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Thriller Quartett 4092
Thriller Quartett 4092
Thriller Quartett 4092
eBook625 Seiten8 Stunden

Thriller Quartett 4092

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Krimis:
(499)


Kommissar Jörgensen und die Tänzerin (Peter Haberl/Chris Heller)

Kommissar Jörgensen und die Erben (Peter Haberl/Chris Heller)

Kommissar Jörgensen und die Mörder aus dem Museeum (Alfred Bekker)

Kommissar Jörgensen und das tödliche Komplott (Peter Haberl/Chris Heller)



Sobern GmbH ist ein Unternehmen, das hohe Gewinne einfährt. Als der Hauptanteilseigner Nils Sobern getötet wird, bricht sofort Streit unter den Erben aus. Die Hamburger Kriminalkommissare Uwe Jörgensen und Roy Müller stehen nun vor der Aufgabe herauszufinden, ob von den Erben jemand verdächtig ist und ein Motiv haben könnte. Sie müssen bei ihren Ermittlungen feststellen, dass jeder von ihnen schuldig sein kann. Aber dann geschieht ein weiterer Mord. Soberns Sohn wird erschossen, und auf einen weiteren Verwandten wird ein Anschlag verübt ...
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum26. Okt. 2023
ISBN9783753211510
Thriller Quartett 4092

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    Buchvorschau

    Thriller Quartett 4092 - Chris Heller

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    https://cassiopeia.press

    Alles rund um Belletristik!

    ​Kommissar Jörgensen und die Tänzerin

    Peter Haberl & Chris Heller

    Kommissar Jörgensen und die Tänzerin: Mordermittlung Hamburg Kriminalroman

    Krimi von Peter Haberl & Chris Heller

    Der Drogenhändler Fritsche wird ermordet. Kurze Zeit später werden auch die Geschäftsführer der Clubs, die Fritsche gehören, tot aufgefunden. Die Hamburger Kriminalkommissare Jörgensen und Müller nehmen die Ermittlungen auf. Doch welches Motiv treibt den Mörder? Rache? Gier nach Macht und Geld? Obwohl die beiden Kommissare in verschiedene Richtungen ermitteln, können sie den Mörder nicht finden.

    Doch dann fällt Jörgensen in einem der Clubs die Tänzerin Diana Flatow auf. Sie erinnert ihn sehr an die Tochter von Jannick Hanbuchen, der Fritsche vor einigen Jahren verraten hatte und dann ebenfalls ermordet wurde.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Cassiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    Kommissar Jörgensen ist eine Erfindung von Alfred Bekker.

    Chris Heller ist ein Pseudonym von Alfred Bekker.

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

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    Prolog

    Die Augen des Bankräubers wanderten unruhig durch den Raum. Er beobachtete jeden der Kunden, die leise vor sich hinmurmelten und nervös auf ihre Handys starrten. Die Luft war dick von Angst und Aufregung.

    Plötzlich schrie jemand laut auf und sprang in die Höhe. Es war eine Frau, die mit zitternden Händen einen Notizzettel hochhielt, auf dem stand: Ich habe eine Bombe!

    Der Bankräuber lachte spöttisch und richtete seine Pistole auf sie. Glauben Sie wirklich, dass ich dumm genug bin, Ihnen zu glauben?

    In diesem Moment betrat ein Mann das Gebäude - Kriminalhauptkommissar Roy Müller.

    Mein Kollege.

    Er hatte seinen Revolver gezogen und achtete nicht darauf, wer um ihn herumstand.

    Stehen bleiben!, brüllte er so laut er konnte. Kripo Hamburg!

    Der Bankräuber drehte sich schnell um und zielte auf den Kripo-Mann. Doch bevor er abdrücken konnte, tauchte dieser zur Seite weg und feuerte drei Schüsse ab.

    Nur eine Sekunde herrschte Stille im Raum, bis der Verbrecher lauthals schreiend zusammenbrach, während Kommissar Roy Müller sich langsam näherte, um ihn festzunehmen.

    Wer sind Sie?, fragte Roy kühl.

    Ich heiße Max, antwortete der Räuber keuchend. Und ich verlange einen Arzt und einen Anwalt.

    Max was?

    Ich weiß es nicht...

    Sie wollen mich auf den Arm nehmen!

    Ich mache keine Angaben.

    Ganz, wie Sie wollen.

    Ich bin verletzt! Das ist Polizeigewalt!

    Inzwischen trafen die Kollegen ein.

    Die Martinshörner waren unüberhörbar.

    Ist er das?, fragte einer der Kollegen.

    Roy kannte ihn.

    Er nickte knapp: Bringen Sie diesen Typ ins Gefängnis.

    Während die Polizei eintraf und den Tatort absicherte, beobachtete Roy Müller das Chaos, welches er gerade beendet hatte. Mit einem Seufzer dachte er an all die Arbeit zurück, die noch auf ihn wartete - aber für jetzt waren seine Gedanken bei der Frau, deren Notizzettel alles verändert hatte.

    Ich sollte ihr vielleicht dankbar sein, murmelte er vor sich hin. Ohne ihre Hilfe hätte es wahrscheinlich schlimmer enden können.

    Die ist jede Woche hier, sagte später einer der Bankangestellten. Kommt aus der Geschlossenen und zieht überall einen Zettel hervor, auf dem steht, dass sie eine Bombe hätte.

    Diesmal war es im richtigen Moment, sagte Roy Müller. Das hat den Bankräuber aus dem Konzept gebracht.

    Ja.

    Hat die Frau kein Hausverbot bei Ihnen?

    Sie mogelt sich immer wieder rein. Wir zeigen sie an, sie kommt in die GEschlossene - und irgendwann beginnt alles von vorn.

    Ist frustrierend, was?

    Sie sagen es.

    *

    Roy Müller ist mein Kollege,. Aber auch mein Freund. Mein Name ist Uwe Jörgensen. Ich bin auch Kriminalhauptkommissar. Zusammen mit Roy bin ich Teil der sogenannten Kriminalpolizeilichen Ermittlungsgruppe des Bundes, die hier in Hamburg angesiedelt ist.

    Da bist du einmal nicht dabei und dann passiert sowas, meinte Roy, als ich ihn am nächsten Morgen an der bekannten Ecke abholte.

    Er hatte mir von dem Banküberfall erzählt. Und auch davon, dass er da ziemlich beherzt eingegriffen hatte.

    Manchmal ist das so. Dann muss man einfach eingreifen.

    Natürlich ist das ein Risiko.

    Aber wenn man das nicht täte, dann wäre das in jedem Fall noch schlimmer.

    So ist das. Mut wird oft genug aus Angst geboren. Aus der Angst davor, dass etwas noch Schlimmeres geschieht, wenn man gar nichts tut. Also greift man ein. Man überlegt da nicht lange. Man handelt einfach. Um groß nachzudenken hat man in so einer Lage ohnehin keine Zeit. Dazu geht in solchen Situationen normalerweise alles viel, zu schnell.

    *

    Wir hatten das Grundstück des Bauernhofes westlich von Schulau umstellt. Es war dunkel. Ein frischer Wind blies von der Elbe her. In den Kronen der Bäume und den Büschen rauschte es leise. Der Mond stand wie eine große, gelbe Scheibe im Südosten. Einige Sterne blinkten am Himmel. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war 21.58 Uhr.

    Aus einem der Fenster des Bauernhauses fiel Licht. Im Haus war es still. Unaufhaltsam hüpfte der Sekundenzeiger weiter. Ich war mit einer kugelsicheren Weste und einem Helm ausgerüstet, an dem ein Headset befestigt war. In meiner Hand lag die Walther P99. Ich ahnte, dass wir auf Widerstand stoßen würden.

    In dem Haus befanden sich Alexander Fritsche und Jannick Hanbuchen, zwei Verbrecher, die im Drogengeschäft und im Geschäft mit der Prostitution mitmischten und die sich auf diesen Bauernhof geflüchtet hatten, um sich dem Zugriff der Kriminalpolizei von Hamburg zu entziehen. Außerdem befanden sich einige Männer bei ihnen, die sich als ihre Handlanger entpuppt hatten und die ebenfalls mit empfindlichen Strafen zu rechnen hatten.

    Um Punkt 22 Uhr befahl ich den Zugriff. In den Schatten ringsum wurde es lebendig. Trockene Schläge erklangen, als einige Kollegen versuchten, die Eingangstür aufzurammen. Plötzlich begann eine Maschinenpistole zu rattern. Befehle wurden geschrien. Aus verschiedenen Fenstern zuckten Mündungslichter. Die Detonationen verschmolzen ineinander und verdichteten sich wie zu rollendem Donner.

    Auf der Rückseite des Hauses klirrte es, als die Beamten der Sondereinheit die gläserne Terrassentür einschlugen. Maschinenpistolenfeuer mischte sich in das trockene Dröhnen der Pistolen. Krachend flog schließlich die Haustür auf. Dann gab es einen ohrenbetäubenden Knall, als einer der Beamten eine Blendgranate in die Halle des Bauernhauses warf. Grelles Licht blitzte hinter den Fenstern der Halle auf.

    Beamte drangen in das Gebäude ein.

    Aus den Fenstern sprangen zwei Kerle. Sie flohen in die Nacht hinein. Polizisten folgten ihnen. Einer der Flüchtenden wurde eingeholt und niedergerungen. Der andere floh in einen Schuppen und warf die Tür hinter sich zu.

    Ein Motor heulte auf. Dann donnerte der Gangster auf einer schweren Maschine aus dem Schuppen. Eine Garbe aus einer MP mähte ihn von dem Motorrad. Die Maschine rollte noch einige Schritte fahrerlos weiter, dann fiel sie mit lautem Getöse zu Boden.

    Im Bauernhaus krachten noch vereinzelte Schüsse. Dann schrie ein Mann voll Panik: »Aufhören! Ich ergebe mich! Hört zu schießen auf!«

    Noch zwei-, dreimal krachte es, dann schwiegen die Waffen. Weitere Polizisten drängten ins Haus. Es dauerte nicht lange, dann wurden vier Männer ins Freie geführt. Sie waren gefesselt. Ein Beamter trat vor mich hin und sagte: »Einer der Kerle ist tot, im Haus liegen zwei Verwundete. Von den vieren, die wir festgenommen haben, ist einer angeschossen. Nichts Gravierendes, lediglich eine Streifschusswunde.«

    »Haben wir Fritsche und Hanbuchen?«, fragte ich.

    »Ja, die beiden befinden sich unter den Gefangenen.«

    »Lassen Sie die beiden ins Präsidium schaffen«, sagte ich.

    »In Ordnung«, sagte der Kollege und entfernte sich.

    Eine Gestalt näherte sich mir. Ich erkannte den Mann trotz der Dunkelheit. Es war Roy.

    »Ein voller Erfolg«, sagte er. »Wir haben Fritsche und Hanbuchen. Die Kerle haben uns lange genug an der Nase herumgeführt.«

    »Es sind nur zwei Figuren in dem schändlichen Spiel«, murmelte ich. »Günter Fritsche ist der Boss der Bande. Gegen ihn haben wir nichts in Händen.«

    »Warten wir ab, was die Vernehmung von Alexander Fritsche und Jannick Hanbuchen ergibt«, murmelte Roy.

    »Alexander Fritsche wird seinen Vater kaum verraten«, erklärte ich. »Ob Hanbuchen genug von Günter Fritsche weiß, um diesem einen Strick zu drehen, ist fraglich.«

    »Hören wir uns an, was die Kerle zu sagen haben«, knurrte Roy.

    Auch er trug eine kugelsichere Weste und einen Helm. In der linken Hand hielt er eine Maschinenpistole. Mein Kollege hatte sich an der Erstürmung des Bauernhauses beteiligt.

    Ich ging zu dem Pulk von Männern hin, die die Gefangenen zwischen sich hatten. Jetzt flammten auch einige Scheinwerfer auf und tauchten das Szenarium in grelles Licht. Die Gestalten warfen lange Schatten.

    Die vier Gefangenen musterten mich trotzig. Ich schaute von einem zum anderen. Dann heftete ich meinen Blick auf Alexander Fritsche.

    »So haben Sie sich den Ausgang dieses Abends sicher nicht vorgestellt, Fritsche.«

    »Mein Vater wird mich herausholen«, stieß der Gangster hervor. »Er wird die besten Anwälte konsultieren.«

    »Was wir gegen Sie in den Händen haben, reicht, um Sie für die nächsten zehn Jahre aus dem Verkehr zu ziehen«, versetzte ich.

    Alexander Fritsche verzog verächtlich den Mund.

    »Die Verbindungen meines Vaters reichen weiter als Sie denken«, maulte er.

    Wir haben auch schon richtig Angst, sagte ich.

    Das sollten Sie auch!

    Ich lass mich nicht so leicht einschüchtern, erklärte ich.

    Könnte ein Fehler sein.

    Sie werden in nächster Zeit andere Probleme haben, als an Ihre Racheschwur zu denkmen.

    Meinen Sie?

    Das weiß ich.

    Na, dann…

    *

    Am Tisch in der Mitte des Vernehmungsraumes saß Jannick Hanbuchen. Hanbuchen war sechsunddreißig Jahre alt. Er hatte kurze, dunkle Haare und verfügte über ein schmales Gesicht. »Reden Sie, Hanbuchen«, forderte ich den Burschen auf. »Wir wissen, dass Alexander Fritsche die Straßenverkäufer mit Drogen versorgt und mit ihnen abrechnet. Und wir vermuten, dass hinter Alexander Fritsche sein Vater steht. Erzählen Sie uns, was Sie wissen!«

    Also nichts, sagte er.

    Nun kommen Sie schon…

    Nein, nicht auf die Tour!

    Das ist keine Tour.

    Sondern?

    Packen Sie aus. Das erleichtert.

    Erleichtert?

    Erstens erleichtert es innerlich…

    Pah!

    Und zweitens erleichtert es das Strafmaß. Also reden Sie schon.

    Mich beschäftigt eine ganz andere Sache.

    So?

    Eine Pause entstand.

    Er sah mich an.

    Er sah mich an, wie ein Fisch.

    So ausdruckslos war dieser Blick.

    »Wer hat uns verraten?«, fragte Hanbuchen.

    »Wir haben einen Informanten«, versetzte ich. »Sie werden verstehen, dass ich Ihnen seinen Namen nicht sage. Bei einer Übergabe von Rauschgift im Hafen kam es zu einer Schießerei. Die beiden Kerle, die die Drogen übernahmen, konnten entkommen. Es waren Leute von Fritsche. Sprechen Sie schon!«

    »Was blüht mir?«, fragte Hanbuchen.

    »Sie sind Drogenhändler, und sie haben Fritsche geholfen, junge Frauen aus dem Osten illegal nach Hamburg zu holen und diese Frauen gezwungen, der Prostitution nachzugehen. Da kommen einige Jahre zusammen.«

    »Ich kann euch helfen, Alexander Fritsche für den Rest seines Lebens hinter Gitter zu bringen.«

    »Was hat Fritsche verbrochen, das ihm lebenslänglich einbringen könnte?«, fragte ich.

    »Er hat einen Mann erschossen.«

    »In Ihrem Beisein?«

    »Ja. Ich war Zeuge. Es handelte sich um einen Straßenverkäufer. Der Bursche wirtschaftete in seine eigene Tasche. Wir legten den Leichnam im Volkspark ab. Der Mord wurde nie geklärt.«

    »Was verlangen Sie, wenn Sie als Zeuge gegen Fritsche auftreten?«, fragte ich.

    »Straffreiheit und Aufnahme ins Zeugenschutzprogramm.«

    »Man müsste sich mit der Staatsanwaltschaft an einen Tisch setzen«, murmelte ich. »Haben Sie schon einen Anwalt konsultiert?«

    »Ja, Chris Hansen von Hansen & Partner.«

    »Die Staatsanwaltschaft lässt sicher mit sich reden, wenn Sie sich keines Kapitalverbrechens schuldig gemacht haben«, erklärte ich. »Sprechen Sie mit Ihrem Anwalt! Wir werden uns mit dem zuständigen Staatsanwalt kurzschließen.«

    Sie können mich mal.

    Höflichkeit kostet nichts.

    Ach!

    Probieren Sie es mal ein bisschen damit. Kann nicht schaden.

    Das Gelaber von Ihnen geht mir sowas von auf den Senkel!

    Nun übertreiben Sie mal nicht.

    Das ist Folter!

    Natürlich!

    Ich meine es Ernst.

    Das hatte ich schon fast befürchtet.

    Ich meine es wirklich Ernst.

    Jetzt wird es lächerlich.

    Eines Tages wird auch Ihnen das Lachen vergehen, sagte er. Und zwar gründlich.

    Mag sein, sagte ich.

    Sie sollten sich schon jetzt mit dem Gedanken auseinandersetzen.

    Nein, da mache ich nicht mit.

    Arschloch!

    Einen schönen Aufenthalt in Santa Fu.

    Er verzog das Gesicht zu einer grimmigen Maske. Santa Fu - so nannte der Volksmund die Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel.

    Vermutlich würde er da viele Freunde treffen.

    Es war immer dasselbe.

    *

    Fünf Monate später fand der Prozess gegen Alexander Fritsche statt. Der Gerichtsdiener rief die Prozessbeteiligten auf, sich in den Sitzungssaal zu begeben. Alexander Fritsche saß neben seinem Anwalt an einem Tisch. Auf der anderen Seite des Saales hatte der Staatsanwalt Platz genommen. Die Zuschauerplätze waren voll besetzt.

    Der Vorsitzende kam aus einer Tür hinter dem Richtertisch. Der Richter forderte die Anwesenden auf, sich zu setzen und ließ sich selber nieder. Er wandte sich an Alexander Fritsche.

    »Ihnen wird heimtückischer Mord vorgeworfen, Angeklagter. Mord an Bruno Palmer. Bekennen Sie sich schuldig?«

    Der Anwalt erhob sich.

    »Mein Mandant bekennt sich nicht schuldig.«

    Der Richter nickte.

    »Na schön. Herr Staatsanwalt, ich bitte um Ihren Vortrag.«

    Der Ankläger erhob sich, warf einen Blick in die Runde, dann nahm er sein Script in beide Hände und begann zu lesen.

    »Dem Angeklagten wird vorgeworfen, am 27. Mai des vorigen Jahres in seinem Auto den später im Volkspark aufgefundenen Bruno Palmer erschossen zu haben, nachdem er ihn auf besonders hinterhältige Art und Weise dazu brachte, seinen Wagen zu besteigen. Es handelte sich hierbei um einen vorsätzlichen, heimtückischen Mord, dessen ich hiermit Alexander Fritsche anklage.«

    »Was haben Sie dazu zu sagen, Angeklagter?«, fragte der Vorsitzende.

    »Mein Mandant bestreitet die Tat und behauptet, dass Jannick Hanbuchen geschossen hat.«

    »Es steht Aussage gegen Aussage«, murmelte der Richter. »Treten wir in die Beweisaufnahme ein. Herr Staatsanwalt, rufen Sie Ihren ersten Zeugen auf.«

    »Ich rufe Herr Jannick Hanbuchen in den Zeugenstand!«, rief der Staatsanwalt.

    Jannick Hanbuchen wurde von einem Wachbeamten in den Gerichtssaal geführt. Er war gefesselt. Ehe er den Zeugenstand betrat, wurden ihm die Handschellen abgenommen.

    Hanbuchen nahm Platz.

    Fritsche starrte ihn an, als wollte er ihn hypnotisieren. Seine Kiefer mahlten. In seinen Augen glomm ein böser Funke.

    Nachdem Hanbuchen vereidigt worden war, forderte ihn der Staatsanwalt auf, zu sprechen …

    *

    Der Vorsitzende schlug mit seinem Hammer auf die Holzunterlage und sagte mit lauter, präziser Stimme: »Der Angeklagte wird des Mordes aus niedrigen Beweggründen für schuldig befunden. Das Urteil wird übermorgen um 9 Uhr vormittags in diesem Gerichtssaal verkündet. Der Haftbefehl gegen den Angeklagten bleibt aufrecht erhalten.«

    Gemurmel und Geraune entstand im Gerichtssaal.

    Günter Fritsche sagte grollend: »Lebenslänglich! Mein Sohn wurde zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt. Und das hat er Hanbuchen, diesem verdammten Bastard, zu verdanken. Bringt mir diesen Kerl! Ich will das elende Schwein tot sehen.«

    Bei Günter Fritsche befanden sich zwei Männer. Einer, ein blondhaariger Bursche um die dreißig, sagte: »Die Staatsanwaltschaft hat Hanbuchen ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Er ist in der Versenkung verschwunden. Wir wissen nicht mal, ob er sich noch in Hamburg aufhält.«

    »Findet es heraus! Ich will, dass der Schuft bestraft wird. Um sich die Freiheit zu erkaufen, hat er meinen Sohn verraten. Bringt mir den Kerl lebend! Ich möchte ihn eigenhändig in die Hölle schicken.«

    »Wo sollen wir ansetzen?«

    »Nehmt seine getrennt lebende Frau in die Mangel! Die beiden haben ein Kind miteinander. Es ist nicht auszuschließen, dass Hanbuchen mit der Frau Verbindung aufgenommen hat. So viel ich weiß, soll er ziemlich an seiner Tochter hängen.«

    »Wir werden tun, was in unserer Kraft steht«, versprach der Blondhaarige. »Komm, Axel, finden wir die Anschrift der Frau heraus und statten wir ihr heute Abend einen Besuch ab!«

    Die beiden Kerle erhoben sich. Der Bursche namens Axel war dunkelhaarig und Anfang der dreißig.

    »Wenn die Frau weiß, wo sich Hanbuchen verkrochen hat«, sagte er, »dann wird sie es uns auch sagen. Mein Wort drauf, Boss.«

    »Setzt alle Hebel in Bewegung, aber bringt mir Jannick Hanbuchen! Der Hund muss für den Verrat an meinem Sohn büßen.«

    Axel Forster und Konrad Friedrichsen verließen die Wohnung ihres Bosses. Günter Fritsche, ein Mann Mitte der sechzig, ging zum Fenster und starrte gedankenvoll nach draußen. Sein Lebenswerk war infrage gestellt. Alexander war sein einziger Sohn und sollte irgendwann seinen Platz einnehmen. Nun sah es so aus, als würde Alexander die Freiheit niemals mehr wiedersehen.

    Der Hass, der in Günter Fritsche wütete, war grenzenlos. Er würde keine Zugeständnisse und kein Erbarmen kennen. Wenn ihm Jannick Hanbuchen in die Hände fiel, war sein Schicksal besiegelt. Der alte Gangsterboss hatte Hanbuchen zum Tode verurteilt.

    *

    Es war 21 Uhr vorbei. Katrin Hanbuchen saß in ihrem Wohnzimmer auf der Couch und schaute fern. Der Hamburg Sender strahlte eine Reportage über den Beginn des 3. Golfkrieges am 20. März 2003 aus. Der Reporter berichtete gerade, dass amerikanische und britische Truppen von Kuwait aus eine Bodenoffensive gestartet hatten und rasch Richtung Bagdad vorrückten. Außerdem waren amerikanische Fallschirmjäger im Norden des Irak gelandet und hatten zusammen mit kurdischen Kämpfern eine Nordfront eröffnet.

    Es klingelte.

    Katrin Hanbuchen schaute etwas befremdet zur Tür. Sie erwartete niemand. Und sie konnte sich auch nicht denken, wer sie um diese Zeit besuchen sollte. In ihrem gleichmäßigen Gesicht arbeitete es.

    Da klingelte es erneut.

    Katrin Hanbuchen erhob sich und ging zur Tür. Sie schob die Klappe vor dem Spion zur Seite und schaute durch die Linse. Draußen stand ein Mann, den sie nicht kannte. Er hatte blonde Haare und war um die dreißig Jahre alt. Katrin Hanbuchen öffnete die Tür ein Stück, gerade so weit, wie es die Sicherungskette zuließ.

    »Was wünschen Sie?«

    Plötzlich ging alles blitzschnell. Der Blondhaarige warf sich mit seinem gesamten Gewicht gegen die Tür. Die Sicherungskette wurde aus der Verankerung gerissen. Die Türkante knallte gegen Katrin Hanbuchens Stirn. Sie taumelte einige Schritte zurück, ein spitzer Aufschrei stieg aus ihrer Kehle. Zwei Kerle kamen in die Wohnung, einer drückte die Tür zu.

    Aus dem Lautsprecher des Fernsehapparates erklang es: »Die USA und ihre Verbündeten starteten den Krieg mit einem gezielten Luftangriff auf Saddam Hussein und die militärische Führung des Irak. Es folgten weitere Angriffe mit Cruise Missiles, Raketen und Bomben …«

    Einer der beiden Kerle hatte plötzlich eine Waffe in der Hand, die er auf Katrin Hanbuchen richtete. Den beiden entging, dass die Tür zu einem Nebenraum einen Spalt breit geöffnet wurde.

    »Was wollen Sie von mir?«, keuchte Katrin Hanbuchen entsetzt.

    Dort, wo die Türkante gegen ihre Stirn geprallt war, zeigte sich eine Schwellung. Die Angst stieg wie ein Schrei in der Frau hoch.

    »Setz dich!«, stieß der Blondhaarige hervor.

    »Sagen Sie mir …«

    »Du sollst dich setzen!«, fuhr sie der Blondhaarige schroff an. »Oder hast du was an den Ohren, Lady?«

    Auf Beinen, die sie kaum tragen wollten, ging Katrin Hanbuchen zu einem Sessel und ließ sich hineinfallen. Ihre Finger verkrallten sich in den gepolsterten Armlehnen des Sessels. Entsetzen wütete in ihren Augen, nur mühsam bezwang die Frau ihre Panik.

    »Wo befindet sich Jannick Hanbuchen?«

    Der Dunkelhaarige, der die Waffe auf die Frau gerichtet hielt, spannte wie zur Bekräftigung der Frage mit dem Daumen den Hammer der Pistole.

    »Ich ... ich weiß es nicht«, stammelte Katrin Hanbuchen. »Jannick hat eine neue Identität erhalten und …«

    »Er hat sicher mit dir Verbindung aufgenommen. Schließlich ist er ein guter Vater, der seine Tochter nicht einfach vergisst. Also raus mit der Sprache! Welchen Namen hat er jetzt und wo wohnt er?«

    Der Blondhaarige trat neben den Sessel. Seine rechte Hand verkrallte sich in den Haaren der Frau, er bog ihr brutal den Kopf in den Nacken.

    »Sicher liegt deine Kleine im Bett«, stieß er hervor. »Sollen wir sie holen und ihr vor deinen Augen den Hals durchschneiden?«

    »Nein. Bitte, lassen Sie Jennifer in Ruhe. Sie ... sie hat mit alledem nichts zu tun.«

    »Dann sag uns endlich, was wir wissen wollen!«

    Der schmerzhafte Zug in den Haaren der Frau verstärkte sich. Sie stöhnte, der Schmerz trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie kämpfte mit sich. Ihre Mundwinkel zuckten.

    »Ich hole jetzt die Kleine!«, drohte der Blonde und ließ die Haare der Frau los. »Wenn wir ihr Schmerzen zufügen, wirst du sicher gesprächig.«

    »Nein«, keuchte Katrin Hanbuchen. »Lassen Sie Jennifer in Ruhe! Jannick hat den Namen Manfred Meinert angenommen. Er wohnt in der Denickestraße Nummer 19. Jannick wollte Hamburg nicht verlassen, um in der Nähe seiner Tochter zu sein.«

    Nach dem letzten Wort schlug Katrin Hanbuchen beide Hände vor das Gesicht und weinte hemmungslos. Der Blonde schaute seinen Kumpan an. Dieser nickte. Die Hände Konrad Friedrichsens legten sich um den Hals der Frau und pressten ihn zusammen. Katrin Hanbuchen bäumte sich auf. Ihre Hände umklammerten die Handgelenke Friedrichsens und versuchten seinen brutalen Griff zu sprengen. Ihre Nägel bohrten sich in seine Haut. Der brutale Bursche lockerte seinen Griff nicht. Die Schmerzen, die ihm die Frau verursachte, ertrug er.

    Erstickend riss Katrin Hanbuchen den Mund auf. Ihre Lungen fingen an zu stechen, Schwindelgefühl erfasste sie. Sie hatte der Kraft des Burschen nichts entgegenzusetzen. Plötzlich verließ sie die Kraft. Ihre Hände sanken nach unten, ihre Gestalt erschlaffte. Friedrichsen würgte sie noch einige Zeit, dann ließ er sie los. Der Oberkörper der Toten kippte zur Seite.

    »Gehen wir«, knurrte Axel Forster ungerührt und verstaute die Pistole unter seiner Jacke im Hosenbund.

    Niemand sah die beiden, als sie den Wohnblock verließen. Auf der Straße zogen sie die dünnen Handschuhe aus, die sie getragen hatten. Forster holte sein Handy aus der Tasche und tippte eine Nummer, dann stellte er eine Verbindung her. Günter Fritsche meldete sich. Forster sagte: »Hanbuchen nennt sich jetzt Manfred Meinert und wohnt in der Denickestraße. Uns ist auch die Hausnummer bekannt. Wir werden ihm jetzt einen Besuch abstatten.«

    »Bringt mir das Schwein lebend!«

    »Es wäre einfacher, ihn sofort kalt zu machen«, erklärte Forster. »Ihn zu entführen und zu Ihnen zu bringen, ist mit Risiken verbunden, Boss.«

    Kurze Zeit herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann erklang es: »Du hast recht. Bringt den Hurensohn um und schneidet ihm ein Ohr ab, das ihr mir bringt!«

    »In Ordnung, Boss.«

    *

    Jannick Hanbuchen saß in einem Pub in der Baererstraße. Das Lokal war gut besucht. An den Tischen wurde diskutiert. Gesprächsthema war der Ausbruch des dritten Golfkrieges. Hanbuchen saß allein an einem Tisch. Was sich im Irak abspielte, interessierte ihn nicht. Er war in Gedanken versunken. Immer wieder fragte er sich, ob er richtig gehandelt hatte, als er Katrin anrief und sie über seine neue Identität aufklärte.

    Er trank sein Glas leer. Es war sein drittes Budweiser, und er spürte die Wirkung des Alkohols. Ein leichter Taumel hatte ihn erfasst. Dennoch entschloss er sich, noch ein viertes Bier zu trinken. Er winkte der Bedienung. Es handelte sich um eine hübsche, junge Frau, deren Rock verdammt kurz war und deren enger Pullover ihre weiblichen Formen voll zur Geltung brachte. Sie kam und Hanbuchen sagte: »Noch ein Bier, bitte.«

    Sie lächelte ihn an und entfernte sich mit seinem leeren Glas.

    Hanbuchens Gedanken schweiften ab und konzentrierten sich auf Jennifer, seine Tochter. Jennifer war dreizehn. Er liebte sie abgöttisch und besuchte sie alle zwei Wochen. Jennifer war auch der Grund, weshalb er seiner getrennt lebenden Ehefrau seine neue Identität verraten hatte.

    Siedend heiß durchfuhr es ihn.

    Es war ein Fehler!, zuckte es zum wiederholten Mal durch seinen Verstand. Ich werde mir eine neue Wohnung suchen. Wenn Fritsche herausfindet, wo ich untergeschlüpft bin, ist mein Leben keinen rostigen Cent mehr wert.

    Die Bedienung brachte das Bier. Hanbuchen trank einen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen.

    Er begriff, dass er für seine Freiheit einen hohen Preis bezahlt hatte. Günter Fritsche würde Jagd auf ihn machen. Es war nicht auszuschließen, dass sich der alten Gangster an Katrin wandte. Würde Katrin standhalten? O verdammt, sie werden sie quälen und sie wird sprechen. Und dann …

    Angst vor der Zukunft brandete in Hanbuchen hoch. Eine unsichtbare Hand schien ihn zu würgen. Dumpf schlug das Herz in seiner Brust. Der Gedanke an Günter Fritsche brachte seine Nerven zum Schwingen. Er versuchte, diese mit Vehemenz auf ihn einstürmenden Gedanken zu verdrängen, doch es gelang ihm nicht. Sie nagten und fraßen in ihm und krampften ihm den Magen zusammen.

    Nachdem er sein Bier ausgetrunken hatte, bezahlte er und machte sich auf den Nachhauseweg. Die Baererstraße war eine Querstraße der Denickestraße, in der er eine Zwei-Zimmer-Wohnung bewohnte. Sein Gang war nicht mehr ganz sicher. Der genossene Alkohol machte sich bemerkbar. Die quälenden Gedanken jedoch konnte er nicht vertreiben.

    Hanbuchen schaute auf die Uhr an seinem Handgelenk. Es ging auf Mitternacht zu. Hamburg erstrahlte im Glanz seiner Lichter. Die Geräusche der Stadt in den Ohren setzte Hanbuchen mechanisch einen Fuß vor den anderen. Siedend heißer Schreck durchfuhr ihn, als er daran dachte, dass Günter Fritsche seine Wut vielleicht an Jennifer, seiner Tochter, austoben würde.

    Und immer wieder hämmerte es in seinem Verstand: Du hast einen Fehler gemacht. Gott verdammt, du hättest Katrin niemals deine neue Adresse verraten dürfen. Du bist ein elender Narr!

    Er betrat das Gebäude, in dem er wohnte. Es war ein Altbau. Hanbuchen schaltete die Treppenhausbeleuchtung ein. Das Licht blendete ihn einen Moment lang. Im Treppenhaus roch es nach Bohnerwachs. Hanbuchen stieg die Treppe hinauf. Sie war aus Holz und so manche Stufe knarrte unter seinem Gewicht. In der zweiten Etage lag seine Wohnung. Sein Atem ging etwas schneller, als er oben anlangte. Er atmete tief durch. Hanbuchen verspürte das quälende Bedürfnis, seine Notdurft zu verrichten und beeilte sich, die Tür aufzusperren.

    Sie schwang auf, er betrat den Raum und machte Licht. Mit dem Fuß drückte er die Tür hinter sich zu. Er wollte sofort zur Toilette. Als er sich mitten im Raum befand, wuchs hinter einem der Sessel eine Gestalt in die Höhe. Hanbuchen hielt an, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Schlagartig war er nüchtern. Auch hinter dem anderen Sessel erhob sich ein Mann. »Forster! Friedrichsen!«, entrang es sich Hanbuchen, und die Angst kam kalt und stürmisch wie ein Schneesturm.

    »Du hast einen Fehler gemacht, Jannick«, sagte der dunkelhaarige Axel Forster. »Einen Fehler, der dich teuer zu stehen kommen wird.« Er hielt eine Pistole auf Hanbuchen gerichtet. Ein Schalldämpfer war aufgeschraubt. Der Drang, zur Toilette zu gehen, wurde bei Hanbuchen übermächtig. »Wie habt ihr mich gefunden?«

    »Deine Frau hat gesungen, nachdem wir ihr drohten, der Kleinen die Kehle durchzuschneiden. Sie einzuweihen war dein zweiter großer Fehler.«

    »Aber …«

    Friedrichsen winkte ab. Auch er hielt eine Pistole mit aufgeschraubtem Schalldämpfer in der Hand. »Halt doch die Fresse, Jannick! Fritsche fordert deinen Kopf. Erst wollte er dich lebend. Er hätte dir wahrscheinlich die Haut streifenweise abgezogen. Wir konnten ihm das schließlich ausreden.«

    »Ich ... ich will mit Fritsche sprechen«, keuchte Hanbuchen. »Bringt mich zu ihm!«

    »Du willst freiwillig mitkommen?«

    »Ja. Ich … ich muss Fritsche einiges erklären. Er wird einsehen, dass ich …«

    »Darauf solltest du dich nicht verlassen«, unterbrach ihn Axel Forster. »Aber mir soll es recht sein.«

    »Ich ... ich muss auf die Toilette.«

    »Da hast du wohl 'ne Kanone versteckt?«, stieß Friedrichsen hervor.

    »Nein. Ich muss wirklich.«

    »Du wirst dich schon nicht gleich anpinkeln«, knurrte Forster. »Gehen wir!«

    *

    Vom Auto aus telefonierte Forster mit Günter Fritsche.

    »Wir haben Hanbuchen.«

    »Warum habt ihr ihn nicht kalt gemacht?«

    »Er wollte mit Ihnen sprechen, Chef.«

    Mit mir?

    Ja.

    Ist nicht dein Ernst.

    Doch.

    Eine kurze Pause entstand

    »Ich möchte wissen, was es zwischen ihm und mir zu besprechen gäbe.«

    »Ich schätze, er will Zeit gewinnen.«

    »Bringt ihn in den Elbpark! Wir treffen uns auf dem Parkplatz beim Baseball Feld. Ich bin in einer halben Stunde da. Passt nur auf, dass euch Hanbuchen nicht entwischt! Ob wir ihn ein zweites Mal erwischen, ist fraglich.«

    »In Ordnung.«

    Sie fuhren zum Elbpark.

    Hanbuchen konnte den Harndrang nicht mehr länger zurückhalten. Seine Hose war nass bis zu den Knien. Friedrichsen, der neben ihm saß, stieß hervor: »Pfui Teufel, du elendes Schwein! - Er hat sich bepinkelt. Deinen Sitz kannst du wegwerfen, Axel.«

    »Wohin bringt ihr mich?«, fragte Hanbuchen.

    Das Sprechen bereitete ihm Mühe. Seine Stimmbänder wollten ihm nicht mehr gehorchen. Seine eigene Stimme kam ihm fremd vor.

    »Hast du gedacht, wir bringen dich in Fritsches Wohnung?«

    »Bitte, lasst mich laufen! Euch habe ich doch nichts getan. Wir haben uns doch immer gut verstanden.«

    »Alexander war ein guter Freund von uns«, versetzte Friedrichsen kalt. »Du hättest ihn nicht verraten dürfen.«

    Sie fuhren auf den großen Parkplatz und hielten bei einigen Büschen an. Mitten in der Nacht war der Parkplatz verwaist. Sie warteten im Auto. Zehn Minuten später tauchten zwei Scheinwerfer auf. Es war ein schwerer Bentley, der auf den Parkplatz gesteuert wurde. Der Lichtkegel der Scheinwerfer kroch vor der Nobelkarosse her über den Asphalt. Dann wurde der Wagen abgebremst. Zwei Männer stiegen aus. Sie kamen näher.

    »Aussteigen!«, gebot Friedrichsen.

    Hanbuchen stieg aus. Auch Forster und Friedrichsen verließen den Ford, in dem sie gekommen waren. Die beiden Männer aus dem Bentley waren schließlich heran. Die Gesichter waren in der Dunkelheit nur helle Kleckse. Günter Fritsche baute sich vor Hanbuchen auf und stemmte beide Arme in die Hüften.

    »Du verdammter Hund!«, stieß Fritsche zwischen den Zähnen hervor und schlug im nächsten Moment zu. Seine Faust bohrte sich in Hanbuchens Magen, und der Getroffene krümmte sich nach vorn. Der Schlag presste ihm die Luft aus den Lungen und er japste erstickend.

    Fritsche drosch Hanbuchen die Faust ins Gesicht.

    »Warum hast du Alexander verraten?«

    »Ich ... ich …«

    »Du hast dir damit die Freiheit erkauft, du elender Bastard. Aber es war auch dein Todesurteil. Was willst du mir sagen?«

    »Ich wollte dich bitten, Verständnis zu zeigen. Was sollte ich denn tun? Die Kommissare setzten mich unter Druck. Ich war nervlich am Ende und …«

    »Nein, Hanbuchen. Du hast Alexander verkauft, wie einst Judas Jesus Christus verkauft hat. Du hast den Bullen deine Aussage gegen deine Freiheit angeboten. Wie sonst sollten sie darauf kommen, dass Alexander damals diesen betrügerischen Dealer erschoss. Du bist eine dreckige Ratte.«

    »Er hat sich vor Angst in die Hosen gemacht«, sagte Forster.

    »Du willst mich um Verständnis bitten«, grollte Fritsche. »Mein Sohn sitzt für den Rest seines Lebens hinter Gittern. Das hast du zu verantworten. Du hast mein Lebenswerk infrage gestellt. Und nun forderst du Entgegenkommen. Du musst verrückt sein, Hanbuchen.«

    »Ich sage die Wahrheit, Fritsche. Man hat mich unter Druck gesetzt. Jörgensen und Müller …«

    »Schafft mir dieses Stück Dreck aus den Augen«, stieß Fritsche hervor und schnitt damit Hanbuchen schroff das Wort ab. »Schluss!«

    Forster und Friedrichsen packten Hanbuchen und zerrten ihn zwischen die Büsche. Hanbuchen stemmte sich gegen den Griff der beiden. Er begann zu schreien. Maik Kloose, der Mann, der Fritsche chauffiert hatte, zog seine Pistole und schlug Hanbuchen den Lauf gegen den Kopf. Seine Schreie erstarben. Er wimmerte nur noch. Seine Beine gaben nach, und sie schleiften ihn fort. Kloose folgte ihnen und repetierte seine Waffe.

    Zwischen den Büschen warfen sie Hanbuchen zu Boden. In diesem erwachte der Widerstandswille. Er stemmte sich hoch und lag auf allen vieren. Speichel tropfte von seinen Lippen. Aus seiner Nase rann Blut von Fritsches Schlag. Ein Laut, der sich anhörte wie trockenes Schluchzen, entrang sich ihm.

    Maik Kloose drückte ihm die Pistole zwischen die Schulterblätter. Hanbuchen spürte den stählernen Druck und erstarrte. Ein eisiger Schauer rann ihm über den Rücken hinunter. Und dann drückte Kloose ab. Hanbuchens Denken riss schlagartig. Seine Arme knickten ein, er fiel auf das Gesicht.

    *

    Jennifer Hanbuchen, die Dreizehnjährige, hatte die Mörder ihrer Mutter gesehen. Das Mädchen beschrieb der Polizei das Aussehen der beiden. In der Datenbank waren sie nicht erfasst. Die Fahndung verlief ergebnislos. Günter Fritsche bot der Polizei keinen Hebel, an dem sie ansetzen konnte. Irgendwann wurde die Akte im Mordfall Hanbuchen geschlossen.

    Die Jahre vergingen …

    Kapitel 1

    Es klopfte an die Tür des Büros von Gerold Schweizer. Schweizer war Geschäftsführer im Big Bang, einem Club in der Taubenstraße. Der Club befand sich im Erdgeschoss des Gebäudes, das Büro in der Wohnung in der ersten Etage.

    Gerold Schweizer riss seinen Blick vom Bildschirm des Laptops los und richtete ihn auf die Tür. »Wer ist da?«

    Die Tür wurde geöffnet und einer der Türsteher hielt den Kopf ins Büro.

    »Da ist jemand, der dich sprechen möchte, Gerold.« Der Türsteher grinste anzüglich.

    »Wer will mich sprechen?«

    »Ihr Name ist Diana Flatow.« Der Türsteher schnalzte mit der Zunge. »'ne Wucht die Kleine.«

    »Schick Sie herein!«

    Wenig später betrat eine junge Frau das Büro. Der Türsteher blinzelte Gerold Schweizer zu, dann schloss er die Tür. Schweizer heftete seinen Blick auf die Besucherin. Sie war höchstens zwanzig und ausgesprochen hübsch. Lange, dunkle Haare rahmten ihr schmales, rassiges Gesicht ein, ihr Kinn war fraulich rund, sie hatte Feuer in den Augen. Ihre Größe schätzte Schweizer auf eins siebzig. Sie war mit einer Jeans und einer Lederjacke bekleidet.

    Schweizer registrierte, dass sie über eine erstklassige Figur verfügte.

    Die junge Frau lächelte. Zwischen ihren sinnlichen Lippen schimmerten weiße Zähne.

    »Guten Abend«, grüßte sie freundlich.

    Schweizer lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.

    »Was kann ich für dich tun?«

    »Ich suche einen Job.«

    »Wir sind voll«, sagte Schweizer. »Aber sollte eine der Bedienungen ausfallen, will ich gerne auf dein Angebot zurückkommen. Lass mir deine Telefonnummer hier!«

    »Es geht nicht um einen Job als Bedienung«, sagte die junge Frau. »Ich will tanzen.«

    »Das Big Bang ist ein Stripteaselokal. Bist du Stripteasetänzerin?«

    »Ich habe den Job von der Pike auf gelernt«, versetzte die junge Frau.

    Schweizers Blick glitt an ihr hinauf und hinunter, kehrte nach oben zurück und blieb an ihrem Gesicht hängen.

    »Du gefällst mir. Wie war dein Name gleich wieder?«

    »Diana Flatow. Freunde nennen mich Dana.«

    »Wie alt bist du?«

    »Neunzehn.«

    »Kommst du aus Hamburg?«

    Diana nickte. »Ja. Ich bin hier geboren.«

    »Ja, was ich sehe, gefällt mir. Zieh dich aus! Du wirst verstehen, dass ich die Katze nicht im Sack kaufen kann.«

    Für einen Moment verhärteten sich die Linien in Dianas Zügen. Aber sofort entspannte sie sich wieder und begann, sich auszukleiden. Sie tat es in einer Art, die aufreizend wirkte. Erst zog sie die Lederjacke aus, die sie auf das Sofa warf, das an der Wand des Büros stand. Dann zog sie sich den Pullover über den Kopf. Sie trug darunter nur einen Büstenhalter. Ihre Brüste waren rund und fest …

    Schließlich stand sie nackt vor dem Geschäftsführer. Sie drehte sich einmal um ihre Achse. Schweizer musste sich eingestehen, dass sie makellos gewachsen war. Etwas überkam ihn, dem er nichts entgegenzusetzen hatte. Wie von Schnüren gezogen erhob er sich. Mit belegter Stimme sagte er: »Okay, ich gebe dir den Job. Aber vorher musst du dich erkenntlich zeigen. Du weißt, was ich meine?«

    Diana nickte. Mit kehliger Stimme antwortete sie: »Damit habe ich gerechnet. Aber ich will den Job.«

    »Dann sind wir uns ja einig«, sagte Schweizer mit einem süffisanten Grinsen um die Lippen und zog seine Jacke aus. Langsam kam er um den Schreibtisch herum. Er ging zur Tür, drehte den Schlüssel herum, und ergriff erneut das Wort: »Jetzt kannst du beweisen, was du drauf hast, Süße.«

    Ihm entging die Kälte in den Augen der jungen Frau …

    *

    Dana bewegte sich im Takt der Musik. Gierige Augen beobachteten sie. Noch war sie bekleidet; weißes T-Shirt, rote Shorts, Lackstiefel, die ihr fast bis zu den Knien reichten. Die Musik war leise aber eindringlich. Man konnte sehen, dass die junge Frau ihr Handwerk verstand. Ihre Bewegungen waren aufreizend. Mit einer fließenden Bewegung zog sie sich das T-Shirt über den Kopf, schleuderte es einige Male durch die Luft und warf es dann hinter sich. Der kleine BH bedeckte gerade ihre Brustwarzen. Nun begann sie, das enge Höschen zu öffnen …

    Roy Müller wartete, bis die Tänzerin völlig nackt auf der Bühne stand. Es gab Beifall. Einige Kerle johlten.

    Roy verließ die Bar durch die Hintertür. Ein Flur schloss sich an, auf beiden Seiten zweigten jeweils zwei Türen ab. Links waren die Toiletten. Die Türen auf der rechten Seite waren abgeschlossen. Am Ende des Flurs schwang sich eine Treppe nach oben. Roy stieg sie empor. In der ersten Etage waren zwei Türen. An einer war das Schild mit der Aufschrift Office angebracht. Der Kommissar ging zur anderen Tür und legte sein Ohr dagegen. Hinter der Tür war alles ruhig.

    Roy stieg in die zweite Etage hinauf. Auch hier gab es zwei Türen. Hinter einer der Türen glaubte Roy leise Stimmen zu vernehmen. Er holte sein Handy aus der Tasche und stellte eine Verbindung her. Als sich Uwe Jörgensen meldete, sagte Roy: »In der Bar konnte ich nichts Verdächtiges feststellen. Ein erstklassig gewachsenes Girl bot einen Strip vom Feinsten. In der ersten Etage ist alles ruhig. Aber aus einer Wohnung in der zweiten Etage dringen Stimmen. Ich denke, unser Informant hat recht gehabt.«

    »In Ordnung«, sagte Uwe Jörgensen. »Wir besetzen die Ausgänge, dann komme ich mit einigen Leuten hinauf.«

    *

    Ich gab den Einsatzbefehl. Das Polizei unterstützte den Einsatz und hatte mir neun Leute zur Verfügung gestellt. Vorder- und Hintereingang des Etablissements wurden von jeweils drei Männern gesichert. Zu viert stiegen wir in die zweite Etage hinauf. Dort trafen wir auf Roy. Er deutete wortlos auf die Tür, hinter der er die verräterischen Geräusche vernommen hatte.

    Ich nickte.

    Roys Daumen legte sich auf den Klingelknopf. Der Glockenton war durch die geschlossene Tür zu hören. Durch die Linse des Spions konnte ich sehen, dass in der Wohnung Licht brannte. Jetzt verdunkelte sich die Linse, Zeichen dafür, dass jemand nachschaute, wer vor der Tür stand. Dann wurde die Tür einen Spalt geöffnet. Ich sah einen blonden Bürstenhaarschnitt und darunter ein blatternarbiges Schlägergesicht. Im rechten Ohr hatte der Bursche einen glitzernden Stecker. Ich hatte meinen Ausweis schon in der Hand, hielt ihn hoch und sagte: »Jörgensen, Kriminalpolizei …«

    Der Bursche wollte die Tür zuschlagen. Ich stellte blitzschnell den Fuß nach vorn, und die Tür prallte dagegen. Der Kerl stemmte sich gegen die Tür, um mich zurückzudrängen und schließen zu können. Ich setzte mein Körpergewicht ein, rammte die Tür auf und der Kerl taumelte zurück.

    Zwei Kollegen stürmten an mir vorbei und rangen den Burschen nieder. Ich ging weiter, erreichte das Ende des Flurs und stand vor einer geschlossenen Tür. Kurz entschlossen klinkte ich sie auf und versetzte ihr einen Stoß. Sie schwang nach innen auf. Eine Wolke von Zigarren- und Zigarettenrauch schlug mir entgegen. In dem Raum gab es vier Tische. Jeder der Tische war vollbesetzt. Die Männer hielten Karten in den Händen. Vor ihnen lagen auf den Tischen Packen von Geldscheinen und stapelten sich Münzen. Es gab auch ein Roulette. Die Kugel klackerte …

    »Kriminalpolizei!«, rief ich mit schneidender Stimme. »Bleiben Sie auf Ihren Plätzen sitzen und legen Sie die Hände auf den Tisch!«

    Eine Verwünschung war zu hören. Dann trat Stille ein. Auch das Klackern der Roulettekugel war verstummt.

    »Wer von Ihnen ist Inhaber dieser Wohnung?«, fragte ich.

    Ein Mann um die vierzig erhob sich. Er war mit einem hellen Anzug bekleidet. Unter der Jacke trug er ein rotes Hemd.

    »Das Haus gehört Günter Fritsche. Ich bin Geschäftsführer des Big Bang. Das ist das Lokal im Erdgeschoss. Mein Name ist Gerold Schweizer.«

    »Weiß Herr Fritsche, dass in seinem Haus illegales Glücksspiel betrieben wird?«

    Schweizer schüttelte den Kopf.

    »Er ist ahnungslos.«

    »Dann müssen wir uns also an Sie wenden«, konstatierte ich.

    Schweizer nickte.

    »Ja, diese Runde habe ich organisiert.«

    »Dann muss ich Ihnen ja nicht erklären, weshalb ich Sie nunmehr verhafte.«

    Ich gab einem der Kollegen einen Wink. Er nahm ein Handschellenpaar von seinem Gürtel und trat vor Schweizer hin.

    »Umdrehen und Hände auf den Rücken!«

    Ich wandte mich an die anderen Kollegen.

    »Durchsuchen Sie die Männer hier und nehmen Sie Ihre Personalien auf! Sie müssen alle mit einer Strafanzeige rechnen.«

    Wir ließen Schweizer ins Präsidium bringen und führten sofort eine Vernehmung mit ihm durch. Er saß an dem Tisch in der Raummitte und fixierte mich trotzig.

    »Spätestens morgen Abend bin ich wieder auf freiem Fuß, Herr Kommissar«, prophezeite er.

    »Schon möglich, dass Sie die Kaution aufbringen können, die das Gericht festsetzen wird. Warten wir es ab! Mit einer Anklageerhebung müssen Sie auf jeden Fall rechnen.« Schweizer kaute auf seiner Unterlippe herum. Ich fuhr fort: »Wir glauben Ihnen nicht, dass Fritsche nicht wusste, dass in der Wohnung im zweiten Stock illegal gespielt wird.«

    »Ich weiß, dass Sie seit Jahren hinter Fritsche hier sind«, sagte Schweizer grinsend. »Bis heute ist es Ihnen allerdings nicht gelungen, ihm einen Strick zu drehen.«

    »Eines Tages erwischen wir ihn.«

    »Nicht mit meiner Hilfe.«

    »Wir haben auch seinen Sohn erwischt.«

    »Auch nur, weil Jannick Hanbuchen ihn verraten hat.«

    »Kennen Sie die Geschichte?«, fragte ich.

    Schweizer nickte. »Hanbuchen hat dafür gezahlt.«

    »Den Mord an Hanbuchen und dessen getrennt lebender Ehefrau rechnen wir Fritsche zu«, erklärte Roy.

    Schweizer schürzte die Lippen.

    »Sie vermuten, dass er dahintersteckt. Um ihm etwas ans Zeug zu flicken, brauchen Sie aber Beweise. Und die haben Sie nicht. Also, was wollen Sie überhaupt?«

    »Wir wollen von Ihnen hören, dass Fritsche bezüglich des illegalen Glücksspiels Bescheid wusste.«

    »Geben Sie sich keine Mühe«, knurrte Schweizer. »Dafür bin einzig und allein ich verantwortlich.«

    »Wie Sie meinen«, sagte ich.

    Wir ließen Schweizer arretieren und fuhren hinauf in die Etage, wo unser Büro war. Nur die Nachtbereitschaft der Kriminalpolizei war anwesend. Chef vom Dienst war Ludger Mathies. Wir meldeten uns bei ihm, und ich klärte ihn mit knappen Worten auf. Dann begaben wir uns in unser Büro und ich fuhr den Computer hoch.

    Gerold Schweizer war nicht in der Datenbank registriert.

    Ich sagte zu Roy: »Er ist Ersttäter. Mit einem Haftbefehl brauchen wir bei dieser Konstellation nicht zu rechnen.«

    »Fertigen wir unseren Bericht an«, versetzte mein Partner. »Entscheiden muss im Endeffekt der Staatsanwalt,

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