Kleine Engel ohne Heimat: Toni der Hüttenwirt Classic 25 – Heimatroman
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Liebe und Gefühle, nach Heimat und bodenständiger Natur bildet Kern und Botschaft dieser unvergleichlichen Romanserie.
Der alte Alois war ziemlich verärgert. Zornig warf er die Zeitung auf den Tisch auf der Terrasse vor der Berghütte. »So ein Schmarrn!« brummte er. »So ein Schmarrn! Mei, sind die alle deppert? Haben die alle Stroh im Hirn?« Antonius Baumberger, von jedermann seit seiner Kindheit nur Toni gerufen, kam mit einem leeren Holzkorb aus der Berghütte. »Mei, Alois, was tust so schimpfen? Es ist doch so ein herrlicher Tag heute. Hast schlechte Laune?« »Naa, schlechte Laune hab i' net. Schlechte Laune, des hat's nie bei mir gegeben und des wird's auch net geben. Aber über so einen Schmarrn, da kann ich schon mal richtig zornig werden. Des sind doch alles Schmierfinken, diese Zeitungsschreiber, allesamt zusammen! Wenn ich einmal einen von denen in die Finger bekomm', dann werde ich dem schon zeigen, was Sache ist. Des gehört verboten von der hohen Obrigkeit! Dagegen müßte es Gesetze geben!« Toni schmunzelte. »Tust dich wieder über die Politiker aufregen?«
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Buchvorschau
Kleine Engel ohne Heimat - Friederike von Buchner
Leseprobe:
Wer hat das viele Geld?
LeseprobeMit dem Bergpfarrer hat der bekannte Heimatromanautor Toni Waidacher einen wahrhaft unverwechselbaren Charakter geschaffen. Die Romanserie läuft seit über 10 Jahren, hat sich in ihren Themen stets weiterentwickelt und ist interessant für Jung und Alt! Unter anderem gingen auch mehrere Spielfilme im ZDF mit Millionen Zuschauern daraus hervor. Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. Der Bergpfarrer
wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern. Toni Waidacher versteht es meisterhaft, die Welt um seinen Bergpfarrer herum lebendig, eben lebenswirklich zu gestalten. Er vermittelt heimatliche Gefühle, Sinn, Orientierung, Bodenständigkeit. Zugleich ist er ein Genie der Vielseitigkeit, wovon seine bereits weit über 400 Romane zeugen. In Spannungsreihen wie Irrlicht
und Gaslicht
erzählt er von überrealen Phänomenen, markiert er als Suchender Diesseits und Jenseits mit bewundernswerter Eleganz.
Toni der Hüttenwirt Classic
– 25 –
Kleine Engel ohne Heimat
Noch verstehen sie nicht, was ihnen widerfahren ist...
Friederike von Buchner
Der alte Alois war ziemlich verärgert. Zornig warf er die Zeitung auf den Tisch auf der Terrasse vor der Berghütte.
»So ein Schmarrn!« brummte er. »So ein Schmarrn! Mei, sind die alle deppert? Haben die alle Stroh im Hirn?«
Antonius Baumberger, von jedermann seit seiner Kindheit nur Toni gerufen, kam mit einem leeren Holzkorb aus der Berghütte.
»Mei, Alois, was tust so schimpfen? Es ist doch so ein herrlicher Tag heute. Hast schlechte Laune?«
»Naa, schlechte Laune hab i’ net. Schlechte Laune, des hat’s nie bei mir gegeben und des wird’s auch net geben. Aber über so einen Schmarrn, da kann ich schon mal richtig zornig werden. Des sind doch alles Schmierfinken, diese Zeitungsschreiber, allesamt zusammen! Wenn ich einmal einen von denen in die Finger bekomm’, dann werde ich dem schon zeigen, was Sache ist. Des gehört verboten von der hohen Obrigkeit! Dagegen müßte es Gesetze geben!«
Toni schmunzelte.
»Tust dich wieder über die Politiker aufregen?«
»Naa, über die rege ich mich net auf. Schon lang net mehr. Außerdem ist gegen den Fritz Fellbacher nix zu sagen. Des ist ein guter Bürgermeister. Er ist der einzige Politiker, den ich kenne.«
Der alte Hüttenwirt, von dem Toni und seine Frau Anna die Berghütte übernommen hatten, ging an Toni vorbei. Das Gehen fiel dem alten Mann manchmal sehr schwer, besonders wenn er lange gesessen hatte. Er stützte sich auf seinen Stock.
»I’ brauch’ jetzt einen Hochprozentigen«, murmelte Alois.
Toni stellte den Holzkorb ab und folgte Alois.
»Da trinke ich einen mit. Doch jetzt sage mir doch, was dich so aufgebracht hat.«
Toni schenkte zwei Obstler ein.
»Diese depperten Schreiberlinge, die schreiben, die Berge, die wären alle in Gefahr. Lebensgefährlich wäre des, in die Berge zu gehen. So ein Unsinn, Toni! Da tust mir doch zustimmen?«
»Wo steht das denn?«
»Mei, in der Zeitung! Gleich auf der ersten Seite!«
Anna kam aus der Küche.
»Der Wenzel und die Hilda, die haben sich auch darüber aufgeregt. Aber nicht nur sie. Einige Almbauern wollen sich zusammentun und mit dem Fellbacher sprechen. Sie verlangen, daß eine Gegendarstellung gebracht wird. Jedenfalls redet der Wenzel seit Tagen von nichts anderem mehr. Die arme Hilda ist schon ganz genervt.«
Toni lächelte.
»Du kennst doch die Leute hier, Anna. Die werden sich schon wieder beruhigen. Um was geht’s denn eigentlich?«
»Des mußt selber lesen, Toni! Des sollt’ verboten werden!«
Toni holte die Zeitung, die Anna von der Oberländer Alm mit heraufgebracht hatte, als sie am frühen Morgen die frische Milch geholte hatte. Einmal in der Woche brachte Tonis Vater alle Zeitungen hinauf auf die Oberländer Alm. Wenzel und Hilda lasen sie und gaben sie dann Toni oder Anna mit auf die Berghütte. Es war nicht bedeutsam, daß die Zeitungen schon älter waren.
Toni überflog die Schlagzeile. Dann setzte er sich an den Kamin in der Berghütte und las Wort für Wort.
»Alois, des is wirklich ein echter Schmarrn.«
»Sag ich doch!«
Anna beugte sich über Tonis Schulter und las mit. Als Toni fertig war, faltete er die Zeitung zusammen.
»Da können ja die Gäste ausbleiben. Das ist richtiges Sensationsgeschreibsel! Die machen den Touristen ja richtig Angst«, wetterte jetzt auch Toni.
»Das muß nicht so sein, wie es da steht. Ihr wißt doch, daß die Zeitungen im Sommer immer irgendein Thema aufgreifen, um das sogenannte Sommerloch zu füllen. Das wird dann ein paar Wochen rauf und runter gekocht und dann versinkt es wieder im Archiv. Ich denke nicht, daß der Artikel jemanden davon abhalten wird, in die Berge zu fahren, wenn er die Berge wirklich liebt. Die anderen, die sollen bleiben, wo sie sind!« versuchte Anna die beiden zu beruhigen. »So etwas hat es schon immer gegeben. Jeder, der in den Bergen lebt, weiß das. Und? Die Berge stehen immer noch, seit Tausenden von Jahren. Es wird sie auch noch länger geben. Die tun ja gerade so, als würden sie zusammenbrechen!«
»Der Fellbacher sollte wirklich etwas dagegen tun oder das Fremdenverkehrsamt. Wenn ein Fremder des lesen tut, der könnte ja denken, daß des lebensgefährlich is’, noch einen einzigen Fuß in die Berge zu setzen.«
Alois und Toni saßen noch eine ganze Weile am Kamin und redeten. Alois erinnerte sich an viele Veränderungen in den Bergen, die er im Laufe seines Lebens erlebt hatte. Es gab immer Steinschläge, Schneelawinen oder Schlammlawinen. Ganze Hänge waren schon abgerutscht. Aber jeder Bergler konnte damit umgehen.
»Das kommt alles nur davon, wenn die Leute keinen Respekt mehr vor den Bergen haben«, bemerkte der alte Alois etwas bitter. »Die Natur hat ihre eigenen Gesetze. Wir Menschen sind nur kleine Lichter, die sich fügen müssen. Wenn wir uns da net einordnen tun, dann bekommen wir des irgendwann zu spüren. Alles in der Natur hat seine Ordnung. Des war schon immer so und so wird des immer bleiben. Nur denken die Menschen heute, sie könnten es schaffen, diese Ordnung zu überlisten. Aber des wird sich bös rächen. Keiner sollte dem Herrgott ins Handwerk pfuschen!«
Dann erzählte er von den ungeschriebenen Gesetzen seiner Jugend. Nie wurde ein ganzer Hang abgeholzt. Es wurde auch im Sommer kein Holz geschlagen, sondern nur im Winter. Heute war das anders. Da wurde zu jeder Jahreszeit abgeholzt, ohne Rücksicht auf die Natur. Damals wurden in einem Wald nur bestimmte Bäume geschlagen und dann sofort wieder aufgeforstet. Es hat auch viel mehr Mischwälder gegeben, erzählte Alois. Er war auch beunruhigt, daß immer mehr Flächen nicht mehr aufgeforstet wurden und die Zugereisten ihre Wochenendhäuser die Hänge hinauf bauten. So gesehen hatte die Zeitung nicht ganz so unrecht. Die Menschen lebten heute oft nicht mehr mit der Natur, sondern gegen die Natur.
»Du hast es richtig gemacht, Toni! Du hast dich dagegen gewehrt, daß hier herauf auf die Berghütte eine breite Straße gebaut wurde. Ich habe des damals schon nicht gewollt. Da hätte auch wieder ein Stück Wald dran glauben müssen.«
»Die Natur, die läßt sich nicht einfach so kaputtmachen«, sagte Toni.
»Das geht alles eine Zeitlang. Aber dann schlägt der Berg zurück. In letzter Zeit ist es schlimmer geworden. Das muß man zugeben. Fast nach jedem größeren Regen rutscht irgendwo ein Hang ab. Trotzdem ist der Zeitungsartikel übertrieben.«
Um Alois zu beruhigen, versprach Toni bei seinem nächsten Besuch drunten in Waldkogel den Bürgermeister Fritz Fellbacher darauf anzusprechen.
Toni ging hinter die Berghütte und hackte Holz, wie er das jeden Tag tat. Dabei mußte er immer wieder an den Artikel denken. Er nahm sich vor, mit seinem Freund Leo zu sprechen. Leo war bei der Bergwacht und flog auch Hubschrauber. Er hatte ständig den Überblick über die Veränderungen in den Bergen. War es wirklich so schlimm? Gab es wirklich so viele bedrohliche Erdrisse und Lockerungen an den Hängen? Leo konnte Toni dazu bestimmt etwas sagen. Bis dorthin wollte sich Toni nicht weiter beunruhigen. Er hatte Respekt vor den Bergen und stimmte Alois zu, daß viel Schaden auf leichtfertigen Umgang mit der Natur zurückging.
*
»Grüß dich, Christian! Bist ja schon lange net mehr hiergewesen.«
»Des stimmt! Aber auf dem Amt, da braucht man keine Wanderschuhe!«
»Damit hast auch wieder recht. Heißt des, daß du Wanderschuhe kaufen willst?«
»Ja, ich gehe für ein paar Wochen nach Waldkogel. Weißt, ich bin wie es so schön heißt: Forstbeamter. Ich bin aber im Wald glücklicher als auf der Amtsstube in der Forstverwaltung. Aber die Arbeit muß dort auch gemacht werden. Ich bin froh, daß ich mal wieder praktische Arbeit im Wald machen kann. Meinen Urlaub, den habe ich gleich