Ein neues Leben für Klara?: Toni der Hüttenwirt 372 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Es war Abend. Die Sonne war hinter den Bergen versunken. Die Bergspitzen hoben sich gegen den letzten Rest Tageslicht ab. Doktor Martin Engler ging mit seiner Boxerhündin Coco spazieren. Er wählte die lange Tour und ging im Bogen um Waldkogel herum. Als er vom Feldweg auf die Hauptstraße kam, sah er Oberin Justina. Sie stand an ihrem Auto und sah in die geöffnete Motorhaube. »Grüß Gott!«, sagte Martin. »Ist etwas mit dem Motor?« Oberin Justina richtete sich auf und grüßte Martin herzlich. »Er tut es nicht mehr. Der Motor ruckelte ziemlich, als ich losfuhr, dann lief er aber normal. Unterwegs habe ich angehalten, weil ich mit jemand sprechen wollte. Jetzt springt er nicht mehr an. Benzin ist drin. Ich habe am Donnerstag getankt und bin seither kaum gefahren.« »Darf ich mal probieren?«, fragte Martin. »Gern, der Schlüssel steckt.«
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Buchvorschau
Ein neues Leben für Klara? - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 372 –
Ein neues Leben für Klara?
Unveröffentlichter Roman
Friederike von Buchner
Es war Abend. Die Sonne war hinter den Bergen versunken. Die Bergspitzen hoben sich gegen den letzten Rest Tageslicht ab.
Doktor Martin Engler ging mit seiner Boxerhündin Coco spazieren. Er wählte die lange Tour und ging im Bogen um Waldkogel herum. Als er vom Feldweg auf die Hauptstraße kam, sah er Oberin Justina. Sie stand an ihrem Auto und sah in die geöffnete Motorhaube.
»Grüß Gott!«, sagte Martin. »Ist etwas mit dem Motor?«
Oberin Justina richtete sich auf und grüßte Martin herzlich.
»Er tut es nicht mehr. Der Motor ruckelte ziemlich, als ich losfuhr, dann lief er aber normal. Unterwegs habe ich angehalten, weil ich mit jemand sprechen wollte. Jetzt springt er nicht mehr an. Benzin ist drin. Ich habe am Donnerstag getankt und bin seither kaum gefahren.«
»Darf ich mal probieren?«, fragte Martin.
»Gern, der Schlüssel steckt.«
Martin ließ Coco Sitz machen. Er stieg ein und versuchte, den Motor zu starten. Es gab nur ein seltsames Geräusch. »Der Motor dreht durch. Ich vermute, die Batterie ist leer. Es ist nicht genug Saft drauf, dass der Motor zündet«, erklärte Martin.
»Ja, das kann sein. Bei der letzten Inspektion wurde mir schon geraten, mir bald eine neue Batterie zuzulegen. Das hatte ich mir auch vorgenommen, aber immer vor mir hergeschoben und schließlich vergessen. Das Auto ist auch immer angesprungen. Nun ja, ich rufe den Abschleppdienst an. Der Wagen muss von der Straße weg.«
Doktor Martin Engler lächelte. »Das bekommen wir auch ohne Abschleppdienst und Werkstatt hin. Wir machen das so: Ich laufe schnell mit Coco nach Hause. Dann komme ich mit meinem Geländewagen zurück. Dein Auto schleppen wir zu uns auf den Schwanninger Hof. Dann baue ich die Batterie aus und hänge sie an mein Ladegerät. In ein paar Stunden dürfte sie soweit geladen sein, dass es bis zum Kloster reicht. Du musst nicht bei mir warten, wenn du keine Zeit hast. Ich kann dir das Auto später vorbeibringen oder morgen Früh. Oder es gibt noch eine andere Möglichkeit: Du lässt den Wagen bei mir stehen. Ich kaufe morgen eine neue Batterie, lade sie auf und bringe dir das Auto.«
Justina schmunzelte. »Du scheinst nicht nur Arzt zu sein, sondern auch Automechaniker.«
»Ich habe schon immer gern an Autos geschraubt. Also – ich gehe los. Du solltest die Warndreiecke aufstellen, Justina.«
»Stimmt, das habe ich vergessen. Gut, dass du mich daran erinnerst!«
Martin lief los. Coco freute sich über das Tempo und lief laut bellend nebenher.
Es dauerte nur fünf Minuten, dann war Martin mit seinem Geländewagen zurück. Er montierte die Abschleppstange und verband die beiden Autos. »Es wäre gut, wenn du dich in deinen Wagen setzt, damit du eventuell mitlenken kannst. Es sind nur fünfhundert Meter«, sagte Martin.
Die Strecke war schnell bewältigt. Im Hof hatte Martin schon das Ladegerät bereitgestellt. Mit geübtem Griff löste er die Zündkabel und klemmte die Polklammern an die Batterie. Die Zeiger der Anzeige bewegten sich sofort, als er das Batterieladegerät anschaltete.
»So, das hätten wir«, sagte Martin lächelnd. »Kommst du mit herein? Ein Kaffee wird dir guttun auf den Schrecken.«
»Einen Kaffee lehne ich nicht ab. Außerdem wollte ich dich ohnehin morgen besuchen.«
»Oh, bist du krank?«, fragte Martin. Als gewissenhafter Arzt war er sofort besorgt. »Du kommst sonst nur einmal im Jahr zum Check-up in die Praxis. Du bist erst kürzlich bei mir gewesen.«
Justina lächelte. »Keine Sorge, Martin, mir fehlt nichts. Aber ich habe ein Sorgenkind, über das ich mit dir sprechen möchte.«
»Gut, sprechen wir darüber«, sagte Martin.
Er ging voraus ins Haus und schaltete überall Licht an. »Wir sind ungestört. Katja und Walli sind bei Erna. Sie hat heute Namenstag und sie feiern ein bisserl. Ich war auch eingeladen. Sascha hätte mich vertreten können. Aber er hatte Theaterkarten besorgt. Er und Stella wollten sich in München einen schönen Tag und Abend machen. Den wollte ich ihnen nicht verderben«, erzählte Martin. Währenddessen machte er Kaffee.
Sie setzten sich an den Tisch.
Coco legte sich in ihr Körbchen und döste vor sich hin. Nach dem langen Spaziergang war sie müde.
»Erzähle mir von dem Sorgenkind«, sagte Martin. »Betrifft es eine Schülerin oder einen Schüler?«
»Noch nicht«, antwortete Justina. »Es wäre schön, wenn der Bub hier zur Schule gehen und im Internat wohnen könnte. Im Augenblick lebt er in einem Waisenhaus in München.«
Sie gaben Zucker und Sahne in den Kaffee und rührten um. Dabei erzählte Justina vom Besuch ihrer Freundin Manuela Waldmann aus München und von Eric, dem Sorgenkind.
Doktor Martin Engler hörte aufmerksam zu. Dabei schüttelt er immer wieder den Kopf. »Der arme Bub!«, seufzte Martin, als Justina geendet hatte.
»Ja, ich habe den Engeln schon mehrere Kerzen gestiftet. Es muss ein Wunder geschehen, Martin.«
»Justina, ich will dir nicht zu nahe treten, aber Walli sagt immer, die Engel brauchen Helfer auf Erden.«
»Ja, das kann man so sehen.«
»Du bist eine solche Helferin und deine Freundin Manuela ist eine, das sind schon zwei. Wenn du mich dazuzählst, sind wir drei. Dabei wird es nicht bleiben. Ich bin sicher, wir bekommen noch mehr irdische Helfer zusammen«, sagte Martin. »Dem Bub muss geholfen werden.«
»An wen denkst du?«, fragte Justina.
»An Sabine, der Erbin des Ziegler Hofs, und ihren Mann Jonas. Er ist ausgebildeter Logopäde, ich habe Jonas hier, direkt neben meiner Praxis, zwei Räume überlassen. Dort macht er an zwei Tagen in der Woche Therapie. Er hat nur Patienten aus Waldkogel. Früher mussten die alten Leute zur Sprachtherapie nach einem Schlaganfall extra nach Kirchwalden fahren. Jetzt haben sie es bequemer. Ich bin froh, dass er hier seine Praxis aufgemacht hat. Es ist eine echte Erleichterung für die alten Leute. Jonas verwaltet auch noch den Ziegler Hof. Da hat er viel zu tun.«
»Das stimmt. Seit Sabine ihr Landwirtschaftsstudium beendet hat, hat sie viele Ideen umgesetzt. Der Ziegler Hof war schon immer ein stattlicher Hof. Inzwischen wird er der größte Hof im ganzen Tal sein«, sagte Justina.
Martin schüttelte den Kopf und sagte: »Ich denke, Tassilos Gutshof ist größer. Aber darum geht es jetzt nicht. Ich denke an Sabine, die sich auch als Reittherapeutin betätigt. Sie ist darin sehr erfolgreich. Wenn wir Jonas und Sabine ins Boot bekommen, werden wir gemeinsam etwas erreichen bei dem Jungen. Das Wichtigste nach einem traumatischen Erlebnis ist Geduld.«
»Ich weiß, Martin. Der Bub braucht eine liebevolle Umgebung, ein Heim, ein Zuhause, das ihn so annimmt, wie er ist. Eine Umgebung, die ihm keinen Druck macht, wo er sich geborgen und geliebt fühlt«, sagte Justina.
»So ist es. Es wäre eine Chance für ihn gewesen, wenn er dauerhaft in einer der Pflegefamilien hätte bleiben können.«
»Manuela hat mir gegenüber beteuert, dass die Pflegefamilien einen sehr guten Ruf haben. Sie haben sich bestimmt bemüht.«
Martin trank einen Schluck Kaffee. »Sicher waren sie professionell. Wenn sie neben eigenen Kindern noch Pflegekinder versorgen, sind der Haushalt und das tägliche Zusammenleben bestimmt bestens geregelt. Ich kenne die Familien nicht. Ich bin auch kein Kinderpsychologe. Aber ich denke, es wäre besser für Eric, wenn er irgendwo hinkommen könnte, wo er emotional im Mittelpunkt steht.«
Justina nickte. »Der Gedanke ist mir auch schon durch den Kopf gegangen. Deshalb bin ich mir nicht sicher, ob unser Kloster-Internat für Eric geeignet ist, jedenfalls im Augenblick. Aber ein Heim, ich meine damit eine dauerhafte Unterbringung in einer Einrichtung für Kinder mit geistigen Defiziten, ist mit Sicherheit falsch. Eric ist stumm, aber gleichzeitig auch hochintelligent und wissbegierig. Er saugt jeden Lernstoff nur so in sich hinein. Er ist ein Bücherwurm. Es muss eine Möglichkeit geben, dass Manuela einen Vormund findet, der mit Erics Aufenthalt in Waldkogel einverstanden ist. Wenn