Ein echter Waldkogeler Bub?: Toni der Hüttenwirt 206 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Pfarrer Zandler ging selbst zur Haustür, als es klingelte.»Grüß Gott, Fritz!»Grüß Gott, Heiner! Warum machst du auf? Ist dein Hausdrache nicht daheim?Der Geistliche lachte.Helene Träutlein war seit vielen Jahren die Haushälterin des Pfarrers. Es war bekannt, dass sie ein strenges Regiment führte, wenn jemand ohne Termin zum Pfarrer wollte, es sei denn, es war wirklich dringend.»Sie hat ihren freien Tag und ist nach Kirchwalden einkaufen gefahren. Komm rein. Ich habe mir gerade Kaffee gemacht. Es ist auch noch guter Kuchen da.»Danke, im Waldschlösschen gab es ebenfalls Kaffee und Kuchen. Die alte Zenzi hatte mich eingeladen.»Oh, der Kuchen von Zenzi ist der beste weit und breit. Lass das aber bitte nicht die Träutlein hören, dass ich das gesagt habe, sonst wird sie mir das heimzahlen.»Naa, von mir erfährt sie es nicht.Sie gingen in die Studierstube des Pfarrers. Pfarrer Zandler holte ein Bier für seinen Freund.»Was gibt es?
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Buchvorschau
Ein echter Waldkogeler Bub? - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 206–
Ein echter Waldkogeler Bub?
Andrews Reise in die Vergangenheit
Friederike von Buchner
Pfarrer Zandler ging selbst zur Haustür, als es klingelte.
»Grüß Gott, Fritz!«
»Grüß Gott, Heiner! Warum machst du auf? Ist dein Hausdrache nicht daheim?«
Der Geistliche lachte.
Helene Träutlein war seit vielen Jahren die Haushälterin des Pfarrers. Es war bekannt, dass sie ein strenges Regiment führte, wenn jemand ohne Termin zum Pfarrer wollte, es sei denn, es war wirklich dringend.
»Sie hat ihren freien Tag und ist nach Kirchwalden einkaufen gefahren. Komm rein. Ich habe mir gerade Kaffee gemacht. Es ist auch noch guter Kuchen da.«
»Danke, im Waldschlösschen gab es ebenfalls Kaffee und Kuchen. Die alte Zenzi hatte mich eingeladen.«
»Oh, der Kuchen von Zenzi ist der beste weit und breit. Lass das aber bitte nicht die Träutlein hören, dass ich das gesagt habe, sonst wird sie mir das heimzahlen.«
»Naa, von mir erfährt sie es nicht.«
Sie gingen in die Studierstube des Pfarrers. Pfarrer Zandler holte ein Bier für seinen Freund.
»Was gibt es? Du hast den sorgenvollen Blick drauf, Fritz.«
Bürgermeister Fellbacher lachte.
»Du kennst mich gut.«
»Das stimmt! Des ist meine Aufgabe, meine Schäfchen zu kennen. Und dich kenne ich seit unserer Kinderzeit!«
Bürgermeister Fritz Fellbacher seufzte. Er zitierte die Zeile aus dem alten Volkslied: »Schön ist die Jugend, sie kommt nicht mehr.«
»Mei, dann muss es ja wirklich schlimm sein. Also rede nicht lange drum herum, raus damit«, forderte ihn Zandler auf.
»Du kennst doch das alte Mühlengelände am Bergsee.«
»Was ist denn damit? Von der alten Mühle steht kaum noch ein Stein.«
»Die Erben haben sich bei mir gemeldet. Genauer gesagt, ein Markus Mayer hat mich aufgesucht. Er ist der Enkel der Bertha Häusler. Sie hatte einen Mayer geheiratet. Sie hat die alte Mühle und das ganze Grundstück geerbt. Bertha Häusler ist in Zenzis Alter.«
»Aha, deshalb warst du bei der Zenzi«, sagte Zandler.
»Ja, Zenzi stand all die Jahre über in Briefkontakt mit Bertha. Die Bertha hatte Glück im Leben, wenn man es so sehen will. Sie wurde von Rudolf Mayer geheiratet, einem Sohn ganz reicher Leute. Sie haben vier Kinder bekommen, drei Buben und ein Mädchen. Ihr Mann ist schon verstorben. Bertha geht es gut. Sie hat viele Enkelkinder und einen ausgefüllten Lebensabend. Damit nach ihrem Tod kein Streit ausbricht, denn alle Mayers sind sehr geldgierig und hinter den Moneten her wie der Teufel hinter einer armen Seele, – sagt Zenzi – hat Bertha schon zu Lebzeiten ihren persönlichen Besitz als Schenkung ihren Kindern gegeben. Jetzt will dieser Markus auf dem Gelände eine Fabrik für hochwertige Luxusmöbel bauen. Das Gelände ist groß genug.«
»Und?«, staunte Zandler.
»Ich bin im Konflikt. Das Grundstück war mal Gewerbegebiet, aber nicht im heutigen Sinne. Es war eine Sägmühle und Schreinerei. Damals, als die Mühle noch in Betrieb war, gab es die Unterscheidung in Wohngebiete und Gewerbegebiete noch nicht. Diese Trennung ist neueren Ursprungs.«
»Ah, ich verstehe. Die Gemeinde Waldkogel müsste das Seeufer zum Gewerbegebiet erklären.«
»Du hast es erfasst. Aber mir steht so gar nicht der Sinn danach, Heiner. Sicher, es würden viele Arbeitsplätze entstehen, mehr als in Waldkogel gesucht werden. Sie würden dann sogar von außerhalb herkommen und arbeiten.«
»Das bedeutet, dass es viel Verkehr gibt, nicht nur Autos, auch Schwerlastverkehr.«
»Klar erkannt! Schade, dass du nicht in der Politik bist, Heiner.«
»Danke, das ist dein Gebiet, mein guter Freund. Ich will damit nichts zu tun haben.«
»Für die Politik bist du zu ehrlich, Heiner.«
»Nun komm schon zur Sache, Fellbacher!«
»Heiner, ich persönlich bin gegen diese Fabrik. Das ganze Seeufer würde verschandelt werden. Jeden Tag würden sich große Lastwagen durch Waldkogel quälen. Am Ende müssten wir noch eine Umgehungsstraße bauen. Mir gefällt das nicht. Aber ich bin im Konflikt. Muss ich die Chance für Waldkogel nicht wahrnehmen? Es geht möglicherweise um einige hundert Arbeitsplätze, Heiner.«
»Das ist gut zu überlegen, Fritz. Die Landwirtschaft ernährt die Leute schon lange nicht mehr. Entweder leben sie vom Fremdenverkehr oder sie fahren zur Arbeit nach Kirchwalden oder gar nach München. Sicher wäre es schön, wenn sie hier Arbeit finden könnten.«
»Ja, aber wenn man einmal damit anfängt, mit so einem Gewerbegebiet, dann geht das weiter und weiter. Ich habe einfach Angst, dass Waldkogel seinen unvergleichlichen Charakter verliert. Waldkogel ist schon etwas Besonderes, Heiner. Wir sind kein Durchschnittsdorf.«
»Darin stimme ich dir zu! Aber es eilt doch nicht. Im Augenblick hat der Gemeinderat ohnehin Sommerpause, und du kannst nichts machen.«
»Markus Mayer will, dass ich eine Sondersitzung einberufe, auf der das geklärt wird. Danach wird sofort der Bauantrag eingereicht. Das Werk soll bis Weihnachten schon arbeiten. Früher wurden dort einmal Möbel gebaut.«
»Das ist mir bekannt. So gesehen, wäre es die Fortsetzung einer alten Tradition.«
»Das stimmt, aber die Zeiten sind heute anders. Egal wie, es ist eine Massenproduktion am Fließband, auch wenn es hochwertige Möbel sind, Heiner. Was soll ich also machen? Soll ich dafür sein oder dagegen?«
»Wie du dich auch entscheidest, es kann falsch sein. Die einen werden dir vorwerfen, du schaffst keine Arbeitsplätze. Die anderen werden sagen, dass das Werk die Lebensqualität von Waldkogel verschandelt. Allen recht machen kannst du es nie, Fritz.«
»Dieser Markus hat angedeutet, es wäre nicht zu meinem persönlichen Nachteil, wenn ich mich für das Projekt entscheide, verstehst du?«
»Also hat er dir indirekt gesagt, dass auch Bestechungsgeld fließen könnte. So verstehe ich das.«
»So habe ich das auch verstanden, auch wenn sich der studierte Bengel sehr gewählt ausgedrückt hat. Das bedeutet, dass er andere Gemeinderatsmitglieder auch bestechen könnte.«
»Das ist möglich …«
Die Freunde wussten genau, wie so etwas ablief.
Pfarrer Zandler gab Fellbacher den Rat, die Sache langsam anzugehen.
»Sag diesem Mayer, dass wir hier in den Bergen leben und noch den Rhythmus der Jahreszeiten beherzigen. Der Bursche und der ganze Clan müssen sich in Geduld üben.«
Pfarrer Zandler holte den Obstler. Sie tranken ein Glas.
»Bisher ist es dir und uns allen mit vereinten Kräften gelungen, den Ruppert Schwarzer von Waldkogel fernzuhalten.«
»Du vergisst, dass sein Bazi, der Franz Huber, im Gemeinderat sitzt.«
»Das habe ich nicht vergessen. Ich denke, diese Mayers sind solche Typen wie Ruppert Schwarzer und seine Konsorten. Wenn es nach mir ginge, würde ich alles tun, damit sie sich net hier einnisten können, Fritz.«
»Das ist genau mein Gefühl, Heiner! Danke, dass du dir für mich Zeit genommen hast. Ich verschanze mich erst mal hinter der Sommerpause. Dann fällt mir schon noch etwas ein.«
»Bestimmt, Fritz! Du hast die Geschicke Waldkogels immer geschickt gelenkt. Du hast das sehr gut gemacht, und es wird dir auch weiterhin gelingen.«
Der Geistliche brachte Fellbacher zur Tür. Sie verabschiedeten sich. Fritz Fellbacher ging hinüber ins Rathaus. Zandler nahm seinen Hut und machte einen Spaziergang. Er ging zum Bergsee und schaute sich das alte Mühlengelände an.
*
Die Rocky Mountains waren immer wieder ein atemberaubender Anblick. Peggy sah ihren Bruder schon von Weitem. Oben am Berg saß er, auf seinem Lieblingsplatz und schaute über das Tal. Sie ritt auf ihn zu, sprang vom Pferd und band die Zügel an einem Baum fest. Dort hatte Andrew ebenfalls sein Pferd festgebunden.
Peggy ging zu ihm und setzte sich neben ihn.
»Nun großer Bruder, was denkst du?«
»Nichts, ich genieße nur die Aussicht.«
Peggy lachte.
»Das kannst du den Pferden erzählen, mir nicht! Es ist mitten in der Woche. Auf der Ranch gibt es viel zu tun. Die Gäste kommen bald.«
»Ich habe mit Dad gesprochen. Er sagte, ich könnte mir bis zum späteren Nachmittag freinehmen. Und was machst du hier?«
»Ich habe auch frei.« Peggy lachte wieder. »Nein, das stimmt nicht ganz. Dad hat mir einen Spezialauftrag erteilt.«
»Ah, du sollst neue Routen auskundschaften, damit wir den Gästen etwas bieten können.«
»Nein, das ist es nicht.«
Andrew staunte. Er nahm den Cowboyhut ab und fuhr sich mit den Händen durch sein hellblondes Haar, das ihm tief in die Stirn fiel.
»Was ist es dann?«, fragte er.
»Es geht um dich, Bruderherz!«
»So?«, lachte Andrew.