Hauptgewinn – Liebe: Toni der Hüttenwirt 168 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Es war ein sonniger Nachmittag. Graf Tassilo von Teufen-Thurmann saß mit Pfarrer Heiner Zandler und Bürgermeister Fritz Fellbacher auf der Westterrasse des Waldschlösschens. Sie tranken Kaffee und aßen leckeren Apfelstrudel mit Schlagsahne.
Bürgermeister Fellbacher griff nach seiner Taschenuhr. Er zog die Stirn in Falten.
»Dass die beiden noch net da sind!«, sagte er. »Angerufen haben sie auch net.«
Pfarrer Zandler schmunzelte.
»Übe dich in Geduld, Fritz! Ich weiß, dass du damit deine Schwierigkeiten hast. Schon als Bub konntest du net gut warten. Immer musste alles gleich sofort und auf der Stelle sein«, lachte Zandler.
»Mei, ich bin eben ein Macher, wie man sagt. Ich muss anpacken und was bewegen. Des ist halt mein Naturell. Waldkogel kommt ganz gut dabei weg, denke ich. Ich verstehe net, dass einem Ungeduld immer negativ ausgelegt wird. Es gibt eben zwei Sorten von Leut': Die einen sind aktiver und schneller und packen eine Sache sofort an und die anderen, die gehen es ruhiger und langsamer an. Net, dass sich hier jemand angesprochen fühlt, Anwesende sind immer ausgenommen. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Daran habe ich mich bisher immer gehalten und bin gut damit gefahren.«
Fellbacher war genervt und etwas empfindlich, was man dem Unterton seiner Stimme deutlich anmerkte.
»Spiele net die beleidigte Leberwurst, Fritz!«, sagte Zandler. »Als Freund und als dein Seelsorger meine ich es nur gut mit dir. Rom wurde auch net an einem Tag gebaut. Außerdem gibt es Sachen und Vorgänge, die kann man net anschieben. Da kannst du nix machen. ›Herr, gib mir die
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Buchvorschau
Hauptgewinn – Liebe - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 168–
Hauptgewinn – Liebe
Lose aus der Tombola des Glücks!
Friederike von Buchner
Es war ein sonniger Nachmittag. Graf Tassilo von Teufen-Thurmann saß mit Pfarrer Heiner Zandler und Bürgermeister Fritz Fellbacher auf der Westterrasse des Waldschlösschens. Sie tranken Kaffee und aßen leckeren Apfelstrudel mit Schlagsahne.
Bürgermeister Fellbacher griff nach seiner Taschenuhr. Er zog die Stirn in Falten.
»Dass die beiden noch net da sind!«, sagte er. »Angerufen haben sie auch net.«
Pfarrer Zandler schmunzelte.
»Übe dich in Geduld, Fritz! Ich weiß, dass du damit deine Schwierigkeiten hast. Schon als Bub konntest du net gut warten. Immer musste alles gleich sofort und auf der Stelle sein«, lachte Zandler.
»Mei, ich bin eben ein Macher, wie man sagt. Ich muss anpacken und was bewegen. Des ist halt mein Naturell. Waldkogel kommt ganz gut dabei weg, denke ich. Ich verstehe net, dass einem Ungeduld immer negativ ausgelegt wird. Es gibt eben zwei Sorten von Leut’: Die einen sind aktiver und schneller und packen eine Sache sofort an und die anderen, die gehen es ruhiger und langsamer an. Net, dass sich hier jemand angesprochen fühlt, Anwesende sind immer ausgenommen. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Daran habe ich mich bisher immer gehalten und bin gut damit gefahren.«
Fellbacher war genervt und etwas empfindlich, was man dem Unterton seiner Stimme deutlich anmerkte.
»Spiele net die beleidigte Leberwurst, Fritz!«, sagte Zandler. »Als Freund und als dein Seelsorger meine ich es nur gut mit dir. Rom wurde auch net an einem Tag gebaut. Außerdem gibt es Sachen und Vorgänge, die kann man net anschieben. Da kannst du nix machen. ›Herr, gib mir die Kraft, zu ändern, was ich ändern kann, und die Geduld hinzunehmen, was ich nicht ändern kann. Gib mir die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden‹, heißt es. Des solltest du dir zum Wahlspruch nehmen, Fritz.«
»Heiner, du hast gut reden. Du bist Pfarrer. Wenn etwas net so wird oder so ist, wie es passt, jedenfalls nach menschlichem Ermessen, dann kannst du es auf den Herrgott schieben. Aber ich stehe als Bürgermeister in der Verantwortung. Jeder kleine Fehler wird mir angekreidet. Du weißt doch, wie des ist. Lob bekommst du nie, es werden nur die Fehler durchgehechelt, dass es richtig wehtut. Des ist eine völlig falsche Kultur hier. Ich frage mich oft, warum des so ist. Warum gibt es so wenig Lob und Anerkennung? Du, bei unserer Partnerschaft in Italien ist des ganz anders. Ich habe mich mit dem Bürgermeister lange über das Thema unterhalten. Die Italiener können sich richtig freuen, wenn etwas gut und schön ist. Wenn etwas gelungen ist, sagen sie des auch. Bei uns wird immer nur kritisiert. Des ist es, was mir solchen Druck macht und meine Ungeduld schürt.«
»Ja, das ist leider so«, stimmte Tassilo zu. »Heiner, da muss ich Fritz Recht geben. In der Beziehung könnte auch ich manchmal verzweifeln. Leistung wird nicht so anerkannt, wie es sein sollte. Immer wird gesucht, ob es doch nicht so gut ist, wie es aussieht, wird gesucht, wo doch noch ein Fehler ist. Und diejenigen, die am weitesten den Mund aufreißen, die haben am wenigsten Ahnung davon und tun im Grunde nix. Jeder fühlt sich heute als Experte für alles und denkt, er habe das Wissen gepachtet und könne mitreden. Doch so ist es nicht. Niemand kann über alles Bescheid wissen.«
Pfarrer Zandler lächelte gütig.
»Meine Freunde, so ist es halt. Regnet es, beschwert sich jeder über das schlechte Wetter. Ist es trocken, wird auch gejammert. Die Menschen sind nun einmal so, wie sie sind. Außerdem kommt es doch nur darauf an, wie weit wir es aus Höflichkeit zulassen, dass sie dieses Spiel spielen. Es liegt an uns. Wir können loben und anerkennen und Freude verbreiten, genauso wie wir schlechte und schlimme Bemerkungen im Keim ersticken können. Sicherlich muss man es auf eine höfliche Weise tun. Aber niemand wird davon abgehalten zu sagen: Das lasse ich nicht gelten. Ich will jetzt keine Kritik mehr hören. Wenn du weiter Trübsal verbreitest, dann gehe ich. Wir können sagen, die Welt ist schön, es ist Frieden, uns geht es gut und wir sollten uns darüber freuen. Es ist keine Schande, glücklich und fröhlich zu sein. Wie heißt es in der Bibel? Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Dazu gehört auch, sich zu freuen wie die Kinder. Jeder Einzelne kann gegen die miese Grundstimmung etwas tun. Es fängt doch immer im Kleinen an.
Niemand kann etwas fordern und erwarten, was er selbst nicht in seiner überschaubaren Welt, in seinem Bereich erfüllt. Wenn jeder danach handeln würde, wäre der Alltag leichter und das Leben schöner Also, handeln wir danach! Wir müssen damit anfangen. Es ist doch so, dass jeder den Dreck erst einmal vor seiner eigenen Tür kehren sollte, bevor er Kritik am Nachbarn übt.«
»Du solltest darüber mal eine Predigt halten, Heiner. Auf dich hören die Leute«, sagte Tassilo.
»Danke für die Anregung. Ich werde das Thema an einem der nächsten Sonntage behandeln.«
*
Motorradlärm drang durch den Park.
»Des wird Chris sein. Das klingt nach ihrer schweren Maschine«, sagte Fellbacher.
Es dauerte nicht lange, dann kam Christine Danzer auf die Terrasse. Sie begrüßte die Männer, zog den Motorradhelm vom Kopf und schüttelte das Haar.
»Setz dich, Chris!«, sagte der Graf.
Chris bedankte sich, zog ihre Lederjacke aus und setzte sich. Der Graf schenkte ihr Kaffee ein. Sie gab viel Milch dazu und trank.
»Ich möchte mich entschuldigen, dass ich so spät bin. Ich soll Grüße von Wolfi ausrichten. Er ist noch an der Unfallstelle und regelt den Verkehr, bis der Abschleppwagen die Straße geräumt hat. Wir waren beide im Einsatz. Die Kollegen aus Kirchwalden haben angerufen und um Hilfe gebeten.«
»Das geht natürlich vor, Chris«, sagte Bürgermeister Fellbacher. »War es ein schlimmer Unfall?«
»Nur Blechschaden, aber der ist ganz erheblich. Auf der Straße zwischen Waldkogel und Kirchwalden fuhr ein Heuwagen. Dahinter war eine Autoschlange, so weit wir es bisher rekonstruierten. Sie konnten also nicht schnell fahren. Dann bremste der Heuwagen, und das erste Auto fuhr auf. Die anderen hatten keinen genügenden Abstand, und so machte es peng – krach – bum! Es waren fünfzehn Autos.«
»Oh, dann gab es eine Menge zu tun, bis die Personalien aufgenommen waren. So etwas dauert.«
Chris lachte.
»Nicht nur das, die Fahrer waren in Wut und brüllten sich an. Wir dachten, es gibt gleich eine Prügelei. Einer schrie laut: ›Mein schönes neues Auto, mein schönes neues Auto!‹ Als wenn das wichtig wäre. Es ist doch nur Blech. Aber ich kann ihn verstehen. Es tut schon weh, sein Auto so zu sehen. Und Autos bedeuten den Herren der Schöpfung sehr viel. Es sind ihre heiligen Kühe, sage ich. Anwesende sind natürlich ausgenommen.«
Die Männer lachten. Chris trank wieder einen Schluck Kaffee.
»Ich kann auch nicht lange bleiben. Ich will zurück zur Unfallstelle. Also, ich will es kurz machen. Ich habe mit Hilfe der ehemaligen Kollegen in München ein bisserl nachgeforscht. Also, die feinen Herren scheinen nicht so fein zu sein.«
»Hab ich es nicht gewusst!«, rief Fellbacher vergnügt aus.
»Lass das Madl ausreden«, ermahnte der Pfarrer Zandler.
Chris erzählte, dass bereits in der Vergangenheit Strafanzeigen wegen Betrugs gestellt worden waren.
»Es gibt verschiedene Firmen. Immer steht ein anderer an der Spitze. Die Unternehmen haben den Zweck, Anteile an irgendetwas zu verkaufen, und versprechen auf dem Papier hohe Rendite. Sie verfahren stets nach dem gleichen Muster. Die Anleger sehen weder eine Rendite noch ihr Geld wieder.«
»Ja, ist das möglich!«, brach es aus Pfarrer Zandler hervor.
Chris schmunzelte.
»Ich bin keine Expertin in Sachen Anlageberatung, Pfarrer Zandler. Aber diese Finanzgruppe nutzt die sogenannte Grauzone aus. Bisher ist ihnen nie etwas nachzuweisen gewesen. Aber die Sache stinkt zum Himmel, wenn ich das sagen darf.