Ein großes Herz: Toni der Hüttenwirt 357 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Die Almwiesen waren noch feucht vom Tau. Jeder einzelne Tautropfen funkelte in der Morgensonne wie ein kostbarer Edelstein. Toni stand am Gatter der Kuhalm und ließ den Blick über das Tal gleiten. Benno hatte er mit den Packtaschen schon vorausgeschickt. Er wartete auf Wendy. Sie hatten sich einige Tage nicht gesehen. Sie hatte ihm versprochen, auf einen Sprung vorbeizukommen. Sein Handy klingelte. Es war Wendy. Sie sagte, sie könne nicht kommen. Die Zwillinge weinten. Sie hatten schlecht geschlafen, nachdem sie heimlich Süßigkeiten genascht hatten. »Wir sehen uns morgen, Toni«, sagte Wendy. »Soll ich rüberkommen? Vielleicht hilft es, wenn der Großvater sie bedauert«, sagte Toni. Wendy lachte. »Das ist lieb von dir gemeint, Toni. Aber so, wie ich meine beiden Rabauken kenne, würden sie noch mehr über Bauchschmerzen klagen und dir gegenüber auf den Mitleidsknopf drücken.
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Buchvorschau
Ein großes Herz - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 357 –
Ein großes Herz
Unveröffentlichter Roman
Friederike von Buchner
Die Almwiesen waren noch feucht vom Tau. Jeder einzelne Tautropfen funkelte in der Morgensonne wie ein kostbarer Edelstein.
Toni stand am Gatter der Kuhalm und ließ den Blick über das Tal gleiten. Benno hatte er mit den Packtaschen schon vorausgeschickt. Er wartete auf Wendy. Sie hatten sich einige Tage nicht gesehen. Sie hatte ihm versprochen, auf einen Sprung vorbeizukommen.
Sein Handy klingelte. Es war Wendy. Sie sagte, sie könne nicht kommen. Die Zwillinge weinten. Sie hatten schlecht geschlafen, nachdem sie heimlich Süßigkeiten genascht hatten.
»Wir sehen uns morgen, Toni«, sagte Wendy.
»Soll ich rüberkommen? Vielleicht hilft es, wenn der Großvater sie bedauert«, sagte Toni.
Wendy lachte.
»Das ist lieb von dir gemeint, Toni. Aber so, wie ich meine beiden Rabauken kenne, würden sie noch mehr über Bauchschmerzen klagen und dir gegenüber auf den Mitleidsknopf drücken. Opa Toni, es tut ja so weh! Ich gebe ihnen viel Tee zu trinken, dann wird es schon. Es wird ihnen eine Lehre sein. Hoffentlich! Henk hatte gestern Abend Besuch von einem Freund. Sie haben einige Semester zusammen Medizin studiert. Er wollte sich unsere Kaschmirziegenzucht ansehen. Er brachte Süßigkeiten für die Kinder mit. Sie haben sie heimlich gekapert, als wir alle gemütlich vor der Almhütte saßen.«
Sie lachte.
»Ach, das wird schon wieder, Toni. Wer nicht hören will, muss fühlen. So jetzt muss ich auflegen. Wir sehen uns morgen. Pfüat di, Toni, und grüß Anna von mir!«
»Das mache ich. Pfüat di Wendy, Grüße an Henk, Addi und Alois!«
»Henk schläft noch. Addi und Alois sind nicht hier. Sie sind im Chalet in Kirchwalden. Ich bin ganz froh, dass die beiden nicht hier sind. Die Zwillinge würden ihre Bauchschmerzen noch mehr kultivieren. Addi würde im Kinderzimmer an dem einen Bett sitzen und Alois am anderen, und sie würden Händchen halten.«
Toni lachte.
Sie legten auf.
Ein Auto kam. Jemand hupte mehrmals. Dann stieg Oberin Justina aus. Sie eilte mit großen Schritten auf Toni zu.
»Grüß Gott, Toni, gut dass ich dich noch treffe. Ich möchte mit dir sprechen.«
Toni war etwas überrascht. Er begrüßte sie.
»Du hättest anrufen können.«
»Nein, das wollte ich nicht. Es ist besser, wenn niemand etwas von unserer kleinen Unterredung mitbekommt«, sagte sie.
»Magst du dich setzen?«, fragte Toni.
»Gern, setzen wir uns auf die Bank. Die Aussicht hier ist einfach herrlich. Mei, schau, wie das Gipfelkreuz vom Engelssteig in der Morgensonne glitzert. Hier oben sieht es noch schöner aus.«
»Ja, das ist ein schöner Anblick. Ich freue mich jeden Morgen, wenn ich hinaufblicke«, sagte Toni und lächelte.
Justina setzte sich so, dass sie das Gipfelkreuz sehen konnte.
»Ich mache uns einen Pulverkaffee«, sagte Toni. »Dabei plaudert es sich besser.«
»Das stimmt«, sagte Justina.
Er verschwand eine Weile in der Almhütte. Es dauerte etwas, bis das Wasser kochte. Dafür benutze er ausnahmsweise den Wasserkocher. Als Wendy nebenan auf die Ziegenalm zog, ließ sie die Kuhalm an die elektrische Leitung anschließen. Trotzdem wurde sie selten benutzt. Alle liebten die alte Tradition des Holzofens. Es war ein Ritual, den Abend mit dem Anzünden der Petroleumlampen einzuläuten.
»Nimmst du Zucker und Sahne?«, rief Toni durch die offene Tür.
»Schwarz, bitte«, antwortete Justina.
Toni brachte zwei große Becher Kaffee.
Er stellte sie auf den Tisch und setzte sich.
Er wartete, bis Justina einen Schluck getrunken hatte, dann fragte er:
»So, um was geht es?«
Er warf einen Blick auf seine Uhr.
»Ich wundere mich, dass du um diese Zeit nicht in der Morgenandacht bist. Ich hoffe, du bist über diese Bemerkung nicht verärgert.«
Oberin Justina lächelte.
»Nein, gewöhnlich ist es auch so, dass wir uns um diese Zeit in der Kapelle zum Morgengebet treffen und ich als Oberin die Andacht halte. Ich habe diese Aufgabe heute delegiert. Es war mir wichtig, dich hier abzupassen, Toni. Ich will auch sofort zur Sache kommen. Ich möchte mich mit dir über Heddy unterhalten. Sie ist doch noch Gast auf der Berghütte, soviel ich weiß.«
»Richtig, sie ist Gast bei uns«, antwortete Toni. »Was willst du wissen?«
»Alles! Wie ist sie so? Was macht sie? Was spricht sie? Wie verhält sie sich? Jeder, der sie gesehen hat, wundert sich über die Ähnlichkeit mit Chris. Toni, du ahnst, auf was ich hinauswill.«
Toni nahm einen Schluck Kaffee.
»Richtig, Heddy ist Chris wie aus dem Gesicht geschnitten. Wenn ich sie ansehe, muss ich mich jedes Mal daran erinnern, dass das Madl vor mir die Heddy ist und nicht unsere Polizistin«, sagte Toni. »Ich gestehe dir, dass ich froh sein werde, wenn ihr Urlaub vorbei ist. Ich habe mich nämlich einmal versprochen und sie Chris gerufen. Das hat ihr nicht gefallen. Sie wurde ziemlich ärgerlich. Es kam zu einem kleinen Wutanfall. In ihr hatte sich wohl etwas angestaut. Sie fauchte mich an wie eine Katze, der man auf den Schwanz getreten hat.«
Er schilderte Justina ausführlich, wie Heddy ihn angebrüllt hatte.
»Ich habe mich entschuldigt. Sie hat die Entschuldigung angenommen. Aber sie warnte mich, sie wolle nie mehr verwechselt werden. Sie hatte sich so sehr geärgert, dass sie ihre Wandersachen schnappte und wegging. Sie war den ganzen Tag unterwegs und kam erst nach Einbruch der Dunkelheit zurück. Die Hüttengäste hatten sich schon zurückgezogen. Anna war bereits schlafen gegangen. Ich saß am Feuer und trank ein Bier. Benno lag auf der Terrasse vor der offenen Eingangstür. Er ist ein kluger Hund. Er vermutete wohl, ich würde auf ihre Rückkehr warten. Ich gehe immer erst schlafen, wenn alle Hüttengäste von ihren Hochgebirgstouren und Wanderungen zurück sind. Natürlich gibt es Ausnahmen. Aber das wird angekündigt. Manchmal stehen längere Wanderungen an mit Übernachtungen in Schutzhütten oder es wird unterwegs biwakiert.«
Justina nickte. Sie trank einen Schluck Kaffee.
»Weiter«, sagte Toni. »Als Heddy kam, lud ich sie zu einem Bier ein. Sie nahm die Einladung an. Nachdem sie ihre Sachen in die Kammer gebracht hatte, setzte sie sich zu mir. Sie hatte sich frisch gemacht und etwas anderes angezogen. Ehrlich gesagt, war ich etwas überrascht. Nach dem Wutanfall nach dem Frühstück hatte ich nicht erwarte, dass sie die Einladung annimmt. Und es kommt noch besser. Sie suchte das Gespräch mit mir.«
»Interessant, was sagte sie?«, fragte Justina.
»Sie hat sich für ihren Wutausbruch entschuldigt. Sie erklärte mir, dass sie ständig auf die Ähnlichkeit mit Chris angesprochen werde. Das nerve sie. Sie hatte sich in Waldkogel kleine Wohnungen angesehen. Jedes Mal kam nach den ersten Sätzen die Frage, ob sie ganz sicher sei, nicht mit der Polizistin verwandt zu sein. Es könnte doch sein, dass sie und Chris über sieben Ecken gemeinsame Wurzeln hätten. Dass erst in späteren Generationen die Ähnlichkeit zutage treten könne, davon hätte sie bestimmt schon gehört. Das war der meistgeäußerte Hinweis. Es wurde ihr geraten. einen Stammbaum zu erstellen und sich mit Chris in Verbindung zu setzen.«
Toni nippte an seinem Kaffee.
»Es tat ihr sehr leid, dass sie am Morgen die Beherrschung verloren hatte. Ich hatte Verständnis dafür. Es hatte sich einfach zu viel bei ihr angestaut.«
»Und du hast es dann abbekommen«, warf Oberin Justina ein.
»Genauso war es. Heddy gefällt es in Waldkogel. Sie liebt die Berge und unternimmt große Wanderungen. Sie hatte sich alles so schön ausgedacht. Sie dachte, sie studiert in München und wohnt in Waldkogel. Während des Semesters wollte sie zu den