Verwirrung der Herzen: Toni der Hüttenwirt 348 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Am Vormittag verkündeten Pfarrer Zandler und Oberin Justina am Ende der Messe, dass Chris und Heddy Mutter und Tochter sind. Chris war ihr Kind sofort nach der Entbindung weggenommen worden - von ihrer eigenen Mutter! Was mit ihrem Kind geschehen war, sagte man ihr nicht. Erst Jahre später fand sie heraus, in welcher Familie es aufwuchs. Es schien ihm an nichts zu fehlen. Als sie sich dort erkundigen wollte, wurde sie rüde von der »falschen« Mutter abgewiesen. Um die Entwicklung ihrer Tochter nicht zu gefährden, blieb sie schweren Herzens im Hintergrund. Außerdem hatte Heddy in Richard einen liebevollen Vater gefunden, der nicht wusste, dass sie nicht sein leibliches Kind war. Hier in Waldkogel haben sich Mutter und Tochter unerwartet wiedergefunden. Dank sei unseren Engeln vom Engelssteig! Spontan hatten die Waldkogeler beschlossen, am Nachmittag in einer Feier auf dem Marktplatz Heddy als Chris' Tochter in ihrer Mitte zu begrüßen. Es kamen weit mehr Waldkogeler, als am Vormittag in der Messe waren. Denn rasend schnell hatte sich im ganzen Ort die erfreuliche Neuigkeit herumgesprochen. Das Schicksal ihrer geliebten Polizistin ging allen zu herzen. Alle freuten sich mit ihr und beglückwünschten sie zu ihrer Tochter. Viele beschenkten Heddy und Chris mit Blumen aus den eigenen Gärten. Aber auch Richard wurde herzlich aufgenommen. Die Männer scharten sich um ihn und sprachen ihre tiefe Anteilnahme über den unerhörten Betrug aus. Von Stunde zu Stunde fiel Richards Verkrampfung ab.
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Buchvorschau
Verwirrung der Herzen - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 348 –
Verwirrung der Herzen
... denn es war mehr als Sympathie
Friederike von Buchner
Am Vormittag verkündeten Pfarrer Zandler und Oberin Justina am Ende der Messe, dass Chris und Heddy Mutter und Tochter sind. Chris war ihr Kind sofort nach der Entbindung weggenommen worden - von ihrer eigenen Mutter! Was mit ihrem Kind geschehen war, sagte man ihr nicht. Erst Jahre später fand sie heraus, in welcher Familie es aufwuchs. Es schien ihm an nichts zu fehlen. Als sie sich dort erkundigen wollte, wurde sie rüde von der »falschen« Mutter abgewiesen. Um die Entwicklung ihrer Tochter nicht zu gefährden, blieb sie schweren Herzens im Hintergrund. Außerdem hatte Heddy in Richard einen liebevollen Vater gefunden, der nicht wusste, dass sie nicht sein leibliches Kind war. Hier in Waldkogel haben sich Mutter und Tochter unerwartet wiedergefunden. Dank sei unseren Engeln vom Engelssteig!
Spontan hatten die Waldkogeler beschlossen, am Nachmittag in einer Feier auf dem Marktplatz Heddy als Chris’ Tochter in ihrer Mitte zu begrüßen. Es kamen weit mehr Waldkogeler, als am Vormittag in der Messe waren. Denn rasend schnell hatte sich im ganzen Ort die erfreuliche Neuigkeit herumgesprochen. Das Schicksal ihrer geliebten Polizistin ging allen zu herzen. Alle freuten sich mit ihr und beglückwünschten sie zu ihrer Tochter. Viele beschenkten Heddy und Chris mit Blumen aus den eigenen Gärten. Aber auch Richard wurde herzlich aufgenommen. Die Männer scharten sich um ihn und sprachen ihre tiefe Anteilnahme über den unerhörten Betrug aus.
Von Stunde zu Stunde fiel Richards Verkrampfung ab. Alle waren sehr herzlich zu ihm. Er bekam viele Anregungen, diesem oder jenem Verein beizutreten, obwohl er nicht in Waldkogel ansässig war. Das war ihre Art, ihn in ihrer Mitte aufzunehmen.
Später wurde Musik zum Tanzen gespielt. Chris und Richard ließen kaum einen Tanz aus. Nachdem die letzten Waldkogeler gegangen waren, halfen sie beim Aufräumen. »Du siehst ziemlich erschöpft aus, Chris«, sagte Heddy. »Du hast einen ganz roten Kopf.«
Chris lächelte.
»Erschöpft bin ich nicht. Es war alles sehr schön, aber auch sehr turbulent. Werdet ihr hier allein fertig? Ich möchte mich nur einen Augenblick irgendwo hinsetzen und zur Ruhe kommen. Ich habe so viele Bilder im Kopf.«
Heddy gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Das verstehe ich sehr gut. Geh nach Hause! Wir schaffen das hier gut. Es war ein aufwühlender Tag und hat viel Kraft gekostet. Soll ich später bei dir vorbeikommen?«
»Danke, Heddy, aber nein! Ich werde nicht heimgehen, sondern mich irgendwo in der Natur hinsetzen. Dort finde ich innere Ruhe.«
»Geh zum Bergsee! Der Blick über das Wasser beruhigt.«
»Gute Idee«, sagte Chris.
Heddy umarmte Chris und küsste sie zum Abschied auf die Wange. Sie sahen sich in die Augen und spürten das enge Band zwischen ihnen.
»Bis morgen, mein Kind!«, sagte Chris. »Bis morgen, ruf mich an, wenn du ausgeschlafen hast! Ich komme dann mit Brötchen zu dir«, sagte Heddy. Chris streichelte ihr die Wange. Sie nahm ihre Tasche und ging.
Wendy sammelte die Tischdecken auf den Biertischen ein. Ihr fiel auf, wie Richard Chris nachsah.
Sie trat dicht an ihn heran und flüsterte ihm zu:
»Geh’ ihr nach!«
Er konnte nicht verbergen, dass er sich ertappt fühlte. Er errötete und rieb sich das Ohrläppchen.
Wendy schmunzelte.
»Ich weiß nicht recht ...«, murmelte Richard. »Vielleicht will sie lieber allein sein.«
»Kann sein, kann aber auch nicht sein!«, sagte Wendy. »Wenn du ihr nicht nachgehst, findest du es nie heraus.«
»Das ist zweifelsfrei richtig.«
»Richard, ich habe gesehen – wir alle haben gesehen –, wie schön ihr miteinander getanzt habt.«
Richard lächelte.
»Ich habe viele Jahre nicht mehr getanzt. Auch Chris hat seit der Tanzschule nicht mehr das Tanzbein geschwungen. Aber wir fanden ganz schnell in den Rhythmus. Es war herrlich!«, sagte Richard.
»Ihr versteht euch überhaupt gut, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf«, sagte Wendy. »Jedenfalls hat es für mich als Außenstehende den Eindruck.«
Richard unterdrückte ein Lächeln, was ihm nicht ganz gelang.
»Nun, Chris ist eine bemerkenswerte Frau. Das muss ich sagen. Sie hat viel Leid erfahren. Trotzdem hatte sie Verständnis für mich und kam mir immer entgegen, wenn ich drohte, im Sumpf des Kummers zu versinken. Chris ist besonders. Mir ist noch niemals jemand begegnet, der nach großem, eigenem Kummer so mitfühlend war. Es hätte auch sein können, dass sie mich ablehnt.«
»Schmarren«, schimpfte Wendy, »nie und nimmer! Chris hat ein großes Herz. Aber so gut kennst du sie sicher noch nicht.«
»Das stimmt«, sagte Richard. »Diese üble Sache hat alles überschattet. Wir sprachen fast ausschließlich über den Kindesraub, sie betreffend, und über das Kuckuckskind, von meiner Seite aus gesehen.«
Wendy lächelte. »Das ist zu verstehen, Richard. Aber das Thema ist nun vorbei, auch wenn ihr es dann und wann noch einmal berührt. Diese Sache ist Teil eures Lebens. Doch jetzt hast du, jetzt habt ihr, Gelegenheit euch näher kennenzulernen. Außerdem solltet ihr das wirklich. Chris ist Heddys Mutter und du bist ihr Vater, egal wie du es nennen willst. Du warst immer Heddys Vater und sie will, dass es so bleibt. Chris und du seid über Heddy miteinander verknüpft. Deshalb kann es nur von Vorteil sein, wenn ihr euch besser kennenlernt.«
Richard rieb sich das Kinn.
»Da ist etwas Wahres dran«, sagte er leise. Er schaute auf seine Schuhspitzen und seufzte.
»Wendy, ich werde deinen Rat annehmen und sehen, wohin Chris gegangen ist.«
»An den Bergsee! Ich nehme an, Chris ist zum Bergsee. Hätte sie in ihre Wohnung gewollt, hätte sie die andere Richtung eingeschlagen. Außerdem ist es wohltuend, am Bergsee zu sitzen und auf das Wasser zu schauen. Das beruhigt. Das kenne ich von mir.«
Wendy lächelte Richard an.
»Ich wünsche dir einen schönen Abend. Es war ein sehr aufregender Tag für euch beide. Sprecht darüber! Das wird euch beiden guttun.«
Richard schmunzelte.
»Was hast du?«, fragte Wendy. »Hat dir schon jemand gesagt, dass du Toni sehr ähnlich bist?«
Wendy grinste.
»Ja, das wird mir oft gesagt. Mich freut es, dass ich ihm ähnlich bin, in der Art und Weise, wie ich das Leben sehe und angehe. Das ist auch kein Wunder. Toni ist mein leiblicher Vater. Okay, ich habe viele Verhaltensweisen und Angewohnheiten von Ole übernommen. Ole hat mich großgezogen, so wie du Heddy. Aber es ist schon schön für mich, wenn ich mit Toni verglichen werde. Toni und ich sind uns gefühlsmäßig sehr nahe. Diese Nähe gibt und gab es mit Ole nie. Aber das wurde mir erst klar, als ich Toni gefunden hatte.«
»Ich denke, Heddy empfindet Chris gegenüber ebenso«, sagte Richard.
Wendy berührte kurz Richards Arm.
»Warte einen Augenblick, Richard«, sagte Wendy. Sie ging in den Laden von Veronika und Franz Boller.
Es dauerte nicht lange, dann kam sie wieder mit einer Einkaufstüte.
»Hier, das nimmst du mit. Da sind einige belegte Brote drin, die Veronika als Proviant verkauft, und verschiedene Getränke, zwei Bier in Dosen, Cappuccinos, Saft in Dosen und Wasser. Ich habe beobachtet, dass ihr nicht zum Essen gekommen seid. Außerdem hast du dann einen Grund, Chris anzusprechen. Ah, und Müsliriegel sind auch noch drin. Aber jetzt geh endlich!«
»Du bist mehr Tonis Tochter, als du denkst«, sagte Richard. Er lachte und zwinkerte ihr zu.
Dann ging er davon.
Wendy sah ihm nach und schmunzelte. Sie hatte Richard von Weitem beobachtet, als er Chris zum ersten Mal begegnet war. Sein Blick hatte Bände gesprochen. Mal sehen, wie das mit den beiden