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Thriller Quartett 4109
Thriller Quartett 4109
Thriller Quartett 4109
eBook585 Seiten7 Stunden

Thriller Quartett 4109

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Krimis:

 

Pete Hackett: Sturzflug in den Tod

Franklin Donovan: Trevellian und die Killer-Balade

Alfred Bekker: Auftrag für einen Schnüffler

Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur gerät genau ins Fadenkreuz

 

Enrique Beltran hasste New York. Die riesige Steinwüste am Hudson River war viel kälter als seine mexikanische Heimat. Die New Yorker hetzten, drängelten, rasten. Die eleganten Ostküsten-Ladys warfen Beltran arrogante Blicke zu. Sie behandelten ihn wie Luft.

Dabei wollte der Mexikaner unbedingt im Mittelpunkt stehen. Darum war er Sänger geworden. Aus diesem Grund schrieb er Lieder, die es in sich hatten. Seine Texte waren schärfer und verletzender als Giftdolche. Den Menschen sollten seine Killerballaden in den Ohren dröhnen.

Hier, an der Ostküste, war man endlich auf ihn aufmerksam geworden. Und deshalb liebte Enrique Beltran New York. Hier würde er endlich ein Superstar werden, dachte Beltran.

 

SpracheDeutsch
HerausgeberAlfred Bekker
Erscheinungsdatum17. Okt. 2023
ISBN9798223835905
Thriller Quartett 4109
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Thriller Quartett 4109 - Alfred Bekker

    Alfred Bekker, Franklin Donovan, Pete Hackett

    Thriller Quartett 4109

    UUID: 7b896fef-bce0-44b2-864f-363d5f2c7ae9

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write ( https://writeapp.io) erstellt.

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    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Thriller Quartett 4109

    Copyright

    Trevellian und der Sturzflug in den Tod

    ​Trevellian und die Killer-Ballade: Action Krimi

    Auftrag für einen Schnüffler

    ​Commissaire Marquanteur gerät genau ins Fadenkreuz

    Thriller Quartett 4109

    von Alfred Bekker, Franklin Donovan, Pete Hackett

    Dieser Band enthält folgende Krimis:

    Pete Hackett: Sturzflug in den Tod

    Franklin Donovan: Trevellian und die Killer-Balade

    Alfred Bekker: Auftrag für einen Schnüffler

    Alfred Bekker: Commissaire Marquanteur gerät genau ins Fadenkreuz

    Enrique Beltran hasste New York. Die riesige Steinwüste am Hudson River war viel kälter als seine mexikanische Heimat. Die New Yorker hetzten, drängelten, rasten. Die eleganten Ostküsten-Ladys warfen Beltran arrogante Blicke zu. Sie behandelten ihn wie Luft.

    Dabei wollte der Mexikaner unbedingt im Mittelpunkt stehen. Darum war er Sänger geworden. Aus diesem Grund schrieb er Lieder, die es in sich hatten. Seine Texte waren schärfer und verletzender als Giftdolche. Den Menschen sollten seine Killerballaden in den Ohren dröhnen.

    Hier, an der Ostküste, war man endlich auf ihn aufmerksam geworden. Und deshalb liebte Enrique Beltran New York. Hier würde er endlich ein Superstar werden, dachte Beltran.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Twitter:

    https://twitter.com/BekkerAlfred

    Zum Blog des Verlags geht es hier:

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    Alles rund um Belletristik!

    Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

    Trevellian und der Sturzflug in den Tod

    Krimi von Pete Hackett

    »Die Gruppierung White Youth gehört zu Blood & Honour und ist eine echte Bedrohung. Legen Sie ihr das Handwerk.« Die FBI-Agenten Jesse Trevellian und Milo Tucker wollten eigentlich den Mord an einem Arzt aufklären, aber die Worte des AD sind eindeutig. Für ihn geht die rechtsradikale Organisation vor. Zu Recht. Ein Bombenattentat leitet eine Reihe von Gewalttaten ein und bei Jesse und Milo kommen Erinnerungen an die NPA hoch. Eine Gruppe, die ihnen blutige Rache geschworen hat.

    Copyright

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    Alfred Bekker

    © Roman by Author

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    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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    Alles rund um Belletristik!

    Kapitel 1

    Die Piper PA-28-140 Cherokee donnerte hoch über den Köpfen der Zuschauer hinweg, flog einen weiten Boden und kam mit viel Getöse zurück. Tausende von Augen waren nach oben gerichtet. Die Menschen waren an diesem sonnigen Tag gekommen, um der Flugshow beizuwohnen, die der Aero Club Brooklyn veranstaltete. Jetzt setzte die Piper zu einem Looping an. Sie flog einen vertikalen Kreis aufwärts, der oben in die Rückenlage führte. Die Zuschauer klatschten.

    Plötzlich gab es einen furchtbaren Knall. Die Piper verwandelte sich in einen Feuerball. Trümmer wirbelten durch die Luft. Die Menschen am Boden waren wie erstarrt. Wie ein Stein stürzte das brennende Flugzeug zu Boden. Hoch schlugen die Flammen aus dem Wrack. Stimmen schrien durcheinander. Sirenen erklangen. Das Chaos auf dem La Guardia Flugplatz war perfekt. Die Menschen waren entsetzt und Panik griff um sich. Verletzte, die von den Trümmern der explodierten Maschine getroffen worden waren, wanden sich am Boden. Ein Löschwagen des Fire Departement raste zu der Stelle, an der die Piper aufgeschlagen war …

    *

    Mein Telefon klingelte, ich schnappte mir den Hörer, hielt ihn an mein Ohr und meldete mich. Es war der Assistant Director, der mich bat, zusammen mit Milo doch gleich bei ihm zu erscheinen. »Zum Chef«, sagte ich zu meinem Partner, nachdem ich aufgelegt hatte. Ich griff nach meiner Jacke, die ich über die Stuhllehne gehängt hatte, und schlüpfte hinein. Wenig später betraten wir das Vorzimmer des Assistant Directors. Mandy lächelte freundlich und erwiderte unseren Gruß. »Geht nur hinein«, sagte sie. »Der Chef wartet schon.«

    Ich klopfte an die Verbindungstür, und ohne die Aufforderung zum Eintreten abzuwarten öffnete ich. »Ah, Jesse, Milo«, rief der Chef. »Hereinspaziert.«

    Wir gingen in das Büro, Mr. McKee forderte uns auf, Platz zu nehmen, und als wir an dem Besprechungstisch saßen, erhob sich der Chef und kam um seinen Schreibtisch herum. Ich war gespannt, was er in petto hatte. Er hatte uns nicht von ungefähr zu sich gerufen. »Woran arbeiten Sie gerade«, fragte er, nachdem er jedem von uns die Hand geschüttelt hatte.

    Ich erklärte es ihm. Als ich geendet hatte, sagte der Chef. »Vorgestern fand auf dem La Guardia Flugplatz eine Flugshow statt. Eines der Flugzeuge explodierte in der Luft. Am Steuerknüppel saß Professor Dr. Milton Granger. Er war Chefarzt im New York Hospital. Der Professor kam ums Leben.«

    »Warum explodierte das Flugzeug?«, fragte ich. »War es ein Unfall, oder hat jemand eine Bombe in die Maschine gelegt?«

    »Es war eine Bombe«, erwiderte der Chef. »Die Ermittlungen wurden an uns abgegeben. Ich möchte Ihnen beiden den Fall übertragen.«

    »Wir werden uns drum kümmern«, erklärte ich. »Gibt es schon irgendwelche Unterlagen? Zeugenaussagen, Protokolle, Spuren …«

    Der Assistant Director holte einen dünnen Schnellhefter von seinem Schreibtisch und reichte ihn mir. »Das sind die bisherigen Ermittlungsergebnisse. Es ist nicht viel. Sie werden so ziemlich von vorne beginnen müssen.«

    Zurück in unserem Büro schauten wir uns an, was der Schnellhefter zu bieten hatte. Fakt war, dass der Absturz durch die Explosion einer Bombe verursacht wurde. Der Professor war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Der Mechaniker, der die Maschine vor dem Start gecheckt hatte, war vernommen worden. Er konnte keinerlei Angaben machen. Im Innenraum der Piper habe er sich nicht umgesehen. Er sei für die Technik verantwortlich, und die sei in Ordnung gewesen.

    Der Mann hieß Mark Shannon. Ich beschloss, noch einmal mit ihm zu sprechen. Vielleicht hatte er irgendwelche Beobachtungen gemacht.

    Die Wohnung des ermordeten Professors lag in der 54th Street. Milo und ich fuhren hinauf in die siebzehnte Etage des Hochhauses. Milo läutete an der Wohnungstür. Ein junger Mann öffnete. Fragend schaute er uns an. Ich übernahm es, uns vorstellen, indem ich sagte: »Wir sind die Special Agents Tucker und Trevellian vom FBI. Mein Name ist Trevellian. Wir würden gerne Mrs. Granger sprechen.«

    Das Gesicht des jungen Mannes verschloss sich. »Pamela ist ziemlich am Ende. Sie hat bereits Ihren Kollegen vom Police Departement Rede und Antwort gestanden. Das alles ist noch so frisch. Mein Dad ist noch nicht mal unter der Erde.«

    Da ertönte in der Wohnung eine Frauenstimme: »Wer ist draußen, Ward?«

    Der junge Mann drehte den Kopf. »Zwei Agents vom FBI. Ich werde sie bitten, ein anderes Mal wiederzukommen.«

    »Lass Sie herein. Ich fühlte mich stark genug …«

    Ward Granger verzog den Mund. »Sie haben es gehört. Also treten Sie näher.«

    Er gab die Tür frei. Milo und ich gingen an ihm vorbei in die Wohnung. Auf der Couch saß eine Frau Mitte der dreißig, blond und ausgesprochen attraktiv. Ihr Gesicht war blass, ihre Augen waren leicht gerötet. Wahrscheinlich hatte sie viel geweint.

    Noch einmal erklärte ich, wer wir waren. Ich zückte auch meine ID-Card, um mich auszuweisen.

    Ward Granger hatte die Tür geschlossen und sagte: »Ich möchte Sie bitten, meine Mutter nicht über Gebühr in Anspruch zu nehmen. Sie ist ziemlich angegriffen und bedarf der Ruhe.«

    Der Frau schien mein fragender Blick nicht entgangen zu sein, denn sie sagte: »Ich bin Wards Stiefmutter. Seine leibliche Mutter ist vor neun Jahren gestorben. Vor einem Jahr haben Milton und ich geheiratet. – Bitte, Gentlemen, nehmen Sie Platz.«

    Wir setzten uns in schwere Sessel.

    »Zunächst einmal möchte ich Ihnen mein Bedauern über den Tod Ihres Mannes ausdrücken«, murmelte ich.

    »Ich kann es noch immer nicht begreifen«, sagte Pamela Granger mit lahmer Stimme und ihre blauen Augen füllten sich mit Tränen. In ihren Mundwinkeln nahm ich ein Zucken wahr.

    Ward Granger setzte sich neben seine Stiefmutter. Beruhigend legte er ihr die Hand auf die Schulter.

    Pamela Granger atmete durch. »Stellen Sie Ihre Fragen«, forderte sie uns auf. »Ich wurde zwar schon von Ihren Kollegen aus dem Police Departement verhört, ich will Ihre Fragen aber gerne beantworten, soweit ich hierzu in der Lage bin.«

    »Hatte Ihr Mann Feinde?«

    Pamela Granger dachte kurz nach, dann erwiderte sie: »Es gab sicher Leute, die meinem Mann nicht freundlich gesonnen waren. Immerhin hatte er im New York Hospital eine leitende Funktion inne und es gab gewiss Leute, die mit seinen Entscheidungen nicht einverstanden waren. Zum Beispiel Doktor Robinson. Er wollte Oberarzt werden, aber mein Mann gab einem anderen Arzt den Vorzug.«

    »Wie lange war Ihr Mann Chefarzt im New York Hospital?«

    »Ihm wurde der Posten vor anderthalb Jahren übertragen. Vorher arbeitete Milton im Beth Israel Medical Center.«

    »Wurde Ihr Mann bedroht?«

    »Davon weiß ich nichts. Aber wenn es so wäre, würde er es mir sicher erzählt haben. Nein, ich glaube nicht, dass mein Mann bedroht wurde.«

    Wir stellten der Frau noch einige Fragen. Ihre Antworten brachten uns nicht weiter. Deshalb verabschiedeten wir uns und fuhren ins New York Hospital. Dort sprachen wir mit Dr. Ben Robinson. Er war Afroamerikaner. Robinson bat uns ins Arztzimmer, wo wir ungestört waren. »Eine schreckliche Sache«, murmelte er, als wir saßen.

    »Wir haben uns sagen lassen, dass Sie nicht gerade freundlich auf Professor Granger zu sprechen waren«, erklärte ich.

    Robinson senkte den Kopf und starrte auf den Fußboden. Einige Sekunden des bedrückenden Schweigens verstrichen, plötzlich sagte er: »Ich habe mich für den Job des Oberarztes in der Station beworben. Der Professor hat sich für einen Mitbewerber entschieden. Ich nehme an, dass es an meiner Hautfarbe lag, dass ich den Job nicht bekam.«

    »Haben Sie einen Grund zu dieser Annahme?«

    »Der Professor war dafür bekannt, dass er weiße Bewerber den farbigen vorzog.«

    »Wann war das?«, fragte ich. »Ich meine den Zeitpunkt, zu dem Sie als Oberarzt abgelehnt wurden.«

    »Das war im September.« Robinson heftete den Blick auf mich. »Sie denken doch nicht etwa, dass ich etwas mit dem Tod des Professors zu tun habe?«

    »Wir müssen allen Hinweisen nachgehen«, antwortete ich.

    »Ich verstehe«, murmelte Robinson. »Nun, ich kann Ihnen nichts sagen. Ich befand mich am Sonntag, als der Unfall geschah, nicht mal in der Nähe des La Guardia Flugplatzes.«

    Wir verabschiedeten uns und begaben uns in die Verwaltung des Krankenhauses. Dort sprachen wir mit dem Verwaltungsleiter. Sein Name war Hickock. Auf meine Frage sagte er: »Auf den Job des Chefarztes bewarben sich damals Professor Granger und Dr. Robert Gaines. Der Professor machte das Rennen. Er schien uns der besser geeignete Mann zu sein.«

    »Haben Sie eine Adresse von Dr. Gaines?«, fragte ich.

    »Natürlich.« Hickock holte einen Ordner her und schlug ihn auf, blätterte darin und sagte: »Gaines wohnt in Queens, 68th Road Nummer 316. Er arbeitet im Saint Lukes und Roosevelt Hospital Center in der Ninth Avenue.«

    Als wir wieder im Dienstwagen saßen, sagte ich: »Es macht kaum Sinn, mit Dr. Gaines zu sprechen. Dennoch sollten wir uns ein Bild von ihm machen. Was meinst du?«

    »Statten wir ihm einen Besuch ab«, sagte Milo.

    Also steuerte ich den Dienstwagen in die Ninth Avenue. Wir erkundigten uns an der Rezeption, in welcher Station wir Dr. Gaines antreffen konnten, dann fuhren wir mit dem Aufzug in die dritte Etage und suchten das Stationsbüro auf. Zwei Krankenschwestern versahen hier Dienst. Die eine mochte um die fünfzig sein, die andere war noch jung und wahrscheinlich befand sie sich noch in Ausbildung. Die Jüngere lächelte. Die Ältere schien etwas gestresst zu sein. »Wo wollen Sie denn hin?«, blaffte sie.

    »Wir suchen Dr. Gaines«, erklärte ich.

    »Der ist irgendwo auf der Station unterwegs. Sie werden sich gedulden müssen.«

    »Sie können ihn sicher telefonisch erreichen«, sagte ich.

    »Haben Sie denn keine Zeit?«

    Die Lady tat ziemlich genervt.

    »Nein«, versetzte ich ungeduldig, »wir haben keine Zeit. Wir sind die Agents Trevellian und Tucker vom FBI New York. Glauben Sie mir, wir haben Wichtigeres zu tun als hier auf einen Arzt zu warten und darauf zu vertrauen, dass er bald auftaucht.«

    Die Lady ließ sich nicht erschüttern und zuckte mit keiner Wimper. »Rosy«, sagte sie zu der Jüngeren, »versuch Dr. Gaines zu erreichen. Sag ihm, dass er erwartet wird.«

    Mir schoss sie einen verächtlichen Blick zu, dann setzte sie sich in Bewegung und rauschte zur Tür hinaus.

    Rosy, die junge Lady, telefonierte. Schließlich sagte sie: »Dr. Gaines kommt gleich. Gedulden Sie sich bitte einige Minuten.«

    »Natürlich«, erwiderte ich.

    Es dauerte in der Tat höchstens zwei Minuten, dann kam aus einem der Zimmer ein hochgewachsener Mann um die fünfzig. Seine Haare begannen sich grau zu färben. Er wirkte irgendwie agil. Leise quietschten die Gummisohlen seiner weißen Sportschuhe. Dr. Gaines gab jedem von uns die Hand, dann fragte er: »Was will das FBI von mir?«

    »Sie wissen sicher, dass Professor Granger ermordet wurde«, begann ich.

    Seine Brauen zuckten in die Höhe. »Ich habe von dem Vorfall gehört. Schade um den Professor. Er war ein hervorragender Arzt. Was habe ich damit zu tun?«

    »Sie waren einer der Bewerber um den Posten des Chefarztes im New York Hospital.«

    Dr. Gaines presste einen Moment die Lippen zusammen, dann stieß er hervor: »Das Rennen entschied Granger für sich. Ich erhielt eine Ablehnung.«

    »Sie waren sicher verbittert«, mischte sich Milo ein.

    Die Mundwinkel des Arztes sanken nach unten. »Ich war allenfalls enttäuscht. Aber nach ein paar Tagen war ich darüber hinweg. Man kann nicht immer gewinnen und muss mit Niederlagen leben. Weshalb kommen Sie zu mir?«

    »Kannten Sie Professor Granger persönlich?«, fragte ich, ohne auf seine Frage einzugehen.

    »Nein. Wir haben uns nie kennen gelernt. Nun sagen Sie schon: Was führt Sie zu mir?«

    »Wir durchleuchten das Umfeld des Professors. Derjenige, der ihn umgebracht hat, muss ihn sehr gehasst haben.«

    Dr. Gaines lächelte. »Sie sind auf der Suche nach einem Motiv. Aber ich muss Sie leider enttäuschen, Special Agents. Ich habe nicht eine Sekunde lang Professor Granger die Schuld an meiner Ablehnung gegeben. Es konnte nur einer die Stelle kriegen. Und als ich mich bewarb, war mir klar, dass ich eine Absage bekommen konnte. Im Übrigen ist das anderthalb Jahre her.«

    Wir verließen das Krankenhaus.

    »Was denkst du?«, fragte Milo, als wir auf dem Weg nach Osten waren.

    »Dr. Gaines schließe ich als Mörder aus.«

    »Und was ist mit Robinson?«

    »Der fühlte sich gekränkt, in seiner Ehre verletzt. Seine Ablehnung als Oberarzt ist ziemlich zeitnah. Er könnte ein Motiv haben.«

    »Ich traue Robinson keinen Mord zu«, murmelte Milo. »Er ist zwar frustriert und fühlt sich wegen seiner Hautfarbe benachteiligt. Aber dass er darauf mit Mord reagiert – ich glaube es nicht.«

    Wir fuhren über den East River und wandten uns nach Nordosten, wo der La Guardia Airport lag. Ich benutzte den Northern Boulevard, bog auf den Interstate 278 ab und fuhr auf dem Brooklyn Queens Expressway East nach Norden, wo wir auf den Grand Central Parkway gelangten, von dem aus wir schließlich auf das Flughafengelände abbogen.

    Eine Viertelstunde später betraten wir das Büro der Flughafenpolizei. Ich sagte, wer wir waren und erklärte unser Anliegen, dann fuhr ein Polizist mit uns zu den Hangars für die Privatflugzeuge. Einige Maschinen standen herum. Ich sah ein paar Männer in blauen Overalls.

    Wir stiegen aus, der Cop, der uns begleitete, winkte einen der Mechaniker heran und fragte ihn nach Mark Shannon. Der Mann drehte sich halb herum und rief: »Mark, he, Mark, die drei Gentlemen möchten zu dir. Komm doch mal her.«

    Ein mittelgroßer, breitschultriger Mann kam näher. »Was kann ich für Sie tun?«

    »Wir haben ein paar Fragen an Sie«, gab ich zu verstehen, und dann erklärte ich, wer wir waren.

    »Sie kommen wegen der Sache mit dem Professor«, konstatierte Shannon. »Was es zu sagen gab, habe ich bereits gesagt. Die Maschine war technisch in Ordnung.«

    »Daran besteht kein Zweifel«, antwortete ich. »Haben Sie jemand beobachtet, der sich an der Maschine zu schaffen machte, jemand, der an dem Flugzeug nichts zu suchen hatte?«

    Shannon spitzte die Lippen, dachte kurz nach, dann schüttelte er den Kopf. »Nein.« Es klang abschließend und endgültig.

    »Haben Sie mit dem Professor gesprochen, ehe er startete?«

    »Ich hatte mehrere Maschinen zu warten. Aber ich sah den Professor. Er sprach mit einem Mann, der ebenfalls Pilotenuniform trug. Ich habe dann nicht weiter drauf geachtet. Wenig später fuhr die Maschine zum Rollfeld.«

    »Haben Sie das Gesicht des Mannes gesehen, mit dem der Professor sprach?«

    »Er trug einen Helm. Ich habe echt nicht richtig auf ihn geachtet. Ein flüchtiger Blick in sein Gesicht war alles. Ich denke, er hatte das Alter des Professors. Anschließend habe ich ihn auch nicht mehr gesehen. Aber bei den Hangars befanden sich an diesem Tag viele Piloten. Und die meisten von ihnen kennen sich wahrscheinlich, sodass nichts Besonderes daran ist, wenn sie sich unterhalten.«

    Der Mechaniker konnte uns nicht weiter helfen.

    Wir kehrten nach Manhattan zurück. Von unserem Büro aus rief ich die SRD an. Nachdem ich zweimal weiterverbunden wurde, hatte ich endlich den Mann an der Strippe, der mir Auskunft geben konnte. Ich klärte ihn auf, weshalb ich anrief, dann fragte ich:

    »Wurden an dem Flugzeug Spuren sichergestellt, wenn ja, sind sie schon ausgewertet?«

    »Es gibt keine Spuren, Special Agent«, erhielt ich zur Antwort. »Falls es welche gab, sind sie verbrannt. Wir wissen lediglich, dass es sich um einen ferngezündeten Sprengkörper handelte, der sich im Rumpf der Piper befand. Die Zündung erfolgte wahrscheinlich per Handy. Die Explosion hat die Maschine in zwei Teile gerissen. Beim Aufschlag platzte obendrein der Tank.«

    Ich bedankte mich und legte auf. »Keine Spuren«, sagte ich zu Milo.

    »Der Anschlag könnte auch einen terroristischen Hintergrund haben«, gab mein Partner zu bedenken.

    Ich wiegte den Kopf. »Daran glaube ich weniger. Ich bin davon überzeugt, dass der Mörder im Umfeld des Professors zu suchen ist.«

    »Der einzige Verdächtige, den wir haben, ist Dr. Robinson.«

    »Wie sollte er auf den Flughafen gekommen sein, um eine Bombe in Grangers Flugzeug zu deponieren?«, wandte ich ein. »Die Bombe muss jemand hineingelegt haben, der Zutritt zu den Hangars hatte.«

    »Das waren nur Mechaniker und Piloten.«

    »Derjenige, der die Bombe deponierte, kann bezahlt worden sein«, murmelte ich.

    »Von wem?«

    »Das ist die Frage.«

    »Auf die wir eine Antwort finden müssen«, murmelte mein Partner.

    *

    Wir hatten vier Namen aus dem Archiv herausgefiltert. Es handelte sich um Männer, die sich in der Vergangenheit als Bombenbastler einen Namen gemacht hatten, die in New York wohnten und die sich derzeit in Freiheit befanden.

    Ich hatte noch einmal mit dem Kollegen von der SRD gesprochen. Man hatte Bauteile der Bombe gefunden. Eine bestimmte Handschrift wiesen sie nicht auf.

    Der erste auf unserer Liste war Craig Benson. Er war dreiundvierzig Jahre alt, hatte sieben Jahre in Rikers Island verbracht, weil er für eine terroristische Zelle Bomben hergestellt hatte. Seine letzte bekannte Anschrift war East 178th Street Nummer 286.

    Nummer zwei war Lenard Baxter, siebenundfünfzig Jahre alt, insgesamt dreizehn Jahre Gefängnis, zuletzt wohnhaft in Queens, 71st Avenue Nummer 197. Baxter war vor vielen Jahren mit einer Bombe in die Citi Bank marschiert und hatte die Herausgabe einer Million Dollar gefordert. Er drohte, die Bombe zu zünden und Beschäftigte sowie Kunden mit in den Tod zu reißen. Es war nicht dazu gekommen. Man händigte ihm eine Million aus – zwei Tage später wurde er verhaftet.

    Der dritte Mann auf unserer Liste war Cash Boulder. Boulder war zweiunddreißig Jahre alt. Ein Bekannter hatte der Polizei den Tipp gegeben, dass Boulder in seinem Keller Bomben herstelle, die er an den Mann zu bringen versuche. Man stellte bei ihm fünf Sprengkörper sicher, die allesamt voll funktionsfähig waren. Boulder wanderte daraufhin für drei Jahre ins Gefängnis. Er wohnte in Brooklyn, 273 Lenox Road.

    Schließlich und endlich war noch Ron Hannagan, ein Oldtimer, der über siebzig Jahre auf dem Buckel hatte. Seine letzte Verurteilung lag zwanzig Jahre zurück. Er war Mitglied einer rechtsextremistischen Gruppierung gewesen. Bei einer Wohnungsdurchsuchung war man auf ein halbes Dutzend selbst gebastelter Bomben gestoßen. Hannagans Anschrift war damals Queens, 95th Street gewesen.

    Es war früh am Morgen, als wir aufbrachen. Zuerst fuhren wir in die Bronx zu Craig Benson. Bei dem Gebäude Nummer 286 handelte es sich um einen großen Wohnkomplex. Ich studierte das Klingelschild und stieß auf den Namen Benson. Wir fuhren mit dem Aufzug hinauf in die fünfte Etage. Benson war zu Hause. Fragend musterte er uns.

    »Mister Craig Benson?«

    »Ja. Wer sind Sie?«

    »FBI. Die Agents Tucker und Trevellian. Mein Name ist Trevellian. Wir möchten mit Ihnen sprechen.«

    Seine Brauen hatten sich zusammengeschoben. Über seiner Nasenwurzel hatten sich zwei senkrechte Falten gebildet. »Meine letzte Verurteilung liegt neun Jahre zurück. Seit zwei Jahren bin ich frei. Ich gehe einer geregelten Arbeit nach.«

    »Warum sind Sie jetzt nicht auf der Arbeit?«, fragte Milo.

    »Ich arbeite am Brennofen einer Porzellanfabrik. Zurzeit habe ich Nachtschicht. Was wollen Sie von mir?«

    »Haben Sie etwas dagegen, wenn wir uns ein wenig in Ihrer Wohnung umsehen?«

    »Haben Sie einen Gerichtsbeschluss?«

    »Nein. Aber wenn Sie nichts zu verbergen haben …«

    »Sagen Sie mir endlich, worum es geht.«

    »Haben Sie von dem Mord auf dem La Guardia Airport gehört?«

    »Natürlich. Ah, ich verstehe. Es war eine Bombe im Spiel.« Benson lachte auf. Es klang heiser und ein wenig unecht. Dann stieß er hervor: »Vergessen Sie's. Ich baue keine Bomben mehr. Sieben Jahre hinter Gitter haben mir gereicht. Ich habe mir nach der Haftentlassung den Job gesucht und komme mit diesem Leben gut zurecht.«

    Eine Frauenstimme erklang in der Wohnung: »Wer hat geläutet, Craig?«

    »Polizei«, grollte er. Und an mich gewandt gab er zu verstehen: »Das ist Mary, meine Lebensgefährtin.« Er seufzte. »Na schön, kommen Sie in die Wohnung. Sie haben recht. Ich habe nichts zu verbergen.«

    Die Frau stand in einer Tür zu einem der Nebenräume. Sie war nur mit einem Trainingsanzug in den Farben braun und weiß bekleidet. Die dunklen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.

    »Guten Tag«, grüßte ich und sie erwiderte meinen Grund. »Es …«

    Benson unterbrach mich, indem er sagte: »Die Agents denken, dass ich vielleicht wieder ein Knallbonbon gebastelt habe. Sag du ihnen, Mary, dass ich ein geordnetes Leben führe und keinerlei Kontakt zu irgendwelchen Kriminellen pflege.«

    »Das ist richtig«, bestätigte die Frau. »Craig arbeitet in der Porzellanfabrik und …« Sie brach ab und zuckte mit den Schultern.

    »Es ist reine Routine, Ma'am«, rechtfertigte ich unser Vorgehen. »Ein Mann ist durch eine Bombe getötet worden. Den Mörder kennen wir nicht. Aber wir gehen davon aus, dass er die Bombe möglicherweise nicht selbst gebaut hat. Also überprüfen wir in Frage kommende Männer. Dazu gehört Mister Benson.«

    »Bitte«, knurrte Benson. »Sehen Sie sich um. Sie werden in dieser Wohnung nicht den geringsten Hinweis darauf finden, dass ich mich wieder mit dem Bau von Sprengsätzen beschäftige.«

    Wir schauten in sämtliche Räume – und fanden nichts. Auch den Keller, der zur Wohnung gehörte, und den Dachboden durchsuchten wir. Uns blieb schließlich nichts anderes übrig, als uns bei Benson zu entschuldigen.

    Unser nächster Weg führte uns nach Queens in die 95th Street. Auch hier handelte es sich um ein Mietshaus. Ich studierte die Namensschilder auf dem Klingelbrett, konnte aber den Namen Hannagan nirgends entdecken. Wir läuteten an einer Wohnungstür im Erdgeschoss. Eine grauhaarige Frau mit etwas verlebten Gesichtszügen öffnete und fixierte uns misstrauisch. »Falls Sie von einer Versicherung kommen …«

    »Wir kommen vom FBI und haben eine Frage an Sie. In diesem Gebäude hat mal ein Mann namens Ron Hannagan gewohnt. Ich kann seinen Namen auf den Klingelschildern nicht finden. Wohnt er nicht mehr hier?«

    »Ich kenne keinen Ron Hannagan. Aber in dem Block wohnen viele Leute, die ich nicht kenne. Tut mir leid.«

    »Dann entschuldigen Sie bitte die Störung«, sagte ich. Wir stiegen ein Stockwerk höher. Der Mann, an dessen Tür ich läutete, hieß Mitchell. Er war etwa sechzig Jahre alt und glatzköpfig. Aus wässrigen Augen schaute er uns an. »Wir suchen Ron Hannagan«, erklärte ich, nachdem er meinen Gruß mit einem knappen Nicken erwidert hatte.

    Seine Stirn legte sich in Falten. »Ron Hannagan«, murmelte er. »Der Name sagt mir etwas. Ja, richtig. Der wohnte in der dritten Etage. Hannagan ist vor einem Jahr ausgezogen. Ich glaube, er wohnt jetzt bei seinem Sohn. Wenn mich nicht alles täuscht, heißt der Earl. Ja, Earl Hannagan.«

    »Haben Sie 'ne Ahnung, wo Earl Hannagan wohnt?«

    »Nein. Irgendwo in Queens. Aber Queens ist groß.«

    »Vielen Dank.«

    »Sind Sie von der Polizei? Hat Hannagan etwa wieder etwas ausgefressen? Himmel, der Kerl ist doch schon über siebzig. Na ja, manche können es eben niemals lassen.«

    »Wir haben nur ein paar Fragen an ihn«, versetzte ich. »Kein Grund zu Spekulationen.«

    Wir begaben uns in die 71st Avenue. Wieder ein Wohnblock, wieder zig Namen auf einem Klingelbrett. L. Baxter! Da stand der Name und ich spürte ein hohes Maß an Zufriedenheit. Wenigstens war dieser Weg nicht umsonst gewesen. Die Haustür war verschlossen. Ich läutete. Niemand öffnete. Also versuchte ich es bei einem der anderen Bewohner. »Wer ist da?«, erklang eine Frauenstimme aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage.

    »Wir wollen zu Mister Baxter«, erklärte ich. »Allerdings rührt er sich nicht.«

    »Baxter arbeitet bei Garfield and Son. Der kommt vor 18 Uhr nicht nach Hause.«

    Im Dienstwagen bemühte Milo den Computer. Garfield & Son war ein Möbeldiscounter in der 94th Street. Wir machten uns auf den Weg. In der 94th angekommen betraten wir das Ausstellungsgebäude. Hinter einer Rezeption saß eine junge Lady, die uns mit einem blitzenden Lächeln begrüßte. »Wie kann ich Ihnen helfen?«

    Ich zeigte ihr meine ID-Card und ihr Lächeln gerann. Das musste allerdings nicht heißen, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte. Wir verbreiteten mit unserem Auftreten bei niemandem gute Laune. Das war so und damit mussten wir leben. Während ich ihr die ID-Card hinhielt, erklärte ich, wer wir waren und ließ auch nicht offen, dass wir Lenard Baxter sprechen wollten.

    »Der arbeitet im Lager«, sagte die junge Lady. »Nehmen Sie den Hinterausgang und überqueren Sie den Hof. Es ist die Halle mit dem grün gestrichenen Tor.«

    In der Lagerhalle befanden sich drei Männer. Ich erkannte Baxter. Das Foto im Archiv war zwar schon einige Jahre alt, aber er war es unverkennbar.

    »Können wir Sie kurz sprechen, Mister Baxter?«

    Er kniff die Augen zusammen. »Ihr seid Cops, nicht wahr?«

    »Haben wir einen besonderen Geruch an uns?«, fragte Milo. »Den Geruch einer anderen Spezies?«

    Baxter lachte auf. »Ich hab ein Auge für euch Burschen. Was darf's sein?«

    »In New York wurde ein Mann mit 'ner Bombe getötet«, antwortete ich. »Sie sind auf diesem Gebiet in Erscheinung getreten.«

    Baxter war wieder ernst geworden. »Die Zeiten sind vorbei«, murmelte er. »Ich baue keine Bomben mehr. Die Jahre im Gefängnis haben mich geläutert.«

    »Trotzdem würden wir uns gerne in Ihrer Wohnung umsehen.«

    »Ich komme erst gegen 18 Uhr nach Hause. Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«

    »Nein.«

    Baxter schürzte die Lippen. »Dann muss ich Sie nicht in die Wohnung lassen.«

    »Das ist uns klar. Es kostet uns ein Lächeln, eine entsprechende richterliche Anordnung zu erwirken.«

    Jetzt grinste Baxter wieder. »Nicht nötig. Wir können das unbürokratisch erledigen. Kommen Sie um 18 Uhr zu meiner Wohnung. Ich habe nichts zu verbergen.«

    »Es wäre uns lieb, wenn Sie sich eine Stunde frei nehmen würden.«

    »Das wird meinem Chef nicht gefallen.«

    »Ich spreche mit ihm«, erbot ich mich. »Wer ist Ihr Chef?«

    »Lassen Sie nur, Special Agent. Ich mache das schon.«

    Nach dem letzten Wort wandte sich Baxter ab und ging zu einem Mann hin, der am Ende der Halle hinter einem Schreibtisch saß. Baxter redete auf ihn ein, der Mann blickte einige Male zu uns her, schließlich nickte er und Baxter kam wieder heran. »Geht in Ordnung. Fahren wir.« Er zog den grauen Kittel aus, den er über seiner Kleidung trug.

    Eine Stunde später war uns klar, dass wir uns den Weg hätten sparen können. Wir brachten Baxter zurück und dann führte uns der Navigator nach Brooklyn in die Lenox Avenue. Cash Boulder war zu Hause. Er musterte uns trotzig und lehnte es schließlich ab, uns ohne Durchsuchungsbefehl in die Wohnung zu lassen. Dieser Mann war alles andere als gut auf die Polizei zu sprechen. Er erklärte uns, dass er über seine Rechte genau Bescheid wisse und dass er auf ihre Wahrung poche.

    Wir mussten befürchten, dass er Beweismittel verschwinden ließ, während wir in Manhattan auf den Erlass einer richterlichen Anordnung warteten. Vom Dienstwagen aus rief ich Mr. McKee an. Nachdem sich der Chef gemeldet hatte, bat ich ihn, seine Beziehungen einzusetzen und auf die Schnelle einen Durchsuchungsbefehl zu erwirken. Der AD sagte zu.

    Uns war klar, dass es mindestens drei Stunden dauern würde, bis sich das Papier in unseren Händen befand.

    Während wir das Gebäude beobachteten fand Milo heraus, dass Earl Hannagan in der 24th Road wohnte.

    Hin und wieder ging jemand in das Gebäude, manchmal kam jemand heraus. Eine Stunde verstrich. Plötzlich kam Boulder ins Freie. Er trug eine schwarze Aktentasche, setzte sich in einen weißen Ford und fuhr davon. Wir hängten uns an. Boulders Ziel war die Flushing Bay. Er fuhr auf einen Parkplatz, stieg aus und verschwand mit der Aktentasche zwischen den Büschen des Parks, der sich bis zum Strand erstreckte.

    Wir nahmen den Burschen in die Zange. Das heißt, ich überholte ihn unbemerkt, während sich Milo auf seine Fersen heftete. Als sich Boulder mir näherte, trat ich aus dem Schutz eines der Sträucher. Der Bursche verhielt im Schritt, als wäre er gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen. In seinem Gesicht begann es zu arbeiten. Er wirkte wie ein Mann, der sich im nächsten Moment herumwerfen und die Flucht ergreifen würde.

    »Was haben Sie denn in der Tasche?«, fragte ich.

    Hinter Boulder tauchte Milo auf.

    »Ich – ich …« Boulder verschluckte sich, hüstelte, es war deutlich, dass er nach einem Ausweg suchte. Ich war auf der Hut. Und plötzlich wirbelte er herum. In dem Moment, als er losflitzen wollte, nahm er Milo wahr. Er machte zwei Schritte und hielt abrupt an.

    »Sie entkommen uns nicht«, erklärte ich. »Stellen Sie die Tasche auf den Boden und heben Sie die Hände.«

    Boulder zögerte. Schließlich kam er meiner Aufforderung nach.

    Wir gingen auf ihn zu. Mir blieb nicht verborgen, dass er immer wieder würgend schluckte. Es war wohl so, dass er seine Panik nur mühsam bezwang. Milo fesselte ihm die Hände auf den Rücken. Ich hob die Tasche auf und öffnete sie. Sie enthielt zwei Bomben, die an Konservendosen erinnerten. Außerdem lagen farbige Drähte und Zünder in der Tasche.

    »Interessant«, sagte ich.

    »Sie – Sie dürfen das nicht falsch verstehen«, murmelte Boulder mit lahmer Stimme. »Ich – ich …«

    »Wir verstehen das schon richtig«, unterbrach ich ihn. »Sie sind vorläufig festgenommen. Wenn Sie von Ihrem Recht, zu schweigen, keinen Gebrauch machen, kann alles, was Sie sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden …«

    Ich klärte Boulder über seine Rechte auf.

    Kapitel 2

    Cash Boulder saß an dem Tisch in der Mitte des Raumes. Milo hatte sich hinter ihm aufgebaut. Ich stand auf der anderen Seite des Tisches und stemmte mich mit beiden Armen darauf. »Sprechen Sie endlich, Boulder«, stieß ich hervor. »Haben Sie einen Ihrer Sprengkörper verkauft?«

    Der Bursche knetete seine Hände und wich meinem Blick, mit dem ich Druck auf ihn auszuüben versuchte, aus.

    »An wen haben Sie gegebenenfalls eine Bombe verhökert?«, fragte Milo.

    »Ich habe die Bomben nur für mich gebaut«, murmelte Boulder. »Sie müssen es mir glauben. Ich hatte nie vor, einen der Sprengsätze zu verkaufen. Ich – ich hätte niemals zugelassen, dass sie in die falschen Hände gelangen.«

    »Sie haben bereits einmal Bomben gebaut und versucht, sie zu verscherbeln«, sagte Milo. »Dafür sind Sie ja schließlich auch hinter Schloss und Riegel gewandert.«

    »Ich habe keine Bomben verkauft.«

    »Befürchten Sie, dass Sie wegen Beihilfe zum Mord dran sind?«, fragte ich.

    Boulder zog den Kopf zwischen die Schultern. »Damit habe ich nichts zu tun.«

    »Sie können es Ihrer Großmutter erzählen, dass Sie die Bomben nur zum Spaß gebaut haben, Boulder«, brachte sich Milo wieder ins Gespräch zurück. »Also spucken Sie's schon aus. Wer hat Ihnen einen Ihrer Sprengsätze abgekauft?«

    Als Boulder schwieg, sagte ich: »Es wird einfach sein, herauszufinden, ob es sich bei der Bombe, die Professor Granger tötete, um ein baugleiches Objekt handelte, wie wir es bei Ihnen sicherstellten.«

    Boulder wand sich geradezu auf seinem Stuhl. In seinem Gesicht zuckten die Muskeln. Seine Lippen bewegten sich, als wollte er etwas sagen, aber er besann sich eines anderen und schwieg.

    »Sie erweisen sich keinen Gefallen, wenn Sie schweigen«, gab ich zu verstehen. »Wir werden Ihnen gegebenenfalls den Bau der Bombe, mit der Professor Granger ermordet wurde, nachweisen. Und wenn Sie uns nicht verraten, wer sie gekauft hat, müssen wir davon ausgehen, dass Sie den Professor auf dem Gewissen haben.«

    »Dafür haben Sie keinen Beweis. Ich kenne den Professor gar nicht.«

    »Schon mal was von Indizien gehört?«, fragte Milo. »So mancher Mann wurde schon nach einem Indizienprozess verurteilt und für den Rest seines Lebens hinter Gitter geschickt.«

    »Ich – ich lasse mir keinen Mord in die Schuhe schieben.«

    »Wem haben Sie eine Bombe verkauft?«

    »Der Kerl nannte sich Victor«, murmelte Boulder endlich. Seine Schultern sanken nach unten. Es sah aus, als würde man ihm die Luft auslassen. Der Bursche hatte wohl eingesehen, dass er uns nicht auskam. Und das lockerte seine Zunge. Sein Atem ging stoßweise. »Victor trat telefonisch an mich heran. Woher er meine Adresse kannte, weiß ich nicht.«

    »Er orderte eine Bombe bei Ihnen.«

    »Ja. Ich sollte sie in ein Schließfach in der Penn Station sperren. Der Kerl rief mich wieder an und fragte mich nach der Nummer des Schließfaches. Er sagte, er werde das Geld für die Bombe hinterlegen. Als ich am nächsten Tag hinkam, war die Bombe weg, dafür lag ein Umschlag mit zweitausend Dollar drin.«

    »Was war das für eine Schließfachnummer?«

    »Dreihundertsechsundfünfzig.«

    »Wie sprach der Anrufer? Akzentfrei?«

    »Ja.«

    »Ich nehme an, Sie haben alle Ihre Bomben nach demselben System hergestellt«, sagte ich.

    Boulder nickte.

    *

    Am nächsten Tag rief mich ein Kollege von der SRD an und sagte: »Wir haben die Bomben gecheckt, die Sie uns gestern vorbeibrachten, Special Agent. Bei dem Sprengsatz, der Professor Granger tötete, handelte es sich um eine Bombe anderer Machart.«

    »Sind Sie sich sicher?« Ich verspürte Enttäuschung.

    »Absolut. Die Sprengkörper unterscheiden sich in wesentlicher Beziehung voneinander. Boulder benutzte TATP. TATP ist bei Terroristen beliebt, weil es verhältnismäßig leicht herzustellen ist. Wenn man das TATP erst mal hat, dann reichen zwei Drähte und ein Funke dazwischen, um es zu zünden. – Der Sprengsatz, der Professor Granger tötete, war aus hochprozentiger Wasserstoffperoxid-Lösung hergestellt.«

    Ich war ein wenig perplex. »Das bedeutet also, dass es wahrscheinlich keine Bombe aus der Produktion von Cash Boulder war, die den Professor tötete.«

    »Was hat die Wohnungsdurchsuchung bei Boulder ergeben? Hat man Wasserstoffperoxid bei ihm gefunden?«

    »Nein.«

    »Dann hat er die Bombe wohl auch nicht gebaut.«

    Ich bat den Kollegen, mir den Bericht zu mailen, dann bedankte ich mich und legte auf. Milo, der dank des aktivierten Lautsprechers hören konnte, was der Beamte gesprochen hatte, sagte: »Wir haben den falschen Mann kassiert. Nehmen wir uns Ron Hannagan zur Brust.«

    Ich rief einen anderen Kollegen bei der SRD an. Als er sich meldete, fragte ich: »Was hat die Spurensicherung an dem Schließfach ergeben?«

    »Wir haben eine Reihe von Fingerabdrücken festgestellt«, erhielt ich zur Antwort. »Ausgewertet wurden sie allerdings noch nicht. Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich ein Ergebnis habe.«

    »Ich bitte darum.«

    Milo und ich machten uns auf den Weg nach Queens. Die 24th Road war eine reine Wohnstraße. Einfamilienhäuser reihten sich zu beiden Seiten wie die Perlen an einer Schnur. Kleine Grundstücke gehörten dazu. Da der Tag regnerisch und kalt war, befand sich niemand im Freien. Ein scharfer Wind zerrte an meinem Trenchcoat, als ich aus dem Dienstwagen stieg. Das Wetter hatte sich innerhalb eines Tages gravierend geändert. Heute entsprach es der Jahreszeit.

    Das Haus war in Gelb und Braun gehalten. Der Rasen davor war gepflegt, das Laub, das von den Büschen abgefallen war, war entfernt worden. Ein Plattenweg führte zur Haustür. Die Zufahrt zur Garage war geteert.

    Milo läutete. Es dauerte nicht lange, dann wurde geöffnet und ich sah das Gesicht einer jungen Frau, die mich fragend musterte.

    »Guten Tag«, grüßte ich. »Wohnt hier Earl Hannagan?«

    »Sehr richtig. Ich bin seine Frau.«

    »Bei Ihnen lebt auch Ron Hannagan«, erklärte ich.

    Sie nickte. »Grandpa ist nicht zu Hause. Er hat um die Ecke eine Garage gemietet. Da hält er sich die meiste Zeit des Tages auf.«

    »Wo finden wir die Garage?«

    Die Frau lieferte uns eine ziemlich genaue Beschreibung. Da die Entfernung nur etwa dreihundert Yard betrug, gingen wir zu Fuß. Während wir nebeneinander auf dem Gehsteig entlang marschierten, sagte Milo: »Denkst du auch, was ich denke?«

    »Ja«, dehnte ich, »unsere Gedanken dürften die gleichen sein.«

    Wir erreichten die Garage. Das Tor war verschlossen. Aber es gab einen Seiteneingang. Ich drehte am Türknopf. Die Tür ließ sich nicht öffnen. Milo versuchte einen Blick durch das Fenster zu werfen. Er beschattete sich die Augen mit beiden Händen. Schließlich schaute er mich an und nickte. Ich schlug mit der Faust gegen die Tür, und gleich darauf ertönte es: »Wer ist draußen?«

    Ich klärte den Frager auf. Ein Schlüssel knirschte im Schloss, dann wurde die Tür aufgezogen. Vor uns stand Ron Hannagan, ein spindeldürrer Bursche mit faltigem Gesicht und einem weißen Haarkranz. Er war mit einer blauen Latzhose und einem rot karierten Holzfällerhemd bekleidet. »Was habe ich mit dem FBI zu tun?«

    »Was machen Sie in der Garage?«, fragte ich.

    Hannagans graue Augen richteten sich auf mich. »Ich stelle Bilder her. Intarsienarbeiten. Ich hab die Technik vor vielen Jahren in Rikers Island gelernt. Ohne Hobby wäre der Tag höllisch langweilig.«

    »Dürfen wir eintreten?«

    »Was wollen Sie denn von mir?«

    »Sie hatten schon mal ein Hobby«, sagte Milo. »Es hat Ihnen einige Jahre im Gefängnis beschert.«

    Hannagan atmete geräuschvoll ein. »Bitte, kommen Sie herein. Vielleicht finde ich zwei neue Bewunderer meiner Kunst.«

    Es roch nach frischem Holz und Leim. Überall standen oder lagen Bilder. Eines hatte der Oldtimer gerade in Bearbeitung. Er war ein Meister seines Fachs.

    »Was suchen Sie denn?«, fragte er.

    »Material, das man für den Bau von Bomben verwendet.«

    »Da muss ich Sie leider enttäuschen. Meine Gesinnung hat sich geändert. Ich bin schon lange nicht mehr der Meinung, dass unsere Demokratie nichts taugt. Von den Leuten, mit denen ich damals verkehrte und deren Einstellung ich teilte, habe ich mich völlig zurückgezogen.«

    »Es geht um den Mord an Professor Granger. Sie haben sicher davon in der Zeitung gelesen. Eine Bombe war im Spiel.«

    »Ja, ich habe in den Nachrichten davon gehört und war fast davon überzeugt, dass Sie zu mir kommen würden. Aber mit Bomben habe ich nichts mehr am Hut. Sie sehen, womit ich mir den Tag vertreibe.«

    »Sehr schöne Arbeiten«, murmelte ich. »Gehen Sie damit auf Ausstellungen?«

    »Nein.« Hannagan lachte. »Ich mache es wirklich nur für mich.«

    »Schade«, versetzte ich. »Diese Bilder wären es wert, dass man sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht.«

    »Ich werde darüber nachdenken«, erklärte Hannagan.

    *

    Wir kehrten ins Field Office zurück.

    »Was nun?«, fragte Milo.

    »Ich möchte wissen, wer Boulder die Bombe abkaufte«, murmelte ich.

    »Wer auch immer«, knurrte Milo, »er hat etwas vor.«

    »Und wir stehen dem machtlos gegenüber.«

    Da läutete mein Telefon. Eine dunkle Stimme meldete sich: »Hier spricht Sergeant Brown von der SRD. Wir haben die Fingerabdrücke, die

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