Warum heiratet ihr nicht?: Toni der Hüttenwirt 227 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Tassilo Graf von Teufen-Thurmann brauste mit hoher Geschwindigkeit über die Hauptstraße. Er parkte direkt vor dem Rathaus von Waldkogel. Tassilo sprang heraus und rannte die Eingangstreppe hinauf. »Fritz! Ich muss sofort mit dir reden«, rief er und durchquerte das Vorzimmer des Bürgermeisters. »Grüß Gott!«, begrüßte ihn die Gemeindesekretärin. »Der Bürgermeister ist nicht da.« »Wo ist er, Gina? Ich muss ihn sofort sprechen! Es geht um das Heimatmuseum.« »Er ist drüben beim Pfarrer.« »Danke, Gina!«, sagte Tassilo knapp. Er drehte sich auf dem Absatz um und eilte genauso schnell hinaus, wie er gekommen war. Gina trat ans Fenster. Sie sah, wie die Haushälterin des Pfarrers dem Grafen die Tür öffnete und er an ihr vorbeistürmte. »Da muss etwas geschehen sein«, murmelte Gina vor sich hin.
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Buchvorschau
Warum heiratet ihr nicht? - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 227–
Warum heiratet ihr nicht?
Alle fragen sich, worauf sie warten …
Friederike von Buchner
Tassilo Graf von Teufen-Thurmann brauste mit hoher Geschwindigkeit über die Hauptstraße. Er parkte direkt vor dem Rathaus von Waldkogel. Tassilo sprang heraus und rannte die Eingangstreppe hinauf.
»Fritz! Ich muss sofort mit dir reden«, rief er und durchquerte das Vorzimmer des Bürgermeisters.
»Grüß Gott!«, begrüßte ihn die Gemeindesekretärin. »Der Bürgermeister ist nicht da.«
»Wo ist er, Gina? Ich muss ihn sofort sprechen! Es geht um das Heimatmuseum.«
»Er ist drüben beim Pfarrer.«
»Danke, Gina!«, sagte Tassilo knapp. Er drehte sich auf dem Absatz um und eilte genauso schnell hinaus, wie er gekommen war.
Gina trat ans Fenster. Sie sah, wie die Haushälterin des Pfarrers dem Grafen die Tür öffnete und er an ihr vorbeistürmte.
»Da muss etwas geschehen sein«, murmelte Gina vor sich hin.
Sie kannte den alten Grafen als ruhigen und besonnenen Menschen. Dass er sich so lebhaft gebärdete, wunderte sie doch sehr. Sie war gespannt, was Bürgermeister Fellbacher erzählen würde.
Drüben im Pfarrhaus stürmte Tassilo in die Studierstube von Pfarrer Zandler.
»Ich grüße euch herzlich!«, rief er fröhlich. Er schüttelte Pfarrer Heiner Zandler und Fritz Fellbacher die Hand, setzte sich auf einen Stuhl und wischte sich die Stirn.
»Mei, was ein schöner Tag«, sagte er. »Und jetzt wird gefeiert! Heiner, du hast doch bestimmt einen guten Obstler? Hole ihn und schenke ein! Es gibt etwas zu feiern. Ich habe dich schon drüben im Rathaus gesucht, Fritz. Aber hier ist es noch besser. Jetzt muss ich es nicht zweimal erzählen. Außerdem kann ich gleich mein Versprechen einlösen.«
Tassilo holte seine Brieftasche heraus und legte einen großen Geldschein auf den Tisch.
»Das ist eine Spende für Kerzen, Heiner. Ich habe dem Herrgott versprochen, dass ich die Kirche hell erleuchte, wenn er mir beisteht. Es war eine verzwickte Angelegenheit. Aber dieses Mal ist es gut gelaufen.«
Pfarrer Zandler und Bürgermeister Fellbacher warfen sich Blicke zu.
Tassilo grinste. Er rieb sich die Hände. »Was ist jetzt mit dem Obstler, Heiner? Du hast doch was da, einen Selbstgebrannten vom alten Alois?«
Der Geistliche von Waldkogel stand auf und holte die Flasche mit Alois Selbstgebranntem und drei Gläser. Er schenkte ein.
»So, Tassilo, jetzt musst du aber reden. Du siehst höchst selbstzufrieden aus, wenn du auch ein bissel angekratzt bist.«
»Ich gebe es zu, ich bin angekratzt, besser gesagt aufgekratzt. Mei, das war ein Morgen! So einen wird es so schnell nicht wieder geben, sage ich euch.«
Tassilo hob das Schnapsglas. »Trinken wir auf meinen Großvater! Er war ein schlauer Fuchs und hatte ein großes Herz, besonders für Liebende. Prost Heiner, prost Fritz!«
Sie prosteten sich zu und tranken.
»So, nun erzähle endlich, Tassilo!«
»Gut, dann lehnt euch mal bequem zurück und genießt es. Nachdem du bei mir gewesen bist und mir erzählt hast, dass dieser Bazi Ruppert Schwarzer seine gierigen Hände nach dem Hinteregger Hof ausstreckt, den wir fürs Heimatmuseum wollen, hat es mir keine Ruhe gelassen. Du hattest ja gehofft, dass mir etwas einfällt, was den gierigen Hinteregger-Erben das Geschäft mit dem Ruppert Schwarzer vermasseln könnte. Ich habe also mit der Zenzi geredet. Sie hat sich erinnert, dass der Vater vom Alfred Hinteregger damals für meinen Großvater gearbeitet hat, als sie auf das Schloss gekommen war, als ganz junges Madl. Sie kramte in ihrem Gedächtnis und erinnerte sich. Aber es waren nur Bruchstücke, Gerüchte, die man sich in der Schlossküche zuflüsterte. An Genaueres konnte sie sich nicht erinnern. Nur, dass immer gesagt wurde, dass der alte Hinteregger nie seine große Liebe hätte heiraten können, wenn mein Großvater ihm nicht geholfen hätte. Zenzi und ich besuchten die alte Ella Waldner. Sie ist ein lebendes Geschichtsbuch und bewahrt viele Familiengeheimnisse, wie ihr wisst. Sie hat den Wöchnerinnen zu Hause beigestanden, als sie niederkamen und saß oft am Bett, wenn der Herrgott jemand zu sich gerufen hatte. Und tatsächlich wusste Ella auch über diese Geschichte Bescheid. Sie erinnerte sich an weitere Details. Zu dritt reimten wir uns einiges zusammen. Ihr wisst, wie das damals war. Ein reiches Bauernmadl musste auch reich heiraten. Da kam es nicht in Frage, dass sie mit einem Mann vor den Traualtar trat, der nix hatte. Kommen wir also zum alten Hinteregger und seiner großen Liebe. Die aussichtslose Liebe der beiden rührte meinen Großvater. Er wusste, dass Gustl Hinteregger sparte und sparte, nie ins Wirtshaus ging und sich nichts gönnte, weil er einmal eigenes Land haben wollte. So entschloss sich mein Großvater, dem Gustl Hinteregger einen seiner Höfe zu verkaufen, für genau den Betrag, den er bereits gespart hatte. Auch wenn das nicht viel war. Gustl Hinteregger konnte jetzt um die Hand seiner Liebsten anhalten. Sie traten vor den Altar. Die Maria brachte eine schöne Mitgift mit, und es ging ihnen gut. Sie wurden sehr glücklich. Nur Maria erfuhr, dass es einen Vertrag zwischen Gustl und meinem Großvater gab, der besagte, dass die Grafen von Teufen-Thurmann das Vorkaufsrecht für den Hof hatten und zwar genau zu dem Betrag, für den mein Großvater damals an Gustl verkauft hatte. Hinteregger – und alle seine Nachfahren – konnten den Hof nutzen und vererben, aber für den Fall, dass sie ihn an Dritte verscherbeln wollten, gab es diese Abmachung. Darüber muss es einen schriftlichen Vertrag geben, der unter Zeugen unterschrieben worden war. Diese Zusatzvereinbarung wurde nicht ins Grundbuch eingetragen. Damit der verliebte Bursche gut dastand, und der Vater seines Madls es nicht erfuhr.«
Helene Träutlein brachte Kaffee und Kuchen. Bis sie aus dem Zimmer gegangen war, schwieg Tassilo.
»Es galt also, dieses Dokument zu finden. Zu dritt, Zenzi, meine liebe Ottilie und ich, machten wir uns auf die Suche. Wir stellten das Schloss auf den Kopf. Es war sehr mühsam, sage ich euch. Ihr wisst gar nicht, was sich im Laufe von Jahrzehnten auf dem Speicher, in den Kellern oder in Truhen ansammelt … Aber es hat sich gelohnt. Wir haben die Urkunde gefunden! Genauer gesagt, meine Frau hat sie gefunden. Ottilie kam auf die Idee, in der Ahnengalerie, hinter dem Portrait, zu suchen, das ein damals berühmter Maler von meinem Großvater gemacht hatte. Dort, hinter dem Gemälde, steckte der Vertrag über die Vereinbarung. Darin steht unmissverständlich, dass auf eine Eintragung ins Grundbuch von beiden Seiten verzichtet wurde, um Gustl und Maria Hinteregger die Ehe zu ermöglichen. Der Vertrag ist notariell beglaubigt. Fast einhundert Jahre sind seitdem vergangen. Gustl und Maria bekamen einen Buben, den Alfred. Dieser heiratete und bekam eine große Familie, mit Kindern und Kindeskindern.«
»Das ist ja ausgezeichnet!«, rief Fritz Fellbacher.
»Noch ist die Sache nicht ganz durchgestanden, Fritz. Der Jurist, den ich heute in München aufgesucht habe, sagte mir, dass ich mir durchaus Hoffnungen machen könne. Letztendlich bekäme ich sicherlich Recht, auch wenn die Erben sich durch alle Instanzen klagen. Darüber könnten aber Jahre vergehen. Er nimmt zwar nicht an, dass sie das tun, weil die Kosten für die Prozesse sehr hoch seien. Ich habe übrigens Jörg Hinteregger, den einzigen der Sippe, der nicht an Schwarzer verkaufen wollte, in München aufgesucht. Das ist ein wirklich sympathischer und aufgeweckter Bursche. Als ich ihm davon erzählte, natürlich unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit, gab er mir eine Kopie vom Testament seines Großvaters. Jörg ist über diese Entdeckung sehr froh und hofft, dass ich Erfolg habe. Mit allen Unterlagen und den Kopien des Testaments ging ich zum Juristen. Ich habe ihm Vollmacht erteilt und die Summe hinterlegt, die ich zahlen muss, um das Hinteregger Gehöft zurückzuerhalten.«
Tassilo trank einen Schluck Kaffee.
»Mein Großvater hatte Marias Verwandten nie über den