Die Liebe – und sonst nichts: Toni der Hüttenwirt 222 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Es war früh am Morgen. Toni war überrascht, dass Sebastian schon aufgestanden war. »Guten Morgen, Basti! Schon ausgeschlafen? Hat Tim dich gestört?« »Na«, brummte Sebastian, noch ziemlich verschlafen. »Magst du frühstücken?« »Mm! Aber nur Kaffee und ein Marmeladenbrot.« Toni machte Sebastian ein Brot und gab ihm eine Tasse Malzkaffee mit viel Milch und Zucker, ganz nach Sebastians Geschmack. »Ich esse draußen.« Sebastian nahm das Brot in die eine Hand und den Emailbecher in die andere, dann ging er hinaus. Als Toni etwas später auf die Terrasse trat, war Sebastian nicht dort. Bello, der junge Neufundländerrüde, war ebenfalls nicht zu sehen. Toni rieb sich das Kinn. Dann ging er um die Terrasse herum und schaute um die Ecke. Sebastian saß auf dem Boden, den Rücken an den Holzklotz gelehnt. Bello lag neben ihm und ließ sich streicheln. Toni zog sich leise zurück.
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Buchvorschau
Die Liebe – und sonst nichts - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 222–
Die Liebe – und sonst nichts
Wohin führt Vanessas Weg?
Friederike von Buchner
Es war früh am Morgen. Toni war überrascht, dass Sebastian schon aufgestanden war.
»Guten Morgen, Basti! Schon ausgeschlafen? Hat Tim dich gestört?«
»Na«, brummte Sebastian, noch ziemlich verschlafen.
»Magst du frühstücken?«
»Mm! Aber nur Kaffee und ein Marmeladenbrot.«
Toni machte Sebastian ein Brot und gab ihm eine Tasse Malzkaffee mit viel Milch und Zucker, ganz nach Sebastians Geschmack.
»Ich esse draußen.«
Sebastian nahm das Brot in die eine Hand und den Emailbecher in die andere, dann ging er hinaus.
Als Toni etwas später auf die Terrasse trat, war Sebastian nicht dort. Bello, der junge Neufundländerrüde, war ebenfalls nicht zu sehen. Toni rieb sich das Kinn. Dann ging er um die Terrasse herum und schaute um die Ecke. Sebastian saß auf dem Boden, den Rücken an den Holzklotz gelehnt. Bello lag neben ihm und ließ sich streicheln.
Toni zog sich leise zurück. Er machte sich seine Gedanken. Sebastian verzog sich immer hinter die Berghütte, wenn er allein über etwas nachdenken wollte. Dort kamen keine Hüttengäste hin. Toni hackte dort Holz und Anna hängte ihre Wäsche auf. Außerdem war es der ganz private Spielplatz und Rückzugsort von Sebastian und Franziska.
Eine halbe Stunde später stand Anna auf und kam in die Küche. Toni nahm sie in den Arm. Sie küssten sich.
»Gut geschlafen?«, fragte er.
»Sehr gut!
»Das freut mich. Basti scheint nicht gut geschlafen zu haben. Er kam nur wenige Minuten, nachdem ich aufgestanden war, in die Küche. Er nahm sein Brot und den Kaffee und verschwand damit hinter die Berghütte. Schau mal aus dem Fenster!«
Anna spähte durch die Vorhänge.
»Er grübelt über etwas«, sagte sie.
»Der Meinung bin ich auch. Wir kennen ihn. Er wird irgendwann kommen und uns mit Fragen löchern.«
»Das wird er, Toni, und wir wissen, dass es besser ist, ihn nicht zu bedrängen.«
Wenn Sebastian etwas beschäftigte, verhielt er sich anders, als seine kleine Schwester Franziska. Franzi redete und redete. Eigentlich dachte sie laut nach.
»Meinst du, es hat Streit gegeben zwischen Tim und Sebastian?«
Anna überlegte kurz. »In den ersten Tagen war es schwierig mit unseren Gastkindern. Es sind eben typische Stadtkinder. Sebastian hat Tim öfters ausgelacht. Das hatte Tim ihm übel genommen. Aber inzwischen scheinen sie sich gut zu verstehen.«
»Ich dachte nicht, dass es zu solchen Spannungen käme, wenn Tim und seine Schwester Jette hier sind. Das hat mich überrascht, Anna.«
Anna schmunzelte. »Bei Kindern ist man nie vor Überraschungen sicher. Zwar waren die beiden schon mehrmals mit ihren Eltern hier auf der Berghütte. Aber das waren immer nur Wochenenden. Und wenn Mama und Papa dabei sind, benehmen sich Kinder immer anders. Dazu kommt, dass die beiden sich vielleicht abgeschoben fühlen. Es ist auch keine einfache Situation. Kirsten sagte mir schon am Telefon, dass Tim und Jette sich gar nicht auf ihren Besuch bei uns gefreut haben. Doch sie hatten nur die Wahl, zu einem der beiden Großelternpaare zu fahren oder zu uns.«
Toni grinste. »Dann haben sie sich für die Berghütte entschieden, mit halben Herzen.«
»So war es. Kirsten musste, unaufschiebbar, wegen der nahenden Zwillingsgeburt ins Krankenhaus, und Piet konnte seinen Auslandsaufenthalt nicht verkürzen. Dazu kommt noch etwas, Toni. Ich vermute mal, die beiden sind jetzt schon eifersüchtig auf die Zwillinge. Überlege mal, Tim ist zwölf, Jette ist zehn Jahre alt. Sie waren bisher der Mittelpunkt. Ich kann mir denken, dass es nicht einfach für die beiden ist, dass ihre Eltern noch ein Kind bekommen. Vielleicht wäre ein kleines Geschwisterchen nicht so schlimm gewesen. Aber die Zwillinge haben schon vor ihrer Geburt das ganze Familienleben durcheinandergebracht. Das ging sicherlich nicht spurlos an den beiden vorüber.«
»Da kannst recht haben, Anna. Was können wir tun?«
»Nichts als das, was wir bereits tun. Sie müssen sich selbst zurechtfinden. Über ihre Nörgeleien gehe ich einfach hinweg. Es ist eben doppelt schwer für sie. Aber ich sehe nicht ein, dass ich ihnen viele Zugeständnisse machen soll. Eine Berghütte ist eben kein Luxushotel an der Hamburger Alster.«
»Vielleicht sind die beiden gar nicht so wählerisch, Anna. Ihr Gemecker ist nur ein Ausdruck ihres Kummers. Sie werden Heimweh haben.«
»Das haben sie sicherlich, auch wenn sie es nicht zugeben. Ich habe Tim danach gefragt. Er verneinte es, wollte aber nicht weiter darüber reden.«
»Vielleicht gab es Spannungen zwischen Basti und Tim. Was meinst du?«
Anna zuckte mit den Schultern. »Toni, wenn wir fertig sind, mit dem Frühstück für die Hüttengäste und sie alle unterwegs sind, dann musst du ohnehin Holz hacken. Vielleicht kannst du Basti in ein Gespräch verwickeln.«
»Ich werd’s versuchen. Ich hoffe, dass er vorher seine selbst gewählte Isolation aufgibt und ausspuckt, was er auf dem Herzen hat.«
Anna überlegte kurz.
»Toni, vielleicht sollte man Tim und Jette doch in einer eigenen Kammer schlafen lassen? Nachher ist es doch eine Belastung für Franzi und Basti, wenn sie ihre Zimmer mit den beiden teilen müssen. Ich bin vielleicht zu sehr von mir ausgegangen. Früher fand ich es immer wunderbar, wenn eine Freundin zu Besuch kam und bei uns übernachtete. Großmutter hatte zwar Gästezimmer, die für Freunde und Verwandte bereitstanden. Aber ich wollte, dass meine Freundin bei mir im Zimmer schlief. Wir redeten und kicherten fast die ganze Nacht.«
Toni lächelte und erinnerte sich an seine Kindheit.
»Anna, ich kenne das von meiner Schwester und mir auch nicht anders. Trotzdem gibt es einen kleinen Unterschied. Das waren wirkliche Freunde, mit denen man viel zusammen war. Tim und Jette sind keine engen Freunde von Basti und Franzi.«
»Das stimmt, aber vielleicht werden sie es?«
Anna öffnete das Fenster und rief Sebastian einen guten Morgen zu. Auf ihre Frage, ob er noch ein Brot oder Kaffee haben wollte, schüttelte er nur den Kopf. Anna schloss das Fenster.
»Mei, hat der Junge eine Laune! Da wird ja die Milch sauer.«
»Dann machen wir Sauerrahm daraus«, lachte Toni.
Er versprach, später mit Sebastian zu reden.
Zwei Stunden später ging Toni mit zwei Gläsern Limonade hinter die Berghütte.
»So, die Hüttengäste sind fast alle unterwegs. Jetzt mache ich eine Pause und hacke Holz. Hier, ich habe dir auch einen Saft mitgebracht. Magst du?«
»Danke«, sagte Basti und griff nach dem Glas.
Sie nahmen beide einen großen Schluck.
Toni übte sich in Geduld. Basti setzte ein paarmal an, etwas zu sagen, schwieg dann aber doch.
»Mei, Basti, nun rede schon! Ich merke doch, dass du etwas auf dem Herzen hast.«
Basti wurde rot. Schnell trank er sein Glas bis auf einen kleinen Rest leer.
»Ich habe nicht so viel Glück, wie du, Toni«, sagte er mit leiser Stimme.
Toni runzelte die Stirn. »Wie soll ich das verstehen?«
Es dauerte wieder eine Weile, bis Basti antwortete. »Ich mag Jette. Aber ich denke, sie mag mich nicht.«
»Warum soll sie dich nicht mögen? Wie kommst du darauf?«
»Weil ich Lederhosen trage und ein Bauernbub bin. Die Jette ist ein richtig fesches Madl. Sie schaut aus wie Anna auf den Fotos, die Oma Zwirner mir gezeigt hat. Auf den alten Bildern von Anna, da hat sie auch so feine Sachen an.«
Toni musste alle Kraft aufbringen, um nicht laut zu lachen und damit Sebastians Gefühle zu verletzen.
»Du hast doch auch Lederhosen angehabt, als du Anna im Zug getroffen hast. Sie hat sich gleich in dich verliebt.«
»Aber sie wollte sich nicht verlieben, in den Naturburschen aus den Bergen. Da hat ihre Freundin Sue aus Frankfurt damals etwas nachgeholfen, Basti.«
»Ich weiß. Aber ich habe niemanden, der bei mir nachhilft«, klagte Sebastian.
»Jetzt redest du aber Unsinn, Basti! Du hast doch mich und Anna. Ich bin nicht nur dein Adoptivvater, ich bin vor allem dein Freund. Also, was kann ich unternehmen? Wie kann ich dir helfen? Mei, ich erinnere mich noch genau, wie das