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Thriller Quartett 4106
Thriller Quartett 4106
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eBook493 Seiten6 Stunden

Thriller Quartett 4106

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Krimis:

 

Kommissar Jörgensen und das Totenhaus (Alfred Bekker)

Club der Mörder (Alfred Bekker)

Kubinke und die Frankfurter Morde (Alfred Bekker)

Killerjagd (Alfred Bekker)

 

Ein großer Boss des organisierten Verbrechens wird von einem Killer-Kommando hingerichtet. Aber das ist nur der Anfang einer beispiellosen Welle der Gewalt. Damit beginnt für die Ermittler die Jagd auf die Hintermänner, die aus dem verborgenen heraus ein perfides Spiel inszenieren. Eine Verschwörung von unglaublichem Ausmaß kommt nach und nach ans Tageslicht...

 

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

 

SpracheDeutsch
HerausgeberAlfred Bekker
Erscheinungsdatum1. Okt. 2023
ISBN9798223376477
Thriller Quartett 4106
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Thriller Quartett 4106 - Alfred Bekker

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    COVER A.PANADERO

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Facebook:

    https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/

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    https://cassiopeia.press

    Alles rund um Belletristik!

    Kommissar Jörgensen und das Totenhaus

    von Alfred Bekker

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

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    Alles rund um Belletristik!

    Kommissar Jörgensen und das Totenhaus

    von Alfred Bekker

    Prolog

    Ich holte meinen Kollegen Roy Müller an diesem Morgen an genau der Ecke ab, an der ich ihn jeden Morgen abhole. Wir bilden dann gewissermaßen zusammen eine Fahrgemeinschaft und fahren zu unserem Büro. Zwei Ermittler in einem Auto anstatt in zwei. Damit tun wir auch was für den Planeten, kann man so sagen.

    Aber in Hamburg ist das Autofahren ja wie schon lange nicht mehr das reinste Vergnügen.

    »Tag, Uwe«, sagte Roy, nachdem er die Tür geöffnet hatte und einstieg.

    Einsteigen wollte, muss ich wohl sagen.

    Denn der Kerl aus dem folgenden Fahrzeug war jetzt ausgestiegen und hatte sich genähert.

    »Was fällt Ihnen ein, hier den Verkehr aufzuhalten!«

    »Wir sind ja schon weg«, sagte Roy.

    »Das könnte Ihnen so passen! Das ist Nötigung. Ich musste Ihretwegen anhalten.«

    »Nun beruhigen Sie sich. Wir sind ja schon auf und davon.«

    »Nichts da, Sie bleiben hier, bis die Polizei kommt!«

    Ich ließ das Seitenfenster runter und streckte meinen Ausweis hinaus.

    »Wir sind die Polizei«, sagte ich. »Sie stören gerade eine polizeiliche Ermittlung.«

    Der Typ atmete tief durch und ging zu seinem Wagen zurück.

    »Fahr bloß los, Uwe!«, meinte Roy, nachdem er Platz genommen hatte.

    Mein Name ist Uwe Jörgensen. Ich bin Kriminalhauptkommissar und Teil einer in Hamburg angesiedelten Sonderabteilung, die den etwas umständlichen Namen ‘Kriminalpolizeiliche Ermittlungsgruppe des Bundes’ trägt und sich vor allem mit organisierter Kriminalität, Terrorismus und Serientätern befasst.

    Die schweren Fälle eben.

    Fälle, die zusätzliche Ressourcen und Fähigkeiten verlangen.

    Zusammen mit meinem Kollegen Roy Müller tue ich mein Bestes, um Verbrechen aufzuklären und kriminelle Netzwerke zu zerschlagen. »Man kann nicht immer gewinnen«, pflegt Kriminaldirektor Bock oft zu sagen. Er ist der Chef unserer Sonderabteilung. Und leider hat er mit diesem Statement Recht.

    1

    »Und dieser Raum ist jetzt auch wirklich absolut abhörsicher?«, fragte jemand.

    Zweifel klang im Tonfall mit.

    »Darum sind wir doch hier«, antwortete eine schneidende, sehr harte Stimme. Ein freudloses Lachen folgte. »Wir wollen uns doch ja schließlich hier ungestört unterhalten.«

    »Niemand will natürlich ein unfreiwilliges Hörspiel für die Polizisten«, meinte einer der anderen Teilnehmer dieser Zusammenkunft, die im zweiten Kellergeschoss eines Altbaus in Hamburg stattfand.

    Die Tür fiel ins Schloss. Als Letzte waren jetzt zwei mit Maschinenpistolen bewaffnete Männer in dunklen Rollkragenpullovern in den abgeriegelten Raum getreten.

    »Es wird nun Zeit, dass jetzt Klartext geredet wird«, sagte nun der Mann mit der schneidenden Stimme. Dieser Mann hatte sich zwischen die Bewaffneten gestellt und schnipste mit den Fingern. »Bringen wir es hinter uns!«, sagte er.

    »Hey, das kannst du mit uns nicht machen!«, rief jemand.

    »Es gibt viele Gründe, euch aus dem Weg zu räumen. Ich werde nicht in die Einzelheiten gehen«, sagte der Mann mit der schneidenden Stimme.

    »Man kann doch über alles reden!«

    »Dazu ist es zu spät.«

    Die MPis knatterten los. Dreißig kleinkalibrige Schuss pro Sekunde feuerten aus ihren kurzen Mündungen heraus. Die Schreie der Sterbenden gingen in den Schussgeräuschen unter. Die Kugeln durchdrangen die zuckenden Körper, fetzten dann durch die dünne Holzvertäfelung und blieben anschließend in der dicken Isolierschicht stecken, mit der dieser Raum ausgekleidet worden war.

    Ein paar Augenblicke lang leckten blutrot die Mündungsfeuer aus den Läufen der MPis.

    Dann war endlich Stille. Auf dem Boden lagen ein paar regungslose, durch Kugeln zerfetzte Körper in ihrem Blut.

    »Irgendwer muss die Sauerei noch wegmachen«, meinte einer der Bewaffneten.

    »Dafür habe ich mir etwas ganz Besonderes ausgedacht«, sagte der Mann mit der schneidenden Stimme. »Etwas ganz besonders Endgültiges.«

    Der dritte Mann im Raum stieg über die Leichen und sah sich um. Dabei hatte er den Lauf seiner MPi auf den Boden gerichtet. Es konnte ja schließlich sein, dass sich doch noch jemand rührte. Aber das war offensichtlich nicht der Fall.

    Schließlich hatte er die Wand auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes erreicht. Er strich über die Vertäfelung, die an manchen Stellen regelrecht durchsiebt worden war. Er tickte mit dem Fingerknöchel gegen das Holz.

    »Gut, dass da was hinter ist, was die Kugeln aufnehmen konnte«, meinte er. »Sonst hätten wir uns durch Querschläger selbst erschossen.«

    »Ich sagte euch doch, ich habe an alles gedacht«, gab der Mann mit der schneidenden Stimme in einem unüberhörbar verächtlichen Tonfall zurück. »Dies war mal ein Tonstudio. Ist leider pleite gegangen. Und der Besitzer war mir noch einen Gefallen schuldig ...«

    2

    Jahre später …

    »Ich bin Dr. Gerold M. Wildenbacher vom Ermittlungsteam Erkennungsdienst Hamburg. Lassen Sie mich bitte durch!« Wildenbacher drängte sich bereits an dem Polizeimeister vorbei. »Gehen Sie die Treppe hinunter! Der Aufzug ist nicht in Betrieb«, sagte dieser noch. »Kriminaloberkommissar Raschke von der Mordkommission erwartet Sie bereits.«

    »Kann ich was dafür, wenn Hamburgs Straßen dermaßen verstopft sind?«, knurrte Wildenbacher.

    »Der hat ja ein sonniges Gemüt«, meinte ein anderer Polizeimeister leise an seinen Kollegen gerichtet. Aber er war nicht leise genug, denn Wildenbacher hatte mitbekommen, was er gesagt hatte.

    »Was erwartest du?«, gab der angesprochene Polizist zurück. »Er ist ein Gerichtsmediziner.«

    »Du meinst, wer seinen Job macht, muss ein Gemüt wie ein Schlachtergeselle haben?«

    »Oder aus Bayern stammen.«

    »Wieso?«

    »Hast du nicht mitgekriegt, wie er redet?«

    Wildenbacher war inzwischen die Treppe in den Keller hinuntergegangen. Er folgte einfach den Stimmen. Und die kamen eigenartigerweise aus der Tiefe.

    »Ist da jemand?«, rief er.

    Dann ging er weiter und fand die Treppe, die zum unter dem Keller liegenden Stockwerk führte.

    Er ging einen Flur entlang. Eine Frau im weißen Plastik-Overall des Erkennungsdienstes des Polizeikommissariats kam ihm entgegen. Dass es eine Frau war, konnte man nur an Größe und Körperform erkennen. Die zum Overall gehörende Kapuze ließ nur das Gesicht frei.

    »Sie sind nicht vorschriftsmäßig gekleidet«, sagte sie. »Wenn Sie einen Einweg-Overall ...«

    »Ist Kriminaloberkommissar Raschke da hinten?«

    Die Erkennungsdienstlerin seufzte genervt.

    »Sie müssen dieser Wildenbacher sein, richtig?«

    »Richtig.«

    »Ich bin für einen Ihrer nächsten Fortbildungskurse zum Thema ‘Pathologie-Grundkurs für Forensiker’ angemeldet.«

    »Ach ja, spendiert Ihnen das die Stadt Hamburg?«

    »Leider nicht. Ich werde die Gebühren selbst zahlen und auch noch unbezahlten Urlaub dafür nehmen müssen.«

    »Sie werden sehen, dass mein Kurs das wert ist.«

    »Das will ich hoffen.«

    »Auch normale Erkennungsdienstler sollten wenigstens über Grundkenntnisse in meinem Gebiet verfügen. Dann wissen Sie wenigstens, wovon ich rede, wonach ich suche und was für unsereins möglicherweise wichtig sein kann.«

    »Vielleicht beachten Sie jetzt auch mal, was wir so für wichtig halten und ziehen sich einen Overall an. Sie finden welche in dem Raum links. Gehen Sie dann noch ein Stück weiter und Sie kommen dorthin, wo die Knochen im Beton sind!«

    Wildenbacher ließ sie einfach stehen. Er dachte gar nicht daran, sich von irgendeiner Erkennungsdienstlerin aus irgendeiner Polizeidienststelle irgendwelche Vorschriften machen zu lassen. Und darüber hinaus hörte er jetzt Stimmen, die seine gesamte Aufmerksamkeit für einen kurzen Moment in Beschlag nahmen. Die eine Stimme erkannte er sofort. Der Hamburger Akzent trat so deutlich hervor, dass man ihn einfach nicht überhören konnte.

    »FGF«, murmelte er. »Hätte ich mir ja denken können ...«

    FGF war die Abkürzung für Dr. Friedrich G. Förnheim. Wie Wildenbacher war Förnheim Mitglied des Ermittlungsteam Erkennungsdiensts in St. Pauli. Ein ausgezeichneter Naturwissenschaftler, dessen chemische Analysen ebenso zu diversen spektakulären Ermittlungserfolgen des BKA beigetragen hatten wie seine ballistischen Untersuchungen. Manchmal kam es auf die Feinheiten und das Spezialwissen eines erfahrenen Forensikers an. Und genau das war Förnheims Domäne.

    Wildenbacher und Förnheim respektierten sich gegenseitig. Daran änderten auch die Frotzeleien und kleinen Animositäten nichts, die es zwischen dem Bayer und dem Norddeutschen gab.

    Die zweite Männerstimme kannte Wildenbacher nicht. Aber da Förnheim diesen Mann während des Gesprächs mit Kriminaloberkommissar anredete, war wohl anzunehmen, dass es sich um Kriminaloberkommissar Raschke vom zuständigen Polizeikommissariat handelte.

    Wildenbacher erreichte schließlich den Raum, in dem seine Dienste gefragt waren und blieb abrupt stehen.

    »Hey, nicht einfach hier herumtrampeln!«, rief der Kriminaloberkommissar.

    Wildenbacher nahm ihn nur kurz aus den Augenwinkeln heraus wahr, ebenso wie Förnheim. Beide trugen vorschriftsmäßig weiße Einwegoveralls inklusive Kapuze, so dass auch bei ihnen nur das Gesicht zu sehen war. Aber Wildenbachers Aufmerksamkeit war vollkommen von dem Anblick gefesselt, der sich ihm bot.

    »Eine Hand im Beton«, murmelte er. »Das hat man nicht alle Tage.«

    »Ich kann Ihnen versichern, dass noch nicht allzu viele sachunkundige Hände dran waren«, erklärte Förnheim. »Abgesehen von einem sympathischen Kerl mit einem Presslufthammer, der versucht hat, die alte Betondecke aufzubrechen.«

    Wildenbacher blickte auf.

    »Dann waren Sie auch nicht schnell genug hier, Fischkopp?«, meinte er.

    »Ich bin kurz vor Ihnen eingetroffen«, gab Förnheim zurück. Den ‘Fischkopp’ überhörte er geflissentlich. »Ihr Kongress der forensischen Naturwissenschaften in München wird wohl auf meinen Beitrag zur Vortragsreihe verzichten müssen, denn das hier wird für uns beide eine sehr anspruchsvolle Aufgabe.«

    »Allein die Sicherung von genetischem Material, das für eine Identifizierung ausreicht, wird in diesem Fall eine Kunst für sich sein«, war Wildenbacher sofort klar.

    »Mal abgesehen davon, dass völlig ungewiss ist, ob wir irgendwo eine Vergleichsprobe auftreiben können, gebe ich Ihnen vollkommen recht«, meinte Förnheim. »Das hängt unter anderem davon ab, wie aggressiv die chemischen Zusätze in dem Beton sind. Ich hatte mal den Fall eines in Beton gegossenen Opfers aus ...«

    »Ersparen Sie mir das!«, wehrte Wildenbacher ab. »Gibt es irgendwelche Hinweise darauf, wer der Tote sein könnte?«

    »Es ist nicht nur ein Toter«, erklärte Förnheim mit einem Gesicht, das keinerlei Regung erkennen ließ. »Ich habe bereits Infrarotaufnahmen gemacht und die zeigen, dass möglicherweise ein Dutzend Personen hier erschossen wurden.«

    »Erschossen?«, wunderte sich Wildenbacher. »Wozu bin ich überhaupt hier, wenn Sie das alles schon wissen? Oder saugen Sie sich das nur gerade einfach aus den Fingern.«

    »Wir haben ein paar Projektile sichern können«, mischte sich jetzt der Kriminaloberkommissar ein. »Mein Name ist übrigens Raschke. Ich leite diesen Einsatz hier.«

    »Angenehm.«

    »Sie müssen Dr. Wildenbacher sein.«

    Wildenbacher antwortete nicht. Er ließ noch immer den Blick über den Boden schweifen, so als würde er irgendetwas suchen.

    »Leider sind die Projektile so angerostet, dass man die Waffen, aus denen sie stammen, kaum noch identifizieren kann«, sagte Förnheim. »Es sind kleinkalibrige Geschosse, die aus einer Maschinenpistole stammen könnten. Dafür spricht die Verteilung in Schuss-Clustern, wie wir sie in diesem Fall wohl annehmen können, auch wenn ich die letzten Beweise dafür zweifellos schuldig geblieben bin.«

    »Na, dann mal an die Arbeit«, meinte Wildenbacher. »Wird sicher eine schwierige Sache.«

    3

    »Sagt Ihnen der Begriff »Horror-Haus« etwas?«, fragte uns Herr Bock, nachdem wir uns gesetzt hatten. Unser Chef kam hinter dem Schreibtisch seines Büros hervor. Die Hemdsärmel waren hochgekrempelt. Die Hände steckten in den weiten Taschen seiner Flanellhose.

    »Im Moment hört man eine Menge davon in den Nachrichten«, meinte mein Kollege Roy Müller. »Vorausgesetzt, Sie sprechen über das Horror-Haus von Hamburg, wie es inzwischen in den Nachrichtensendern genannt wird.«

    »Genau darüber spreche ich«, sagte Kriminaldirektor Bock. »Da ich nicht weiß, wie intensiv Sie die lokale Berichterstattung verfolgt haben, fasse ich den Stand der Dinge mal kurz zusammen: In einem Haus mit wechselhaften und zum Teil etwas dubiosen Besitzverhältnissen sollte nach einem weiteren Besitzerwechsel eine Drainage eingebaut und die Abwasserleitungen erneuert werden. Im Zuge dieser Arbeiten sollte auch die Bodendecke im Keller entfernt und erneuert werden. Dabei sind beim Aufbrechen des Bodenbetons menschliche Überreste zutage getreten. Zunächst hat die Mordkommission des zuständigen Polizeikommissariats die Ermittlungen übernommen, dann recht schnell die Kollegen vom BKA um Hilfe gebeten, und so ist der Fall in unsere Zuständigkeit gekommen.« Kriminaldirektor Bock machte eine kurze Pause und wandte den Blick in Richtung der Fensterfront. »Dr. Wildenbacher und Dr. Förnheim aus unserem Team wurden bereits frühzeitig zur Unterstützung der lokalen Kollegen in diesem Fall tätig. Außerdem ist ein Archäologe zurate gezogen worden, denn Sie können sich vorstellen, dass das Sichern von einbetonierten Leichen nicht so ganz einfach ist. Da ist Spezialwissen vonnöten, sonst hat man am Ende keine brauchbaren Ergebnisse. Inzwischen hat man herausgefunden, dass in dem Betonboden zwölf Leichen verborgen wurden. Diese Menschen wurde durch kleinkalibrige Geschosse getötet, die vermutlich aus Maschinenpistolen stammen. Untersuchungen an den ebenfalls gefundenen Projektilen hat ergeben, dass es mindestens zwei verschiedene Waffen waren, aus denen gefeuert wurde - und damit mutmaßlich auch mehrere Schützen.«

    »Das klingt nach einer regelrechten Hinrichtung«, meinte ich.

    »Das war es vermutlich auch«, erklärte unser Chef. »Die Identität der Opfer konnte bisher nur in einem Fall geklärt werden. Aber das hat dann dafür gesorgt, dass dieser Fall jetzt unsere Angelegenheit ist.«

    »Um wen geht es?«, fragte Roy.

    »Janos Brombowsky.«

    »Meinen Sie etwa den Sohn von Valentin ‘Big Val’ Brombowsky?«, hakte ich nach.

    »Ganz genau«, bestätigte Kriminaldirektor Bock.

    Natürlich hatten Roy und ich von Brombowsky gehört. Big Val hatte einen Zusammenschluss von kriminellen Vereinigungen geleitet, der sich das ,Institut für allgemeinen Wohlstand‘ nannte und in ganz Europa aktiv gewesen war. Vor einigen Jahren hatte es einen groß angelegten Schlag gegen diese Organisation gegeben. Die Führung des Instituts war dabei verhaftet worden, darunter auch Big Val. Roy und ich hatten damals in einem anderen Fall ermittelt. Das Hamburger Polizeipräsidium hatte sich an der konzertierten Aktion beteiligt, die für die Zerschlagung dieses Super-Bandennetzwerks letztendlich gesorgt hatte.

    Allerdings war die Rolle bei diesem Fall eher klein gewesen, denn es wurden mehr oder weniger unterstützende Dienste geleistet, damit die große, sich über mehrere Staaten erstreckende Operation reibungslos vonstatten gehen konnte.

    »Valentin Brombowsky sitzt bis auf alle Zeiten in einer Zelle, wie wir ja alle wissen. Er hat seitdem allen Angeboten von Seiten der Staatsanwaltschaft widerstanden, sich auf einen Deal einzulassen oder irgendwelche Informationen preiszugeben, die vielleicht dazu führen könnten, den in der Versenkung verschwundenen Rest dieses kriminellen Netzwerkes auch noch zu fassen. Wir müssen nämlich davon ausgehen, dass das sogenannte Institut für allgemeinen Wohlstand in zusammengestutzter Form seine alten Geschäfte fortsetzt. Und es gibt sogar Vermutungen darüber, dass Brombowsky dort immer noch über Mittelsmänner Einfluss ausübt. Was nun seinen Sohn Janos angeht, der jetzt in diesem Horror-Haus aufgefunden wurde, so sind wir bisher davon ausgegangen, dass er sich vor ein paar Jahren mit einer nicht unerheblichen Menge an Schwarzgeld abgesetzt hat und jetzt von irgendeinem klimatisch angenehmen Ort auf der Welt, der vorzugsweise in einem Land liegt, das kein Auslieferungsabkommen mit uns unterzeichnet hat, das Geschehen aus der Ferne beobachtet.«

    »Aber diese Annahme war offensichtlich ein Irrtum«, stellte ich fest.

    Kriminaldirektor Bock nickte.

    »Allerdings! Durch die Identifizierung von Janos Brombowsky liegt der Fall jetzt in unserer Zuständigkeit.«

    »Gibt es schon Anhaltspunkte, wer die anderen Opfer sein könnten?«, fragte ich.

    Kriminaldirektor Bock schüttelte den Kopf.

    »Wie ich schon sagte, ist das eine hoch komplexe Angelegenheit. Wildenbacher und Förnheim sind schon eine ganze Woche vor Ort. Natürlich besteht nach der Identifizierung von Janos Brombowsky nun die Hoffnung, dass dies die weitere Arbeit unseres wissenschaftlichen Forschungsteams erleichtert. Schließlich kann man jetzt gezielter innerhalb von Brombowskys Bekanntenkreis suchen. Zum Beispiel nach Personen, die ungefähr zur selben Zeit verschwunden sind wie Janos.«

    »Weiß Big Val darüber Bescheid, dass sein Sohn gefunden wurde?«, fragte ich.

    »Zumindest weiß er es nicht von uns«, erklärte Kriminaldirektor Bock. »Es wird Ihre Aufgabe sein, ihn damit zu konfrontieren. Möglicherweise ändert dies seine Einstellung zu einer möglichen Kooperation mit der Justiz und dem BKA.«

    4

    Ungefähr eine Stunde später befanden sich mein Kollege Roy Müller und ich auf dem Weg zur JVA Fulsbüttel, in der Valentin ‘Big Val’ Brombowsky einsaß. Wir nahmen meinen Dienst-Porsche. Circa zwanzig Minuten fuhr man über die B 433, vorausgesetzt, die Verkehrsverhältnisse waren einigermaßen normal, und es kam nicht zu einem Staus.

    Da Brombowsky in diesem Fall bislang der einzige Ansatzpunkt für unsere Ermittlungen war, wollten wir ihm einen Besuch abstatten. Kriminaldirektor Bock hatte das bereits für uns arrangiert. Und soweit wir informiert waren, schien Brombowsky es plötzlich kaum abwarten zu können, mit der Polizei zu sprechen.

    »Glaubst du, dass Brombowsky bereits weiß, was geschehen ist?«, fragte Roy während der Fahrt.

    »Du meinst, weil er so bereitwillig mit uns reden will?«

    »Er hat sich bisher immer geweigert, und es gibt in den Unterlagen eine Reihe von Protokollen, die, abgesehen von den Fragen des jeweiligen Verhörspezialisten, auf Seiten von Big Val nur ein einziges Wort verzeichnen: Schweigen.«

    »Er kann sich gegen eine Befragung durch uns nicht wehren.«

    »Früher hat er das aber. Er hat jeden Trick benutzt, Uwe. Ärztliche Gutachten inklusive. Mal ist er damit durchgekommen und mal nicht, aber insgesamt hat er immer eine Art passiven Widerstand geleistet. Und jetzt lässt er durch seinen Anwalt mitteilen, dass er bereit ist, auf unsere Fragen zu antworten.«

    »Die Tatsache, dass Janos Brombowsky unter den einbetonierten Toten im Horror-Haus ist, wurde nicht veröffentlicht. Der Anwalt müsste schon Zugang zu geheimen Quellen haben.«

    »Es reicht, wenn man gute Beziehungen zu irgendjemandem hat, der beispielsweise für ein Labor arbeitet, das von unseren Kollegen des wissenschaftlichen Forschungsteams für irgendwelche Spezialarbeiten in Anspruch genommen wurde. Und außerdem ist das Institut für allgemeinen Wohlstand zu seinen besten Zeiten ganz sicher eine Organisation gewesen, die mächtig genug war, um Maulwürfe bei den Ermittlungsbehörden zu haben oder Cyber-Angriffe zu initiieren, die ihnen möglicherweise Zugriff auf sensible Daten ermöglichen.«

    »Warten wir ab!«, meinte ich.

    »Es könnte auch sein, dass Brombowsky von Anfang an mehr über das mysteriöse Verschwinden seines Sohnes gewusst hat und sich inzwischen einfach ein paar Dinge zusammenreimen kann, die wir vielleicht auch berücksichtigen sollten, Uwe.«

    Ich zuckte mit den Schultern.

    In diesem Moment erreichte uns ein Anruf. Wir nahmen ihn über die Freisprechanlage entgegen.

    »Hier Wildenbacher«, meldete sich der Gerichtsmediziner unseres wissenschaftlichen Forschungsteams. »Inzwischen konnten Förnheim und ich ein weiteres Opfer aus dem Horror-Haus identifizieren. Es steht zwar streng genommen noch eine letzte Analyse aus, aber FGF meint, dass das eigentlich nur eine Formsache ist.«

    »Wer ist der Tote?«

    »Wir sind überzeugt davon, die sterblichen Überreste von Kriminalhauptkommissar Friedrich Malert gefunden zu haben. Alles Weitere werden Sie sicherlich selbst herausfinden können. Zum Beispiel seit wann dieser Malert vermisst wird, an welchem Fall er gearbeitet hat und so weiter. Tatsache ist jedenfalls, dass es sich um den Kriminalhauptkommissar Friedrich Malert aus Hamburg handelt und nicht um einen Kommissar gleichen Namens auf Sylt. Der Zahnbefund … Ach, die Einzelheiten werden Sie sicher langweilen. Der Gen-Test ist frühestens morgen da. Das liegt daran, weil das Vergleichsmaterial in einer Spezialklinik in Berlin lagert, wo sich Malert vor ein paar Jahren einer Hautkrebs-Operation unterziehen musste. Die Fingerabdrücke, die ja auch in seiner Personalakte gespeichert sind, taugen leider nicht mehr zur Identifikation. Ist alles versteinert, wenn Sie versehen, was ich damit sagen will.«

    »Wir haben uns mit den bisherigen Untersuchungsergebnissen einigermaßen vertraut gemacht«, sagte Roy. »Insbesondere natürlich auch mit den zahlreichen Tatort-Fotos.«

    »Wie auch immer. Sie bekommen natürlich noch einen vernünftigen Bericht, was die Identifikation von Malert angeht.«

    »Gut«, sagte ich.

    »Kann aber etwas dauern. Und ich dachte, Sie beide sollten so schnell wie möglich darüber informiert sein, dass unter den Opfern ein Kriminalkommissar ist.«

    »Vielen Dank, Gerald«, gab ich zurück. »Wir wissen das sehr zu schätzen.«

    »Je länger ich an diesem Ort arbeite, desto mehr steht mir deutlich vor Augen, was für ein Massaker hier stattgefunden haben muss. Das war ein geplantes Gemetzel. Wussten Sie, dass dieses Gebäude früher mal ein Tonstudio im Keller hatte?«

    »Wir arbeiten noch nicht lange genug an diesem Fall, um schon alle Einzelheiten und Umstände zu kennen«, wich ich aus, denn ich wusste im Augenblick noch nicht, worauf Wildenbacher jetzt eigentlich hinaus wollte.

    »Sehen Sie, die Sache ist doch ganz einfach: Bei einem Mord hat man immer das Problem, dass es Zeugen geben könnte. In einem Kellerraum ist das unwahrscheinlich. Aber da haben Sie normalerweise ein anderes Problem, wenn Sie mit einer Waffe herumballern.«

    »Querschläger«, meinte Roy. »In einem Keller herumzuballern kann lebensgefährlich sein.«

    »Haben wir alles schon mitmachen müssen, Gerold«, ergänzte ich.

    »Ja, aber in diesem Keller war das alles mörderisch elegant gelöst«, fuhr Wildenbacher fort. »Dieses ehemalige Tonstudio war wie geschaffen dafür. Erstens gab es eine Schalldämmung, die verhinderte, dass irgendjemand das Geknatter der Maschinenpistolen hören konnte und zweitens war die Isolierung an den Wänden ideal, um die ganzen Salven an Bleikugeln aufzufangen. Schließlich kann selbst auf diese kurze Entfernung zwischen Schützen und Opfern nicht jeder Schuss ein Treffer gewesen sein.«

    »Grüßen Sie FGF von uns!«, sagte ich zum Schluss.

    »Werde ich ausrichten«, versprach Dr. Wildenbacher.

    Die Vorgehensweise der Täter von dem »Horror-Haus» war äußerst brutal.

    »Ich frage mich, ob die Opfer wussten, was mit ihnen geschieht, als sie in den Keller geführt wurden«, meinte Roy.

    »Ich will den Ergebnissen unserer Kollegen vor Ort ja nicht vorgreifen«, meinte ich. »Aber ich könnte mir vorstellen, dass Täter und Opfer sich sehr gut kannten und die armen Kerle einfach skrupellos in eine Falle gelockt wurden.«

    »Um was zu erreichen?«, fragte Roy. »Eine Säuberung innerhalb des Instituts?«

    »So sieht es aus.«

    »Brombowskys Sohn hatte eine Menge Schwarzgeld abgezweigt. Vielleicht war das der Grund, warum er dabei war.«

    »Oder er war einfach im Weg, weil er der Sohn seines Vaters war«, wandte ich ein.

    Roy nickte.

    »Big Val saß damals schon im Knast und ich nehme an, dass der Kampf um die Nachfolge im vollen Gange war.«

    5

    Brombowsky saß in einem Hochsicherheitstrakt. Er hatte aus Sicherheitsgründen keinerlei Kontakt zu anderen Gefangenen. In diesem Punkt deckte sich Brombowskys Wunsch mit der Einschätzung der Behörden, denn auch wenn Big Val niemals mit der Justiz zusammengearbeitet und noch nicht einmal bei der Bestätigung seiner Identität kooperiert hatte, so gab es doch gewiss genug Leute, die noch die eine oder andere Rechnung mit ihm offen hatten. Leute, die nur darauf warteten, dass sich eine Gelegenheit ergab, um diese Rechnungen blutig zu begleichen. Schließlich war Big Val während seiner Jahre an der Spitze des sogenannten Instituts für allgemeinen Wohlstand alles andere als zimperlich gewesen. Das galt für unbotmäßige Mitglieder der eigenen Organisation genauso wie für diejenigen, die den Geschäften des Instituts für allgemeinen Wohlstand in irgendeiner Weise in die Quere gekommen waren.

    Das Passieren der Sicherheitsschleusen war auf Grund von Brombowskys besonderem Status ausgesprochen aufwändig. Als wir ihm dann in einem Verhörraum begegneten, erkannte ich ihn kaum wieder. Roy und ich hatten die offiziellen Fotos von ihm gesehen, die bei seiner Verhaftung von ihm gemacht worden waren. Außerdem gab es natürlich noch jede Menge Bilder von ihm in den Medien, die über den Prozess berichtet hatten.

    Brombowsky hatte erheblich zugenommen. Sein Gesicht wirkte aufgeschwemmt. Er hatte ein Doppelkinn und die früher scharf geschnittenen Konturen waren nur noch mit sehr viel Fantasie wiederzuerkennen.

    »Es freut mich, dass Sie Zeit für mich haben«, sagte Brombowsky, so als hätte er uns herbestellt. Er setzte sich ziemlich umständlich auf den bereitstehenden Stuhl.

    Ein schmaler Mann mit Halbglatze und sehr kräftigen, schwarzen Augenbrauen war in seiner Nähe.

    »Frank Dachner«, stellte er sich vor. »Ich bin der Anwalt von Herrn Brombowsky.«

    »Uwe Jörgensen«, gab ich zurück. »Und dies ist mein Kollege Kriminalkommissar Roy Müller.«

    »Ich hatte eigentlich die Hoffnung, dass mein Mandant die Möglichkeit bekommt, mit jemandem zu sprechen, der etwas hochrangiger ist als ein Kriminalkommissar.«

    »Ohne in die Feinheiten der Hierarchie gehen zu wollen, aber so viel kommt da nicht mehr«, gab ich zu bedenken.

    »Im Übrigen sind wir hier, um Ihren Mandanten zu sprechen und ihm etwas mitzuteilen - nicht umgekehrt«, stellte Roy klar.

    Brombowskys Gesicht wurde dunkelrot.

    »Ist das wirklich so, ja?«, meinte er. Der Blick seiner grauen Augen hatte etwas Durchdringendes.

    »Es geht um Ihren Sohn, Herr Brombowsky«, eröffnete ich.

    Big Val ballte die Hände zu Fäusten.

    »Ich nehme an, dass er tot ist«, sagte er. »Sonst wären Sie nicht hier. Und abgesehen davon, haben gewisse Gerüchte anscheinend die Runde gemacht. Die Tatsache, dass Sie mir jetzt gegenüber sitzen, bestätigt das alles nur.«

    Ich wandte mich an Frank Dachner.

    »Waren Sie der Überbringer dieser sogenannten Gerüchte?«

    »Ich bitte Sie, bleiben Sie sachlich«, sagte Dachner. »Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen.«

    »Wie auch immer. Man hat eine Reihe von Leichen im Keller eines Hauses in Hamburg gefunden«, fuhr ich fort. »Die Toten sind im Beton des Kellerbodens verborgen worden, nachdem man sie mit MPis abgeknallt hat.«

    »Wer waren die anderen?«, fragte Big Val mit finsterer Miene.

    »Unter den Opfern ist auch ein Kommissar. Alle anderen Opfer müssen noch identifiziert werden.«

    Wir hatten uns inzwischen durch einen Anruf beim Chef des für Malert zuständigen Polizeikommissariats darüber informiert, was Kommissar Malerts letzte Mission gewesen war, bevor er spurlos verschwand. Er hatte laut Auskunft des Dienststellenleiter monatelang verdeckt gegen das sogenannte Institut für allgemeinen Wohlstand ermittelt.

    »Lassen Sie mir einen Augenblick, um die Nachricht zu verdauen, die Sie mir gerade überbracht haben«, sagte Big Val. Der große Ex-Chef sank förmlich in sich zusammen. Gleichzeitig wurde sein Gesicht zu einer Maske. »Ich habe es nicht glauben wollen«, sagte er schließlich.

    »Seit wann wissen Sie davon?«, fragte ich. »Und von wem?«

    »Das spielt keine Rolle.«

    »Für uns schon.«

    »Hören Sie, ich werde auspacken. Aber nicht sofort und nicht alles auf einmal.«

    »Aber ...«

    »Es gibt Menschen in meiner familiären Umgebung, die geschützt werden müssen. Deswegen muss ich jetzt sehr genau überlegen, was ich tue.«

    »Es hieß zunächst, dass Ihr Sohn Janos verschwunden sei und dabei eine beträchtliche Menge an Schwarzgeld mitgehen ließ«, stellte ich fest.

    Big Val verzog das Gesicht.

    »Ja, es sah zunächst tatsächlich so aus. Ich habe diese Version ebenfalls bis vor kurzem geglaubt.«

    »Wer oder was hat Ihren Glauben daran erschüttert?«, hakte ich nach. »Und wann genau ist das gewesen?«

    »Ich sagte doch: Alles zu seiner Zeit. Und manche Einzelheiten gehören auch eigentlich gar nicht zur Sache. Verstehen Sie nicht? Solange ich in dem Glauben war, dass mein Sohn Janos sich irgendwo auf der Welt mit einem schönen Batzen Geld vergnügt, das ihm nicht gehört, musste ich schweigen. Ich meine, er hat vielleicht etwas Unrechtes getan und Geld genommen, das ihm nicht gehörte. Aber deswegen würde ich ihn nicht ans Messer liefern.«

    »Hat es eine Art Abkommen gegeben? Ihr Schweigen gegen das Leben Ihres Sohnes?«, fragte ich.

    »Sie sollten jetzt besser nicht antworten, Herr Brombowsky«, fuhr Frank Dachner dazwischen. »Nicht bevor Sie Garantien auf Immunität für alle Verbrechen bekommen haben, die noch nicht verjährt sind und gegen die man eventuell noch gegen Sie ermitteln könnte. Außerdem verlangt mein Mandant ...«

    Brombowsky hob die Hand und brachte Frank Dachner damit zum Schweigen.

    »Hören Sie auf, Frank!«

    »Ich mache nur meinen Job«, sagte dieser.

    Er machte selbst für einen Anwalt in diesem Moment ein äußerst finsteres Gesicht. Ich fragte mich, wieso eigentlich. Was sollte seinem Mandanten noch passieren? Dass er jemals wieder auf freien Fuß kam, war ausgeschlossen. Dazu hatte er einfach schon zu viel auf dem Kerbholz.

    »Sollte Ihr Mandant nicht gerade einen Mord erster Klasse gestehen, den er auch noch eigenhändig begangen hat und für den ein Staatsanwalt einen weiteren Prozess verlangen könnte, dann kann Ihrem Mandanten nichts mehr passieren«, sagte ich. »Er hat bereits die Höchststrafe und wird das Gefängnis auf gar keinen Fall noch einmal lebend verlassen.«

    »Ach, haben Kriminalkommissare jetzt neuerdings ein Jura-Studium hinter sich?«, erwiderte Dachner ätzend.

    »Nein, aber sie lesen die Akten«, sagte ich.

    »Herr Dachner neigt dazu, manchmal etwas übereifrig zu sein«, ergriff nun Big Val wieder das Wort. Er atmete tief durch. Er hob die zusammengeketteten Hände. »Können wir diesen Quatsch hier nicht sein lassen? Oder haben Sie Angst, dass ich hier im Raum einem von Ihnen an die Gurgel gehen könnte? Ich versichere Ihnen, ich habe noch nie jemanden mit meinen eigenen Händen getötet. Wenn, dann habe ich das andere machen lassen, wie Sie in den Prozessakten nachlesen können.«

    Ich wechselte einen kurzen Blick mit Roy.

    »In Ordnung«, sagte ich und winkte einen der Wachleute herbei.

    »Auf Ihre Verantwortung«, sagte dieser.

    »Ich denke, das können wir riskieren«, sagte ich.

    Anschließend atmete Big Val tief durch. Er schien mir gesundheitlich in keinem guten Zustand zu sein.

    »Ich würde gerne mit meinem Mandanten ein paar Takte unter vier Augen reden«, sagte jetzt Frank Dachner.

    Aber Big Val schien davon nichts zu halten. Er winkte ab.

    »Nicht nötig, Frank. Ich weiß sehr gut, was ich tue. Die Familie ist das Wichtigste. Würde Sie darin mit mir übereinstimmen, Herr Jörgensen?«

    »Wer könnte dem widersprechen?«, gab ich zurück.

    »Bisher war es für mich das Wichtigste, meinen Sohn zu schützen. Aber jetzt hat es für mich die oberste Priorität, diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die ihn auf dem Gewissen haben.« Er machte erneut eine Pause und rang nach Luft. »Mag ja sein, dass Janos seine Fehler hatte. Und es mag auch sein, dass er vielleicht nicht alle Hoffnungen, die ich und andere in ihn gesetzt haben, erfüllen konnte. Ja, ich würde sogar unterschreiben, wenn jemand behauptet, dass er in mancher Hinsicht eine große Enttäuschung für mich war.« Seine flache Hand knallte auf den Tisch. »Aber verdammt noch mal, das gibt niemandem das Recht, mir meinen Sohn zu nehmen!«

    »Herr Brombowsky, wir werden alles tun, um den oder die Schuldigen zu finden«, versprach ich.

    Big Val verzog das Gesicht.

    »Ist schon eine Ironie der Geschehnisse, dass ich auf Leute wie Sie anscheinend angewiesen bin, umso etwas zu erledigen«, meinte er. »Früher hätte ich nicht einmal etwas zu sagen brauchen. Es gab Leute, die mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen haben - wenn sie verstehen, was ich meine.«

    »Ich denke schon.«

    »Aber die Zeiten haben sich geändert. Für mich leider nicht zum Besseren.«

    »Wer, glauben Sie, steckt hinter dem Gemetzel in diesem Keller?«

    »Das war ein Schlag, mit dem die mich treffen wollten. Mich und ein paar andere, die man wahrscheinlich unter den Leichen finden wird.«

    »Können Sie da mal konkreter werden und ein paar Namen nennen?«

    »Später. So weit sind wir noch nicht.«

    »Außer Ihrem Sohn ist bislang nur ein weiteres Opfer identifiziert worden. Es handelt sich um einen Kommissar namens Friedrich Malert, der sich unter dem Decknamen Rainer Köhler in die Organisation eingeschleust hatte.«

    »Er hat gewusst, dass das ein gefährlicher Job ist, nehme ich an.«

    Ich zeigte ihm ein Bild von Malert auf meinem Smartphone. Big Val warf nur einen kurzen Blick darauf und schüttelte dann den Kopf.

    »Ich erinnere mich nicht an diesen Mann. Jedenfalls bin ich ihm nie persönlich begegnet.«

    »Herr Brombowsky, wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und uns eigentlich vor, wenn Sie uns nicht das geringste Detail liefern?«, mischte sich jetzt Roy ein. »Mein Kollege hat Ihnen jetzt schon mehrere goldene Brücken gebaut.«

    »Hören Sie mir gut zu, Herr ...«

    »Nein, jetzt hören Sie zur Abwechslung mir zu«, unterbrach ich ihn. »Als mein Kollege und ich hierhergekommen sind, taten wir das mit der Erwartung, dass es dem Vater eines Mordopfers wichtig ist, dass der Tod seines Sohnes restlos aufgeklärt wird. Sollte das ein Irrtum gewesen sein, dann ist es vielleicht besser, dass wir gehen und wir nicht länger davon abgehalten werden, unseren Job zu tun. Denn ganz gleich was Ihr Sohn getan hat, wen er übers Ohr gehauen und wessen Schwarzgeld er an sich gebracht hat: Er ist für uns in erster Linie ein Mordopfer, dem Gerechtigkeit widerfahren sollte. Eigentlich hatte ich erwartet, dass sein Vater dabei unser natürlicher Verbündeter sein müsste.«

    »Das bin ich auch«, versicherte Brombowsky. »Aber Sie müssen mich auch verstehen.«

    »Inwiefern?«

    »Bevor ich Ihnen vertraue, muss ich wissen, wie ernst Sie es meinen.«

    »Ich denke, dass Ihnen das jetzt klar sein sollte, Herr Brombowsky.«

    »Außerdem hat für mich noch etwas anderes größere Priorität

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