Ungewöhnliche Heimkehr: Sophienlust 205 – Familienroman
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Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
»Pete will helfen. Will Tote verzielen!« krähte der zweijährige Peterle und streckte seine Patschhändchen verlangend nach der Schüssel mit Buttercreme aus. »Ein anderes Mal kannst du helfen die Torte zu verzieren«, vertröstete ihn seine Mutter Andrea von Lehn. Sie war eine sehr hübsche junge Frau, glücklich verheiratet mit dem Tierarzt Dr. Hans-Joachim von Lehn. Ihren kleinen Sohn liebte sie über alles, doch trotz ihrer Mutterschaft vernachlässigte sie auch ihre anderen Interessen nicht, wie zum Beispiel das Tierheim »Waldi & Co.«, welches sie gemeinsam mit ihrem Ehemann und dem Tierpfleger Janosch Corda betreute. Auch assistierte sie gelegentlich Hans-Joachim in seiner Praxis. »Will Tote verzielen«, beharrte der Knirps. Mittlerweile hatte das Hausmädchen Marianne Weber die Cremeschüssel aus seiner Reichweite entfernt, was ihn sichtlich verdroß. Seine Mundwinkel verzogen sich weinerlich, er war drauf und dran in Tränen auszubrechen. Andrea hatte diese Anzeichen längst erkannt. Immer wenn ihr Sohn zu quengeln anfing, war es Zeit, ihn zu Bett zu bringen. Sie nahm ihn hoch, warf ihrer Hausangestellten einen entschuldigenden Blick zu und trug ihren protestierenden Sprößling in sein Zimmer. »Du wirst jetzt brav dein Mittagsschläfchen halten«, redete sie ihm dabei gut zu. »Nein.
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Sophienlust (ab 351)
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Buchvorschau
Ungewöhnliche Heimkehr - Elisabeth Swoboda
Sophienlust
– 205–
Ungewöhnliche Heimkehr
Warum sich Babsi auf Spurensuche nach ihrer Familie begab
Elisabeth Swoboda
»Pete will helfen. Will Tote verzielen!« krähte der zweijährige Peterle und streckte seine Patschhändchen verlangend nach der Schüssel mit Buttercreme aus.
»Ein anderes Mal kannst du helfen die Torte zu verzieren«, vertröstete ihn seine Mutter Andrea von Lehn.
Sie war eine sehr hübsche junge Frau, glücklich verheiratet mit dem Tierarzt Dr. Hans-Joachim von Lehn. Ihren kleinen Sohn liebte sie über alles, doch trotz ihrer Mutterschaft vernachlässigte sie auch ihre anderen Interessen nicht, wie zum Beispiel das Tierheim »Waldi & Co.«, welches sie gemeinsam mit ihrem Ehemann und dem Tierpfleger Janosch Corda betreute. Auch assistierte sie gelegentlich Hans-Joachim in seiner Praxis.
»Will Tote verzielen«, beharrte der Knirps. Mittlerweile hatte das Hausmädchen Marianne Weber die Cremeschüssel aus seiner Reichweite entfernt, was ihn sichtlich verdroß. Seine Mundwinkel verzogen sich weinerlich, er war drauf und dran in Tränen auszubrechen. Andrea hatte diese Anzeichen längst erkannt. Immer wenn ihr Sohn zu quengeln anfing, war es Zeit, ihn zu Bett zu bringen. Sie nahm ihn hoch, warf ihrer Hausangestellten einen entschuldigenden Blick zu und trug ihren protestierenden Sprößling in sein Zimmer. »Du wirst jetzt brav dein Mittagsschläfchen halten«, redete sie ihm dabei gut zu.
»Nein. Nix schlafen«, widersprach der Kleine.
»O doch. Du willst doch ausgeschlafen sein, wenn die Kinder von Sophienlust kommen. Wenn du schläfrig bist, macht es dir keinen Spaß, mit Heidi und Kim zu spielen.«
»Heidi und Kim pielen«, murmelte Peterle und gähnte herzhaft.
Andrea wartete, bis dem Knirps die Augen zugefallen waren, was nicht lange dauerte. Dann kehrte sie in die Küche zurück, wo Marianne gerade eine Mandeltorte mit Schokoladencreme füllte. Andrea griff nach einem Stoß Papierservietten, um sie zu kunstvollen Gebilden zu falten, aber das Hausmädchen hinderte sie an dieser Tätigkeit, indem es hastig sagte: »Überlassen Sie das mir, Frau von Lehn. Vor ein paar Minuten ist eine junge Dame gekommen. Sie nannte mir ihren Namen – Brandstätter – und behauptete, eine Freundin von Ihnen zu sein. Ich hab’ sie ins Wohnzimmer geführt.«
»Brandstätter? Ha ja, Camilla! Es stimmt, wir waren befreundet. Aber ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Ausgerechnet heute besucht sie mich, wo meine Zeit so knapp ist. Wir müssen noch Tische und Stühle in den Garten schaffen, damit die Kinder ihren Imbiß im Freien einnehmen können.«
»Das Tische- und Stühleschleppen besorgen die Kinder gewiß gerne selbst. Mit den anderen Vorbereitungen werde ich leicht alleine fertig. Gehen Sie ruhig zu Ihrer Freundin.«
Andrea nickte Marianne dankbar zu und eilte ins Wohnzimmer. Bei ihrem Eintritt wandte sich die junge Frau, die am Fenster gestanden hatte, ihr zu, begrüßte sie etwas befangen und fügte zögernd hinzu: »Entschuldige, daß ich so bei dir hereinplatze, Andrea.«
»Das macht nichts. Setz dich, Camilla.« Die Hausfrau deutete auf die gemütliche Sitzecke. Nachdem ihr Gast Platz genommen und den angebotenen Kaffee und Kuchen dankend abgelehnt hatte, setzte Andrea sich Camilla gegenüber und nahm sie unauffällig, aber genau in Augenschein. Sie kannte die junge Frau von ihrer Schulzeit her. Beide hatten sich das Maibacher Gymnasium besucht, allerdings in verschiedenen Klassen. Camilla hatte das Abitur früher erreicht, sie war älter als Andrea. Mittlerweile mußte sie sechsundzwanzig sein, wie Andrea flink errechnete. Verändert hatte sie sich seit ihrer Schulzeit kaum. Sie war mittelgroß, schlank, ihr ovales Gesicht wurde von schulterlangen honigblonden Haaren umrahmt. Früher hatte sie die Haare länger getragen, sie waren auch etwas heller gewesen. Aber die Augen waren noch die gleichen, grau, mit dichten dunklen Wimpern besetzt und ein wenig schüchtern in die Welt blickend. Andrea erinnerte sich plötzlich, daß die Schuljungen Camilla oft gehänselt und mit dem Spitznamen Traumtänzerin belegt hatten.
»Wir haben uns lange nicht gesehen«, eröffnete Andrea das Gespräch. »Wohnst du immer noch in Maibach?«
»Ja. Bei den Eltern. Aber das wird sich in absehbarer Zeit ändern. Reinhard und ich, wir wollen noch in diesem Jahr heiraten. Wir kennen einander ja schon so lange. Erinnerst du dich an Reinhard? Reinhard Forstinger.«
Andrea furchte die Stirn. Flüchtig tauchte vor ihrem inneren Auge das Bild eines gut aussehenden, arroganten Burschen auf. »Reinhard Forstinger«, wiederholte sie nachdenklich. »Ist das der Reinhard aus deiner Klasse? Hardy nannten ihn die meisten. Die Mädchen himmelten ihn an, und er trug die Nase dementsprechend hoch. Gerüchte waren in Umlauf, daß er Aufputschmittel an seine Mitschüler verkaufte. Er galt als cooler Typ, der…«
»Diese Gerüchte waren völlig aus der Luft gegriffen«, fiel Camilla Andrea heftig ins Wort. Ihre Wangen röteten sich. »Ich weiß, Reinhard war damals bei einigen Leuten unbeliebt. Hauptsächlich bei den Lehrern. Aber sie konnten ihm nichts am Zeug flicken. Reinhard hat sein Abitur mit Auszeichnung bestanden, danach einige Semester Medizin studiert und…, na ja, er hat sein Studium abgebrochen. Aber das schadet weiter nichts, er ist in seinem Beruf als Autoverkäufer sehr tüchtig. Ich arbeite in einer Versicherung. Wir haben beide Ersparnisse. Damit wollen wir uns in Australien eine neue Existenz gründen«, sprudelte Camilla hervor.
»In Australien?« fragte Andrea verblüfft.
»Ja, in Australien«, bestätigte ihre Besucherin mit einem gewissen Trotz. »Reinhard findet die Verhältnisse bei uns in Deutschland kleinkariert und spießbürgerlich. Er hat recht. Maibach ist ein langweiliges Nest. Man ist hier zum Ersticken verurteilt.«
»Also, ich bin da ganz anderer Ansicht«, widersprach Andrea vehement. »Ich fühle mich wohl hier in Bachenau. Dabei ist Bachenau wirklich ein kleiner Ort. Maibach ist immerhin unsere Kreisstadt.«
»Trotzdem fühlt Reinhard sich eingeengt. Aber ich merke schon, du verstehst uns genauso wenig wie meine Eltern. Papa und Mama sind strikt gegen unsere Auswanderungspläne. Am liebsten würden sie uns die Heirat verbieten, aber das können sie nicht. Natürlich will ich mich nicht im Bösen von ihnen trennen. Deswegen bin ich zu dir gekommen.«
Andrea hob verwundert ihre schöngezeichneten dunklen Augenbrauen.
»Ich habe gehört, daß du ein Tierheim betreibst«, fuhr Camilla rasch fort. »Du betreust herrenlose Hunde und Katzen und vermittelst sie an gute Plätze. Ich dachte an ein größeres Tier, einen Schäferhund vielleicht. Oder eine Dogge. Ein Boxer käme auch in Frage. Das Tier hätte es wirklich gut bei uns, darauf kannst du dich verlassen.«
»Verstehe ich dich richtig? Du möchtest dir einen Hund zulegen?«
Camilla nickte.
»Tut mir leid, aber den Wunsch muß ich dir abschlagen. Erstens gibt es in unserem Tierheim zur Zeit weder einen Schäferhund, noch eine Dogge oder einen Boxer. Zweitens wäre ein Hund dir bei der Übersiedlung nach Australien nur im Weg.«
»Ich will ihn ja nicht mitnehmen, sondern meinen Eltern lassen. Damit Mama jemanden zum bemuttern hat, wenn ich fort bin.«
»Das halte ich für keine gute Idee. Ich habe Tiere wirklich gern, ich bin geradezu eine Tiernärrin. Trotzdem glaube ich