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Drei Krimis Spezialband 1072
Drei Krimis Spezialband 1072
Drei Krimis Spezialband 1072
eBook367 Seiten4 Stunden

Drei Krimis Spezialband 1072

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Krimis:
(399)


Trevellian und die falschen Mediziner (Pete Hackett)

Mörderpost (Alfred Bekker)

Dunkle Schatten auf weißer Weste (Thomas West)





Attentate mit Sprengstoffbriefen verbreiten Angst und Schrecken. Opfer sind ausschließlich Angehörige der New Yorker Polizei. Für die Ermittler ein heikler Fall. Eine Mauer aus Schweigen und Gewalt begegnet ihnen. Führen die Syndikate einen Privatkrieg gegen missliebige Cops? Oder will sich da jemand für vermeintliches oder tatsächliches Polizei-Unrecht rächen?

Ein packender Action Krimi von Henry Rohmer (Alfred Bekker).



Henry Rohmer ist das Pseudonym eines Autors, der unter dem Namen Alfred Bekker vor allem als Verfasser von Fantasy-Romanen und Jugendbüchern bekannt wurde, sowie historische Romane schrieb. Daneben verfasste er Romane zu Spannungsserien wie Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommisar X, John Sinclair und Ren Dhark.
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum26. Okt. 2023
ISBN9783753211534
Drei Krimis Spezialband 1072

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    Buchvorschau

    Drei Krimis Spezialband 1072 - Thomas West

    Pete Hackett, Alfred Bekker, Thomas West

    Drei Krimis Spezialband 1072

    UUID: fb41e57e-c0f9-4f6c-9c17-bc9f9ea38d0f

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Drei Krimis Spezialband 1072

    Copyright

    Trevellian und die falschen Mediziner

    Mörderpost

    Dunkle Schatten auf weißer Weste

    Drei Krimis Spezialband 1072

    Pete Hackett, Alfred Bekker, Thomas West

    Dieser Band enthält folgende Krimis:

    Trevellian und die falschen Mediziner (Pete Hackett)

    Mörderpost (Alfred Bekker)

    Dunkle Schatten auf weißer Weste (Thomas West)

    Attentate mit Sprengstoffbriefen verbreiten Angst und Schrecken. Opfer sind ausschließlich Angehörige der New Yorker Polizei. Für die Ermittler ein heikler Fall. Eine Mauer aus Schweigen und Gewalt begegnet ihnen. Führen die Syndikate einen Privatkrieg gegen missliebige Cops? Oder will sich da jemand für vermeintliches oder tatsächliches Polizei-Unrecht rächen?

    Ein packender Action Krimi von Henry Rohmer (Alfred Bekker).

    Henry Rohmer ist das Pseudonym eines Autors, der unter dem Namen Alfred Bekker vor allem als Verfasser von Fantasy-Romanen und Jugendbüchern bekannt wurde, sowie historische Romane schrieb. Daneben verfasste er Romane zu Spannungsserien wie Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommisar X, John Sinclair und Ren Dhark.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author /

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Twitter:

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    Erfahre Neuigkeiten hier:

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    Alles rund um Belletristik!

    Trevellian und die falschen Mediziner

    Krimi von Pete Hackett

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 113 Taschenbuchseiten.

    Kindesentführung. Ein Verbrechen, das alle Polizisten zu erhöhter Aufmerksamkeit bringt. Es gibt vier verschwundene Kinder und keine Lösegeldforderung. Der Gedanke an Kinderpornografie drängt sich auf – aber es gibt noch weitere Spielarten des Verbrechens, und die FBI Agenten Trevellian und Tucker werden mit dem Grauen in Person konfrontiert.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2021 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Twitter:

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    Alles rund um Belletristik!

    1

    Mr. McKee rief mich an und bat mich, mit Milo sofort zu ihm zu kommen. Es war 8 Uhr 15, und wir hatten kaum den Dienst angetreten. Wenn es der Chef so eilig hatte, brannte es irgendwo lichterloh. Darum verloren wir auch keine Zeit. Und wenige Minuten später saßen wir an dem runden Tisch in seinem Büro und harrten der Dinge, die sich entwickelten.

    Der Assistant Director war sehr ernst. Er war zwar meistens ernst, heute aber empfand ich es ganz besonders. Er schaute mich an, dann Milo, dann wieder mich und sagte schließlich: »Es geht um Kindesentführung. Nachdem ein drittes Kind in New York spurlos verschwunden ist, hat das Police Department den Fall an das FBI abgegeben. Ich möchte Sie mit dem Fall betrauen, Jesse und Milo.«

    Kindesentführung! Eine unerfreuliche Angelegenheit. Ich dachte sofort an Kinderpornografie. Immer wieder gab es Zeitgenossen, die ihre verbrecherische Energie darauf verwendeten, entsprechende Pornoringe ins Leben zu rufen und ihre Schweinereien auch im Internet anzubieten. Eines der widerwärtigsten Verbrechen überhaupt.

    »Der Name des Kindes ist Joey Stiller«, fuhr Mr. McKee fort. »Der Junge ist acht Jahre alt. Vor ihm sind Sandy O'Rourke, sechs Jahre, und Billy Osterman, zehn Jahre, verschwunden. Joey Stiller wurde auf dem Schulweg entführt, Sandy O'Rourke auf dem Kinderspielplatz, Billy Osterman war auf dem Weg zu einem Klassenkameraden, um mit ihm gemeinsam die Hausaufgaben zu machen.«

    »Wo fanden die Entführungen statt?«, fragte ich.

    Der Chef richtete den Blick auf seine Aufzeichnungen. »Joey Stiller verschwand zwischen der neunundzwanzigsten und der vierunddreißigsten Straße, wo sich die Schule befindet. Sandy auf dem Kinderspielplatz im East River Park, Billy auf dem Weg von der siebenundsiebzigsten Straße Ost zur zweiundachtzigsten. Die Akten werden von einem Boten überbracht. Ich werde Sie Ihnen sofort zuleiten, meine Herren.«

    »Ist man an die Eltern mit Lösegeldforderungen herangetreten?«, fragte Milo.

    »Bis jetzt nicht«, erwiderte Mr. McKee.

    Ich verlieh meinen besorgten Gedanken Ausdruck: »Es ist nicht auszuschließen, dass es um Kinderpornografie geht.«

    Meine Worte fielen wie Hammerschläge. Milo stieß scharf die Luft durch die Nase aus. Mr. McKee nickte. »Das ist auch meine Befürchtung, Jesse.«

    Wir waren für das Erste entlassen und kehrten in unser gemeinsames Büro zurück. Milo und ich hatten erst vor einigen Monaten mit Pädophilen zu tun, und wenn ich nur daran dachte, stieg ein Gefühl des absoluten Ekels in mir auf.

    Eine ganze Zeit schwiegen wir und hingen unseren Gedanken nach, dann sagte Milo: »Es muss sich nicht um Kinderpornografie handeln, Jesse. Vielleicht treten die Kidnapper noch mit einer Lösegeldforderung an die Eltern heran. Es ist nicht mal sicher, ob es sich um ein und dieselben Entführer handelt.«

    »Du hast Recht«, erwiderte ich. »Lassen wir zunächst mal die Akten kommen. Und dann sehen wir weiter.«

    Die Akten gaben nicht viel her. Joey Stiller verschwand am Morgen um halb acht Uhr, Sandy O'Rourke am Nachmittag gegen fünfzehn Uhr, und Billy Osterman um die Mittagszeit, so gegen dreizehn Uhr. Niemand hatte etwas beobachtet. Ein öffentlicher Aufruf, dass sich Zeugen an die Polizei wenden sollten, brachte keinerlei Resonanz.

    Wir sprachen mit den Eltern der Kinder. Fehlanzeige. Die Mütter und Väter waren total aufgelöst und psychisch am Ende. Sie bangten um ihre Kinder, denn immer wieder brachten die Medien Meldungen von spurlos verschwundenen Kindern, die irgendwann tot aufgefunden worden waren. Wenn sich die Eltern Sorgen machten, dann war das mehr als verständlich – und auch begründet.

    Also fütterten wir den Computer mit einigen Indizien, die in den drei Fällen bekannt waren, und das Programm spuckte eine Reihe von Namen aus. Es handelte sich um Männer – und ausschließlich um Männer –, die in der Vergangenheit als Pädophile oder Kidnapper in Erscheinung getreten waren.

    Einige Namen konnten wir aussondern – jene Kerle, die sich noch hinter Gittern befanden und für ihre Verbrechen büßten. Es blieben aber einige Namen übrig, und diese Männer nahmen wir uns vor, zu überprüfen.

    Der erste, den wir aufsuchten, war Kelly Miller. Er wohnte in der Clinton Street, Lower East Side. Miller war sechsundvierzig Jahre alt und dicklich. Über seiner Stirn lichteten sich die Haare. Seine Lippen waren aufgeworfen, die Augen wasserblau. Im Hinblick auf seine kriminelle Vergangenheit war mir dieser Mann aus tiefster Seele zuwider. Aber ich wollte Objektivität bewahren und versuchte meine Antipathie zu unterdrücken.

    »Wir möchten Sie sprechen, Miller«, sagte ich.

    Der Bursche hatte die Tür gerade so weit geöffnet, dass wir sein Gesicht sehen konnten. Er blinzelte. »Worum geht es denn?«

    »Wollen wir das zwischen Tür und Angel besprechen, Mr. Miller?«

    Natürlich hatten wir uns ihm vorgestellt, und er wusste, dass wir vom FBI waren. Sein Blick verriet Unruhe. Er leckte sich über die Lippen. »Kommen Sie herein«, sagte er widerwillig.

    Wir betraten ein unaufgeräumtes Wohnzimmer. »Entschuldigen Sie«, sagte Miller mit einem betretenen Grinsen, »wenn es hier ein wenig unordentlich aussieht. Ich bin nicht dazu gekommen …«

    Ich winkte ab. Von mir aus erstickte der Bursche in seiner Unordnung. »In New York wurden innerhalb der vergangenen zwei Wochen drei Kinder entführt«, begann ich. »Sechs, acht und zehn Jahre alt, zwei Jungs, ein Mädchen.«

    Miller ließ sich in einen Sessel fallen. »Nehmen Sie doch Platz«, lud er uns zum Sitzen ein, aber wir verzichteten darauf. In Millers Mundwinkeln zuckte es, dann sagte er: »Ich habe damit nichts zu tun.«

    »Sie haben sechs Jahre hinter Gittern verbracht«, sagte Milo. »Grund war, dass Sie …«

    »Ich kenne den Grund!«, stieß Miller scharf hervor und unterbrach meinen Kollegen. Etwas gemäßigter fügte er hinzu: »Es – es war krankhaft. Ich befinde mich deshalb in psychiatrischer Behandlung.«

    »Das ist eine Ihrer Bewährungsauflagen«, sagte ich.

    »Ja. Ich habe mein Problem in den Griff bekommen.«

    »Können Sie uns einen Tipp geben?«

    Miller schüttelte den Kopf. »Ich habe mich aus der Szene völlig zurückgezogen.«

    »Verraten Sie uns mehr über die Szene«, dehnte ich und ließ Miller nicht aus den Augen. Sein Blick irrte ab. Er knetete seine Hände. Unter seinem linken Auge zuckte ein Muskel.

    »Ich – ich kann Ihnen nichts sagen. Wie gesagt, ich habe keinerlei Kontakte mehr.«

    Da war nichts zu machen. Wir fuhren zu Steve Henders nach Queens. Als er hörte, wer wir waren, schlug er uns wortlos die Tür vor der Nase zu. Ich läutete erneut. »Verschwindet!«, schrie er durch die Tür. »Ich habe meine Strafe abgesessen und mir nichts mehr zuschulden kommen lassen. Ich muss euch nicht Rede und Antwort stehen.«

    »Wir können ihnen auch eine Vorladung ins Field Office in den Briefkasten werfen, Henders!«, versetzte ich. »Wenn Ihnen das lieber ist.«

    Die Tür ging wieder auf. »Um was geht es?« Nur ein Teil von Henders‘ Gesicht war zu sehen. Der halbe Mund, etwas von der Nase, das rechte Auge. Der Rest war hinter dem Türblatt verborgen.

    »Drei Kinder wurden in Manhattan entführt.«

    »Kommt herein und seht nach«, maulte Henders. »Ich hab sie nicht hier.«

    »Wenn Sie die Tür freigeben«, sagte Milo.

    Henders zog die Tür auf. Wir betraten die Wohnung. Der Pädophile drückte die Tür zu und lehnte sich dagegen. »Ich lebe hier in Ruhe und Frieden«, sagte er. »Niemand hier weiß etwas von meiner Vergangenheit. Meine Strafe habe ich abgesessen. Ich …«

    »Sie gehörten damals einem Pornoring an«, sagte ich. »Einer Organisation, die sich der Kinderpornografie verschrieben hatte und ihre Brötchen damit verdiente. Wir haben Ihre Akte ausführlich studiert. Der Boss der Organisation hieß Fletcher Olbright. Er sitzt noch hinter Gittern.«

    »Ich hab damit nichts mehr zu tun. Die Organisation ist zerschlagen. Ich habe einen Fehler gemacht. Aber das ist Vergangenheit.«

    »Wann wurden Sie aus dem Gefängnis entlassen, Henders?«

    »Vor vier Wochen.«

    »Kaum, dass Sie draußen sind, gehen die Entführungen los«, sagte ich. »Seltsam, nicht wahr?«

    Henders trat von einem Fuß auf den anderen und rang seine Hände. Er machte ein Gesicht, als würde er jeden Moment zu weinen beginnen. Er trug einen Ohrring, und seine Augenbraue war gepierct. Henders war um die dreißig Jahre alt und ein asketischer Typ. Wenn ich mir vorstellte, womit sich dieser Mann früher mal die Zeit vertrieb, wurde mir richtig schlecht. Er hatte in Filmen mitgewirkt und hatte sich in perversester Art und Weise an Kindern vergangen, was in diesen Schmuddelstreifen festgehalten worden war.

    »Sie haben doch sicher noch Kontakt zu Ihren alten Freunden«, sagte Milo. »Die Entführungen wurden von den Medien publik gemacht. Sicher haben Sie doch mit Ihren Freunden darüber unterhalten.«

    »Ich habe mich von meinem früheren Bekanntenkreis distanziert«, murmelte Henders. »Warum wollen Sie mir denn nicht glauben?«

    Wir suchen an diesem Tag noch fünf Männer auf. Aber keiner konnte uns weiterhelfen. Am Abend gaben wir auf. Wir waren keinen Schritt weitergekommen.

    2

    Es war morgens um sieben Uhr dreißig. Toby Warren löffelte seine Cornflakes in sich hinein. Im Radio lief Popmusik. Tobys Mutter stand an der Spüle und wusch das Frühstücksgeschirr. Sie hätte es auch in den Geschirrspüler geben können, aber es handelte sich nur um zwei Tassen und einen Teller, die sie sofort abspülte.

    »Beeile dich, Toby«, mahnte seine Mutter. »Wenn du dich nicht beeilst, fährt dir der Schulbus vor der Nase weg.«

    »Ich kriege ihn schon, Ma«, erwiderte Toby und schob einen Löffel voll Cornflakes in den Mund. »Bin sowieso schon fertig.« Er sprang von dem Stuhl, auf dem er saß. »Soll mir doch der Schulbus wegfahren«, sagte er kauend. »Wir haben in der ersten Stunde gleich eine Probe.«

    »Wenn du sie versäumst, musst du sie nachschreiben«, meinte Mrs. Warren. »Wo läge also der Vorteil? Jetzt geh zu, sonst fährt dir der Bus wirklich noch davon.«

    Toby zog seinen Anorak an, schnappte sich seine Schultasche, schwang sie sich auf den Rücken, dann ging er zu seiner Mutter, sie bückte sich zu ihm hinunter und küsste ihn. Dann verließ Toby das Haus in der Charles Street.

    Die Bushaltestelle war nur zehn Minuten vom Haus entfernt. Der Schulbus kam um sieben Uhr fünfundvierzig. Toby ging zu dem Trödelladen, in dem eine echte Ritterrüstung ausgestellt war. Im Schaufenster lagen auch einige Schwerter und Degen, die den Jungen immer wieder aufs Neue begeisterten. Da waren auch ein paar alte Revolver und Dolche …

    Toby drückte sich die Nase an der Fensterscheibe platt. Geld, wenn ich hätte, dachte er, würde ich mir die Ritterrüstung kaufen. Und ein Schwert. Ich wäre dann wie Ivanhoe, der schwarze Ritter. Der Neunjährige kannte den Film mit Robert Taylor, und er war von der Gestalt des Ivanhoe fasziniert.

    Ein alter Chevy fuhr an den Straßenrand. Ein Mann stieg heraus und stellte sich neben den Jungen an das Schaufenster. »Gefällt dir das Zeug?«, fragte er.

    Der Junge blickte zu ihm in die Höhe. Toby sah einen Mann, etwa fünfundzwanzig Jahre alt, ein sogenannter Dreitagebart wuchs in seinem Gesicht, auf seinem Kopf saß eine Baseballmütze, bekleidet war er mit einer schwarzen Hose und einem beigefarbenen Blouson.

    »Sehr«, antwortete Toby. »Diese Rüstung würde ich gerne haben. Dann würde ich mich jeden Tag nach der Schule verkleiden. Kennst du Ivanhoe?«

    »Den schwarzen Ritter? Wer nicht? In der Serie hat ihn Roger Moore gespielt. Ich habe sogar das Buch zu Hause.«

    »Er interessiert dich also auch?«, fragte Toby.

    Der junge Mann nickte. »Ich besitze einige Schwerter und Dolche. Hast du schon mal etwas von König Arthur gehört?«

    »Ja. Ich kenne fast alle Rittergeschichten.«

    »Ich habe eine Nachbildung von Excalibur, seinem Schwert. Würde dich das interessieren?«

    »Ja, sehr.« Toby verzog das Gesicht. »Leider muss ich zur Schule. Wir schreiben heute eine Probe. Mathematik.«

    »Ich wohne gleich um die Ecke. Mit dem Auto sind wir in fünf Minuten dort. Ich fahre dich dann zur Schule. Du wirst pünktlich dort ankommen.«

    Toby überlegte nicht lange. »Okay. Du fährst mich aber wirklich zur Schule.«

    »Ehrensache. Als ich so klein war wie du stand ich auch immer vor dem Laden hier. Die Rüstung stand damals schon im Schaufenster. Sie ist unverkäuflich. Sie gehört zu dem Laden wie der alte Mann, der ihn betreibt.«

    »Kennst du Mr. Leonhard?«

    »Sicher. Ich war als Junge nach der Schule immer bei ihm im Geschäft. Ich durfte seine alten Schwerter und Dolche putzen.«

    Sie gingen zum Auto. Der Mann, der hinter dem Steuer saß, war ebenfalls jung. Er lächelte Toby aufmunternd zu. »Morning, Kleiner. Alles klar?«

    »Fahren wir zu mir. Ich will dem Kleinen meine Schwerter und Dolche zeigen. – Setz dich auf den Rücksitz, Kleiner. He, wie heißt du eigentlich?«

    »Toby.«

    »Ich heiße Arthur.« Er öffnete die hinter Tür.

    Toby stieg in den Wagen. Arthur ließ sich auf den Beifahrersitz fallen. Der Wagen fuhr an.

    3

    Als Toby um siebzehn Uhr immer noch nicht zu Hause war, rief seine Mutter seinen Lehrer an. Sie erfuhr, dass Toby nicht in der Schule war. Sofort informierte Mrs. Warren ihren Mann, der bis 18 Uhr Dienst hatte. Und Mr. Warren schaltete die Polizei ein.

    »In New York verschwinden wahrscheinlich täglich mehrere hundert Personen«, sagte der Polizist, der die Anzeige aufnehmen sollte. »Darunter sind auch Kinder, die von zu Hause weglaufen. Deshalb werden wir in solchen Fällen erst nach vierundzwanzig Stunden tätig. Wenn Ihr Sohn also bis morgen Mittag nicht wieder zu Hause auftaucht …«

    Toby tauchte innerhalb der Frist von vierundzwanzig Stunden nicht auf. Die Eltern sprachen wieder auf dem Revier vor. Und nun wurde die Polizei tätig.

    Um neunzehn Uhr dieses Tages brachten die lokalen Sender einen Aufruf. Wer sachdienliche Hinweise zum Verschwinden des Jungen machen könne, möge sich an die nächste Polizeidienststelle oder das FBI New York wenden, bat der Nachrichtensprecher.

    Ein Bild von dem Jungen wurde eingeblendet.

    Dann fuhr der Nachrichtensprecher fort: »Es handelt sich möglicherweise um den vierten Fall einer Serie von Kindesentführungen, die seit zwei Wochen New York in Atem halten. Zu den Entführern gibt es keine Spur. Lösegeldforderungen wurden nicht geltend gemacht. Die Polizei steht vor einem Rätsel. Inzwischen wurde auch das FBI eingeschaltet. Die Eltern werden aufgeboten, ihren Kindern einzuschärfen, sich von Fremden fernzuhalten, mit niemandem mitzugehen und in kein fremdes Auto zu steigen.«

    Ich spürte einen bitteren Geschmack im Mund. Entführung Nummer vier. Mein Herz schlug höher, und ich rief sofort Milo an. »Hast du die Sieben-Uhr-Nachrichten gesehen?«, fragte ich ihn.

    »Nein. Ich komme gerade unter der Dusche hervor. Was gibt es denn? Du klingst ziemlich angespannt.«

    »Es wurde wieder ein Kind entführt.«

    »Was?«

    »Ja. Acht Jahre. Ein Junge. Sein Name ist Toby Warren. Er verschwand in der Charles Street.«

    »Gütiger Gott. Du denkst, dass er von denselben Leuten entführt wurde wie Joey, Sandy und Billy.«

    »Es ist anzunehmen.«

    »Vielleicht sollten wir mit den Eltern sprechen«, meinte Milo.

    »Ich hol dich in einer halben Stunde ab.«

    »All right.«

    Ich rief das Police Department an und ließ mich mit dem Detective Bureau verbinden. Gleich darauf hatte ich einen kompetenten Mann an der Strippe. »Die Eltern wohnen in der Charles Street, Hausnummer hundertdreiundvierzig«, sagte der Mann. »Richard Warren und Evelyn. Sie haben bereits ausgesagt. Die Mutter hat erklärt, dass der Junge kurz nach sieben Uhr dreißig die Wohnung verlassen hat. Um sieben Uhr fünfundvierzig spätestens musste er an der Bushaltestelle sein. Er kam dort nie an. Dies haben Nachfragen bei seinen Schulkameraden ergeben.«

    »Erfolgte schon eine Resonanz auf den Aufruf in Funk und Fernsehen?«

    »Bis jetzt nicht.«

    »Vielen Dank.«

    Ich holte Milo ab und wir fuhren zu den Eltern. Sie waren bleich. Mrs. Warren hatte gerötete, verschwollene Augen. Sie konnte nur wiederholen, was sie schon vor der Polizei angegeben hatte.

    Richard Warren hatte bereits um sieben Uhr das Haus verlassen. »Mein armer Junge«, murmelte er. »Ich würde jeden Preis der Welt zahlen …« Seine Stimme brach. Er schluchzte. Ich konnte mit ihm fühlen.

    Wir ließen uns ein Bild von Toby geben. Ich hinterließ meine Visitenkarte, dann verabschiedeten wir uns.

    Am folgenden Morgen erhielt ich einen Anruf. Es war ein Kollege aus dem Police Department. »Eine Frau hat sich gemeldet«, sagte er. »Es war ein dunkelblauer Chevy, in den der Junge stieg. Und zwar vor dem Geschäft von Mr. David Leonhard, einem Antiquitätenladen. Die Frau heißt Marcy Dixon und wohnt dem Laden gegenüber in der ersten Etage.«

    Ich war wie elektrisiert. Wir fuhren sofort in die Charles Street. Bei Mrs. Dixon handelte es sich um eine übergewichtige, resolute Person mit Lockenwicklern in den Haaren. Sie war mit einer grünen Wickelschürze bekleidet und verfügte über eine rauchige Altstimme. »Ich habe mir sogar die Zulassungsnummer des Wagens aufgeschrieben«, sagte sie, ging zu einer Pinnwand, die an der Tür hing, und nahm einen gelben Notizzettel ab, den sie mir reichte. Ich warf einen Blick darauf, dann holte ich meine Brieftasche heraus und verstaute den Zettel.

    »Ich habe alles beobachtet«, erzählte die Lady. »Der Junge schaute durchs Schaufenster in den Laden. Ich sehe ihn oft morgens vor dem Geschäft stehen. Dann fuhr der Chevy vor und ein junger Mann stieg aus. Ein zweiter junger Mann blieb hinter dem Steuer sitzen. Er sprach den Jungen an, und dieser stieg wenig später in den Wagen.«

    »Warum haben Sie nicht sofort die Polizei alarmiert?«

    »Ich dachte doch nicht an Entführung! Der Junge zierte sich nicht. Ich war der Meinung, er kennt die beiden Burschen aus dem Auto. Erst als ich in den Nachrichten davon hörte, besann ich mich und verständigte das Department.«

    »Schon gut«, sagte ich. »Es sollte kein Vorwurf sein.«

    Die Lady musterte mich mit einem Blick, der in etwa zum Ausdruck brachte: Dein Glück, junger Mann, dass du einlenkst. Sei froh, dass ich euch überhaupt verständigt habe. Statt mir dankbar zu sein, muss ich mir noch den Vorwurf gefallen lassen, nicht umsichtig genug gehandelt zu haben. Das ist nicht fair.

    »Sie haben uns sehr geholfen«, gab ich zu verstehen.

    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Die Verkniffenheit löste sich auf, sie lächelte geschmeichelt. »Meinen Namen und meine Adresse haben Sie ja, G-men. Ich meine, für den Fall, dass es eine Belohnung gibt, steht diese wohl mir zu. Ich habe den entscheidenden Hinweis geliefert.«

    »Natürlich. Wir melden uns wieder bei ihnen.«

    Dann verließen wir die Wohnung.

    »Wenn dieser Dragoner einmal scharf Luft geholt hätte, hättest du ihm quer vor der Nase gehangen«, meinte Milo grinsend, als er neben mir im Wagen saß.

    »Das fürchte ich auch«, sagte ich und blies die Backen auf. »Checken wir, auf wen der Chevy zugelassen ist«, ergänzte ich, nachdem ich die Luft langsam abgelassen hatte.

    Der Name des Mannes war Liam Ferris. Er wohnte in West 94th Street und war nicht zu Hause. Von einem Wohnungsnachbarn erfuhren wir, dass Ferris Medizinstudent an der Columbia Universität war und sich wahrscheinlich in der Vorlesung befand. Also fuhren wir zur Columbia University. Wir begaben uns ins Sekretariat, ich trug unser Anliegen vor, und dann wurde Liam Ferris per Lautsprecherdurchsage gebeten, sich im Sekretariat einzufinden.

    Er kam nach zehn Minuten. Als er den Raum betrat und uns sah, stutzte er, dann warf er sich herum und warf die Tür hinter sich zu. Wie von einer Tarantel gestochen fuhr ich hoch und erreichte mit vier langen Schritten die Tür, riss sie auf, und sah gerade noch, wie Ferris am Ende des Flures hinter einer doppelflügeligen Glastür um die Ecke verschwand. Ich hetzte hinterher und stand schließlich bei der Treppe. Milo kam einen Herzschlag nach mir an. Die Flügel der Glastür schlugen. Ich war mir nicht sicher, ob Ferris nach unten oder nach oben gerannt war, ging aber davon aus, dass er wohl das Uni-Gelände verlassen wollte. Also machte ich mich auf den Weg nach unten. Milo kam hinterher. Wir nahmen immer drei Stufen auf einmal. Dann waren wir im Erdgeschoss angelangt und rannten zur großen Glastür, die nach draußen führte. Hinter der Rezeption in der Halle saß eine Frau mittleren Alters.

    »Ist eben ein junger Mann hier vorbeigelaufen?«, fragte ich zwischen fliegenden Atemzügen.

    »Ja. Er ist wie von Furien gehetzt nach draußen gerannt. Bis ich richtig zum Denken kam, war er verschwunden.«

    Wir verließen das Gebäude und standen auf der Straße. Auf der anderen Seite begann eine Grünfläche, auf der Büsche und Bäume wuchsen und die von einem Kiesweg unterteilt war. Alle hundert Yards etwa waren Bänke aufgestellt. Da es nicht gerade warm war und die Sonne von dichten Wolken verdeckt wurde, saß niemand auf diesen Bänken. Einige Studenten hasteten vorüber. Ein Stück entfernt stand eine Gruppe und debattierte heftig. Milo und ich gingen zu den jungen Leuten hin, und ich erkundigte mich, ob Ferris vorbeigekommen wäre.

    »Er rannte, als säße ihm der Leibhaftige im Nacken, in diese Richtung«, sagte einer der jungen Männer und streckte den Arm aus. »Sind Sie Polizisten? Hat er was ausgefressen?«

    »Ja«, erwiderte ich, »wir sind Polizisten. Vielen Dank.«

    Milo und ich trabten wieder los. Schließlich standen wir am Rand der 121st Street. Ein Stück weiter westlich war der Morningside Park zu sehen. Von Ferris keine Spur.

    »Fahren wir zu seiner Wohnung«, schlug ich vor. »Er wird versuchen, sich abzusetzen. Es ist daher anzunehmen, dass er sich zu seiner Wohnung begibt, um sich mit ein paar Dingen wie Zahnbürste und Wäsche einzudecken.«

    Wir fuhren zurück in die 94th Street. Ein Stück von dem Gebäude entfernt, in dem Ferris wohnte, stellte ich den Wagen ab. Dann postierten wir uns so, dass er einem von uns in die Arme laufen musste, falls er wieder die Flucht ergriff.

    Während ich wartete, machte ich mir einige Gedanken. Das Verhalten von Ferris ließ den Schluss zu, dass er der Entführer des Jungen war. Aber handelte er aus eigenem Antrieb, oder führte er einen Auftrag aus? Was bezweckte der Kidnapper? Die erste Entführung lag mehr als zwei Wochen zurück, und der Kidnapper hatte sich nicht gemeldet. Es ging scheinbar nicht um die Zahlung von Lösegeld. Mein Denken blockierte, als sich wieder das Wort Kinderpornografie in den Vordergrund meines Bewusstseins schob. Mir drehte sich der Magen um. Aber gab es eine andere Erklärung?

    4

    »Das waren hundertprozentig Polizisten«, sagte Liam Ferris in sein Handy.

    »Es war dumm von dir, zu fliehen. Damit hast du dich erst verdächtig gemacht.«

    »Wie können sie auf mich gekommen sein?«

    »Das weiß ich doch nicht. Aber das spielt jetzt auch nicht die große Rolle. Du musst Arthur warnen und dich dann absetzen. Es war dumm von euch, deinen Wagen zu benutzen, ist aber leider nicht mehr zu ändern.«

    »Ich habe kaum Geld einstecken, ich brauche ein paar Dinge wie Zahnputzzeug und Rasierapparat. Außerdem Unterwäsche und Hemden. Ich muss in meine Wohnung, um mir diese Dinge zu holen.«

    »Ich denke, das ist zu gefährlich.«

    »Was soll ich tun?«

    »Wir treffen uns in einer Stunde am Blockhaus im Central Park. Ich gebe dir genug Geld, so dass du dich einige Zeit in einem Hotel verkriechen und dann New York verlassen kannst. Besorg dir ein paar neue Kennzeichen für dein Auto und schraube sie an. Und gehe

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