Duell am Berg: Toni der Hüttenwirt Classic 32 – Heimatroman
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Liebe und Gefühle, nach Heimat und bodenständiger Natur bildet Kern und Botschaft dieser unvergleichlichen Romanserie.
Bürgermeister Fritz Fellbacher steuerte seinen Geländewagen den Milchpfad hinauf. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht, lagen die Almen mit ihren Almhütten am Weg. Die großen, metallenen Milchkannen glänzten in der Sonne. Ein lauer Wind wehte von den Berggipfeln herunter. Fritz Fellbacher hielt an und stieg aus. Er stellte sich einen Augenblick neben sein Auto und ließ den Blick schweifen. Wie schön es doch hier ist! Stolz sah er in die Runde. Am Morgen hatte er wichtigen Besuch empfangen. Eine bekannte Filmgesellschaft hatte sein schönes, sein liebliches Waldkogel ausersehen, um einen Bergfilm zu drehen. Verschiedene Orte waren in die engere Wahl gekommen, aber schließlich hatte Waldkogel gesiegt. ›Waldkogel, die Berge, der Waldsee – einfach alles – wären die perfekte Kulisse! ‹ schwärmten Regisseur und Produzent. Mit strahlendem Lächeln erinnerte sich Fellbacher an diesen Satz. Waldkogel würde bekannt und berühmt werden. Der Bürgermeister hatte sich viel vorgenommen. Er wollte, daß die Waldkogeler den Aufenthalt des Filmteams so angenehm wie nur irgendmöglich machen. Dazu plante er Verschiedenes. Der Milchwagen, der von Alm zu Alm fuhr, um die vollen Milchkannen zu holen und die leeren Kannen zurückzubringen, hielt hinter Fellbachers Auto. »Ich fahre gleich weiter«
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Buchvorschau
Duell am Berg - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Classic
– 32 –
Duell am Berg
Aus Spiel wird Ernst
Friederike von Buchner
Bürgermeister Fritz Fellbacher steuerte seinen Geländewagen den Milchpfad hinauf. Wie an einer Perlenschnur aufgereiht, lagen die Almen mit ihren Almhütten am Weg. Die großen, metallenen Milchkannen glänzten in der Sonne. Ein lauer Wind wehte von den Berggipfeln herunter. Fritz Fellbacher hielt an und stieg aus. Er stellte sich einen Augenblick neben sein Auto und ließ den Blick schweifen. Wie schön es doch hier ist! Stolz sah er in die Runde. Am Morgen hatte er wichtigen Besuch empfangen. Eine bekannte Filmgesellschaft hatte sein schönes, sein liebliches Waldkogel ausersehen, um einen Bergfilm zu drehen. Verschiedene Orte waren in die engere Wahl gekommen, aber schließlich hatte Waldkogel gesiegt.
›Waldkogel, die Berge, der Waldsee – einfach alles – wären die perfekte Kulisse!‹ schwärmten Regisseur und Produzent.
Mit strahlendem Lächeln erinnerte sich Fellbacher an diesen Satz. Waldkogel würde bekannt und berühmt werden. Der Bürgermeister hatte sich viel vorgenommen. Er wollte, daß die Waldkogeler den Aufenthalt des Filmteams so angenehm wie nur irgendmöglich machen. Dazu plante er Verschiedenes.
Der Milchwagen, der von Alm zu Alm fuhr, um die vollen Milchkannen zu holen und die leeren Kannen zurückzubringen, hielt hinter Fellbachers Auto.
»Ich fahre gleich weiter«, rief Fellbacher und sprang ins Auto.
Der Milchpfad führte von Waldkogel herauf, er endete bei der Oberländer Alm. Von dort aus konnte man nur noch zu Fuß weiterkommen. Der schmale Bergpfad führte hinauf zur Berghütte, die von Toni und seiner Frau Anna bewirtschaftet wurde. Kam jemand mit dem Auto bis zur Oberländer Alm herauf, dann erlaubten Hilda und Wenzel, das Fahrzeug neben der Almhütte zu parken. Sie verlangten keine Parkgebühren. Viel wichtiger war ihnen ein kleiner Schwatz.
»Mei, der Bürgermeister!« rief der alte Wenzel freudig. »Hilda, komm schnell! Laß den Käs’ Käs’ sein. Den kannst nachher noch fertig machen. Da ist hoher Besuch gekommen. Der Fritz ist da! Der Fritz Fellbacher! Unser Bürgermeister!«
Fritz Fellbacher ging lachend auf Wenzel Oberländer zu.
»Grüß Gott, Wenzel! Mußt net so ein Aufhebens machen. Tust ja gerade so, als käme wer weiß wer hier vorbei. Ich bin’s doch nur!«
»Grüß dich, Fritz! Aber selten genug ist des schon, daß du uns besuchen tust. Des ist dann schon ein kleines Ereignis. Setz dich einen Augenblick zu uns.«
Hildegard Oberländer, von allen seit ihrer Kindheit Hilda gerufen, kam aus der Almhütte. Sie trocknete sich die nassen Hände an der Arbeitsschürze ab. Freudig begrüßte sie den gewählten örtlichen Vertreter.
»Willst ein gutes Glas von unserer Milch?«
»Da tue ich net Nein sagen!«
»Was führt dich zu uns? Willst sehen, ob wir des noch schaffen tun mit der Sennerei?«
»Naa, Wenzel! Wie kannst nur so was denken! Ich will was ganz anderes mit euch bereden.«
Hilda und Wenzel schauten den Bürgermeister neugierig an.
»Des muß ja was richtig Wichtiges sein, daß du persönlich zu uns raufgekommen bist!« bemerkte der alte Wenzel.
»Ich bin eigentlich auf dem Weg zum Toni. Aber da ist mir gerade eine Idee gekommen.«
Dann erzählte der Bürgermeister, daß in Waldkogel ein Bergfilm gedreht werden wird. Er wollte dem ganzen Filmteam das Leben in den Bergen nahe bringen. Dazu wollte er alle auf die Oberländer Alm bringen und ihnen die schöne alte Almhütte, das Leben und das Arbeiten dort zeigen. Hilda und Wenzel Oberländer hatten ihre Almhütte nie modernisiert. Vergaß man für einen Augenblick die Autos, die neben der Almhütte parkten und die bunten Markierungen in den Ohren der Kühe, dann konnte man sich weit in der Zeit zurückversetzt fühlen. Fritz Fellbacher saß noch eine Weile bei dem Ehepaar. Er genoß die Ruhe und die besondere, so wohltuende Schlichtheit des Daseins, das diese beiden liebenswerten, alten Menschen lebten.
»Es hilft nix! Ich würde noch gerne ein bissel bleiben. Aber ich muß dringend rauf zum Toni und der Anna. Es ist net gerade um die Ecke. Außerdem will ich heute noch zurück.«
»Warum hast net mit dem Leo geredet? Der hätte dich bestimmt mit dem Hubschrauber raufgeflogen. Der fliegt auf seinen Übungsflügen oft beim Toni vorbei. Da bringt er ihm auch das Bier rauf auf die Berghütte. Dann hätte er, statt Bier, den Bürgermeister abgeliefert«, grinste Wenzel.
»Den Leo, den wollte ich damit net behelligen. Außerdem könnte mir des als Vorteilsnahme im Amt ausgelegt werden, wenn ich mich rauffliegen lasse. Da weiß man nie, wie des innerhalb der Politik aufgenommen wird.«
Fritz Fellbacher lachte und schlug sich mit beiden Händen auf den Bauch.
»So ein Aufstieg, der ist auch dagegen gut. Ich bin die Tage bei unserem Doktor gewesen. Der meinte, ich hätte zuviel zugelegt. Des kommt davon, daß ich so viel im Amt rumsitzen tue. Unser guter Martin hat mir mehr Bewegung verordnet.«
»Der Martin ist ein guter Doktor«, lobte ihn Hilde. »Außerdem ist er einer von uns. Des ist schon was anderes, wenn man einen Doktor hat, der hier geboren und aufgewachsen ist. Der kann seine Patienten besser verstehen. Der weiß, wie des ist mit der Arbeit auf den Höfen und den Almen. Ja, ja, wie die Zeit vergeht! Ich kann mich noch gut an den kleinen Martin erinnern. Ein lieber Bub war er. Heut’ hängt ein Schild draußen: Doktor Martin Engler. Wer hätte das gedacht!«
Hilda Oberländer schwelgte in Erinnerungen. Der Bürgermeister verabschiedete sich und schlug den Weg in Richtung Berghütte ein.
Er war kaum außerhalb der Hörweite, da flüsterte Wenzel seiner Hilda zu.
»Was meinst, hoffentlich ist nix mit den Bichler Kindern. Der Fritz hat net erzählt, warum er rauf will zum Toni und der Anna.«
»Des stimmt! Gesagt hat er nix! Da müssen wir uns gedulden. Morgen früh kommt der Toni ja mit den Kindern runter. Da fragen wir ihn. Vielleicht hat es auch was mit dem Filmteam zu tun. Hast schon drüber nachgedacht, ob wir denen unsere Alm zeigen, Wenzel?«
»Ja, des ist so eine Sache. Auf der einen Seit’ können wir die
Bitte von dem Fritz net abschlagen. Aber andererseits gibt des auch viel Unruh’. Du weißt, wie ich darüber denken tue.«
Wenzel Oberländer zog an seiner Pfeife.
»Des müssen wir ja net heute entscheiden, Hilda. Wir werden mal drüber schlafen. Dann tun wir morgen noch mal drüber reden.«
»Ja, so machen wir des, Wenzel.«
Hilda Oberländer widmete sich weiter der Käseherstellung, und Wenzel ging zu den Kühen.
*
Etwas außer Atem kam Fritz Fellbacher auf der Berghütte an. Toni war hinter der Berghütte und hackte Holz. Anna war beim Hefekuchenbacken und schichtete die Apfelscheiben auf den Teig. Der alte Alois saß mit den Bichler Kindern am Kamin und erzählte ihnen schöne Berggeschichten aus seiner Jugend. Er schickte Sebastian los, um Toni zu holen.
»Grüß dich, Fellbacher!«
»Grüß Gott, Toni!«
Sie setzten sich an einen Tisch. Anna kam bald hinzu. Sie brachte Kaffee und Kuchen.
»So eine Stärkung kann ich gebrauchen. Ich hatte fast vergessen, wie anstrengend der Weg doch zu euch herauf ist.«
»Bist nur nimmer so durchtrainiert, Fellbacher«, bemerkte Toni. »Mußt uns öfter besuchen.«
»Des stimmt! Aber der Papierkram im Amt, der läßt mir wenig Zeit. Aber ich will net jammern. Es tut alles gut laufen in Waldkogel. Es ist sogar besser, als ich es mir jemals hab’ vorstellen können.«
Voller Begeisterung erzählte Fellbacher von dem Gespräch am Morgen. Er war stolz, daß sein Waldkogel ausgewählt worden war. Dem Ort wurde gegenüber den anderen beiden Ortschaften der Vorzug gegeben, weil in Waldkogel alles noch unverfälscht sei, wie die Leute vom Film gesagt hatten.
»Des klingt gut, Fellbacher. Meinen Glückwunsch!«
»Ja und es gibt noch mehr zu berichten.«
Toni und Anna erfuhren, daß Bewohner von Waldkogel im Film mitspielen konnten. Fellbacher hatte auch eine Zusammenfassung des Drehbuchs bekommen. Es wurden viele Darsteller gesucht. Es sollten junge Männer sein, die auch klettern konnten. Fellbacher hatte dabei an Toni gedacht. Aber Antonius Baumberger, von allen Toni gerufen, wehrte sofort ab. Das kam für ihn nicht in Frage. Er war Hüttenwirt und wollte weder ein Nebendarsteller sein, noch ein Statist und schon gar nicht als
Stuntman arbeiten. Fellbacher war enttäuscht.
»Als Stuntman kannst doch in einigen Szenen den Berg erklimmen. Man tut dich ja nur von weitem sehen. Tust die selben Klamotten an haben wie die Schauspieler. Die können eben mal nicht klettern. Da wird im Film etwas geschnitten, zwischen Nahaufnahmen und Weitaufnahmen.«
Fellbacher erklärte Toni ausführlich, wie der Regisseur sich die einzelnen Szenen vorstellte. Aber Toni blieb ablehnend. Er sei Hüttenwirt und sonst nichts. Außerdem seien ihm die Filmleute net geheuer.
»Wenn ich schon mal dann und wann einen Film schaue, dann denke ich immer, daß viele Filme des Leben in den Bergen nur ganz, wirklich ganz oberflächlich zeigen. Die müßten nach meiner Meinung alle erstmal ein paar Wochen in den Bergen auf einem Bauernhof oder auf einer