Was wird aus Jennys Träumen?: Toni der Hüttenwirt Extra 96 – Heimatroman
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Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann.
Jenny hatte sich in den Schlaf geweint. Sie war sehr traurig darüber, dass ihr Ziehvater Anton, und Erna, seine zukünftige Frau, nach der Hochzeit in Zürich leben wollten. Jenny hatte nur einen Wunsch: Sie wollte in der Nähe von Tim bleiben. Sie war so sehr in Tassilos Enkel verliebt. Das Fenster im Gästezimmer des Schlosses stand offen. Der Wind bewegte die Vorhänge und die Strahlen der einfallenden Sonne kitzelten sie im Gesicht. Jenny wachte auf und streckte sich. Sie setzte sich auf, rieb sich die Augen und blinzelte in Richtung Uhr auf dem Nachttisch. »Schon so spät«, rief sie aus. Sie sprang auf und rannte ins Badezimmer. In Windeseile machte sie sich fertig. Jenny kam mit feuchten Haaren in die Küche zu Zenzi. Auf dem Tisch stand ein Frühstücksgedeck. Zenzi schaute zur Wanduhr. »Guten Morgen, hast du gut geschlafen?« »Morgen, Zenzi! Warum hast du mich nicht geweckt? Es geht stramm auf Mittag zu.« Die alte Zenzi schmunzelte.
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Buchvorschau
Was wird aus Jennys Träumen? - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Extra
– 96 –
Was wird aus Jennys Träumen?
Eine unerwartete Wendung …
Friederike von Buchner
Jenny hatte sich in den Schlaf geweint. Sie war sehr traurig darüber, dass ihr Ziehvater Anton, und Erna, seine zukünftige Frau, nach der Hochzeit in Zürich leben wollten. Jenny hatte nur einen Wunsch: Sie wollte in der Nähe von Tim bleiben. Sie war so sehr in Tassilos Enkel verliebt.
Das Fenster im Gästezimmer des Schlosses stand offen. Der Wind bewegte die Vorhänge und die Strahlen der einfallenden Sonne kitzelten sie im Gesicht.
Jenny wachte auf und streckte sich. Sie setzte sich auf, rieb sich die Augen und blinzelte in Richtung Uhr auf dem Nachttisch. »Schon so spät«, rief sie aus.
Sie sprang auf und rannte ins Badezimmer. In Windeseile machte sie sich fertig.
Jenny kam mit feuchten Haaren in die Küche zu Zenzi. Auf dem Tisch stand ein Frühstücksgedeck.
Zenzi schaute zur Wanduhr. »Guten Morgen, hast du gut geschlafen?«
»Morgen, Zenzi! Warum hast du mich nicht geweckt? Es geht stramm auf Mittag zu.«
Die alte Zenzi schmunzelte. »Ich habe nach dir geschaut. Du hast tief und fest geschlafen. Da habe ich mir gedacht, du hast es nötig. Außerdem versäumst du nichts. Setzt dich hin und frühstücke! Soll ich dir Eier mit Speck machen?«
»Nein, danke. Ich esse nur ein Brot mit Butter und deiner selbst eingemachten Marmelade«, antwortete Jenny. Sie mixte sich einen Milchkaffee und machte sich ein Brot. »Weißt du, was Tim macht?«, fragte sie dann.
»Nein, seit dem Frühstück habe ich ihn nicht mehr gesehen. Er sah sehr verschlafen aus. Tassilo hat mir erzählt, Tim und er hätten die halbe Nacht am Ufer vom Bergsee verbracht.«
»Waren sie fischen? Haben sie etwas gefangen?«
»Naa, das waren sie nicht. Sie haben wohl geredet, bei einer Flasche Bier.«
Jenny fing an zu essen.
»Tassilo ist drüben im Büro. Frage ihn! Vielleicht weiß er, wo sich Tim herumtreibt«, schlug Zenzi vor.
»Mmm, das mache ich«, murmelte Jenny. Sie aß schnell und trank im Stehen den Milchkaffee aus.
»Danke Zenzi, für das Frühstück«, rief Jenny, als sie schon fast aus der Küche war.
Zenzi schmunzelte. Dass Jenny und Tassilos Enkel Gefallen aneinander gefunden hatten, gefiel ihr sehr. Auch wenn erst noch mehrere Winter die Berggipfel in Schnee hüllen würden, bis die beiden sich verloben oder heiraten würden. Zuerst würde Tim im nächsten Jahr sein Abitur machen und studieren. Jenny hatte noch weitere Jahre bis zur Prüfung vor sich, da sie jünger als Tim war. Bis dahin würde man sehen, wie es mit ihnen weitergeht. Doch Zenzi war sich sicher, dass aus den beiden ein glückliches Paar werden würde.
Jenny suchte Tim. Sie fand ihn in seinem Zimmer. Er saß an seinem Schreibtisch. Die Tür stand offen.
Jenny klopfte und lächelte ihn an, blieb aber im Türrahmen stehen. »Ach, da bist du. Ich habe dich gesucht.«
»Komm rein, dort ist ein Stuhl!«, sagte Tim. »Ich bin gleich fertig.«
»Was machst du?«
»Pst«, zischte Tim und senkte den Blick wieder auf die Papiere vor ihm, auf dem Schreibtisch.
Jenny stellte sich ans Fenster und schaute hinaus. Von der oberen Etage des Schlosses hatte man einen herrlichen Blick über einen Teil des Parks bis zum Bergsee. Sie wartete geduldig und warf immer wieder einen Seitenblick zu Tim.
»Wow, alles richtig! Mei, ich bin doch nicht so dumm, wie ich dachte«, rief Tim aus. Er rieb sich die Hände. Dann räumte er blitzschnell alles in die obere Schublade.
»Du bist doch nicht dumm, Tim«, sagte Jenny.
»Schön, dass du das sagst. Los, wir gehen schwimmen!«
Sie rannten zum Bergsee. Dort zogen sie sich im Badehaus um. Dann sprangen sie übermütig mit einem Kopfsprung vom Steg ins Wasser. Sie schwammen weit hinaus, bevor sie umkehrten.
Keuchend zogen sie sich am Bootssteg hinauf.
»Das hat gutgetan«, stieß Tim hervor. Er reichte Jenny ein großes Handtuch.
»Was hast du den ganzen Morgen gemacht?«, fragte Jenny, während sie sich abtrocknete.
»Mathe gelernt.«
»Wow! Und das ohne, dass ich dich angetrieben habe? Du besserst dich. Sehr lobenswert, Tim«, kicherte Jenny.
Der Steg war schön warm. Sie setzten sich auf ihre ausgebreiteten Handtücher. »Ein Mensch kann sich weiterentwickeln, Jenny.«
»Wirklich? Das ist eine gute Nachricht.«
»Lass es mich dir erklären. Ich hatte gestern Abend, besser sollte ich sagen heute Nacht, ein sehr gutes Gespräch mit meinem Großvater. Du, Jenny, ich wundere mich oft, dass wir uns so gut verstehen. Dabei ist Tassilo nicht mein leiblicher Großvater. Du weißt, dass er meinen Vater adoptiert hat. Trotzdem sind wir uns sehr nah. Er versteht mich.«
Jenny rollte die Augen. »Komm zur Sache, Tim! Dass Tassilo ein ganz großartiger Mensch ist, weiß ich schon lange. Er ist wunderbar und hat ein großes Herz.«
»Nun, Tassilo hat mir eine Denkanregung gegeben. Wir haben über dies und das geredet, dass ich bald meinen Führerschein mache und dass er mir ein Auto schenkt. Und irgendwann sprachen wir über die Schule und was danach kommt. Der Wunsch meiner Eltern und meine Zukunftspläne gehen weit auseinander. Mein Vater möchte, dass ich Ingenieur, Statiker oder Architekt werde. Das will ich auf gar keinen Fall! Tassilo meinte, dass ich mich deswegen gegen alles sträube, was mit Mathematik zu tun hat. Was hältst du von dieser Theorie?«
Jenny sah Tim nachdenklich an. »Es könnte etwas dran sein. Wenn ich darüber nachdenke, ja, es ist einleuchtend. Wenn du in Mathe schlecht bist, wirst du in diesen Berufen scheitern. Unbewusst versteckst du dich hinter schlechten Leistungen.«
»Genau, das hat mir Tassilo klargemacht. Er sagte noch, ich solle mir keine Gedanken machen, er würde schon dafür sorgen, dass ich einen anderen Weg gehen kann.«
»Kann er das? Wird das nicht zum Streit mit deinen Eltern führen?«, fragte Jenny besorgt.
Tim schüttelte den Kopf. »Ich bin volljährig und sie können mir keine Vorschriften machen.«
»Oh ja, ich freue mich auch schon drauf«, seufzte Jenny, »wenn ich diese magische Grenze erreicht habe.«
Tim wusste, warum Jenny daran dachte. Aber er ging nicht darauf ein. Er sagte: »Ich mache mir keine Illusionen. Sie könnten sich weigern, mir das Studium zu bezahlen.«
»Doch Tassilo springt ein«, sagte Jenny.
»Genau! Es ist schon irgendwie lustig, wie sich oft etwas in einer Familie wiederholt. Bei Tassilo war es damals genauso. Seine Eltern wollten, dass er Jura und Volks- und Betriebswirtschaft studiert. Hast du gewusst, dass er abgehauen ist?«
»Nein, wirklich? Mei, das ist krass«, stieß Jenny aus.
»Doch, so war es. Eines Morgens war er nicht mehr da. Er ging fort, um Musik zu studieren. Aber er hatte heimlichen Beistand.«
»So, von wem?«
»Zenzi! Zenzi hat ihn unterstützt. Sie hat ihm ein Stipendium gegeben, wie sie es ausdrückt.«
»Das wundert mich nicht, Tim. Die beiden verstehen sich gut. Jeder sieht, dass sie sehr eng verbunden sind.«
»Das sind sie. Das ist in Familien wie unseren oft vorgekommen, dass ein Kind ein inniges Verhältnis zu seinem Kindermädchen entwickelte. Die Eltern überließen noch lange Zeit die Betreuung und auch später die Erziehung fremden Leuten. So ist es nicht verwunderlich, dass eine enge Bindung auf beiden Seiten entstand. Jedenfalls ohne Zenzis Hilfe, hätte es Tassilo schwerer gehabt. Sie liebt Musik. Ich gehe sogar so weit, dass ich sage, es war Zenzi, die Tassilo die Musik nahegebracht hat. Sie hat abends an seinem Kinderbett gesungen. Später sangen sie zusammen. Als sie die Aufsicht über seine Erziehung hatte, legte sie großen Wert darauf, dass er Instrumente lernte. Sie fuhr mit ihm in Konzerte und in Opernaufführungen.«
»Das wusste ich alles nicht, Tim.«
»So war es aber, Jenny. Ich denke, Tassilo ist für Zenzi wie der Sohn, den sie nicht hatte.«