Was kann Julian denn dafür?: Toni der Hüttenwirt Classic 50 – Heimatroman
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Liebe und Gefühle, nach Heimat und bodenständiger Natur bildet Kern und Botschaft dieser unvergleichlichen Romanserie.
Die kleine Franziska Bichler betrat die Küche durch die Hintertür. »Grüß dich, Franzi! Wie war's in der Schule! Bist alleine? Wo ist der Basti?« Franzi setzte sich an den Küchentisch. Sie nahm ihren Schulranzen nicht ab. Meta Baumberger hielt in ihrer Arbeit inne. Sie stellte die Pfanne mit den Rösti zur Seite und sah die kleine Franziska prüfend an. Das Mädchen, das zusammen mit ihrem Bruder bei Toni auf der Berghütte lebte, war ihr wie ein eigenes Enkelkind ans Herz gewachsen. »Hast Ärger gehabt in der Schule? Hast eine schlechte Note bekommen?« »Naa, Großmutter Meta!« Meta Baumberger ging einen Augenblick hinaus zu ihrem Mann. Xaver stand hinter dem Tresen und zapfte ein Bier. Die Wirtsstube des Wirtshauses und der Pension Baumberger war voll. »Mit der Franzi stimmt was net! Des Madl ist so seltsam. Du, ich glaube, des hat einen Kummer! Kannst du mich einen Augenblick in der Küche ablösen?«
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Buchvorschau
Was kann Julian denn dafür? - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Classic
– 50 –
Was kann Julian denn dafür?
Ein kleiner Junge sehnt sich so sehr nach einer Familie
Friederike von Buchner
Die kleine Franziska Bichler betrat die Küche durch die Hintertür.
»Grüß dich, Franzi! Wie war’s in der Schule! Bist alleine? Wo ist der Basti?«
Franzi setzte sich an den Küchentisch. Sie nahm ihren Schulranzen nicht ab.
Meta Baumberger hielt in ihrer Arbeit inne. Sie stellte die Pfanne mit den Rösti zur Seite und sah die kleine Franziska prüfend an. Das Mädchen, das zusammen mit ihrem Bruder bei Toni auf der Berghütte lebte, war ihr wie ein eigenes Enkelkind ans Herz gewachsen.
»Hast Ärger gehabt in der Schule? Hast eine schlechte Note bekommen?«
»Naa, Großmutter Meta!«
Meta Baumberger ging einen Augenblick hinaus zu ihrem Mann. Xaver stand hinter dem Tresen und zapfte ein Bier. Die Wirtsstube des Wirtshauses und der Pension Baumberger war voll.
»Mit der Franzi stimmt was net! Des Madl ist so seltsam. Du, ich glaube, des hat einen Kummer! Kannst du mich einen Augenblick in der Küche ablösen?«
»Des geht schon, Meta! Die meisten Gäste haben ihr Essen schon. Nur der Tisch dahinten wartet noch!«
Während Xaver sich um Rösti, Würstl und Sauerkraut kümmerte, setzte sich Meta Baumberger zu Franzi an den Tisch.
»Magst einen Schokoladenpudding?«
»Naa, ich hab’ keinen Hunger!«
»Mei, keinen Schokoladenpudding? Madl, du wirst doch net krank werden?«
Meta Baumberger legte ihre Hand auf die Stirn des Kindes.
»Fieber scheinst net zu haben.«
Meta legte den Arm um Franziska.
»So, Madl! Jetzt sagst mir, was los ist. Dich bedrückt doch etwas!«
Franziska lehnte den Kopf an die Schulter von Meta Baumberger.
»Ich hab’ mich mit dem Basti gestritten!«
»Mei, des ist alles? Des ist net schlimm! Weißt, der Toni, der hat sich auch oft mit seiner Schwester gestritten. Wenn die Ria mal wieder zu Besuch kommt, dann mußt dir des mal von ihr erzählen lassen.«
Meta Baumberger dachte einen Augenblick mit Wehmut an ihre Tochter Maria, die liebevoll Ria gerufen wurde. Sie hatte in die Stadt geheiratet und lebte dort jetzt glücklich mit ihrer Familie. Sicherlich waren Meta und Xaver Baumberger froh, daß ihr Madl glücklich war. Aber leider sahen sie sie nicht oft.
»Wenn der Sebastian später kommt, soll ich dann mal mit ihm reden?«
»Der kommt net! Der ist schon auf dem Weg rauf zur Oberländer Alm. Er nimmt den Fußweg.«
»Was du net sagst? Da muß es aber schlimm gewesen sein. Du willst mir nicht erzählen, warum ihr euch gestritten habt?«
Franziska schüttelte den Kopf.
Xaver Baumberger hatte das Essen serviert und kam zurück in die Küche.
»Des wird schon wieder, Franzi! Willst net doch was essen?«
»Naa!«
Franzi stand auf.
»Ich gehe dann auch! Mußt mich net rauf zur Oberländer Alm fahren. Ich will auch laufen!«
Meta Baumberger und ihr Mann wechselten Blicke.
»Nun gut! Dann lauf, Franzi! Aber nimm dir aus der Keksdose noch ein paar Süßigkeiten als Wegzehrung mit.«
Jetzt huschte ein kurzes Lächeln über Franzis Gesicht.
Das Mädchen stopfte sich die Taschen voll. Es umarmte zum Abschied Meta und Xaver.
»Ihr dürft dem Toni und der Anna net verraten, daß wir uns gestritten haben. Bitte!«
»Naa, des machen wir net! Nun, lauf schon und grüß’ uns Basti!«
Franziska eilte davon. Meta und Xaver traten ans Fenster der Wirtsstube, von dem sie die ganze Straße überblicken konnten. Der Milchpfad, der hinauf zu Oberländer Alm führte, zweigte auf der anderen Straßenseite ab. Etwas weiter oben, kurz vor der erste Kurve, begann der Fußweg, der an den Almen vorbei bis ganz hinaufführte.
Xaver sah den sorgenvollen Blick seiner Frau.
»Mach’ dir keine Gedanken, Meta! Des wird wieder! Es sind eben Kinder. Du weißt doch, wie des beim Toni und der Ria war. In einem Augenblick haben sie sich gestritten und im nächsten wieder versöhnt. Am besten, wir halten uns da raus!«
Meta Baumberger nickte.
Trotzdem rief sie Toni auf der Berghütte an und erzählte ihm, was vorgefallen war. Toni beunruhigte es zunächst nicht. Er tröstete seine Mutter und versprach ihr, sie sofort anzurufen, wenn die beiden angekommen wären.
Auch Anna machte sich keine Gedanken.
»Im Grunde verstehen sich die beiden gut, Toni! Deine Mutter macht sich bestimmt unnötige Sorgen! Wir sollten uns in den Geschwisterstreit auch nicht übermäßig einmischen.«
Toni stimmte seiner Frau zu.
Endlich kamen Sebastian und Franziska über das Geröllfeld. Sie liefen einträchtig nebeneinander her. Toni und Anna standen auf der Terrasse.
»Schön, daß ihr da seid! Großmutter Meta hat angerufen.«
»Was hat sie gesagt?« fragte Franziska sofort.
»Nur, daß ihr nicht mit dem Auto zur Oberländer Alm gebracht werden wolltet und es somit länger dauert, bis ihr da seid.«
»Wir haben Wiesenblumen und Kräuter gesammelt für die Schule.«
Sebastian hielt Anna einen Strauß hin.
»Die lege ich jetzt in ein altes Telefonbuch und tue Steine drauf legen. Die Lehrerin hat gesagt, daß sie dann schön glatt werden.«
Toni rieb sich das Kinn.
»Wir haben aber hier kein altes Telefonbuch auf der Berghütte. Aber redet mal mit dem Alois. Der hat einige alte Bücher. Vielleicht könnt ihr die benutzen.«
Die Kinder nickten und gingen hinein.
Nach einiger Zeit kamen sie in die Küche. Anna hatte ihnen den Tisch gedeckt. Sie setzten sich.
»Willst du deine Sonnenbrille nicht abnehmen, Basti?«
»Naa! Sonnenbrillen sind modern!« brummte Sebastian.
Anna schmunzelte. Sebastian kommt in die Pubertät, da suchen Kinder ihren eigenen Stil, dachte sie. Anna entschied, nichts weiter zu sagen. Die Kinder aßen. Da sie nicht wie sonst bei Tonis Eltern zu Mittag gegessen hatten, waren sie sehr hungrig.
Anschließend verschwanden sie in ihren Zimmern. Sie wollten ihre Hausaufgaben machen.
»Die Kinder sind heute sehr still, Toni. Ich bin doch etwas beunruhigt.«
Toni nahm seine Anna liebevoll in den Arm. Er küßte sie.
»Anna, meine Anna! Du bist den beiden eine gute Mutter.«
»Und du ein guter Vater, auch wenn sie nicht unsere leiblichen Kinder sind. Es macht mich krank, wenn ich denke, daß sie etwas bedrückt.«
»Das verstehe ich, liebe Anna!«
Toni gab Anna noch einen Kuß.
»Du mußt dich nicht sorgen! Die beiden haben Vertrauen in uns. Wenn sie einen Kummer hätten, dann würden sie schon mit uns reden. Vielleicht wollen sie jetzt noch nicht darüber reden. Da ist es sinnlos, zu fragen. Ich erinnere mich noch gut, wie es bei mir und Ria gewesen ist. Basti und Franzi werden größer. Sie versuchen erst einmal alleine klarzukommen. Das ist doch gut.«
»Ja, sie werden größer! Basti spielt im Augenblick wohl den ganz Coolen, wie man modern sagt. Er läuft mit Sonnenbrille rum.«
Toni schmunzelte.
»Laß ihn! Diese Phase geht auch wieder vorbei.«
Toni und Anna widmeten sich wieder den Hüttengästen. Es war ein wunderschöner Sommertag. Es war in den Bergen nicht zu heiß, aber in der Höhe auch nicht zu kühl. Kurz, es herrschte ideales Wanderwetter.
Der Nachmittag verging. Es war schon früher Abend, als Toni und Anna auffiel, daß sich die Kinder nicht sehen ließen. Toni ging nachschauen. Die Zimmertüren standen offen. Mitten in dem kleinen Flur zwischen den beiden Türen hatte sich Bello niedergelassen. Zwischen den Pfoten des jungen Neufundländerrüden lag der rote Ball.
»Na, Bello! Wollen sie heut net mit dir spielen?«
Bello hob nicht den Kopf.
Toni ging in die Hocke und kraulte dem Hund das Fell.
»Mir scheint, du schmollst! Ist es langweilig für dich? Später muß ich noch mal runter zur Oberländer Alm. Bei dem Trubel verbraucht die Anna in der Küche mehr als sonst. Da kommst mit.«
Toni stieg über Bello hinweg, der sich keinen Millimeter bewegte.
»Nun, was ist? Hast so viel Hausaufgaben, Basti?«
Sebastian lag auf seinem Bett und las. Er schaute nicht auf.
»Die Aufgaben habe ich schon längst fertig! Sie liegen auf dem Tisch, wenn du sie mal nachsehen willst.«
»Des muß ich net! Ich weiß, daß du dir immer große Mühe gibst.«
Toni steckte seine Hände in die Hosentaschen und dachte nach. Er betrachtete Basti, wie er mit Sonnenbrille auf dem Bett lag und las.
»Ist des Buch spannend?«
»Ja!« kam die einsilbig Antwort.
Toni verstand, Sebastian wollte nicht gestört werden.