Ehre, wem Ehre gebührt: Toni der Hüttenwirt Extra 55 – Heimatroman
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Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann.
Die Sonne war noch nicht über den Berggipfeln von Waldkogel aufgegangen, aber der Himmel leuchtete bereits in zartrosa Farben. Die Türen der Schlossküche standen weit offen. Jenny saß auf den Stufen, die in den Garten führten. Sie hatte einen Becher Kaffee neben sich abgestellt. Auf ihrem Schoß lag ihr kleiner Tablet-PC, in dem sie eifrig las. »Ich habe guten Morgen gesagt!«, betonte Zenzi laut. Jenny erschrak und zuckte zusammen. »Guten Morgen, Zenzi, entschuldige! Ich war mit meinen Gedanken ganz weit weg.« »Das habe ich gesehen«, murmelte Zenzi. Sie ging zurück in die Küche und setzte Wasser auf für Kaffee. Dann deckte sie für sich den Tisch. Wenn sie allein aß, benutzte sie nur ein Frühstücksbrettchen aus Holz und einen Becher. »Schläft Tim noch? Habt ihr wieder die halbe Nacht durchgemacht?« »Keine Ahnung, ob er noch schläft. Er hat mich nach Hause gebracht. Anton hatte angerufen und mich gebeten zu kommen.«
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Buchvorschau
Ehre, wem Ehre gebührt - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Extra
– 55 –
Ehre, wem Ehre gebührt
Auf Louis’ Hof wird das groß gefeiert
Friederike von Buchner
Die Sonne war noch nicht über den Berggipfeln von Waldkogel aufgegangen, aber der Himmel leuchtete bereits in zartrosa Farben. Die Türen der Schlossküche standen weit offen.
Jenny saß auf den Stufen, die in den Garten führten. Sie hatte einen Becher Kaffee neben sich abgestellt. Auf ihrem Schoß lag ihr kleiner Tablet-PC, in dem sie eifrig las.
»Ich habe guten Morgen gesagt!«, betonte Zenzi laut.
Jenny erschrak und zuckte zusammen.
»Guten Morgen, Zenzi, entschuldige! Ich war mit meinen Gedanken ganz weit weg.«
»Das habe ich gesehen«, murmelte Zenzi.
Sie ging zurück in die Küche und setzte Wasser auf für Kaffee. Dann deckte sie für sich den Tisch. Wenn sie allein aß, benutzte sie nur ein Frühstücksbrettchen aus Holz und einen Becher.
»Schläft Tim noch? Habt ihr wieder die halbe Nacht durchgemacht?«
»Keine Ahnung, ob er noch schläft. Er hat mich nach Hause gebracht. Anton hatte angerufen und mich gebeten zu kommen.«
»Du bist fast nur noch hier. Vielleicht wollte dich Anton mal wieder sehen?«
»Mm, so kann man es sagen. Wir haben bis nach Mitternacht geredet. Dann bin ich ins Bett. Aber es hat mir keine Ruhe gelassen. Ich wollte es genau wissen, vielmehr, den Hintergrund genauer verstehen. Aber ich hatte mein Tablet hier vergessen. Als ich um vier Uhr aufwachte, bin ich hergeradelt.«
»Dann hast du noch nicht gefrühstückt. Setz dich zu mir!«, sagte Zenzi.
»Danke, Zenzi, aber so früh am Morgen bekomme ich nichts runter.«
»Zumindest kannst’ einen guten Kaffee mittrinken. Echter aufgebrühter Bohnenkaffee ist besser, als das Pulvergesöff«, sagte Zenzi.
»Woher weißt du, dass in meinem Becher Pulvergesöff ist?«, fragte Jenny.
»Weil du das Glas mit dem Pulver nicht zurück in den Schrank gestellt hast«, schmunzelte Zenzi.
»Eins zu null für dich!« Jenny lachte. Sie stand auf und setzte sich an den Tisch. Sie gähnte.
»Du siehst müde aus«, bemerkte Zenzi.
»Ach, das vergeht wieder«, murmelte Jenny.
»Also, eines muss ich anerkennen, Ausdauer habt ihr. Du und Tim wühlt euch durch die Chroniken, ohne Unterlass«, sagte Zenzi.
Jenny gähnte wieder. »Deswegen bin ich nicht müde. Nach meinem Gespräch mit Anton war ich ziemlich aufgekratzt und konnte nicht einschlafen. Anton hatte den Computer abgebaut, weil er das Zimmer renovieren will. Na ja, dachte ich, dann gehe ich halt gleich ins Bett. Aber ich konnte einfach nicht einschlafen. Der Begriff ›Prolaktin‹ ging mir nicht aus dem Kopf.«
»Was ist das?«, fragte Zenzi.
»Das ist ein Hormon.«
»So, so, hat das etwas mit Tassilos Müdigkeit und Schwächezuständenzu tun?«, fragte Zenzi.
Statt einer Antwort lachte Jenny laut. Sie entschuldigte sich aber sofort.
»Nein, Männer haben dieses Hormon nicht. Das bildet sich nur bei Frauen, während sie einen Säugling stillen.«
»Interessant«, murmelte Zenzi. Das Kaffeewasser war fertig. Sie brühte den Kaffee auf, stellte die Kaffeekanne auf den Tisch und legte das Kaffeesieb auf einen kleinen Teller daneben. Zenzi schwieg. Sie machte sich eine Scheibe Brot mit Butter. Dann goss sie Jenny und sich Kaffee ein. »Also geht es um Erna«, stellte sie fest. »Sie stillt doch den kleinen Ernest oder?«
»Schon, aber nicht genug. Sie muss zufüttern. Sie stillt ihn nur morgens und abends.«
»Da musst du dir keine Sorgen machen. Die moderne Säuglingsnahrung wird von den Kindern gut vertragen. Sie wachsen und gedeihen prächtig.«
Jenny schmunzelte. »Um Ernest mache ich mir keine Sorgen. Er ist ein Prachtbub. Er schläft jetzt meistens durch. Und auch sonst ist er pflegeleicht. Ich hoffe für Erna und Anton, es bleibt so.«
»Wenn du dir um Ernest keine Sorgen machst, dann machst du dir Sorgen um Erna. Was ist mit diesem Hormon?«, fragte Zenzi.
»Zenzi, du hast doch bestimmt gehört, dass Mütter, solange sie stillen, nicht schwanger werden können.«
»Das stimmt. Das weiß doch jede Frau«, antwortete Zenzi sofort.
»Irrtum! Ganz so ist es nicht, Zenzi. Das hängt mit dem Hormon Prolaktin zusammen. Davon hat Erna zu wenig, sagt Martin. Jedenfalls hatte er ihr eine Überweisung zur Frauenärztin gegeben. Und die hat Martins Diagnose bestätigt.«
Zenzi schmunzelte. »Lass mich raten! Willst du damit sagen, dass Erna schon wieder etwas Kleines erwartet?«
»Genau das will ich sagen. Ich bekomme noch ein Geschwisterchen. Ich hoffe, dieses Mal wird es ein Mädchen«, antwortete Jenny.
»Das ist eine Überraschung! Wer hätte so etwas gedacht? Wie haben es Erna und Anton aufgenommen?«
Jenny schmunzelte. »Zuerst wollten sie es gar nicht glauben, Zenzi. Das kannst du dir denken. Erna dachte, sie hätte sich den Magen verdorben. Aber nein, es war eine leichte Schwangerschaftsübelkeit. Als sie es endlich akzeptieren mussten, waren sie geschockt. Damit hatten sie wirklich nicht gerechnet. Geschockt war vor allem Anton. Erna dagegen hat sich sehr gefreut, auch wenn sie es sich nicht anmerken ließ. Sie hatte immer von einer großen Familie geträumt. Das war ja auch der Grund, warum es damals zu dem großen Krach zwischen Erna und Anton gekommen war. Anton wollte keine Kinder. Deshalb hatte sie ihm den Laufpass gegeben. Hätte er ihr den Grund für seine Haltung genannt, wäre vielleicht alles anders gekommen. Aber es hat vielleicht so kommen müssen. Nach meiner Geburt heiratete Anton meine Mutter und ließ mich als eheliches Kind eintragen. Er war mir immer ein herzensguter Vater. Ich war eben Kindersatz für ihn. Erst spät habe ich erfahren, was der Grund dafür war, warum er keine eigenen Kinder haben wollte.«
»Was war der Grund? Oder magst du nicht darüber reden? Dann will ich dich nicht bedrängen und ausfragen«, sagte Zenzi.
»Es ist kein Geheimnis mehr. Anton war davon überzeugt, er leide an einer Erbkrankheit. Übrigens, er war nicht der Einzige in seiner Verwandtschaft, der diese Diagnose erhalten hatte. Sein Cousin litt auch darunter. Aber das war eine Fehldiagnose.«
»Fehldiagnose, das interessiert mich«, stieß Zenzi hervor. Für einen Augenblick keimte die Hoffnung in ihr, dass sich Tassilos Diagnose ebenfalls als Fehler herausstellen könnte.
»Es war Erna, die das aufgedeckt hat«, sagte Jenny. »Nun ja, aufgedeckt, ist zu viel gesagt. Es war so: Als Anton ihr alles erzählte, erinnerte sie sich an einen jungen Mann, der vor Jahren Patient bei Doktor Martin Engler war. Bei ihm war die gleiche Diagnose gestellt worden. Martin hatte daran seine Zweifel und schickte ihn zu einem Kollegen nach München, einem Fachmann für Erbkrankheiten. Zu diesem Doktor schickte Martin dann auch Anton und seinen Cousin. Dabei stellte sich heraus, dass es sich in beiden Fällen ebenfalls um eine Fehldiagnose handelte. Und jetzt ist Anton ein glücklicher Vater – bald von zwei Kindern. Übrigens, sein Cousin hat inzwischen seine italienische Freundin geheiratet und sie erwarten ihr erstes Kind.« Jenny nippte an ihrem Kaffee und sagte: »Also – ich, an Antons Stelle, würde die Ärzte auf Schadensersatz verklagen.«
»Schadensersatz, was sollte das bringen? Jenny, die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen. Außerdem würden wir beide nicht hier zusammensitzen. Du wärst nie nach Waldkogel gekommen und hättest nie Tim und uns alle kennengelernt.«
»Das stimmt«, gab Jenny zu.
Zenzi aß ihr Brot. Sie sah nachdenklich aus. »Jenny, dann muss dieser Doktor in München eine wirkliche Kapazität sein.«
»Oh ja, das ist er. Er heißt Doktor Konrad Krämer und ist ein Freund von Martin. Martin und er und Doktor Paul Bergmann, in Kirchwalden, arbeiten eng zusammen, was Tassilos Krankheit betrifft. Ich bin sicher, dass sie die kleinste Genveränderung feststellen könnten. Deshalb suchen Tim und ich nach Verzweigungen der Familie der Grafen von Teufen-Thurmann. Dabei spielt es keine Rolle, wie lange die Verbindung zurückliegt.« Jenny seufzte. »Tim ruft jeden Tag in Martins Praxis an oder fährt vorbei. Aber