Leonie und Wendel: Toni der Hüttenwirt 322 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Es war gegen Mittag. Ein strahlendblauer Himmel wölbte sich über München. Wendel parkte sein Cabrio in der Einfahrt. Er stieg aus und eilte die Treppe zum Hochparterre hinauf, übermütig nahm er zwei Stufen auf einmal. »Hallo und ein fröhliches Grüß Gott!«, rief er dann Doktor Ferdinand Seidels Vorzimmerdame zu. »Ist er drin?« »Ja, gehen Sie ruhig hinein. Der Chef hat Sie anfahren gesehen. Ich bringe gleich den Kaffee«, antwortete Frau Maier. Wendel klopfte kurz und riss dann die Tür auf. »Grüß Gott, Wendel!« »Grüß dich, Ferdinand!«, sagte Wendel Löffler zu seinem Patenonkel. »Setz dich! Dein Vater hat bereits angerufen und mir die gute Nachricht übermittelt, doch ich will von dir jede Einzelheit wissen. Wie war es mit Tilly?« Frau Maier brachte eine Kanne Kaffee und Tassen. «
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Buchvorschau
Leonie und Wendel - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 322 –
Leonie und Wendel
Die Herzen fliegen sich zu
Friederike von Buchner
Es war gegen Mittag. Ein strahlendblauer Himmel wölbte sich über München. Wendel parkte sein Cabrio in der Einfahrt. Er stieg aus und eilte die Treppe zum Hochparterre hinauf, übermütig nahm er zwei Stufen auf einmal. »Hallo und ein fröhliches Grüß Gott!«, rief er dann Doktor Ferdinand Seidels Vorzimmerdame zu. »Ist er drin?«
»Ja, gehen Sie ruhig hinein. Der Chef hat Sie anfahren gesehen. Ich bringe gleich den Kaffee«, antwortete Frau Maier.
Wendel klopfte kurz und riss dann die Tür auf.
»Grüß Gott, Wendel!«
»Grüß dich, Ferdinand!«, sagte Wendel Löffler zu seinem Patenonkel.
»Setz dich! Dein Vater hat bereits angerufen und mir die gute Nachricht übermittelt, doch ich will von dir jede Einzelheit wissen. Wie war es mit Tilly?«
Frau Maier brachte eine Kanne Kaffee und Tassen.
«Ich bin für niemand zu sprechen«, sagte Doktor Seidel.
Frau Meier nickte und verließ den Raum.
Ferdinand schenkte Wendel und sich Kaffee ein. Sie gaben Zucker und Sahne dazu und rührten um. Dabei lächelten sie sich zu.
Wendel trank einen Schluck. »Das tut gut! Der Kaffee ist stark. Das ist gut, nach einer solchen Nacht. Ich gestehe, dass ich heute noch keinen Kaffee hatte. Ich habe mir nur ein Hörnchen genommen und bin sofort ins Auto gestiegen. Ich wollte gleich zu dir. Es war spät heute Nacht. Sie kommt heute Nachmittag ins Werk.«
»Ich habe schon gehört, dass es spät geworden sei.«
»Das war es, Ferdinand«, grinste Wendel, »sehr spät. Wir haben einfach die Zeit vergessen. Es war einfach toll, es war sogar gigantisch, wie wir uns verstanden haben, Tilly und ich.«
»Beruflich oder bist du ihr auch privat nähergekommen?«, fragte Ferdinand.
»Mei, immer schön langsam mit den Pferden«, lachte Wendel. »Ich hätte sie gerne in den Arm genommen und gedrückt und geküsst. Das gebe ich gerne zu. Mein Herz raste. Aber ich hielt mich zurück. Ich denke, eine noch so kleine Annäherung hätte alles verdorben. Dieses Risiko wollte ich nicht eingehen. Besonders, weil ich weiß, wie unberechenbar sie sein kann. Ich wollte nicht, dass sie davonrennt, wie neulich hier aus deiner Kanzlei.« Wendel trank noch einen Schluck Kaffee. »Ich habe streng darauf geachtet, dass alles im rein beruflichen Rahmen blieb. Und ich sage dir, leicht war das nicht.« Wendel seufzte. »Tilly ist ein Schatz. Sie ist natürlich. Sie ist kein Püppchen, verstehst du?«
Ferdinand nickte. Er unterbrach Wendel nicht.
»Sie ist die Traumfrau, wenn man auf Natürlichkeit steht«, schwärmte Wendel. Er lachte. »Also, wenn ich Tilly mit all den Madln vergleiche, die meine Nähe gesucht haben, dann kann ich nur sagen, keine kann ihr das Wasser reichen. Ich dachte, so ein Madl gibt es nicht. Von so einem Wesen habe ich immer geträumt. Verstehst du?«
»Deshalb hattest du dich auch nie verliebt.«
»Ferdinand, genauso ist es. Dabei haben mich die Madln aus unserem Bekanntenkreis regelrecht belagert. Mir graute vor jedem Sommerfest und jeder Einladung. Wusste ich doch, dass sie mich anfliegen wie Bienen, die Nektar suchen.«
Ferdinand Seidel lachte laut. »Es lässt sich nicht leugnen, dass du ein fetter Honigtopf bist. Du bist vermögend, kommst aus einen guten Elternhaus, hast eine erstklassige Ausbildung und bist – vom Aussehen her – ein fescher, sportlicher Bursche. Ich kann es den Madln nicht verdenken.«
»Damit sagst du mir nichts Neues, Ferdinand. Das Thema hatten wir schon öfter. Ich hätte Buch führen sollen, wer mir alles schöne Augen gemacht hat. Damit könnte ich ganze Bibliotheken füllen.«
»Und Tilly Scherer hat dir keine schönen Augen gemacht?«
»Nein, Ferdinand, sie hat mich kaum angesehen, während der ganzen Zeit, als wir zusammen waren.«
»Das hört sich seltsam an. Vielleicht braucht sie eine Brille?«
»Mach keine Witze, Ferdinand! Sie ist zurückhaltend. Du weißt sicher, was meine Mutter und Zenzi alles unternommen haben, um das Treffen bei uns zustande zu bringen. Die beiden hatten ja vorgegeben, schon lange miteinander befreundet zu sein. Natürlich duzen sich die Damen jetzt. Da Tilly mit Zenzi befreundet ist, habe ich ihr bereits in Waldkogel das Du angeboten. Sie lehnte ab, aber nicht nur mich, auch meinen Vater will sie nicht mit Du ansprechen. Sie besteht auf Distanz und trennt streng Berufliches und Privates.«
»Kannst du ihr das verdenken, nach all den Enttäuschungen, die sie erlebt hat? Das waren Tiefschläge, das sage ich dir, Wendel.«
Wendel nickte. »Natürlich kann ich ihr das nicht verdenken. Ich bin schon zufrieden, dass ich mit ihr beruflich ins Gespräch kam. Sie wollte detailliert wissen, was die Löffler Werke, beziehungsweise, ich, als Leiter des Projekts, von ihr erwarteten. Dann ging sie gleich daran, Skizzen zu machen, dabei kamen ihr spontan Ideen und sie machte konkrete Vorschläge. Mir fiel etwas dazu sein und sie griff es auf. Wir spielten uns nur so die Bälle zu. Du kannst du dir vorstellen, dass ich unserer ersten Begegnung mit Bangen entgegengesehen hatte. Aber was dann geschah, war unbeschreiblich. Es war nicht so, als arbeiteten wir zum ersten Mal zusammen. Es war, als wären wir ein seit langem eingespieltes Team. Und noch etwas, das war das Unglaublichste von allem: wir lachten und scherzten. Es war eine heitere und völlig unverkrampfte Atmosphäre.«
»Und so ging es weiter bis zum frühen Morgen?«, fragte Ferdinand.
»So war es. Am Schluss war der Fußboden übersät mit zerknülltem Papier und an den Wänden hingen die fertigen Skizzen für die Werbekampagne. Du musst sie dir ansehen. Tilly Scherer ist sehr talentiert. Gekonnt hat sie dargestellt, welche Qualitäten unsere neuen Produkte gegenüber der Konkurrenz auszeichnen. Das ist ihr gelungen, ohne dass es plakativ und reißerisch wirkt, sondern leicht und unaufdringlich. Jeder Andere hätte an die unterschwellige Angst der Menschen appelliert. Schließlich hat jeder Mensch Angst vor einem Brand.«
»Das stimmt! Wer Angst hat, versucht sich zu schützen. Angst ist immer ein Verkaufsargument«, bemerkte Ferdinand Seidel.
»Genau! Es ist mein Interesse, die Verbraucher zu schützen. Je länger es dauert, bis ein Material Feuer fängt, desto besser. Darum ging es mir. Ich habe es Tilly Scherer erklärt. Sie hat mich als erstes gefragt, was mich bewegt hatte, diese Farbe zu erfinden und wodurch sie sich gegenüber anderen Produkten unterscheidet.« Wendel lachte laut, bevor er weiter sprach. »Ferdinand, du kennst mich. Ich bin dann ganz schnell ziemlich leidenschaftlich geworden und habe mich mitreißen lassen. Ihr schien es zu gefallen. Noch während ich ihr alles genauestens erklärte, ergriff sie Skizzenblock und Stift. Mir kam es vor, als male sie auf das Papier die Gedanken, die Überlegungen und die Gefühle, die mich bewogen hatten, so viel Arbeit in die Entwicklung zu stecken.«
»Du hast es doch auch gemacht, um euch Marktanteile für die Zukunft zu sichern. So ganz selbstlos war deine Motivation nicht, Wendel.«
Wendel lächelte. »Ferdinand, es geht bei allem immer auch um Profit. Das leugne ich nicht. Darin bin ich genauso Kaufmann, wie ich Chemiker bin. Ich war aufrichtig und habe es ihr nicht verheimlicht.«
»Wie hat sie es aufgenommen?« Das interessierte Ferdinand Seidel sehr. Der erfahrene Star-Anwalt hatte durch das erste Gespräch mit ihr den Eindruck gewonnen, dass ihr Geld nicht viel bedeutete. Diese Erkenntnis war durch ihre Ablehnung des Angebotes bestätigt worden.
»Sie hat sich nicht darüber ausgelassen, meinte nur, ich sichere damit Arbeitsplätze.« Wendel trank einen Schluck Kaffee. »Mir wurde klar, dass ich keinen Menschen kenne, der mich so gut versteht, wie Tilly Scherer.«
»Gut, gut, Wendel, ich habe verstanden. Kommen wir zum Wesentlichen. Wie weit seid ihr jetzt mit dem Arbeitsverhältnis? Was ist der Stand der Dinge? Dein Vater sagte mir am Telefon, ihr hättet kaum darüber gesprochen.«
Wendel nickte. »Es ist alles so ganz anders gelaufen. Wir waren plötzlich