Chaos der Gefühle: Toni der Hüttenwirt 204 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
An der Rathaustür von Waldkogel hing ein großer Zettel.Liebe Bürger von Waldkogel!Bitte habt Verständnis!Wegen umfangreicher Archivarbeiten ist das Amt heute nicht geöffnet.Nur in ganz dringenden Fällen bin ich telefonisch zu erreichen.Fritz Fellbacher.Bürgermeister Fritz Fellbacher und die Gemeindesekretärin Gina waren im Keller des Rathauses. Auf dem Tisch stand eine große Thermoskanne mit starkem Kaffee bereit. Sie hatten sich viel vorgenommen, es galt, das gesamte Archiv durchzusehen. Sie fingen mit den Akten der letzten Jahre an und arbeiteten sich dann Jahr für Jahr in die Vergangenheit zurück.Irene, die Frau des Bürgermeisters, brachte um die Mittagszeit eine Brotzeit für die beiden vorbei.»Habt ihr schon etwas gefunden?»Na, Irene, es ist wie verhext. Wir suchen weiter.»Dann will ich euch nicht stören«, sagte Irene und ging.Fritz Fellbacher und Gina setzten sich an den Tisch und aßen.»Es ist sonderbar, Gina. Da gibt es jemanden in der Gemeinde, den ich seit meiner Kindheit zu kennen glaube. Jetzt muss ich feststellen, dass ich so gut wie nichts über Ella Waldner weiß. Das trifft mich sehr.
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Buchvorschau
Chaos der Gefühle - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 204–
Chaos der Gefühle
Wer hilft Valerie da heraus?
Friederike von Buchner
An der Rathaustür von Waldkogel hing ein großer Zettel. Darauf stand:
Liebe Bürger von Waldkogel!
Bitte habt Verständnis!
Wegen umfangreicher Archivarbeiten ist das Amt heute nicht geöffnet.
Nur in ganz dringenden Fällen bin ich telefonisch zu erreichen.
Euer Bürgermeister
Fritz Fellbacher.
Bürgermeister Fritz Fellbacher und die Gemeindesekretärin Gina waren im Keller des Rathauses. Auf dem Tisch stand eine große Thermoskanne mit starkem Kaffee bereit. Sie hatten sich viel vorgenommen, es galt, das gesamte Archiv durchzusehen. Sie fingen mit den Akten der letzten Jahre an und arbeiteten sich dann Jahr für Jahr in die Vergangenheit zurück.
Irene, die Frau des Bürgermeisters, brachte um die Mittagszeit eine Brotzeit für die beiden vorbei.
»Habt ihr schon etwas gefunden?«
»Na, Irene, es ist wie verhext. Wir suchen weiter.«
»Dann will ich euch nicht stören«, sagte Irene und ging.
Fritz Fellbacher und Gina setzten sich an den Tisch und aßen.
»Es ist sonderbar, Gina. Da gibt es jemanden in der Gemeinde, den ich seit meiner Kindheit zu kennen glaube. Jetzt muss ich feststellen, dass ich so gut wie nichts über Ella Waldner weiß. Das trifft mich sehr. Ich schäme mich richtig, auch als Bürgermeister.«
»Das ist völlig unnötig! Außerdem hilft es nicht weiter. Ella war einfach immer da. Sie lebte in ihrer Kate im Wald und widmete sich den Kräutern. Sie hat in Waldkogel keine Verwandten. Wenn sie über etwas sprach, dann nur über ihre Kräutermedizin. Ella beteiligte sich nie an Tratsch und Klatsch. Sie gab auch niemals Anlass dazu.«
»Bis jetzt«, fiel ihr Fellbacher ins Wort. »Jetzt machen wir uns alle Sorgen um sie, vor allem der alte Alois. Gina, ich gestehe dir, dass ich nachts nicht mehr schlafen kann. Da verschwindet sie einfach, ohne dass sie den kleinsten Hinweis gibt, wohin sie ist. Was ist bloß passiert?«
Fritz Fellbacher vertraute sich Gina an. Er gestand ihr, dass er mit einem Helfer Ellas Kate ›inspiziert‹ hatte. Dass es Pfarrer Zandler war, der ihn begleitet hatte, verschwieg er, um den Geistlichen nicht in Misskredit zu bringen.
»Die Fenster waren verhängt, einige Möbel mit Tüchern abgedeckt. Es stand kein frisches Obst herum. Es gab überhaupt keine frischen Lebensmittel im Haus, kein Brot, keine Wurst, kein Fleisch«, berichtete er.
Gina senkte die Stimme, sie flüsterte, obwohl sie allein waren: »Das bedeutet, aus meiner Sicht, dass Ella etwas vorhat, das vermutlich länger dauern wird. Für mich als Hausfrau sieht das ganz nach einer geplanten längeren Abwesenheit aus. Wenn wir mit der gesamten Familie nach Italien in Urlaub fahren, machen wir es auch so.«
»Du willst mir Hoffnung machen und meinst, ich soll mich nicht weiter so sehr beunruhigen.«
»Genau! Ich denke, dass sich alles als harmlos herausstellen wird. Ella Waldner ist zwar schon in einem fortgeschrittenen Alter, aber sie ist noch sehr rüstig. Außerdem: Ella ist nicht verpflichtet, sich abzumelden, wenn sie verreist.«
»Du meinst, wir haben uns da in etwas hineingesteigert?«
Gina lächelte verlegen.
»Mir steht es nicht zu, Kritik zu üben. Ich denke, die Angelegenheit hat sich auf eine seltsame Weise hochgeschaukelt.«
Bürgermeister Fellbacher schwieg einen Augenblick. Er dachte nach. Ginas Argumente waren nicht von der Hand zu weisen. Doch er wollte sich keine Vorwürfe machen müssen. Lieber zu viel tun, als zu wenig.
Gina lachte.
»Wenn Ella wieder da ist und erfährt, welche Lawine sie losgetreten hatte, wird sie schmunzeln und den Kopf schütteln.«
Fritz Fellbacher stimmte seiner Gemeindesekretärin zu. Natürlich hatte sie vollkommen recht.
»Das ist anzunehmen, Gina. Trotzdem kann ich die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Ich gebe gerne zu, meine Neugierde ist geweckt. Es gibt einfach zu wenige Hinweise. Da muss es doch noch mehr Dokumente geben als den Grundbucheintrag über das Waldstück mit der Kate. Außerdem ist das schon lange her, viele Jahrzehnte. Wo hat sie vorher gelebt? Was hatte sie gemacht?«
Fellbacher aß ein Stück Käse zum Brot.
»Es ist zum Mäusemelken, Gina! Weißt du, der Datenschutz schützt die Bürger, das ist gut. Aber in diesem Fall empfinde ich diese ganzen Regelungen als Hindernis. Es gibt so viele Fragen, die ich gern beantwortet bekommen hätte. Aber was für einen bürokratischen Aufwand müsste ich dafür betreiben! Außerdem bezweifele ich, dass man mir, dem Bürgermeister, so ohne weiteres Auskunft gibt.«
»Es käme auf einen Versuch an.«
»Sicher, aber es muss rechtlich begründet werden. Ich werde mich später mit Gewolf Irminger und Christine Danzer bereden. Wenn sie eine polizeiliche Anfrage stellen, geht es vielleicht unkomplizierter und schneller.«
»Möglich ... Chris und Wolfi können es vielleicht auf dem kleinen Dienstweg probieren, ohne eine Vermisstenanzeige aufzugeben.«
»Des mit der Anzeige ist auch so eine Sache. Wenn Angehörige eine Vermisstenanzeige aufgeben, ist es nachvollziehbar. Aber wie sieht das aus, wenn der Bürgermeister von Waldkogel eine Bürgerin über die Polizei sucht? Wenn sich das herumspricht, werde ich zum Gespött der Leute. Ich stelle mir jetzt schon vor, wie beim nächsten Bürgermeistertreffen der Region über mich gelacht wird. Es könnte sich außerdem negativ auf die nächste Wahl auswirken.«
»Ob sich etwas negativ auf eine Wahl auswirkt, darauf haben Sie doch nie Rücksicht genommen! Waren die Maßnahmen gut für Waldkogel, dann haben Sie gekämpft, gegen alle Hindernisse und üblen Nachreden.«
»Der Huber Franz wird es seinem Bazi brühwarm berichten. Des wird Munition für dem Ruppert Schwarzer. Der wird sich die Hände reiben und über mich herfallen.«
»Schmarrn!«, stieß sie hervor. Gina war nur noch auf dem Papier eine Zugereiste. »Bisher ist Ruppert Schwarzer immer auf die Schnauze gefallen, wenn er versucht hat, in Waldkogel etwas anzuzetteln. Es bringt ihm nichts, dass sein Bazi Huber im Gemeinderat sitzt«, sagte Gina.
Bürgermeister Fellbacher seufzte.
»Machen wir weiter?«
Die Gemeindesekretärin nickte. Sie tranken den Kaffee aus, dann suchten sie weiter nach Informationen über Ella Waldner, die vielleicht weiteren Aufschluss über ihr Leben und ihre Verwandten geben könnten.
So ging das bis zum Nachmittag. Sie fanden keinen Hinweis, der ihnen weiterhelfen konnte.
»So, des war alles! Pech ist, dass damals durch den Brand sehr viele Akten dem Feuer zum Opfer gefallen sind. Vielleicht hat Pfarrer Zandler mehr Glück, und er findet etwas in den Kirchenbüchern.«
Bürgermeister Fellbacher schaute auf die Uhr.
»Er wird schon auf mich warten.«
Gina wollte noch aufräumen und dann heimgehen.
Pfarrer Heiner Zandler wartete schon im Pfarrhaus auf seinen Freund, den Bürgermeister. Er begrüßte ihn herzlich.
»Fritz, es ist Zeit, dass du kommst. Der Kuchen wartet darauf, angeschnitten zu werden.«
Der große Tisch im Studierzimmer des Geistlichen war für vier Personen gedeckt.
»Vier Gedecke?«, bemerkte Fellbacher.
»Ja, Wolfi und Chris werden kommen. Ich habe die beiden außerhalb der Dienstzeit zu einem höchstprivaten Kaffeekränzchen eingeladen.«
Zandler schaute auf die Uhr.
»Ich denke, sie werden in ein paar Minuten da sein. Ich habe sie gebeten, in Zivil zu kommen.«
Bürgermeister Fellbacher verstand den Geistlichen sofort.
»Du bist ein raffinierter Hund, Heiner. Die Idee könnte direkt von mir sein.«
Sie lachten beide. Dann wurde Fellbacher ernst.
»Hast du in den alten Kirchenbüchern etwas gefunden?«
»Leider habe ich keinen direkten Hinweis gefunden.«
»Gina und ich haben das Archiv der Gemeindeverwaltung durchwühlt, leider auch ohne brauchbares Ergebnis. Es gibt nur einen alten Grundbucheintrag über die Kate, in der Ella Waldner wohnt. Es war nicht zu ermitteln, wer der Vorbesitzer war. Die alten Akten sind damals vom Feuer vernichtet worden.«
»Tröste dich, ich habe in den Tagebuchaufzeichnungen meines Vor-Vor-Vorgängers einen Hinweis gefunden.«
Zandler stand auf. Er holte die dicke alte Kladde vom Schreibtisch und zeigte sie Fellbacher. Es war ein längerer Text über fast eine ganze Seite. Die Notiz war noch in altdeutscher Schrift geschrieben. Fellbacher hatte etwas Mühe, die Sütterlin-Schrift zu entziffern. Es war sehr ungewohnt. Doch was er da las, war sehr interessant.
»Wie deutest du das?«, fragt Fellbacher den Freund. »Und gibt es die Figuren noch?«
»Du kennst