Pferd und begann es abzusatteln. Eine ganze Weile arbeitete er schweigend, und ich dachte schon, dass ich von ihm keine Antwort auf meine Frage erhalten würde, als er plötzlich sagte: „Allzu viel ist nicht bis zu mir durchgedrungen. Aber man munkelt, dass hinter dem Mord an Owen Kendall die Siedler stecken."

    „Ich habe gehört, dass sich Kendall irgendwann mal geweigert hat, seine Ranch an die Panhandle Cattle Company zu verkaufen", wandte ich ein.

    Der Stallmann hob den Sattel vom Pferderücken und trug ihn zu einem Querbalken, auf den er ihn legte, dann kam er zurück, machte sich am Kopfgeschirr zu schaffen und sagte: „Das hab ich auch vernommen. Aber das ist über ein Jahr her und die PCC hat Kendall daraufhin in Ruhe gelassen. Aber im Laufe des vergangenen halben Jahres haben drei Familien am Coldwater Creek gesiedelt und das soll Owen Kendall ganz und gar nicht gepasst haben. Er soll den Heimstättern sogar ein Ultimatum gesetzt haben, bis zu dem sie ihre Parzellen am Fluss geräumt haben sollen. Der Stallmann zuckte mit den Schultern. „Aber das weiß ich alles nur vom Hörensagen, was tatsächlich dran ist kann ich Ihnen nicht sagen. Sprechen Sie einfach mal mit Mike Abbott, dem Sheriff. Allerdings geschah der Mord nicht im Sherman County, sondern drüben im Dallam County. Und dort vertritt Wilbur Reynolds das Gesetz. Um mit ihm über den Mord zu sprechen, müssen Sie nach Dalhart reiten, Marshal.

    „Wenn es sein muss, dann reite ich eben nach Dalhart", gab ich zu verstehen, nahm meine Satteltaschen und hängte sie mir über die Schulter, dann zog ich mein Gewehr aus dem Scabbard und stakste mit sattelsteifen Beinen aus dem Mietstall.

    Ungefähr fünf Minuten später betrat ich das Sheriff‘s Office. Mike Abbott, der County Sheriff, reinigte seinen Colt. Er hatte die einzelnen Teile auf einer vergilbten Zeitung liegen, die voller Ölflecken war. Ölgeruch hing in der Luft, der sich mit dem Geruch von Bohnerwachs vermischte.

    „Guten Tag, Sheriff, grüßte ich und hielt an, als ich den Schreibtisch, hinter dem er saß, erreichte. „Ich komme wegen der Kendall-Sache. Dem Distriktgericht wurde zugetragen, dass hinter dem Mord an Owen Kendall möglicherweise die Heimstätter stecken. Weil das so ist, meinte Richter Humphrey, dass es eventuell Bundessache sei, und er hat mich mit den Ermittlungen beauftragt.

    „Hallo, Marshal. Ja, es hat in der Tat Probleme zwischen der Coldwater Creek Ranch und den Siedlern gegeben. Ich habe mich darüber auch mit Reynolds, dem Sheriff des Dallam County, unterhalten. Er ist skeptisch und mit irgendwelchen Schuldzuweisungen oder Beschuldigungen recht zurückhaltend. Reynolds hat eine Reihe von Ermittlungen durchgeführt, die allerdings zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt haben, die – um es klar und deutlich auszudrücken -, im Sande verlaufen sind. Man hat Owen Kendall eine Meile von der Ranch entfernt eine Kugel zwischen die Schulterblätter geknallt. Zwei seiner Cowboys haben ihn gefunden. Vom Mörder gibt es keine Spur."

    „Das Verhältnis zwischen Kendall und der PCC soll auch nicht ganz unproblematisch gewesen sein", streute ich meine Zweifel aus und setzte mich auf den Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand.

    Mike Abbott verzog den Mund, wiegte einige Male den Kopf und erwiderte schließlich: „Von einem Verdruss zwischen der Bar H Ranch und der Coldwater Creek Ranch ist mir nichts bekannt. Ich weiß zwar, dass man von Seiten der PCC vor mehreren Monaten - ich glaube sogar es ist schon über ein Jahr her -, Owen Kendall ein Angebot unterbreitet hat, das er allerdings ablehnte. Damit hatte es sein Bewenden. Ich wurde in die Sache hineingezogen, weil sich die Heimstätten von Andrew Mason und Dennis Samuel im Sherman County befinden. Der Mord geschah jedoch im Dallam County. Wilbur Reynolds war deswegen bei mir, wir haben auch mit den beiden Siedlern gesprochen, doch es ergaben sich keine Hinweise, die einen Schluss darauf zuließen, dass sie tatsächlich etwas mit dem Mord zu tun hätten."

    „Hat Reynolds auch den Boss der Bar H vernommen?", erkundigte ich mich.

    „Natürlich. Allerdings war der Ritt zum Rita Blanca Lake umsonst."

    Ich verstand. „Wie weit ist es zu den Heimstätten von Mason und Samuel?", fragte ich.

    „Folgen Sie dem Coldwater etwa drei Meilen nach Westen, dann stoßen Sie auf Masons Siedlungsstätte. Das Land von Samuel grenzt unmittelbar daran. An der Ostgrenze von dessen Parzelle beginnt das Dallam County."

    Ich erhob mich. „Ich werde erstmal etwas essen und mich dann im Hotel einmieten. Schätzungsweise werde ich heute noch zu Andrew Mason reiten. Wenn Sie wollen, können Sie mich begleiten."

    „Mason weiß von nichts. Ebenso Samuel. Ich glaube, Marshal, den Ritt können Sie sich sparen."

    Damit brachte der County Sheriff deutlich seine Ablehnung zum Ausdruck. „Irgendwo muss ich ja mit meinen Ermittlungen beginnen", versetzte ich, dann verließ ich das Sheriff‘s Office und suchte den Saloon auf, denn ich verspürte nagenden Hunger. Immerhin hatte ich einen Hundert-Meilen-Ritt von Amarillo herauf hinter mir und mich in den dreieinhalb Tagen, in denen ich diese Strecke bewältigte, nur von Pemmikan, Dörrfleisch, hartem, trockenem Brot und Wasser ernährt.

    2

    Ich schonte mein Pferd und benötigte für die drei Meilen eine knappe Stunde. Es war um die Mitte des Nachmittags, als ich den Vierbeiner auf dem Hof des Anwesens von Andrew Mason anhielt. Das Pferd stampfte auf der Stelle, prustete und schnaubte schließlich mit geblähten Nüstern. Die Gebisskette klirrte und das Leder meines Sattels knarrte leise. Ich schaute mich um und registrierte, dass hier alles noch unfertig und erst im Aufbau begriffen war. Das Wohnhaus war ein niedriger Bau mit flachem Dach und zwei kleinen Fenstern in der Vorderseite, zwischen denen sich die Haustür befand. Es war aus grob gehobelten Brettern gebaut und sah nicht so aus, als würde es einem der gefürchteten Herbststürme oder im Winter einem Blizzard standhalten. Es gab außerdem einen Stall und zwei Schuppen. Neben einem dieser Schuppen stand ein schwerer Conestoga-Schoner, dessen vergilbte Plane ziemlich brüchig aussah und eine Reihe von Rissen aufwies.

    Alles hier wirkte auf mich ärmlich und ich sagte mir, dass das Dasein der Familie hier am Coldwater Creek wohl ein einziger Überlebenskampf war.

    Ich wurde angerufen. Es war die Stimme einer Frau, und sie trieb aus einem der kleinen Fenster. „Wer sind Sie und was wollen Sie von uns?"

    Ich legte beide Hände übereinander auf das Sattelhorn, mein Blick suchte die Ruferin, konnte sie aber nicht entdecken und ich vermutete, dass sie im Schutz der Wand neben dem Fenster stand. „Ich bin U.S. Deputy Marshal Bill Logan vom Bezirksgericht in Amarillo. Sind Sie Mrs Mason?"

    „Ja, das bin ich. Ich kann den Stern an Ihrer Brust sehr gut erkennen und kann mir denken, was Sie zu uns treibt."

    „Ich möchte mit Ihrem Mann sprechen, Ma’am. Ist er zu Hause?"

    „Andrew ist auf dem Feld weiter westlich. Wenn Sie Fragen bezüglich des Mordes an Owen Kendall haben, dann werden Sie dieselben Antworten erhalten wie Sheriff Abbott. Mein Mann hat nämlich mit der Ermordung des Ranchers nicht das Geringste zu tun."

    „Haben Sie etwas dagegen, Ma‘am, wenn ich ins Haus komme?"

    „Was sollte ich dagegen haben? Wir haben nichts zu verbergen."

    Ich trieb mein Pferd an, saß beim Hitchrack ab und schlang den langen Zügel um den Holm, zog die Winchester aus dem Sattelschuh und betrat das Haus. Die Tür war derart niedrig, dass ich den Kopf einziehen musste. Ich befand mich in der Küche, Mrs Mason stand jetzt an dem blankgescheuerten Holztisch, hielt mit beiden Händen einen Henrystutzen schräg vor der Brust und fixierte mich mit einer Mischung aus Unsicherheit und Trotz. Ich schätzte sie auf Mitte vierzig, ihr Gesicht wirkte verhärmt und vorgealtert. Es war keine schöne Frau, aber ganz sicher eine Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben stand.

    „Sie können das Gewehr weglegen, Ma‘am", sagte ich und setzte mich an den Tisch, ohne dass mich die Frau dazu aufgefordert hatte.

    Sie zögerte, in ihren Zügen arbeitete es krampfhaft, dann aber überwand sie sich und ließ das Gewehr sinken, setzte sich ebenfalls an den Tisch und suchte mit den Augen meinen Blick. „Was wollen Sie wissen, Marshal?"

    Es wäre Zeitverschwendung gewesen, sie zu fragen, ob ihr Mann der Mörder des Bosses der Coldwater Creek Ranch war. Darum sagte ich: „Owen Kendall hat Ihrem Mann ein Ultimatum gesetzt, den Platz hier am Fluss zu räumen. Hat er irgendwelche Konsequenzen angedroht, falls Sie bleiben?"

    „Er drohte lediglich, dass wir es bereuen würden, wenn wir nicht mit Ablauf des Ultimatums verschwunden wären. Wir würden die Stunde, in der wir uns entschlossen haben, zu bleiben, verfluchen, meinte er."

    „Welches Ultimatum setzte er ihnen?"

    „Den 31. August."

    „Es ist schon seltsam, dass er zehn Tage vor Ablauf des Ultimatums ermordet wurde", murmelte ich.

    „Ziehen Sie nur keine falschen Schlüsse, Marshal!, brach es schroff über die zuckenden Lippen der Frau. „Mit einem derartigen Verdacht wartete schon Sheriff Abbott auf.

    „Dachten Sie und Ihr Mann daran, aufzugeben und diese Parzelle zu verlassen?"

    „Nachdem Kendall mit seinen Leuten hier war, ist mein Mann zu Dennis Samuel und Allan Dickerson gefahren. Auch bei ihnen war Kendall, und auch ihnen hat er geraten, bis zum 31. August vom Coldwater Creek zu verschwinden, da er ihnen sonst Beine machen würde."

    „Ihr Mann, Samuel und Dickerson haben doch sicherlich beraten, wie sie Kendall entgegentreten können, gab ich zu verstehen. „Was war das Ergebnis ihrer Beratung?

    „Sie beschlossen, zu bleiben und Kendall die Stirn zu bieten. Zunächst einmal erstatteten mein Mann und Dennis Samuel beim County Sheriff in Stratford Anzeige gegen Kendall, Dickerson fuhr sogar die dreißig Meilen bis nach Dalhart, um beim Sheriff des Dallam County Anzeige zu erstatten."

    „Und?"

    „Abbott fertigte meinen Mann und Samuel kurz und bündig ab, indem er erklärte, unsere Heimstätten nicht bewachen zu können, da es ihm zum einen an der Zeit und zum anderen auch an Deputies fehle. Wilbur Reynolds äußerte sich Dickerson gegenüber ähnlich. Wir waren also auf uns gestellt und konnten von Seiten des Gesetzes nicht mit Hilfe rechnen."

    „Meinen Sie nicht auch, sagte ich, „dass einer der drei Siedler den Entschluss fasste, das Problem mit einer schnellen Kugel zu lösen. Ich denke, dass vieles dafür spricht.

    „Nach allem liegt der Verdacht natürlich nahe, gab die Frau zu. „Was meinen Mann jedoch betrifft, lege ich die Hand dafür ins Feuer, dass er nicht der Mörder ist.

    Plötzlich trieb von draußen das Rumpeln und Poltern eines Fuhrwerks an mein Gehör, das nach und nach deutlicher wurde und in das sich schließlich das Quietschen der Achsen in den Naben mischte. Mrs Mason erhob sich schnell, ging zum Fenster und sagte im nächsten Moment über die Schulter: „Da kommen mein Mann und mein Sohn. Großer Gott! Entsetzen prägte den Tonfall ihrer Stimme und ließ sie schrill werden. „Ihre Gesichter sind blutüberströmt.

    Sie warf sich mit dem letzten Wort herum und eilte zur Tür, einen fassungslosen Ausdruck im Gesicht. Zwei Atemzüge später war sie draußen. Ich erhob mich und folgte ihr. Ein so genannter Schlutter Wagon - das ist ein leichtes Fuhrwerk mit einer Ladekapazität von bis zu einer Tonne, den u.a. die Armee als Munitionswagen einsetzte –, rollte gerade in den Hof. Ein schwerer Kaltblüter zog ihn, und auf dem Wagenbock sah ich zwei Männer, deren Gesichter in der Tat blutverschmiert waren. Und als der Ältere der beiden das Pferd vor dem Farmhaus in den Stand zerrte, konnte ich eine Reihe von Schwellungen, Blutergüssen und kleinen Platzwunden in den Gesichtern ausmachen.

    Mir schwante Schlimmes.

    Das Poltern, Knarren und Quietschen war in der Stille versunken, die jedoch sogleich die schrille Stimme von Mrs Mason sprengte. „Gütiger Gott, Andrew, was ist geschehen? Was hat man mit euch gemacht? Waren das die Leute von der Coldwater Creek Ranch?"

    Der Blick des Heimstätters hatte sich an mir regelrecht verkrallt, und ohne auf die Fragen seiner Gattin einzugehen rief er: „Sind Sie wegen der Kendall-Sache zum Coldwater Creek gekommen, Marshal?"

    Ich nickte. „Ja. Und wie es aussieht, gerade noch rechtzeitig, bevor es hier drunter und drüber geht. Sie und Ihr Sohn wurden ziemlich übel zugerichtet. Waren es Leute von der Coldwater Creek Ranch?"

    „James Howell kam mit einem halben Dutzend Männer und erklärte, dass sich durch Kendalls Tod nichts geändert habe. Das Ultimatum gelte, und sollten wir am 1. September noch auf diesem Landstrich anzutreffen sein, werde es ausgesprochen ungemütlich für uns. Ich erklärte Howell, dass keiner von uns Heimstättern daran denkt, sein Land aufzugeben. Daraufhin ließ er mich und Matt von seinen Männern zusammenschlagen. Er meinte, dass dies nur ein Vorgeschmack sei auf das, was uns erwartet, wenn wir mit Ablauf des Ultimatums nicht verschwunden wären."

    „Diese brutalen …", entfuhr es der Frau, doch ihre Stimme brach weil sie von ihren Gefühlen übermannt wurde und hemmungslos zu weinen begann. Jetzt stieg Andrew Mason vom Wagenbock, ging zu seiner Gattin hin und nahm sie in die Arme.

    „Weine nicht, Kath. wir lassen uns nicht unterkriegen von den Schuften der Coldwater Creek Ranch. Ich werde mich noch heute zum Sheriff nach Stratford begeben und Anzeige sowohl gegen Melissa Randall als auch ihren skrupellosen Vormann erstatten."

    „Das ist nicht nötig, erklärte ich. „Verstöße gegen das Heimstättengesetz werden vom U.S. Marshal geahndet, und ich gehöre zu dessen Mannschaft. Darum werde ich jetzt zur Coldwater Creek Ranch reiten und sowohl mit Mrs Kendall als auch ihrem Vormann ein paar Takte sprechen.

    „Howell und seine Kettenhunde kamen von Westen, also vom Land Samuels, sagte Andrew Mason. „Noch weiter westlich befindet sich die Siedlungsstätte von Allan Dickerson. Ich hege die Befürchtung, dass diese Halsabschneider auch Samuel und Dickerson einen Besuch abgestattet haben.

    „Das werde ich bald wissen", versicherte ich, dann ging ich zu meinem Pferd, band es los und kletterte in den Sattel.

    3

    Die Raureiter von der Coldwater Creek Ranch hatten tatsächlich auch Dennis Samuel und Allan Dickerson einen höllischen Besuch abgestattet. Beiden hatten sie geraten, spätestens bis zum 31. August um Mitternacht von ihrem Stück Land verschwunden zu sein, falls nicht, werde man sie hier begraben.

    Für mich war die Sache eindeutig: Die Coldwater Creek Ranch terrorisierte die Heimstätter. Daher beschloss ich, nicht nur zu versuchen, den Mord an Owen Kendall aufzuklären, sondern auch dem Treiben seiner Witwe und deren Vormann ein Ende zu bereiten.

    Ich ritt am Fluss entlang nach Westen und erreichte nach fast zwei Stunden Ritt die Ranch. Es war bereits ziemlich spät am Nachmittag, die Wolkendecke war etwas aufgerissen und manchmal brach die Sonne durch und legte ihr Licht mit gleißendem Schein auf das Land. Es war eine mittelgroße Ranch mit zwei Ställen, einer Scheune, mehreren Schuppen und einer Remise, in der drei verschieden schwere Fuhrwerke standen. Das Haupthaus und die Mannschaftsunterkunft waren etwas abseits errichtet worden, und im Gegensatz zur Mannschaftsunterkunft besaß das Haupthaus ein Stockwerk. Eine Außentreppe führte hinauf zu einem Balkon, der so breit war wie die Vorderfront des Gebäudes. Allein vom Augenschein her konnte man erkennen, dass der Besitzer der Coldwater Creek Ranch kein armer Mann respektive keine arme Frau war. Den Mord an ihrem Mann aufzuklären war mein Job.

    Aus der Schmiede der Ranch klangen noch helle Hammerschläge, aus einem der Ställe kam ein Ranchhelfer mit einer Handkarre voll Mist, ein anderer Mann war damit beschäftigt, an dem niedrigen Zaun, der einen kleinen Gemüsegarten eingrenzte, schadhafte Latten auszuwechseln.

    Wiederum ein ganzes Stück abseits befanden sich zwei Corrals, in denen schätzungsweise fünfzig bis sechzig Pferde weideten. Auch das war ein Beweis für den Wohlstand auf dieser Ranch. Ich ritt bis vor das Haupthaus, schwang mich aus dem Sattel und schlang den Zügel einige Male um den Haltebalken, nahm mein Gewehr und stieg die vier Stufen zur Veranda hinauf, um gleich darauf den bronzenen Türklopfer an der Haustür zu benutzen. Es dauerte nicht lange, dann wurde die Tür aufgezogen und ein junger Chinese trat in den Türrahmen. „Was kann ich für Sie tun, Mister?", erkundigte er sich mit akzentfreiem Englisch, was mir verriet, dass er in den Staaten geboren worden und aufgewachsen war.

    „Ich möchte Mrs Kendall sprechen", erklärte ich mein Anliegen.

    Der Blick des jungen Chinesen löste sich von meinem Gesicht und saugte sich sekundenlang an dem Stern fest, der auf der linken Brustseite an meiner Weste befestigt war, dann nickte der Bursche, bat mich um einen Augenblick Geduld, trat zurück und schloss die Tür. Ich wandte mich um und ging zum Geländer der Veranda, legte beide Hände darauf und schwenkte meinen Blick mal in diese, mal jene Richtung. Die beiden Ranchhelfer hatten ihre Arbeit unterbrochen und beobachteten mich. Von den Cowboys schien sich kein einziger auf der Ranch zu befinden.

    Als hinter mir die Stimme des Chinesen erklang, drehte ich mich um. „Mrs Kendall ist bereit, mit Ihnen zu sprechen, Sir. Sie erwartet Sie in der Halle."

    Er ließ mich an sich vorbei, ich betrat die Halle und sah Melissa Kendall, die seit dem gewaltsamen Tod ihres Mannes auf dieser Ranch der Boss war. Die Coldwater Creek Ranch war einer der wenigen Betriebe im Panhandle, der nicht der PCC angegliedert war. Möglicherweise war das den Verantwortlichen der Rinderzuchtvereinigung ein Dorn im Auge, vielleicht sogar das Motiv für den hinterhältigen Mord an Owen Kendall.

    Melissa Kendall stand hinter einem Sessel, der zusammen mit drei anderen um einen niedrigen Holztisch gruppiert war. Sie war schwarz gekleidet, ihre Hände lagen oben auf der Rückenlehne des Sitzmöbels, der Blick, mit dem sie mich musterte, war forschend, abschätzend und erwartungsvoll. Außerdem glaubte ich eine gewisse Anspannung in ihren regelmäßigen Gesichtszügen wahrzunehmen. Sie war ungefähr Ende zwanzig, die schwarzen Haare hatte sie straff zurückgekämmt und am Hinterkopf zu einem Knoten zusammengebunden. Sie war eine schöne, rassige Frau, die faszinierte und deren Ausstrahlung sich ein Mann nicht so leicht entziehen konnte.

    Ich nahm den Hut ab und grüßte, sie erwiderte meinen Gruß ausgesprochen zurückhaltend und fragte dann: „Ist das Bezirksgericht endlich auf die Zustände am Coldwater Creek aufmerksam geworden? Mein Mann wurde hinterrücks erschossen und das Gesetz hier oben ist nicht in der Lage, seinem Mörder die Maske des Biedermannes vom Gesicht zu reißen."

    Ich ging einige Schritte auf sie zu, und als ich die Sitzgruppe erreichte, hielt ich an und erwiderte: „Ja, man hat mich wegen dieser Sache hierher geschickt. Ich bin heute Mittag in Stratford angekommen."

    „Und Sie sind sofort zur Coldwater Creek Ranch geritten, um Fragen zu stellen, nicht wahr? Etwas in ihren Zügen verhärtete und sie fuhr fort: „Sie sollten den Schollenbrechern, die östlich meines Weidelandes einfach Regierungsland in Besitz genommen haben, Fragen zum Tod meines Gatten stellen, Marshal.

    „Ich habe mit Andrew Mason, Dennis Samuel sowie Allan Dickerson gesprochen, Ma’am. Kurz vorher führte allerdings Ihr Vormann mit einem halben Dutzend hartbeiniger Burschen eine recht intensive Unterhaltung mit jedem dieser Männer. Mir scheint, es gilt hier oben nicht nur den Mord an Ihrem Mann aufzuklären, sondern auch einige himmelschreiende Missstände zu beseitigen. Sie sind sich sicher im Klaren, dass Verstöße gegen das Heimstättengesetz in die Zuständigkeit des Bundesmarshals fallen und dass ich als U.S. Deputy Marshal die Augen davor nicht verschließen werde."

    „Es gibt keinen Verstoß gegen das Heimstättengesetz, Marshal. Mason, Samuel und Dickerson siedeln illegal am Coldwater Creek. Die Regierung hat das Land, das sie in Anspruch nehmen, nie zur Besiedlung freigegeben. Sie haben Zäune gezogen und dem Vieh der Coldwater Creek Ranch den Zugang zur Tränke auf fast zwei Meilen versperrt. Seit Gründung dieser Ranch haben die Rinder mit dem CC- Brand auf dem Weideland gestanden, das vor einigen Monaten die drei Landräuber mit ihren Pflügen umbrachen und auf dem sie Weizen und Mais anbauten."

    „Habe ich richtig gehört?, entfuhr es mir. „Sie behaupten, dass die drei Familien das Land unrechtmäßig nutzen?

    „So ist es, antwortete Melissa Kendall. „Darum hat sie mein Mann aufgefordert, bis zum 31. August das Land wieder zu räumen, denn die Verträge, die uns die Landräuber präsentierten, erwiesen sich als gefälscht. Die Coldwater Creek Ranch aber kann sich das Land betreffend auf das Gewohnheitsrecht berufen. Dass ihnen mein Mann ein Ultimatum setzte, bis zu dem sie das Land verlassen sollten, war für sie Grund genug, ihm eine Kugel zwischen die Schulterblätter zu knallen. Ich habe es dem Gesetz überlassen, den Mord aufzuklären. Weder Sheriff Abbott noch Sheriff Reynolds waren in der Lage den oder die Mörder zu überführen. Meine ganze Hoffnung liegt nun bei Ihnen.

    Es dauerte kurze Zeit, bis ich im Kopf alles Gehörte verarbeitet hatte, dann sagte ich: „Selbst wenn es so ist, dass Mason, Samuel und Dickerson illegal siedeln: Es gibt Ihnen nicht das Recht, Ihren Vormann mit einem halben Dutzend rauer Burschen zu ihnen zu schicken, damit sie sie zu zurechtstutzen."

    „Gutem Zureden haben sich die drei verschlossen, versetzte die Rancherin mit harter Stimme. „Gewalt scheint die einzige Sprache zu sein, die die Landräuber verstehen. Darum habe ich mich entschlossen, mich mit ihnen in dieser Sprache zu unterhalten.

    „Sagten Sie eben nicht, Sie wollen es dem Gesetz überlassen?"

    „Nur, was den Mord an meinem Mann anbetrifft."

    „Sie haben vor, Faustrecht zu praktizieren. Aber die Zeiten, in denen das Recht des Stärkeren galt, sind vorbei. Ich werde nicht zusehen, wie Sie von Ihren Leuten die drei Familien fertig machen lassen."

    Melissa Kendall schürzte die Lippen, ihre Augen waren kalt wie Glas, und als sie sprach, erinnerte ihre Stimme an zerbrechenden Stahl. Sie sagte: „Sie sitzen auf Land, das die Coldwater Creek Ranch beansprucht und das ihr auch zusteht – entsprechend dem geltenden Gewohnheitsrecht. Darum werde ich sie von meinen Leuten verjagen lassen, und ich werde auf nichts und niemand Rücksicht nehmen."

    „Das war deutlich, Ma’am, und ich werde mich entsprechend darauf einstellen."

    Wir starten uns sekundenlang an, ein stummes Duell, über dessen Ausgang die stärkeren Nerven entscheiden würden. Aber darauf ließ ich mich nicht ein, sondern schwang auf dem Absatz herum und verließ grußlos die Halle.

    Als ich vom Ranchhof ritt, spürte ich förmlich den Blick Melissa Kendalls im Rücken, und ich fragte mich unwillkürlich, wie weit diese Frau wohl gehen würde in ihrer Unduldsamkeit und Mitleidlosigkeit.

    4

    Während ich nach Stratford zurückritt, kam die Dunkelheit. Das Vogelgezwitscher im Ufergebüsch war längst verstummt, im Westen zeugte ein schwacher, gelber Schein über dem Horizont vom zurückliegenden Sonnenuntergang und der Himmel über mir war dicht bewölkt, sodass kein einziger Stern zu sehen war. Die Finsternis wurde dicht und mit dem Blick kaum zu durchdringen.

    Ich ritt auf dem staubigen Reit- und Fahrweg, der parallel zum Coldwater Creek verlief. Manchmal klirrte ein Huf, wenn er gegen einen Stein stieß. Ansonsten waren nur das gleichmäßige Pochen der Hufe, das leise Säuseln des Nachtwinds und das Rascheln der Blätter des Buschwerks zu meiner Linken zu vernehmen.

    Plötzlich aber hörte ich Hufschläge, und schnell war mir klar, dass sich mir dieses von Osten her näherte. Wenn es anfangs nur ein verschwommenes Rumoren war, das an mein Gehör sickerte, so wurde es schnell deutlicher und ich schätzte, dass ungefähr ein halbes Dutzend Pferde durch die Nacht getrieben wurden. Ich saß ab und zerrte meinen Vierbeiner hinter mir her in den Schutz des Ufergebüsches.

    Das Hufgetrappel war schließlich ganz nah und schlug heran wie eine Brandungswelle, und dann schälten sich die Reitersilhouetten aus der Dunkelheit. Sie ließen ihre Pferde traben, schließlich waren sie so nah, dass ich sie zählen konnte, sie zogen vorbei und nach einiger Zeit wurden sie von der Finsternis geradezu aufgesogen. Die Geräusche entfernten sich.

    Es waren sieben Reiter gewesen, und mir musste niemand sagen, dass es sich um den Vormann der Coldwater Creek Ranch und seinen raubeinigen Verein gehandelt hatte. Die Kerle waren auf dem Nachhauseweg. Und sobald sie auf der Ranch angekommen waren, würde James Howell von Melissa Kendall hören, dass ein U.S. Deputy Marshal angekommen sei.

    Aber ich fürchtete weder James Howell noch sonst jemand von der Coldwater Creek Ranch und war entschlossen, hier am Coldwater Creek für Ruhe und Ordnung zu sorgen.

    Ich erreichte die Stadt, brachte mein Pferd in den Mietstall, der noch geöffnet hatte, und suchte das Sheriff‘s Office auf. Die Tür war verschlossen, drinnen brannte kein Licht. Ich vermutete, dass Mike Abbott seinen ersten Rundgang durch die Stadt machte und entschloss mich, meine Satteltaschen ins Hotel zu bringen und es dann noch einmal zu versuchen.

    Aber das nahm lediglich knapp zehn Minuten in Anspruch, und als ich zurückkehrte, war das Office nach wie vor verwaist. Also setzte ich mich in den Schaukelstuhl auf dem Vorbau und wartete. Vom Saloon her trieb verworrener Lärm; Johlen, Grölen, Geschrei und Gelächter, dazwischen das Klimpern eines Klaviers.

    Meine Geduld wurde auf keine besonders harte Probe gestellt, denn schon eine Viertelstunde später tauchte Sheriff Abbott auf und ich erhob mich aus dem Schaukelstuhl. „Ah, Sie sind es Marshal. Haben Sie etwas erreicht bei den Heimstättern?"

    „Nein", antwortete ich, während er die Tür aufschloss. Ich folgte ihm ins Office, er machte Licht, stellte die Schrotflinte in den Gewehrschrank und wandte sich mir zu.

    „Ich weiß nicht, ob einer der Heimstätter imstande ist, einen Mann in den Rücken zu schießen, gab der Gesetzeshüter zu verstehen. „Ich traue es jedenfalls keinem der drei zu.

    „Die Coldwater Creek Ranch hat den Siedlern erneut ein Ultimatum gesetzt, sagte ich. „Um dem Nachdruck zu verleihen, haben James Howell und einige seiner Reiter die Siedler übel verprügelt. Ich war auch auf der Coldwater Creek Ranch und habe mit Melissa Kendall gesprochen. Sie ist entschlossen, ihrem Willen auf die raue Tour Geltung zu verschaffen.

    „Aber das haben Sie doch gewiss nicht einfach so geschluckt, Marshal?"

    „Ich habe ihr klarzumachen versucht, dass sie drauf und dran ist, den falschen Weg zu beschreiten. Aber ich glaube nicht, dass ich sie zum Nachdenken angeregt habe. Sie ist davon überzeugt, dass die Heimstätter ihren Mann ermordet haben. Drum wird sie nicht die Samthandschuhe anziehen, wenn sie auf die Siedler losgeht."

    „So eine schöne und begehrenswerte Frau, murmelte der Sheriff gedankenvoll, „wieso ist sie so stur und von dem Gedanken besessen, die Siedlerfamilien aus dem Land zu jagen?

    „Weil sie davon überzeugt ist, dass sich die Heimstätter illegal das Land am Coldwater Creek angeeignet haben."

    Der County Sheriff starrte mich verständnislos an, schließlich platzte es über seine Lippen: „Das soll wohl ein Witz sein?"

    Ich schüttelte den Kopf und erwiderte: „Kein Witz, Sheriff. Melissa Kendall sagte mir, dass die Besitzurkunden gefälscht sind. Darum werde ich morgen noch einmal zu den Heimstätten reiten und mir die Dokumente genau ansehen. Vielleicht wäre es gut, wenn Sie mitkämen."

    Mike Abbott begann an seiner Unterlippe herumzunagen, und einen grüblerischen Ausdruck in den Augen sagte er: „Sie haben mir die Urkunden vorgelegt, als sie vor einigen Monaten hier ankamen und Anspruch auf das Land am Coldwater Creek erhoben. Sie tragen alle den Stempel und die Unterschrift des Agenten für die Landvergabe in Lubbock. Nichts deutete darauf hin, dass diese Besitzurkunden gefälscht sein könnten."

    „Ich werde herausfinden, ob die drei Familien das Land zu Recht für sich beanspruchen. Doch unabhängig davon gilt es zu verhindern, dass die Coldwater Creek Ranch gewaltsam gegen die Siedler vorgeht. Ich rechne mit Ihrer Hilfe, Sheriff. Und morgen, nachdem ich mir die Urkunden angesehen habe, werde ich den Weg zur Bar H Ranch am Rita Blanca Lake unter die Hufe meines Pferdes nehmen. Bei dieser Gelegenheit werde ich auch gleich Sheriff Reynolds in Dalhart einen Besuch abstatten."

    „Sie verlangen aber nicht von mir, dass ich mit Ihnen bis zum Rita Blanca Lake reite?", stieß Mike Abbott hervor und schaute mich geradezu entsetzt an.

    „Keine Sorge, Sheriff. Den Weg zur Bar H und nach Dalhart schaffe ich schon alleine. Ich konnte direkt sehen, wie er aufatmete. Sofort aber fügte ich hinzu: „Wenn ich zu Mason und Samuel reite, um die Echtheit ihrer Besitzurkunden zu prüfen, möchte ich Sie aber dabei haben. Ich schlage vor, dass wir um 8 Uhr aufbrechen.

    Der County Sheriff zeigte wenig Begeisterung, nickte aber und knurrte: „Einverstanden. Wir treffen uns vor dem Office."

    „In Ordnung. Schlafen Sie gut, Sheriff."

    Ich verließ das Office und stapfte durch den Staub hinüber zum Hotel, voller Vorfreude darauf, nach mehreren Tagen unter freiem Himmel wieder in einem richtigen Bett schlafen zu können.

    5

    Als ich am darauffolgenden Tag kurz vor 8 Uhr mit meinem Pferd beim Sheriff‘s Office ankam, wartete Mike Abbott schon. Sein Pferd, einen Rotfuchs, hatte er am Hitchrack festgebunden. Als ich anhielt, erhob er sich aus dem Schaukelstuhl auf dem Vorbau, reckte die Schultern, schnappte sich das Gewehr, das an der Hauswand lehnte und kam auf die Straße. „Guten Morgen, Marshal, ich hoffe, Sie haben gut geschlafen und auch gut gefrühstückt."

    „Ich kann nicht klagen. Sind Sie bereit, Sheriff?"

    Er nickte, band sein Pferd los, stellte den linken Fuß in den Steigbügel, griff mit beiden Händen nach dem Sattelhorn und riss sich in den Sattel. Nebeneinander ritten wir zum westlichen Stadtrand und schon bald umgab uns nur noch Wildnis; Hügel, hüfthohes Gras, mannshohes Gestrüpp und verkrüppelte Bäume, darüber ein Himmel voller grauer Wolken, die vom Morgenwind nach Osten getrieben wurden. Der Coldwater Creek, der von Westen kam, hatte sich sein Bett zwischen Hügeln und Felsen gegraben und mündete irgendwo weiter nordöstlich im Oklahoma-Territorium in den North Canadian River.

    Wir ritten schweigend. Das Vogelgezwitscher begleitete uns, in den Büschen summten Bienen und Hummeln. Es war wieder sehr schwül und blutsaugende Bremsen quälten uns und die Pferde, die mit ihren Schweifen nach den Blutsaugern an ihren Flanken schlugen, sie aber nicht zu vertreiben vermochten.

    Nach einer Stunde erreichten wir die Farm Masons. Heute waren Andrew Mason und sein Sohn nicht auf dem Feld. Ihre Gesichter trugen die deutlichen Spuren der Fäuste der Coldwater Creek Ranch-Reiter. Sie hatten sich zwar das Blut abgewaschen, die Schwellungen, Blutergüsse und kleinen Platzwunden jedoch würden sie längere Zeit mit schmerzlicher Intensität an den gestrigen Tag erinnern.

    Nach einer knappen Begrüßung setzten wir uns – abgesehen von dem neunzehnjährigen Matt Mason –, an den Tisch in der Küche, und ich begann das Gespräch, indem ich sagte: „Ich habe gestern Abend mit Melissa Kendall gesprochen. Sie fühlt sich im Recht, denn sie behauptet, dass weder Sie, Mason, noch Samuel und Dickerson das Land hier am Fluss legal erworben haben."

    Während ich sprach, beobachtete ich Andrew Mason aufmerksam und so entging mir nicht die geringste Reaktion in seinem Gesicht. Er blinzelte, wich meinem Blick aus und sagte mit etwas schwankender Stimme: „Sowohl ich als auch Samuel und Dickerson sind im Besitz einer Urkunde des Büros für die Landvergabe in Lubbock."

    „Diese Besitzurkunde würde ich gerne sehen", erwiderte ich.

    „Sie können das Dokument gerne in Augenschein nehmen, Marshal", erklärte Mason und stemmte sich mit beiden Armen am Tisch in die Höhe, wechselte einen schnellen Blick mit seiner Frau und ging dann zum Buffet, öffnete die grün verglaste Tür des Aufsatzes und entnahm aus einem der Regale ein zusammengefaltetes Papier, das er mir brachte. Ich faltete es auseinander und las. Es war eine Besitzurkunde, wonach Mason berechtigt war, sich auf einem unbesiedelten Stück Land am Coldwater Creek niederzulassen, sich ein 160 Acre großes Terrain abzustecken und es zu bewirtschaften, mit dem Ziel, dass es nach einer Dauer von fünf Jahren in das Eigentum Masons überging. Die Urkunde trug den Stempel des Agenten für die Landvergabe nach dem Heimstättengesetz in Lubbock, außerdem war es von dem Agent unterschrieben.

    Ich konnte nicht feststellen, dieses Dokument gefälscht war, reichte es dem Sheriff und sagte an Andrew Mason gewandt: „Die Besitzurkunde scheint in Ordnung zu sein. Ich frage mich deshalb, wieso Melissa Kendall behauptet, dass sie gefälscht ist."

    Andrew Mason hob die Schultern, ließ sie wieder nach unten sacken und murmelte: „Sie möchte uns los sein. Und um zu erreichen, dass wir verschwinden, scheut sie auch vor niederträchtigen Behauptungen nicht zurück. Und sie sucht eine Rechtfertigung für ihr gesetzeswidriges Vorgehen. Sie ist davon überzeugt, dass wir Heimstätter hinter dem Mord an ihrem Mann stecken. Vor drei oder vier Jahren, als es hier noch kein Gesetz gab, hätte sie uns wahrscheinlich kurzerhand aufhängen lassen. Aber das wagt sie nicht, weil sie die Konsequenzen befürchtet. Darum versucht sie uns auf andere Art und Weise fertigzumachen."

    Auch Sheriff Mike Abbott hatte sich die Urkunde noch einmal gründlich angeschaut und reichte sie nun dem Siedler zurück. „Die ist echt!", stieß er hervor.

    Mason faltete das Dokument wieder zusammen und trug es zum Schrank zurück. Dann drehte er sich herum und heftete seinen Blick auf mich. „Was hat Melissa Kendall sonst noch von sich gegeben, Marshal?"

    „Sie will auf jeden Fall fortsetzen, was ihr Mann begonnen hat, antwortete ich. „Dass sie Ihnen sowie Samuel und Dickerson ihren Vormann mit einer raubeinigen Crew auf den Hals schickte, ist – denke ich – beredt genug.

    „Ich nehme doch an, dass Sie und auch die beiden anderen Heimstätter Strafanzeige gegen Melissa Kendall und ihren Vormann erstatten", mischte sich Sheriff Abbott ein.

    Fragend sah Andrew Mason mich an. Ich sagte: „Die Mannschaft der Coldwater Creek Ranch wird auftauchen, und zwar spätestens am 1. September, um nachzusehen, ob Sie noch auf Ihrem Land sind. Und da Melissa Kendall angedroht hat, ihren Willen auf die raue Tour durchzusetzen, werden zu ihren bisherigen Gesetzesverstößen einige weitaus gravierendere kommen. Und ich werde dafür sorgen, dass sie sich deswegen verantworten muss. Dann wird auch die Sache von gestern zur Sprache kommen."

    „Wie soll es nun weitergehen?, wollte der Siedler wissen. „Ich kann doch nicht hier herumsitzen und darauf warten, dass uns James Howell mit Pulverdampf und Blei von unserem Grund und Boden verjagt. Der 31. August ist in wenigen Tagen, und Matt und ich sind nicht stark genug, um der Coldwater Creek-Mannschaft Paroli zu bieten.

    „Dasselbe gilt für Dennis Samuel und Allan Dickerson, sagte ich. „Alleine auf sich gestellt ist jeder von euch nicht stark genug, den Raureitern der Coldwater Creek Ranch etwas entgegenzusetzen. Und ich kann mich auch nicht dreiteilen, ebenso wenig Sheriff Abbott.

    „Was schlagen Sie vor, Marshal?", fragte Kath Mason.

    „Sie sollten sich alle auf einer der Farmen verschanzen, versetzte ich. „Und zwar auf dem Anwesen von Dickerson, dem die Coldwater Creek-Mannschaft zuerst ihren höllischen Besuch abstatten wird, weil es als erstes auf ihrem Weg liegt. Auch ich würde mich dort einfinden und Ihnen helfen, diesen Kerlen – vor allem aber Melissa Kendall – ihre Grenzen aufzuzeigen.

    „Was ist, wenn diese Halsabschneider nicht bei Dickerson beginnen?, fragte Andrew Mason und jeder Zug seines Gesichts drückte Skepsis aus. „Angenommen, sie kommen zuerst zu mir und finden meine Farm verlassen vor. Sie werden hier keinen Stein auf dem anderen lassen, und unsere Arbeit der vergangenen Monate wäre umsonst gewesen.

    „Ihre und Samuels Farmen befinden sich in meinem Zuständigkeitsbereich, mischte sich Sheriff Abbott ein. „Daher wird es meine Aufgabe sein, zu verhindern, dass die Leute der Coldwater Creek Ranch Ihren Besitz zerstören. Ich werde also die Bürgermiliz mobilisieren und auf Ihren Farmen Leute postieren.

    „Und Sie denken, Sie finden jemand, der für uns Kopf und Kragen riskiert?", kam es zweifelnd von Mason.

    „Ich gehe davon aus, dass sich genügend Männer zur Verfügung stellen", antwortete der Gesetzeshüter.

    „Wenn nicht, sagte ich, „dann sollten Sie trotzdem Ihre Farm verlassen und sich zu Dickerson begeben. Die Gebäude hier können Sie gegebenenfalls wieder aufbauen. Wenn jemand von Ihnen jedoch Schaden an Leib oder vielleicht sogar Leben nimmt, so ist das nicht so einfach oder gar nicht mehr zu reparieren.

    Die Kiefer Masons mahlten, er schien sich auf die Schnelle nicht entscheiden zu können. Doch dann sagte seine Frau: „Der Marshal hat recht, Andrew. Ein Haus kann man wieder aufbauen, ein Leben jedoch ist nicht mehr zu ersetzen."

    „In Ordnung, Kath, knurrte der Siedler und nickte wiederholt. „Ich habe nicht das Recht, dein und Matts Leben in die Waagschale zu werfen. Darum folgen wir dem Rat des Marshals und verlassen unsere Farm. Ich hoffe nur, dass Dickerson nichts dagegen hat, dass wir uns alle bei ihm einnisten.

    „Kaum, erklärte ich, „denn Dickerson befindet sich in derselben prekären Situation wie Sie und Dennis Samuel.

    6

    Mein Pferd trug mich in südwestliche Richtung, und irgendwann stieß ich auf die Poststraße, die von Dalhart nach Stratford führte. Das graue Band der Straße wand sich wie der riesige Leib einer Schlange zwischen den Hügeln hindurch. Es war von Wagenrädern zerfurcht und von unzähligen Hufen aufgewühlt. Die Hufe meines Pferdes rissen kleine Staubfontänen in die schwüle Luft.

    Hin und wieder ließ ich meinen Vierbeiner galoppieren, denn ich wollte vor Sonnenuntergang am Rita Blanca Lake und damit auf der Bar H Ranch ankommen. Dem County Sheriff in Dalhart wollte ich erst am nächsten Tag einen Besuch abstatten.

    Ich schaffte es. Als die ersten grauen Schlieren der Abenddämmerung über dem Land woben, stieg ich vor dem Haupthaus der Bar H Ranch vom Pferd. Da ging auch schon die Haustür auf und ein grauhaariger, mittelgroßer und gedrungen wirkender Mann von etwa fünfzig Jahren erschien auf der Veranda, ging bis zum Geländer, legte beide Hände darauf und sagte: „Ich hab Sie durch das Fenster auf den Hof reiten sehen, und ich sehe einen Stern an Ihrer Brust. Was führt einen Bundesmarshal auf die Bar H?"

    „Können wir das drin besprechen?", kam sogleich meine Gegenfrage, denn ich war nicht dreißig Meilen weit geritten, um mich vor der Tür abspeisen zu lassen. Ich war zwar schon öfter auf der Ranch, den Grauhaarigen aber hatte ich nie vorher hier gesehen. Aber auf den Ranches der PCC wechselten die Ranchbosse ständig. Dass der Bursche auf der Veranda hier Verwalter war, unterstellte ich ganz einfach.

    Er grinste etwas starr, nickte aber und sagte: „Natürlich, kommen Sie ins Haus. Mein Name ist Jordan – Frank Jordan, ich bin seit zwei Monaten auf der Bar H als Verwalter eingesetzt."

    „Ich bin U.S. Deputy Marshal Logan, und ich reite für das District Court for the Northern District of Texas. Freut mich, Mister Jordan."

    Ich war überzeugt, dass meine letzte Aussage nicht gerade überzeugend geklungen hatte. Er lachte klirrend auf, der Hohn in diesem Lachen war nicht zu überhören und sagte mir, dass er Bescheid wusste.

    In der Halle forderte er mich auf, Platz zu nehmen, und als ich saß bot er mir sogar einen Drink an, den ich jedoch dankend ablehnte. Auch Jordan ließ sich nieder, fixierte mich durchdringend und stieß schließlich hervor: „Worum geht‘s, Marshal?"

    „Um den Mord an Owen Kendall", erwiderte ich ohne Umschweife und wich seinem Blick nicht aus.

    „Deswegen war schon Wilbur Reynolds bei mir, erklärte Jordan und lehnte sich im Sessel zurück. „Ich habe mit der Sache nichts zu tun. Die Weidegründe der Bar H grenzen zwar oben im Norden an die der Coldwater Creek Ranch, aber zwischen Kendall und der Bar H herrschte eine gute nachbarschaftliche Beziehung.

    „Die PCC hat Kendall ein Angebot bezüglich seiner Ranch unterbreitet. Kendall hat abgelehnt."

    „Das war lange vor meiner Zeit als Ranchboss, versetzte Jordan. „Unabhängig davon wäre es aber für die Verantwortlichen der PCC kein Grund, einen Mann von einem Heckenschützen ermorden zu lassen. Darum frage ich mich, weshalb mir das Distriktgericht einen Marshal schickt, insbesondere, nachdem ich Sheriff Reynolds gegenüber schon zum Ausdruck gebracht habe, dass die Bar H mit dem Tod Kendalls nicht das Geringste zu tun hat.

    „Fakt ist, dass Owen Kendall mit einer Kugel im Rücken aufgefunden wurde. Fakt ist auch, dass er die PCC möglicherweise herausgefordert hat, als er es ablehnte, seine Ranch zu verkaufen. Die PCC fühlt sich nämlich als unumstrittener Monopolträger bezüglich der Viehzucht hier im Panhandle. Und sie setzt ihren Willen durch, und zwar auch dann, wenn eine Straftat hierfür notwendig ist."

    Es gab für mich keinen Grund, mit meiner Meinung über die Viehzüchtergesellschaft hinter dem Berg zu halten, denn ich hatte mit ihren Vertretern in den vergangenen Jahren genug Verdruss, es bestand eine regelrechte Feindschaft zwischen ihnen und den Deputy Marshals des Bezirksgerichts.

    Jordan starrte mich an wie einen, an dessen Verstand er zweifelte. Sein Lächeln war wie weggewischt, in seinen Augen begann ein böses Licht zu glimmen, und er presste zwischen den Zähnen hervor: „Das heißt, dass Sie der Bar H und damit mir einen kaltblütigen und heimtückischen Mord unterstellen."

    „Ja, kaltblütig und heimtückisch wurde dieses Verbrechen ausgeführt, bestätigte ich. „Und weil das so ist, werde ich nicht ruhen, bis ich Kendalls Mörder seiner gerechten Bestrafung zugeführt habe. – Eines aber muss ich zunächst einmal klarstellen, Mister Jordan: Ich unterstelle niemand diesen Mord. Doch ich bin gehalten, Ermittlungen jedweder Art durchzuführen, um das Verbrechen aufzuklären. Die PCC könnte ein Motiv gehabt haben.

    „Das ist lächerlich, Marshal. Aber Ihr Verdacht ist wohl darauf zurückzuführen, dass Sie voreingenommen sind. Ich weiß, was in der Vergangenheit gelaufen ist. Das Bezirksgericht ist gewissermaßen zu einem Gegner der Cattle Company avanciert. Haben Sie eigentlich schon einmal in Erwägung gezogen, dass hinter dem Mord die Schollenbrecher stecken könnten, die sich am Coldwater Creek breitgemacht haben?"

    „Gewiss doch. Auch sie könnten ein Motiv gehabt haben. Ich habe mit ihnen gesprochen, ehe ich zu Ihnen geritten bin. Selbst wenn sie hinter dem Mord stecken, konnte ich nicht erwarten, dass sie es zugeben."

    „Sie haben aber sicher auch nicht erwartet, dass ich es zugeben würde, wenn der Mord von Seiten der PCC – sprich Bar H – geplant und ausgeführt worden wäre."

    Auch jetzt konnte ich wieder Hohn im Tonfall seiner Stimme wahrnehmen. Ich konnte nicht gerade behaupten, dass mir Frank Jordan besonders sympathisch war. Er kam mir hinterhältig und schmierig vor, obwohl er als Verwalter einer PCC-Ranch so etwas wie ein ungekrönter König im County war und ich die meisten Ranchbosse der Gesellschaft als autoritäre und unduldsame Zeitgenossen kennengelernt hatte. Er war anders, das spürte ich mit feinem Instinkt.

    „Man will als Gesetzesvertreter den Leuten, mit denen man es möglicherweise zu tun bekommt, gerne einen etwas intensiveren Blick widmen, bemerkte ich. „So kann man sich besser auf sie einstellen, weil man in etwa weiß, von welcher Sorte sie sind.

    „Eine gesunde Einstellung, meinte Jordan mit süffisantem Grinsen um den Mund, „wobei ich allerdings nicht glaube, dass Sie es mit mir zu tun bekommen, Marshal. Fakt dürfte sein, dass Sie den Dreißig-Meilen-Ritt vom Coldwater Creek herunter umsonst gemacht haben. Den Mörder Owen Kendalls müssen Sie schon am Coldwater suchen.

    Ich hatte mir ein Bild machen können, und dass sich mir der Mörder hier auf der Bar H Ranch nicht zu erkennen geben würde, falls er überhaupt hier zu suchen war, war mir von vorneherein klar gewesen, sodass ich mich erhob und abschließend sagte: „Ich werde mich in Dalhart umhören und wahrscheinlich auch mit dem einen oder anderen Ihrer Angestellten sprechen."

    „Sicher, Marshal, dafür werden Sie schließlich auch bezahlt. Niemand hier wird Ihnen Steine in den Weg legen. Auch von meiner Seite besteht großes Interesse daran, dass der Mörder überführt wird, denn solange dies nicht der Fall ist, fällt der Schatten dieses Mordes auch auf die Bar H."

    Er hatte, während er sprach, nicht gegrinst, was seinen Worten ein hohes Maß an Ernsthaftigkeit – vielleicht sogar Ehrlichkeit verlieh. Er war mir nicht sympathisch, doch ich bemühte mich um Objektivität und wusste plötzlich nicht mehr, was ich von ihm halten sollte. Ich verabschiedete mich und ritt wenig später voller Gedanken in Richtung Dalhart, der Hauptstadt des Dallam County.

    7

    Es war ziemlich dunkel, als ich die Stadt erreichte. Sie lag auf der Nordseite des Rita Blanca Lake. Aus vielen Fenstern streute Licht auf Vorbauten, Gehsteige und in die Straße. Ich zog an einem Saloon vorüber, aus dem lautes Stimmengewirr trieb und brachte mein Pferd in den Mietstall, der noch geöffnet hatte. Nachdem ich im Hotel ein Zimmer gemietet und meine Satteltaschen dort hinterlegt hatte, begab ich mich in den Saloon, um etwas zu essen und mich bei dieser Gelegenheit auch gleich ein wenig umzuhören.

    Der Schankraum war ziemlich voll und einen leeren Tisch gab es überhaupt nicht mehr. Auch am Tresen standen die Männer in einer langen Reihe. Ich hatte also die Wahl, mich entweder an einen Tisch zu setzen, an dem noch ein Platz frei war, oder mich zwischen die Gäste an der Theke zu zwängen. Ich entschied mich für einen Sitzplatz, denn ich wollte nicht gerade ihm Stehen am Schanktisch essen.

    Also ging ich zu einem der runden Tische, an dem es fünf Plätze gab, von denen vier besetzt waren, und fragte, ob ich mich dazu setzen dürfe. Keiner hatte etwas dagegen, sodass ich mich niederließ. Die Winchester lehnte ich neben mir an den Tisch. Nachdem ein Kellner erschien und ich mir ein Bier sowie ein Steak mit Beilagen bestellte, sich der Kellner wieder abwandte und ich begann, mir eine Zigarette zu drehen, sagte einer der Männer am Tisch: „Sie waren schon öfter mal in Dalhart, Marshal. Wenn ich mich richtig erinnere, dann ist Ihr Name Logan. Waren Sie früher nicht immer zu zweit unterwegs?"

    „Sie erinnern sich richtig, Mister. Ich bin Deputy Marshal Bill Logan. Mein früherer Partner Joe Hawk ist in einer anderen Angelegenheit irgendwo im Panhandle unterwegs. Das Bezirksgericht verfügt über viel zu wenige Marshals, sodass wir in der Regel nur noch als Einzelkämpfer agieren."

    „Und was führt Sie dieses Mal nach Dalhart, Marshal?"

    „Am Coldwater Creek wurde ein Rancher hinterrücks erschossen. Der Mord geschah im Dallam County, und ich bin verpflichtet, mit Sheriff Reynolds Kontakt aufzunehmen. Als U.S. Deputy Marshal darf ich in seinem Amtsbezirk nur mit seinem Segen tätig sein."

    „Sicher, brummte der Mann, „der Mord an Kendall fällt nicht unter Bundesgesetz. Man munkelt, dass die PCC hinter dem Verbrechen stecken könnte. Kann es sein, dass Sie nicht nur hier sind, weil Sie sich mit dem Sheriff kurzschließen möchten, sondern um diesem Verdacht nachzugehen?

    „Ich habe bereits mit Frank Jordan von der Bar H gesprochen, erwiderte ich, aber nicht etwa, um dem Mann Rede und Antwort zu stehen, sondern weil ich hoffte, etwas zu erfahren, was mir vielleicht bei der Suche nach dem Mörder von Owen Kendall weiterhelfen konnte. Die Gesichter nahmen einen interessierten Ausdruck an, in den Augen las ich neugierige Erwartung und ich endete mit den Worten: „Nichts deutet darauf hin, dass der Mörder von der PCC beauftragt wurde.

    In diesem Moment betraten zwei Männer den Saloon. Sie waren gekleidet wie Weidereiter und sahen verstaubt aus, ihre Gesichter waren gerötet und glänzten, als läge ein dünner Schweißfilm auf ihnen. Diese beiden mussten einen langen, harten Ritt hinter sich haben. Sie blieben zwei Schritte hinter der Tür stehen und schauten sich um, der Blick einer der Kerle blieb an mir hängen, und zwar länger, als dass ich ihn als flüchtig eingestuft hätte, dann stieß der Bursche seinen Nachbarn an und wies mit dem Kinn zur Theke. Ich sah, wie sich sein Mund kaum merklich bewegte, als würde er seinem Begleiter etwas zuflüstern.

    Sie staksten zum Tresen, und mir entging nicht, dass mich jetzt auch der andere mit einem schnellen, aber intensiven Blick musterte.

    In mir schalteten die Sinne auf Alarm, und ich hätte spontan meinen Kopf verwettet, dass diese beiden auf meiner Fährte vom Coldwater Creek heruntergekommen waren. Nur jemand von der Coldwater Creek Ranch konnte sie hinter mir hergeschickt haben.

    Sie drängten sich zwischen zwei andere Gäste am Schanktisch, wenig später drehten sie sich, jeder ein Whiskyglas in der Hand, um und ließen ihre Blicke durch den Schankraum schweifen.

    „Kennen Sie diese beiden?, fragte mich der Mann, an dessen Tisch ich mich gesetzt hatte und der sich sogar meines Namens erinnert hatte. „Sie sehen ziemlich mitgenommen aus und da ich sie hier noch nie gesehen habe, müssen sie von weit her kommen.

    „Wie kommen Sie darauf, dass ich die beiden kennen könnte?", fragte ich und beobachtete verstohlen die verstaubten und verschwitzten Burschen bei der Theke. Auch ihre Blicke kehrten immer wieder zu mir zurück, wobei sich die Kerle gaben, als hätten sie nicht das geringste Interesse an mir.

    „Einer der beiden hat – als er Sie wahrnahm – reagiert wie jemand, der gefunden hat was er suchte, versetzte der Mann bei mir am Tisch. „Und jetzt beobachten die beiden Sie verstohlen, aber ununterbrochen.

    „Ich kenne die beiden nicht, erklärte ich, „schließe aber nicht aus, dass sie meinetwegen nach Dalhart gekommen sind.

    Jetzt tranken die beiden mit einem Zug ihre Gläser leer, drehten sich wieder um, bezahlten ihre Zeche und strebten dem Ausgang zu. Sie beachteten mich nicht mehr. Gleich darauf waren sie draußen und die Türpendel schlugen hinter ihnen aus.

    Ich hatte plötzlich das untrügliche Gefühl, dass sich über meinen Kopf irgendein Unheil zusammenbraute, und ich nahm mir vor, höllisch auf der Hut zu sein.

    Nachdem der Mann an meinem Tisch merkte, dass hinsichtlich des Mordes an Owen Kendall nicht viel aus mir herauszuholen war, schlief sein Interesse an mir ein und er unterhielt sich wieder mit den anderen Gästen an unserem Tisch. Ich hörte nicht hin, was sie sprachen, denn ich war mit meinen Gedanken ganz woanders. Der Kellner brachte das Bier und einige Minuten später auch das Essen. Ich verspeiste das Steak und die Bratkartoffeln mit gesundem Appetit, spülte den letzten Bissen mit einem Schluck Bier hinunter, rauchte noch eine Zigarette, bezahlte und verließ den Saloon.

    Als ich auf den Vorbau trat, verspürte ich immense Anspannung, fast mechanisch repetierte ich die Winchester, dann ließ ich meinen Blick schweifen und bohrte ihn in die stockfinsteren Gassen und Passagen auf der anderen Straßenseite. Doch die Dunkelheit zwischen den Häusern war mit dem Blick nicht zu durchdringen; sie mutete unheilvoll und beklemmend an. Neben der Anspannung meiner Nerven verspürte ich Unbehaglichkeit, denn ich hatte das Gefühl, mich auf einem Präsentierteller zu bewegen.

    Ich konnte keine unmittelbare Gefahr erkennen, spürte aber instinktiv, dass die beiden verstaubten Kerle etwas vorbereitet hatten, dass mir zum Verhängnis werden sollte. Wie es schien, hatte ich denjenigen, den des Verbrechens an Owen Kendall zu überführen ich zum Coldwater Creek geschickt worden war, aus der Reserve gelockt. Zum einen war das dazu angetan, eine gewisse Zufriedenheit in mir hervorzurufen, andererseits aber musste ich mit einer Heimtücke rechnen, die mir vielleicht das Leben kostete.

    Dem eisigen Wind meiner Gedanken ausgesetzt stieg ich die wenigen Stufen vom Vorbau hinunter auf die Straße und wandte mich nach links, um zum Hotel zu gehen. Ich hatte jeden meiner Sinne auf die mögliche Gefahr eingestellt, ließ meinem Instinkt freien Lauf und war bereit, gedankenschnell zu reagieren, sollte ich auch nur den Hauch von Gefahr wittern.

    Den Kolben der Winchester hatte ich mir unter die Achsel geklemmt, mit der rechten Hand hielt ich sie am Kolbenhals fest, meine Linke umklammerte den Schaft und der Lauf der Waffe wies schräg zu Boden. Ich hörte das Mahlen des Staubes unter meinen Stiefelsohlen, das leise Knarren des Stiefelleders und das melodische Klirren meiner Sporen. Und ich hatte das Gefühl, dass die Atmosphäre auf der Straße mit Elektrizität aufgeladen war. Die Luft schien zu knistern wie vor einem verheerenden Gewitter. Ich spürte den Verdruss, der auf mich zukam, geradezu körperlich.

    8

    Wie als ich rechts von mir in einer stockfinsteren Passage eine huschende Bewegung wahrzunehmen glaubte, ging ich ansatzlos auf das rechte Knie nieder und richtete das Gewehr in die Dunkelheit. Nichts geschah. Und nachdem etwa eine halbe Minute verstrichen war, sagte ich mir, dass mir meine überreizten Sinne eine Gefahr vorgegaukelt hatten, die es nicht gab. Der Stau aus Anspannung und entschlossener Bereitschaft brach sich Bahn, als ich einen Schwall verbrauchter Atemluft ausstieß und mich hochdrückte.

    Zum Teufel damit!, durchfuhr es mich. Womöglich hast du dir das alles nur eingebildet, Bill, und die beiden Kerle sind gar nicht nach Dalhart gekommen, um dir den höllischen Marsch zu blasen.

    Ich setzte meinen Weg fort, und da ich nicht ausschloss, dass es die beiden doch auf mich abgesehen hatten, ließ ich die gebotene Vorsicht nicht außer Acht. Ich erreichte das Hotel, ohne dass irgendetwas passierte. In der Halle brannte Licht, doch die Rezeption war verwaist. Das Gästebuch lag aufgeschlagen auf dem Tresen, ich ging hin und schaute mir die letzte Eintragung an, musste aber feststellen, dass sich nach mir niemand hier eingemietet hatte.

    Wie es schien, hatte ich mich getäuscht. Doch ich traute dem Frieden nicht. Möglicherweise kam noch was.

    Fünf Minuten später lag ich im Bett und eine weitere Minute danach schlief ich. Als ich erwachte, hing vor dem Fenster das Morgengrauen. Ich stand auf, schob das Fenster hoch und schaute hinaus. Frische Luft streifte mein Gesicht, die Straße unten lag wie leergefegt vor meinem Blick, im Osten hatte sich über dem welligen Horizont der Himmel rosarot verfärbt und einige Wolken, die vor dieser Kulisse trieben, schienen zu glühen.

    Ich legte mich wieder aufs Bett, schob die flachen Hände hinter meinen Kopf, schloss die Augen und meine Gedanken begannen zu arbeiten. Oben am Coldwater Creek drohten rauchige Zeiten anzubrechen, wenn es mir nicht gelang, rechtzeitig einzuschreiten und die gegnerischen Parteien zur Räson zu bringen. Dieser Teil meines Jobs erschien mir plötzlich vorrangig, denn den Mörder Owen Kendalls konnte ich auch dann noch suchen, wenn am Coldwater Ruhe und Frieden herrschten.

    Ich beschloss, den Weg nach Stratford anzutreten, sobald ich mit County Sheriff Wilbur Reynolds gesprochen haben würde. Und kaum, dass ich diesen Beschluss gefasst und den entsprechenden Gedanken zu Ende geführt hatte, kamen mir die beiden Kerle vom Vorabend in den Sinn, die ich im Verdacht hatte, auf meiner Fährte nach Dalhart gekommen zu sein. Die beiden bereiteten mir Kopfzerbrechen, denn wenn sich mein Verdacht bestätigte, musste ich damit rechnen, dass sie irgendwo zwischen Dalhart und dem Coldwater Creek auf der Lauer liegen würden, um mich aus dem Hinterhalt vom Pferd zu knallen. In der Wildnis konnten sie mich verschwinden lassen und nie würde jemals jemand erfahren, was aus mir geworden ist und wo meine Knochen bleichten.

    Der Gedanke daran war nicht gerade erhebend.

    Als der Tag die Nacht endgültig vertrieben hatte, erhob ich mich, wusch mich und zog mich an. Zuletzt legte ich mir den Revolvergurt um, rückte das Holster mit dem schweren 45er Colt zurecht, stülpte mir den Stetson auf den Kopf, verließ das Zimmer und gleich darauf auch das Hotel.

    Die Gehsteige waren um diese frühe Morgenstunde kaum bevölkert, ich sah einige Frauen mit Einkaufskörben, die möglicherweise auf dem Weg zum Store waren, um irgendwelche Besorgungen zu tätigen. Die erwerbstätigen Männer der Stadt befanden sich wahrscheinlich schon in ihren Werkstätten, denn ich konnte eine Reihe verworrener Geräusche wahrnehmen, die sie mit ihren Hämmern und Sägen sowie anderen Werkzeugen produzierten.

    Sheriff Wilbur Reynolds hatte seinen Dienst bereits angetreten. Nachdem ich sein Büro betreten und ihm einen guten Morgen gewünscht hatte, sagte er: „Man hat es mir schon zugetragen, dass Sie sich in der Stadt befinden, Marshal. Und ich weiß auch, dass Sie wegen der Mordsache Kendall gekommen sind." Er wies auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch und bat mich, Platz zu nehmen.

    Ich ließ mich nieder und erwiderte: „Ich habe mit Frank Jordan von der Bar H gesprochen. Er versicherte mir, dass zwischen der Bar H und der Coldwater Creek Ranch gutes nachbarschaftliches Einvernehmen herrschte. Damit konnte er zwar meine Zweifel nicht gänzlich ausräumen, doch ich bin geneigt, ihm zu glauben, dass die Bar H und damit die PCC nichts mit dem Mord zu tun haben."

    „Auch für mich ergab sich nicht der geringste Hinweis, dass die PCC hinter dem Verbrechen steckt, erklärte der Sheriff. „Was hat Sie zu Ihrer Erkenntnis gebracht?

    „Seit man von Seiten der PCC Kendall das Angebot unterbreitete, ist über ein Jahr vergangen. Warum hätte die Cattle Company so lange warten sollen, wenn sie vorhatte, ihren Willen mit Gewalt durchzusetzen? Geduld ist nicht die Stärke der Verantwortlichen der PCC."

    „Ich habe mich mit Sheriff Abbott in dieser Sache auseinandergesetzt, berichtete der County Sheriff. „Mir erscheint es viel wahrscheinlicher, dass einer der Heimstätter am Coldwater Creek die hinterhältige Kugel verschoss und so Owen Kendall vom Leben zum Tod beförderte. Immerhin mussten sie Kendall und dessen Leute fürchten.

    „Natürlich, es spricht einiges für diese Annahme. Ich hob die Hände und ließ sie wieder sinken. Es war eine Geste, die zum Ausdruck bringen sollte, dass ich außer der Vermutung nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür hatte, dass es so gewesen sein könnte. „Melissa Kendall ist sogar fest davon überzeugt, dass die Heimstätter ihren Mann ermordet haben. Sie hat ihnen ein Ultimatum zum 31. August gesetzt, und wenn sie am 1. September nicht vom Coldwater Creek verschwunden sind, will sie ihnen die Flügel stutzen. Melissa Kendall behauptet auch, dass die drei Familien ihre Parzellen illegal in Anspruch genommen haben, dass die Besitzurkunden gefälscht und dass sie Landräuber sind.

    Eine ganze Weile starte der Sheriff gedankenverloren auf einen unbestimmten Punkt hinter mir, dann schien er einen Gedanken gefasst zu haben, denn er stieß hervor: „Das heißt im Klartext, dass am 1. September unter Umständen am Coldwater Creek die Kugeln fliegen, wie?"

    „Sie haben es erfasst, Sheriff, knurrte ich. „Und mein oberstes Anliegen wird es sein, das zu verhindern.

    Sheriff Reynolds legte die Stirn in Falten und murmelte: „Allan Dickerson siedelt in meinem Zuständigkeitsbereich, und als er im Dallam County ankam, legte er mir die Besitzurkunde mit dem Stempel und der Unterschrift des Agenten für die Landvergabe in Lubbock vor. Ich hatte nicht den geringsten Zweifel an der Echtheit des Dokuments."

    „Ich habe mir die Besitzurkunde Andrew Masons angeschaut", erklärte ich, „und auch ich konnte nichts erkennen, was auf eine Urkundenfälschung hingedeutet hätte. Aber ich werde für Gewissheit sorgen, indem ich – wenn ich Melissa Kendall in ihre Schranken verwiesen habe –,

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